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Das Balinger Zollernschloss ist eine spatmittelalterliche Stadtburg der Grafen von Zollern Schalksburg an der sudwestlichen Ecke der Stadtbefestigung von Balingen im Zollernalbkreis in Baden Wurttemberg Das ursprungliche Residenzschloss war im Laufe seiner Geschichte Sitz des wurttembergischen Obervogts wurde im 18 Jahrhundert als Gaststatte und Brauerei genutzt verfiel immer mehr und wurde nur noch als Stall und Scheune genutzt In den 1930er Jahren wurde es komplett abgerissen und unter Verwendung originaler Bauteile wieder aufgebaut Heute beherbergt es das Waagenmuseum Balingen und im dazugehorigen Reiterhaus eine Jugendherberge Das Ensemble ist ein beliebtes Kalenderblattmotiv ZollernschlossZollernschloss im WinterZollernschloss im WinterStaat DeutschlandOrt BalingenEntstehungszeit um 1255Burgentyp StadtburgErhaltungszustand Abbruch und Wiederaufbau 1935 36 rekonstruierte Schlossanlage Standische Stellung GrafenGeographische Lage 48 16 N 8 51 O 48 271161111111 8 8513861111111 515 Koordinaten 48 16 16 2 N 8 51 5 OHohenlage 515 m u NNZollernschloss Balingen Baden Wurttemberg Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Anlage 3 Geschichte 3 1 Zollerische Stadtburg 3 2 Sitz einer wurttembergischen Obervogtei 3 3 Private Nutzung 3 4 Abriss und Wiederaufbau 4 Heutige Nutzung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Anmerkungen 8 WeblinksLage BearbeitenDas Schloss liegt am sudlichen Ende des Stadtzentrums an der Einmundung der Steinach in die Eyach integriert in die alte Stadtbefestigung Deren Wasserturm genannter sudostlicher Wehrturm ist mit einer uberdachten Brucke mit dem Schloss verbunden Die Anlage befindet sich bei rund 515 Meter uber Normalnull Unterhalb von ihr befindet sich ein Stauwehr der Eyach zur Ableitung des an der Stadtmauer entlangfliessenden Muhlkanals Anlage BearbeitenDer Schlosskomplex besteht aus drei Hauptteilen erster Teil ist der so genannte Wasserturm an der Sudost Ecke der Anlage er ist der einzig erhaltene der vier ehemaligen Eckturme der Balinger Stadtbefestigung Die im Turm erhaltenen alten Gefangniszellen sind zur Besichtigung freigegeben Zweiter Teil ist der Hauptbau oft im engeren Sinne als das Zollernschloss bezeichnet Dieser ist uber eine gedeckte holzerne Brucke mit dem Wasserturm verbunden Auf drei gemauerten Geschossen ist ein Fachwerkgeschoss mit Kruppelwalmdach aufgesetzt Der dritte Teil ist das so genannte Reiterhaus In diesem ist heute die in den Wintermonaten geschlossene Jugendherberge untergebracht Die Anlage war fruher mit Mauer und Tor zur Stadt hin gesichert sowie einem L formigen Graben von Stadtmauerschenkel zu Stadtmauerschenkel Am Hauptbau fuhrt ein gedeckter Treppenaufgang auf die Mauer Neben der alten Schlossanlage steht die ehemalige Zehntscheuer darin untergebracht ist das Heimatmuseum mit geologischer Abteilung der Stadt Balingen Zusammen bilden sie das Ensemble des vom Stadtbrand von 1809 verschonten historischen Balingen Geschichte BearbeitenZollerische Stadtburg Bearbeiten Untersuchungen beim Abbruch des Schlosses 1934 ergaben dass dessen Grundmauern aus dem 13 Jahrhundert stammen also im Zusammenhang mit der Stadtgrundung Balingens 1255 stehen 1 Es handelte sich um eine typische fruhe spatmittelalterliche Stadtburg die hauptsachlich zu Wohnzwecken genutzt wurde Weitere Untersuchungen 1934 ergaben dass die Obergeschosse im Jahr 1372 erneuert wurden Sitz einer wurttembergischen Obervogtei Bearbeiten nbsp Wasserturm Zollernschloss und ReiterhausDas