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Ernst Fromhold Treu 3 Februar 1861 im Pastorat von Oppekaln Gouvernement Livland Russisches Kaiserreich 22 Mai 1919 in Riga Lettische SPR auch Ernst Fromhold Treu oder Fromhold Ernst Treu geschrieben oder kurz Ernst Treu genannt lettisch Ernsts Fromholds Treijs war ein deutsch baltischer Pastor Er gilt als evangelisch lutherischer Martyrer und ist auf dem Rigaer Martyrerstein verzeichnet Die Datumsangaben in diesem Artikel richten sich wenn nicht anders angegeben fur den Zeitraum bis 1918 nach dem julianischen Kalender Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Vor der Festnahme 1 2 Festnahme Haft und Hinrichtung 2 Trauerfeier 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenVor der Festnahme Bearbeiten Ernst Fromhold Treu war der Sohn des Pastors Bruno Fromhold Treu auch Trey 10 Dezember 1823 in Riga 30 Januar 1897 in Oppekaln Livland 1 1875 bis 1880 besuchte er das Gymnasium in Dorpat das er mit dem Abitur abschloss Er studierte von 1880 bis 1884 Theologie an der Universitat Dorpat Am 29 September 1882 trat er dem Theologischen Verein Dorpat bei Nach Abschluss seines Studiums als graduierter Student bestandenem Examen vor dem livlandischen Konsistorium im Herbst 1884 in Riga und seinem Probejahr das er von 1884 bis 1885 bei Pastor Auning in Sesswegen und bei Pastor von Braunschweig in Schlock in Livland verbracht hatte wurde er am 17 Novemberjul 29 November 1885greg von Generalsuperintendent Girgensohn in der Rigaer Petrikirche zum Pastor von Dikkeln bei Wolmar ordiniert Im selben Festakt wurde Gustav Cleemann ordiniert Fromhold Treu trat sein Amt am 1 Dezember an Daneben war er geistlicher Schulrevident des Wolmarschen Sprengels Am 12 Dezember 1885 heiratete er Adelheid von Renngarten Sein Sohn Bruno Fromhold Treu Botaniker und Schuldirektor 1 August 1965 in Wiedenbruck Westfalen wurde am 3 September 1887 in Dikkeln geboren 1 1892 1893 erhielt er auf ein kriminalgerichtliches Urteil hin einen Verweis wegen eines Vergehens im Amt Konflikte zwischen evangelischen Geistlichen und der russisch orthodoxen Staatskirche waren haufig Am 8 Mai 1903 kam es vor der zweiten Kriminalabteilung des Rigaschen Bezirksgerichts zu einer weiteren Verhandlung gegen Fromhold Treu da er eine vom Staat nicht konzessionierte Schule in seinem Pastorat betriebe Ferner habe er die nicht diplomierte Lehrerin Vilma Dannenberg zum Deutsch und Franzosischunterricht zugelassen gegen die ebenfalls verhandelt wurde Verteidiger von Brocker argumentierte es habe sich nur um einen privaten Unterrichtskreis fur vier Kinder des Pastors gehandelt auch wenn einige fremde Kinder die bei dem Pastor in Pension waren daran teilgenommen hatten Er gab zu dass die Beschaftigung einer nicht diplomierten Lehrerin zwar durch 1051 unter Strafe stunde diese Regelung aber nie zur Anwendung gekommen sei und es etliche auslandische Gouvernanten gabe die keine russischen Diplome hatten Dannenbergs Eignung sei dadurch hinreichend nachgewiesen dass der gebildete Pastor sie eingestellt habe Fromhold Treu wurde hinsichtlich des Vorwurfs der Eroffnung einer nicht konzessionierten Schule freigesprochen wegen der Einstellung Dannenbergs musste er drei Rubel und Dannenberg einen Rubel Strafe zahlen 1906 musste Fromhold Treu sein Amt aus familiaren Grunden aufgeben obwohl das Verhaltnis zur Gemeinde sich harmonisch entwickelt hatte Von 1906 bis 1907 war Fromhold Treu Direktor der Korrektionsanstalt fur minderjahrige Verbrecher in Rodenpois bei Riga Ab 1907 war er Direktor des Blindenasyls in Riga Strasdenhof An den hier lebenden Kindern wurde seine padagogische Begabung sehr deutlich Einige der erwachsenen Bewohner waren von der Russischen