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Andre Campra getauft am 4 Dezember 1660 in Aix en Provence 29 Juni 1744 in Versailles war ein franzosischer Komponist Andre Campra Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Die fruhen Jahre 1 2 Etablierung in Paris 1 3 Zeit der Rivalitat mit den Proteges des Philippe II von Orleans 1 4 Meistgespielt am Jesuiten Kolleg Louis le Grand 1 5 Lichtblick fur ein Opernhaus mit langer Krise 1 5 1 Gluckliche Zeit zwischen zwei Kriegen 1 5 2 Bruche 1 5 3 Die Pariser Oper im kalten Wind der Jahre 1705 bis 1709 1 5 4 Aus dem Rahmen fallender Ausbruch von Ausgelassenheit 1 5 5 La jouissance de l Opera de Marseille 1 5 6 Stetiger Bedeutungsgewinn beim Pariser Opernhaus 1 5 7 Die Orgie von 1731 1 5 8 Misserfolg der letzten Oper 1 6 Die spateren Jahre 2 Werke Auswahl 2 1 Geistliche Werke 2 2 Buhnenwerke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDie fruhen Jahre Bearbeiten Campras Vater stammte aus der Gemeinde Graglia in der Provinz Biella nordlich von Turin war Chirurg und spielte Geige in einer Schar Dorfmusikanten aus Aix zu der auch Andres Taufpate gehorte Campras Mutter Louise Fabry kam aus dem Burgertum und brachte Grundbesitz mit in die Ehe darunter ein Morgen Wein Vom achten Lebensjahr an genoss Campra seine erste musikalische Ausbildung als Chorknabe der Kathedrale Saint Sauveur in Aix en Provence und gelangte in den Kreis von Kindern die eine besondere Forderung erfuhren 1672 legte Kardinal Jerome Grimaldi ihm die Pflicht zur Tonsur auf einhergehend mit einer weiteren Unterstutzung seines musikalischen Werdegangs trotz einsetzenden Stimmbruchs 1 Schon im Alter von 17 Jahren komponierte er seine ersten Motetten Zutraglich war Campra die ausgezeichnete Unterweisung durch Guillaume Poitevin doch zeigte sich auch fruh der italienische Einfluss seiner Herkunft profitierend von der fur solche Gegebenheiten offenen Stimmung Sudfrankreichs 1 Campras Ausbildung war umfassend Kirchenlatein Grammatik Geisteswissenschaften sowie Theorie und Praxis der Musik 1 Im Mai 1678 ging sein Chorknaben Dasein uber in das eines clerc Gehilfe im kirchlichen Dienst 1 Hierzu musste er kein Gelubde ablegen war kein Priester profitierte aber von kirchlichen Wohltaten wenngleich um den Preis sich an die kirchlichen Lebensregeln halten zu mussen 2 1681 erhielt er vom Domkapitel einen Verweis weil er an Theaterauffuhrungen teilgenommen hatte In der Folgezeit hielt er seine Begeisterung fur Schauspiel und weltliche Musik im Zaum und konnte damit das Wohlwollen seiner Vorgesetzten so zuruckgewinnen dass sie ihm im Mai 1681 eine unter dem Titel Saint Esprit gestiftete Kaplanspfrunde zukommen liessen Indes hatte Campra andere Plane und bat fur den folgenden August um Urlaub fur eine Reise nach Arles 3 Er trat in Arles sogleich die Stelle des maitre de musique an der Kathedrale Saint Trophime an deren Kantorei weniger Glanz und Ruhm vorwies als jene in Aix doch gab es ein kleines Orchester und er wurde dessen Chef Kurze zwei Jahre hielt es ihn hier immerhin langer als die bekanntesten Musikgrossen des Ortes Annibal Gantez und Nicolas Saboly Zwar wurde Campra gut bezahlt doch fehlten die Mittel fur eine seinem Ehrgeiz entsprechende Ausubung der Pflichten Mitten in diese Zeit fiel ein Ausflug in die weltliche Musik als er 1682 bei den Veranstaltungen anlasslich der Geburt des Herzogs von Burgund eines Enkels von Louis XIV mit Einverstandnis des Kapitels eine Symphonie dirigierte Nicht bekannt ist ob er das vorgetragene Stuck selbst komponiert hatte 4 1683 zog es ihn nach Toulouse wo er die Singschule der Kathedrale Saint Etienne leitete diese Position hatte er elf Jahre inne Die musikalischen Mittel waren recht bescheiden zur instrumentalen Unterstutzung der Sanger standen ihm lediglich Serpents und eine Bassgambe zur Verfugung Campra gelang es noch zwei Violinstimmen hinzuzufugen 1685 wurde er bei einer Versammlung der Stande des Languedocs in Montpellier als maitre de musique empfangen Im Jahr darauf erhielt er eine Ruge weil er den Kinderchor ausserhalb der Kirche hatte singen lassen und es storte eine gewisse Unordnung die Campra in der Kantorei verursachte 5 Fur Unordnung im eigenen Leben sorgte 1690 die Beziehung zu einer jungen Toulouserin verfuhrt soll er sie haben 5 Unklar ist ob er durch Eintritt in die franzosische Marine sich etwa entstandener Verpflichtungen entziehen wollte jedenfalls war nun der als leicht reizbar und brutal bekannte Rekruteur Fahnrich zur See Chevalier de Juliard auf dem Plan und forderte Campra solle zwei Chorknaben fur den Eintritt in die Marine bestimmen 2 Er verweigerte dies was gegenuber einem Offizier der Koniglichen Marine keine Kleinigkeit war 2 Campras direkter Vorgesetzter der Erzbischof Colbert de Villacerf musste fur ihn in diese Sache tatig werden und sogar Lamoignon de Baville Verwalter des Languedoc war zu bemuhen Die recht beachtliche Affare liess Campras Ansehen nicht wachsen 2 1691 verlangte das Domkapitel dass er seine Werke dem Kapitel vor jeder Auffuhrung vorlegen musste Das ehrbare Vorbringen sich weiterbilden zu wollen um der Gesellschaft besser dienen zu konnen verhalf ihm im Fruhjahr 1694 zu einem Urlaub in Paris doch blieb er dort 6 Etablierung in Paris Bearbeiten Campra wurde im Juni 1694 durch die Hilfe des Abtes von Saint Sever M de La Grange Trianon ohne Wettbewerb Leiter der Singschule an Notre Dame de Paris was auch sein Talent offenbart machtige Beschutzer zu gewinnen und zu bewahren 7 Leiter jener Kantorei zu sein war das hochste Amt das man in Frankreich in der Kirchenmusik erreichen konnte und in dieser Position eine hervorragende Leistung zu zeigen musste ihm am Herzen liegen 8 Was ihm bald zu Beruhmtheit verhalf waren keine aussergewohnlich grossen Werke sondern seine 37 Motetten 9 die ein breites Publikum