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Der Rigaer Martyrerstein eingeweiht am 22 Mai 1920 zerstort nach dem Zweiten Weltkrieg 2006 neu eingeweiht auch Gedenkstein Fur unsere Martyrer genannt ist ein Denkmal auf dem Grossen Friedhof in Riga Vorderseite des Gedenksteins Inhaltsverzeichnis 1 Anlass 2 Einweihung 3 Gestaltung und Inschrift 3 1 Ursprungliche Gestaltung 3 2 Anderungen bei der Wiedererrichtung 4 Weitere Nutzung 5 Zerstorung und Wiedererrichtung 6 Biographische Daten der aufgelisteten Pastoren 7 Weblinks 8 Literatur 9 EinzelnachweiseAnlass BearbeitenDer Rigaer Martyrerstein wurde zur Erinnerung an die sogenannten baltischen Martyrer errichtet gemeint waren damit in diesem Fall eine Reihe von evangelischen Geistlichen die wahrend der bolschewistischen Besatzung des Baltikums im Lettischen Unabhangigkeitskrieg und im Estnischen Freiheitskrieg in den Jahren 1918 und 1919 getotet wurden Einweihung BearbeitenDer Rigaer Martyrerstein wurde auf dem Grossen Friedhof in Riga am 22 Mai 1920 dem ersten Jahrestag der Eroberung Rigas durch die Baltische Landeswehr neben der Neuen Kapelle von den Kirchengemeinden eingeweiht Da die Zukunft der Deutsch Balten im unabhangigen Lettland unklar war nachdem es 1919 auch Kampfe zwischen diesen und den Letten gegeben hatte handelte es sich um keine Jubelfeier die Veranstalter versuchten die Deutsch Balten als Opfer nicht als Befreier darzustellen Dementsprechend wurde nur an zivile Opfer erinnert und unter diesen nur an Geistliche Das Gedenken wurde auf die Opfer der Bolschewiken beschrankt da eine friedliche Koexistenz mit den Letten angestrebt war Deutsch Balten und Letten wurden als gemeinsame Opfer des Bolschewismus dargestellt damit die Veranstaltung dem lettischen Staat nicht als Provokation erscheinen konnte Die Einweihungsfeier hatte das Thema Martyrer Lesungstexte waren Offb 6 9 11 LUT Offb 16 4 7 LUT Offb 19 6 9 LUT Offb 21 1 7 LUT und Offb 22 16 17 20 LUT Predigttext war Apg 1 8 LUT Damit wurden die aufgelisteten Pastoren als Martyrer fur das Wort Gottes dargestellt Die Auswahl der Bibelzitate deutet darauf hin dass dies als Gottes Wille dargestellt werden sollte Die Feier sollte also als Trost fur eine Bevolkerungsgruppe dienen die sich gefahrdet sah Die Kollekte war fur die Waisen der Opfer bestimmt Gestaltung und Inschrift BearbeitenUrsprungliche Gestaltung Bearbeiten Der Rigaer Martyrerstein war von Anfang an mit keinerlei antilettischen Aussagen beschriftet Allerdings wurde das Leiden der Deutsch Balten gegenuber dem der Letten ursprunglich bewusst in den Vordergrund gestellt da die beteiligten Kirchengemeinden damals deutsch baltisch dominiert waren fast alle auf der Vorderseite des Steines gelisteten Personen gehorten der deutschsprachigen Bevolkerungsgruppe an es fanden sich nur sieben Mitglieder der lettischen Ethnie Es handelt sich bei dem Stein um einen etwa 2 20 m hohen Obelisken aus schwarzem Granit Im oberen Bereich der Vorderseite stehen die Namen der acht Pastoren die im Rigaer Zentralgefangnis bei der Schlacht um Riga am 22 Mai 1919 von den sich zuruckziehenden Rotarmisten ermordet wurden Siehe dazu den Artikel uber Marion von Klot die dabei ebenfalls ermordet wurde Im unteren Bereich stehen die Namen von 32 weiteren geistlichen Opfern der bolschewistischen Besatzung Die Inschrift lautet Hebr 13 7 Gedenket an eure Lehrer Die Pastoren Bergengruen Doebler Eckhardt Hoffmann Savary Scheuermann Taube E Treu die am 22 Mai 1919 in Riga den Zeugentod erlitten Ausser diesen starben als Martyrer in