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Das Theatre des Tuileries auch Salle des Machines Maschinensaal genannt war ein Theaterbau am Tuilerien Palast in Paris der in den Jahren 1659 1662 entstanden war und in den Tagen der Pariser Kommune am 24 Mai 1871 niederbrannte Lageplan des Tuilerien Palastes mit blau markiertem Grundriss des Theaters Inhaltsverzeichnis 1 Begriffe 2 Vorgeschichte 3 Kardinal Mazarin und zu den Fenstern hinausgeworfenes Geld 4 Architektonisches Gemeinschaftswerk 5 Was einen Bau verzogern kann 6 Zum Schluss nicht ganz perfekt 7 Auffuhrungen unter Ludwig XIV 8 Umbauten nach dem Grand Siecle 9 Brandruine mit soliden Grundmauern 10 Erbe 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseBegriffe BearbeitenMitunter wird geschrieben das Tuilerientheater habe nie einen anderen Namen getragen als salle des Machines 1 Jacques Francois Blondel hatte 1756 in seiner Architecture francoise hierzu bemerkt dass jene Bezeichnung ursprunglich nur fur die auch le Theatre genannte Galerie mit der Buhne galt wahrend im nordlichen Pavillon der Zuschauerraum salle de spectacle hiess 2 Anders als die Buhnenmaschinerie in der Galerie gaben aber den Ausschlag fur die Bezeichnung offenbar Installationen des Architekten Servandoni der 1739 in das Haus ein Hochparterre mit beweglichen Elementen einbauen durfte 3 Vollig zutreffend war es bei der Nutzung als Ausweichquartier fur die Opera du Palais Royal 1764 und durch den Nationalkonvent als Sitzungssaal 1793 vom salle des machines zu reden beide Male beschrankte man sich auf den Buhnentrakt Nicht zu verwechseln mit dem Tuilerientheater ist der aus dem salon des Cents Suisses 1756 entstandene Konzertsaal im Zentralpavillon Vorgeschichte BearbeitenKatharina von Medici hegte den Plan in einem Haus zu leben das alle koniglichen Residenzen ubertreffen sollte 4 Ihr daraus entstandenes Tuilerienprojekt war in jeder Hinsicht anspruchsvoll wenn nicht grossenwahnsinnig 5 Die Bauarbeiten nach den Planen Philibert de l Ormes wurden im Mai 1564 begonnen 6 allerdings sorgten von 1567 bis 1570 der zweite und dritte Religionskrieg fur ein Aussetzen der Arbeiten 7 Zustande kam ein Zentralpavillon mit je einer langgestreckten Galerie beiderseits und ein Pavillon im Suden den Jean Bullant nach de l Ormes Ableben vollendete Letztlich brachten 1572 erneute Kriegshandlungen das endgultige Aus der Plan die Stadtbefestigung um das Gebaude herum zu ziehen wurde fallen gelassen Nicht errichtet wurde der Nordpavillon Stiche aus dem fruhen 17 Jahrhundert die jenen zeigen sind idealisiert 8 Katharina von Medici wohnte nie in dem Torso der weniger als ein Viertel von de l Ormes Entwurf ausmachte Das spatere grosse Projekt grand dessein der Verbindung des Tuilerienpalastes mit dem Louvre hatte mit dem ursprunglichen Tuilerienentwurf nichts mehr zu tun und fand 1607 einen vorlaufigen Abschluss durch die Verbindung der parallel zur Seine verlaufenden Grande Galerie mit dem Bullant Pavillon durch die 60 Meter lange Petite Galerie 9 Bullant Pavillon und Petite Galerie lieferten zusammen bereits die Geometrie fur das Tuilerientheater nur zu spiegeln an einer Achse durch den Zentralpavillon Aber vorher durfte als erste ordentliche Bewohnerin die Herzogin von Montpensier von 1627 an den Palast nutzen 10 bis sie sich auf die Seite der Frondeure schlug und 1652 von Konig Ludwig XIV auf ihre Guter verbannt wurde Kardinal Mazarin und zu den Fenstern hinausgeworfenes Geld BearbeitenDie Initiative fur die Errichtung des Theaters ging anlasslich der bevorstehenden Hochzeit des Konigs Ludwig XIV von dessen regierendem Minister Kardinal Mazarin aus Ihm war seit seiner