fanden und in drei Banden 1695 1700 und 1703 gedruckt wurden 10 Die seiner provenzalischen Heimat zu verdankende schlichte gutmutige Herzlichkeit des Jugendwerks war allmahlich einem italienischen Stil gewichen 11 der nicht zuletzt daher ruhrte dass in den letzten Jahren des 17 Jahrhunderts der italienische Einfluss bei den Motetten besonders gross war 10 So befand er sich mittendrin in der stilistischen Auseinandersetzung 12 zwischen der feinfuhligen franzosischen und der lebhaften italienischen Musik doch gelang ihm offenbar die Stilsynthese 13 Le Cerf de La Vieville profiliertester Fursprecher des franzosischen Stils bemangelte zwar Kleinigkeiten wahnte Campra aber dennoch an der Spitze der zeitgenossischen Komponisten 14 Besonders angetan hatte es ihm In te Domine wozu er meinte es sei die beste von allen Motetten die ich kenne und die von einer herrlichen und wahren Gute ist oder habe ich mich getauscht ausdrucksvoll einfach angenehm von einem frommen und anmutigen Gesang 15 Anscheinend war auch das Domkapitel zufrieden mit Campras Arbeit 16 wenngleich sich die von ihm angestossenen Neuerungen wie die Verwendung von Violinen mit der sehr traditionalistischen Einstellung der Domherren rieben 17 Campra zog seinen Nutzen aus der Vorurteilslosigkeit des neuen Erzbischofs Louis Antoine de Noailles 16 unter dem ihm eine Pfrunde gewahrt wurde 17 Jener machte ihn zum Kanoniker von St Jean le Rond 18 und schlug ihm vor des Einkommens wegen Subdiakon zu werden 16 nbsp Fur Madeleine d Angennes Duchesse et Marechale de La Ferte 1629 1714 Ausschnitt eines Portrats von Justus van Egmont schrieb Campra 1698 auf ein Libretto von Antoine Danchet das Divertissement Venus feste galante 19 Die Venus blieb in des Komponisten Opern eine bevorzugte Figur 20 Derweil suchte Campra den Kontakt zur Pariser Gesellschaft freundete sich an mit dem Instrumentenmacher Jean Baptiste Cheron und dessen Frau Anne Feliere und wurde Taufpate von deren Sohn Andre Cheron 16 Das Divertissement hatte sich in verschiedenen Formen als ein neues musikalisches Genre durchgesetzt 21 das von Mazenen und Kunstlern in ein mondanes Milieu gepflanzt wurde das ohne die hofische Etikette auskam das liebenswerter war und freier und das der Libertinage Raum gab 22 Hier gab es Arbeit fur Campra den Libertin und Diener Gottes 23 Versailles brauchte ihn nicht zu kummern zumal das Desinteresse auf Gegenseitigkeit beruhte Ludwig XIV hielt nichts von ihm was moglicherweise daran lag dass so Dom Caffiaux Michel Richard Delalande am Hof immer gegen Campra war 24 Trotzdem erwuchs aus diesem Milieu das aus Sicht des Konigshofs nicht das ehrbarste war in dem sich aber mitunter echter altester Adel fand 25 der Kontakt der Campra spater nach Versailles brachte Er traf Philippe II d Orleans der sein machtigster und dauerhaftester Beschutzer wurde Zeit der Rivalitat mit den Proteges des Philippe II von Orleans Bearbeiten 1697 bestellte der Herzog von Sully bei Campra ein kleines Divertissement das dem Herzog von Chartres gewidmet wurde Jener hatte also einen Grund sich fur Campra zu interessieren zumal l Europe galante seinen Geschmack treffen durfte er war Schuler Marc Antoine Charpentiers der wie kein anderer Komponist dieser Epoche fur Italianismen stand 26 Woher sich einerseits die Annahme anbietet Campra sei 1698 an dessen Stelle als maitre de musique bei Orleans getreten um gegen 1700 wiederum von Charles Hubert Gervais 1671 1744 ersetzt zu werden 27 Andererseits sind zeitgenossische Dokumente selten die direkte Kontakte belegen 28 Wo Lully das Rampenlicht gesucht hatte pflegte Campra die Anonymitat Einen Hinweis auf die Nahe zwischen ihm und Philippe gibt aber die Widmung der Oper Camille von 1717 29 in der auch all die Wissenschaften genannt wurden fur die der Regent sich besonders interessierte Physik Mathematik Malerei und Musik In diesen Disziplinen nutzte das Mazenat des Herzogs einigen Proteges im Fall der Musik Gervais Nicolas Bernier 1664 1734 Jean Baptiste Morin 1677 1745 und zunachst Jean Baptiste Rousseau 1671 1741 Bei ihm gab es Spannungen mit Campras Librettisten de La Motte und Campra wollte kein Gedicht von Rousseau vertonen der daraufhin beide in seinen Epigrammen schmahte was mit seiner Verbannung endete 30 Zwar wurde in dieser Zeit fur das organisierte Aufeinandertreffen von Musikern franzosischen und italienischen Stils durchaus das Wort combat Kampf benutzt doch zielte eine von Philippe bewusst geforderte Rivalitat ab auf Experimentiergeist Erkenntnisfahigkeit und Entwicklung von Techniken ein Prozess in dem sich Campra in den zehn Jahren nach l Europe galante wiederfand und der sich tatsachlich auf den franzosischen Musikstil auswirkte 28 Neue Techniken in Kontrapunkt und Harmonik befordern sollte wohl ein zwischen Stuck Morin und Pietro Antonio Fiocco 1654 1714 angestossener Wettbewerb um die Vertonung von Rousseaus Gedicht Philomele als franzosische Kantate 31 Die Arbeiten von Morin und Fiocco sahen die erste und zweite Strophe als air da capo Fiocco mit Neapolitanischem Sextakkord Morin in gleichnamiger Moll Tonart Stuck erkannte dass der Sinn des Gedichts einem da capo entgegenstand benutzte aber auch die sixte napolitaine und ausserdem Rhythmen der sicilienne 32 Als Letzter lieferte Campra wie er es im Avertissement ausdruckte weil die Kantaten in Mode gekommen sind nicht ohne einen Seitenhieb auf diejenigen von uns Franzosen die uber die Italinismen die Schonheit der franzosischen Musik vergassen Das von Pierre Charles Roy 33 der Mythologie entnommene Gedicht Arion enthielt als Kantate dann ein Les flots sentent la puissance de ses sons harmonieux genanntes Air fur Solostimme mit obligater Traversflote und Basso continuo Es gab einen Dreiertakt punktierte Rhythmen uberbundene Noten und es sah ganz nach franzosischer Passacaille aus Der