Schloss kam im Jahr 1403 mit der gesamten Herrschaft Schalksburg durch Kauf an Wurttemberg Es war von da an Sitz des fur die Amter Balingen Ebingen Tuttlingen und spater auch Rosenfeld zustandigen Obervogts Die Aufgabe eines Obervogtes lag insbesondere im Bereich des Wehrwesens und der Gerichtsbarkeit und wurde von einem Adeligen ausgeubt der mit einer Haushaltung von 20 bis 30 Personen im Schloss residierte 2 Nach dem Dreissigjahrigen Krieg war das Schloss dermassen baufallig dass der von 1649 bis 1675 regierende neue Obervogt Graf von Kandel es nicht beziehen konnte Der Untervogt schilderte es folgendermassen Das Reiterhaus sei ubel zergangen meistentheils eingefallen und unmoglich auszuflicken Es musse von Grund auf neu aufgerichtet werden Das Hauptgebaude sei ebenfalls nicht bewohnbar Es bestehe aus einem kleinen Keller einem Stall fur zehn Pferde funf Stuben und sechs Kammern Lagerplatz fur Getreide sei nicht vorhanden Ohne Reparatur sei es nicht bewohnbar Auch die zwei ubereinanderliegenden Verbindungsgange zwischen Schloss und Reiterhaus an der inneren Stadtmauer sowie die Brucke zum Turm seien am Zusammenfallen Die Mauer zur Stadt hin sei rissig die Brucke uber den Graben am Zusammenfallen und die Mauer um den Schlossgraben eingefallen 3 Erst im Fruhjahr 1651 konnte der Einzug erfolgen Die Renovierung war wohl zunachst zufriedenstellend doch bereits der von 1675 bis 1697 regierende Nachfolger Georg Ehrenreich von Closen musste kurz nach seiner Amtsubernahme wieder ausziehen Die gesamte Giebelseite zur Eyach hin drohte einzusturzen und musste abgerissen werden Abriss und Wiederaufbau nun aber mit einfachem spitzen Giebel erfolgte in den Jahren 1681 und 1682 4 Private Nutzung Bearbeiten Im 18 Jahrhundert wurden die Obervogteien aufgelost das Schloss also nicht mehr gebraucht Es wurde zum Verkauf ausgeschrieben Dieser gestaltete sich aber schwierig da der Komplex nicht den ublichen burgerlichen Anforderungen entsprach der Hof auch weiterhin als offentliche Beschalplatte durch die vom herzoglichen Gestut kommenden Deckhengste genutzt werden sollte und der Stall im Schloss dafur zur Verfugung stehen sollte Die damalige Zustandsbeschreibung war auch nicht sehr vertrauenerweckend Es befinde sich seit vielen Jahren in schlechtem baulichen Zustand Die Grund und Strebemauern wichen auseinander und das Gebalk des Dachstuhls sei grosstenteils verfault Da sich die Verkaufsbemuhungen fast 16 Jahre hinzogen konnten die Erwerber der Backer und Biersieder Johannes Pfeiffer und der Rotgerber Johannes Hassis den Komplex um 1800 Gulden unter Wegfall der Nutzung als Beschalplatte und mit kostenloser Wirtschaftskonzession im Mai 1753 erwerben 5 Das Reiterhaus wurde von nun an als Brauerei und Wirtschaft mit Gastezimmern genutzt Das eigentliche Schlossgebaude wurde nur noch als Stall und Scheune genutzt Abriss und Wiederaufbau Bearbeiten nbsp Das Zollernschloss vor 1925 Fotografie von Arthur von der TrappenIm Jahr 1911 wollte die Witwe des letzten Eigentumers das Anwesen versteigern lassen Der Landesausschuss fur Natur und Heimatschutz sowie das Konigliche Landeskonservatorium machten sich umgehend auf die Suche nach Forderern und auch die Stadt Balingen wurde zum Ankauf aufgefordert Das Gebaude sollte fur ein neues Bezirks Heimatmuseum genutzt werden Aber weder private noch offentliche Gelder standen zur Verfugung Erst im April 1920 kaufte die Stadt Balingen Schloss und Reiterhaus fur 65 000 Mark mit dem Ziel eine Gewerbeschule darin einzurichten was aber laut Sachverstandigengutachten