Jugend ein lebendiges Gefallen an der Musik erhalten geblieben 11 doch war sie getreu seiner Devise qui a le cœur a tout wer das Herz hat hat alles fur ihn auch Mittel zum Verfuhren und Beherrschen 12 Daneben gegangen war dies offenbar 1647 mit der Auffuhrung von Luigi Rossis Oper Orfeo in Paris wegen der Kosten rebellierten die Franzosen es kam zur Fronde doch hielt Mazarin stand wollte diesmal Europa erblassen lassen mit einer Cavalli Oper in einem neuen Theater und er schrieb 1659 an die Konigin Mutter Anna von Osterreich es bedeute nicht Geld aus den Fenstern zu werfen wenn hierfur die Mittel aufgebracht wurden 13 Tatsachlich lag Frankreich was barocke Theaterbauten anbelangte eine Generation hinter Italien zuruck 14 Die Herzoge von Parma und Modena hatten nach moderner Art eingerichtete Theater das vom Schauspiel so begeisterte Paris kaum dergleichen 15 Giovanni Battista Aleotti hatte beim della Pilotta 1619 sich vorsichtig an ein bewegliches Buhnendekor heran gewagt woraus die bekannten Kulissen wurden 16 Rekordgrosse hatte das Teatro Ducale in Modena dessen Plane 1654 von Gaspare Vigarani stammten es fasste annahernd 3000 Zuschauer 17 Schon alter waren das Teatro Olimpico in Vicenza wo Andrea Palladio dem Saal 1548 die Form eines an der grossen Achse geschnittenen Ovals gegeben hatte und jenes Theater in Sabbioneta von Vincenzo Scamozzi 1588 mit Sitzen in Halbkreis Anordnung gebaut Hatten all jene noch mit Stufen ansteigende Sitzreihen gab es 1639 in Venedig im Teatro San Giovanni Crisostomo erstmals Logen 18 Dagegen die Situation am franzosischen Hof Fur Komodien standen die Gemacher des Palastes zu Verfugung in der warmen Jahreszeit auch der jardin de la Reine Garten der Konigin Fur Ballette bot sich der salle des gardes an 19 Fur eine Maschinenoper wie sie Mazarin vorschwebte bedurfte es aber einer Ober und Untermaschinerie und dementsprechend eines Gebaudes mit Bogen und Untergeschoss Also kam das Theater Palais Royal bereits an die vierzig Jahre alt baufallig und mit unzureichendem Platzangebot nicht in Frage Als Molieres Truppe 1660 dort einzog ihre Buhne Petit Bourbon wurde im selben Jahr abgerissen waren im Gebalk drei Balken verfault und das Haus in La Granges Augen ruiniert 20 Das ausserdem noch vorhandene Theater Hotel de Bourgogne aus dem Jahr 1548 hatte einen langlichen Grundriss war heruntergekommen und fur Theatermaschinen nicht geeignet Architektonisches Gemeinschaftswerk BearbeitenNach den Vorgaben von Gaspare Vigarani sowie seiner Sohne Carlo und Ludovico wurde der daraufhin beschlossene Bau vom ersten Architekten des Konigs Louis Le Vau errichtet 15 Ihm hatte das Privileg zugestanden auf koniglichem Boden zu bauen und so protestierte er zunachst gegen die Wahl auslandischer Planer Aber auf Mazarins Geheiss hin musste er sich mit den Vigaranis zusammentun auch wenn es Meinungsverschiedenheiten uber die Grosse des Hauses gab 21 Anfang Juni 1659 war Vigarani mit seinen Sohnen und einem Empfehlungsschreiben der Herzogin von Modena Laura Martinozzi Nichte des Kardinals Mazarin in Paris eingetroffen Was Mazarin sich durch ihre Wahl versprechen konnte war ein Schritt in die Moderne eine Teilhabe an jener szenografischen Revolution die sich in der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts in Italien schon abgespielt hatte 22 Ein Saal a l italien das was spater die Bezeichnung Guckkastenbuhne erhielt sollte den Zuschauer vom Schauspiel trennen 23 und der damaligen Vernarrtheit in schier unendlich scheinende Perspektiven Rechnung tragen 24 Das Barock wollte die Distanz zwischen der Person des Schauspielers und der dargestellten Figur moglichst klein