Schuss italienischer Harmonik kam durch die Art wie das obligate Instrument sich mit der gesungenen Linie rieb 34 Gab es bei Morin und Fiocco eine Begleitung mit Terzen und Sexten setzte Campra unorthodoxe Dissonanzen und zog mit einer Demonstration seiner Virtuositat an den Rivalen vorbei 35 Eine Vergutung gab es fur Campra und Stuck 1718 Wohl auf Fursprache Philippes gewahrte Ludwig XV beiden eine jahrlich Pension von 500 Livres 18 Meistgespielt am Jesuiten Kolleg Louis le Grand Bearbeiten Die entstandenen nutzlichen Beziehungen pflegte Campra darunter speziell jene zu den Jesuiten des College Louis le Grand Eine von 1698 bis 1737 wahrende Zusammenarbeit gab ihm einen gewissen Halt 36 wobei nicht eindeutig zu sagen ist ob es sich um eine feste Anstellung mit Verantwortung fur das gesamte musikalische Geschehen des Hauses handelte oder um regelmassig erteilte Auftrage 37 Eine funfzehn Jahre wahrende Lucke ergab sich von 1704 an 38 bei der zumindest die Zeit von September 1714 bis November 1715 erklarbar ist Campra war Direktor der Oper in Marseille 37 Die Verbindung zu den Jesuiten mag bereits in Campras provenzalischer Zeit entstanden sein 39 in Paris wurde er fur sie interessant als sich 1699 Probleme durch Henry Desmarests Flucht ins Exil ergaben Zwar war Campra nicht der einzige vom College in Anspruch genommene Komponist mindestens 14 weitere gab es da 37 doch war er auf dessen Buhne im 18 Jahrhundert der meistgespielte 40 In Europa war das College mit seiner Kirche St Louis eine der angesehensten Lehranstalten Gelegentlich gab es dort musikalische Ehrungen von Mitgliedern der koniglichen Familie an denen Campra teilnahm mit dem Effekt seine Musik einflussreichen Personen zu Gehor bringen und auf wachsende Unterstutzung und Protektion hoffen zu konnen 39 Was gespielt wurde ist dokumentiert durch erhalten gebliebene Programme und Berichte des Mercure selbst fuhrten die Patres nicht Buch uber ihre Veranstaltungen ihr Archiv wurde grosstenteils zerstort Auch werden Notenblatter nur selten gefunden was wahrscheinlich daran liegt dass das Haus die Gestaltung von Musik und Ballettveranstaltungen fast ausschliesslich extern vergab 41 1721 sah der Mercure de France Campra von der Funktion her als maitre de musique am Jesuiten Kolleg 12 Lichtblick fur ein Opernhaus mit langer Krise Bearbeiten Gluckliche Zeit zwischen zwei Kriegen Bearbeiten Zur Zeit von Campras Ankunft in Paris war Jean Nicolas de Francine 1662 1735 Direktor der Opernakademie Lullys Witwe Madeleine Lambert hatte ihrem 25 Jahre alten offenbar ohne musikalische Ausbildung aufgewachsenen Schwiegersohn die Leitung 1687 uberlassen doch tat jener sich schwer beim Personal die Disziplin aufrechtzuerhalten liess selbst Disziplin in der Finanzverwaltung fehlen und den auf die Buhne gebrachten Opern mangelte es unter ihm an Qualitat 42 Lully legte seinerzeit noch Wert darauf dass ein Meer in seinen Opern sich wirklich bewegte 1694 musste das Publikum grosse grob mit blauer Farbe beschmierte Bretter hinnehmen und es murrte 43 1697 endete der Pfalzische Erbfolgekrieg und das Jahr begann bei Francine mit wenig erfolgreichen Tragodien von Gervais und Desmarest doch brachte am 24 Oktober Campras L Europe galante eine Wende und mit Isse von Andre Cardinal Destouches gab es ein Stuck das auch am Konigshof reussierte 44 Destouches ein Schuler Campras steuerte zu dessen Ballett Oper die zu einem Wendepunkt im franzosischen Musik Geschehen wurde drei Airs bei und musste sich dennoch dupiert fuhlen Das von seinem Vetter und Librettisten Antoine Houdar de La Motte ursprunglich ihm zugedachte Libretto konnte Campra ihm gewieft abluchsen Da mag man sich spater nicht mehr unvoreingenommen begegnet sein jedenfalls kam es trotz des Erfolgs von L Europe galante nie mehr zu einem gemeinsamen Projekt La Motte bediente Destouches und Campra fand in Antoine Danchet seinen meist angefragten Librettisten neben dem Kontakt zu seinem Bruder Joseph 1662 1744 und zu den Jesuiten der dritte konstante Faktor in Andre Campras Leben 45 In dieser Zeit liess er Joseph seine weltlichen Werke unterzeichnen um seine Stelle an Notre Dame nicht zu verlieren doch war die wahre Urheberschaft der Werke ein offenes Geheimnis 46 Destouches blieb fortan fast so produktiv wie Campra und arbeitete mit daran dass das erste Drittel des 18 Jahrhunderts an der Pariser Oper die Zeit des Balletts wurde 47 Campra druckte diesem Trend seinen ganz personlichen Stempel auf beispielsweise durch die Einfuhrung unbekannter italienischer Tanze wie der Forlane 48 Dabei war sein Italianisieren so weit man weiss war Campra nie in Italien 49 nicht wie jenes zu Zeiten von Charpentier der harmonische Komplexitat von jenseits der Alpen ubernahm sondern ein Beimischen italienisch melodischer Spritzigkeit zu seinen Kompositionen 50 auch zu seinen nicht tragischen Opern 51 Nach seinem 1697er Erfolg mit L Europe galante war Campra emsig im Opernbetrieb lieferte fur die acht kommenden Spielzeiten je eine Oper ab und 1704 deren sogar zwei nbsp Nicht nur Symbol eines Sich Luft Machens im Karneval Die Republik Venedig stand bei Vielen fur eine Regierungsform naher am Menschen 51 Gemalde Fetes venitiennes von Antoine Watteau 1699 entstand was sich fugt wenn zu einem Campra ein gleichermassen aufgeweckter Textdichter Jean Francois Regnard findet Das Ballett Carnaval de Venise mit eingebauter italienischer Mini Oper Orfeo nell inferni 17 uppiges Schauspiel das trotz dunner Handlung den Dauphin Sohn Ludwigs XIV in seinen Bann schlug 52 nicht so das gewohnliche Publikum das mit einer unublichen Bilderwelt nichts anfangen konnte 53 und bei diesem Stuck Campra den wohl ungerechtfertigsten Misserfolg bescherte 54 Campra bat im Oktober 1700 um die Entlassung aus dem fur ihn lukrativen Dienst der Kirche 18 Die Trennung hatte sich