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Walther Hugo Theodor Paucker 7 Marzjul 19 Marz 1878greg im Pastorat von St Simonis estnisch Simuna heute Landgemeinde Vaike Maarja Estland 6 Januar 1919 in Wesenberg estnisch Rakvere Estland 1 war ein deutschbaltischer evangelischer Pfarrer Er gilt in der Evangelischen Kirche in Deutschland als Martyrer Walther PauckerDie Datumsangaben in diesem Artikel richten sich wenn nicht anders angegeben fur den Zeitraum bis 1918 nach dem julianischen Kalender Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Beerdigung 3 Weitere Opfer 4 Rigaer Martyrerstein 5 Gedenktag 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWalther Paucker wurde in eine alte estlandische Theologenfamilie geboren Sowohl sein Vater Eduard Paucker 1843 1921 als auch sein Grossvater Hugo Richard Paucker 1807 1871 und sein Urgrossvater Heinrich Johann Paucker 1759 1819 waren Pfarrer von St Simonis gewesen die Gemeinde war 130 Jahre lang von Mitgliedern der Familie Paucker betreut worden Walther Pauckers Mutter war Agnes Wilhelmine Alexandra Paucker geb Hoffmann 1855 1939 deren Bruder Theodor Hoffmann 1865 1919 ebenso wie Walther Paucker Pastor wurde und von Bolschewiki getotet wurde Walther Paucker hatte vier Bruder und drei Schwestern Walther war der Alteste unter den Geschwistern und wurde am 3 April 1878 getauft Walther Paucker besuchte das Nikolaus I Gymnasium in der estnischen Hauptstadt Tallinn Reval Am 23 Juli 1894 wurde er in St Simonis konfirmiert Von 1897 bis 1905 studierte er der Familientradition entsprechend Evangelische Theologie an der Universitat Tartu Sein Probejahr legte er bei seinem Vater in St Simonis ab Am 1 April 1907 wurde Paucker in der Tallinner Heiliggeistkirche ordiniert Zunachst war er dort Adjunkt Pfarrer dann von 1907 bis 1919 Pastor secundarius der Gemeinde von Wesenberg Dem Primarius half er insbesondere bei der Predigt und der Armenpflege Zu Beginn des Ersten Weltkrieges als sein Vorgesetzter verreist war betreute Paucker die Gemeinde allein Als Pfarrer hatte er auch die Aufgaben eines Standesbeamten wahrzunehmen was ihm wegen der Mobilisierung der Wehrfahigen immense Schreibarbeit einbrachte Die Einberufenen und deren Angehorige starkte und trostete er Zu dieser Zeit feierte er mit der Gemeinde allabendlich Gottesdienst fast taglich mit Abendmahl Die Hilfsbereitschaft des jungen Geistlichen in dieser Zeit gewann ihm die Sympathie seiner Gemeinde Als Lehrer galt er als tuchtig und gutig was sowohl seine Kollegen als auch seine Schuler fur ihn einnahm Wann immer es moglich war reiste er in das nahe St Simonis um seinem Vater zu helfen Auch hier wurde er sehr beliebt und mithin als kunftiger Nachfolger seines Vaters betrachtet Im Herbst 1918 zu seinem 50 jahrigen Amtsjubilaum wurde dieser emeritiert und Walther Paucker wurde tatsachlich zu seinem Nachfolger gewahlt Er nahm die Wahl gerne an Fur eine Ubergangszeit blieb er noch in Wesenberg Bevor er seine neue Stelle antreten konnte zog sich die deutsche Armee aus Estland zuruck So kam es zur sowjet russischen Besatzung Estlands Vorsitzender der bolschewistischen Regierung des Landes wurde Jaan Anvelt Wesenberg wurde am 16 Dezember 1918 besetzt Dies veranlasste Viele zur Flucht aber Paucker blieb wahrend des Estnischen Freiheitskrieges bei seiner bisherigen Gemeinde Seinen Eltern schrieb er dass er sonst einem Hirten gleiche der seine Herde verlasst wenn der Wolf kommt und druckte dabei seine Hoffnung auf die Hilfe Gottes aus Nur einen Tag spater nahmen die Bolschewiki Paucker gefangen Einer seiner fruheren Konfirmanden nun ein fuhrender Kommunist bot ihm die Flucht an Paucker wollte seine Freilassung aber nur akzeptieren wenn der Ex Konfirmand auch dafur gesorgt hatte dass er weiter frei seiner Gemeinde hatte dienen konnen Da der junge Kommissar ihm diese Zusicherung