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Wilhelm Gruner 1 September 1891 im Pastorat von Appricken bei Hasenpoth Gouvernement Kurland Russisches Kaiserreich 7 oder 8 Februar 1919 in Wenden Lettische SPR mit vollem Namen Wilhelm Karl Eduard Gruner lettisch Vilhelms Griners beziehungsweise Vilhelms Karlis Eduards Griners war ein deutsch baltischer Pastor Er gilt als evangelisch lutherischer Martyrer und ist auf dem Rigaer Martyrerstein verzeichnet Die Datumsangaben in diesem Artikel richten sich wenn nicht anders angegeben fur den Zeitraum bis 1918 nach dem julianischen Kalender Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Ausbildung 1 2 Pastor in Ronneburg 1 3 Verhaftung und Hinrichtung 2 Nachleben 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenJugend und Ausbildung Bearbeiten Wilhelm Gruners Eltern waren der Geistliche Eduard Karl Gustav Gruner 1860 und Victoria Gruner 1865 Sein alterer Bruder war Viktor Gustav Gruner 1889 sein jungerer Bruder Kurt Ernst Gustav Gruner 1902 seine jungeren Schwestern waren Gertrud Adelheid Jenny Gruner 1893 und Hildegard Toni Gruner 1894 1895 Wilhelm Gruners Wesen galt als offenherzig und gewinnend Er besuchte das Gymnasium ging nach Goldingen und studierte danach an der Landesuniversitat in Dorpat Sein Studium beendete er im Jahre 1914 Danach wollte er sich in Riga mit der Inneren Mission vertraut machen Im Ersten Weltkrieg war es ihm ein Bedurfnis in der Nahe seiner Familie zu bleiben Sein Bruder war Pastor in Riga wahrend sein Vater dasselbe Amt im nahegelegenen Neuermuhlen versah Es wurde erwartet dass Riga bald von Deutschen erobert werde die bereits die Duna erreicht hatten Aus diesen Grunden wollte Wilhelm Gruner in Riga bleiben Im Herbst 1916 erreichte ihn allerdings ein Ruf Adjunkt in Gross Roop zu werden da der dortige Pastor Erwin Gross infolge der Zeitumstande psychisch krank geworden war Gruner nahm die Stelle begeistert an Gross konnte nun eine Kur in Reval antreten Dies fuhrte dazu dass Gruner die Gemeinde trotz seiner Jugend allein betreuen musste Durch seine freundliche Art konnte er viele Gemeindemitglieder fur sich gewinnen Auch der starke sozialistische Einfluss in der Gemeinde anderte daran nichts Allerdings erschwerten aussere Umstande seine Arbeit Zahlreiche russische Soldaten flohen auf der Heerstrasse von Riga in Gruners Kirchspiel Das Pastorat lag sehr nah an dieser Strasse so dass es Opfer von Raubzugen marodierender Soldaten wurde Es wurde vollstandig ausgeraubt die Soldaten assen samtliche Huhner Nicht nur die Arbeitsbelastung fur Gruner war erheblich hinzu kamen Beschuldigungen er spioniere fur die deutsche Armee Ausserdem musste der junge Mann sich um die zahlreichen Kinder seines abwesenden Vorgesetzten kummern Er versteckte sie bei Freunden in einem abgelegenen Gehoft im Wald Erwin Gross kehrte nach drei Monaten erholt zuruck der sich nun mit Gruner in der Amtsfuhrung abwechselte Das sudliche Livland gelangte unter deutsche Kontrolle Dies beendete Bedrohungen durch lettische Bolschewiki und marodierende russische Soldaten Pastor in Ronneburg Bearbeiten nbsp RonneburgIn dieser Zeit wurde Wilhelm Gruner nach Ronneburg gerufen um dort das Pastorenamt anzutreten Dem kam er 1918 begeistert nach In seinem Tagebuch druckte er die Hoffnung auf ein Aufbluhen des livlandischen Gemeindelebens aus Tatsachlich konnte er sein neues Amt nur ein halbes Jahr lang versehen Am Ende des Weltkrieges zogen die deutschen Truppen ab Von Norden aus zogen im nun folgenden Lettischen Unabhangigkeitskrieg stattdessen die Bolschewiki ein Diese grundeten das revolutionare Tribunal des Kreises Wenden welches Todesurteile gegen Personen aussprach die von ihnen als Konterrevolutionare eingestuft wurden Zu dem Tribunal sollen Seimann als Prokureur und Alfred Jahn Saulgose um 1885 gehort haben Als Gefangniswarter sollen Peter Preedit um 1897 und Karl Behrsin um 1892 gedient haben Zur Vollstreckung der Urteile wurde eine Wehrkompagnie gegrundet