nicht moglich war Stattdessen sollten Wohnungen fur kinderreiche Familien eingerichtet werden Aus Kostengrunden wagte man sich aber nicht an das Schlossgebaude lediglich im Reiterhaus wurden 1921 und 1922 zwei Wohnungen und im alten Wirtshaussaal eine Jugendherberge eingerichtet 6 Im April 1925 stellte die Baupolizei das Ultimatum das Schloss entweder gut abzusichern oder abzureissen Umgehend wurde ein Gegengutachten eines Baudenkmalspezialisten aus Esslingen eingeholt Dieser stellte fest dass kein Grund zu ubereiltem Handeln bestehe und leichte Sicherungsmassnahmen ausreichten Kommentar der Balinger Baupolizei Wenn ich zu vielen Arzten gehe werde ich schliesslich auch einen finden der mir Alkohol erlaubt 7 Der Kontrast zwischen dem 1934 renovierten Wasserturm und dem verfallenen Schloss erzeugte erneuten Zugzwang Im Januar 1935 beschloss der Gemeinderat die Renovierung Als potentielle Nutzung wurden Raumlichkeiten fur die Hitlerjugend und die Einrichtung eines Heimatmuseums genannt Die Kosten wurden mit 140 000 RM berechnet Staatliche Zuschusse wurden in Hohe von 17 000 RM gewahrt Die Stadt konnte das restliche Geld nur aufbringen indem das Holz des Stadtwaldes veraussert wurde und auf die Teerung und teilweise Asphaltierung wichtiger Ortsstrassen verzichtet wurde Auch Gelder die fur die stadtische Kanalisation eingeplant waren und Rucklagen fur ein neues Altersheim wurden umgewidmet Im August 1935 wurde mit den Arbeiten begonnen es stellte sich aber nach kurzer Zeit heraus dass ein Abriss und eine neue Unterkellerung unumganglich waren Die Fundamente wurden vollstandig entfernt und der Keller mit einer Gewolbehohe von drei Metern neu errichtet Dies sollte eine spatere gastronomische Nutzung ermoglichen 7 Es wurden sowohl in den gemauerten Untergeschossen als auch in der Fachwerkkonstruktion moglichst viele Originalteile verwendet Auch im Gebaudeinneren wurden zahlreiche Standerteile sowie zwei holzerne Tonnengewolbe wieder eingebaut Auch der im 17 Jahrhundert als Spitzgiebel ausgefuhrte Ostgiebel wurde wieder als Kruppelwalmdach ausgefuhrt Nicht dem Original entspricht der ins Erdgeschoss verlegte Eingang sowie die Fuhrung der Treppen Ein Veranstaltungsraum mit Kuche und Toiletten entspricht ebenfalls nicht der ursprunglichen Ausfuhrung Nachdem im Juni 1936 Richtfest gefeiert wurde begann ein erneuter Streit um die Nutzung des Gebaudes Die Hitlerjugend beanspruchte das gesamte Gebaude der Gemeinderat bestand auf der Einrichtung des Heimatmuseums Diesem wurden die oberen beiden Stockwerke eingeraumt die Hitlerjugend erhielt zwei Sale in den unteren Stockwerken Die nun gestartete Zollernschloss Lotterie konnte nun neben der Baudenkmalerhaltung zusatzlich mit diesen beiden Zielen werben was moglicherweise die Zahl der verkauften Lose erhohte Der Reinerlos betrug 13 400 RM Die tatsachlichen Baukosten beliefen sich am Ende auf 160 000 RM 8 Heutige Nutzung Bearbeiten nbsp Waagenmuseum BalingenNachdem in der benachbarten Zehntscheuer 1992 ein Haus der Museen eingerichtet wurde beherbergt das Zollernschloss nur noch das Waagenmuseum Im Reiterhaus ist die Jugendherberge untergebracht Das Waagenmuseum zeigt an rund 400 Exponaten die technische Entwicklung der Wagetechnik von der einfachen Balkenwaage bis zur Laden und Industriewaage des 21 Jahrhunderts Siehe auch BearbeitenListe der Burgen und Schlosser in Baden WurttembergLiteratur BearbeitenMax Miller Hrsg Handbuch der historischen Statten Deutschlands Band 6 Baden Wurttemberg Kroners Taschenausgabe Band 276 Kroner Stuttgart 