uber ein paar Monate hin vollzogen und erfolgte freundschaftlich 55 Auch blieb Campra bis zu seinem Lebensende dem romisch katholischen Glauben treu Den Ausstieg aus dem Kirchendienst vollzogen sein zuruckgelassener Dienstherr Erzbischof Noailles forderte die Schliessung der Oper 44 musste Campra wollte er an der Academie royale de musique etwas sein sich auch in der Tragedie lyrique beweisen Zu einem Text von Danchet komponierte er die Oper Hesione die am 21 Dezember 1700 auf die Buhne kam ein Triumph 56 Zwar noch ein Neuling im Librettisten Geschaft fiel gegenuber dem etablierten La Motte Danchets uberlegene harmonisch elegante Versifikation auf 57 Nichtsdestotrotz blieb den Kritikern wie bei ahnlichen Stucken ein Abgleiten der Tragedie lyrique in ein umfangreiches Ballett nicht verborgen 58 Tatsachlich brachte Campra mit einem nicht erwartbaren Gespur fur Tanze jene vermehrt dort wo Destouches auf gesungene Airs und Chore setzte 59 Letzterer war starker bei Rezitativen die Campra gern umging indem er sein melodisches Konnen in Airs oder Duos steckte 60 Die kommenden funf Jahre fullte Campra die Plakate der Academie fast exklusiv zunachst wieder 1701 mit dem vom Publikum weniger gut angenommenen Ballett Arethuse ou la Vengeance de l Amour 61 Musikalisch durchaus interessant hatte das Stuck mit Prolog und drei Entrees eher etwas von einer Pastorale leider von Danchet mit keiner ergreifenden Handlung ausgestattet 62 1701 war der Friede bereits zu Ende aber trotz des Spanischen Erbfolgekriegs lief eine Welle prunkvoller Neuschopfungen hinein bis ins Jahr 1702 63 In diesem Jahr kamen die Wiederaufnahmen von Lullys Phaeton und Acis et Galatee gut an was Campra und Danchet dazu inspirierte die Ballett Oper Les Fragmens de Monsieur Lully als Pasticcio aus beliebten Lully Stucken zu schaffen mit einem beachtlichen Erfolg und das inmitten jener drei Jahre die fur die erbarmungslosesten Kritiken der Rezensenten standen 64 Wollte das Publikum 15 Jahre nach Lullys Tod eine Erneuerung erleben und trotzdem alle Anforderungen aus der von ihm begrundeten Tradition gewahrt wissen so gelang Campra und Danchet 1702 mit Tancrede der Spagat 65 Von den Zeitgenossen angesehen als eine der schonsten von jenen die seit Lully gegeben wurden 66 zeigte diese Oper den Komponisten auf der Hohe seines Konnens Age d or goldene Zeit ist ein Ausdruck der sich mitunter fur diese kurze Periode findet 67 doch tatsachlich konnte Operndirektor Francine im Abrechnungsjahr Sommer 1702 bis in den folgenden nur an drei Monaten Gewinn verbuchen 68 Les Fragmens de Monsieur Lully gefiel zwar dem Publikum lieferte aber keinen nachhaltig finanziellen Beitrag Auch wenn spater beruhmt und mehrfach wieder aufgenommen kam die Tragedie lyrique Tancrede in diese Spielzeit noch nicht gut an So verschlechterte sich weiter die Situation des Opernhauses Francine kam nicht umhin sich bei dem Choreographen Louis Pecour Geld zu leihen 69 und wurde zunehmend zum Gespott der Offentlichkeit Bruche Bearbeiten Galt bei Lully noch ein unumstosslicher Vorrang der Vokal Linie und hatten die Instrumentalisten die Singstimme streng im Kontrapunkt zu begleiten verfuhr Campra bei seinen beiden Erfolgstragodien ebenso nach diesem Grundsatz loste er sich davon aber 1703 willentlich bei seiner Ballett Oper Les Muses genauso sehr wie er die bei den Tragedies en musique vermiedene Stilsynthese hier wagte 70 Gegenuber dem edlen Genre der Tragedie en musique sah man im Ballett ein untergeordnetes das Campra jetzt zu seinem Versuchsfeld machte 71 Generell beobachtete man seit 1700 gegenuber der Vokalmusik eine ansteigende Welle der Instrumentalkompositionen die mit einer bei der Academie royale de musique gar nicht gut ankommenden Hochnasigkeit behaftet war 72 Les Muses bot einige Neuerungen der Stellenwert dieses Balletts erschloss sich dem Publikum allerdings noch nicht Mit Les Muses einher ging ein Aus der Zusammenarbeit Campras mit dem Verleger Christophe Ballard der seit Hesione Campras Werke verkaufte Das Geschaftsmodell bestand darin die Partituren gut eine Woche vor der Premiere anzubieten Der Komponist aber anderte bis zur Auffuhrung und machte die Drucke so zum Altpapier Der Verleger brachte Campra vor Gericht 73 behielt in der Sache Recht und mied Campra bis 1708 1704 starb der Librettist Joseph Francois Duche de Vancy 74 Verfasser des unfertigen Textes zu Desmarests ebenso unfertiger Oper Iphigenie en Tauride Als Campra und Danchet noch den letzten Schliff an Les Muses tatigten traten Freunde des Exilierten an sie heran mit der Bitte Iphigenie zu vollenden 75 Es gelang und am 6 Mai 1704 aufgefuhrt erlebte die Oper einen so Parfaict mittelmassigen Erfolg um allerdings von Wiederaufnahme zu Wiederaufnahme besser zu gefallen 76 Ein wahrer Freundschaftsdienst resultiert Desmarests bleibende Bekanntheit doch uberwiegend aus diesem Stuck 77 Iphigenie wurde rasch durch Lullys Acis et Galatee ersetzt 78 und im Sommer kam Francine nicht umhin Ludwig XIV daruber zu informieren seine Glaubiger nicht langer bezahlen zu konnen 79 Der Konig nahm ihm daraufhin das Opernprivileg und reichte es weiter an Pierre Guyenet 1667 1712 Die erste unter seiner Verantwortung gezeigte Oper war Telemaque ou les Fragments des modernes 78 Jene bestand fast komplett aus bereits vorhandener Musik und hatte es doppelt in sich Der Untertitel knupfte an die Querelle des Anciens et des Modernes an 80 und politische Auswirkungen 81 konnte der von Danchet herangezogene Roman Die Abenteuer des Telemach mit sich bringen der nicht die einzige frondeuse Ausserung seines Verfassers Francois Fenelon war 82 aber die den Konig veranlasste dem Petit Dauphin den Kontakt zu Fenelon zu verbieten Campra hatte die ausgesuchten Stucke gekonnt arrangiert doch hielt sich die Oper nur knapp drei Monate Jedenfalls liessen der