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Ein Wehr auch Stauwehr Stauwerk in der Schweiz in Osterreich und Suddeutschland auch Wuhr Werche 1 oder Legi 2 genannt ist im Wasserbau ein Absperrbauwerk das den Zufluss oder Abfluss eines Gewassers abschliesst Damit ist es Teil einer Stauanlage und bildet eine kunstliche Fallstufe Wehre konnen zeitweise uberstromt oder durchstromt oder beides gleichzeitig sein Sie werden haufig aber nicht zwingend zusammen mit anderen Anlagen wie z B Wassermuhlen Wasserkraftwerken Schleusen und Staudammen errichtet und betrieben Regulierbares Wehr mit Fischpass an der Werre in LageWehr am Zwenkauer SeeDer Bereich in tatsachlicher oder potentieller Gewasserfliessrichtung unterhalb des Wehres wird als Unterwasser der oberhalb als Oberwasser bezeichnet Das uberfallende Wasser fallt hinter dem Wehr in ein Tosbecken Das Tosbecken kann durch eine Schwelle abgeschlossen werden die der Stabilisierung des Wechselsprungs dient Uber grossen festen Wehranlagen werden manchmal Flussbrucken errichtet Eine kleinere Bauform des Wehrs ist die Stellfalle Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Verwendung 3 Messwehr 4 Bauformen 4 1 Feste Wehre 4 2 Bewegliche Wehre 4 2 1 Bewegliche Wehre mit uberstrombaren Verschlussen 4 2 2 Bewegliche Wehre mit unterstrombaren Verschlussen 4 3 Bestandteile 5 Nebenwirkungen 5 1 Okologische Auswirkungen 5 2 Gefahrenstelle 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie ersten von Menschen gebauten Wehre gab es mit Beginn der Sesshaftwerdung in Mesopotamien am Indus und am Nil schon vor etwa 5000 Jahren Fruhe Wehre wurden als leicht versetzbare Lehmdamme spater auch mit Holzbrettern in Bewasserungskanalen angelegt die spateren festen Wehre dienten meist der regulierten Zuleitung von Wasser fur den Betrieb von Muhlen an Flussen oder Bachen bzw der Regulierung eines Kanals anderer Zweckbestimmung wie Wasserversorgung Bewasserung Wehr mit Ausleitung eines Wehrgrabens Stauwehre konnten Gewasser mit geringer Tiefe schiffbar machen stellten andererseits jedoch insbesondere fur die Grossschifffahrt erhebliche Hindernisse dar Verwendung Bearbeiten nbsp Die Wehre an der Nidda dienen der Regulierung des Wasserstandes Hier zu sehen in Frankfurt Rodelheim nahe Brentanopark nbsp Stillgelegtes Hubschutz zu Bewasserungszwecken im Laibach in Kolkebeck bei Halle WestfalenGrundsatzlich erhohen Wehre das Niveau des Oberwassers um wenige Zentimeter bis um einige Meter und konnen damit verschiedenen Zwecken dienen oft auch mehreren Zwecken gleichzeitig Energiegewinnung Wassermuhle Wasserkraftwerk die Kraftanlage kann an einem abgeleiteten Kanal oder direkt in der Staustufe liegen Flusskraftwerk Laufwasserkraftwerk siehe auch Muhlkanal Schiffbarmachung des Oberwassers dann in aller Regel in Kombination mit einer Schleuse die die Umfahrung des Wehrs ermoglicht Ableitung einer Teilmenge oder der gesamten Wassermenge zur Gewinnung von Brauchwasser Trinkwasser zur landwirtschaftlichen Bewasserung zur Loschwasserbereitstellung fur militarische Graben oder fur andere Zwecke Hierzu wird kurz oberhalb des Wehres Wasser aus dem Gewasser gepumpt oder es zweigt ein Wassergraben Wehrgraben ab Beeinflussung der Fliessdynamik in einem Gewassersystem Regulierwehr Stabilisierung der Sohle des Fliessgewassers Stutzwehr Durchflussmessung eines Fliessgewassers mittels einer Wehrplatte Schaffung von Retentionsvolumen und Schwallspulungen in Stauraumkanalen in Form von Kaskadenwehren Steuerung von Abwasserstromen und Entlastungen von Mischwasser in der Siedlungswasserwirtschaft mit Hilfe von Entlastungswehren Fischfang im Fischwehr Anhebung oder Stutzung von Grundwasserstanden Kulturwehr Als Stauziel wird dabei der vorgeschriebene Wasserstand im Oberwasser bezeichnet der entsprechend der Zweckbestimmung des Wehres fur den Regelbetrieb angestrebt wird und der mit Rucksicht auf am Oberlauf des Gewassers liegende Wassernutzer nicht uberschritten werden darf Kurzzeitige Uberschreitungen sind jedoch in