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Die Burg Jeltsch polnisch Zamek w Jelczu Laskowicach bisweilen auch Burg Jeltz geschrieben war eine Wasserburg auf einer kleinen Oderinsel am Sudrand der niederschlesischen Ortschaft Jeltsch polnisch Jelcz im heutigen Powiat Olawski der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien Mauerreste der Burg JeltschDie Burg wurde in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts errichtet aber erst 1375 1 als castrum erstmals urkundlich erwahnt Im 14 und 15 Jahrhundert zu einer mehrflugeligen Anlage ausgebaut erhielt sie 1518 unter dem damaligen Burgherrn Konrad Sauermann eine Neugestaltung im Stil der Renaissance Nachdem die Anlage im Dreissigjahrigen Krieg durch mehrfache Belagerung Einnahme und Verwustung unterschiedlicher Kriegsparteien stark beschadigt worden war zogen es die Besitzer 1650 vor in ihr nahe gelegenes Schloss Laskowitz umzusiedeln Die Burg wurde nachfolgend nur noch von einem Pachter bewohnt der dort eine Brauerei und eine Gaststatte betrieb Nach Einstellung deren Betriebs im 19 Jahrhundert und Sprengung der Burggebaude im ersten Viertel des 20 Jahrhunderts blieben nur noch ruinierte Mauerreste von der Anlage ubrig Diese stehen seit dem 20 November 1964 unter Denkmalschutz 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bewohner und Besitzer 1 2 Baugeschichte 2 Beschreibung 2 1 Lage 2 2 Baubestand 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenGeschichte BearbeitenBewohner und Besitzer Bearbeiten Die erste urkundliche Nennung Jeltschs erfolgte am 9 August 1245 als Papst Innozenz IV dem Breslauer Bischof Thomas I eine Reihe von Besitzungen bestatigte unter denen auch Jalche genannt wurde 3 Moglicher Bauherr der dortigen Wasserburg war um 1268 der Salzburger Erzbischof Wladislaw der zugleich Administrator des Erzbistums Breslau war 4 Schon 1277 gehorte Jeltsch dann den Breslauer Piastenherzogen Im Streit um Teile deren Herzogtums liess der Liegnitzer Herzog Boleslaus der Kahle am 18 Februar 1277 5 seinen Neffen Heinrich IV in Jeltsch gefangen nehmen und hielt ihn nachfolgend in der Burg Lehnhaus gefangen Ob sich Herzog Heinrich IV bei seiner Gefangennahme tatsachlich in der schwer zuganglichen Burg Jeltsch aufhielt ist nicht gesichert denn in Jeltsch gab es neben der Inselburg noch ein Jagdhaus der Herzogsfamilie das ebenso infrage kommt 6 Nach dem Tod des Herzogs Heinrich V teilten seine drei Sohne das Erbe 1311 unter sich auf Das Herzogtum Breslau und damit die Burg Jeltsch fiel an Boleslaw als Herrscher des neu gegrundeten Herzogtums Brieg und Jeltsch wurde ab 1329 5 verlehnt Zuvor hatte Boleslaw 1326 dort noch den Breslauer Kanonikus und Administrator Nikolaus von Banz festgesetzt weil dieser ein Unterstutzer seines Bruders Heinrich VI war mit dem Boleslaw im standigen Streit lag Kurz nach 1343 kam das Lehen an die Familie Borschnitz auch Borsnitz geschrieben 7 Als Bischof Preczlaw von Pogarell am 24 September 1352 uber Konrad und Hans von Borschnitz den Kirchenbann verhangte weil sich die beiden an kirchlichem Eigentum und an Untertanen der Kirche vergriffen haben sollen 8 fielen Burg und Herrschaft zuruck an das Brieger Herzogtum und wurden nachfolgend im Laufe der 1350er Jahre wieder verlehnt Neuer Lehnsnehmer war Hoyer auch Hogerus der Altere von Prittwitz doch kaufte Hans von Borschnitz den Besitz am 24 Juli 1382 zuruck 9 10 Im ersten Jahrzehnt