Dauphin und seine Entourage sie sich nicht entgehen 81 Offenbar war Guyenet doch so Zufrieden mit dem Ergebnis dass es am 18 Dezember 1704 zu einem Vertrag mit dem Komponisten kam 83 Campra war seit einiger Zeit Orchesterchef an der Oper und verdiente im Jahr 2400 Livres Der neue Vertrag sicherte ihm eine jahrliche Pension von 1200 Livres 100 Livres sollte es fur die ersten 15 Auffuhrungen jeder neuen Oper geben ab der 25sten nur noch 25 Livres Diese Regelung blieb modellhaft fur der Oper zukunftige Zusammenarbeit mit Autoren Campra sollte pro Jahr ein einaktiges Divertissement abliefern was nicht geschah Auch behagte ihm nicht der Gedanke restlos alles an der Oper dirigieren zu mussen man anderte den Vertrag Dies fuhrte zu finanziellen Einbussen und Campra wirkte auf eine erneute Vertragsanderung hin Schliesslich trennte sich Guyenet von ihm und wahlte Marin Marais fur den Posten 84 Typisch Campra war ein Ziel erreicht verfluchtigten sich bald das Interesse und der Fleiss zur regelmassigen Ausubung einer Funktion 85 Ende 1705 stand er ohne ein regelmassiges Einkommen da Beginn einer langeren Krise Seine Arbeiten fur die Oper kamen jetzt in unregelmassigen Abstanden Die Pariser Oper im kalten Wind der Jahre 1705 bis 1709 Bearbeiten Am 15 Januar 1705 gab es die Tragedie en musique Alcine mit einigen Neuerungen die dem Publikum nicht so recht auffielen 86 Danchets Libretto orientiert an Ariosts Orlando furioso fehlte es an Handlung ein furchtbarer Misserfolg 78 Ebenfalls wenig Begeisterung rief die Wiederaufnahme von L Europe galante in 1706 hervor 87 Von zehn Opern die von Anfang 1705 bis Anfang 1710 zur Auffuhrung kamen fand nur Marais Alcyone Applaus desgleichen Philomele von Louis de La Coste 88 Mit diesem Stuck begann Pierre Charles Roys Karriere als Librettist Hatten die lyrischen Tragodien im Lauf der Jahre einen Einschlag in Richtung galant erhalten Das Publikum zog diesen Typ auch weiterhin vor 89 lenkte Roy sie in Richtung dramatisch womit sich die Ereignisse dieser Epoche auch auf der Buhne niederschlugen 90 Man wolle im Theater nur wahrend einiger Akte weinen meinte Paulmy d Argenson und hinausgehen zufrieden mit dem Gluck der interessanten Personen 91 diesen Gefallen tat Roy dem Publikum eher nicht Nach dem Misserfolg von Alcine wagte Campra einen Versuch mit ihm und Hippodamie war sogar eine Liebesgeschichte mit gutem Ende 92 entnommen Charidemos oder Uber die Schonheit von Lukian von Samosata 93 Es ist musikalisch ein Meisterwerk mit einer nicht dagewesenen Leichtigkeit und Eleganz bei den Choren und uppigen Verzierungen 94 Viele Tanze kommen vor und eine sehr schone Chaconne am Schluss nur passt dies nicht zu Roys neuer dramatischen Richtung Oh langweilige Tragodie hiess es in einer Strophe auf diesen am 6 Marz 1708 aufgefuhrten Misserfolg 95 Die Zeit der Rittergeschichten neigte sich ihrem Ende zu 92 Dass Campra dem Stuck einen starken Einschlag des in Italien gangigen Stils verpasst hatte rechtfertigte bald darauf Batistin Stuck im Prolog seiner Oper Meleagre beide noch eben bei Philipp II von Orleans in Sachen Stilsynthese zugange 96 Nach der ausgebliebenen Anerkennung wandte Campra sich wieder Danchet zu der von Roy gelernt zu haben schien 97 Zunachst galt es aber das finsterste Jahr der Academie royale de musique zu uberstehen In der eigentlich eintraglichsten Zeit wurden wegen der extremen Kalte im Januar 1709 alle Pariser Theater geschlossen 95 und der grand hiver brachte im folgenden Jahr ahnliche Kalte 98 Die Hungersnot in Frankreich 1709 sorgte dafur dass auch die Wiederaufnahmen vom Liebesentzug des Publikums betroffen waren 99 Aus dem Rahmen fallender Ausbruch von Ausgelassenheit Bearbeiten Der Spanische Erbfolgekrieg wurde noch bis 1714 dauern aber am 17 Juni 1710 lieferten Campra und Danchet was den Menschen einen Moment lang beim Vergessen half die Ballett Oper Les fetes venitiennes Nach den Reinfallen mit Alcine und Hippodamie stellten sie alles auf Anfang und setzten fort was mit L Europe galante und Les Muses sich entwickelt hatte 100 Mit seinen aneinandergereihten Einaktern und dem gerade beliebten Thema Venedig bot das Stuck einen Ersatz fur die vom Konig ausgewiesenen italienischen Komodianten 101 Eine Neuerung bestand darin dass die Ballette in die Handlung eingebaute Bestandteile der Oper waren 102 und dass die Musik Antonio Vivaldis Campra vertraut war offenbart ein Blick in die Partitur 103 nbsp Auf dem Weg ins erhoffte Gluck Antoine Watteau schuf das zum Meeresfest passende Gemalde der Einschiffung nach Kythera sieben Jahre nach Campras Fetes venitiennes 104 Inhaltlich ist die Figur der Folie bedeutsam druckt sie doch das Verlangen nach Befreiung aus Es war damals nicht ohne Risiko durch die Blume das Frankreich Ludwigs XIV als einen Ort zum Weglaufen zu prasentieren so wie Menschen in Entree Meeresfest sich nach Cythere einschiffen die Freiheit vor Augen 105 Bis in den November kam man auf 66 Vorstellungen 106 Da es auch zu Beginn des Jahres 1711 Vorstellungen gab erscheinen deren insgesamt 80 als realistisch 107 Auf eine ahnlich hohe Zahl kam zwei Jahre spater Jean Joseph Mouret mit Les Festes de Thalie doch erst nach uber 30 Jahren konnte Jean Philippe Rameau mit dem Ballett Les Fetes d Hebe sie einholen 108 Fur Operndirektor Guyenet mochte der Erfolg der Fetes venitiennes einen Hoffnungsschimmer bringen doch 1711 Campra prasentierte am 3 Dezember die Nouveaux Fragments 104 und zu Beginn von 1712 mied das Publikum einige kostspielige Produktionen und Pierre de Villiers schoss mit seinem Epitre sur l opera et sur les autres spectacles Giftpfeile gegen die Oper 109 Im April 1711 war mit dem Grand Dauphin ein langjahriger Freund der Oper verstorben im Februar 1712 starb dessen Sohn der Petit Dauphin jeweils mit angeordneter Staatstrauer und Schliessung der Oper Guyenet