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Grand opera frz Grosse Oper das Wort opera ist im Franzosischen Maskulinum ist die Bezeichnung fur ein Operngenre das in Paris nach der Franzosischen Revolution aus Elementen der ernsten und der komischen Oper entstand und die Tragedie lyrique als reprasentative Operngattung ersetzte Die Grand opera ist funfaktig und enthalt ein ausgedehntes Ballett Bis in die 1920er Jahre hinein gehorte sie weltweit zum Opernrepertoire Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Stoffe Musik Tanz und Buhnentechnik 3 Werke 4 LiteraturGeschichte Bearbeiten nbsp Edgar Degas Das Nonnenballett aus der Oper Robert der Teufel 1831 von Meyerbeer 1876 Die Grand opera prasentierte revolutionare Buhneneffekte hier das gasbetriebene Rampenlicht als neuartige Beleuchtung Nach einer Phase des Experimentierens etwa der Erneuerungsversuche von Gaspare Spontini formierte sich um 1828 eine neue ernste franzosische Oper Dieses Operngenre das erst im Nachhinein die Verlegenheitsbezeichnung Grand opera erhielt befand sich in Konkurrenz zur alteren und weniger prunkvollen Opera comique die sich den aristokratischen Opern bereits im 18 Jahrhundert entgegenstellte Wahrend Tragedie lyrique und Opera seria im 18 Jahrhundert Operngattungen der Aristokratie waren wurde die ebenfalls durchkomponierte Grand opera nach der Entmachtung des Adels zur Operngattung des Geldburgertums Sie war leichter verstandlich als die aristokratischen Opern und spektakularer als die Opera comique Ihre Helden waren seit Giacomo Meyerbeers Robert der Teufel Robert le diable 1831 mehrheitlich keine einfachen Leute sondern Adlige vgl Standeklausel Sogar die Hauptfigur von Fromental Halevys Die Judin La juive 1835 ist in Wirklichkeit adliger Abstammung Die Grand opera hatte eine anhaltende internationale Ausstrahlung bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Sie bot Angriffsflachen fur zahlreiche Parodien wie die Pariser Operetten von Jacques Offenbach Die Mehrheit des Adels zog sich hingegen von der Grand opera zuruck Mit ihr wurde ein Triumph burgerlicher Moglichkeiten und sportlicher Fahigkeiten wie Bezahlbarkeit oder technische Machbarkeit uber traditionelle Vorrechte gefeiert Die Polemik Richard Wagners hat zu ihrer zunehmenden Geringschatzung beigetragen Eine Rolle spielte der Neid daruber dass es in den relativ kleinen deutschsprachigen Stadten trotz aller Anstrengungen nicht moglich war die Pariser Leistungen zu kopieren Alle Vornehmen und Reichen die sich in der ungeheuren Weltstadt der ausgesuchtesten Vergnugungen und Zerstreuungen wegen aufhalten versammeln sich von Langeweile und Genusssucht getrieben in den uppigen Raumen dieses Theaters um das hochste Mass von Unterhaltung sich vorfuhren zu lassen Die erstaunlichste Pracht an Buhnendekorationen und Theaterkostumen entwickelt sich da vor dem schwelgenden Auge das wiederum mit gierigem Blicke dem kokettesten Tanze des uppigsten Ballettkorps der Welt sich zuwendet ein Orchester von der Starke und Vorzuglichkeit wie es sich nirgends wieder findet begleitet die glanzenden Aufzuge ungeheurer Massen von Choristen und Figuranten zwischen denen endlich die kostspieligsten Sanger auftreten Richard Wagner Ein Theater in Zurich 1851 Die Grand opera war an die Pariser Institution der Opera und ihre Produktionsbedingungen gebunden Es wurden mit grossem Aufwand nur wenige Stucke produziert die sich jahrzehntelang im Repertoire halten sollten Die Langen der Akte und der Pausen waren genau festgelegt was oft zu Streitigkeiten mit den Komponisten fuhrte Im Unterschied zu den Gattungsbezeichnungen Tragedie lyrique Opera comique Opera seria und Opera buffa ist Grand opera weniger gebrauchlich und hatte einst sogar einen marktschreierischen oder abschatzigen Klang sodass man sich oft mit der Bezeichnung Opera begnugte