die sich aus jungen Mannern und 13 Frauen zusammensetzte Die Mitglieder der Wehrkompagnie erhielten ein Kopfgeld fur jeden Hingerichteten Ferner behielten sie deren Kleidung Geld und sonstiges Eigentum Die deutsch baltischen Gemeindemitglieder flohen und baten Gruner sich ebenfalls zu retten Gruners letzter erhaltener Brief datierte auf den 12 Dezember 1918 und war an seine Eltern gerichtet Er druckte darin seine Sorge vor den veranderten Umstanden aus und vermutete bereits seinen baldigen Tod Er schrieb aber auch dass er in jedem Fall bei seiner Gemeinde bleiben wolle Solle er sterben wolle er dies als Entscheidung Gottes annehmen Wortlich schrieb er Ich bin froh dass ich Euch in grosserer Sicherheit weiss wir sind preisgegeben allen zugellosen Elementen Ich rechne damit dass ich diese Zeit nicht uberstehen werde Ich bleibe jedenfalls bei meiner Gemeinde bis zum letzten Augenblick sie sollen es wissen ihr Pastor verlasst sie nicht in Gefahr und ich bin ganz bereit wenn Gott mich abrufen sollte mit Freuden zu ihm zu gehen Verhaftung und Hinrichtung Bearbeiten Am 12 Januar 1919 leitete Wilhelm Gruner in seiner Kirche den Gottesdienst nach dem er verhaftet wurde Er wurde vor das Tribunal gestellt Die Leibesvisitation brachte einen Revolver hervor Daraus ergab sich der erste Anklagepunkt Es gelang Gruner allerdings nachzuweisen dass er den Befehl die Waffe zu ubergeben nicht erhalten hatte Der zweite Anklagepunkt bestand darin dass er im Gottesdienst die Mutter ermahnt hatte den Kindern Bibelunterricht zu erteilen da der schulische Religionsunterricht verboten worden war Dieser Punkt traf zu Er wurde mit funf Mitgliedern seiner Gemeinde in einer Zelle inhaftiert Am Anfang war die Haft gut zu ertragen Er trostete die anderen Gefangenen mit Bibelworten postalisch auch seinen erkrankten ehemaligen Vorgesetzten Am 27 Januar 1919 wurden von dem Tribunal 19 Personen zum Tode verurteilt am 5 Februar folgten funf weitere Todesurteile unter anderem gegen Wilhelm Gruner In einer Nacht wurden zahlreiche Gefangene aus seiner Zelle herausgerufen angeblich zum Verhor Sie kehrten nie wieder zuruck Damit war auch Gruner klar was ihn erwartete In der Nacht vom 7 auf den 8 Februar 1919 wurde er ebenfalls aus seiner Zelle gerufen und musste vor dem Tribunal erscheinen das zahlreiche Anklagepunkte und Beschuldigungen gegen ihn vorbrachte Er unternahm den Versuch einer Verteidigung was mit hohnischem Gelachter beantwortet wurde Er erfuhr dass eine Verteidigung nicht notig sei da seine Schuld erwiesen sei und das Urteil feststunde Gruner wurde wutend und versuchte weiter sich zu verteidigen da es um sein Leben ging Dabei redete er den Tribunalsmitgliedern ins Gewissen womit er sie zwang ihre personliche Betroffenheit mit Gefuhlskalte und sophistischer Argumentationsweise zu uberspielen Da seine Bemuhungen nicht fruchteten fugte sich Gruner in sein Schicksal und schwieg Was kommen sollte nahm er nun wohl als gottgegeben an Er schwieg auch noch als er in seine Zelle zuruckgefuhrt wurde Fur seine Eltern notierte er auf einem Zettel Liebe Eltern habt herzlichen Dank fur all Eure Liebe und Freundlichkeit die Ihr mir erwiesen Bald stehe ich vor Gottes Thron Eine knappe Stunde spater mitten in der Nacht wurden Gruner und funf weitere Gefangene in den Garten des Schlosses gefuhrt Auf dem Weg sang er Jesus meine Zuversicht Die anderen Gefangenen stimmten ein Es gab spater mehrere Berichte denen zufolge Gruner niederkniete und fur seine Gegner betete Als er dann Wenn ich einmal soll scheiden aus O Haupt voll Blut und Wunden sang durchdrangen ihn die todlichen Kugeln Wilhelm Gruner starb im Alter von nur 27 Jahren Nachleben BearbeitenWilhelm Gruners Eltern uberlebten ihn Insgesamt wurden 94 Personen von der Wehrkompagnie erschossen um ihre Wertsachen erleichtert und auf Feldern in der Nahe von Rutzky verscharrt Erst im Sommer des Jahres 1919 wurden Wilhelm Gruners sterbliche Uberreste gefunden Die lettische Gemeinde von Gross Roop der