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Ludwig Johannes Tschischko 18 Juni 1858 in Kommodern Gouvernement Kowno Russisches Kaiserreich 21 Februar 1918 bei Stackeln Lettland kurz Ludwig Tschischko auch Ludwig Johann Tschischko genannt eigentlich lettisch Ludvigs Janis Cisko war ein lettischer Pastor Er gilt als evangelisch lutherischer Martyrer und ist auf dem Rigaer Martyrerstein verzeichnet Die Datumsangaben in diesem Artikel richten sich wenn nicht anders angegeben fur den Zeitraum bis 1918 1 nach dem julianischen Kalender Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Ausbildung 1 2 Arbeit in Pskow 1 3 Pastor in St Matthia 1 4 Festnahme und gewaltsamer Tod 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend und Ausbildung Bearbeiten Ludwig Johannes Tschischkos Vater war der Arrendator Martin Tschischko seine Mutter hiess Katharina geborene Feldmann Von 1873 bis 1880 besuchte Ludwig Johannes Tschischko das Gouvernements Gymnasium in Mitau Von 1881 bis 1890 studierte Tschischko Theologie in Dorpat 1891 erhielt er sein Diplom als graduierter Student 2 1892 begann seine Kandidatur auf das geistliche Amt in Kurland Am 10 Januar 1893 wurde er in Sankt Petersburg ordiniert danach war er Pastor Vikar Arbeit in Pskow Bearbeiten Durch Einwanderung aus Livland kam es zur Bildung kleiner lutherischer Gemeinden im Gouvernement Pskow die von dem Pastor in Pskow betreut werden mussten Deshalb wurde vom Generalkonsistorium eine weitere Predigerstelle eingerichtet die speziell fur die Letten in den Gemeinden Pskow Laura Kateschna und Pokrowsk gedacht war Ludwig Johannes Tschischko hatte diese Stelle kommissarisch ab 1893 unter verschiedenen Titeln inne Fur die Predigerwahl wurden zehn Wahlmanner aufgestellt Deren Entscheidungen wurden wiederholt angefochten mal wurde beim Generalkonsistorium protestiert mal beim Innenministerium Am 6 September 1895 heiratete Tschischko Emilie Kampe 1865 Nachdem Tschischko bereits zweimal vom Konsistorium in das neugeschaffene Amt eingesetzt worden war und Proteste beide Male zur Annullierung der Entscheidung durch das Generalkonsistorium gefuhrt hatten kam es am Sonntag dem 4 Oktoberjul 16 Oktober 1898greg zu einer dritten Wahl Tschischkos bei der er funf gegen drei Stimmen bei zwei Enthaltungen erhielt Es kam erneut zu Protesten Grund fur die lahmenden Konflikte waren nationale Stromungen und die Tatsache dass die Instruktion ein Statut des Ministeriums die lettischen und deutschen Gemeinden aneinander band 3 Am 16 April 1900 wurde Tschischko schliesslich nach jahrelangen Streitigkeiten ordentlicher Pastor des lettischen Teils der St Jakobi Gemeinde in Pskow Die Amtseinfuhrung fuhrte Pastor G Keussler aus St Petersburg mit dem Ortsprediger Bresinsky durch 4 Tschischko sollte die Letten die im Gouvernement verstreut lebten zu Gemeinden zusammenfuhren Die Arbeit hier in der evangelischen Diaspora war schwer Am Anfang hatte er keinerlei Erfolg da er in allen Punkten auf Widerstand stiess Im Laufe von 18 Jahren zuverlassigen und zahen Arbeitens gelang ihm aber der Aufbau eines fruchtbaren Gemeindelebens Neben seiner geistlichen Tatigkeit war Tschischko Lehrer des Lehrerseminars des Kadetten Korps und des Gymnasiums Pastor in St Matthia Bearbeiten Am 4 November 1909 wurde Ludwig Johannes Tschischko auf dem Kirchenkonvent mit vier Gegenstimmen die Pastor Maldon aus Lubahn erhielt zum Nachfolger Pastor A Needras der nach Kalzenau gewechselt war in der kleinen Gemeinde von St Matthia im Gouvernement Livland gewahlt 5 Er folgte dem Ruf gern da die schwere Aufbauarbeit im Gouvernement Pskow ihn psychisch und physisch angegriffen hatte