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Die Brigittakapelle ist eine im barocken Stil errichtete ehemals romisch katholische Kapelle im 20 Wiener Gemeindebezirk Brigittenau und steht unter Denkmalschutz 1 Sie wird von der georgisch orthodoxen Gemeinde fur Messen benutzt dabei fungiert sie als Kirche zum Heiligen Konig David der Erneuerer Brigittakapelle Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Die militarische Situation 1 2 Die Sage vom Kugelwunder 1 3 Die Sage von der Friedensschlusskunde 2 Baugeschichte 2 1 Altargemalde und Deckenfresko 2 2 Weitere Geschichte der Brigittakapelle 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenUm die Errichtung der im 20 Bezirk am Forsthausplatz stehenden Brigittakapelle ranken sich zwei Legenden aus dem Dreissigjahrigen Krieg Eine Legende beruft sich darauf dass Kaiser Ferdinand III an dieser Stelle 1648 die Kunde vom Westfalischen Frieden erreichte Die zweite Legende handelt davon dass der Bruder des Kaisers Erzherzog Leopold Wilhelm in Ausubung des Oberbefehls uber die kaiserlichen Truppen bei der Ersturmung der so genannten Wolfsschanze benannt nach der Wolfs Au in seinem Kommandozelt nur knapp von einem schwedischen Artilleriegeschoss verfehlt wurde Die neuere Forschung belegt dass beide Legenden nicht den Tatsachen entsprechen dennoch halten sie sich dauerhaft in Literatur und Bevolkerung 2 Die ursprunglichen Namen des Gebietes der heutigen Brigittenau waren Wolfsau und Schottenau Das Augebiet befand sich nordlich des heutigen Augartens und war ein Teil des sogenannten Unteren Werds Uber die Grundherrschaft der ausgedehnten kaum besiedelten Grunde verfugte das Stift Klosterneuburg Im Zuge der Stadterweiterung von 1850 wurde Wien in acht Bezirke geteilt von denen der zweite sich aus der heutigen Brigittenau und der Leopoldstadt zusammensetzte Bis dahin bestand die Brigittenau zum Grossteil aus einer Auenlandschaft der sogenannten Wolfsau und dem Gebiet Zwischenstrom Die beiden Gebiete wurden durch das Kaiserwasser den damaligen Hauptstrom der Donau getrennt 3 nbsp Innenraum mit AltarDie militarische Situation Bearbeiten Die vernichtende Niederlage des kaiserlichen Heeres bei Jankau veranlasste Ferdinand III in aller Eile die Besatzung der fur die Verteidigung Wiens strategisch bedeutenden Sternschanze die dem nordlichen Ende der Wolfsbrucke vorgelagert war zu verstarken 4 2 Diese so genannte Wolfsschanze soll bereits 1484 beim zweiten Ansturm von Matthias Corvinus auf Wien zu einem befestigten Bruckenkopf ausgebaut worden sein Bereits 1643 hatte im Auftrag des schwedischen Feldherrn Torstensson die leichte Kavallerie seines Heeres unter General Wrangel das Gebiet der Donaubrucken bei Wien gestreift Jedoch zog das in Mahren stehende schwedische Hauptheer vor einem moglichen Vorstoss auf Wien wieder uberraschend nach Norden ab um im Rahmen des Torstenssonkrieges in Holstein einzufallen und Danemark anzugreifen Am 9 April 1645 stand Torstensson dann erneut mit seinem Heer vor der Schanze Der druckenden Ubermacht des Feindes unterlegen mussten sich die kaiserlichen Truppen aus der Schanze auf die westlichen Donauinseln zuruckziehen jedoch nicht ohne zuvor die Brucke hinter sich in Brand zu setzen In der Folge tobte ein vier Tage wahrender Kampf um die