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Der Tourdion auch Tordion geschrieben ist ein historischer Tanz aus der Zeit der Renaissance Es handelt sich um einen lebhaften Springtanz dessen Musik im 6 8 Takt steht Thoinot Arbeau charakterisiert den Tourdion als schnellere Version der Galliarde weshalb auch die Sprunge niedriger waren als bei letzterer Der Tourdion wurde als Nachtanz der Basse danse getanzt Im Laufe des 16 Jahrhunderts wurde er von der Galliarde abgelost source source Tourdion vorgetragen vom Collegium VocaleAuch ein bekanntes franzosisches Trinklied aus dem Jahr 1530 tragt den Titel Tourdion Die Komposition wird Pierre Attaignant zugeschrieben andere gehen von einem anonymen Komponisten aus Vermutlich wurde es von Attaignant einem der Pioniere des Notendrucks 1530 als Tourdion La Magdalena in Premier livre de Danceries 1 erstmals publiziert Der Originaltext ist nicht uberliefert bei der heute ublichen Version handelt es sich um eine Rekonstruktion Inhaltsverzeichnis 1 Analyse der Partitur 1 1 Epoche 1 2 Aufbau 1 3 Melodik 1 4 Harmonik 1 5 Taktart 1 6 Rhythmus 1 7 Text 2 Mittelalterdarstellung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAnalyse der Partitur BearbeitenEpoche Bearbeiten Dieses kleine Lied wurde um 1530 komponiert und manche vermuten Pierre Attaignant habe es entstehen lassen andere behaupten der Komponist sei anonym und Pierre Attaignant nur der Herausgeber gewesen da er zu den Pionieren des Notendrucks zahlt Dieses Tanzlied wurde als Grundlage fur einen schnellen Springtanz benutzt und wird gegen Ende des Jahrhunderts von der Galliarde abgelost wegen seines zu schnellen Tempos Aufbau Bearbeiten Tourdion besteht aus einem Strophenteil und einem Refrainteil die einzeln wiederholt werden Hauptsachlich hort man die Sopranmelodie heraus die von drei Begleitstimmen unterlegt ist Verschiedene Strophen gibt es nicht es wird also stets dieselbe wiederholt Das Stuck ist von sehr kurzer Dauer da es nur 16 Takte besitzt und das Tempo extrem schnell ist Trotz der Wiederholungen hat das Stuck nur eine Gesamtdauer von etwa 1 30 Minuten Melodik Bearbeiten Die Hauptstimme des Liedes ist der Sopran denn diese besitzt die Melodie Die ubrigen Chorstimmen haben nur eine Begleitfunktion Die Melodie sticht nicht durch ihre hohere Lage hervor sondern durch ihre kleineren Notenwerte und ihre Sekundschrittfortfuhrung In der Tat sind in der Melodie keine grossen Notensprunge zu finden Das Sekundintervall und die schnellen Achtelnoten sind hier von beherrschender Kraft Im Gegensatz zu dieser singenden Melodie stehen die Begleitstimmen Ihre Begleitfunktion ist deutlich in ihrer sprunghaften Bewegung zu spuren Die wiederholte Gruppierung von einer Halben gefolgt von einer Viertel ist melodisch uninteressant und es ist deutlich zu erkennen dass diese Begleitstimmen durch grosse Sprunge Akkorde darstellen Dieses Verhalten bewirkt einen springenden Charakter Die viertaktig gegliederte Melodie hat an verschiedenen Stellen gewisse Ahnlichkeiten Die ersten vier Takte gleichen den folgenden vier und die Takte 9 12 gleichen den darauffolgenden In den ersten 8 Takten ist das Motiv des ersten Taktes massgebend sechs Achtel die erst auf und dann wieder absteigen Von grosser Wichtigkeit ist auch die Note cis die der Melodie diese mittelalterliche Note gibt Diese Note bestimmt die Tonart und ihr Kirchenmodus Dorisch Bei den Takten 9 16 spielt das Motiv der Synkope eine bedeutende Rolle Nuancen oder sonstige Intensitatsrichtlinien sind nicht in den Noten eingetragen und moglicherweise