Ausnahmesituationen z B bei Hochwasser nicht immer zu vermeiden Das Hochste Stauziel stellt die maximale Wasserspiegelhohe beim Bemessungshochwasserabfluss dar Die Wasserstandsbestimmung erfolgt mit einem Pegel Messwehr Bearbeiten nbsp Zwei Dreieckswehre zur DurchflussmessungMesswehre dienen zur Durchflussmessung eines Fliessgewassers mittels einer Wehrplatte Thomsonwehr Dreieckswehr Plattenwehr Rechteckwehr CipolettiwehrBauformen Bearbeiten nbsp Wehranlage Groot Spui um 1510 in Lier Belgien diente dazu das Wasser der Nete nach Bedarf mehr durch die Stadt oder an ihr vorbei zu leitenJe nach Bauart wird zwischen verschiedenen Wehren unterschieden Nicht steuerbare feste Wehre Das Wehr besteht aus einem starren nicht veranderbaren Staukorper ohne Regelungsorgane Steuerbare bewegliche Wehre Durch Einbau von Steuerorganen Wehrverschlussen hierzu zahlen Zug und Drucksegment Aufsatzklappe und Schutz kann der Wasserstand im Oberwasser des Wehres bedarfsgerecht gesteuert werden Eine Sonderform der regelbaren Wehre stellen die sogenannten Schlauchwehre dar Diese bestehen aus einem mit Luft oder Wasser befullbaren Schlauch der an der Gewassersohle verankert wird In Abhangigkeit vom Fullungszustand des Schlauchs wird eine gewisse Regulierbarkeit des Wasserstandes im Oberwasser ermoglicht Im Hochwasserfall kann bei Schlauchwehren durch Entleerung der Schlauch beinahe vollstandig gelegt und somit ein freies Abfliessen des Hochwassers gewahrleistet werden Die Form der Wehrkrone kann breitkronig stromungsgunstig ausgerundet oder scharfkantig ausgefuhrt werden Die Form beeinflusst sowohl die Abflussleistung bei gegebenem Oberwasserstand als auch mogliche Unterwassereinflusse Auf der Wehrkrone stellt sich im Allgemeinen ein Fliesswechsel vom Stromen zum Schiessen ein Dieser Fliesswechsel geht mit einer Beschleunigung des Abflusses auf dem Wehrrucken einher Unter Umstanden kann bei grosseren Abflussen und oder bei geringen Wehrhohen der relativ hohe Unterwasserstand fur einen Ruckstau auf der Wehrkrone sorgen Der idealerweise vollkommene durchs Unterwasser ungestorte Uberfall geht dann in einen unvollkommenen Uberfall uber mit einer Anhebung des Wasserstandes im Oberwasser Stauhaltung Feste Wehre Bearbeiten Wehr mit Staukorper ohne Verschluss nbsp Uberfallwehr nbsp Grundwehr Breitkammwehr nbsp Streichwehr nbsp HeberwehrBewegliche Wehre Bearbeiten Bei beweglichen Wehren lassen sich im Bedarfsfall die Verschlusse zum Teil oder ganz beseitigen nbsp Nadelwehr nbsp KaskadenwehrBewegliche Wehre mit uberstrombaren Verschlussen Bearbeiten nbsp Fischbauchklappe nbsp Trommelwehr nbsp Sektorwehr nbsp SchlauchwehrBewegliche Wehre mit unterstrombaren Verschlussen Bearbeiten nbsp Schutz nbsp Verlaat nbsp Segmentwehr nbsp Walzenwehr nbsp Staubalkenwehr nbsp Schwimmer gesteuertes Klappenwehr nbsp ASK Wehr SegmentwehrBestandteile Bearbeiten Grossere Wehranlagen werden meist mit mehreren Wehrfeldern mit Wehrverschlussen Regelungsorganen ausgerustet die getrennt voneinander bedient werden konnen Aus Sicherheitsgrunden sollten Wehre ein Feld mehr haben als erforderlich n 1 Regel damit eines gefahrlos infolge Revision oder Verklausung bei Hochwasserereignissen ausfallen kann Viele Wehre enthalten zumindest teilweise in einzelnen Feldern bewegliche Elemente Schutz mit denen eine Abflussregulierung moglich ist Moderne Wehre enthalten auch haufig einen Wehrsteg Ubergang einen Fischpass Wanderaufstiegshilfe eine Schleuse oder Bootspassage oder einen kombinierten Fisch Kanu Pass Nebenwirkungen BearbeitenOkologische Auswirkungen Bearbeiten Wehre sind kunstliche Bauwerke in naturlichen Gewassern Sie sperren das Gewasser ab und machen es dann Fischen und anderen Wasserlebewesen oft unmoglich stromaufwarts zu wandern Dieses Problem kann durch die Einrichtung einer Fischtreppe minimiert werden Wenn eine feste Wehrschwelle moglich ist setzt man heute auch haufig eine Sohlrampe anstelle eines Wehres ein welche von den meisten aquatischen Lebewesen besser uberwunden werden kann Wehre stauen