machen wozu ein grosser Abstand zum Publikum dienlich war denn jener ist umgekehrt proportional zum Abstand zur Rolle 25 Ein weiterer Zug des Barock war seine Verbindung zum Verganglichen und Provisorischen Ganz in diesem Sinn wollte Mazarin zunachst kein festes Theater aus Holz sollte es sein und direkt an seinem Palais 26 Vigarani hielt den Ort fur einer Majestat unangemessen und befurchtete die vorgesehenen grossen Theatermaschinen nicht dorthin bringen zu konnen 27 Da Mazarin sich aber ohnehin schon angeschickt hatte den Louvre mit dem Tuilerienpalast auch im Norden zu verbinden war er offen fur die Idee das Theater in dieses Projekt einzubeziehen 28 Antoine de Ratabon Superintendant der koniglichen Bauten legte beauftragt von des Kardinals privatem Vermogensverwalter Jean Baptiste Colbert den Italienern den Plan des Louvre vor und am 4 August 1659 brachten sie begleitet vom Abbe Buti ihre eigenen Plane des Theaters nach Fontainebleau zum Konig der jene genehmigte 21 Auch Vigarani war zunachst fur den Baustoff Holz derart dass das Gebaude spater mit Steinen ummantelt wurde 29 doch entschloss man sich am 8 November von vornherein alles mit Stein zu bauen Holz hatte bessere akustische Eigenschaften mit sich gebracht und die Entscheidung der Stadt dem Konig das Haus zum Geschenk zu machen fiel in den Tagen der preiswerten Holzkonstruktion Als aber 30 Jahre Krieg mit Spanien durch den Pyrenaenfrieden zum Ende kamen sollte ein Werk aus Stein fur immer daran erinnern 30 August und Oktober brauchte man zum Errichten der Grundmauern das Mauerwerk beanspruchte die Zeit von November 1659 bis September 1660 das Holzfachwerk von September 1659 bis Mai 1660 Von Januar 1660 bis Juni 1661 lief der Innenausbau die Dachdeckung ging von Juni bis Dezember 1660 vonstatten Schliesslich brauchte man fur die Ausstattung von Juni 1661 bis Marz 1662 Parallel zu all dem baute man die Theatermaschinerie 31 Durch gelegentliche Besuche der Baustelle machte der Konig die Bedeutsamkeit des Vorhabens offenbar 32 In Verlangerung des Buhnengebaudes entstand in den Jahren 1664 bis 1666 als Arbeit von Le Vau und Francois d Orbay der Pavillon de Pomone 33 fur den sich nach einer Langzeit Bewohnerin spater die Bezeichnung Pavillon de Marsan durchsetzte Ursprunglich fanden sich in diesem Gebaude celliers Vorratskammern die Werkstatt waren fur Maler Schneider Maskenbildner und sonstige ins Theater eingebundene Handwerker 34 Was einen Bau verzogern kann BearbeitenVon den Vigaranis sprach nur Carlo Franzosisch 35 Sie freuten sich uber die gutwillige Unterstutzung durch Abbe Buti und zwei Monate nach den Arbeiten an den Grundmauern kundigte Gaspare Vigarani fur das nachste Fruhjahr die Einweihung des Theaters an Vorausschau war nicht seine Starke Die einsetzende Kalte stoppte zunachst alles 36 Gaspare Vigarani hatte anfangs ein flaches Dach vorgesehen das die franzosischen Zimmerleute zu bauen sich weigerten 37 Beim Satteldach angelangt konnten zwischen den Architekten und den Gewerken Meinungsverschiedenheiten daraus entstehen dass die franzosischen Zimmerleute einen grosseren Erfahrungsschatz dahingehend besassen was die Festigkeit der dortigen Holzer und die Wirkung von Windstossen auf die dort hoheren Dachgeschosse anbelangte Bei der Frage der Anbringung von Zugstaben auf italienische oder franzosische Art konnte man sich nicht einigen und Mazarin musste entscheiden 38 Neben den sachlich begrundbaren Differenzen schien sich obendrein eine Kabale gegen die Italiener zu entwickeln wie in der 15 Jahre zuruckliegenden Fronde Vom Handwerker bis zum Komponisten war man dabei 39 und den Gipfel bildete der Anwurf einer von