den baltischen Landen wahrend der Zeit der bolschewistischen Schreckensherrschaft und Christenverfolgung 1918 1919 die Pastoren Adolphi Berg Bernewitz Bielenstein Bosse Gilbert Gruner Prof Hahn Hassmann Hesse Jende Marnitz Moltrecht Paucker Rutkowski Scheinpflug Schlau Schwartz Strautmann P Treu Tschischko Uhder Wuhner Wachtsmuth Das Blut der Martyrer ist die Saat der Kirche Als Confessore starben in dieser Zeit die Pastoren Bidder Cleemann Frese Geist Gross Kaspar Rosenberg Walter Wer beharret bis ans Ende der wird selig Matth 24 13 Zu den Bibelzitaten siehe Hebr 13 7 LUT und Mt 24 13 LUT Anderungen bei der Wiedererrichtung Bearbeiten nbsp Ruckseite mit den Namen von sieben ermordeten lettischen PfarrernDer 2006 wiedererrichtete Stein entspricht in der Gestaltung hinsichtlich Form Schriftbild und Verzierungen nicht vollstandig dem Original es fand eine deutliche Modernisierung statt Die waagerechte Oberseite wurde durch eine dreieckig zugespitzte ersetzt wahrend der ursprungliche Stein eine dreieckige Kante an der Spitze aufwies uber der sich einige Schnorkel befanden die den Bereich bis zur Oberseite auffullten Vier sternformige Verzierungen an den Ecken des oberen Schriftfeldes des ursprunglichen Steines wurden weggelassen Die Aufteilung in zwei durch eine Kante getrennte Schriftfelder fur die Martyrer beziehungsweise die Bekenner wurde ebenfalls aufgegeben der gesamte Text der Vorderseite befindet sich jetzt auf einer einheitlichen Flache Der Wortlaut der Vorderseite wurde in Druckschrift ubernommen wahrend der ursprungliche Stein in einer schlechter lesbaren Schreibschrift beschriftet war Die einzige textliche Anderung auf der Vorderseite besteht in der Vertauschung des oberen Bibelverses mit der entsprechenden Stellenangabe die Stellenangaben sind jetzt in kleinerer Schrift ausgefuhrt Wahrend die Vorderseite weiterhin dem Original entsprechend in deutscher Sprache beschriftet ist und uberwiegend Deutsch Balten auflistet ist die Ruckseite heute lettisch beschriftet zunachst mit dem Bibelvers Pieminiet savus vaditajus kas jums Dieva vardu runajusi ubersetzt Gedenkt an eure Lehrer die euch das Wort Gottes gesagt haben und der Stellenangabe Ebr 13 7 Hebr 13 7 das Zitat ist also gegenuber der deutschsprachigen Vorderseite erweitert worden Nach einem Einleitungssatz folgen dann die Namen der sieben Letten unter den auf der Vorderseite aufgelisteten Pastoren diesmal in lettischer Schreibweise mit Vornamen namlich zunachst die Martyrer Ludvigs Cisko Ludwig Tschischko in deutscher Schreibweise Adams Jende Adam Jende Kristaps Strautmanis Christoph Strautmann Edgars Hasmanis Edgar Hassmann Konstantins uders Konstantin Uhder Und nach einer Uberleitung die Namen der Letten unter den Bekennern Vilhelms Kaspars Wilhelm Kaspar in deutscher Schreibweise Peteris Rozenbergs Peter Rosenberg Danach folgt ein weiterer Bibelvers Esi uzticigs lidz navei tad es tev dosu dzivibas vainagu ubersetzt Sei getreu bis an den Tod so will ich dir die Krone des Lebens geben mit der Stellenangabe Jn Atkl 2 10 Offb 2 10 LUT Der Vers wurde also gegenuber der deutschsprachigen Vorderseite ausgetauscht Zuunterst auf der rechten Seite folgt Renovatum Domus Rigensis 2006 da die Wiedererrichtung von Domus Rigensis getragen wurde Die Ruckseite entspricht also im Aufbau der Vorderseite schafft aber jetzt durch Sprache und Auswahl der Namen einen Ausgleich zu der deutsch baltischen Dominanz auf der vom ursprunglichen Stein ubernommenen Vorderseite Weitere Nutzung BearbeitenAuch in den nachsten Jahren nach