auch nicht gewollt weil es auf der Basis kein kunstlerisch anspruchsvolles Lied sein sollte sondern nur ein Lied das jeder singen kann mit Begleitung von einfachen Instrumenten wie einer Flote und einem Tamburin Komplizierte Auffuhrungsarten sind deshalb nicht erforderlich Der zum Tanz auffordernde Rhythmus ist hier wichtiger als die Musik Bei einer Auffuhrung dieses Stuckes sollen die Nuancen spontan ausgesucht werden und sich dabei moglicherweise auch auf die Tanzer und deren Stimmung beziehen In den Begleitstimmen ist an verschiedenen Stellen eine Komplementarmelodik aufzufinden Diese besitzen nie schnellere Notenwerte als die Viertel solange die Hauptstimme ebenfalls schnelle Rhythmen hat In den Takten 6 und 7 sieht man deutlich wie die Melodie vom Sopran in den Tenor uber den Alt wandert Der Text bleibt jedoch im Sopran am wichtigsten Die zwei Teile des Stuckes unterscheiden sich noch in ihrer Melodik da sie im zweiten Teil eine kleine Steigerung der Tonhohe kennt Dies fuhrt zu einem ersten Gedanken dass dies der Refrain sein konne Harmonik Bearbeiten Dieses Stuck hat nur die Funktion des Tanzes und gerade aus diesem Grund ist der Rhythmus wichtiger als die Harmonik Deshalb ist das Lied von der harmonischen Seite nicht tiefgrundig ausgearbeitet Die Tonart ist E moll und durch die grosse Sexte e cis entsteht die Kirchentonart Dorisch Diese Kirchentonart und viele parallele Oktaven und Quinten erwecken den Charakter mittelalterlicher Musik Die Harmonik ist eher einfach und ohne komplizierte Akkorde oder viele Noten gehalten damit auch der einfache Burger diese Musik versteht Die Akkorde sind einfache Durdreiklange und der Bass hat ihren Schwerpunkt auf der Grundnote E Die Harmonik bleibt fast konstant auf der ersten Stufe stehen und wechselt nur wenige Male auf die 3 oder auf die dominante 5 Stufe Darin unterscheiden sich minimal die beiden Teile In den ersten 8 Takten ist dieser Stufenwechsel etwas geringer als in den folgenden 8 Takten Auch das fuhrt zu einer geringen Steigerung in der Musik im 2 Teil Taktart Bearbeiten Die Komposition steht in einem schnellen Dreiertakt und ist deshalb relativ kurz da sie nur 16 Takte enthalt die zwar wiederholt werden aber wegen des sehr schnellen Tempos besonders kurz wirken Es war ohne Zweifel fruher so gedacht dass sie einfach als Endlosschleife wiederholt wurde Rhythmus Bearbeiten Der Hauptrhythmus dieses Stuckes liegt in der Begleitung also in den Alt Tenor und Bassstimmen und ist der Impuls der das Stuck vorantreibt Dieser Impuls besteht aus einer Halben gefolgt von einer Viertel Dieses Rhythmusmotiv bleibt durch die ganze Komposition fast in jedem Takt die Gleiche Dies schafft eine standhafte Basis die immer weiter geht und einen sprunghaften Charakter der zum Tanzen verleitet Ein paar Gegenschlage befinden sich zum Beispiel in den Takten 4 7 und 15 die die standhafte Basis etwas auflockern Pausen sind hier nicht vorhanden und auch die Atempausen zwischen den Satzen der einzelnen Stimmen verwischen sich gegenseitig sodass ein andauernder Klang entsteht Sogar bei einer rein vokalen Vorfuhrung kann man fast Rhythmusinstrumente heraushoren wie das Begleiten eines Tamburins Der Rhythmus der Melodie scheint fast improvisiert darubergelegt zu sein und verfuhrt mit seinem schwunghaften Elan ebenfalls zum Tanz Text Bearbeiten Beim Text des Tourdion handelt es sich nicht um den Originaltext sondern nur um eine Rekonstruktion Quand je bois du vin clairetAmi tout tourne tourne tourne tourneAussi desormais je bois Anjou ou ArboisChantons et buvons a