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Die Schwertscheide von Gutenstein ist eine prunkvoll verzierte Schwertscheide einer Spatha aus dem 7 Jahrhundert die im heutigen Sigmaringer Stadtteil Gutenstein im Grab eines alamannischen Kriegers gefunden wurde Die Besonderheit dieser Schwertscheide sind die fur das 7 Jahrhundert seltenen Darstellungen von Tierkriegern beziehungsweise Menschen mit Tiermasken die nur wenige Parallelen in Europa haben Replik der Schwertscheide von GutensteinDetailansicht mit Wolfskrieger Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckungsgeschichte 2 Beschreibung und Deutung 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksEntdeckungsgeschichte BearbeitenIm Jahre 1887 wurden bei Bauarbeiten in unmittelbarer Nahe der Gutensteiner St Gallus Kirche die Reihengraber zweier Manner gefunden In einem der Graber befand sich unter anderem die silberne Schwertscheide Der Sigmaringer Baurat Eduard Eulenstein 1841 1896 erwarb den Fund vermutlich von dem Apotheker und Vor und Fruhzeitforscher Hieronymus Edelmann 1853 1922 der damals in Ebingen heute Albstadt spater in Sigmaringen und Munchen lebte Nach Eulensteins Tod gelangte das wertvolle Exponat mit der Inventarnummer II c 2830 31 in den Besitz des Museums fur Vor und Fruhgeschichte in Berlin 1945 beschlagnahmte die Trophaenkommission der Roten Armee neben anderen Exponaten aus der Kategorie Unersetzliches auch die Schwertscheide von Gutenstein Seither befindet sie sich als kriegsbedingt verbrachtes Kulturgut beziehungsweise als Beutekunst im Puschkin Museum zu Moskau Der tatsachliche Verbleib der Schwertscheide war dabei viele Jahre ungesichert da aus Moskau keine Angaben dazu kamen Erst mit den Vorbereitungen zur Ausstellung Merowingerzeit Europa ohne Grenzen im Puschkin Museum wurde der Verbleib offiziell geklart 1 Repliken der Schwertscheide von Gutenstein befinden sich im Romisch Germanischen Zentralmuseum RGZM in Mainz im Landesmuseum Wurttemberg in Stuttgart und im Archaologischen Museum Colombischlossle in Freiburg im Breisgau Beschreibung und Deutung BearbeitenDie Schwertscheide besteht aus dunnen silbernen Platten die mit bronzenen Randbeschlagen auf einer holzernen Unterlage fixiert sind Die silbernen Platten tragen eingepragte Ornamente und Verzierungen Die Vorderseite der Scheide ist durch zwei horizontale aufgenietete Bronzebander in drei ubereinander liegenden Feldern gegliedert In der obersten Reihe ist ein nach rechts gewandter Mensch mit Tierkopfmaske beziehungsweise ein Tierkrieger ein sogenannter Wolfskrieger abgebildet der seine Vorbilder vermutlich aus der heidnischen Mythologie hat Er tragt eine wadenlange Kleidung halt eine nach unten gesenkte Lanze in der rechten sowie ein Ringschwert in einer verzierten Scheide in der linken Hand Kopf beziehungsweise Maske tragen Merkmale eines stilisierten Wolfes Unter dem Standhorizont ist ein kleines Flechtornament im Tierstil I eingefugt Das darunter liegende Feld wird mittig durch ein Ornament mit vergoldeten Nieten vertikal geteilt In diesen beiden Feldern befinden sich sechs paarweise angeordnete Verzierungen in ebenfalls fur den Tierstil I typischen Formen Das unterste Feld wird durch einen Tierwirbel eine runde Swastika mit stilisierten Tierkopfen ausgefullt Swastiken sind ein haufig im vor und fruhgeschichtlichen Fundgut anzutreffendes Verzierungsmotiv das aufgrund ihrer Tradition bis in die Zeiten des Synkretismus als heidnische Symbole gedeutet werden Erst in der spateren christlich sakralen Kunst erfuhr die Swastika eine Umdeutung als Kreuzdarstellung Mit ihrer noch als heidnisch anzusprechenden Symbolik wie dem Tierkrieger und dem Tierwirbel ist die Schwertscheide von Gutenstein ein wertvolles Zeugnis aus den Zeiten der durchgreifenden Christianisierung bei den Alemannen Ahnliche Abbildungen von Tierkriegern wie auf der Schwertscheide von Gutenstein gibt es aus den Adelsgrabern von Obrigheim in der Pfalz Sutton Hoo in England und dem schwedischen Valsgarde Typologisch lassen sich die Darstellungen an das Ende des 7 Jahrhunderts einordnen Einzelnachweise Bearbeiten n tv Merowinger Schau Beutekunst in MoskauLiteratur BearbeitenJulius Naue Die Silberne Schwertscheide von Gutenstein Grossherzogthum Baden In Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien Band XIX NF Bd IX Wien 1889 S 1 7 Friedrich Garscha Die Schwertscheide von Gutenstein In Badisches Landesamt fur Denkmalpflege Hrsg Volk und Vorzeit Volkstumliche Hefte fur oberrheinische Ur und Fruhgeschichte Karlsruhe 1 1939 S 1 11 Friedrich Garscha Die Alemannen in Sudbaden Verlag Walter de Gruyter Berlin 1970 S 82 83 und Tafel 31 Wilfried Menghin Klaus Goldmann Schliemanns Gold und die Schatze Alteuropas Aus dem Museum fur Vor und Fruhgeschichte Eine Dokumentation Staatliche Museen zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Ph von Zabern Mainz 1993 ISBN 3 8053 1641 0 Marion Bertram Hrsg Merowinger die Altertumer im Museum fur Vor und Fruhgeschichte Museum fur Vor und Fruhgeschichte Staatliche Museen zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Verlag Ph von Zabern Mainz 1995 ISBN 3 8053 1701 8 Wilfried Menghin Marion Bertram Hrsg Merowingerzeit Europa ohne Grenzen Archaologie und Geschichte des 5 bis 8 Jahrhunderts Ed Minerva Wolfratshausen 2007 ISBN 978 3 938832 18 9 Heiko Steuer Seit 1945 verschollen jungst wieder aufgetaucht Die Schwertscheide von Gutenstein an der Oberen Donau In Forderkreis Archaologie in Baden e V Hrsg Archaologische Nachrichten aus Baden Heft 76 77 2008 ISSN 0178 045X S 74 75 Weblinks BearbeitenWolfskrieger mit Ringschwert auf der Schwertscheide Merowingerzeit Europa ohne Grenzen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwertscheide von Gutenstein amp oldid 237592565