seiner ersten Einweihung war der Rigaer Martyrerstein ein wichtiger Ort des Gedenkens an die Opfer der bolschewistischen Besatzung Allerdings wurde nun auch an die gefallenen Soldaten der Landeswehr erinnert Als Beispiel sei der dritte Jahrestag der Eroberung Rigas der 22 Mai 1922 genannt Die deutsch baltischen Geschafte und Buros blieben geschlossen Die Angehorigen der Opfer gingen auf die Friedhofe Am Martyrerstein fand eine Versammlung fruherer Gemeindemitglieder und Freunde der aufgelisteten Pastoren statt die vom deutsch baltischen Bischof Poelchau eroffnet wurde Predigttext war Offb 21 3 LUT Der Martyrerstein war jetzt aber nur noch ein Nebenschauplatz neben dem andernorts stattfindenden Gedenken an die militarischen Opfer Predigten fanden hier weiterhin statt die Kirche spielte aber beim Gedenken an den 22 Mai 1919 nur noch eine Nebenrolle Zerstorung und Wiedererrichtung BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Rigaer Martyrerstein von der sowjetischen Verwaltung zerstort Im Zuge der Bestrebungen den Grossen Friedhof wiederherzustellen konnte auch der Martyrerstein im Jahre 2006 durch die Initiative von Gerhard Mietens und die Mithilfe von Domus Rigensis und dem Verein zur Forderung Baltischer Baudenkmaler neu eingeweiht werden Auf der Ruckseite werden jetzt die Namen der sieben lettischen Pastoren noch einmal in lettischer Sprache mit Vornamen wiederholt wahrend die Vorderseite dem deutschsprachigen Original entspricht Biographische Daten der aufgelisteten Pastoren BearbeitenDie Reihenfolge in der Tabelle 1 entspricht der auf der Vorderseite des Rigaer Martyrersteins Die Namen der auf der Ruckseite wiederholten lettischen Geistlichen sind kursiv geschrieben Die lettischen Namensvarianten 2 sind in Klammern angegeben Die Datumsangaben folgen dem julianischen Kalender Name Geburtsdatum Ordinationsdatum Gemeinde 1914 Hermann Bergengruen Hermanis Bergengruens 08 06 1872 17 02 1902 Wenden deutsche Stadtgemeinde Cesis Erhard Doebler Erhards Deblers 04 08 1882 05 02 1912 Riga Gemeinde des DiakonissenhausesAugust Eckhardt 20 04 1868 13 12 1892 Riga DomTheodor Hoffmann Teodors Hofmanis 01 02 1865 15 11 1892 Riga St PetriEberhard Savary Eberhards Savarijs Zavari Safari 12 04 1863 13 03 1888 Ascheraden Aizkraukle Eugen Scheuermann Eizens Seuermans Seiermanis 12 09 1856 29 05 1883 Riga Thorensberg Tornakalns Luther GemeindeTheodor Taube Teodors Taube 01 02 1864 01 05 1888 Riga Martins Gemeinde deutscher TeilErnst Fromhold Treu Ernsts Fromholds Treijs 03 02 1861 29 11 1885 Riga Strasdenhof Strazdumuiza Blindenasyl DirektorHeinrich Leonhard Adolphi Heinrihs Leonhards Adolfijs 09 10 1852 30 12 1879 Adsel Gaujiena mahz m Eugen Berg Eizens Bergs 24 08 1855 08 09 1885 Palzmar Serbigal Palsmane mahz m Alexander Bernewitz Aleksand e rs Bernevics 31 03 1863 14 08 1888 Kandau Kandava Hans Bielenstein Ansis Bilensteins 13 02 1863 14 05 1888 Alt und Neu Rahden Vecsaule und Jaunsaule Heinrich Bosse Heinrihs Bose 06 09 1871 26 04 1898 Wohlfahrt Evele mahz m Wilhelm Gilbert Vilhelms Gilberts 24 12 1868 07 11 1899 Siuxt Dzukste m Wilhelm Gruner Vilhelms Griners 01 09 1891 1919 Ronneburg Rauna Traugott Hahn Traugots Hans 01 02 1875 16 05 1899 Jurjeff Universitatsgemeinde Tartu Ulikooli kogudus Edgar Hassmann Edgars Hasmanis 31 01 1884 1914 Fellin Viljandi Adjunkt von Jaan LattikCarl Immanuel Philipp Hesse 13 09 1875 30 05 1904 Jewe Johvi kih Adam Jende Adams Jende 06 10 1861 01 08 1893 Ronnenburg Rauna mahz m Xaver Marnitz Ksavers Marnics 09 08 1855 20 02 1883 Uexkull Kircholm