Carlos Arbeitern habe aus Versehen durch eine fallen gelassene Kerze im Februar 1661 ein Feuer in der Galerie des Konigs verursacht 40 Der wegen seiner buhnenbildnerischen Zaubereffekte 41 bewunderte Giacomo Torelli ware von Mazarin gern in das Projekt eingebunden worden doch wussten Colbert und Buti mit denen er es sich verdorben hatte dies zu verhindern 26 Im Juli 1659 nach Ankunft der Vigaranis erschien dann die Riflessione sopra la fabbrica del nuovo teatro Sie schrieben dieses Pamphlet Torelli zu und revanchierten sich auf ihre Weise Moliere wollte 1660 beim Umzug vom Petit Bourbon ins Palais Royal neben den zugesagten Logen auch Torellis Buhnendekoration mitnehmen doch forderten die Vigaranis jene vorgeblich fur den Tuileriensaal um sie dann kurzerhand zu verbrennen 38 Moliere und Carlo Vigarani wurden noch knapp zehn Jahre miteinander zu tun haben und dies war ein denkbar schlechter Einstand in die Zusammenarbeit 42 Schliesslich wandte sich auch Buti von den Vigaranis ab als er gewahr wurde dass sie nicht nur ein Theater bauen sondern auch die Veranstaltungen organisieren wollten was bis dahin seine Aufgabe war 38 Er lag ihnen in den Ohren nicht eine Saulenreihe auf die andere zu stellen nicht mit Balustraden Galerien Zierleisten und Ornamenten ein kunstliches Riff zu schaffen das die Welle des Tons brechen wurde 43 In Carlo Vigaranis spateren Briefen war Buti nur noch sein standiger Feind 44 Zum Schluss nicht ganz perfekt Bearbeiten nbsp Die drei Bauten der Jahre 1659 bis 1666 von links Pavillon de Marsan langgestrecktes Buhnengebaude und Nordpavillon mit Zuschauersaal Der Tuileriensaal wurde im Marz 1662 fertiggestellt die letzte Theatermaschine im April In Europa war es das grosste Theater bis dahin und bis ins 19 Jahrhundert Unter den stark schwankenden Angaben zur Zuschauerkapazitat durfte jene von Lodovico Vigarani mit vier bis funftausend Personen der Wirklichkeit am nachsten kommen 45 Ubertrieben ist wohl Sauvals Zahl von 7000 46 Die Abbildungen in Blondels Architecture francoise vermitteln einen Eindruck davon wie der Raum aussah Die Buhnenoffnung beiderseits begrenzt von monumentalen Doppelsaulen daruber zwei auf einem Giebeldreieck liegende Gestalten flankiert von Amorfiguren 47 hatte bei einer Breite von 10 m eine Hohe von 8 m weniger als bei der spateren Opera Garnier 15 mal 10 m Doch erstreckte die Buhne sich 46 m weit in den Raum das Zweifache der Garnier ein Trichter in dem sich viel Schall verlor 48 Die Akustik erwies sich als uberaus schlecht Gian Lorenzo Bernini kritisierte spater eine zwei oder dreifach zu grosse Lange bei einer zu geringen Breite 49 Jene betrug im Zuschauerraum ohne die Gange 17 m die Hohe lag bei etwa 19 m 50 Von der Buhne aus blickte man durch das Proszenium in den Zuschauerraum mit seiner uberwaltigenden Pracht Aus der schwierigen Vorgabe durch die festgelegte Geometrie hatten die Modeneser mit Erfindungsreichtum das Beste gemacht kein Aufwarmen alter Ideen modellhaft neu war es nbsp Langsschnitt durch Zuschauersaal und Buhne Streng hierarchisch wurden die verschiedenen Elemente angeordnet die doch ein zusammenhangendes Ganzes bildeten 51 Direkt vor der Buhne gab es Platz fur das Orchester und die Garde dann im Parkett die abgegrenzte konigliche Loge der Begriff stand damals eigentlich fur jede Sitzgelegenheit 52 Zu jener konnte Ludwig sich auch durch einen unter dem Boden verborgenen Gang zuruckziehen nachdem er auf der Buhne getanzt hatte 53 Zum hinteren Ende hin gab es Sitzreihen in Stufenanordnung fur die Angehorigen des Hofs Hufeisenformig umfingen den Saal ubereinander zwei Range jeweils unterstutzt durch Saulenreihen 54 Durch schmale