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Die franzosische Oper entwickelte sich im 17 Jahrhundert im Umkreis des franzosischen Hofes aus der vorherrschenden italienischen Oper die sie mit Prunk grossem Orchester und ausgiebigen Balletteinlagen anreicherte Der grosse Tanzanteil und eine spezielle Textbehandlung im Rezitativ sind ihre wesentlichsten Merkmale Die singspielartigen Stucke die aus der Opera comique hervorgegangen sind zeichnen sich hingegen durch gesprochene Dialoge aus im Unterschied zu den italienischen Rezitativen Als Metropole im kontinentalen Europa blieb Paris bis zum Ende des 19 Jahrhunderts fuhrend in der Operngeschichte Der junge Louis XIV in der Hauptrolle des Apollo im Ballet royal de la nuit 1653Entscheidenden Anteil an der Entstehung einer spezifisch franzosischen Oper hatte der geburtige Italiener Jean Baptiste Lully 1632 1687 der die Halfte seines Lebens Hofkomponist fur Ludwig XIV war und mit ihm schon um 1650 als Gitarrist und Komodiant bei Auffuhrungen tanzte Bei Hof entstanden zwei ausgepragt franzosische Operngattungen Die Tragedie lyrique und das Comedie ballet Nach dem Tod des Konigs 1715 entwickelte sich eine nicht hofische franzosische Oper auf den Pariser Jahrmarktstheatern an der Komponisten wie Egidio Duni Francois Andre Danican Philidor oder Pierre Alexandre Monsigny Anteil hatten und die Opera comique genannt wurde Jean Philippe Rameau dagegen fuhrte Lullys Stil weiter und versuchte moderne italienische Stilmerkmale behutsam zu integrieren In jener Zeit klingt die italienische Oper modern in unseren Ohren klassisch und die franzosische stets noch sehr barock In den Jahren um die Franzosische Revolution hatte sich die Opera comique in einem eigenen Opernhaus Opera Comique etabliert und es entwickelten sich neue Formen der gesungenen Tragodie oder Tragikomodie wie die Rettungsoper Die fur das Grossburgertum des 19 Jahrhunderts wichtigste Operngattung war darauf die Grand opera die von der burgerlich gewordenen Pariser Oper produziert wurde Nach deren Zerfall hatte das Drame lyrique als empfindsame ins private Gefuhl zuruckgezogene Ausdrucksform der franzosischen Oper bleibenden Erfolg Die lebhafte Konkurrenz zwischen franzosischen und auslandischen Komponisten wie Christoph Willibald Gluck oder Niccolo Piccinni blieb ein fruchtbarer Motor fur die franzosische Oper bis ins 19 Jahrhundert hinein Die Auslander Gioachino Rossini Giacomo Meyerbeer oder Giuseppe Verdi schrieben franzosische Opern die zu den bedeutendsten des Repertoires gehorten Die Zeit des Protektionismus nach dem Deutsch Franzosischen Krieg seit 1871 fuhrte allerdings zu einer weitgehenden Beschrankung der franzosischen Oper auf franzosischsprachige Komponisten wie Ambroise Thomas Charles Gounod oder Jules Massenet Inhaltsverzeichnis 1 Verdrangung der Italienischen Oper 2 Prunk und Ballett 3 Wichtige Stilelemente der Franzosischen Nationaloper 4 WeblinksVerdrangung der Italienischen Oper BearbeitenIm Jahr 1660 hatte Kardinal Mazarin der gemeinsam mit Ludwigs Mutter Anna von Osterreich Interimsregent war den beruhmtesten italienischen Opernkomponisten Francesco Cavalli nach Paris kommen lassen um eine Festoper Ercole amante Der verliebte Herkules fur die konigliche Hochzeit zu schreiben Die italienische Oper war in Paris bereits durch Luigi Rossi und dessen L Orfeo bekannt geworden der junge Ludwig XIV hasste den italienischen Stil aber Er liess Lully Ballett Einlagen fur die entstehende Prunkoper komponieren doch war der Hauptzweck Cavallis Werk zu sabotieren und dem Ruf seines Forderers Mazarin zu schaden Der Plan gelang und auch fur die Alternativoper Serse komponierte Lully die Ballettmusik Bei der Auffuhrung am 21 November 1660 im Palais des Tuileries in Paris wurde Cavallis Oper von Lullys franzosischen Tanzeinlagen