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Pierre Corneille 6 Juni 1606 in Rouen 1 Oktober 1684 in Paris war ein franzosischer Autor der vor allem als Dramatiker aktiv war Im europaischen Massstab gesehen gehort er mit seinem gesamten Schaffen dem Zeitalter des Barock an Er gilt neben Moliere und Jean Racine als einer der grossen Theaterautoren der franzosischen Klassik Pierre Corneille Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Schaffen 1 1 Jugend und literarische Anfange 1 2 Der Weg nach oben 1 3 Der Durchbruch mit Le Cid 1 4 Die grossen Tragodien 1 5 Die Zeit der Fronde 1 6 Ein neuer Anfang in Paris 1 7 Der langsame Niedergang ohne Abstieg 1 8 Die letzten Jahre 1 9 Nachwirkung 1 10 Die Corneille Moliere Kontroverse 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Schaffen Bearbeiten nbsp Pierre CorneilleJugend und literarische Anfange Bearbeiten Corneille wuchs als erstes von sechs Kindern eines wohlhabenden koniglichen Jagd und Fischereiaufsehers in Rouen auf wo er auch das Jesuitenkolleg besuchte und anschliessend Jura studierte Mit 18 Jahren erhielt er die Zulassung als Anwalt im Praktikantenstatus am Parlement von Rouen dem hochsten Gericht der Normandie Als er 22 Jahre alt war 1628 kaufte ihm sein Vater zwei kleinere Richteramter davon eines am Parlement Sein eigentlicher Ehrgeiz galt jedoch schon seit der Schulzeit dem Verfassen von Gedichten auch auf Lateinisch und von Stucken Als 1629 der bekannte Schauspieler Mondory mit seiner Wandertruppe in Rouen gastierte bot Corneille ihm seine Komodie Melite an die er spatestens im Vorjahr vielleicht schon 1625 verfasst hatte Dieses Verwirrspiel um sechs junge Leute die sich schliesslich zu drei Paaren zusammenfinden wurde im Winter 1629 1630 mit Erfolg in Paris inszeniert und half Mondory sich dort mit einem neuen Theater dem Theatre du Marais zu etablieren In den folgenden Jahren schrieb Corneille fur das Marais zahlreiche Stucke Das erste war die Tragikomodie Clitandre Ou l innocence persecutee Clitandre oder die verfolgte Unschuld 1631 ein kompliziertes Stuck um Liebe Eifersucht Hass Mordversuche Verwechselungen und den Zorn eines Fursten der den Titelhelden einen Hofling als vermeintlichen Verrater verurteilt aber dann begnadigt Mit Clitandre bezieht sich Corneille zum ersten Mal wenngleich nur vage auf zeitgenossische Ereignisse namlich den Prozess gegen den Anti Richelieu Verschworer Marillac Clitandre war auch das erste Stuck das er drucken liess wobei er unter dem Titel Melanges poetiques eine Auswahl seiner bis dahin verfassten Gedichte anhangte Es folgten die Komodien La Veuve Die Witwe 1633 La Galerie du Palais Der grosse Saal des Justiz Palastes 1634 La Suivante Die Gesellschafterin 1634 und La Place Royale Der Konigsplatz 1634 einer Komodie in der Corneille mit der Bindungsstorung des Protagonisten Alidor ein eigenes Problem zu gestalten scheint das vielleicht durch seine enttauschte Jugendliebe zu einer gewissen Catherine Hue verstarkt worden war Diese fruhen Stucke gelten heute als zwar weniger bedeutende Jugendwerke wirkten damals aber neuartig denn sie schienen trotz ihrer konventionellen Aufmachung die zeitgenossische Gesellschaft zu spiegeln und spielten meist auch explizit in Paris Entsprechend hatten sie passablen bis grossen La Galerie sogar sehr grossen Erfolg und verschafften Corneille fruh den Status eines anerkannten Autors Zwar lebte er nach wie vor in Rouen wo er auch seine Amter ausubte doch hatte er bei seinen haufigen Paris Besuchen Kontakt zu Literatenkreisen und Salons erhalten unter anderem zu Marquise de Rambouillet Als geistreicher Unterhalter galt Corneille dort zwar nicht und auch effektvoll aus seinen Stucken vorzulesen lag ihm wenig doch schatzte man die Gelegenheitsgedichte die er zu diesem oder jenem geselligen Anlass beisteuerte 1633 betatigte er sich erstmals als Panegyriker ein heute wenig bekannter Aspekt seines