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Eine Suite zu franzosisch suite Abfolge ist in der Musik eine vorgegebene Abfolge von Instrumental oder Orchesterstucken die ohne langere Pausen hintereinander gespielt werden In der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts etablierte sich daneben der Name Partita franzosisch auch Partie im 18 Jahrhundert wurden Suiten auch oft durch Ouverturen eingeleitet Inhaltsverzeichnis 1 Suitensatzform 2 Renaissance und Fruhbarock 3 Barock 4 Klassik 5 Romantik 6 20 und 21 Jahrhundert 6 1 Jazz 6 2 Rock 7 Orientalische Musik 8 Literatur 9 EinzelnachweiseSuitensatzform BearbeitenDie modellhafte Form des einzelnen Satzes einer barocken Suite ist die Suitensatzform Ihre typischen Merkmale zeigen z B die Franzosischen und Englischen Suiten Bachs Die Tanzsatze nach einem allfalligen Praludium sind zweiteilig beide Teile enden mit Wiederholungszeichen Grundlegend fur die Form ist der harmonische Verlauf Der erste Satzteil fuhrt meist zur Dominante der zweite Teil von der Dominante zur Tonika zuruck Der Ruckweg ist meist ausgeweitet durch die Kadenz zu einer benachbarten Tonart beispielsweise zur Tonikaparallele Manche Tanze erscheinen in einer ubergeordneten symmetrischen Dreiteiligkeit wobei der mittlere Teil oft in der Paralleltonart steht oder eine Variation enthalt oder durch eine reduzierte Besetzung charakterisiert ist Die Satzbezeichnungen lauten beispielsweise Bourree I Bourree II Bourree I Menuett Trio MenuettRenaissance und Fruhbarock BearbeitenEine fruhe suitenahnliche Kombination ist die Folge der Tanze Pavana Saltarello Piva im vierten Buch von Joan Ambrosio Dalzas Intabolatura de Lauto gedruckt 1508 bei Petrucci 1 Etienne du Tertre benutzte den Begriff Suite erstmals 1557 fur seine suyttes de bransles suites des Branles die wie zu jener Zeit ublich aus Paaren von Tanzen bestanden Weitere Urformen 2 der Suite Dantz Proporz Hupfauf Basse danse Recoupe Tourdion Pavana Galliarda Passamezzo Padoana SaltarelloDie Urform des Vor und Nachtanzes Pavana gefolgt von Galliarda ist vor allem von Lautenisten zur Suite weiterentwickelt worden 3 Tanzstucke anonym in Tabulaturen verfasster Stucke wurden haufig geordnet nach Tonart zu Partien oder Suiten zusammengestellt 4 Die von Pierre Attaignant Paris 1529 und 1530 publizierte Basse danse La brosse ist die wohl alteste mehrstimmige Suite bzw Orchestersuite 5 6 Barock BearbeitenIn der Barockmusik sind die Einzelstucke einer Suite in der Regel echte oder stilisierte Tanze und stehen meistens in der gleichen Tonart Der Zusammenhang wird neben der gemeinsamen Grundtonart manchmal auch durch Substanzgemeinschaft zwischen den Einzelsatzen hergestellt Eine erste erkennbare Suitenform ist 1610 Paul Peuerls Newe Padouan Intrada Dantz und Galliarda in denen die vier im Titel genannten Tanze in zehn Suiten erscheinen Das Banchetto musicale von Johann Hermann Schein 1617 enthalt zwanzig Abfolgen von jeweils vier verschiedenen Musikstucken Zu Beginn des 17 Jahrhunderts findet sich bei P Peuerl M Praetorius M Frank H Schein S Scheidt und J Staden die deutsche Variationensuite mit folgenden Satzen Paduana Intrada Dantz Galliarda Pavana Galliarde Allemande Courante 2 Die klassische Suitenfolge wurde zwischen ca 1640 und 1670 von Chambonnieres Froberger und Louis Couperin geschaffen unter dem Einfluss franzosischer Lautenisten unter anderem Denis Gaultier 2 Sie wurde in ihrer Reinform vor allem in der deutschen Cembalo und Lautenmusik verwendet und bestand aus der Abfolge Allemande Courante Sarabande Gigue wobei die Gigue spater als die anderen auftaucht Der Suite vorangestellt ist haufig ein Praludium bzw wie in Suiten fur Barockgitarre von Francesco Corbetta Robert de Visee Francois Campion Ludovico Roncalli und Santiago de Murcia ein Prelude bzw Preludio 7 Franzosische Clavecinisten des 17 und fruhen 18 Jahrhunderts wie Chambonnieres d Anglebert u a verwendeten typischerweise drei oder zwei Couranten und lockerten die Folge unter dem Einfluss von Jean Baptiste Lullys