Gange mit eigenen Eingangsturen konnten Sonderbotschafter Gesandte und auslandische Minister zu ihnen extra zur Verfugung gestellten Balkonen gelangen 55 Blondel hatte die Kombination von Saulen mit rundem und quadratischem Querschnitt kritisiert 56 lobte aber die grosse Schonheit der Kassettendecke mit Gemalden ausgefuhrt von Noel Coypel nach Entwurfen von Charles Errard Die Beleuchtung bestand aus dreissig Kronleuchtern die durch eine von Carlo Vigarani gebaute Vorrichtung nach Beginn der Vorstellung an die Decke gezogen wurden 57 Auffuhrungen unter Ludwig XIV BearbeitenMazarin erlebte die Urauffuhrung der von ihm bestellten Cavalli Oper Ercole amante nicht mehr Buti hatte ein aussergewohnlich langweiliges Livret verfasst seit den Tagen seiner Zusammenarbeit mit Rossi war anscheinend die gluckliche Kuhnheit seiner Vorstellungskraft verflogen 58 Einziger Lichtblick Durch die Vielfalt von Episoden und Stimmen fand Cavalli Gelegenheit alle Arten von Canzonetta zu komponieren 59 Selbst Claudio Monteverdi war von Romain Rolland nicht ausgenommen worden als er uber Cavalli sagte jener habe die ganze italienische Oper des 17 Jahrhunderts dominiert 15 So gefiel auch seine Musik als sie bei den Proben im Palais Mazarin gespielt wurde dem Konig und dem ganzen Hof sehr gut Als die Oper am 7 Februar 1662 aufgefuhrt wurde zeigte die schlechte Akustik des Tuilerientheaters all ihre Auswirkungen Im Publikum waren ohnehin nur wenige des Italienischen machtig man langweilte sich und begann sich zu unterhalten Die Musikliebhaber unter ihnen litten sechs Stunden lang 60 Francesco Cavalli kehrte gut bezahlt und arg gekrankt nach Italien zuruck Das Haus blieb ungenutzt bis am 16 Januar 1668 vor dem Hof im Rahmen weiterer divertissements Unterhaltungsveranstaltungen Molieres Amphitryon aufgefuhrt wurde ein schon andernorts prasentiertes mythologisches Drama 61 Die darin gezeigte asthetische Ausrichtung war fur Moliere neu half ihm aber Autor der vom Konig bestellten tragedie ballet zu werden die am 17 Januar 1671 am selben Ort uraufgefuhrt wurde Psyche die letzte Zusammenarbeit mit Jean Baptiste Lully 62 Was die von Carlo Vigarani geschaffenen Theatermaschinen zu bieten hatten einen Hafen am Meer einen Friedhofsgarten mit Zypressen und Grabern ein Felsengebirge lauschige Lichtungen mit platschernden Gewassern brennende Ruinen oder auch ein Meer in Flammen 57 sollte erneut aufgeboten werden Der Konig hatte ausdrucklich ein Maschinenstuck mit Hollen Szene bestellt Daraus entwickelte sich das Thema Fur die Darstellung der Unterwelt war eine Untermaschinerie erforderlich wie es sie nur im Tuileriensaal gab 63 Der Botschafter Savoyens war in einem Brief vom 21 Januar 1671 uber das Ergebnis des Lobes voll 64 Siebzig Tanzer wie sie im letzten Entree vorkamen gab es sonst nie ebenso wenig dreihundert Instrumentalisten und Sanger Noch weniger kam vor dass dreihundert Personen gleichzeitig auf Wolken einherschwebten Es durfte das prachtigste Schauspiel des 17 Jahrhunderts gewesen sein wenn nicht aller Zeiten 63 Umbauten nach dem Grand Siecle Bearbeiten nbsp Ermordung des Abgeordneten Jean Feraud im salle des Machines am 20 Mai 1795 Gegen Ende des Grossen Jahrhunderts wurde es still um das Theater nur zwei Hausmeister mit zwei Gehilfen gaben darauf acht Der zehnjahrige Ludwig XV tanzte dort 1720 in den Intermedien zu einer Komodie l Inconnu 65 Am 22 September 1721 tat er dies erneut zusammen mit Hofadeligen im dritten entree des Ballet des Elements von Andre Cardinal Destouches und Pierre Charles Roy 66 Servandoni konnte nicht ganz ununterbrochen von 1738 bis 1758 Auffuhrungen organisieren darunter seine