Strominseln Die Schweden hofften auf ein Zusammenwirken mit dem Siebenburger Furst Georg II Rakoczi der sich aber uberraschend mit dem Kaiser geeinigt hatte Das fuhrte zu einem unvermutet raschen Ruckzug des schwedischen Hauptheeres nach Brunn Die Wolfsschanze wurde aber weiterhin von einer schwedischen Besatzung gehalten In der Folge kam es zu einem merkwurdigen Abkommen Den Wienern sollte die Donauzufuhr erhalten bleiben dafur durften die Schweden sich ungehindert in der Stadt versorgen 5 Dieses Abkommen war nicht von Dauer denn fur die geplante Wiedereroberung dieses Stutzpunktes setzte der Kaiser seinen 31 jahrigen Bruder Erzherzog Leopold Wilhelm ein Von den Kaiserlichen wurde eine Gegenschanze aufgeworfen und Leopold Wilhelm stimmte dem von Obrist Karl Friedrich Reich ausgearbeiteten Plan zur Sturmung der Wolfsschanze zu Am Abend des 27 Mai 1645 hatte der Erzherzog begleitet von Graf Matthias Gallas und den meisten der in Wien weilenden Feldherren die Schottenau zwecks Lagererkundung aufgesucht Die Beschiessung der Bruckenbastionen soll am Morgen des darauffolgenden Tages eingesetzt haben Doch hatten die Schweden ihre Festung wahrend der mehrwochigen Kampfpause weiter ausgebaut sodass sie heftigen Widerstand zu leisten vermochten Durch einen ins schwedische Hauptquartier abgesandten Eilkurier versprachen sie sich eine baldige Truppenverstarkung Diese kritische Situation durfte Leopold Wilhelm dazu bewogen haben die Nacht vom 29 auf den 30 Mai in seinem Zelt in der Schottenau zuzubringen Reich liess nach erfolgloser Kanonade vom Vortag ausgewahlte Streitkrafte sowohl aus den Reihen seiner Truppen als auch aus den Regimentern Fehrenberg Baden und Hunoldstein zwischen 4 und 9 Uhr morgens des 30 Mai 1645 unter Feuerschutz ans Nordufer schaffen Dabei kam ihm sicherlich die topographische Lage so mancher nahe ans Ufer vorgeschobenen Strominseln entgegen so dass seine Truppen wahrscheinlich einerseits auf dem kurzesten Weg uber die Schwarze Lacke bzw den Neuhaufen und die Muhlschiedinsel kommend die Wolfsschanze umzingeln konnten Da man inzwischen einen schwedischen Rittmeister mit der Nachricht eines baldigen Entsatzes durch General Arvid Wittenberg mit einer Truppenstarke von 4 000 Mann spatestens am darauffolgenden Tag das ware der 31 Mai abgefangen hatte zogerte Reich nun nicht mehr langer und liess unter Aufbietung samtlicher vorhandener Reserven den Bruckenkopf im Sturm uberlaufen was tatsachlich mit der Einnahme des Bollwerkes am spaten Nachmittag des gleichen Tages endete Die gefangenen Schweden wurden nach Wien gebracht Es zeigte sich dass dies zum geeigneten Zeitpunkt geschehen war denn schon am Morgen des nachsten Tages war Wittenberg auch wirklich bis auf wenige Kilometer herangeruckt zog aber nach Erhalt der Kunde vom Schicksal der Schweden sofort ab sodass die Wolfsschanze vorerst dauerhaft in der Hand der kaiserlichen Truppen verblieb Die Kampfe um den strategisch wichtigen Punkt waren jedoch noch nicht endgultig voruber am 31 August 1645 besetzte Torstenson die Schanze ein weiteres Mal zog aber bereits im Oktober wieder in sein Winterquartier ab und liess auf dem Bisamberg und dessen Umgebung sowie in Krems und Korneuburg Befestigungen gegen Angriffe aus dem Raum Wien einrichten 6 4 Die Sage vom Kugelwunder