Revolution von 1905 beeinflusst was zu Konflikten zwischen ihnen und Fromhold Treu fuhrte Deshalb wunschte sich der Pastor wieder als Gemeindepfarrer zu arbeiten Festnahme Haft und Hinrichtung Bearbeiten 1919 wurde Ernst Fromhold Treu von Bolschewiki festgenommen obwohl er nicht als Pfarrer arbeitete sondern nur noch den Pastorentitel trug Er wurde vor dem Tribunal verhort Ihm wurde versichert dass keine spezielle Anklage gegen ihn existiere eine Freilassung aber nicht praktikabel sei Der Grund durfte in seinem geistlichen Titel und der Tatsache liegen dass die Bolschewiki derartige Personen als Geiseln brauchten Er wurde wie viele andere Pastoren im abgelegenen Rigaer Zentralgefangnis inhaftiert Fur den 1 Mai 1919 erwarteten die Gefangenen eine Amnestie die aber ausblieb Sie waren zwischen Hoffnung und Schicksalsergebenheit hin und hergerissen Eine Woche vor seinem Tod wurde er zum Friedhof gebracht Fur gewohnlich mussten die Gefangenen Graber ausheben da es unter ihnen zahlreiche Todesfalle durch Fleckfieber und Unterernahrung gab Diesmal sollten die Blumen aus der Friedhofskapelle entfernt werden die dort fur die Beerdigung eines hohen Kommissars der Kommunisten niedergelegt worden waren Die anderen Gefangenen kamen dieser Arbeit nach wahrend der Pastor die Erlaubnis erbitten konnte gleichzeitig auf der dortigen Orgel zu spielen Er galt als sehr musikalisch und genoss es nach vielen Wochen seine Empfindungen ein letztes Mal mit Musik ausdrucken zu konnen Sein Spiel beinhaltete bekannte evangelische Kirchenlieder was die anderen Gefangenen zu schatzen wussten Am selben Tag konnte er letztmals die Graber seiner Kinder besuchen Der Tag wurde als sein letzter Feiertag bezeichnet Danach wurde er wieder ins Gefangnis gebracht Am 22 Mai stand das Gefangnis kurz vor der Ersturmung durch einen Stosstrupp der Baltischen Landeswehr wovon die Gefangenen nichts wussten Kurz vor dem Ruckzug der Bolschewiki aus Riga wurden Fromhold Treu und 32 Mitgefangene siehe die untenstehende Liste am Nachmittag aus ihren Zellen gefuhrt Sie wurden in geordnetem Zug durch die langen Korridore unter schwerer Bewachung auf den Gefangnishof gebracht Dort hatten Soldaten der Roten Armee welche die Wachmannschaft bildeten Aufstellung genommen und erschossen nun alle Hinausgefuhrten Sofort danach flohen die Soldaten und Kommissare Wenig spater bahnte ein Panzerwagen der Landeswehr sich den Weg zum Gefangnis die Verwandten der Gefangenen folgten ihm in den Hof Sie waren erschuttert von dem Anblick der sich ihnen bot Auch einer der Sohne Fromhold Treus gehorte der Landeswehr an und fand seinen getoteten Vater den er befreien wollte Der Schadel Ernst Fromhold Treus war zerschmettert Trauerfeier BearbeitenDie Trauerfeier fur Ernst Fromhold Treu Eugen Scheuermann und Eberhard Savary fand am 27 Mai 1919 um 14 Uhr im Dom zu Riga statt Viele Personen aus allen Teilen der Stadt und allen Bevolkerungsgruppen nahmen teil Die Sarge standen auf dem Altarchor der Blumenschmuck war reichlich Die Feier begann mit dem Lied Jerusalem du hochgebaute Stadt als Lesungstext war Offb 6 9 11 LUT ausgewahlt worden Das nachste Lied war Ein feste Burg ist unser Gott Predigttext war Joh 9 1 11 LUT ausgelegt von Oskar Schabert Er leitete aus dem Text her dass nicht nach dem Warum sondern nach dem Wozu gefragt werden solle mit der Antwort dass die Werke Gottes an dem Geschehenen offenbar werden sollten Das Beispiel der Martyrer wie er die Getoteten bereits nannte solle die Kirche zu einem lebendigen Christentum aufwecken fur das man bereit sei sein Leben zu lassen Danach folgte das Lied Rustet euch ihr Christenleute Es folgten Abschiedsreden von Pastor Weyren in lettischer und Pastor Meyer Burtneck