www.wikidata.de-de.nina.az
Die Burg Oberdigisheim ist eine abgegangene Wasserburg im westlichen Bereich von Oberdigisheim einem heutigen Stadtteil von Messstetten im Zollernalbkreis in Baden Wurttemberg Burg OberdigisheimStaat DeutschlandOrt Messstetten OberdigisheimEntstehungszeit erwahnt 1141Burgentyp OrtslageErhaltungszustand BurgstallStandische Stellung NiederadelGeographische Lage 48 11 N 8 53 O 48 175619 8 891484 770 Koordinaten 48 10 32 2 N 8 53 29 3 OHohenlage 770 m u NNBurg Oberdigisheim Baden Wurttemberg p1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Besatzung durch wehrpflichtige Burger 1 2 Produktion von Waffen und Schiesspulver in Messstetten 2 Wissenschaftliche Ausgrabungen 3 Kirchliche Mittelpunkte 4 Bergbau 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Burg befand sich im Westen von Oberdigisheim im Flurbereich Unter der Burg auf den heutigen Grundstucken Breitenstrasse 8 bis 10 Eine weitere Burg konnte sich bei der Strasse nach Tieringen im Flurbereich Steinstal befunden haben 1 In Digisheim war 768 ein Amalbert begutert Er schenkte dem Kloster St Gallen Grundstucke sein festes Haus in Digisheim und acht Horigen etwa 20 Personen Walther Lallo Panzo Zutto Anno Nuno Tuto und Utriho 2 Der Gesamtumfang des Graberfeldes im Gewann Hochlande Fst I lasst sich anhand der Entfernung der einzelnen Fundplatze voneinander auf etwa 100 bis 150 Graber abschatzen Auf Grund des Belegungszeitraumes von rund 100 Jahren wird die zugehorige Siedlung somit aus 3 5 Gehoften bestanden haben Demzufolge handelt es sich bei der Fundstelle um das Ortsgraberfeld des merowingerzeitlichen Ober Digisheim Dies bezeugen dann auch sowohl die naturraumliche Lage des Bestattungsplatzes selbst an einem steileren Nordhang als auch die idealtypische Lagebeziehung zum alten Ortskern welcher etwa 100 m entfernt und unterhalb des Graberfeldes liegt und nur dort auf einem Schwemmkegel und leicht erhoht uber der anmoorigen Talaue kann auf Grund der naturraumlichen Gliederung die zugehorige Siedlungsstelle gelegen haben Im fruhen 7 Jahrhundert entstand demnach im Weichbild des heutigen Ortes eine erste Siedlung mit 3 5 Gehoften bzw 30 50 Einwohnern Fur die Grundung des Ortes mag neben dem siedlungsgunstigen Platz in einer Talweitung und gabelung auch die Lage an der Baratalstrasse Fridingen Nusplingen Tieringen Balingen ausschlaggebend gewesen sein 3 Die Burg erstmals 1141 erwahnt wurde von den aus drei verschiedenen Familien stammenden Niederadeligen Herren von Digisheim die seit dem 12 Jahrhundert in Oberdigisheim und im 14 bis 15 Jahrhundert besonders auch in der Ortenau haufig erwahnt werden erbaut 4 Berthold und Konrad von Digisheim wirken 1312 als Laienbruder im Kloster Wald ihre Schwester Mechthild bis 1329 als Abtissin Auch Burkadt von Hossingen 5 Die Laienbruder durchliefen ein einjahriges 0viziat im Nonnenkloster dem anfanglich eine sechsmonatige Probezeit in weltlichen Kleidern vorangestellt war und legten anschliessend im Nonnenkapitel der Abtissin das Gehorsamsversprechen bis zum Tod ab indem sie die Hande auf das Regelbuch legten welches die Abtissin auf ihren Knien hielt Durch diese Profess waren sie an das Frauenkloster gebunden Laut Ordensvorschriften hatten sie den im Zisterzienserorden allgemein ublichen Konversenhabit zu tragen und in einem eigenen abgetrennten Bereich in dem westlich an die Kirche angelehnten Gebaudeflugel zu wohnen Im 14 und 15 Jahrhundert gehorten die Herren von Digisheim dem Patriziat der Reichsstadt Rottweil an 6 1360 besitzen die Gruninger genannten Herren von Digisheim von Winzeln einen Lehnhof in Warmtal 7 Im 14 Jahrhundert wurde die Burg aufgegeben Von der ehemaligen Burganlage sind noch Grabenreste