war ruiniert 110 und nahm sich das Leben 111 Die Tragedie lyrique Idomenee von Campra und Danchet fiel mit ihrer Premiere am 12 Januar 1712 in diese Zeit 112 kam in der Publikumsgunst aber vergleichsweise gut davon In dem Stuck fanden sich zehn Chore die Campra in die Handlung einbaute Bruch mit den Gepflogenheiten Lullys 113 Im August 1712 wurde erneut Francine fur die regie der Oper ausgewahlt die vorlaufige Verwaltung zusammen mit Destouches fur den der Konig funf Monate spater den Posten des Inspecteur General de l Opera schuf 111 Nach dem franzosischen Sieg in der Schlacht bei Denain ging es wieder aufwarts mit dem Land 114 und Campra prasentierte im September 1712 ein Ballett nach althergebrachtem Muster mit einer durchgangigen Handlung in drei Entrees Les Amours de Mars et de Venus 115 Danchets unmoralisch sittenloses Libretto feierte den Ehebruch und nach 14 Vorstellungen kam das befohlene Aus Nicht dass die Obrigkeit den moralischen Zeigefinger gehoben hatte es gehorte sich einfach nicht derlei auf einer Buhne mit dem Wort royal im Namen zu zeigen Und die Mythologie Gegenstand der edlen Tragodien sollte von Spassmacherei getrennt bleiben 116 In seinem ublichen Wechsel brachte Campra wieder eine Tragodie und landete der am 28 November 1713 gezeigten Oper Telephe einen richtigen Misserfolg Das Publikum weigerte sich so die Bruder Parfaict diesem Stuck einen Applaus zu geben 117 Danchets Libretto war zu lang und voller Situationen die man bereits kannte und bei denen sich erahnen liess wie es ausgeht 118 Gleichzeitig hatte Destouches Erfolg mit seiner Tragedie en musique Callirhoe Libretto von Roy und kam insgesamt in diesen Tagen beim Publikum besser an 117 La jouissance de l Opera de Marseille Bearbeiten Die Inhaber von Lullys Opernprivileg boten Campra im August 1714 die jouissance Nutzniessung der Oper in Marseille an 119 oder anders gesagt er wurde deren Direktor 120 Willkommen war er dort nicht Ein widerspenstiger Mitarbeiter namens Pierre Auba tat alles um ihn schnellstmoglich wieder loszuwerden 119 Campra schrieb dennoch das Divertissement Enee et Didon sein letztes Werk zu Lebzeiten des Sonnenkonigs 118 Mitte November nahm er erneut Abschied vom Mittelmeer Regiert wurde Frankreich nun von einem ehemaligen Schuler des Komponisten Stetiger Bedeutungsgewinn beim Pariser Opernhaus Bearbeiten Zu Ludwigs letzten Eingriffen bei der Opernakademie hatte 1714 eine neue Betriebsordnung gehort in der endlich der Unterschied zwischen einem batteur de mesure Orchesterchef und einem maitre de musique Kapellmeister vorkam An drei Tagen in der Woche hatte der Kapellmeister in der Fruhe mit den Darstellerinnen ihre Rollen einzuuben und allen Proben und Auffuhrungen mit der Partitur in der Hand in den Kulissen beizuwohnen um die Auftritte des Sangespersonals zu steuern 1718 wurde Campra Kapellmeister an der Academie royale de musique und verband sich fortan zunehmend mit den Geschicken des Hauses 121 Im Vorjahr hatte er mit Danchet Camille reine des Volsques auf die Buhne gebracht eine Tragedie en musique in die offenbar grundliche Arbeit geflossen war 122 Danchet liess alle Ungeheuer Sturme und Gotterschlage weg und setzte dafur auf eine Heldin die mit Erfolg eine politische Aufgabe angeht 122 Fur das Stuck selbst stellte sich mit 15 Auffuhrungen der Erfolg nur halb ein Campra hatte aus Idomenee gut angekommene Abschnitte herausgepickt die hier aber nicht gut zusammengingen Obendrein verlief sich der Text in verschiedene Richtungen was einer Einheit verlangenden Tragedie en musique schadet 123 Jedenfalls galt Campra hernach als gelehrter Musiker 122 Da Danchet ohnehin auf Distanz zum Theater ging suchte Campra sich fur seine Ballett Oper Les Ages mit Louis Fuzelier einen anderen altbekannten Librettisten 122 Dieses Loblied auf die Jugend kam am 9 Oktober 1718 zur Erstauffuhrung in Campras Paradedisziplin und mit einem Librettisten der sich anschickte beruhmt zu werden der Erfolg blieb nicht aus Bei den Handlungsorten setzte man auf eine dem Burgertum vertraute Wirklichkeit ein Volksfest am Ufer der Seine ein Ort auf dem Lande der Hamburger Hafen und die Opernbuhne 124 Damit zog Campra einen Schlussstrich unter seine Produktion von Opern zumindest bis zu seinem einmaligen Ruckfall von 1735 Nach Campra und Destouches wurde es unter Komponisten unublich den Grossteil der Schaffenskraft der Oper zugutekommen zu lassen 125 Die auf den Sonnenkonig folgende Regence brachte keinen Aufschwung im Opernbetrieb tatsachlich fielen relativ mehr Stucke durch 126 Auch Direktor Francine hatte zu kampfen Pierre Charles Roy schmahte ihn in einer seiner Satiren und musste dafur ins Gefangnis Schliesslich bat man Francine aus Altersgrunden zuruckzutreten und Destouches wurde 1728 Direktor der Oper 127 1729 schaute Konig Ludwig XV unangemeldet bei einer Wiederaufnahme von Tancrede rein 128 und im selben Jahr brachte im Schloss Marly le Roi erstmals eine Sangerin der Musique du Roi ein Air von Campra Konigin Maria Leszczynska fand Freude daran und in den nachsten Monaten kamen die vier ersten weltlichen Buhnenwerke es blieb bei diesen in Auszugen bei Hofe zunehmend zur Auffuhrung 128 Noch 1729 machte der Konig Campra zum Ritter des Lazarus Ordens Am Opernhaus gab es im Juni 1730 die nachste einschneidende Anderung Viktor Amadeus I von Savoyen Carignan erhielt das Opernprivileg Destouches machte den Fehler dessen Plane zu kritisieren und wurde kurzerhand entlassen Neuer Inspecteur de l Opera wurde am 1 Marz 1732 Andre Campra Erster Direktor Maximilien Claude Gruer 129 Arbeitsinhalt von Campras neuem Dienst war die Auswahl der zur Auffuhrung kommenden Werke Er hatte dabei eine gluckliche Hand und es waren darunter Erfolgsstucke wie Jephte von Michel Pignolet de Monteclair Hippolyte et Aricie und Dardanus von Rameau sowie