des 15 Jahrhunderts fiel Jeltsch als erledigtes Lehen an den Landesherrn zuruck Herzog Ludwig II verkaufte den Besitz am 23 November 1433 an den Breslauer Bischof Konrad von Oels 11 Dieser verpfandete ihn im August 1440 zwar dem Ritter Lorenz von Rorau doch wurde er anschliessend wieder eingelost und diente als Konrads Alterssitz wo er am 9 August 1447 starb Im Jahr 1452 verkaufte das Bistum das slosz Jeltsch yn der Oder gelegen 12 fur 600 Mark Groschen 13 an den oberschlesischen Adeligen Jan c ke von Kottulinsky auch Kottulinski geschrieben sicherte sich vertraglich aber das Offnungsrecht an der Anlage Die Familie Kottulinski blieb bis 1507 Besitzer der Burg dann musste sie die Anlage wegen Uberschuldung an Hans Metzler den Schwager des Breslauer Bischofs Johann Turzo verkaufen 14 Nikolaus Kottulinski wurde 1508 von Kaiser Maximilian I zum Freiherrn von Jeltsch ernannt und das Gut zur freien Herrschaft erhoben 14 Ironischer Weise geschah dies aufgrund burokratischer Langsamkeit zu einer Zeit als die Familie Kottulinksi schon nicht mehr im Besitz von Jeltsch war sondern Burg und Herrschaft mittlerweile dem Breslauer Kaufmann und Ratsherrn Konrad I Sauermann gehorten Er hatte die Herrschaft und das nahe gelegenen Gut Peisterwitz im Fruhjahr fur 3400 Goldgulden erworben was der Breslauer Bischof als Lehnsherr am 13 Mai 1508 schriftlich genehmigte 15 Konrads Familie wurde im August 1530 als Saurma geadelt und nannte sich ab 1647 nach ihrem Besitz Saurma Jeltsch Konrad I liess die mutmasslich verfallene 3 mittelalterliche Wehrburg 1518 um bzw wiederaufbauen und uberliess sie zwischen 1535 und 1538 seinem Sohn Konrad II 16 Dessen Sohne schlossen nach dem Tod des Vaters 1561 am 1 Mai 1569 einen Erbvertrag und brachten Burg und Herrschaft in ein Fideikommiss ein 17 nbsp Valentin von Sabischs Entwurf fur den Wiederaufbau und die Befestigung der AnlageAm 7 April 1623 brannte die Anlage durch ein Feuer teilweise nieder 5 18 Der Breslauer Festungsbaumeister Valentin von Sabisch wurde mit Entwurfen fur einen Wiederaufbau beauftragt Er sah dabei auch Befestigungselemente vor doch die Plane wurden wegen des Dreissigjahrigen Kriegs nie verwirklicht Stattdessen liess die Familie Saurma die Burg leidlich reparieren und etwas umbauen 12 Im Dreissigjahrigen Krieg wurde sie mehrfach eingenommen und beschadigt 1634 besetzen kursachsische Soldaten unter dem General Hans Georg von Arnim die Burg Sie konnten erst 1641 von Kaiserlichen vertrieben werden ehe schwedische Truppen die Wasserburg im Dezember 1646 einnahmen und sie bis Kriegsende 1648 hielten 19 Die Kriegsbeschadigungen an der Burg waren derart gravierend dass der damalige Burgherr Wolf Albrecht von Saurma die Burg Jeltsch als Wohnsitz aufgab und ins 1650 gekaufte naheliegende Schloss Laskowitz umzog Graf Gustav von Saurma Jeltsch kaufte Jeltsch im Jahr 1817 und machte es zum Eigentum seiner Familie die im selben Jahr nach Jeltsch zuruckkehrte Die von Saurma bezogen aber nicht in der Wasserburg Quartier sondern nutzten das alte herzogliche Jagdschloss als Wohnsitz ehe sie schliesslich in das bis 1830 neu errichtete Schloss Jeltsch zogen 20 Die Burganlage wurde ab Beginn des 19 Jahrhunderts von einem Pachter bewohnt der in den Gebauden eine Brauerei samt Gasthaus betrieb 21 doch schon Ende des 19 Jahrhunderts war die Anlage ungenutzt und stand leer Die Familie von Saurma war bis 1945 Eigentumerin der Burg ehe