Schaffens Im Auftrag des Bischofs von Rouen verfasste er ein Begrussungs und Lobgedicht anlasslich eines Besuchs von Konig Ludwig XIII und Richelieu 1634 nach dem grossen Erfolg der Tragodie Sophonisbe von Jean Mairet versuchte sich auch Corneille vorerst wenig uberzeugend in dieser Gattung mit Medee Medea aufgefuhrt 1635 seinem ersten Stuck mit einem Stoff aus der Antike Der Weg nach oben Bearbeiten 1635 wurde er unter anderem zusammen mit dem etwas jungeren Jean Rotrou Mitglied einer Gruppe von funf Autoren im Dienst Richelieus der das Theater zu einem Ort der politischen Propaganda fur eine Starkung der absoluten Monarchie zu machen versuchte Nach zwei gemeinsam verfassten Stucken stellte Corneille seine Mitarbeit zwar ein erhielt jedoch die ihm gewahrte Jahresgage Pension von 1500 Francs etwa dem was eine bescheidene Person samt einem Domestiken brauchte bis zu Richelieus Tod 1642 Ebenfalls ab 1635 befasste Corneille sich offenbar mit spanischer Literatur Einerseits hatte sein Konkurrent und Kollege Jean Rotrou kurz zuvor begonnen spanische Stucke fur das franzosische Theater umzuschreiben Andererseits erhielt Spanien mit dem Beginn des jahrzehntelangen franzosisch spanischen Krieges auch ein politisches Interesse Im Winter 1635 1636 brachte Corneille erneut sehr erfolgreich L Illusion comique heraus eine Komodie in der er das beliebte barocke Motiv des Theaters im Theater verarbeitet und zugleich ganz im Sinne seines Dienstherrn Richelieu fur die Aufwertung des Schauspielerberufes wirbt Innerhalb einer marchenhaften Rahmenhandlung spielen in L Illusion weitere erst im Nachhinein als blosses Theater erkennbare Handlungen worin unter anderem der prahlerische Haudegen Matamoro sich als Feigling erweist und die von ihm umworbene Frau an seinen Gefolgsmann Clindor verliert L Illusion ist das letzte Stuck in dem Corneille die Lehre von den drei Einheiten des Ortes der Zeit und der Handlung ignoriert die in Pariser Literatenkreisen gerade lebhaft diskutiert wurde Der Durchbruch mit Le Cid Bearbeiten nbsp Wappen von Corneille aus dem Jahr 1637Nachdem im Sommer 1636 die Spanier die Grenz und Festungsstadt Corbie erobert aber nach langem Ringen wieder verloren hatten stellte Corneille im Spatherbst eine Tragikomodie fertig die Bezuge auf diesen Kampf zu enthalten scheint Le Cid welches er Marie Madeleine de Vignerot widmete einer Nichte Richelieus die ihn gefordert hatte Die Auffuhrung des Stucks gegen Ende des Jahres war Corneilles endgultiger Durchbruch Das Stuck gilt als Beginn der hohen Zeit des Theaters der Klassik Die Handlung des Cid spielt im Spanien des 11 Jahrhunderts und fusst auf dem Stuck Las Mocedades del Cid von Guillen de Castro aus dem Jahr 1618 worin die Heldentaten des jugendlichen Cid des mittelalterlichen spanischen Nationalhelden geschildert werden Die Handlung ist ein klassisches Beispiel fur den Konflikt zwischen Liebe und Pflicht der sich beim verlobten adeligen Paar Rodrigue und Chimene manifestiert Rodrigue muss den Geboten der Familienehre gehorchend den Vater seiner Verlobten zum Duell fordern weil der seinen eigenen schon altlichen Vater durch eine Ohrfeige beleidigt hat Chimene dagegen muss nachdem Rodrigue ihren Vater in dem Duell getotet hat beim Konig die Todesstrafe gegen ihn fordern Rodrigue wird jedoch nach einigem Hin und Her vom Konig im Sinne der Staatsrason begnadigt und aufs Neue mit Chimene verlobt Der Grund dafur ist dass er sich inzwischen um das Vaterland verdient gemacht hat indem er als Feldherr das Heer der Mauren vor Sevilla geschlagen hat Die Entscheidung des Konigs wird allerdings auch als moralisch richtig bestatigt dadurch dass Chimene sich zu ihrer Liebe bekennt als sie einen Augenblick lang irrtumlich annimmt ein von ihr akzeptierter Furkampfer der seinerseits Rodrigue zum Duell gefordert hatte habe ihn besiegt und getotet Le Cid war eines der grossten Ereignisse der franzosischen Theatergeschichte