Bearbeiten nbsp Erzherzog Leopold Wilhelm von Osterreich Portrat von David Teniers d J um 1652 An diese historischen Ereignisse knupft sich nun eine Sage die weit mehr Verbreitung gefunden hat als die tatsachlichen Ereignisse bekannt wurden Ein zeitgenossischer Chronist namens Mathias Fuhrmann berichtet daruber erst 1767 in Anlehnung an eine Erwahnung des Jesuiten Leopold Fischer 1764 ausfuhrlich Anno 1640 sic hat sich die Wunder Geschicht zugetragen dass als der Durchlauchtigste Furst Lepoldus Guilielmus Erz Herzog von Oesterreich wieder den Schwedischen General Ochsenstern welcher sich unweit von der Stadt Wien gelagert hatte auf dem sogenannten Tabor mit vielen Kriegs Volck entgegen stunden in dem Fest der hl Brigitta eine Stuck Kugel in das Haupt Gezelt hochst bedachten Durchlauchtigsten Erz Herzog vor dessen Angesicht als derselbe dem H Gebett oblage geschossen worden Worauf nach gleich beschehener Erfahrnus dass just an diesem Tag das Fest der H Brigitta mit einfalle dieser Heldenmuthige Furst sich entschlossen gegenwertige Capellen nach den Formular seines Gezeltes erbauen zu lassen Mathias Fuhrmann Fuhrmann beruft sich bei seiner Schilderung auf eine in der Capelle befindliche gedruckte Nachricht und fugt hinzu deme seynd noch einige umstande beygefuget die aber nicht bestehen Aus diesem Zusatz kann geschlossen werden dass die einzige Quelle welche das Wunder erwahnt in Verbindung mit offenbar unwahren Angaben stehen musste da sie sonst der so weitschweifige weniger genaue Chronist sicher in seine Ausfuhrungen mit eingeschlossen hatte 7 Das Kugelwunder konnte sich da nicht genauer angegeben sowohl am 30 Mai wie auch am 29 zugetragen haben wobei dem ersteren Datum zumeist der Vorzug gegeben wird Die Situation in der sich Leopold Wilhelm wahrend dieses Ereignisses befunden haben soll namlich im Gebet vertieft ist durchaus denkbar war er doch Kirchenfurst und Feldherr in einer Person Keinesfalls stimmt aber der Jahrestag des Ereignisses selbst wenn ein breiterer Spielraum gelassen wird mit dem Fest der hl Brigitta uberein Die falschen Angaben der Chronisten und deren wiederholte Ubernahme durch verschiedene Geschichtsschreiber der spateren Zeit hat die Angelegenheit nur noch mehr entstellt Niemals war der 30 oder 29 Mai der hl Brigitta geweiht gewesen sondern der 8 Oktober nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil der 23 Juli 8 Es handelt sich bei dieser Namensgebung mit Sicherheit um die hl Brigitta richtiger Birgitta von Schweden die um 1303 in Finstadt geboren zu einer der bedeutendsten Mystikerinnen wurde Auch kommen weder die hl Brigitta von Holland heute ebenfalls 23 Juli noch die irlandische Brigitta von Kildare 1 Februar fur das Patrozinium in Betracht nbsp Kaiser Ferdinand III Portrat von Frans Luycx um 1638 Aber auch der Bauherr der Brigittakapelle ist bei Fuhrmann falsch angegeben Es handelt sich dabei nicht um den Erzherzog Leopold Wilhelm sondern um seinen kaiserlichen Bruder Ferdinand III Der Beweis dafur ist ein kaiserlicher Stiftsbrief vom 1 Juli 1651 aus dem u a folgende Zeilen hervorgehen Deinde vero in Capella a nobis nuper in Sylva Thaber inter pontes Danuby extructa et Diivae Brigitta Sacra also ferner aber in der Kapelle die von uns kurzlich im Thaborwald zwischen den Donaubrucken