in deutscher Sprache Danach hatten die ubrigen anwesenden Pastoren die Gelegenheit den Verstorbenen jeweils noch einen Satz mitzugeben Nach Gebet und Gesang wurden die Sarge von Angehorigen der Landeswehr zu den Leichenwagen getragen Eine grosse Menschenmenge folgte bis zum Kirchhof Seine Familie bestattete Ernst Fromhold Treu unter einigen Ulmen Diese hatte er vormals selbst in Trauer auf das Grab eines seiner Kinder gepflanzt das jung verstorben war Literatur BearbeitenBeitrag uber Prufungen in der Libauschen Zeitung Nr 241 15 Oktober 1884 online unter Treu issueType P Beitrag uber Ordinationen in der Libauschen Zeitung Nr 272 20 November 1885 online unter Treu issueType P Beitrag uber den Verweis gegen Fromhold Treu in der Duna Zeitung Nr 216 24 September 1893 online unterTreu issueType P Beitrag uber den Verweis gegen Fromhold Treu in der Libauschen Zeitung Nr 218 27 September 1893 online unter Treu issueType P Beitrag uber den Prozess gegen Fromhold Treu in der Baltischen Monatsschrift Nr 07 12 1 Juli 1903 online unter Treu issueType P Alfred Seeberg Album des Theologischen Vereins zu Dorpat Jurjew Theologischer Verein Dorpat Jurjew 1905 S 79 Nr 183 Beitrag uber den Wechsel Fromhold Treus von Rodenpois nach Strasdenhof in der Rigaschen Rundschau Nr 298 24 Dezember 1907 online unter Treu issueType P Beitrag uber die Trauerfeier in der Rigaschen Zeitung Nr 4 28 Mai 1919 online unter Treu issueType P Oskar Schabert Baltisches Martyrerbuch Furche Verlag Berlin 1926 S 165 ff Digitalisat der Bericht basiert auf Aufzeichnungen eines Sohnes Ernst Fromhold Treus W Fromhold Treu und Berichten seiner Ehefrau mit dem Geburtsnamen Nackunstz Theologischer Verein Nachtrag zum Album des Theologischen Vereins zu Dorpat C Mattiesen Dorpat 1929 S 45 Nr 183 Kirchliche Chronik in Ev Luth Kirchenblatt fur die deutschen Gemeinden Lettlands Nr 18 28 April 1939 online unter Hoffmann Theodor issueType P Vor zwanzig Jahren in Evangelium und Osten Russischer evangelischer Pressedienst Nr 5 1 Mai 1939 S 166 unten online Friedrich Wilhelm Bautz Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon Band II 1990 Spalte 141 Memento vom 3 Marz 2009 im Internet Archive Harald Schultze und Andreas Kurschat Herausgeber Ihr Ende schaut an Evangelische Martyrer des 20 Jahrhunderts Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2006 ISBN 978 3 374 02370 7 Teil II Abschnitt Russisches Reich Baltikum S 556 Karlis Beldavs Macitaji kas nave gaja Luterisma mantojuma fonds Riga 2010 ISBN 978 9984 753 56 0 lettisch Weblinks BearbeitenEnzyklo de Nekropole info lettisch Portratfoto Ernst Fromhold Treus unterste Reihe zweites Bild von rechts Einzelnachweise Bearbeiten a b Baltische Historische Kommission Hrsg Eintrag zu Ernst Fromhold Treu In BBLD Baltisches biografisches Lexikon digitalBaltische Martyrer Baltische Todesopfer kommunistisch motivierter Gewalt und christliche Martyrer getotet in den Jahren 1905 1907 und 1918 1920Im ENK aufgefuhrt Ludwig Zimmermann Walther Paucker Traugott Hahn Xaver Marnitz Marie Schlieps Karl Schlau Marion von KlotOrthodoxe Heilige Platon Kulbusch Michael Bleive Nikolai Stefanowitsch BeschanizkiWeitere Martyrer von 1905 bis 1907 Janis Licis Karl Schilling Albert Gruhn Wilhelm Taurit Julius Busch1 Welle 1918 19 Heinrich Leonhard Adolphi Ludwig Johannes Tschischko Adam Jende2 Welle 1918 19 Estlander Carl Immanuel Philipp Hesse Moritz Wilhelm Paul Schwartz2 Welle 1918 19 Kurlander Hans Bielenstein Alexander Bernewitz Karl Moltrecht Arnold von Rutkowski Christoph Strautmann Paul Wachtsmuth2 Welle 1918 19 Livlander Wilhelm Gruner Heinrich Bosse Eugen Berg Theodor Scheinpflug Paul Fromhold Treu 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