spectacles muets stumme Schauspiele Anschliessend diente das Theater insgesamt als Lager bis im April 1763 ein Brand den Saal des Palais Royal zerstorte Jacques Germain Soufflot und Ange Jacques Gabriel schufen in acht Monaten dergestalt ein Ausweichquartier fur des Konigs kostspielige Operntruppe dass ein komplettes Theater in den Maschinensaal gebaut wurde das sie bis 1770 nutzte Die Akustik war schlecht geblieben 67 Zwolf Jahre durfte darauf die Comedie Francaise den provisorischen Saal bespielen bis von 1784 bis 1790 das Concert spirituel zum Zuge kam 68 Von Februar 1789 an teilte man sich den Raum mit dem Theatre de Monsieur bis die Franzosische Revolution fur den Palast anderweitige Verwendungen mit sich brachte Vigaranis Theatersaal wurde abgebaut stattdessen im Nordpavillon auf der Hofseite ein antichambre de la Liberte eingerichtet und ein Salon des Deputations auf der Gartenseite Acht Monate brauchte Jacques Pierre de Gisors um in den Maschinensaal teils aus vorgefundenem Material einen Sitzungssaal zu bauen den der Nationalkonvent vom 10 Mai 1793 an nutzte Die steil ansteigende Tribune fur die 750 Abgeordneten hatte die Form einer an der grossen Achse geschnittenen Ellipse und zog sich an der Gartenseite entlang Kritisiert wurden die Brandgefahr und die schlechte Akustik Die beiden Schmalseiten beherbergten auf zwei Etagen Zuschauertribunen 69 Von 1806 an kam es durch die Architekten Charles Percier und Pierre Francois Leonard Fontaine erneut zu Umgestaltungen im Nordflugel des Palastes Der Sitzungssaal des Konvents und des Altestenrats wurde durch einen ovalen sehr eleganten Saal ersetzt dessen Boden je nach Nutzung als Ball oder Theatersaal auf Buhnenniveau angehoben werden konnte Am 9 Januar 1808 wurde er mit der Oper Griselda von Ferdinando Paer mit Giuseppina Grassini in der Titelrolle als Theater eingeweiht 70 71 Brandruine mit soliden Grundmauern BearbeitenNachdem es am 26 Marz 1871 zur Bildung der Pariser Kommune zum Konflikt zwischen ihr und der Regierung Thiers in Versailles und zum Burgerkrieg gekommen war ruckten die regularen Truppen fortwahrend vor Vier der federes Foderierten darunter der aus dem Dienst entlassene ehemalige Schutzmann Boudin machten es sich zur Aufgabe vom Tuilerienpalast nur Schutt und Asche zu hinterlassen Boudin nahm sich des Nordflugels mit dem Theater an der Verteilung von leicht brennbaren Flussigkeiten und Schiesspulver Angezundet brannte das Haus drei Tage lang Boudin wurde am 23 Mai 1872 durch Erschiessen hingerichtet Die vom Mauerwerk des Hauses erhaltene Substanz hatte fur einen Wiederaufbau getaugt die Abgeordnetenkammer war zunachst dafur doch beschloss sie 1882 den Abriss der am 30 September 1883 restlos vollzogen war 72 Die Lucke beschaftigte aber weiterhin Prasident Charles de Gaulle liess den Architekten Henri Bernard Plane fur den Wiederaufbau der Tuilerien mit dem Ziel anfertigen einen Sitz fur den Staatschef zu schaffen 73 Ohne die sicherheitstechnischen Probleme jener Idee kommt das Projekt daher das die Academie du Second Empire im Dezember 2002 dem franzosischen Kulturminister vorschlug die Wiederherstellung des Tuilerien Palastes als Museum Konferenzzentrum und Ort fur reprasentative Empfange Das daraufhin gebildete Comite national pour la reconstruction des Tuileries Nationalkomitee fur den Wiederaufbau der Tuilerien will das Gebaude zumindest ausserlich entsprechend dem letzten Zustand vor dem Brand neu errichten Im Kern ist eine moderne Betonbauweise vorgesehen die eine mittig uber die gesamte Lange verlaufende tragende Wand erforderlich macht Der Einbau eines jener theatre de la salle des machines die von der lichten