errichtet wurde die der hl Brigitta geweiht ist 9 Nach alldem zeigt sich ziemlich eindeutig die Unglaubwurdigkeit von Fuhrmanns Bericht wobei er selbst in seinem bereits 1739 erschienenen Werk Alt und Neues Wien wohl von jenen Geschehnissen jedoch kein Wort von der Grundung berichtet Die Menschen waren seinerzeit von der Schilderung derartiger Wunder sehr eingenommen gewesen auch waren sie vom Verfasser zwecks besserer Einpragung historischer Ereignisse gedacht da sie doch sonst in den historiographischen Rahmen kaum hineinpassen Spatere Geschichtsschreiber ubernahmen in spateren Zeiten Fuhrmanns Bericht kritiklos oft sogar als Tatsache In der Tat hat Kaiser Ferdinand III diese Kapelle als Andachtsstatte fur das Jagd und Mautpersonal des Mauthauses Am Tabor errichten lassen Erst spatere Historiker dichteten dem Gebaude verschiedenste Grundungslegenden an von denen sich jene des Kugelwunders bis heute am hartnackigsten halt Die Brigittakapelle ist eine einfache Votivkapelle deren Errichtung an dem stark frequentierten Strassenzug uber die Donau notwendig war 4 Die Brucke und die Strasse wurden schliesslich 1688 98 stromabwarts verlegt und mit der Ausserachtlassung des Sakralbaues kam diese Tendenz Sage auf Die Schreiber Fuhrmann und Fischer handelten wohl im guten Glauben und hielten die Legende auch fur wahr wobei sich die Sage um die bereits erbaute Kapelle rankte Zum anderen wird auch die wiederholt aufgetauchte Meinung vertreten dass die Phantasie des Volkes mit der oktogonalen Form der Kapelle nichts rechtes anzufangen wusste und sich noch am ehesten an den Grundriss eines Zeltes erinnert fuhlte 2 nbsp Fassadendetail Kaiserliches WappenDie Sage von der Friedensschlusskunde Bearbeiten Neben dem Kugelwunder gibt es eine weitere Legende die sich um die Grundung der Brigittakapelle rankt Es handelt sich dabei um die erwahnte Friedensnachricht welche vom Legations Cantzellisten Muller stammt der behauptete dass Kaiser Ferdinand III an der Stelle wo heute die Kapelle steht die Nachricht vom Friedensschluss in Munster und Osnabruck erfahren hat Die Freude uber diese Botschaft soll beim Kaiser so gross gewesen sein dass er an Ort und Stelle eine Kapelle erbauen liess eben die Brigittakapelle Muller wurde den Gesandten des Herzogs von Sachsen Weimar Wilhelm IV die am 10 Juni 1660 bei Kaiser Leopold I die Huldigung zu leisten hatten als Begleitung mitgegeben Neben der Huldigung und der Entgegennahme der neuerlichen Belehnung hatten die Gesandten u a auch die Aufgabe zu besehen was an der Kays Burg bishero gebaut ingleichen die Kayser sowie des Ertz Hertzogs Leopold Wilhelm Schatz und Kunstkammer die Stadt Vestung und wie anitzo die keyserl Besatzung den beruhmten Hohen Turm die Kirchen Brucken und sonderlich das Hangewerk daran neuen kayserl Lustgarten den Tiergarten sowohl Ebersdorf und andere kays Lust und Jagdhausser auch was sonst notabel sein mag 10 Zu diesem Zweck fuhrte der Kanzlist Muller ein Diarium in dem er seine vielseitigen Beobachtungen und Erkundigungen notierte Am ausfuhrlichsten berichtet dieses Tagebuch uber Wien wobei Mullers Kunstinteresse durchaus ein modernes war als Bauten haben ihn offenbar Kirchen interessiert an denen das Eindringen des fruhbarocken Stils bemerkbar war So berichtet Muller auch