Balletten und Divertissements durch weitere Tanze auf So wurde es ublich Satze wie Menuett Gavotte Chaconne Passacaille Canarie Bourree Passepied Rondeau usw einzuschieben die man auch als Galanterien bezeichnete In Frankreich stand am Ende der Suite haufig eine Gavotte und oder ein Menuett 8 In deutschen Solosuiten und vor allem bei Bach und Handel ist normalerweise die Gigue der letzte Satz Francois Couperin nannte seine Cembalosuiten Ordre und er brachte ab ca 1710 in Frankreich vor allem zahlreiche Charakterstucke in Mode Schon am Hofe Ludwigs XIV Ende des 17 Jahrhunderts wurde es modern aus Opern von Lully und anderen franzosischen Komponisten wie Andre Campra oder Andre Cardinal Destouches Suiten von Orchesterstucken zusammenzustellen dabei wurde der gesamten Suite oft eine Ouverture ursprunglich ebenfalls aus Opern als Eroffnungssatz vorangestellt Die Auswahl und Reihenfolge der Tanze oder Charakterstucke war in diesem Falle mehr oder weniger beliebig bunt und der Fantasie uberlassen In dieser Form wurde die Ouverturen Suite oder einfach nur Ouverture besonders bei deutschen Komponisten beliebt Diese begannen solche Werke nicht mehr wie in Frankreich aus Opern zusammenzustellen sondern als eigenstandige Instrumentalwerke zu komponieren z B die sogenannten Lullisten Kusser Georg Muffat Johann Caspar Ferdinand Fischer Johann Joseph Fux u a Georg Philipp Telemann soll etwa 1000 Orchestersuiten geschrieben haben von denen 200 erhalten sind Von Johann Sebastian Bach stammen vier Orchestersuiten ausserdem die Franzosischen Suiten ohne Ouverture Englischen Suiten und Partiten fur Cembalo sowie mehrere Suiten fur Violoncello Violine Laute und Flote Georg Friedrich Handel benutzte die Form fur seine Wassermusik und Feuerwerksmusik und schrieb zahlreiche Suiten fur Cembalo von denen 22 erhalten sind Bedeutende und zahlreiche Ouverturensuiten schrieben auch Johann Friedrich Fasch und Christoph Graupner Klassik BearbeitenMit dem Ende des Barockzeitalters um 1750 kam die Suite aus der Mode an ihre Stelle traten Divertimento Serenade Notturno und Kassation als Instrumentalmusik mit unterhaltsamem heiterem bis tanzartigem Charakter Romantik BearbeitenIm 19 Jahrhundert wurde der Begriff Suite fur eine Auskopplung von Instrumentalsatzen aus einer Oper Carmen Suite einer Buhnenmusik Peer Gynt Suite L Arlesienne oder einem Ballett Nussknackersuite benutzt die in mehr oder weniger bunter Folge entweder vom Komponisten selbst oder von einem Bearbeiter vorgenommen wurde Von Komponisten wie Camille Saint Saens Karneval der Tiere Jean Sibelius Karelia Suite oder Pjotr Iljitsch Tschaikowski wurde der Begriff fur eine Abfolge von kleineren Stucken benutzt die durch ein gemeinsames programmatisches Thema verbunden waren Orchestersuiten wie in der Barockzeit wie die historistische Holberg Suite oder die sieben Suiten von Franz Lachner sind Ausnahmeerscheinungen 20 und 21 Jahrhundert BearbeitenDie Bezeichnung Suite wurde auch im 20 Jahrhundert in unterschiedlichen Musikstilen benutzt Beispielsweise komponierte Federico Moreno Torroba eine Suite castellana fur Gitarre mit den Satzen Fandanguillo Arada und Danza 9 In der Zeit der Operette wurden die einzelnen Stucke immer seltener vollstandig ubernommen und mit Uberleitungen verbunden so dass das Potpourri entstand eine Form die im heutigen Medley immer noch lebt In der Salonmusik bis hin zur Radiomusik des 20 Jahrhunderts ist die Suite als Auszug von musikalischen Buhnenwerken beziehungsweise als Folge von Tanzen oder Charakterstucken allgegenwartig In diese Tradition fugen sich auch etwa die Suite fur Variete Orchester von Dmitri Schostakowitsch oder Mont Juic von Lennox Berkeley und Benjamin Britten ein Sehr beliebt sind Suiten auch bei Filmmusiken wo diese ebenfalls ein zusammengeschnitenenes Best Of eines Soundtracks darstellen haufig werden die einzelnen Stucke uber sogenannte Crossfades zusammengefugt so dass von manchen Stucken lediglich Fragmente auftreten Sehr haufig findet sich die Suite eines Soundtracks an letzter