nicht geben konnte blieb der Pfarrer in Haft Am 29 Dezember 1918 verbot die Regierung Anvelts die Abhaltung von Gottesdiensten in Estland Walther Paucker wurde nach dreiwochiger Gefangenschaft in der er seinen Mitgefangenen geistlichen Beistand leistete am 6 Januar 1919 mit zahlreichen anderen Gefangenen zur Richtstatte gebracht Er betete intensiv auch fur die anderen Gefangenen und diejenigen die im Begriff waren ihn zu toten Dann sang er Lasst mich gehen lasst mich gehen dass ich Jesum moge sehen Die anderen Gefangenen sangen mit bis sie erschossen wurden So wurde Walther Paucker im Alter von vierzig Jahren hingerichtet Er blieb zeitlebens unverheiratet Beerdigung BearbeitenZunachst kam Walther Paucker in ein Massengrab Als der Tischler Kuldwere horte dass sein Sohn der den Bolschewiki angehorte das Todesurteil gegen Paucker ebenfalls unterschrieben hatte erlitt er einen Schlaganfall Nach dem Ruckzug der bolschewistischen Truppen wurde Pauckers Leichnam zwei Wochen nach seinem Tod exhumiert und in die Wesenberger Kirche gebracht Sein betagter Vater und befreundete Pastoren leiteten den Trauergottesdienst in der vollstandig besetzten Kirche Der Gottesdienst wirkte wie eine Siegesfeier Seine sterblichen Uberreste wurden unter grossem offentlichen Interesse von zahllosen Wesenberger Gemeindemitgliedern begleitet mit Gesang von Auferstehungsliedern darunter Jerusalem du hochgebaute Stadt nach St Simonis ubergefuhrt Die Gemeinde nahm an der Stadtgrenze von ihm Abschied und sprach ihm ihren Dank zu Viele beruhrten seinen Sarg und sprachen ein stilles Gebet Die Kirchenaltesten von St Simonis nahmen den Verstorbenen dessen Wahl zum Pfarrer dieses Ortes zwischenzeitlich bestatigt worden war in Empfang Oskar Schabert wertete in seinem Baltischen Martyrerbuch Pauckers Tod als erste und gewaltigste Predigt des Pfarrers fur seine neue Gemeinde uber Treue bis in den Tod und den Glauben der die Welt uberwindet Walther Paucker liegt nun auf dem Friedhof von St Simonis begraben Weitere Opfer BearbeitenDie Herrschaft Anvelts war von zahlreichen Racheakten und Massakern in Wesenberg und Tartu gepragt denen ausser Paucker auch der russisch orthodoxe Bischof von Tallinn Platon Kulbusch 2000 heiliggesprochen und die lutherischen Pastoren Traugott Hahn seit 1969 im Evangelischen Namenkalender gefuhrt und Moritz Wilhelm Paul Schwartz zum Opfer fielen Wahrend der Besetzung Wesenbergs durch die Bolschewiki wurden neben Paucker getotet Frau von Samson geborene Hehn Frau von Rehekampff geborene Hehn Fraulein Janette Wrangell aus Tolks Fraulein Harriet Auguste Alexandrine Julie von zur Muhlen 13 Mai 1871 in Odenkat 6 Januar 1919 Dr Moritz Luig aus Kunda Artur von Hesse fruher Akzise Herr Eisenberg Kaufmann Leopold Aron Posthalter 2 3 Rigaer Martyrerstein BearbeitenZur Erinnerung an Paucker und andere baltische Martyrer wurde auf dem Grossen Friedhof in Riga in den 1920er Jahren neben der Neuen Kapelle der Rigaer Martyrerstein errichtet Es handelte sich dabei um einen Obelisken aus schwarzem Granit auf dem im oberen Bereich die Namen der im Rigaer Zentralgefangnis getoteten Pastoren siehe dazu den Artikel uber Marion von Klot die dabei ebenfalls getotet wurde und im unteren Bereich die Namen von 32 weiteren geistlichen Opfern darunter Paucker aufgelistet waren Die Inschrift lautete Hebr 13 7 Gedenket an eure Lehrer Die Pastoren Bergengruen Doebler Eckhardt Hoffmann Savary Scheuermann Taube E Treu die am 22 Mai 1919 in Riga den Zeugentod erlitten Ausser diesen starben als Martyrer in den baltischen Landen wahrend der Zeit der bolschewistischen Schreckensherrschaft und Christenverfolgung 1918 1919 die Pastoren Adolphi Berg Bernewitz Bielenstein Bosse Gilbert Gruner Prof Hahn Hassmann Hesse Jende Marnitz Moltrecht Paucker Rutkowski Scheinpflug Schlau Schwartz Strautmann P Treu Tschischko