uber die Brigittakapelle und gibt als Grundungsanlass an dass Ferdinand III an jener Stelle den Kurier angetroffen habe der 1648 die Nachricht vom osnabruckschen Friedensschluss brachte Diese Geschichte klingt zwar ein wenig glaubwurdiger als das Kugelwunder so wurde es zusammenpassen dass der Kurier den Kaiser mit dieser Frohbotschaft bei der Jagd antraf und er sogleich gelobte an dieser Stelle eine Kapelle zu bauen Der Zeitpunkt wurde auch mit dem Errichtungszeitraum der Kapelle zusammenpassen Die Legende mit der Friedensnachricht mutet vom chronologischen Standpunkt her plausibel an ist aber durch nichts eindeutig zu belegen Gesichert ist dass Ferdinand III die Kapelle als Andachtsstatte fur Forster Mautbeamte und Reisende uber die Donaubrucke errichten liess nicht zuletzt auch als Gebetsstatte fur sich selbst da die Kapelle mitten in seinem Jagdgebiet lag Baugeschichte Bearbeiten nbsp Fassadendetail mit Sonnenuhr nbsp Altarbild nbsp Deckenfresko Detail KugelwunderDie Brigittakapelle ist das erste urkundliche gesicherte Bauwerk Filiberto Luccheses in Wien und nimmt in seinem Gesamtwerk einen bedeutenden Platz ein Ihre Anmut besteht zunachst in einem spannungsvollen Dualismus der inneren und der ausseren Form Der 1650 als Backsteinbau errichtete Zentralbau dessen Grundkonzept nordlich der Alpen in zahlreichen Variationen Schule machte ist im Inneren ein zylindrischer Rundbau mit Kuppel und Laterne ihr Aussenmantel ist jedoch im Grundriss oktogonal Die Mauern sind bis zu einem Meter dick Die Fassade der Kapelle gestaltete Lucchese in zwei auf die roh verputzte Wand aufgetragenen dunnen Folien Die oberste Fassadenhaut bildet ein dorisch toskanisches Pilastergerust Die Pilaster sind an den Kanten des Oktogons geknickt Dem tektonischen Pilasterskelett sind breite Lisenen unterlegt Die optische Lesart der Wandabschnitte ist jedoch nicht eindeutig Man kann die roh verputzten Wandabschnitte bereits als eingelassene Putzfelder deuten Die oberste Fassadenhaut ist sehr dunn und wirkt dadurch sehr grafisch z B durch die scharf eingeschnittenen Konturen der leeren Metopen In den Hauptrichtungen mit Ausnahme der Sudseite befinden sich rechteckige Turen aus schwerem Eichenholz mit geohrten Steinrahmungen daruber liegt auf zwei Kampfern das gebrochene Gebalk mit Segmentbogensturz auf In deren Feldern befinden sich skulptierte Wappen in Relief auf einem hervorkragenden Schild uber der Haupttur befindet sich eine gemalte Sonnenuhr Uber diese schrieb der Geschichtsschreiber Gaheis bereits 1789 belustigend Uber der Haustur ist unter dem Schatten machtiger Kastanien eine Sonnenuhr befindlich In den Nebenrichtungen sind die Wande durch je ein rechteckiges steingerahmtes Fenster durchbrochen Das Zeltdach ist mit Blech gedeckt mit achtseitiger Laterne mit Rundbogenfenstern nach jeder Seite versehen und weist ein umlaufendes durch die Fenster unterbrochenes Gesims auf eine Blechkuppel uber Hauptgesimse darauf Knauf mit Kreuz Im Innenraum zeigen die Kapitelle des Pilastergerustes welches 1908 noch rotmarmoriert war die Form gekronter Adler Ein grosser kaiserlicher Adler sitzt auch oberhalb des Altares und zeigt die Initialen L I Der hohe rechteckige dreimal abgetreppte und pyramidal aufsteigende Stuckrahmen mit einer doppelten massiven