Der Erfolg war so spektakular dass Ludwig XIII den Vater von Corneille umgehend in den Adelsstand erhob womit der Sohn als schon adelig geboren galt Mehrere Nachahmer beeilten sich die Handlung mit eigenen Stucken fortzusetzen z B Le Mariage du Cid oder La Mort du Cid Allerdings traten rasch auch Neider und Makler auf den Plan darunter die rivalisierenden Dramatiker Georges Scudery und Jean Mairet Sie attackierten Corneille vordergrundig mit dem Argument er habe die Regeln der bienseance Anstand Sittsamkeit verletzt sein Vorbild plagiiert und zudem die mittlerweile als obligatorisch geltenden drei Einheiten vor allem die des Ortes und der Zeit nicht korrekt beachtet Als Corneille Anfang 1637 selbstbewusst mit einer ironischen kleinen Schrift der Excuse a Ariste Entschuldigung gegenuber A reagierte loste er eine heftige Kontroverse aus die Querelle du Cid in die sich weitere Literaten mit Pamphleten einmischten circa 35 davon sind erhalten Der monatelange Streit endete mit dem Eingreifen Richelieus den zwar die positive Darstellung des wiederholt von ihm verbotenen Duells unter Adeligen verargert hatte dem jedoch das Lob der Staatsrason gefiel Er beauftragte die junge Academie Francaise ein Urteil abzugeben das uberwiegend von Jean Chapelain verfasst wurde und zwar negativ aber versohnlich ausfiel Wahrend das Publikum weiter den Cid beklatschte der auch auf Dauer das meistgespielte Stuck Corneilles blieb zog sich dieser verunsichert nach Rouen zuruck Hier versuchte er 1638 vergeblich eine Doppelbesetzung seiner Amter zu verhindern die eine Halbierung seiner Einkunfte aus ihnen bedeutete und damit auch ihren Wiederverkaufswert minderte Die grossen Tragodien Bearbeiten nbsp Cinna oder die Gnade des Augustus Titelblatt der Ausgabe von 1643Erst 1640 inmitten aufstandsahnlicher Wirren in Rouen die von kriegsbedingten Steuererhohungen ausgelost worden waren und schliesslich von Truppen niedergeschlagen wurden schrieb Corneille sein nachstes Stuck die im alten Rom spielende Tragodie Horace in der er den legendaren Stoff des Kampfes zwischen den Gentes der Horatier und Curiatier verarbeitete Das Drama verdeutlicht thesenhaft dass zwar zwischenmenschliche Bindungen etwa unter Gatten und Geschwistern ein hoher Wert sind dass jedoch der Nutzen und der Ruhm des Vaterlandes Vorrang haben und ein Herrscher deshalb einen Gesetzesbrecher hier einen Schwestermorder im Affekt amnestieren darf wenn der sich um den Staat verdient gemacht habe Corneille widmete die Druckfassung des Werkes Richelieu der es nach einer Privatauffuhrung fur gut befunden hatte Um die historische Treue und die Beachtung der aristotelischen Einheiten zu demonstrieren versah Corneille zahlreiche seiner Stucke mit Quellenangaben in der Originalsprache in diesem Fall mit dem Bericht des romischen Historikers Livius sowie mit einem Examen mit Ausfuhrungen zur jeweiligen Einheit von Zeit Ort und Handlung Anfang 1641 schloss Corneille Cinna ou la clemence d Auguste ab ein Stuck um die Verschworung einiger republikanischer Patrizier gegen Kaiser Augustus und dessen grossmutige aber auch politisch kluge Vergebung als er das Komplott entdeckt Erkennbar spiegelt sich in diesem Werk die sich anbahnende Cabale des Importants eine zeitgenossische Intrige hochstehender Adeliger gegen Richelieu und dessen Politik des zentralistischen Absolutismus Horace und Cinna waren sehr erfolgreich und das letztere Stuck das als das formal gelungenste des Autors gilt wurde nach dem Cid auch sein meistgespieltes Dennoch stockte Corneilles kunstlerisches Schaffen in den folgenden Jahren 1641 heiratete er mit 35 Jahren also fur die damalige Zeit sehr spat die elf Jahre jungere Richterstochter Marie de Lamperiere mit der er vier Sohne und zwei Tochter haben wurde 1642 ubernahm er beim Tod seines Vaters dessen Haus und die Vormundschaft fur zwei noch unmundige Geschwister unter anderem den 19 Jahre jungeren