Uhder Wuhner Wachsmuth Das Blut der Martyrer ist die Saat der Kirche Als Confessore starben in dieser Zeit die Pastoren Bidder Cleemann Frese Geist Gross Kaspar Rosenberg Walter Wer beharrt bis ans Ende der wird selig Matth 24 13 Zu den Bibelzitaten siehe Hebr 13 7 LUT und Mt 24 13 LUT Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Stein von der sowjetischen Verwaltung zerstort Im Zuge der Bestrebungen den Grossen Friedhof wiederherzustellen konnte auch der Martyrerstein im Jahre 2006 neu eingeweiht werden 4 Gedenktag BearbeitenDie Evangelische Kirche in Deutschland erinnert mit einem Gedenktag im Evangelischen Namenkalender am 6 Januar an Walther Paucker Der Gedenktag wurde zunachst von Jorg Erb fur sein Buch Die Wolke der Zeugen Kassel 1951 1963 Bd 4 Kalender auf S 508 520 eingefuhrt Die Evangelische Kirche in Deutschland ubernahm im Jahre 1969 diesen Gedenktag in den damals eingefuhrten Namenkalender 5 Literatur BearbeitenOskar Schabert Baltisches Martyrerbuch Furche Verlag Berlin 1926 S 73 ff Weblinks BearbeitenWalther Paucker im Okumenischen Heiligenlexikon Walther Paucker im Okumenischen Namenkalender Lebenslauf und Stammbaum estnisch Dr Gerhard Mietens Der Rigaer Martyrerstein mit Abbildung in Deutsch Baltische Genealogische Gesellschaft e V DBGG Genealogen Echo Nr 2 Mitteilungsblatt Juli 2006 S 12f Die Evangelisch Lutherische Kirche in Russland 1914 Memento vom 24 April 2014 im Internet Archive Aus Kur Liv und Estland In der Libauschen Zeitung Nr 22 27 Januar 1919 Portratfoto Walther Pauckers unterste Reihe zweites Bild von rechts Einzelnachweise Bearbeiten WALTER HUGO THEODOR PAUCKER in VAIMULIKE ELULOOD abgerufen am 24 Mai 2018 Aus Kur Liv und Estland Memento des Originals vom 6 April 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www periodika lv In der Libauschen Zeitung Nr 22 27 Januar 1919 Biographie Jaan Anvelts Estnisch Gedenktafeln und Denkmale auf der Webseite des Domus Rigensis Memento vom 28 Marz 2014 im Internet Archive Frieder Schulz Gerhard Schwinge Herausgeber Synaxis Beitrage zur Liturgik Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1997 ISBN 3 525 60398 3Baltische Martyrer Baltische Todesopfer kommunistisch motivierter Gewalt und christliche Martyrer getotet in den Jahren 1905 1907 und 1918 1920Im ENK aufgefuhrt Ludwig Zimmermann Walther Paucker Traugott Hahn Xaver Marnitz Marie Schlieps Karl Schlau Marion von KlotOrthodoxe Heilige Platon Kulbusch Michael Bleive Nikolai Stefanowitsch BeschanizkiWeitere Martyrer von 1905 bis 1907 Janis Licis Karl Schilling Albert Gruhn Wilhelm Taurit Julius Busch1 Welle 1918 19 Heinrich Leonhard Adolphi Ludwig Johannes Tschischko Adam Jende2 Welle 1918 19 Estlander Carl Immanuel Philipp Hesse Moritz Wilhelm Paul Schwartz2 Welle 1918 19 Kurlander Hans Bielenstein Alexander Bernewitz Karl Moltrecht Arnold von Rutkowski Christoph Strautmann Paul Wachtsmuth2 Welle 1918 19 Livlander Wilhelm Gruner Heinrich Bosse Eugen Berg Theodor Scheinpflug Paul Fromhold Treu Edgar Hassmann Richard Alexander Georg Wuhner22 Mai 1919 Hermann Bergengruen Erhard Doebler August Eckhardt Theodor Hoffmann Eberhard Savary Eugen Scheuermann Theodor Taube Ernst Fromhold TreuNach dem Sturm Konstantin Uhder Wilhelm GilbertBekenner Arthur Walter Wilhelm Kaspar Eduard Paul Benedict Frese Gustav Cleemann Peter Rosenberg Oskar Bidder Alfred Geist Erwin Gross Normdaten Person GND 121699501X lobid OGND AKS VIAF 6665159941688225440005 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Paucker WaltherALTERNATIVNAMEN Paucker Walther Hugo Theodor Paucker WalterKURZBESCHREIBUNG deutsch baltischer Pfarrer und evangelischer MartyrerGEBURTSDATUM 19 Marz 1878GEBURTSORT Simuna Gouvernement EstlandSTERBEDATUM 6 Januar 1919STERBEORT Rakvere Estland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walther Paucker amp oldid 235791941