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Pierre Charles Roy 1683 in Paris 23 Oktober 1764 ebenda war ein franzosischer Librettist Er schrieb insbesondere Operntexte fur Francois Francœur und Andre Cardinal Destouches Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Anfange 1 2 Wirken als Liedtexter 1 3 Beim Regiment de la Calotte 1 4 Entlassung aus dem Chatelet 1 5 Gefangnisaufenthalte 1 6 Heirat und Aufnahme in den Ordre de Saint Michel 1 7 Roy und Voltaire 1 8 Die letzten Jahre 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAnfange Bearbeiten Der Jurist Pierre Charles Roy war Sohn eines burgerlichen Rats am Chatelet der ihm etwa um 1702 an diesem Hof eine ebensolche Position verschaffte Roy war wohlhabend und galt als geizig Er hatte so Nericault Destouches Dacier als Lehrer 1 und galt als eine Art Wunderkind des Wissens Wirken als Liedtexter Bearbeiten 22 Jahre alt debutierte Roy als Textdichter 1705 an der Pariser Oper mit dem von Lacoste vertonten selten dusteren Stuck Philomele ein grosser Erfolg der Erwartungen weckte Man sah in ihm den Nachfolger Quinaults und tatsachlich blieb er bis 1735 in diesem Metier fuhrend Der neben ihm in dieser Zeit bedeutendste Librettist war Antoine Danchet Fur Andre Campras erstes Kantatenbuch von 1708 reimte Roy die Texte fast komplett 2 Die Versifikation lag ihm anders als Houdar de La Motte dessen letztes Libretto 1709 zur Auffuhrung kam 3 Da sie als Opernautoren vier Jahre lang miteinander konkurrierten lag ein Vergleich nahe den Clement und La Porte uber sie in ihren Anecdotes dramatiques anstellten In der Querelle des Anciens et des Modernes war La Motte klar den Modernes zuzurechnen Er habe sich im Operngenre durch seine Naturlichkeit und seine Feinfuhligkeit ausgezeichnet Roy hingegen zur Partei der Anciens gehorend konnte ausgestattet mit seinem Scharfsinn aus einem Reservoir von Wissen uber die antiken Denker schopfen und kannte durch seine Beschaftigung mit Ovid viele Feinheiten der Mythologie Er sei ein guter Literat gewesen Roy versorgte die gehobene Gesellschaft mit gereimten Ohrenschmausen 4 wurde nach seinen Buhnenerfolgen als gebildeter wohlsituierte Mann zu Protege der Herzogin von Maine und traumte mit 25 davon sein Amt gegen die charge eines secretaire du roi einzutauschen durch Erlangung eines Sitzes in der Academie francaise Vorerst jedoch erbte er 1709 eine viertel Million Livres von seinem Vater und hatte so alle Freiheit sich seinen literarischen Ambitionen hinzugeben Nach einem massigen Erfolg von Creuse begeisterte 1712 sein Libretto fur Destouches Oper Callirhoe das Publikum Beim Regiment de la Calotte Bearbeiten Es schlug aber sein Werben um die Academie francaise auf seltsame Weise fehl 1714 hatte er eine Ode fur einen Wettbewerb eingereicht nur verschwand jene unerklarbar 5 Nicht nur ubersah es Roy dass es vorteilhaft war gute Beziehungen zur Academie zu haben er hatte im Gegenteil eine Neigung sich dort unbeliebt zu machen und nun um so mehr da sein Argwohn geweckt war Roy hatte sich mit redlichem Fleiss um die Gunst der Academie bemuht auch drei Preise bei ihr gewonnen sowie sechs der Academie des Jeux floraux hatte neben seinen Opern mit einem Theaterstuck Erfolg und mit seinen Divertissements fur den Cour de Sceaux doch blieb mit 32 die hochste Anerkennung aus 6 was ihn vermehrt Spottgedichte schreiben liess Solches war in dieser Zeit durchaus ein Gesellschaftssport im Verein Regiment de la Calotte fand man sich hierfur zusammen und der Verleger Francois Gacon brachte die kurzen Texte eifrig unters Volk Roy schloss sich dem Verein an und war dort einer der produktivsten Verfasser der calottes genannten Schmahschriften Le Coche war eine Satire mit der er um 1716 die Academie der Lacherlichkeit preis gab wie sonst keiner 7 Entlassung aus dem Chatelet Bearbeiten Im selben Jahr bildete die Regierung das Chambre de justice zur Auffindung von Steuerhinterziehern 8 Roys Dienste wurden gern von Personen in Anspruch genommen die Vermogen