Bruder Thomas den spateren Dramatiker Erst Anfang 1643 brachte Corneille ein neues Stuck heraus Polyeucte martyr Polyeuctos der Martyrer eine um 250 in Armenien spielende christliche Tragodie Sie wurde ein Erfolg beim Publikum vor allem dank der mit dem religiosen Geschehen verwobenen Liebesgeschichte Der Klerus allerdings tadelte die Profanierung eines religiosen Stoffs durch die Darstellung auf der Buhne Ebenfalls 1643 erreichte es Corneille mit einem Lobgedicht die Gunst von Kardinal Mazarin dem Nachfolger Richelieus zu erlangen und von ihm eine jahrliche Pension von 1000 Francs zu erhalten Nach Polyeucte liess Corneille eine ganze Serie von Stucken folgen in denen er den mit Le Cid Horace und Cinna eingeschlagenen Weg weiterverfolgte und sich so Renommee erwarb Die Handlungen die samtlich auf historischen Stoffen beruhen weisen in der Regel einen verdeckten Bezug zur damaligen Politik auf und kreisen um hochgestellte Personen die den Konflikt zwischen Neigung und Pflicht zugunsten der letzteren losen insbesondere im Sinne der Staatsrason aber auch der Ethik von Rene Descartes Die wichtigsten Titel bis 1648 sind La Mort de Pompee Der Tod des Pompeius 1643 Rodogune princesse des Parthes Rodogune die Parther Furstin 1644 Heraclius 1647 Die einzigen Komodien aus dieser Zeit sind Le Menteur Der Lugner 1643 und La Suite du Menteur 1644 Die zunachstgenannte erfolgreichere gilt als die erste franzosische Charakterkomodie vor Moliere und als wichtiges Vorbild fur diesen Die Tragodie Andromede die Corneille 1647 auf Bestellung Mazarins verfasste die aber wegen widriger Umstande erst 1650 zur Auffuhrung kam war sein erstes Stuck mit Gesangseinlagen und dem Einsatz von Maschinen 1647 wurde Corneille in die Academie Francaise aufgenommen Nachdem er schon 1644 einen ersten Sammelband seiner Stucke veroffentlicht hatte brachte er 1648 einen zweiten heraus Er schien nun vollends etabliert Die Zeit der Fronde Bearbeiten Hiernach geriet er jedoch in die Wirren der anti absolutistischen Aufstande der sogenannten Fronde 1648 52 gegen Konigin Anna die fur ihren noch unmundigen Sohn Ludwig XIV die Regentschaft ausubte Zuvor geriet Corneille jedoch in Konflikt mit Mazarin der die absolutistische Politik seines Vorgangers Richelieu fortsetzte So wurde 1649 der vom Publikum zunachst gut aufgenommene Dom Sanche d Aragon letztlich zum Misserfolg weil der Furst Conde der ranghochste Mitanfuhrer der Frondeure die gerade Paris beherrschten das Stuck als Huldigung an Mazarin verstand und den Daumen senkte Im Gegenzug sah sich Corneille Anfang 1650 von Mazarin nach dessen vorlaufigem Sieg belohnt als er das hochrangige Amt des Anwaltes der Standeversammlung der Normandie am Parlement von Rouen erhielt dessen Inhaber ein Frondeur abgesetzt worden war Hiernach konnte er seine beiden bisherigen kleineren Amter verkaufen Dennoch scheint er sich innerlich bald von Mazarin gelost zu haben denn sichtlich huldigte er noch 1650 mit Nicomede dem Fursten Conde der gefangen genommen worden und zu einer Art anti absolutistischen Lichtgestalt geworden war Corneille musste jedoch erleben dass Conde nach seiner Freilassung 1651 endgultig unterlag und dass daraufhin Pertharite ein Stuck um einen vom Thron verdrangten Konig in Paris durchfiel weil das Thema nach der siegreichen Ruckkehr des jungen Ludwig XIV und der Koniginmutter in die Hauptstadt obsolet geworden war Corneille der uberdies sein neues Amt an den inzwischen amnestierten und wieder eingesetzten Vorganger hatte zuruckgeben mussen zog sich enttauscht zuruck In dieser Zeit der Frustration arbeitete er vor allem an einer Versubertragung der Imitatio Christi des Thomas a Kempis Sie erschien von 1652 bis 1654 in drei Banden unter dem Titel L Imitation de Jesu Christ Die Nachahmung von Jesus Christus brachte ihm viel Anerkennung ein und wurde mehrfach neu aufgelegt Dass Corneille sich des Ofteren als religioser Autor