nahezu uberwuchert und Cavalli bruskiert Vier Monate spater starb Mazarin worauf viele Italiener Frankreich verliessen und die italienische Oper ihre Bedeutung verlor Beim spater doch noch aufgefuhrten Ercole amante wurde das Ballet jedoch Hercule amoureux benannt und vom Konig selbst in der Rolle des Apollo getanzt Der Hof skandierte wahrend seines Tanzes Lang lebe der Sonnenkonig dieser Name blieb sein Leben lang gebrauchlich Im Mai 1661 ernannte Ludwig XIV Lully zum Surintendant de la musique du roi von nun an kooperierten Lully und Moliere Lullys entscheidende musikalische Initialzundung entstand aus einem Sachzwang im August 1661 hatte Moliere fur ein grosses Fest auf Schloss Vaux le Vicomte zu wenige Schauspieler Man baute zwischen einzelne Szenen Ballette ein um den Schauspielern Zeit zum Umkleiden zu verschaffen Die Auffuhrung vor den 6000 Gasten wurde ein unglaublicher Erfolg und das Comedie ballet war geboren fur das Lully die nachsten Jahre hindurch komponierte Prunk und Ballett Bearbeiten1671 brachte Robert Cambert der ehemalige Musikdirektor der Koniginmutter mit Pomone die erste rein franzosische Oper auf die Buhne und hatte durchschlagenden Erfolg Der Librettist Pierre Perrin wurde allerdings durch Intrigen ruiniert und Lully erhielt von ihm alle Opernrechte Der Konig unterstutzte ihn dabei und zwischen 1672 und 1684 kamen etwa 15 Opern Lullys auf den koniglichen Buhnen zur Auffuhrung Anders als bei Cambert und Perrin erhielt das Ballett grossen Raum und alle Tragedies lyriques enthielten 5 Akte mit je einem Divertissement grosszugige Szenen mit Chor und Balletteinlagen Ein vorausgehender Prolog diente der Verherrlichung des Sonnenkonigs Die vierte Oper Alceste 1674 wurde bereits im Marmorhof des neugebauten Schlosses Versailles uraufgefuhrt und war Hohepunkt eines grossen Festes Die meisten der mindestens im Jahresrhythmus folgenden Opern waren ebenso prunkhaft doch teilweise auch mit ernsten Themen Atys 1676 wurde auch Die Oper des Konigs genannt die er mitkomponiert haben soll Demgegenuber hiess Isis 1677 bald Die Oper der Musiker weil sie den Fachleuten genial erschien dem Hof aber zu intellektuell war Auf Befehl des Konigs entstand 1681 das Hofballett Le Triomphe de l Amour als Wiederbelebung des fruheren Stils Es wurde von den Kindern des Konigs getanzt und erhohte den Ruhm Lullys der 1682 zum Umzug des Konigshofes nach Versailles Persee komponierte Mit ihm wurde sogar noch 1770 das Opernhaus zu Versailles eingeweiht und die Hochzeit des zukunftigen Ludwig XVI mit Marie Antoinette gefeiert Lullys erfolgreichstes Werk war 1684 Amadis Es wurde jedes Jahr aufgefuhrt solange Ludwig XIV lebte In der Folge wenden sich Lully und sein Librettist Philippe Quinault von der Mythologie ab und besingen franzosische Ritter und ihr Glaubensideal eine Folge der Aufhebung des Ediktes von Nantes Um 1685 fiel Lully in konigliche Ungnade und seine Opern wurden nun in Paris uraufgefuhrt Nachfolger im Amt des Surintendanten wurden seine Sohne Jean und Louis zusammen mit seinem besten Schuler Marin Marais bis der Konig Michel Richard Delalande berief Wichtige Stilelemente der Franzosischen Nationaloper BearbeitenJean Baptiste Lully fuhrte mit dem grossen Orchester den franzosischen Stil weiter pragte aber auch die Musik ganz Europas Klangtypisch sind der funfstimmige Orchestersatz und die Vorhalte Zu den 24 Violinen fur die Lully blumige Verzierungen liebte kommen 12 grosse Oboen die er aus der Schalmei weiterentwickeln liess Als grosse Generalbass Gruppe Continuo fungierten Cembalo Gitarren und Lauten sowie Pauken und Trompeten Letztere wurden nur bei ernsteren Opern weggelassen Als Soloinstrument wurde die neue Traversflote zur Schau gestellt und das franzosische Trio zwei Oboen mit Fagott Das Trio ging auch in die deutsche Tradition ein u