Stoffe Musik Tanz und Buhnentechnik BearbeitenDie Grand opera nahm viele Anregungen in sich auf Sie entwickelte sich partiell aus Christoph Willibald Glucks Reform der Tragedie lyrique besonders in ihrer Adaption durch Antonio Salieri aus revolutionaren Stromungen der Opera comique wie der Rettungsoper aus den popularen Spektakelstucken der Boulevardtheater sowie aus aktuellen Tendenzen der ernsten italienischen Oper Von anfanglich antiken Stoffen wie in Spontinis La vestale 1807 tendierte die Grand opera bis 1828 zunehmend zu spatmittelalterlichen historischen Sujets Dabei sind es gerade die politisch konfliktgeladenen Stoffe die zu grossen Erfolgen fuhren ein Volksaufstand in Francois Aubers La muette de Portici Die Stumme von Portici die Vertreibung der protestantischen Minderheit aus Frankreich in Giacomo Meyerbeers Die Hugenotten Les Huguenots 1836 oder der Antisemitismus in Halevys Die Judin 1835 Wahrend Gioachino Rossini mit Wilhelm Tell Guillaume Tell 1828 wiederum einen eher barocken opulenten musikalischen Stil pflegte bemuhte sich die Mehrzahl der Grand operas um eine leichte eingangige und klare Musiksprache in der das Orchester nicht zu stark dominiert und die Gesangssolisten ihre Virtuositat zeigen konnen ohne aus der Handlung herauszutreten was spater oft als Gehaltlosigkeit missverstanden wurde Klangfarbe oder Raumgestaltung sind in der Musik der Grand opera wichtiger als ein innermusikalischer Gehalt Buhnentechnisch wird wie im Melodrama ein erheblicher Aufwand getrieben mit grossen kostumierten Aufmarschen mitunter auch mit Pferden auf der Buhne Von der Grand opera gingen zahlreiche musikalische und theatralische Innovationen aus etwa der Spitzentanz in Meyerbeers Robert der Teufel die eingegliederte Pantomime die stumme Fenella in Die Stumme von Portici buhnentechnische Neuerungen wie der Lichtbogen als Prophetensonne in Meyerbeers Der Prophet oder dramaturgische Muster wie der offentliche Eklat eines privaten Konflikts die Richard Wagners Musikdrama anregten Werke BearbeitenDer Komponist Giacomo Meyerbeer war zusammen mit seinem Librettisten Eugene Scribe der Hauptvertreter der Grand opera mit Die Hugenotten 1836 und Der Prophet 1849 die bis zum Ersten Weltkrieg zu den weltweit meistgespielten Opern gehorten Auch Richard Wagner Rienzi 1842 Gaetano Donizetti Dom Sebastien 1843 Hector Berlioz Les Troyens 1858 oder Giuseppe Verdi Jerusalem 1847 Les vepres siciliennes 1855 Don Carlos 1867 haben Grand operas geschrieben Meyerbeers letzte Oper L Africaine 1865 in der indirekt die Problematik der Kolonialmachte thematisiert wurde war wiederum ein grosser Erfolg Ambroise Thomas konnte mit Hamlet 1868 nochmals ein Werk verfassen das fast 400 Vorstellungen an der Opera erreichte Nach Meyerbeers Tod schien die Grand opera allerdings erschopft und machte wiederum der Opera comique sowie einer spatromantischen Erneuerung der Tragedie lyrique etwa bei Jules Massenet siehe Drame lyrique Platz Als deutsche Grand opera hielt sich Die Konigin von Saba 1875 von Karl Goldmark ein halbes Jahrhundert lang im Repertoire Nach dem Ersten Weltkrieg verschwand die Grand opera zunehmend von den Spielplanen Dies lag zum einen Teil an gesellschaftlichen Veranderungen zum anderen Teil auch an den aufgefuhrten Fassungen die durch jahrzehntelange Bearbeitungen entstellt waren Seit etwa 1980 hat wieder ein Interesse fur diese Werke eingesetzt Regisseure wie Robert Wilson John Dew oder Hans Neuenfels haben sich ihrer erneut angenommen Literatur BearbeitenAnselm Gerhard Die Verstadterung der Oper Paris und das Musiktheater des 19 Jahrhunderts Metzler Stuttgart 1998 ISBN 3 476 00850 9 Junold Arkadi Die grand opera bei Verdi Wagner Berlioz und Tschaikowsky Arkadien Verlag Berlin 2011 ISBN 978 3 940863 31 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grand opera amp oldid 224391612