Weite der ursprunglichen freitragenden Konstruktion profitierten wird damit allerdings unmoglich 74 Erbe Bearbeiten nbsp Erste Anleihe In Gabriels Opernhaus des Schlosses Versailles gibt es ebenfalls je zwei Saulen beiderseits der Buhnenoffnung nbsp Letzte Anleihe In Compiegne das Theatre Imperial mit den charakteristischen Saulen Dass Katharina von Medici in dem Palast nie Wohnung nahm wird mit ihrem Aberglauben in Verbindung gebracht aberglaubisch liesse sich auch ein boser Fluch 75 vermuten der 300 Jahre lang an dem Bau klebte Jedoch baute tatsachlich bei allem Scheitern die franzosische Buhnenkunst auf die mit dem Tuileriensaal gemachten Erfahrungen auf ebenso wie die franzosische Oper aus den Misserfolgen von Ercole amante und Rossis vorher gezeigten Opern erwuchs 76 Wenn die Uberlieferung stimmt gehen die Bezeichnungen cote cour Hofseite und cote jardin Gartenseite fur die vom Publikum aus gesehene rechte und linke Theaterseite auf die ortlichen Gegebenheiten der Tuilerien zuruck 77 Louis Hautecœur vertrat 1927 die Ansicht das Tuilerientheater habe am wenigsten einen echten Einfluss auf die franzosische Theaterarchitektur gehabt mit Ausnahme der abgeanderten aber wiedererkennbaren Saulenreihe neben der Buhnenoffnung bei Ange Jacques Gabriels Opera de Versailles Genau besehen finden sich jedoch von den Vigaranis fur den Tuileriensaal entworfene architektonische Elemente in den Theatern der franzosischen koniglichen Schlosser bis hin zu Gabriel Auguste Ancelets 1867 begonnenem Theatre Neuf du chateau de Compiegne 78 Der Einfluss der Vigaranis dokumentiert sich selbst in Schweden im 1781 vom Architekten Erik Palmstedt gebauten Theater des Schlosses Gripsholm 79 Von Carlo Vigaranis Buhnenbildern fur das Tuilerientheater blieb nur eine einzige Darstellung mit sichtbarer Maschine erhalten Aus Psyche der Palast der Sonne heute im Nationalmuseum Stockholm 80 Laut Lodovico Vigarani hatte Ludwig XIV Henri de Gissey beauftragt Stiche der sieben grossen Maschinen und des Dekors anzufertigen wie sie in Ercole amante vorkamen geschehen ist dies offensichtlich nicht 81 Original barocke Theatermaschinerien gibt es heute noch im Bourla Theater Antwerpen und in den Schlosstheatern von Drottningholm und Cesky Krumlov 82 Literatur BearbeitenWalter Baricchi La costruzione della sala delle Tuileries Note di rilettura dei documenti d archivio In Walter Baricchi u Jerome de La Gorce Hrsg Gaspare amp Carlo Vigarani Dalla corte degli Este a quella di Luigi XIV Silvana Editoriale Mailand 2009 S 219 227 Philippe Beaussant Lully ou Le musicien du Soleil Gallimard Theatre des Champs Elysees Paris 1992 S 213 230 Jacques Francois Blondel Architecture francoise ou Recueil des plans elevations coupes et profils Bd 4 Verlag Charles Antoine Jombert Paris 1756 S 89 90 Thierry G Boucher L influence de la salle des Machines sur les salles de theatre des chateaux royaux de Versailles a Compiegne In Walter Baricchi u Jerome de La Gorce Hrsg Gaspare amp Carlo Vigarani Mailand 2009 S 264 269 Guillaume Fonkenell La salle des Machines des Tuileries apres les Vigarani In Walter Baricchi u Jerome de La Gorce Hrsg Gaspare amp Carlo Vigarani Mailand 2009 S 228 263 Louis Hautecœur Le Louvre et les Tuileries de Louis XIV Verlag G Van Oest Paris 1927 S 83 87 Jacques Hillairet Le Palais des Tuileries Le palais royal et imperial et son jardin Les Editions de Minuit Paris 1965 S 30 31 Alice Jarrard Architecture as Performance in Seventeenth Century Europe Court Ritual in Modena Rome and Paris Cambridge University Press Cambridge 2003 S 185 206 Jerome de La Gorce Carlo Vigarani intendant des plaisirs de Louis XIV Editions Perrin