betatigte ist wenig bekannt Ein neuer Anfang in Paris Bearbeiten Erst 1658 beendete Corneille seine innere Emigration Ein Grund war zweifellos dass im Sommerhalbjahr die Wandertruppe von Moliere langere Zeit in Rouen gastierte und dort auch einige Stucke Corneilles spielte Hierdurch kam dieser mit der Truppe in Kontakt und verliebte sich in die junge Schauspielerin Marquise du Parc Als die Truppe im Herbst nach Paris weiterzog hatte er einen zusatzlichen Grund dem schon langeren Zureden seines Bruders Thomas zu folgen der 1656 eine eigene Karriere als Dramatiker in der Hauptstadt gestartet hatte Auch lockte Corneille die Gunst des als Gross Mazen agierenden Finanzministers Nicolas Fouquet der ihm eine Pension von 2000 Francs aussetzte Er reiste nun wieder haufig nach Paris und bewegte sich von dem gesellschaftlich geschickteren Thomas lanciert und flankiert als anerkannter Autor und galanter Lyriker in dem Kreis um Nicolas Fouquet sowie in anderen Salons Auch versuchte er sich bald wieder als Dramatiker indem er auf einen Vorschlag Fouquets die Tragodie Œdipe Odipus verfasste Die Auffuhrung Anfang 1659 durch die Truppe Molieres und mit der Du Parc als Jocaste wurde zwar ein mondanes Ereignis doch schien es manchen als habe Corneille nachgelassen Das nachste Stuck folgte 1660 die Tragodie La Toison d or Das Goldene Vlies die im Auftrag eines reichen Adeligen Alexandre de Rieux Marquis de Sourdeac entstand und mit aufwendigen Maschinen im Sommer auf dessen normannischem Schloss und im Winter in Paris aufgefuhrt wurde Im selben Jahr brachte Corneille eine neue Gesamtausgabe seiner Stucke heraus nun in schon drei Banden Hierbei eroffnete er jeden Band mit einem Discours sur la poesie dramatique und liess die pomposen Widmungsadressen fort die er den fruheren Einzelausgaben der Stucke jeweils vorangestellt hatte nun aber offenbar fur unter seiner Wurde hielt In der Tat war er als le grand Corneille zu einer Art Platzhirsch des Pariser Theaterlebens avanciert Den Sturz Fouquets der 1661 verhaftet und wegen Bereicherung im Amt verurteilt wurde uberstand Corneille unbeschadet Er fand rasch einen neuen Gonner in Herzog Henri de Guise der ihn und Thomas der eine Schwester seiner Frau geheiratet hatte 1662 sogar samt ihren Familien in sein Stadtpalais aufnahm Nach der Ubersiedelung von Rouen nach Paris lebten die Bruder Corneille den Rest ihres Lebens dort meistens wie schon in der Heimatstadt im selben Haus Der langsame Niedergang ohne Abstieg Bearbeiten 1663 stellte der neue Minister Colbert eine Liste von Autoren zusammen die von ihm selbst und seinem jungen Konig als einer Pension wurdig erachtet wurden und von denen man im Gegenzug regimefreundliche und panegyrische Texte erwartete Auch Corneille kam darauf mit erfreulichen 2000 Francs Er entsprach den Erwartungen die an ihn gerichtet waren sogleich mit der Dankesschrift Remerciement presente au Roi en 1663 und tat es auch in der Folge haufig So bat er etwa schon 1664 den Konig mit einem Sonett um die Neuausstellung seines Adelsbriefes der zusammen mit Hunderten anderer durch einen Erlass Colberts kassiert worden war Spater ersuchte Corneille ihn poetisch um Forderung der Karrieren seiner alteren Sohne eines Geistlichen und zweier Offiziere Mit dem passabel erfolgreichen Œdipe und dem viel bestaunten Maschinen Stuck La Toison d or hatte Corneille seine Arbeit als Dramatiker wieder voll aufgenommen Wie vorher schrieb er vor allem Tragodien mit Stoffen aus der alteren meist romischen Geschichte Sertorius 1661 62 Sophonisbe 1662 Othon 1664 Agesilas 1665 66 Attila 1666 67 Insgesamt jedoch bevorzugte er nun seinen inzwischen sehr erfolgreichen Bruder Thomas imitierend eher romaneske Handlungen Hiermit versuchte er dem Publikumsgeschmack zu entsprechen der sich stark verandert hatte aufgrund der innenpolitischen Ruhe die nach dem Sieg des Absolutismus unter Mazarin herrschte aber auch wegen der