sie nach Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Ubergang fast ganz Schlesiens an Polen verstaatlicht wurde Baugeschichte Bearbeiten nbsp Burg Jeltsch auf einer Zeichnung von Bernhard Mannfeld ca 1870Eine Ausgrabung im Jahr 1978 fand das einstige Erdgeschoss eines Backsteinbaus dessen Erbauung in das dritte Viertel des 13 Jahrhunderts datiert werden konnte 22 Deshalb wird der Salzburger Erzbischof Wladislaw von Schlesien als Bauherr der Anlage vermutet Das steinerne Gebaude war Teil einer holzernen Wehranlage die von einem Erdwall umgeben war 4 Diese einfache Burg wurde allmahlich zu einer dreiflugeligen Anlage mit Innenhof verandert indem dem Steinhaus im 14 und 15 Jahrhundert im Westen und Sudosten zwei steinerne Flugel angebaut wurden und die vierte sudwestliche Seite spater mit einer Kurtine geschlossen wurde 4 Konrad I von Sauermann baute die wehrhafte Burg 1518 im Stil der Renaissance wohnlicher um und umgab den Innenhof mit Arkadengangen 1642 wurde der Sudflugel durch ein neues Gebaude fur eine Brauerei ersetzt 4 Teile der ubrigen Bausubstanz erfuhren im fruhen 19 Jahrhundert eine Renovierung bei der Mauern repariert und verputzt wurden um sie als Wohnung des Brauereipachters und als Gaststatte nutzen zu konnen Dem Gaststattengebaude im Nordost Flugel wurde 1816 ein holzerner Aussichtsturm aufgesetzt Aus demselben Jahr stammt der westliche Eckturm der aber moglicherweise auch schon im 17 Jahrhundert errichtet worden war 4 Nachdem die Burganlage im weiteren Verlauf des 19 Jahrhunderts verlassen worden war und leer stand erfolgte vermutlich nach 1910 4 eine Sprengung der noch vorhandenen Gebaude deren Reste anschliessend immer mehr verfielen Beschreibung BearbeitenLage Bearbeiten Die Reste der Burg stehen auf einer Insel im Flussbett eines Oder Altarms am sudwestlichen Ortsrand von Jelcz Vor der Begradigung der Oder stand die Anlage auf einer vollstandig von Wasser umgebenen Insel weswegen Burg Jeltsch zum Typus der Inselburgen zahlt Baubestand Bearbeiten Die heute erhaltenen Mauerreste verdeutlichen noch gut den vierflugeligen Charakter der Burg mit ihrem nahezu quadratischen Grundriss Erhalten sind die Kellerraume und Partien des Mauerwerks im Erdgeschoss Die Ringmauer weist an der Sudwest und Nordwest Seite die grosste Dicke auf 12 Die West Ecke der Anlage war von einem viereckigen Turm markiert wahrend die Sud als auch die Ost Ecke und der dazwischen liegende Teil der Ringmauer von Strebepfeilern gestutzt waren Altester Teil der Burg ist ein gotischer 8 5 24 5 Meter 22 messender Wohnbau des Nordost Flugels mit drei Raumen im Erdgeschoss Der westliche von ihnen war von einem Kreuzgewolbe uberspannt das auf einer zentralen Mittelsaule ruhte Die Trakte im Nordwesten und Sudosten wurden im 16 bis 17 Jahrhundert nachtraglich von innen an die Ringmauer angebaut 12 18 Ein Sandsteinquader 23 uber dem einstigen Haupteingang tragt die Jahreszahl 1518 und erinnert damit an den Renaissanceumbau unter Konrad I Sauermann Literatur BearbeitenErnst Badstubner Dietmar Popp Andrzej Tomaszewski Dethard von Winterfeld Hrsg Dehio Handbuch der Kunstdenkmaler in Polen Schlesien Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2005 ISBN 3 422 03109 X S 387 Gunther Grundmann Burgen Schlosser und Gutshauser in Schlesien Band 1 Die mittelalterlichen Burgruinen Burgen und Wohnturme Bau und Kunstdenkmaler im ostlichen Mitteleuropa Band 1 Weidlich