Gruner als Adjunkt gedient hatte wobei er sich dort grosse Zuneigung erworben hatte bat darum Gruner auf ihrem Friedhof bestatten zu durfen Fur die Beerdigung wurde eine Ehrenpforte errichtet und die Kirche reich geschmuckt Der ortliche russisch orthodoxe Priester stellte Lichter zur Verfugung die sonst nicht erhaltlich waren Der feierliche Trauergottesdienst wurde von der Gemeinde selbst ohne einen Pastor gestaltet da alle Pastoren der weiteren Umgebung geflohen verschleppt oder getotet worden waren 1922 wurde ein Prozess gegen die Mitglieder des Tribunals und der Wehrkompagnie gefuhrt Von 103 Beschuldigten konnten zunachst nur Saulgose Preedit und Behrsin verhaftet und vor Gericht gestellt werden Die Angeklagten bestritten ihre Beteiligung an den Hinrichtungen und wurden wegen Mangels an Beweisen und widerspruchlicher Zeugenaussagen freigesprochen Literatur BearbeitenTodesanzeige in der Rigaschen Zeitung Nr 50 24 Juli 1919 S 4 online unter Gruner issueType P Artikel uber den Prozess gegen die Tribunals und Wehrkompaniemitglieder in der Rigaschen Rundschau Nr 253 9 November 1922 online unter Gruner issueType P Oskar Schabert Baltisches Martyrerbuch Furche Verlag Berlin 1926 S 113 ff Digitalisat der Bericht basiert auf den Aufzeichnungen des Vaters Wilhelm Gruners Eduard Gruner und auf Wilhelm Gruners Tagebuchaufzeichnungen Kirchliche Chronik im Ev Luth Kirchenblatt fur die deutschen Gemeinden in Lettland Nr 10 3 Marz 1939 online unter Gruner issueType P Vor zwanzig Jahren in Evangelium und Osten Russischer evangelischer Pressedienst Nr 5 1 Mai 1939 S 166 online unter 1 Friedrich Wilhelm Bautz Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon Band II 1990 Spalte 367 Memento vom 29 Juni 2007 im Internet Archive Stephan Bitter Gruner Wilhelm in Harald Schultze und Andreas Kurschat Herausgeber Ihr Ende schaut an Evangelische Martyrer des 20 Jahrhunderts Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2006 ISBN 978 3 374 02370 7 Teil II Abschnitt Russisches Reich Baltikum S 534 Karlis Beldavs Macitaji kas nave gaja Luterisma mantojuma fonds Riga 2010 ISBN 978 9984 753 56 0 lettisch Weblinks BearbeitenNekropole info Portratfoto Wilhelm Gruners ganz unten ganz links Baltische Martyrer Baltische Todesopfer kommunistisch motivierter Gewalt und christliche Martyrer getotet in den Jahren 1905 1907 und 1918 1920Im ENK aufgefuhrt Ludwig Zimmermann Walther Paucker Traugott Hahn Xaver Marnitz Marie Schlieps Karl Schlau Marion von KlotOrthodoxe Heilige Platon Kulbusch Michael Bleive Nikolai Stefanowitsch BeschanizkiWeitere Martyrer von 1905 bis 1907 Janis Licis Karl Schilling Albert Gruhn Wilhelm Taurit Julius Busch1 Welle 1918 19 Heinrich Leonhard Adolphi Ludwig Johannes Tschischko Adam Jende2 Welle 1918 19 Estlander Carl Immanuel Philipp Hesse Moritz Wilhelm Paul Schwartz2 Welle 1918 19 Kurlander Hans Bielenstein Alexander Bernewitz Karl Moltrecht Arnold von Rutkowski Christoph Strautmann Paul Wachtsmuth2 Welle 1918 19 Livlander Wilhelm Gruner Heinrich Bosse Eugen Berg Theodor Scheinpflug Paul Fromhold Treu Edgar Hassmann Richard Alexander Georg Wuhner22 Mai 1919 Hermann Bergengruen Erhard Doebler August Eckhardt Theodor Hoffmann Eberhard Savary Eugen Scheuermann Theodor Taube Ernst Fromhold TreuNach dem Sturm Konstantin Uhder Wilhelm GilbertBekenner Arthur Walter Wilhelm Kaspar Eduard Paul Benedict Frese Gustav Cleemann Peter Rosenberg Oskar Bidder Alfred Geist Erwin Gross Normdaten Person GND 1229671986 lobid OGND AKS VIAF 888161634369410850005 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gruner WilhelmALTERNATIVNAMEN Gruner Wilhelm Karl Eduard Griners Vilhelms Griners Vilhelms Karlis EduardsKURZBESCHREIBUNG evangelisch lutherischer Geistlicher deutsch baltischer MartyrerGEBURTSDATUM 1 September 1891GEBURTSORT Appricken Russisches KaiserreichSTERBEDATUM 7 Februar 1919 oder 8 Februar 1919STERBEORT Wenden Lettische SPR Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Gruner amp oldid 221683793