wirtschaftlichen und kulturellen Aufbruchstimmung die Frankreich nach dem Ende des Krieges gegen Spanien 1659 und Beginn der Alleinherrschaft des jungen Ludwigs XIV im Jahr 1661 erfasste Die neuen Stucke wurden samtlich aufgefuhrt zum Teil von der Truppe Molieres die seit 1659 standig in der Hauptstadt spielte Sie hatten stets auch einen gewissen Erfolg doch trafen sie nicht mehr den Nerv der Zeit Sichtlich fehlte ihnen weitgehend der Bezug zur politischen Realitat der jene Stucke ausgezeichnet hatte die in den bewegten Zeiten vor und wahrend der Fronde entstanden waren Daruber hinaus litten sie bald auch unter dem Vergleich mit den Stucken des jungeren Rivalen Jean Racine der ab 1665 die Pariser Buhne zu beherrschen und den Geschmack zu bestimmen begann 1667 betatigte sich Corneille wiederum als Panegyriker indem er den im August siegreich aus dem Devolutionskrieg heimkehrenden Ludwig XIV mit dem Lobgedicht Au Roi sur son retour de Flandre Dem Konig zu seiner Ruckkehr aus Flandern begrusste und ihm etwas spater mit dem langen Gedicht Les victoires du Roi en 1667 huldigte Als sich Ende 1667 Racine mit der Tragodie Andromaque endgultig durchsetzte war Corneille so frustriert dass er an einen ganzlichen Ruckzug vom Theater dachte In dieser Situation schrieb er 1669 erneut ein langes frommes Werk das Office de la Vierge traduit en francais tant en vers qu en prose par P Corneille avec les sept psaumes penitentiaux les vepres et complies du dimanche et tous les hymnes du breviaire romain Es kam Anfang 1670 im Druck heraus mit einer Widmung an die Konigin Marie Therese Anders als die Imitation von 1652 1654 fand das Office jedoch kaum Beachtung und erlebte keine Neuauflage Die letzten Jahre Bearbeiten Ende 1670 versuchte Corneille gedrangt von alten Freunden und Bewunderern sowie auch von Feinden und Neidern Racines ein neuerliches Comeback mit der comedie heroique Tite et Berenice Allerdings brachte der inzwischen selbstbewusste Racine zur selben Zeit das themengleiche Stuck Berenice heraus das vom Publikum als das deutlich bessere bewertet wurde Corneille schrieb dennoch drei weitere Stucke die aber keinen grosseren Anklang mehr fanden Psyche 1670 71 Pulcherie 1671 72 und Surena general des Parthes 1674 Eine Sonderstellung nimmt hierunter die Ballett Tragodie Psyche ein deren Plan und erster Akt von Moliere stammten wahrend die letzten drei Viertel von Corneille verfasst wurden Als bestes Stuck seines Spatwerks gilt heute das letzte die Tragodie Surena Seinen hohen Status in der Literatenszene und in der Pariser Gesellschaft konnte Corneille bis zum Ende seines Lebens wahren auch dank dem Geschick und dem Einfluss seines immer loyalen Bruders und dank dem Kollegen Jean Donneau de Vise der in seiner 1672 gegrundeten Zeitschrift Le Mercure Galant treu zu Corneille stand Daruber hinaus erhielt er haufig Lob von Feinden und Neidern Racines die diesen so zu kranken versuchten In Pariser Adelskreisen und am Hof behielt Corneille ebenfalls seine Bewunderer und gewogen blieb ihm auch Konig Ludwig dem er 1672 das lange Lobgedicht Les victoires du Roi sur les Etats de Hollande en l annee 1672 Die Siege des Konigs uber die hollandischen Stande im Jahr 1672 widmete 1675 und 1676 hatte er die Genugtuung dass Ludwig am Hof vier bzw sechs altere Stucke von ihm auffuhren liess Die gelegentlich zu findende Angabe Corneille sei im Alter verarmt ist falsch Nach seinem Tod wurde sein Sessel in der Academie Francaise deren Sitzungen er stets gewissenhaft besucht hatte an seinen Bruder Thomas vergeben Der einstige Rivale Jean Racine hielt eine Laudatio auf Corneille Nachwirkung Bearbeiten Corneille hat mit seinen etwa 35 Stucken alle Dramatiker neben und direkt nach ihm beeinflusst insbesondere Racine aber auch fur die nachfolgenden Autorengenerationen blieb er ein Vorbild z B fur Voltaire Entsprechend galt und gilt er bis heute als einer der grossten franzosischen