a durch Georg Philipp Telemann Die typisch franzosische Ouverture punktierter Rhythmus mit anschliessender Fuge und Reprise des ersten Teils geht allerdings teilweise auf Vorganger und Zeitgenossen Lullys zuruck auch Pierre Beauchamp Jean de Cambefort Robert Cambert Jacques Cordier Guillaume Dumanoir oder Michel Mazuel schrieben bereits Eroffnungsmusiken fur die Hofballette Diese Ouverturen haben wenig mit den italienischen Sinfonias von Monteverdi Cavalli oder Luigi Rossi zu tun denn der franzosische Orchesterstil mit 24 Violinen wurde schon unter den Ballettmeistern Ludwig XIII entwickelt Lully fugte den gravitatischen Ouverturen noch eine Fuge an und gestaltete seine Tanze und Ballette so dass man den Tanz schon an der Musik erkannte er sozusagen wichtiger als diese war Seit 1660 Ballett Xerxes wurden die neuen Ouverturen an den Anfang fast jedes Werkes gestellt und ersetzten das fruhere Ritournell Seit Anfang war die franzosische Oper als Gegenpol zur etablierten italienischen Oper gedacht Ludwig XIV forderte auch in anderen Bereichen der Kunst eine eigene franzosische Ausdrucksform Das franzosische Rezitativ entwickelten Lully und Lambert nicht aus italienischen Vorbildern sondern aus dem Air de Cour und liessen es bisweilen in kleine liedhafte Airs ubergehen nicht zu verwechseln mit Arien Die italienische Da capo Arie kennt die franzosische Oper nicht Dafur stellt sie die Erwartungen des Publikums durch Verstandlichkeit und viele Ballette zufrieden Jeder der 5 Akte und der Prolog beinhaltet ein Divertissement grosse Chorszene und Ballett Das Versmass der Opern kommt dem franzosischen Rezitativ entgegen Die Themen sind der antiken Mythologie oder Ritterepen entlehnt Zu den Standard Szenen gehoren solche mit Traumen Sommeil Sturme Vents pomposen Schlachten Combats und als Abschluss eine grosse Passacaglia und Chaconnen oft mit Solisten und Chor Der franzosische Musikstil war schon seit den Plaisirs de l Isle de enchantee in Europa popular und zog viele junge Musiker zum Studium nach Paris Zu diesen europaischen Lullisten zahlen Johann Caspar Ferdinand Fischer Pelham Humfrey Johann Sigismund Kusser und die sehr bekannten Agostino Steffani und Georg Muffat zu den franzosischen u a Marin Marais Jean Marie Leclair und Jean Joseph Cassanea de Mondonville sowie Andre Campra Michel Richard Delalande und Jean Philippe Rameau Die Orchesterstucke der Opern und Ballette kamen als gedruckte Suiten u a nach Deutschland und England und pragten die barocke Orchestersuite und die Musik der Furstenhofe auch J S Bach Handel und Purcell ahmten Lully teilweise nach sowie Fasch Telemann oder Fux Die Hofe von Hannover und Dusseldorf bis Darmstadt und Munchen sammelten nicht nur Musik und Schwarzkopien aus Frankreich sondern engagierten auch dessen Musiker In Frankreich blieb Lullys Stil fur fast hundert Jahre vorherrschend neben Oper und Ballett auch die Form der geistlichen Musik die nach dem Tod von Ludwig XIV am Hofe gefordert wurde Erst mit der Grundung des Concert spirituel in Paris und haufigeren italienischen Konzerten sank die Abneigung gegen Italiens Musik Doch als eine Truppe Pergolesis La serva padrona in Paris auffuhrte brach ein offener Konflikt zwischen den Anhangern der traditionell franzosischen Oper und den Anhangern der neuen Opera buffa aus Er ging als Buffonistenstreit in die Geschichte ein und wurde erst Jahre spater durch die ersten Opern von Gluck beigelegt Danach wurden auch die Opern des Ancien Regime von Lully Campra oder Rameau nur selten gespielt Weblinks BearbeitenCalendrier Electronique des Spectacles sous l Ancien Regime et sous la Revolution Daten und Bilddatenbank des Franzosischen Theaters und der Darstellenden Kunste von 1600 1800 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franzosische Oper amp oldid 233550126