ce flacon faisons la guerreChantons et buvons les amis buvons donc Deutsche Ubersetzung Wenn ich Clairet Wein trinke Freund alles dreht sich dreht sich dreht sich dreht sich Auch jetzt trinke ich Anjou oder Arbois Lass uns singen und trinken mit dieser Flasche lass uns Krieg fuhren Lass uns singen und trinken Freunde lass uns also trinken Durch den Text wird dieses Stuck zu einem Trinklied was vielleicht anfangs nicht die Absicht war da der ursprungliche Text nicht mit uberliefert wurde Der Charakter ist volkstumlich und sogar etwas witzig Es soll die Burger zum Trinken und zum Tanzen anspornen eine typische Fest bzw Feiermusik um fur eine gute Stimmung zu sorgen Der Text wiederholt sich standig und ist nicht schwer zu verhalten somit kann jeder auch einfach und schnell mitsingen Hier ist auch die franzosische Sprache gewahlt und kein schwieriges Latein welches den Fahigkeiten des einfachen Burgers entspricht Die Melodiestimme unterscheidet sich vollstandig von den Begleitstimmen aber auch diese sind untereinander nicht die gleichen Der Rhythmus mag sich wohl sehr stark ahneln dennoch ist der daraufgesetzte Text zumindest im ersten Teil verschieden Somit erhalt die Komposition wieder diesen freien und springenden Charakter und auch wenn es nur vierstimmig gesungen wird scheint eine ganze Gruppe in Feierlaune am Singen zu sein Beim zweiten Teil und Refrain des Stuckes sind die Begleitstimmen rhythmisch absolut identisch und hier ist auch der Text derselbe welches ebenfalls zu einer Steigerung in der Musik fuhrt Mittelalterdarstellung BearbeitenDer Tourdion spielt auch eine grosse Rolle auf Mittelaltermarkten Hier wird meist eine Coverversion der Mittelalterband Die Streuner gespielt haufig auch eine Live Version der ansassigen Bands Zu dieser Musik tanzen die Darsteller den Tourdion als Kreispaartanz Die Anzahl der Paare ist dabei beliebig Die Schritte gehen wie folgt Die Paare stellen sich im Kreis auf die Damen zur Rechten ihres Tanzpartners Alle fassen sich an den Handen Es wird mit dem linken Fuss begonnen 1 Teil Takt 1 Ein Schritt nach links hierbei wird der rechte Fuss nur leicht nachgezogen oder angehoben nicht komplett aufgesetzt Takt 2 wieder zuruck auf den rechten FussTakt 3 Der linke Fuss macht einen Schritt nach vorne zur Kreismitte die Arme werden dabei zur Mitte geschwungen Takt 4 wieder zuruck auf den rechten FussDas Ganze wird viermal gemacht 2 Teil Takt 1 2 Die Damen lassen die Hand des Herrn zur Rechten los Sie drehen sich nach links vor ihren Tanzpartner greifen mit der rechten Hand seine linke Sie lassen die linke Hand von der rechten ihres Partners los und drehen sich weiter bis sie zwischen diesem und dem nachsten Herrn stehen Dabei konnen die Damen einen kleinen Sprung vollfuhren wenn die Herren sie genugend stutzen Es wird wieder durchgefasst Takt 3 4 wie im 1 TeilAuch das wird viermal gemacht sodass die Damen zum Schluss 4 Platze weiter links stehen bei 4 Paaren also wieder am Ausgangsort 3 Teil Wiederholung des 1 Teils4 Teil Wie der 2 Teil nur drehen sich nun die Herren nach rechts vor den Damen vorbei Dann fangt man wieder mit dem 1 Teil an Literatur BearbeitenVolker Saftien Ars Saltandi Der europaische Gesellschaftstanz im Zeitalter der Renaissance und des Barock Hildesheim 1994 ISBN 3487098768 S 50 56 Weblinks BearbeitenText Mididatei und Notenblatt bei Tempus Vivit rekonstruierter franzosischer Text franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten www francemusique fr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tourdion amp oldid 233639005