Stelle des CD Scores als sogenannte End Credits Suite Auch fur Orchesterkonzerte sind Filmmusiksuiten beliebtes Repertoire wobei ebenfalls nicht nur Originalorchestrationen sondern ebenfalls zahlreiches Material fur Laienorchester mit vereinfachter abgespeckter Instrumentation bzw Orchestration zur Verfugung steht beispielsweise fehlen in diesen Arrangements haufig eher problematische oder teure Instrumente wie Kontrafagott und ebenso schweres Laufwerk o A wird haufig vom Arrangeur vereinfacht Jazz Bearbeiten Auch im Jazz gibt es zahlreiche Beispiele fur Suiten Duke Ellington und Billy Strayhorn Black Brown and Beige 1943 Such Sweet Thunder Shakespearean Suite 1957 Toot Suite 1958 The Ellington Suites inkl The Queen s Suite The Goutelas Suite und The Uwis Suite 1959 Far East Suite 1966 New Orleans Suite 1970 Afro Eurasian Eclipse 1971 Latin American Suite 1972 Max Roach Freedom Now Suite 1960 Oscar Peterson Canadiana Suite 1964 John Coltrane A Love Supreme 1965 Don Cherry Relativity Suite 1973 Keith Jarrett The Survivors Suite 1976 1977 Charlie Watts Jim Keltner Elvin Suite 2000 Rock Bearbeiten Und auch in der Rockmusik insbesondere beim Progressive Rock kann man Suiten finden Deep Purple April 1968 Pink Floyd Atom Heart Mother aus dem gleichnamigen Album 1970 sowie Echoes aus dem Album Meddle 1971 Genesis Supper s Ready 10 11 1972 Santana Die ersten funf Stucke von Eternal Caravan of Reincarnation bis Song of the Wind aus dem Album Caravanserai 1972 Manfred Mann s Earth Band Father of Day Father of Night aus dem Album Solar Fire 1973Orientalische Musik BearbeitenAuch aussereuropaisch entwickelten sich suitenartige Darbietungsformen wie zum Beispiel der Radif im iranischen Kulturraum Literatur BearbeitenTobias Feilen Julia Rosemeyer Christian Hohmann Astrid Hippchen Axel Beer Martina Wollner Andreas Menk Camilla Bork Suite In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Zweite Ausgabe Sachteil Band 8 Querflote Suite Barenreiter Metzler Kassel u a 1998 ISBN 3 7618 1109 8 Online Ausgabe fur Vollzugriff Abonnement erforderlich Einzelnachweise Bearbeiten Frances Mattingly Reginald Smith Brindle Vorwort zu Antonio Casteliono Intabolatura de leuto de diversi autori 1536 Trascrizione in notazione moderna di Reginald Smith Brindle Edizioni Suvini Zerboni Mailand 1974 1978 S XII a b c Konrad Ragossnig Handbuch der Gitarre und Laute Schott Mainz 1978 ISBN 3 7957 2329 9 S 116 Adalbert Quadt Hrsg Lautenmusik aus der Renaissance Nach Tabulaturen hrsg von Adalbert Quadt Band 1 ff Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1967 ff 4 Auflage ebenda 1968 Band 2 Vorwort 1967 Adalbert Quadt Hrsg Gitarrenmusik des 16 18 Jahrhunderts Nach Tabulaturen hrsg von Adalbert Quadt Band 1 4 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1970 ff Band 2 3 Auflage ebenda 1972 Vorwort 1971 und Beispiele anonymer Suiten und Partien Band 3 S 15 21 27 29 und 33 35 sowie Suite von Francois Campion S 40 43 und vier Suiten von Robert de Visee S 46 60 Friedrich Blume Studien zur Vorgeschichte der Orchestersuite im 15 und 16 Jahrhundert Leipzig 1925 S 67 ff 96 f und 122 ff Hans Dagobert Bruger Hrsg Pierre Attaignant Zwei und dreistimmige Solostucke fur die Laute 1926 S 11 f Verfasser evtl P B und 33 Vgl etwa Adalbert Quadt Hrsg Gitarrenmusik des 16 18 Jahrhunderts 4 Bande Nach Tabulaturen herausgegeben Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1970 1984 Band 1 S 26 54 Band 3 S 40 60 und Band 4 S 1 14 und 26 47 Bei Chambonnieres d Anglebert Elisabeth Jacquet de la Guerre Lebegue Marchand u a Andres Segovia F Moreno Torroba Suite castellana Gitarren Archiv Band 104 B Schott s Sohne Mainz 1926 Neuausgabe Schott amp Co London 1954 Harald Suerland Als der Rock die Kunst entdeckte In wn de 28 Februar 2021 abgerufen am 2 August 2023 Steve Aldous The Songs of Genesis McFarland 2020 ISBN 1 4766 8138 4 S 84 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Normdaten Sachbegriff GND 4184006 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Suite Musik amp oldid 236142601