so dass er sie nicht mehr fortsetzen konnte obwohl die Gemeinde ihn gerne behalten hatte Der lettische Teil der neuen Gemeinde nahm ihn als Letten gerne an er konnte sich aber auch schnell die Sympathie des deutsch baltischen Teils der Gemeinde erwerben da er sich durch Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft auszeichnete Hier konnte er sechs Jahre lang ungestort arbeiten bis der Erste Weltkrieg die Umstande veranderte Die russischen Soldaten beeinflussten die Bevolkerung so dass sozialistische und atheistische Uberzeugungen zunahmen Die Gemeinde wurde gespalten Altere Gemeindeglieder blieben christlich und kirchlich eingestellt wahrend die jungeren aufgrund der genannten Einflusse dem Atheismus und Antiklerikalismus zuneigten 1917 kam Livland das erste Mal unter die Vorherrschaft der Bolschewiki Auch viele Konfirmanden Tschischkos schlossen sich diesen an Dies verletzte den Pastor sehr da er sich besondere Muhe mit deren Ausbildung gegeben hatte Als ihm Teile seines Besitzes entzogen wurden leistete er keinerlei Widerstand Allerdings weigerte er sich entschlossen den Bolschewiki die Kirche zu offnen Am 18 Februar 1918 endete der Waffenstillstand zwischen dem Deutschen Reich und Russland Die deutsche Armee begann vorzurucken da sie die Bedingungen des Waffenstillstands durch die Russen als nicht erfullt betrachtete Die Russische Armee und die lettischen Schutzenregimenter zogen sich zuruck Die lettischen Bolschewiki reagierten auf ihren Machtverlust mit Vergeltungsmassnahmen an ihren Gegnern wozu sie auch Tschischko rechneten Festnahme und gewaltsamer Tod Bearbeiten Am 20 Februar 1918 der auf den Busstag fiel zog Ludwig Johannes Tschischko seinen Talar uber und wollte zum Gottesdienst fahren Zwei kommunistische Milizionare verhafteten ihn und brachten ihn nach Wolmar Dort kam er abends mit zehn weiteren Festgenommenen an Die Zustandigkeit ubernahm das 7 lettische Schutzenregiment Die Gefangenen wurden in einem kleinen Zimmer inhaftiert in dem sich schon zehn weitere Personen befanden Ihr Geld wurde konfisziert Sie mussten auf dem verdreckten Boden schlafen Der Pastor betreute die anderen Gefangenen seelsorgerisch Nachts um 1 Uhr 30 wurden die Gefangenen geweckt Es war beabsichtigt sie nach Walk zurucklaufen zu lassen Wahrend sie in dem uberfullten Zimmer unter unertraglicher Hitze zu leiden hatten waren sie nun grosser Kalte ausgesetzt Der Marsch begann Auf dem Weg naherten sich einige andere Gefangene die junger und kraftiger waren dem Pastor und sagten ihm dass sie die Absicht hatten ihre sechskopfige bewaffnete Eskorte zu uberwaltigen und zu erwurgen Tschischko solle sich darauf vorbereiten zu fliehen Der Pastor bat sie niemanden zu toten da sie nichts zu befurchten hatten Die Manner gaben ihren Fluchtversuch auf Nachdem der Zug vier Kilometer zuruckgelegt hatte befahl die Wache bei Kawershof den Weg zu verlassen und durch eine Schneise im Wald weiterzugehen Die Gefangenen begannen zu ahnen was ihnen bevorstand Sie gingen einige hundert Schritte in den Wald hinein Die Anfuhrer der Eskorte gaben den Beschluss des Iskolat Ausfuhrendes Komitee Latvijas bekannt dass sie erschossen werden sollten Der Pastor ging auf die Wachen zu um sie von ihrem Vorhaben abzuhalten Ludwig Johannes Tschischko konnte seine Worte nicht zu Ende fuhren da er durch einen Schuss getotet wurde Funf weitere Personen wurden durch Schusse getotet die ubrigen Gefangenen konnten in der Dunkelheit im dichten Wald untertauchen 6 Tschischko der Lette war und sich um das Wohl seines Volkes bemuht hatte war von anderen Letten getotet worden Oskar Schabert kommentierte dies spater in seinem