Dramatiker und als grosster Tragiker neben Racine der trotz seines deutlich schmaleren Gesamtwerks oft als der Grossere erachtet wird Aufgrund seines Erfolgs in Frankreich wurden Stucke Corneilles schon zu seinen Lebzeiten in Ubertragungen auch von deutschen Theatertruppen gespielt In der Folge machte Gotthold Ephraim Lessing Corneille und dessen Stucke die auf dem Spielplan des Hamburger Nationaltheaters standen zu einem der Hauptgegenstande seiner dramentheoretischen Polemiken in der Hamburgischen Dramaturgie Corneille wurde fur Lessing zum Reprasentanten einer auf deutschen Buhnen stark prasenten franzosischen klassizistischen Theatertradition gegen die er anschrieb Beim Versuch auf eine eigenstandige nationale Buhnendichtung hinzuwirken machte Lessing Corneille u a die falsche Auslegung der aristotelischen Poetik mangelndes Genie schlechte da nicht an der Natur des Menschen orientierte Motivationstechnik und insgesamt missgeschilderte Charaktere zum Vorwurf 1 Corneilles Bruder Thomas der zeitweise sogar der Erfolgreichere war ist seit langem weitgehend vergessen Die Corneille Moliere Kontroverse Bearbeiten Im Zentrum dieser Kontroverse steht die umstrittene Autorschaft der Werke von Moliere Es geht um die Klarung der Frage ob Pierre Corneille einige Werke welche traditionellerweise Moliere zugesprochen werden als sein Ghostwriter verfasst hat 2 Im 21 Jhd wird versucht diese Streitfrage mit Hilfe mathematisch stilometrischer Verfahren der Computerphilologie zu entscheiden 3 Werke Bearbeiten Die Benennungen der Stucke als tragedie comedie oder tragi comedie sind die Corneilles selbst Sie entsprechen nicht immer der heutigen Definition der Begriffe Die Jahreszahlen sind die der Entstehungszeit Melite comedie 1625 Auff 1629 Clitandre tragi comedie spater in tragedie umbenannt 1630 31 La Veuve Ou le Traitre trahi comedie 1631 32 La Galerie du Palais comedie 1632 33 La Place Royale comedie 1634 Medee tragedie 1635 4 Texte etabli et pres par Andre de Leyssac Geneve Droz 1978 Textes litteraires francais 258 L Illusion comique comedie 1636 Le Cid tragi comedie spater in tragedie umbenannt 1636 1637 5 Horace tragedie 1640 Cinna ou la clemence d Auguste tragedie 1641 5 Polyeucte tragedie 1643 nach dem Martyrerbericht des hl Polyeuktos La Mort de Pompee tragedie 1641 42 Le Menteur comedie 1643 La Suite du Menteur comedie 1643 Rodogune tragedie 1644 Neuauflage Rodogune Gallimard Jeunesse 2004 ISBN 2 07 041946 0 franzosisch E Book Rodogune Princesse des Parthes Phonereader ISBN 2 84854 580 6 formal falsch franzosisch phonereader eu Deutsch Rodogune Rowohlt Theaterverlag rowohlt theaterverlag de Tragodie uber die Partherprinzessin Rhodogune und ihren Kampf mit der syrischen Konigin Kleopatra Thea Euergetes um deren Sohne Seleukos Philometor und Antiochos Grypos 6 Spielt auf die Regentschaft Annas von Osterreich 1643 1651 an und auf die politischen Kontrahenten dieser Zeit den Fursten Conde und Prinz Gaston d Orleans 7 Theodore Theodora tragedie chretienne 1645 Heraclius tragedie 1646 Andromede tragedie 1647 Auff 1650 Don Sanche d Aragon comedie heroique 1649 Nicomede tragedie 1650 Pertharite tragedie 1651 Œdipe tragedie 1658 59 Trois Discours sur la poesie dramatique 1660 La Toison d or tragedie 1660 mit aufwendigen Maschinerien inszeniert Sertorius tragedie 1662 urn nbn de gbv 9 g 4890649 Digitalisat der dt Ausgabe von 1694 in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg Vorpommern Othon tragedie 1664 Agesilas tragedie 1666 Attila tragedie 1667 Tite et Berenice comedie heroique 1670 Psyche 1671 Plan und Anfang dieser Ballett Tagodie sind von Moliere Pulcherie comedie heroique 1672 Les victoires du Roi sur les Etats de Hollande en l annee 1672 Huldigungsgedicht an Ludwig XIV 1672 Surena tragedie 1674Literatur BearbeitenGeorges Couton Corneille et la tragedie politique Que sais je Paris 1985 ISBN 2 13 038375 0 Georges Forestier Essai de genetique