das Gewasser auf und bewirken oberhalb eine deutliche Verringerung der Fliessgeschwindigkeit da sich bei gleichem Durchfluss die durchstromte Flache erheblich vergrossert Durch die geringere Fliessgeschwindigkeit kommt es im Oberwasser zu verstarkter Sedimentation und die Sohle des Gewasserbettes kann sich aufhohen Unterhalb des Wehres fehlt das Geschiebe Da Flusse dann haufig mit ihrer uberschussigen Energie Sohlsubstrat aufnehmen kann es unterhalb von Wehranlagen zur Sohlvertiefung damit zur Vertiefung des gesamten Gewassers und moglicherweise auch des umgebenden Grundwassers kommen Bei einem stark belasteten Gewasser kann es oberwasserseitig wegen der geringen Fliessgeschwindigkeit zu Sauerstoffmangel und dann auch zum Fischsterben kommen Auch das Temperaturverhalten des Gewassers kann durch den Aufstau oberhalb beeinflusst werden In der Regel findet man im Stauraum oberhalb des Wehres aufgrund der anderen Fliessgeschwindigkeiten und Temperaturen eine andere Flora und Fauna als im Unterwasser Gefahrenstelle Bearbeiten Ein uberstromtes Wehr das quer zum Fluss verlauft ist fur Schwimmer und von kleinen Booten aus auch bei Tageslicht von flussauf schlecht erkennbar Ist die Fliessgeschwindigkeit des Gewassers auch nur gleich gross wie die Geschwindigkeit von Schwimmer bzw Boot gegenuber Wasser muss rechtzeitig oberhalb des Wehrs etwa gewasserbreit vor der letzten rettenden Uferstelle zumindest quer zum Gewasser geschwommen gefahren werden um nicht Gefahr zu laufen uber das Wehr zu treiben Uber ein Wehr getrieben folgt ein Sturz mit dem Wasserfall auf unbekannten Untergrund Schaumendes Wasser hat eine geringere Dichte so dass weniger Auftrieb entsteht um den Kopf zum Atmen uber Wasser halten zu konnen Strebt man dank Auftrieb von Neopren Schwimmweste oder Bootskorper nach oben konnen einen die Wirbelwalzen vor und hinter dem Wasserfallvorhang immer wieder zum Fall treiben wie an Treibholzstucken zu beobachten ist 3 Siehe auch BearbeitenKlause Wasserbau Literatur BearbeitenWehr In Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 16 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1885 1892 S 474 Peter Kaiser Stauwerke In Historisches Lexikon der Schweiz Lueger Lexikon der gesamten Technik Stichwort Stauanlagen Online Auszug Jurgen Giesecke Emil Mosonyi Stephan Heimerl Wasserkraftanlagen Planung Bau und Betrieb Springer Berlin 2009 ISBN 978 3 540 88988 5 Kurt Lecher Hans Peter Luhr Ulrich C E Zanke Taschenbuch der Wasserwirtschaft 8 vollstandig neubearbeitete Auflage Vieweg Wiesbaden 2003 ISBN 3 528 02580 8 Theodor Strobl Franz Zunic Wasserbau Aktuelle Grundlagen neue Entwicklungen Springer Berlin u a 2006 ISBN 3 540 22300 2 Bundesanstalt fur Wasserbau Hg 2020 Feste Wehre an Bundeswasserstrassen Untersuchungen zur Machbarkeit sowie Empfehlungen zur Umsetzung Karlsruhe Bundesanstalt fur Wasserbau BAWMitteilungen 105 hdl handle netWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Wehr Wasserbau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Wehr Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Erlauterungen zu Wehren im Methodenwiki der Bundesanstalt fur Wasserbau Arten von Wehren und deren Einsatzbereiche in der Wasser und Schifffahrtsverwaltung Informationsfilm der Bundesanstalt fur Wasserbau doi 10 5446 14696Einzelnachweise Bearbeiten Christian Rohr Extreme Naturereignisse im Ostalpenraum Naturerfahrung im Spatmittelalter und am Beginn der Neuzeit Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 2007 ISBN 978 3 412 20042 8 Seite 355 teilweise einsehbar bei Google Books Johann Peter Hebel Allemanische und hochdeutsche Gedichte Karlsruhe 1838 S 279 Google Digitalisat auch heute noch in der lokalen Presse des Wiesentals verwendeter Begriff Christoph Slaby Einsatztaktik fur die Feuerwehr Hinweise zur Wasserrettung PDF 861 kB Landesfeuerwehrschule Baden Wurttemberg Juni 2011 abgerufen am 5 Juni 2016Normdaten Sachbegriff GND 4138373 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wehr Wasserbau amp oldid 237179794