1965 DNB 456882928 Hans Schimpf Zum 50 Jahrestag eines Wahrzeichens der Stadt Balingen Vogtsitz Scheuer Denkmal die wechselhafte Geschichte des Balinger Schlosses in Heimatkundliche Blatter Balingen gt Heimatkundliche Blatter Zollernalb Jg 33 1986 Nr 8 S 557f 562f enth Balinger Obervogte 15 Jh 1755 Gunter Schmitt Zollernschloss Balingen PDF 128 kB In Ders Burgen Schlosser und Ruinen im Zollernalbkreis S 85 96 hrsg vom Landratsamt Zollernalbkreis Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG Ostfildern 2007 ISBN 978 3 7995 0186 6 Stefan Uhl Die Burgen der Grafen von Zollern in der Herrschaft Schalksburg In Die Herrschaft Schalksburg zwischen Zollern und Wurttemberg herausgegeben von Andreas Zekorn Peter Thaddaus Lang und Hans Schimpf Reinhardt bibliotheca academica Verlag Epfendorf 2005 ISBN 3 928471 56 2Anmerkungen Bearbeiten StAB A1 Nr 137 Gutachten des Balinger Regierungsbaumeisters Dinkel zitiert nach Hans Schimpf Reinhardt Vogtsitz Scheuer Denkmal Die wechselhafte Geschichte des Zollernschlosses in 750 Jahre Stadt Balingen 1255 2005 Veroffentlichungen des Stadtarchivs Balingen Band 7 ISBN 3 00 017595 4 S 140 Hans Schimpf Reinhardt Vogtsitz Scheuer Denkmal Die wechselhafte Geschichte des Zollernschlosses in 750 Jahre Stadt Balingen 1255 2005 Veroffentlichungen des Stadtarchivs Balingen Band 7 ISBN 3 00 017595 4 S 142 HStAS A 349 Bu 94 zitiert nach Hans Schimpf Reinhardt Vogtsitz Scheuer Denkmal Die wechselhafte Geschichte des Zollernschlosses in 750 Jahre Stadt Balingen 1255 2005 Veroffentlichungen des Stadtarchivs Balingen Band 7 ISBN 3 00 017595 4 S 142 StAB A 1 Nr 137 Baubeschreibung des Architekten Egelhaaf Er beschreibt beim Abriss 1934 dass in einem Fenstersturz des ostlichen Giebels die Jahreszahl 1682 eingemeisselt sei zitiert nach Hans Schimpf Reinhardt Vogtsitz Scheuer Denkmal Die wechselhafte Geschichte des Zollernschlosses in 750 Jahre Stadt Balingen 1255 2005 Veroffentlichungen des Stadtarchivs Balingen Band 7 ISBN 3 00 017595 4 S 143 HStAS A 349 Bu 94 zitiert nach Hans Schimpf Reinhardt Vogtsitz Scheuer Denkmal Die wechselhafte Geschichte des Zollernschlosses in 750 Jahre Stadt Balingen 1255 2005 Veroffentlichungen des Stadtarchivs Balingen Band 7 ISBN 3 00 017595 4 S 145 StAB A 1 Nr 137 zitiert nach Hans Schimpf Reinhardt Vogtsitz Scheuer Denkmal Die wechselhafte Geschichte des Zollernschlosses in 750 Jahre Stadt Balingen 1255 2005 Veroffentlichungen des Stadtarchivs Balingen Band 7 ISBN 3 00 017595 4 S 143 a b StAB A 1 Nr 137 zitiert nach Hans Schimpf Reinhardt Vogtsitz Scheuer Denkmal Die wechselhafte Geschichte des Zollernschlosses in 750 Jahre Stadt Balingen 1255 2005 Veroffentlichungen des Stadtarchivs Balingen Band 7 ISBN 3 00 017595 4 S 146 StAB A 1 Nr 138 zitiert nach Hans Schimpf Reinhardt Vogtsitz Scheuer Denkmal Die wechselhafte Geschichte des Zollernschlosses in 750 Jahre Stadt Balingen 1255 2005 Veroffentlichungen des Stadtarchivs Balingen Band 7 ISBN 3 00 017595 4 S 149Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zollernschloss Balingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Zollernschloss Balingen auf Schlosser und Burgen in Baden WurttembergBurgen und Schlosser im Zollernalbkreis Burg Altentierberg Burg Aufhofen Burg Azilun Zollernschloss Balingen Wasserburg Bubenhofen Burg Dotternhausen Schloss Dotternhausen Cotta sches Schloss Burg Ebingen Ruine Ehestetten Burg Endingen Ruine Falken Jagdschloss Friedrichstal Frundsburg Burg Geislingen Burg Grabelesberg Burg 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