Scanderberg von Francois Francœur und Francois Rebel Bei den untergeordneten Genres bekam auch ein Joseph Bodin de Boismortier seine Chance 130 nbsp Das oft gemalte Urteil des Paris hier von Sandro Botticelli taugt zur Illustration von Campras Rolle bei der Orgie 131 Die Orgie von 1731 Bearbeiten 70 Jahre war Campra alt als es im Juni 1731 zu einem Abendessen bei Gruer im Magazin der Oper kam Man trank Wein auch die anwesende Sangerin Marie Pelissier die Tanzerin Marie Camargo und die Komponistin Mademoiselle Duval Die Damen begannen zu singen und tanzen bald baten sie um frische Hemden Es gab in Gruers Dienstwohnung nur Herrenhemden so zogen sie diese uber Unterkleidung kam zum Vorschein und fand das Interesse der Manner Es entspann sich eine Art Schonheitswettbewerb mit Campra als Juror Von nichts hatte irgendwer Notiz genommen ohne die wegen der Sommerhitze geoffneten Fenster und ohne die Lautstarke die Nachbarn riefen die Polizei So schlug die Sache Wellen kursierte in Publikationen und wurde als Produktion Le Magasin de l Opera von der Opera Comique gezeigt 132 Die feindseligen Varianten machten Campra zu einem Schuft und alten Einwohner Sodoms was ihn als homosexuell prasentierte eine Orientierung die damals noch ein Ende auf dem Scheiterhaufen herbeifuhren konnte Bei aller Hochachtung vor dem Musik Genie durfte er kaum zu den ehrbaren Leuten gezahlt worden sein hierfur hatte er die Kreise der Herzogin de La Ferte meiden mussen 131 Misserfolg der letzten Oper Bearbeiten In den 1720ern horte Campra sich regelmassig die Konzerte der Melophiletes an und machte wohl dabei seinen Frieden mit der Musik Lullys 133 Uberraschenderweise brachte er am 24 Februar 1735 zusammen mit Danchet wieder eine Oper ans Pariser Haus mit einem Prolog der eine Hommage an Lully und Philippe Quinault war 134 Sie positionierten sich damit im Lager der Lullisten denen die Ramisten gegenuber standen Rameau hatte 1733 mit Hippolyte et Aricie die musikalische Welt in Aufwallung gebracht plotzlich war ein neuer Musikgeschmack da 135 Campra konnte mit seiner Musik in einem Divertissement am Ende des zweiten Aktes Rameau nochmal zeigen wie es geht Aber gerade die vielen Divertissements begruben unter sich die Handlung seiner Tragedie en musique Achille et Deidamie 134 Die Tragedie en musique bekam in den fruhen 1730ern nochmal Aufwind doch hangten Monteclair Royer Francœur und Rebel nicht einfach symphonische Nummern 136 aneinander und huteten sich davor Ruhm und Liebe miteinander ringen zu lassen verbrauchte Handlung die sich mit Achille als Titelheld bereits ankundigt 137 Komponist und Texter schienen die Tragodie die bis zum funften Akt eher wie eine Pastorale daherkam nach eingeubtem Schema aufgebaut zu haben 138 vieles war vorhersehbar Bei den letzten der insgesamt nur acht Auffuhrungen musste Deidamie sich zwar nicht mehr erstechen zu retten war diese Oper aber auch so nicht Rameau traf im August 1735 mit Les Indes galantes wieder den neuen Musikgeschmack und Campra wurde 1739 als Inspecteur general de l Academie Royale de Musique von Francœur und Rebel abgelost Nicht mehr realisiert wurde seine im August 1740 angekundigte Oper Les Noces de Venus 139 Die spateren Jahre Bearbeiten Bis 1720 komponierte er rund funfzehn operas ballets und tragedies lyriques von denen einige mehrfach zu seinen Lebzeiten aufgefuhrt wurden Inzwischen war er ein bekannter Musiker und wurde zum Kapellmeister der Academie Royale de musique in Paris berufen nicht zuletzt weil der Geschmack des Regenten italienisch gepragt war Nach dem Tode von Louis XIV und dem Rucktritt von Michel Richard Delalande wurde Campra gemeinsam mit Gervais und Bernier sous maitre der Chapelle Royale in Versailles Mit Ausnahme der Oper Achille et Deidamie 1735 und zweier vom Prinzen de Conti bestellter Gelegenheitswerke La Fete de l Isle Adam 1722 zur Hochzeit des Herzogs von Chartres Le Lis et la Rose 1724 komponierte er nur noch Kirchenmusik darunter etwa 30 Motetten ein Requiem zahlreiche Psalmen und fur die Auffuhrung am College Louis Le Grand bestimmte Kantaten Zeitlich ist Campra zwischen Jean Baptiste Lully und Jean Philippe Rameau einzuordnen Wahrend die meisten Komponisten unmittelbar nach der Franzosischen Revolution vollstandig in Vergessenheit gerieten wurden die Werke von Campra Lully und Rameau gelegentlich aufgefuhrt Campra zahlt zu den bedeutenden franzosischen Komponisten der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts Er etablierte das damals neuartige musikalische Genre Opera Ballet behielt mit uppigen Inszenierungen und mannigfaltigen Buhnenbildern das bei was das Publikum seit Lully liebgewonnen hatte und sicherte das Ansehen der franzosischen Oper 17 Seine Musik ist gekennzeichnet von einer gewissen franco italienischen Leichtigkeit und Schlichtheit die das weltliche genauso wie das kirchliche Schaffen durchzieht 1740 trat er mit 79 Jahren von seinen Amtern zuruck die letzten vier Jahre seines Lebens verbrachte er zuruckgezogen in Versailles Werke Auswahl BearbeitenGeistliche Werke Bearbeiten Trois livres de cantates 1708 1714 et 1728 Nisi Dominus 1722 Messe de morts Requiem nach 1723 Motets pour la Chapelle Royale 1723 1741Buhnenwerke Bearbeiten L Europe galante opera ballet 1697 Le carnaval de Venise opera ballet 1699 Hesione tragedie lyrique 1700 Arethuse 1701 Tancrede tragedie lyrique 1702 Les muses 1703 Iphigenie en Tauride 1704 Telemaque 1704 Pasticcio Alcine 1705 Hippodamie 1708 Les fetes venitiennes 1710 Idomenee tragedie lyrique 1712 Telephe 1713 Enee et Didon 1714 Camille reine des Volsques 1717 Les ages 1718 Les sauvages 1729 Achille et Deidamie 1735Literatur BearbeitenMaurice Barthelemy Andre Campra Sa vie et son Oeuvre Picard Paris 1957 Maurice Barthelemy Andre Campra 1660 1744 Etude biographique et musicologique Actes Sud Arles 1995 