zu verbergen hatten Man empfahl ihn sich gegenseitig und Hilfsersuchen von Adeligen fand man in seinen Privatpapieren Zwar gab es 1717 eine Generalamnestie in dieser Angelegenheit aber Mitte des Jahres war fur ihn Schluss als conseiller au Chatelet Roy brachte in diesem Jahr eine schwache Oper Ariane auf die Buhne zusammen mit seinem Freund Francois Joseph de Lagrange Chancel der gerade die ersten Oden der unter dem Titel Philippiques veroffentlichten Schmahgedichte schrieb Brisanterweise zielten sie auf den Regenten Philippe II und Lagrange bezichtigte Roy einer Mitverfasserschaft Jener zeigt ihn wegen Verleumdung an und Lagrange landete nach einer Odyssee durch Sudeuropa im Exil in den Niederlanden Durch den Trubel hindurch schrieb Roy fur das jahr 1718 den Text der nicht so gut aufgenommenen Oper Semiramis brachte dafur aber zusammen mit Destouches im September 1721 das Ballet des Elements auf die Buhne des Theatre des Tuileries der Erfolg seines Lebens Ludwig XV tanzte im dritten entree und die Hoflinge waren hingerissen 9 Roy blieb dran schrieb hochst schmeichelnde Gedichte fur den Konig und die Grossen dieser Zeit und wurde im Zenit seiner literarischen Karriere le grand poete Roy genannt 10 Gefangnisaufenthalte Bearbeiten Mit 40 war Roy reich und beruhmt und naher denn je an einem Sitz der Academie francaise als die in Den Haag gedruckte Untergrund Gazette Nouvelliste universelle sich seine Dienste sicherte 11 Der unangefochtene Platzhirsch der Salons war er da bereits nicht mehr der junge Voltaire schickte sich an ihm mit seinen Lesungen den Rang abzulaufen Obendrein liess Roy eine bevorstehende Eheschliessung platzen da ihm der potentielle Schwiegervater plotzlich unserios vorkam Derweil spitzelte Lagrange Chancel in Holland fur die franzosische Polizei in der Hoffnung dass dies hilfreich fur die Herbeifuhrung seiner Ruckkehr sei Dabei streute er das Gerucht Roy habe Pomponius verfasst ein heftiger Angriff auf den Regenten 12 Um gegen Roy vorzugehen brauchten seine Feinde allerdings nicht langer Geruchte Im Nouvelliste universel erschien am 26 Oktober 1724 ein Schmahgedicht gegen den Operndirektor Jean Nicolas Francine 13 und Roy war zweifelsfrei als Verfasser dieser calotte zu identifizieren Am folgenden 11 Dezember wurde er in der Bastille eingesperrt So wichtig wie Roy fur die Gazette war musste sie nun prompt ihr Erscheinen einstellen 14 Roys Mutter und sein Schwager kummerten sich um seine Geschafte und im April 1725 wurde ihm gestattet sich zu Destouches Landsitz zu begeben zwecks Fertigstellung der Oper Les Stratagemes de l Amour Im Juni des Jahres durfte er nach Paris und an den Hof zuruckkehren 15 Die Auffuhrung der Stratagemes wurde zum Erfolg und brachte ihm die Protektion der Konigin Maria Leszczynska ein sehr zum Verdruss von Voltaire 16 Indes liessen einige geschmahte Personen von der Academie francaise nicht nach in ihrem Begehren ihn zur Anklage zu bringen und bewerkstelligten im Marz 1728 seine Inhaftierung im Gefangnis Saint Lazare Die Strafe wurde aber bald so geandert dass er sich nicht naher als 50 Lieues an Paris aufhalten durfte 17 Immerhin blieb ihm die Verbannung ins Ausland erspart was er wohl seinen Beschutzern zu verdanken hatte vielleicht auch neuen Freunden in der Partei der Frommen Zu gute kam ihm auch das Fernhalten seiner Satiren vom Feld der Philosophie 18 Heirat und Aufnahme in den Ordre de Saint Michel Bearbeiten Im Juli 1729 heiratete Roy die Tochter eines Kaufmanns und durfte sich von diesem Jahr an secretaire du roi nennen Er mied drei Jahre lang die Offentlichkeit und trat erst 1732 wieder hervor mit dem Ballet des Sens Musik von Destouches das beim Publikum gut ankam 19 Trotz allem verkniff sich Roy nicht seine Pamphlete nun eines uber Voltaire und Paradis de Moncrif der als Soldat im Krieg von 1734 am Rhein war Angegriffen wie er sich fuhlte verpasste er Roy 20 Schlage mit seinem Gehstock im Ermangelung eines Duells das Roy verweigerte 20 1735 kam am 5 Mai sein