Profilierung erinnert an die Deckenrahmen Lucheses in der Rechnitzer Schlosskapelle Der noch alte Steinfliesenboden zeigt in gedampften Farben eine rotweiss blaue Musterung Altargemalde und Deckenfresko Bearbeiten Das Altarbild stammt aus dem 17 Jahrhundert und hat schon sehr fruh die Gemuter erregt Ob es sich hier um Leopold Wilhelm oder Ferdinand III handelt konnte bis heute nicht eindeutig geklart werden Berechtigt ist jedoch die Annahme dass der Altar der die Initialen L I tragt in der Regierungszeit Kaiser Leopolds I errichtet wurde und somit auch das Altarbild aus dieser Zeit stammt Die Legende vom Kugelwunder mag zu dieser Zeit bereits existiert haben was sich dann im Altarblatt manifestierte demnach gibt die betende Person Erzherzog Leopold Wilhelm wieder Moglich ist aber auch dass Leopold I seinen Vater Ferdinand III der ja die Kapelle erbauen liess als Kriegsherrn im Gebet vor der hl Brigitta dargestellt haben wollte Eindeutig belegen lasst sich jedoch keine der beiden Moglichkeiten Aus den Gesichtszugen lasst sich auch nichts eindeutig ablesen da sich die Bruder naturgemass sehr ahnlich sahen beide den Bart nach der Mode ihrer Zeit trugen und das Gesicht des Abgebildeten nur seitlich betrachtet werden kann Im Vordergrund dargestellt ist also Erzherzog Leopold Wilhelm oder Kaiser Ferdinand III im Harnisch umgeben von einem roten Mantel mit Hermelinkragen kniend vor der hl Brigitta Sein Blick ist auf die Erscheinung gerichtet und lenkt damit den Betrachter in diese Richtung In der rechten Hand tragt er den Kommandostab in schlichter Ausfuhrung Daruber von einer Puttengruppe getragen schwebt die hl Brigitta in der Nonnentracht des Brigittaordens In Bildaufbau her steht die Darstellung ganz in der Tradition des fruhbarocken Votivbildes Das Bild wurde in weiterer Folge stark ubermalt Die Kuppel die von der offenen Laterne durchbrochen ist zeigt ein Fresko von Andreas Groll aus dem Jahr 1903 welches von Max Heilmann 1958 restauriert wurde Es hat sich stark am Altarbild orientiert Groll glorifiziert in seinem Fresko den ganzen Irrtum der Grundungssage in einer grossfigurigen Szene Brigitta als Abtissin bittet die thronende Muttergottes mit dem Kinde auf dem Schoss um Schutz fur den vor ihr knienden Erzherzog Links davon der Augenblick des Wunders Vier Kaiserliche vor der Kanonenkugel die eben explodiert Aber Engel und Putten sehr bewegt und teilweise in Wolken gehullt wenden die todliche Gefahr ab Wolkenstimmung leitet auf dem Fresko dann uber zu einer Szene aus den Kampfen Vor der wehenden Kaiserstandarte zwei Krieger rechts davon ein Geschutz hinter einem Schanzkorb links neben ihnen ein Zelt das schon begrenzt wird von dem Gefolge der Brigitta Gruppe Weitere Geschichte der Brigittakapelle BearbeitenWahrend der Zweiten Turkenbelagerung wurde die Kapelle teilweise zerstort aber 1695 bereits wieder aufgebaut Als in den Jahren 1688 98 die Donaubrucken stromabwarts verlegt wurden und damit die Verkehrsstrasse nach dem Norden nun nicht mehr an der Kapelle vorbeifuhrte geriet sie allmahlich in Vergessenheit So lange bis sie der Mittelpunkt eines Volksfestes wurde des Brigittakirtags der seinen grossten Aufschwung ab 1775 erlebte als Kaiser Joseph II den Augarten der Allgemeinheit offnete Das schonste Denkmal wurde dem