erhalten sie bildeten ein Rechteck mit den Massen von 36 mal 24 Meter Die sudostliche Schmalseite grenzte an den Kohlstattbrunnenbach der Graben war mit Wasser gefullt Das Gelande Breitenstrasse 10 ist nicht uberbaut der Graben wurde bei Wasserbauarbeiten grosstenteils zugeschuttet 8 Besatzung durch wehrpflichtige Burger Bearbeiten Laut der Musterungsliste ab dem Jahre 1521 obliegt der Burgbesatzung auch die Sicherung der verhakten Strasse im Eschental 9 Weitere Sperrwerke im Messstetter Gebiet befinden sich beim Bschorner Weg Truppenubungsplatz beim Kahlesbuhl Tobelsteige nach Laufen Rottweiler Weg Lochenpass beim Wanderparkplatz und Weiher Burtel Burg Hossingen Die Namen der Soldaten sind uberliefert Stefan Clesle auch Kloslin 10 Hans Roller Nebenform Rollin Hans Schweitzer Marx Fridolin Hainis Heinz Stengel Vogelhans Konrad Grossbayer Baltasar Maier Benedict Schneider Conrad Schneider Langhans Ludin Stengel Collin Dreher Jorg Ibis Michael Friess Ein Michael Friess wird durch Verbrennung 1584 hingerichtet in Rottweil Der Schmied soll am Lamenberg bei Fietzen gearbeitet haben Person und Ort konnte bis heute nicht zugeordnet werden Der Rat der Stadt Rottweil hat am 15 April 2015 einen Beschluss zur sozialethisch moralischen Rehabilitierung der Opfer der Hexenprozesse gefasst 11 Nach der Teilnahme am Bauernkrieg von 1525 wird dem im Balinger Turm inhaftierten Heinz Stengel Nebenform Senglin das Tragen der Wehr verboten 12 Nur ein Brotmesser mit abgebrochener Spitze war ihnen erlaubt In der letzten erhaltenen Musterungsliste von 1603 stellt Digisheim sechs Musketenschutzen 35 einfache Schutzen 9 Doppelsollner Rustung 19 einfache Knechte und einen Fuhrmann mit zwei Raismonchen kastrierte Zugtiere Die Soldaten sind an Sonn und Feiertagen verpflichtet auf Schiessstanden in Messstetten und Tieringen zu uben 13 Produktion von Waffen und Schiesspulver in Messstetten Bearbeiten Den Salpeter fur das Schiesspulver stellten Salpetersieder wie der aus Tailfingen stammende Johannes Ammann und Johannes Schempp Salzsieders Sohn Kurzform ortlicher Dialekt Salvaiter 14 in einer Salpeterhutte in Messstetten her Die Messstetter Handwerksmeister konnten vor Ort hochwertigen Stahl erzeugen schmieden aufkohlen harten und schleifen nbsp Schmiede im MittelalterDie Huttenwerke lieferten damals keine Walzprodukte mit der bestellten Reinheit entsprechenden Legierungselemente und dem richtigen Kohlenstoffgehalt wie wir sie heute kennen zur Schmiede der Burg Oberdigisheim Die Bohnerzmasseln wurden vor Ort entkohlt und ausgeschmiedet Fur die eigentliche Schneide wurde bei Axten Schwertern Messer und Sensen ein sehr dunnes Stuck eines aus manganhaltigen Erzen erschmolzenen Stahles verwendet Anschliessend wird in einem Schweissprozess aus mehreren Lagen unterschiedlicher Qualitaten Messerstahl im Schmiedefeuer hergestellt 15 Fur eine Axt wurde die dunne manganhaltige Seele in ein U aus Bohnerzstahl eingestahlt Ein weiteres U wurde fur die Stihlose aus weichem Stahl mit Abstand feuerverschweisst Bei den Schwertern wird traditionell eine Schneidleiste feuerverschweisst 16 Erst jetzt kann wie heute noch ublich in Form geschmiedet werden Dann werden die Werkzeuge und Waffen wahrscheinlich an der Schneide in Knochenpulver aufgekohlt gehartet eingestielt und geschliffen 17 Die Herstellungsprozess galt als Berufsgeheimnis der Meister Worter aus den Sprachen Romani und Pleissne schutzten die Geheimnisse zusatzlich Das Pleissne ist ein Soziolekt im Zollernalbkreis und gehort zu den Dialekten des Rotwelschen Pleissne hat den Wortschatz der ortlichen Umgangssprache gepragt 18 19 Selbst der Landesherr kannte die Einzelheiten nicht und versucht als nicht Eingeweihter