theatrale Corneille a l oeuvre Klincksieck Paris 1996 ISBN 2 252 03059 3 Angela S Goulet L univers theatral de Corneille paradoxe et subtilite heroiques Cambridge Mass 1978 ISBN 0 674 92928 4 Astrid Grewe Vertu im Sprachgebrauch Corneilles und seiner Zeit Ein Beitrag zur Geistes und Sozialgeschichte des franzosischen 17 Jahrhunderts Universitatsverlag C Winter Heidelberg 1999 ISBN 3 8253 0885 5 Klaus Heitmann Das franzosische Theater des 16 und 17 Jh In Neues Handbuch der Literaturwissenschaft Band 9 Frankfurt 1972 ISBN 3 7997 0094 3 S 278 289 Erich Kohler Vorlesungen zur Geschichte der franzosischen Literatur Vorklassik Kohlhammer Stuttgart 1983 S 117 189 Eine vorzugliche Darstellung Corneilles Jean Firges Pierre Corneille Le Cid Der Schwanengesang des Adels Exemplarische Reihe Literatur und Philosophie Bd 24 Sonnenberg Annweiler 2008 ISBN 978 3 933264 51 0 Wolfgang Mittag Individuum und Staat im dramatischen Werk Pierre Corneilles Dissertation Munster 1976 Ralf Nestmeyer Franzosische Dichter und ihre Hauser Insel Verlag Frankfurt 2005 ISBN 3 458 34793 3 Ada Ritter Bibliographie zu Corneille 1958 1983 Erftstadt 1983 Franziska Sick Theater Illusion Publikum Aspekte des Barock in Frankreich In Anselm Maler Angel San Miguel Richard Schwaderer Hrsg Theater und Publikum im europaischen Barock 2002 ISBN 3 631 38846 2 S 77 94 Horst Turk Theater und Drama theoretische Konzepte von Corneille bis Durrenmatt Narr Tubingen 1992 ISBN 3 87808 388 2 Reinhold Schneider Corneilles Ethos in der Ara Ludwigs XIV E Studie Buhler Baden Baden 1947 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pierre Corneille Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikiquote Pierre Corneille Zitate Literatur von und uber Pierre Corneille im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Pierre Corneille in der Deutschen Digitalen Bibliothek Druckschriften von und uber Pierre Corneille im VD 17 Werke von Pierre Corneille bei Zeno org Werke von Pierre Corneille im Projekt Gutenberg DE Artikel Corneille in Gert Pinkernell Namen Titel und Daten der franz Literatur Hauptquelle fur den Abschnitt Leben und Schaffen Kurzbiografie und Werkliste der Academie francaise franzosisch Biblioweb Biografie Bibliografie Analyse Memento vom 14 Januar 2006 im Internet Archive franzosisch Dossier Pierre Corneille L Encyclopedie de L Agora franzosisch mit Quellen zum Streit uber die Urheberschaft Corneilles von Molieres Werken Einzelnachweise Bearbeiten Monika Fick Lessing Handbuch Leben Werk Wirkung Metzler Stuttgart 2010 ISBN 978 3 476 02248 6 S 342 347 MOLIERE Man weiss nicht In Der Spiegel 24 1957 Christof Schoch Stilometrische Experimente oder Autorschaft und Gattungszugehorigkeit im franzosischen Theater der Klassik auf der Website der Georg August Universitat Gottingen Pierre Corneille Medea Deutsche Erstauffuhrung 1992 Berlin Regie und Ubersetzung Christian Bertram mahagonny ev de a b Henning Krauss Till R Kuhnle Hanspeter Plocher Hrsg 17 Jahrhundert Theater Stauffenburg Tubingen 2003 ISBN 3 86057 902 9 Einzelbeitrage zu Le Cid Cinna und Tite et Berenice Gervais E Reed Visual Imagery and Christian Humanism in Rodogune In The French Review Band 63 Nr 3 Februar 1990 S 464 JSTOR 394491 englisch Webfacsimile Michael Wenzel Heldinnengalerie Schonheitengalerie Studien zu Genese und Funktion weiblicher Bildnisgalerien 1470 1715 Dissertation Philosophisch historische Fakultat der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg 2001 Anmerkung 259 S 86 doi 10 11588 artdok 00000044 Dissertation Normdaten Person GND 118522175 lobid OGND AKS LCCN n79084877 NDL 00436662 VIAF 41838293 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Corneille PierreKURZBESCHREIBUNG Dramatiker AutorGEBURTSDATUM 6 Juni 1606GEBURTSORT Rouen FrankreichSTERBEDATUM 1 Oktober 1684STERBEORT Paris Frankreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pierre Corneille amp oldid 215607990