Ballett Les Graces nicht gut an sein Konnen entschwand allmahlich Nach seinem 1738 aufgefuhrten Ballet de la Paix dauerte es bis zum Februar 1742 bis man wieder von ihm horte Roy wurde Chevalier de Saint Michel Ritter des Michaelsordens und obendrein sofort Sekretar dieser Vereinigung 21 Weiterhin versuchte er die Wahl Voltaires in die Academie francaise zu verhindern und schrieb Divertissements fur den Konigshof 22 Sein letztes Werk fur die Hoffeste war 1750 das Ballett Titon et l Aurore Roy und Voltaire Bearbeiten Pierre Charles Roy war bis zu seinem Tod einer der bevorzugten Gegner von Voltaire Dieser ging so weit zu behaupten er habe seinen Namen Arouet nur deshalb in Voltaire geandert um nicht mit Roy verwechselt zu werden Roy wiederum kritisierte Voltaire in seinen Versen Besonders schmerzlich fur Voltaire war Roys Behauptung Voltaire sei der Verfasser des beruchtigten Gedichtes uber das inzestuose Verhaltnis des Regenten zur Herzogin von Berry Roy kritisierte auch Voltaires Gedicht uber die Schlacht bei Fontenoy Voltaire verklagte deshalb Roy 1745 erreichte jedoch nur eine mundliche Ruge durch den Richter Die Prozesskosten gegen den mittellosen Roy wurden Voltaire aufgeburdet Voltaire fugte Ende 1745 der ersten Ballard Ausgabe seines Temple de la Gloire vor dem ersten Akt einen allegorischen Kupferstich ein auf dem Roy von vier Centurionen gegeisselt wird Roy gab nicht bei und polemisierte 1746 nach Kraften gegen die Aufnahme Voltaires in die Academie francaise Er verriss Voltaires Discours fur die Aufnahme 23 Die letzten Jahre Bearbeiten 1754 erlitt Roy einen Schlaganfall Seine Feinde lancierten umgehend das Gerucht er sei nach einer wegen eines Epigramms erfolgten Verprugelung gestorben 24 doch lebte er tatsachlich noch zehn Jahre In dieser Zeit wurde er zunehmend fromm und distanzierte sich von seinen Buhnenwerken allein Elements so furchtete er wurde ihm zehn Jahre im Fegefeuer einbringen Seine Schmahschriften bereute er nicht 1764 starb er und hinterliess seinem Sohn einem Infanterie Hauptmann ein beachtliches Vermogen 25 Werke BearbeitenCallirhoe 1712 Les Augustales 1744 La Felicite 1745 Philomele Bradamante Hippodamie Creuse Semiramis 1718 Auf die lyrische Tragodie Ariane von Jean Joseph Mouret in 5 Handlungen und einem Prolog schrieb er das Buch mit Francois Joseph de Lagrange Chancel Literatur BearbeitenElliot H Polinger Pierre Charles Roy Playwright and Satirist 1683 1764 Publications of the Institute of French Studies Inc New York 1930 Jean Marie Bernard Clement und Joseph de La Porte Anecdotes dramatiques Tome troisieme Veuve Duchesne Paris 1775 S 450 451 Weblinks BearbeitenSeine Stucke und seine Vertretungen englisch Erganzungen dazu s Michaud Biographie universelle Bd XXXVI 1857 S 666 667 Dort finden sich auch Angaben zu Publikationen seines Werkes Die Bestrafung Roys Kupferstich von Pierre Antoine BaudoinEinzelnachweise Bearbeiten Polinger 1930 S 4 Maurice Barthelemy Andre Campra 1660 1744 Etude biographique et musicologique Arles 1995 S 197 Robert Fajon L Opera a Paris du Roi Soleil a Louis le Bien Aime Editions Slatkine Genf und Paris 1984 ISBN 2 05 100538 9 S 402 f Polinger 1930 S 2 Polinger 1930 S 6 Polinger 1930 S 10 Polinger 1930 S 11 Polinger 1930 S 13 Polinger 1930 S 30 Polinger 1930 S 32 Polinger 1930 S 39 Polinger 1930 S 42 Polinger 1930 S 45 Polinger 1930 S 50 Polinger 1930 S 59 Polinger 1930 S 60 Polinger 1930 S 62 Polinger 1930 S 64 Polinger 1930 S 65 Polinger 1930 S 70 Polinger 1930 S 77 Polinger 1930 S 78 Vgl Uwe Schultz Madame Pompadour oder die Liebe an der Macht C H Beck 2004 S 119 Polinger 1930 S 86 Polinger 1930 S 89 Normdaten Person GND 116668660 lobid OGND AKS LCCN n85374299 VIAF 22167834 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Roy Pierre CharlesKURZBESCHREIBUNG franzosischer LibrettistGEBURTSDATUM 1683GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 23 Oktober 1764STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pierre Charles Roy amp oldid 237235354