minderwertige Erze aus Freudenstadt einzusetzen Schmuggler wurden beauftragt die benotigten Rohstoffe in den gewunschten Qualitaten zu beschaffen Erst mit modernen Analyse und Atzverfahren konnten die Geheimnisse weitgehend erforscht werden 1698 wird knapp eine Tonne Stahlmasseln auf der Reichsstrasse uber Kolbingen geschmuggelt 20 Die zugewiesenen Huttenwerke in St Christophstal bei Freudenstadt konnten die unerwunschten Eisenbegleiter nur unzureichend frischen Dieser Stahl war gegenuber dem Bohnerz Stahl weicher Dieses Eisen sei zu sprizig und tauge auf den steinigen und felsigen Steigen nicht 21 Ferdinand von Steinbeis nach dem in Messstetten eine Strasse benannt ist gelang es den Hochofenprozess in Ludwigsthal zu optimieren Der Stahlschmuggel versorgt die Schmiede in Oberdigisheim mit hochwertigem Stahl Ebingen kaufte 1538 50 Spiesse fur die Verteidigung der Stadt in Messstetten Das Blei fur die Kugeln stammt aus Oberkirch nbsp Pikeniere mit Spiessen wie in Oberdigisheim gefertigt Reenactment Die Arbeiter wohnten in der hiesigen Gegend in stadtahnlich aneinandergereihten bescheidenen Seldnerhausern mit Ettertor auf kleinen zugeteilten Odlandparzellen In Frommern Granitz genannt Spater erweiterte Seldnerhauser konnten im Bereich der Widumstrasse in Oberdigisheim erhalten werden Wissenschaftliche Ausgrabungen Bearbeiten1968 fanden Vermessungsarbeiten statt Ab 2008 wurden die Messungen mit wesentlich hoherer Genauigkeit von einem Team um den Messstetter Burgenforscher Franz Josef Haring wiederholt und digitalisiert Eine 3D CAD Simulation von der Wasserburg mitsamt der heutigen Bebauung im Hintergrund wurde erstellt 22 Forschungsarbeiten in Archiven wurden 2017 von der Stadt Messstetten an der Tubinger Uni in Auftrag gegeben 23 Kirchliche Mittelpunkte BearbeitenEine bedeutende Kirche ist in jener Zeit St Lamprecht in Messstetten Drei Altare Unser Frauen Altar St Katharinen Altar und St Michaels Altar 24 verfugen uber umfangreichen Pfrunden Vier Messpriester der Pfarrer und die Kaplane bilden den Stift Die St Lamprechtskirche in Messstetten wird von Tierbergern unterstutzt 25 1360 wird von Tierbergern eine Jahrzeit in St Lamprecht gestiftet Graber von Tierbergern befinden sich in der Kirche St Lamprecht 26 Seit 1275 gibt es in Oberdigisheim eine eigene Kirche Melchior von Tierberg und Eberhard Rieberer Kirchherrn zu Oberdigisheim losen 1486 mit Buck von Egk von Unterdigisheim ein Problem um den Zehnten 27 Bergbau BearbeitenBeim Weiler Michelfeld wurde in einem Altarm der Urdonau Sand gewonnen Christian Kiesinger 1876 1969 Vater von Kurt Georg Kiesinger 28 stellte daraus mit Lehm vermischt Ziegel her In Gruben wurde Bohnerz gefordert Von rogenformigen Thoneisensteinen wird berichtet von welchen sich im Heuberg ein Floz von 1 2 Schuh Machtigkeit befunden hat 29 Literatur BearbeitenGunter Schmitt Burgen Schlosser und Ruinen im Zollernalbkreis Herausgegeben vom Landratsamt Zollernalbkreis Jan Thorbecke Verlag Ostfildern 2007 ISBN 978 3 7995 0186 6 S 352 Gunter Schmitt Burgenfuhrer Schwabische Alb Band 5 Westalb Wandern und entdecken zwischen Reutlingen und Spaichingen Biberacher Verlagsdruckerei Biberach an der Riss 1993 ISBN 3 924489 65 3 S 344 Fritz Scherer Das Kloster St Gallen als Grundherr in unserer Gegend In Heimatkundliche Blatter Beilage der Zeitung Zollern Alb Kurier 31 August 1981 Hermann Bizer Tailfinger Heimatbuch Tailfingen 1953 Unveranderte Neuauflage 1987 Walter Stettner Ebingen Die Geschichte einer wurttembergischen Stadt Thorbecke Sigmaringen 1986 ISBN 3 7995 4094 6 Maren Kuhn Rehfus Das Zisterzienserinnenkloster Wald Germania Sacra Neue Folge 30 Die Bistumer der Kirchenprovinz Mainz Das Bistum Konstanz Band 3 Walter de