Brigittakirtag der bisweilen 60 000 bis 80 000 Besucher zahlte von Franz Grillparzer in seinem Armen Spielmann gesetzt Adalbert Stifter attestierte dem Kirtag 1844 dass er unter den vielen Festen der Wiener Kirchen eine Sonderstellung hatte Fur das eigentliche Volk sind die sogenannten Kirchtage der umliegenden Punkte die eigentlichen Tage der Volksfeste Hierunter nimmt der Kirchtag in der Brigittenau der zwei Tage dauert den ersten Platz ein 11 1847 fand der Brigittakirtag zum letzten Mal in dieser Form statt im Revolutionsjahr 1848 wurde das Fest mit Rucksicht auf den Ausnahmezustand behordlich verboten 12 Danach kummerte sich niemand mehr recht um die Kapelle obwohl sie bis 1874 das einzige Gotteshaus des ganzen Bezirkes war denn zu diesem Zeitpunkt wurde die neue Brigittakirche erst eingeweiht Danach verfiel die Brigittakapelle immer mehr und diente profanen Zwecken als Speisehaus und Vorratskammer des kaiserlichen Forsters als Requisitenkammer und sogar als Ziegenstall Das Inventar wurde der Hof und Burgpfarrkirche uberwiesen Ein Gastwirt suchte um Uberlassung der Kapelle an er wollte sie in eine Schenke umwandeln Dies ware wohl kaum in der Intention des frommen Ferdinand III gelegen und des nicht minder frommen Franz Josephs Beamtenschaft lehnte dieses Ansuchen dann auch ab der Gastwirt durfte nur noch daneben auf der Wiese eine Schankhutte errichten das spatere Gasthaus Zur Brigittakapellen nbsp Jagerhaus und Capelle in der Brigittenau Kupferstich erschienen bei Artaria 18261898 konstituierte sich auf Anregung von Lorenz Muller Landtagsabgeordneter Gemeinde und Stadtrat ein St Brigitta Kapelle Restaurierungs Comite So wurde die Kapelle ausfuhrlich wiederhergestellt und 1903 unter Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph und Burgermeister Karl Lueger neu geweiht eine Gedenktafel im Inneren der Kapelle erinnert daran 1911 ubernahm die Stadt Wien die Kapelle in ihr Eigentum 1912 bezogen die Schwestern der Franziskanerinnen Missionarinnen Mariens die Kapelle 1917 fiel das Kupferdach dem Rohstoffmangel des Ersten Weltkrieges zum Opfer 1918 ubersiedelten die Schwestern in die Leystrasse womit die Kapelle wieder verwaist war 1944 rissen drei Fliegerbomben tiefe Trichter rund um die Kapelle auf alle Fenster wurden zertrummert das Dach und die Einrichtung stark beschadigt Im April 1945 diente die Kapelle als Leichenkammer fur gefallene Soldaten der Waffen SS 2 SS Panzerkorps Am 13 April 1945 besetzten sowjetische Soldaten das alte Forsthaus und brachten auch gefallene Soldaten in die Kapelle Zwei Tage spater wurden zwei Waffen SS Manner durch Rotarmisten vor dem Altar erschossen Erst 1958 wurde die Kapelle wieder generalsaniert und eingeweiht eine weitere Gedenktafel im Inneren der Kapelle erinnert auch an diese Restaurierung Im Jahr 1975 hat die Pfarre St Johann Kapistran der die Betreuung der Kapelle obliegt das kleine Gotteshaus der russisch orthodoxen Christengemeinde in Wien zur Feier des Gottesdienstes zur Verfugung gestellt Anlasslich des 325 jahrigen Bestehens der Brigitta Kapelle wurden im Jahr 1976 von der Gemeinde Wien verschiedene Ausbesserungsarbeiten vorgenommen und das Dach neu gestrichen Zur Feier des 90 Jahr Jubilaums der Brigittenau erfuhr die Brigitta Kapelle eine Generalsanierung 1989 wurde