Ikskile und Salaspils Karl Moltrecht Karlis Moltrehts 12 05 1860 26 01 1887 Dondangen Dundaga Walther Paucker 07 03 1878 01 04 1907 Wesenberg Rakvere kih Arnold von Rutkowski Arnolds fon Rutkovskis 28 02 1865 1901 Hofzumberge Tervete Theodor Scheinpflug Teodors Augusts Seinpflugs 06 05 1862 19 11 1889 Pernigel Liepupe mahz m Karl Schlau Karls Slaus Karlis Slavs 10 02 1851 05 02 1878 Salis Salacgriva mahz m Moritz Wilhelm Paul Schwartz 04 11 1864 12 03 1889 Jurjeff St Johannis Tartu Jaani kogudus Pastor DiakonusChristoph Strautmann Kristaps Strautmanis 11 11 1860 05 05 1896 Bauske Bauska lettische GemeindePaul Fromhold Treu Pauls Fromholds Treijs 22 05 1854 16 08 1881 Riga St Trinitatis GemeindeLudwig Johannes Tschischko Ludvigs Janis Cisko 18 06 1858 10 01 1893 St Matthia Matisi mahz m Konstantin Uhder Konstantins uders udris 19 02 1870 20 04 1903 Aahof Lejasmuiza mahz m Richard Alexander Georg Wuhner 16 09 1872 28 09 1897 Walk estnische St Petri GemeindePaul Wachtsmuth Pauls Vah t smuts 15 05 1879 09 11 1903 Mitau Jelgava St Johannis deutsche StadtgemeindeOskar Bidder Oskars Bidders 27 03 1866 20 11 1894 Riga St Jakobi GefangnisgemeindeGustav Cleemann Gustavs Bernhards Kristians Klemanis 16 09 1858 17 11 1885 Riga Jesus GemeindeEduard Paul Benedict Frese 19 11 1872 13 09 1898 Waiwara Vaivara kih Alfred Geist 10 12 1863 27 11 1887 Riga evangelisch reformierte GemeindeErwin Gross Ervins Johans Gross 24 09 1870 24 09 1895 Roop Straupe Wilhelm Kaspar Vilhelms Kaspars 03 01 1853 23 12 1881 Schujen Lodenhof Skujenes Lodes mahz m Peter Rosenberg Peteris Rozenbergs 28 06 1871 03 12 1901 Riga Martins Gemeinde lettischer TeilArthur Walter Arturs Hugo Valters 20 09 1860 31 03 1885 Riga Neu St Gertrud nbsp Eberhard Savary nbsp Hans Bielenstein nbsp Traugott Hahn nbsp Carl Immanuel P Hesse nbsp Adam Jende nbsp Karl Moltrecht nbsp Walther Paucker nbsp Karl Schlau nbsp Konstantin Uhder nbsp Paul WachtsmuthWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Rigaer Martyrerstein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Dr Gerhard Mietens Der Rigaer Martyrerstein mit Abbildung DBGG Genealogen Echo Nr 2 Mitteilungsblatt Juli 2006 S 12f in Deutsch Baltische Genealogische Gesellschaft e V Gedenktafeln und Denkmale auf der Webseite des Domus Rigensis Portratfotos aufgefuhrter Personen Portratfotos aufgefuhrter Personen Portratfotos aufgefuhrter Personen Portratfotos aufgefuhrter PersonenLiteratur BearbeitenBernhard Bottcher Gefallen fur Volk und Heimat Kriegerdenkmaler deutscher Minderheiten in Ostmitteleuropa wahrend der Zwischenkriegszeit Bohlau Koln 2009 ISBN 978 3 412 20313 9 Darin das Kapitel Deutschbaltisches Totengdenken an die Gefallenen des Burgerkrieges S 98 105 vor allem S 100 101 Janis Juskevics Veca Riga Riga 1936 S 30 35 Thomas Ehlert Traugott Hahn 1875 1919 Leben Wirken Martyrium Spiritualitat und Theologie FAU Studien aus der Philosophischen Fakultat Band 10 Erlangen 2018 v 501 Seiten ISBN 978 3 96147 119 5 Zugriff auf den Volltext uber OPUS FAU http opus4 kobv de opus4 fau frontdoor index index docId 9992Einzelnachweise Bearbeiten Die Evangelisch Lutherische Kirche in Russland 1914 Memento vom 11 Oktober 2011 im Internet Archive Karlis Beldavs Macitaji kas nave gaja Luterisma mantojuma fonds Riga 2010 Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive ISBN 978 9984 753 56 056 970995 24 144344 Koordinaten 56 58 15 6 N 24 8 39 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rigaer Martyrerstein amp 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