ISBN 2 7427 0002 1 Sylvie Bouissou Campra Andre In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Zweite Ausgabe Personenteil Band 4 Camarella Couture Barenreiter Metzler Kassel u a 2000 ISBN 3 7618 1114 4 Sp 54 66 Online Ausgabe fur Vollzugriff Abonnement erforderlich M Briquet CAMPRA Andre In M Prevost und Roman D Amat Hrsg Dictionnaire de Biographie Francaise Tome Septieme Librairie Letouzey et Ane Paris 1956 Sp 1004 1005 Geoffrey Burgess Campra et le gout de son temps ou comment r ecrire une tragedie en musique en 1704 In Catherine Cessac Hrsg Itineraires d Andre Campra 1660 1744 Wavre 2012 S 265 280 Catherine Cessac Hrsg Itineraires d Andre Campra 1660 1744 D Aix a Versailles de l Eglise a l Opera Editions Mardaga Wavre 2012 ISBN 978 2 8047 0104 8 Annemarie Clostermann Frieden fur das galante Europa Eine Einladung zur Begegnung mit Andre Campra In Concerto Das Magazin fur Alte Musik Heft Nr 108 November 1995 S 15 21 Marie Demeilliez Campra maitre de musique au college Louis le Grand de la Compagnie de Jesus In Catherine Cessac Hrsg Itineraires d Andre Campra 1660 1744 Wavre 2012 S 61 75 Don Fader Campra et le regent querelles rivalites et avancees de l harmonie francaise In Catherine Cessac Hrsg Itineraires d Andre Campra 1660 1744 Wavre 2012 S 25 40 Robert Fajon L Opera a Paris du Roi Soleil a Louis le Bien Aime Editions Slatkine Genf und Paris 1984 ISBN 2 05 100538 9 Jerome de La Gorce L Opera a Paris au temps de Louis XIV Histoire d un theatre Editions Desjonqueres Paris 1992 ISBN 2 904227 66 0 Vera Grund Campra Andre In Annette Hartmann und Monika Woitas Hrsg Das Grosse Tanzlexikon Laaber Verlag Laaber 2016 S 130 131 Raphaelle Legrand L age du ballet cartographie des divertissements et ecriture de la danse dans les operas d Andre Campra In Catherine Cessac Hrsg Itineraires d Andre Campra 1660 1744 Wavre 2012 S 297 308 Laura Naudeix Lyrisme et langage dramatique chez Andre Campra In Catherine Cessac Hrsg Itineraires d Andre Campra 1660 1744 Wavre 2012 S 203 214 Benjamin Pintiaux Achille amp Deidamie 1735 Campra Dans l age ou l on radote In Catherine Cessac Hrsg Itineraires d Andre Campra 1660 1744 Wavre 2012 S 215 226 Weblinks BearbeitenWerke von und uber Andre Campra im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Andre Campra in der Deutschen Digitalen Bibliothek Noten und Audiodateien von Andre Campra im International Music Score Library Project Liste der Buhnenwerke von Andre Campra auf Basis der MGG bei OperoneEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Barthelemy 1995 S 20 a b c d Barthelemy 1995 S 26 Barthelemy 1995 S 23 Barthelemy 1995 S 24 a b Barthelemy 1995 S 25 Barthelemy 1995 S 27 Barthelemy 1995 S 39 Barthelemy 1995 S 56 Barthelemy 1995 S 60 a b Barthelemy 1995 S 62 Barthelemy 1995 S 32 a b Bouissou 2000 Sp 56 Clostermann 1995 S 17 Barthelemy 1995 S 76 Barthelemy 1995 S 65 a b c d Barthelemy 1995 S 40 a b c d Briquet 1956 Sp 1005 a b c Bouissou 2000 Sp 55 Barthelemy 1995 S 82 Barthelemy 1995 S 297 Barthelemy 1995 S 77 78 Barthelemy 1995 S 51 und 78 Cessac 2012 S 8 Barthelemy 1995 S 45 Barthelemy 1995 S 50 Barthelemy 1995 S 75 Barthelemy 1995 S 49 a b Fader 2012 S 40 Fader 2012 S 25 Fader 2012 S 26 Fader 2012 S 33 Fader 2012 S 34 Naudeix 2012 S 210 Fader 2012 S 38 Fader 2012 S 39 Cessac 2012 S 7 a b c Demeilliez 2012 S 64 Barthelemy 1995 S 44 a b Demeilliez 2012 S 63 Demeilliez 2012 S 62 Demeilliez 2012 S 66 de La Gorce 1992 S 99 de La Gorce 1992 S 97 a b de La Gorce 1992 S 101 Burgess 2012 S 279 Barthelemy 1995 S 41 Legrand 2012 S 308 Legrand 2012 S 297 Fajon 1984 S 175 Legrand 2012 S 307 a b Burgess 2012 S 277 Barthelemy 1995 S 96 f Fajon 1984 S 23 Fajon 1984 S 388 Barthelemy 1995 S 42 Barthelemy 1995 S 104 Fajon 1984 S 134 Fajon 1984 S 141 Fajon 1984 S 142 Fajon 1984 S 148 Barthelemy 1995 S 113 f Fajon 1984 S 148 Fajon 1984 S 131 Barthelemy 1995 S 104 Fajon 1984 S 150 Barthelemy 1995 S 132 Fajon 1984 S 177 de La Gorce 1992 S 117 de La Gorce 1992 S 115 f Fajon 1984 S 172 Fajon 1984 S 175 Barthelemy 1995 S 313 Barthelemy 1995 S 53 f Fajon 1984 S 112 Barthelemy 1995 S 136 Fajon 1984 S 107 Fajon 1984 S 409 a b c Burgess 2012 S 269 de La Gorce 1992 S 125 Burgess 2012 S 265 a b Burgess 2012 S 274 Burgess 2012 S 273 de La Gorce 1992 S 128 de La Gorce 1992 S 129 Barthelemy 1995 S 145 Barthelemy 1995 S 195 de La Gorce 1992 S 131 Fajon 1984 S 178 Fajon 1984 S 230 Fajon 1984 S 194 Barthelemy 1995 S 233 a b Fajon 1984 S 197 Barthelemy 1995 S 197 Fajon 1984 S 200 a b de La Gorce 1992 S 143 Fajon 1984 S 209 Fajon 1984 S 218 Barthelemy 1995 S 204 Fajon 1984 S 130 Fajon 1984 S 244 de La Gorce 1992 S 147 Grund 2016 S 131 Barthelemy 1995 S 204 a b Barthelemy 1995 S 211 Barthelemy 1995 S 210 f Barthelemy 1995 S 201 Fajon 1984 S 247 Fajon 1984 S 215 de La Gorce 1992 S 147 f de La Gorce 1992 S 150 a b Fajon 1984 S 231 Barthelemy 1995 S 212 Barthelemy 1995 S 214 Fajon 1984 S 132 Fajon 1984 S 248 Barthelemy 1995 S 220 f a b de La Gorce 1992 S 176 a b Barthelemy 1995 S 223 a b Barthelemy 1995 S 147 f Fajon 1984 S 288 Barthelemy 1995 S 152 a b c d Barthelemy 1995 S 224 229 Fajon 1984 S 292 Fajon 1984 S 347 Fajon 1984 S 276 Fajon 1984 S 271 Fajon 1984 S 323 a b Barthelemy 1995 S 265 Barthelemy 1995 S 248 f Barthelemy 1995 S 254 a b Barthelemy 1995 S 297 Barthelemy 1995 S 253 Barthelemy 1995 S 255 a b Barthelemy 1995 S 275 Pintiaux 2012 S 215 Pintiaux 2012 S 225 Pintiaux 2012 S 218 Pintiaux 2012 S 221 Barthelemy 1995 S 278 Normdaten Person GND 118668188 lobid OGND AKS LCCN n81047490 VIAF 74036950 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Campra AndreKURZBESCHREIBUNG franzosischer KomponistGEBURTSDATUM getauft 4 Dezember 1660GEBURTSORT Aix en ProvenceSTERBEDATUM 29 Juni 1744STERBEORT Versailles Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Andre Campra amp oldid 238975949