das Dach in Kupferblech erneuert die Laterne ausgebessert und das Kreuz vergoldet 1990 wurde die Aussenrenovierung abgeschlossen und der Innenraum trockengelegt sowie innen und aussen neu gestrichen So prasentiert sich die Brigittakapelle dem heutigen Betrachter Heute wird die Kapelle von der Georgisch Orthodoxen Kirche genutzt Sie ist die Kirche der Wiener Gemeinde und fuhrt den Namen Kirche zum Heiligen Konig David der Erneuerer 13 14 Literatur BearbeitenDehio Handbuch Die Kunstdenkmaler Osterreichs Wien II bis IX und XX Bezirk XX Bezirk Brigittenau Brigittakapelle Verlag Anton Schroll amp Co Wien 1993 Seite 440 ISBN 3 7031 0680 8 Walter Kalina Die Brigittakapelle in Wien 20 1650 51 in capella a nobis nuper in sylva Thaber inter pontes Danuby extructa in Bundesdenkmalamt Hg Osterreichische Zeitschrift fur Kunst und Denkmalpflege LIX Horn Wien 2005 Heft 3 4 ISSN AUT 0029 9626Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Brigittakapelle Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Wien unbewegliche und archaologische Denkmale unter Denkmalschutz Memento vom 28 Mai 2016 im Internet Archive PDF Bundesdenkmalamt Stand 27 Juni 2014 PDF a b c Walter Kalina Die Brigittakapelle in Wien 20 1650 51 in capella a nobis nuper in sylva Thaber inter pontes Danuby extructa in Bundesdenkmalamt Hrsg Osterreichische Zeitschrift fur Kunst und Denkmalpflege LIX Horn Wien 2005 Heft 3 4 S 246 Susanne Kompast Auf den Spuren von Kunst und Bau im 20 Wiener Gemeindebezirk Wien 1999 S 4 a b c Franz Kaiser Siedlungs Bevolkerungs und Industrieentwicklung der Brigittenau seit der Donauregulierung in historisch topographischer Sicht Diss Wien 1966 S 71 Bertrand Michael Buchmann Der Prater Die Geschichte des Unteren Werd Wien 1979 S 39 Viktor Haunold Beitrage zur Geschichte des Befestigungs und Militarwesens der Stadt Wien zwischen den beiden Turkenbelagerungen Diplomarbeit Wien 1995 S 78 vgl dazu Hedwig Heger Die Brigittakapelle in Wien Eine historische und kunstgeschichtliche Darstellung Wien 1960 S 4f Pfarre zum hl Johannes von Kapistran Hg Die Kapelle zur hl Brigitta Wien 1999 S 1 Hofkammerarchiv NO HA Fasz B25 fol 14 15 Kaiserlicher Stiftsbrief vom 1 Juli 1651 Hans Tietze Ein Besuch un Wien beim Regierungsantritt Kaiser Leopold I Nach einem Reisediarium aus dem Jahr 1660 in Berichte und Mitteilungen des Altertums Vereins zu Wien Wien 1918 Bd L S 40 Adalbert Stifter Aus dem alten Wien Mit uber 200 Fussnoten zum besseren sprachlichen und historischen Verstandnis Verlag edition nihil interit Wien S 239 Wolfgang Maderthaner Lutz Musner Die Anarchie der Vorstadt das andere Wien um 1900 Campus Verlag 1999 ISBN 978 3 593 36334 9 S 116 Georgisch orthodoxe Kirche in Osterreich orthodoxe kirche at Kirche zum Heiligen Konig David d Erneuerer Brigitta Kapelle Georgisch Orthodox im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien48 245 16 374444444444 Koordinaten 48 14 42 N 16 22 28 O Sakralbauten im 20 Wiener Gemeindebezirk Brigittenau Romisch katholische Kirchen und Kapellen Allerheiligenkirche Brigittakirche Pfarrkirche Zum Gottlichen Erloser St Johann Kapistran Weitere Brigittakapelle auch georg orth Abgegangener Sakralbau Synagoge Kaschlgasse Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Brigittakapelle Wien amp oldid 228002675