Etablissement public du musee et du domaine national de Versailles 2005 S 9 28 Henry Prunieres L Opera italien en France avant Lully Librairie Ancienne Honore Champion Paris 1913 S 213 221 u 301 f Henri Sauval Histoire et recherches des antiquites de la ville de Paris Bd 3 Buch 14 Verlag Charles Moette u Jacques Chardon Paris 1724 S 47 Victor L Tapie Baroque et Classicisme Librairie Plon Paris 1972 S 204 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Theatre des Tuileries Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Beaussant 1992 S 226 Blondel 1756 S 89 Hillairet 1965 S 41 f Hillairet 1965 S 16 Denis Andre Chevalley Der grosse Tuilerienentwurf in der Uberlieferung Ducerceaus In Erich Hubala Hrsg Kieler Kunsthistorische Studien Bd 3 Verlage Herbert Lang Peter Lang Bern Frankfurt M 1973 S 76 Chevalley 1973 S 77 Chevalley 1973 S 81 Chevalley 1973 S 82 Hillairet 1965 S 25 Hillairet 1965 S 28 Prunieres 1913 S 38 Prunieres 1913 S 43 Prunieres 1913 S 213 Beaussant 1992 S 220 a b c Tapie 1972 S 204 Beaussant 1992 S 219 Prunieres 1913 S 214 Hautecœur 1927 S 83 f Hautecœur 1927 S 83 Prunieres 1913 S 214 f a b Hautecœur 1927 S 84 Beaussant 1992 S 213 Beaussant 1992 S 214 Beaussant 1992 S 229 Beaussant 1992 S 215 a b Beaussant 1992 S 223 Prunieres 1913 S 215 Prunierers 1913 S 215 f Prunieres 1913 S 216 Jarrard 2003 S 195 Baricchi 2009 S 222 Jarrard 2003 S 193 Hillairet 1965 S 33 Fonkenell 2009 S 240 La Gorce 2005 S 12 Prunierers 1913 S 217 Jarrard 2003 S 197 a b c Hautecœur 1927 S 85 Tapie 1972 S 205 La Gorce 2005 S 35 Johannes Hosle Moliere Sein Leben sein Werk seine Zeit Piper Verlag Munchen 1987 S 81 Charles Mazouer Moliere et Carlo Vigarani In Walter Baricchi u Jerome de La Gorce Hrsg Gaspare amp Carlo Vigarani Mailand 2009 S 319 Prunieres 1913 S 301 Prunieres 1913 S 217 Jarrard 2003 S 200 u 273 Sauval 1724 S 47 1 Beaussant 1992 S 226 Prunieres 1913 S 302 Hillairet 1965 S 31 Boucher 2009 S 265 f 2 Prunieres 1913 S 221 3 Jarrard 2003 S 200 Blondel 1756 S 90 a b Jurgen von Stackelberg Moliere Studien zu Werk und Wirkung Verlag Walter Frey Berlin 2010 S 91 Prunieres 1913 S 282 Beaussant 1992 S 235 Prunieres 1913 S 301 f Johannes Hosle Moliere Munchen 1987 S 233 Jurgen Grimm Moliere 2 uberarbeitete und aktualisierte Auflage Verlag J B Metzler Stuttgart Weimar 2002 S 141 a b Beaussant 1992 S 235 R A de Saint Maurice Lettres sur la cour de Louis XIV Paris 1910 S 14 f Hillairet 1965 S 40 Elliot H Polinger Pierre Charles Roy Playwright and Satirist 1683 1764 Publications of the Institute of French Studies Inc New York 1930 S 30 u 99 f Fonkenell 2009 S 232 Fonkenell 2009 S 234 Hillairet 1965 S 51 f Andre Gavoty La Grassini II La premiere cantatrice de l empereur In Revue des Deux Mondes Huitieme Periode 47 H 1 1938 S 146 184 hier S 149 Michel Carmona Les Louvre et les Tuileries Huit siecles d histoire Paris 2004 S 267 und S 399 Hillairet 1965 S 60 gibt janvier 1809 als Eroffnungsdatum an was jedoch ein Irrtum ist Hillairet 1965 S 98 f Alain Boumier Faut il reconstruire les Tuileries Turriers 2004 S 8 PDF 432 kB Caracteres generaux Homepage des Comite national pour la reconstruction des Tuileries abgerufen am 6 Marz 2016 Hillairet 1965 S 101 Beaussant 1992 S 221 Fonkenell 2009 S 228 Boucher 2009 S 264 Boucher 2009 S 268 Jarrard 2003 S 204 f Prunieres 1913 S 304 Reinhold Daberto Historisch und modern ein Gegensatz Buhnentechnische Rundschau 4 2014 S 72 75 48 863086 2 331982 Koordinaten 48 51 47 1 N 2 19 55 1 O Normdaten Korperschaft GND 1208968033 lobid OGND AKS LCCN no2004068883 VIAF 132878765 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theatre des Tuileries amp oldid 238891371