Frankfurt a M 1982 ISBN 3 8035 1161 5 S 124 125 Paul Pfotenhauer Schloss Jeltsch bei Ohlau und seine historische Bedeutung In Zeitschrift des Vereins fur Geschichte und Alterthum Schlesiens ZVGAS Band 25 1891 S 185 210 PDF 20 9 MB Robert Weber Hrsg Schlesische Schlosser Band 1 Verlag des Deutschen Schloesser Albums Dresden Breslau 1909 S 15 Digitalisat Hugo Weczerka Handbuch der historischen Statten Schlesien Kroners Taschenausgabe Band 316 Kroner Stuttgart 1977 ISBN 3 520 31601 3 S 210 211 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Jeltsch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen zur Burgruine auf der Denkmalseite der polnischen Denkmalschutzbehorde polnisch Informationen zum Objekt auf polskiezabytki pl polnisch Fotos und Beschreibung der Burgruine auf polska org pl polnisch Fussnoten Bearbeiten Angabe gemass Hugo Weczerka Handbuch der historischen Statten Schlesien 1977 S 210 211 In Grundmanns Publikation ist hingegen von 1335 als Jahr der Erstnennung die Rede Siehe Gunther Grundmann Burgen Schlosser und Gutshauser in Schlesien Band 1 Die mittelalterlichen Burgruinen Burgen und Wohnturme 1982 S 125 Narodowy Instytut Dziedzictwa Denkmalliste fur die Woiwodschaft Niederschlesien Dezember 2022 S 143 PDF 2 1 MB a b Paul Pfotenhauer Schloss Jeltsch bei Ohlau und seine historische Bedeutung 1891 S 187 a b c d e f Informationen zur Burgruine auf der Denkmalseite der polnischen Denkmalschutzbehorde Zugriff am 5 Februar 2023 a b c Robert Weber Hrsg Schlesische Schlosser Band 1 1909 S 15 Gunther Grundmann Burgen Schlosser und Gutshauser in Schlesien Band 1 1982 S 124 Paul Pfotenhauer Schloss Jeltsch bei Ohlau und seine historische Bedeutung 1891 S 192 Paul Pfotenhauer Schloss Jeltsch bei Ohlau und seine historische Bedeutung 1891 S 193 Paul Pfotenhauer Schloss Jeltsch bei Ohlau und seine historische Bedeutung 1891 S 194 Paul Pfotenhauer Schloss Jeltsch bei Ohlau und seine historische Bedeutung 1891 S 197 Paul Pfotenhauer Schloss Jeltsch bei Ohlau und seine historische Bedeutung 1891 S 198 199 a b c d Gunther Grundmann Burgen Schlosser und Gutshauser in Schlesien Band 1 1982 S 125 Paul Pfotenhauer Schloss Jeltsch bei Ohlau und seine historische Bedeutung 1891 S 200 a b Paul Pfotenhauer Schloss Jeltsch bei Ohlau und seine historische Bedeutung 1891 S 202 Paul Pfotenhauer Schloss Jeltsch bei Ohlau und seine historische Bedeutung 1891 S 204 Paul Pfotenhauer Schloss Jeltsch bei Ohlau und seine historische Bedeutung 1891 S 205 Paul Pfotenhauer Schloss Jeltsch bei Ohlau und seine historische Bedeutung 1891 S 206 a b Ernst Badstubner Dietmar Popp Andrzej Tomaszewski Dethard von Winterfeld Hrsg Dehio Handbuch der Kunstdenkmaler in Polen Schlesien Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2005 ISBN 3 422 03109 X S 387 Paul Pfotenhauer Schloss Jeltsch bei Ohlau und seine historische Bedeutung 1891 S 208 209 Paul Pfotenhauer Schloss Jeltsch bei Ohlau und seine historische Bedeutung 1891 S 210 Burggeschichte auf zamkiobronne pl Zugriff am 5 Februar 2023 a b Informationen zum Objekt auf polskiezabytki pl Zugriff am 5 Februar 2023 Hans Lutsch Die Kunstdenkmaler der Landkreise des Reg Bezirks Breslau Verzeichnis der Kunstdenkmaler der Provinz Schlesien Band 2 Wilhelm Gottlieb Korn Breslau 1889 S 374 Digitalisat 51 016111 17 308333 Koordinaten 51 0 58 N 17 18 30 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Jeltsch amp oldid 232269553