Baltischen Martyrerbuch siehe Kapitel Literatur mit Der letzte Entscheidungskampf wird nicht auf nationaler oder sozialer Grundlage ausgefochten sondern Glaube und Unglaube werden einander die letzte Entscheidungsschlacht liefern Die sechs Opfer wurden auf dem Friedhof von St Matthiae beigesetzt Literatur BearbeitenOskar Schabert Baltisches Martyrerbuch Furche Verlag Berlin 1926 S 66 ff Der Bericht basiert auf den Aufzeichnungen der Ehefrau Ludwig Johannes Tschischkos Emilie Tschischko geborene Kampe und einem Aufsatz R Heyses im Baltischen Kalender von 1919 Gunther Schulz Herausgeber Kirche im Osten Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1996 ISBN 3 525 56385 X S 17 Harald Schultze und Andreas Kurschat Herausgeber Ihr Ende schaut an Evangelische Martyrer des 20 Jahrhunderts Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2006 ISBN 978 3 374 02370 7 Teil II Abschnitt Russisches Reich Baltikum S 558 Karlis Beldavs Macitaji kas nave gaja Luterisma mantojuma fonds Riga 2010 ISBN 978 9984 753 56 0 lettisch Weblinks BearbeitenLudwig Johann Tschischko in der Erik Amburger Datenbank Nekropole info lettisch Die Evangelisch Lutherische Kirche in Russland 1914 Portratfoto Ludwig Johannes Tschischkos zweite Reihe von unten ganz rechts Einzelnachweise Bearbeiten Kalenderreform durch die Bolschewiki zum 1 Februarjul 14 Februar 1918greg Unabhangigkeitserklarung Lettlands am 5 Novemberjul 18 November 1918greg Universitat Dorpat in der Duna Zeitung Nr 206 vom 12 September 1891 online unter Ludwig Tschischko issueType P Memento des Originals vom 28 April 2020 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot periodika lv Inland in der Rigaschen Rundschau Nr 226 vom 5 Oktoberjul 17 Oktober 1898greg online unter Tschischko issueType P Memento des Originals vom 28 April 2020 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot periodika lv Pleskau Introduction in der Duna Zeitung Nr 89 vom 20 April 1900 online unter Pastor issueType P Memento des Originals vom 28 April 2020 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot periodika lv St Matthiae Predigerwahl in der Rigaschen Zeitung Nr 258 vom 7 November 1909 online unter Tschischko Pastor issueType P Memento des Originals vom 28 April 2020 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original 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Julius Busch1 Welle 1918 19 Heinrich Leonhard Adolphi Ludwig Johannes Tschischko Adam Jende2 Welle 1918 19 Estlander Carl Immanuel Philipp Hesse Moritz Wilhelm Paul Schwartz2 Welle 1918 19 Kurlander Hans Bielenstein Alexander Bernewitz Karl Moltrecht Arnold von Rutkowski Christoph Strautmann Paul Wachtsmuth2 Welle 1918 19 Livlander Wilhelm Gruner Heinrich Bosse Eugen Berg Theodor Scheinpflug Paul Fromhold Treu Edgar Hassmann Richard Alexander Georg Wuhner22 Mai 1919 Hermann Bergengruen Erhard Doebler August Eckhardt Theodor Hoffmann Eberhard Savary Eugen Scheuermann Theodor Taube Ernst Fromhold TreuNach dem Sturm Konstantin Uhder Wilhelm GilbertBekenner Arthur Walter Wilhelm Kaspar Eduard Paul Benedict Frese Gustav Cleemann Peter Rosenberg Oskar Bidder Alfred Geist Erwin Gross Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 20 Oktober 2023 PersonendatenNAME Tschischko Ludwig JohannesALTERNATIVNAMEN Tschischko Ludwig Tschischko Ludwig Johann Cisko Ludvigs JanisKURZBESCHREIBUNG evangelisch lutherischer Geistlicher lettischer MartyrerGEBURTSDATUM 18 Juni 1858GEBURTSORT Kommodern Russisches KaiserreichSTERBEDATUM 21 Februar 1918STERBEORT Kawershof bei Wolmar Lettland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Johannes Tschischko amp oldid 238347736