Gruyter Berlin amp New York 1992 ISBN 3 11 013449 7 Einzelnachweise Bearbeiten Gunter Schmitt Burgen Schlosser und Ruinen im Zollernalbkreis S 352 Urkundenbuch St Gallen 1 51 Georg Schmitt Die Alamannen im Zollernalbkreis auf d nb info S 157 Inauguraldissertation Uni Mainz 2005 Oberdigisheim bei leo bw de Furstlich hohenzollerisches Haus und Domanearchiv Sigmaringen Hrsg U 180 U182 U195 Zisterzienserinnenkloster Wald bei Sigmaringen Der Landkreis Balingen 1961 Band 2 Amtliche Kreisbeschreibung S 577 Warmtal bei leo bw de Gunter Schmitt Burgenfuhrer Schwabische Alb Band 5 Westalb Wandern und entdecken zwischen Reutlingen und Spaichingen S 344 Bestand A 28 aBd M 21 auf Landesarchiv BW de Bestand A 44 U108 auf landesarchiv bw de NRWZ Verlag Memento vom 25 Mai 2015 im Internet Archive Hermann Krauss Orts und Kirchengeschichte von Messstetten 75 jahriges Bestehen der Kirche Hrsg Orgelfonds Pfarrer Peter Gall Messstetten 1989 S 25 Hans Martin Maurer Ubersicht uber die Bestande des Hauptstaatsarchivs Stuttgart Altwurttembergisches Archiv A Bestande Hrsg Staatliche Archivverwaltung Baden Wurttemberg 2 erw Auflage Nr 32 Stuttgart 1999 S 90 106 Verein fur Geschichte Kultur und Landeskunde in Hohenzollern in Verbindung mit der hohenzollerischen Lehrerschaft Hrsg Hohenzollerische Heimat Vierteljahresblatter fur Schule und Haus Nr 2 1964 Gammertingen S 28 Schwertherstellung Schwert Vergleichbare erhaltene Schmiede Werner Metzger Albvereinsblatter Festrede 125 Jahre Albverein Hrsg Schwabischer Albverein Stuttgart S 3 Zu Pleissne Burladingen siehe Werner Metzger Festrede 125 Jahre Schwabischer Albverein In Blatter des Schwabischen Albvereins 2013 Stuttgart 4 Mai 2013 Walter Stettner Ebingen Die Geschichte einer wurttembergischen Stadt Hrsg Jan Thorbecke Sigmaringen 1986 S 95 Walter Stettner Ebingen Die Geschichte einer wurttembergischen Stadt Jan Thorbecke Sigmaringen 1986 S 217 Burg In Schwarzwalder Bote Buch In Schwarzwalder Bote Bestand A 602 Nr 6736 WR 6736 auf Landesarchiv BW de Bestand A602 Nr 6724 WR 6724 auf Landesarchiv BW de Bestand A 602 Nr 6747 WR 6747 auf Landesarchiv BW de Bestand Dep37T1 Nr 36 auf Landesarchiv BW de Klek Hossinger In Heimatkundliche Blatter Balingen 2002 Nr l0 S 1325f hier S 1327 Friedrich von Alberti Die Gebirge des Konigreichs Wurttemberg in besonderer Beziehung auf Halurgie J G Cotta sche Buchhandlung 1826 Stuttgart und Tubingen S 124 Burgen und Schlosser im Zollernalbkreis Burg Altentierberg Burg Aufhofen Burg Azilun Zollernschloss Balingen Wasserburg Bubenhofen Burg Dotternhausen Schloss Dotternhausen Cotta sches Schloss Burg Ebingen Ruine Ehestetten Burg Endingen Ruine Falken Jagdschloss Friedrichstal Frundsburg Burg Geislingen Burg Grabelesberg Burg Haigerloch Schloss Haigerloch Ruine Haimburg Burg Haringstein Ruine Hasenfratz Burg Hausen Burg am Heubelstein Burg Hausen Burzel Neues Schloss Hechingen Burg Heersberg Burgstall Heidenschlossle Burg Hinterwiesen Burg Hirschberg Burg Hohenburladingen Ruine Hohenjungingen Ruine Hohenmelchingen Burg Hohenrangendingen Ruine Hohenringingen Burg Hohenzollern Burg Holnstein Ruine Holstein Burg Hossingen Burg Killer Ruine Leckstein Schloss Lindich Burg Messstetten Burg Neuentierberg Burg Nusplingen Burg Oberdigisheim Burg Oberhohenberg Burg Plettenberg Ruine Ringelstein Burg Ror Burg Rosenfeld Burg Rosswangen Ruine Salmendingen Schalksburg Oitringen Schalksburg Wurttemberg Burg Semdach Burg Stauffenberg Burg Strassberg Burg Tailfingen Burg Tiefenberg Burg Tieringen Burg Untreues Ziel Burg Vogelfels Volksburg Stein Weilerburg Ruine Wenzelstein Burg Wildentierberg Burg Zell Burg Zimmern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Oberdigisheim amp oldid 237595018