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Die Hungersnot in Frankreich von 1709 frz grande famine de 1709 ereignete sich in Frankreich vor dem Hintergrund des Spanischen Erbfolgekriegs der vier Jahre spater 1713 mit dem Frieden von Utrecht endete Wie die Hungersnot von 1693 1694 war sie auf einen sehr strengen Winter zuruckzufuhren wenn auch weniger feucht was die Getreidepreise in die Hohe schnellen liess Diese Hungersnot fuhrte zur Finanzkrise in Frankreich 1709 Inhaltsverzeichnis 1 Sechzehn Hungersnote im 18 Jahrhundert identifiziert 2 Brotpreis verzehnfacht 3 Unruhen ab April 4 Starker Frost nach Tauperioden 5 Die erschopfte Bevolkerung 6 Regionale Unterschiede 6 1 Das Beispiel Charente 7 Literatur 8 AnmerkungenSechzehn Hungersnote im 18 Jahrhundert identifiziert BearbeitenDer Historiker Emmanuel Le Roy Ladurie schatzt die Auswirkungen dieser Hungersnote auf etwa 1 3 Millionen Todesfalle bei einer auf 20 Millionen geschatzten Bevolkerung alleine fur die Jahre 1693 und 1694 und bei 600 000 Tote bei der Hungersnot von 1709 1 also 3 der damaligen Bevolkerung Frankreichs Diese schrecklichen Ereignisse waren alles andere als aussergewohnlich Historikern der damaligen Zeit zufolge erlebte Frankreich 13 allgemeine Hungersnote im 16 11 im 17 und 16 im 18 Jahrhundert 1 Angenommen diese Aussage ist vollstandig und zuverlassig was ich bezweifle lasst sie die lokalen Hungersnote beiseite und diese sehr haufigen treten fast jedes Jahr hier oder da auf 2 betonte der Historiker Fernand Braudel 1902 1985 der feststellte dass mit der entsetzlichen Hungersnot von 1812 der Hungersnot von 1816 1817 und der Folge von Missernten zwischen 1820 und 1830 1837 und 1846 1848 auch das 19 Jahrhundert nicht verschont blieb 1 Brotpreis verzehnfacht BearbeitenNach den strengen Wintern 1709 und 1710 schossen die Getreidepreise in Frankreich in die Hohe auf das 10 12 oder 13 fache der Preise des Vorjahres Das des Sesters Weizen erreichte 82 Livre gegenuber nur 7 Livre 3 Ein Exportverbot fur Getreide war 1698 unter Androhung der Todesstrafe erlassen worden als die Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Gutern den Volkszorn erregten Nicolas Desmarets Directeur des Finances seit 1703 und am 20 Februar 1708 zum Controleur general des finances ernannt gelang es vom Finanzier Samuel Bernard ein Darlehen von 6 Millionen zu erhalten und die Taille zu reduzieren musste aber 1710 die Erhebung einer neuen Steuer der Impot du dixieme organisieren die alle Einnahmen betraf Unruhen ab April BearbeitenDie Hungersnot loste im April in Paris Ausschreitungen gegen die Hungersnot Verschworung aus so der Okonom Jean Francois Calmette 4 was den Zeitgenossen Nicolas Boileau dazu veranlasste zu sagen Es gibt keinen Tag an dem der hohe Brotpreis keinen Aufruhr erregt 5 Stadtische Unruhen wurden an der mittleren Loire in der Normandie in der Provence im Languedoc und sogar in der Stadt der Freres Paris Moirans in der Dauphine beobachtet Im Jahr 1709 wurden fast 400 Faux Sauniers Salzschmuggler zu Galeerenstrafen verurteilt im Jahr 1710 fast 300 was von der Explosion des Schmuggels zeugt Im April verpflichtete eine Verordnung Getreidebesitzer ihre Reserven zu deklarieren 6 Getreide das zwischen den Provinzen des Konigreichs zirkulierte oder aus dem Ausland stammte war jetzt von Importbeschrankungen Zollen und Wegegeldern befreit Um mit der Situation fertig zu werden wurden die Reichen besteuert und die Gemeinden gezwungen Lebensmittelverteilungen an Bedurftige zu organisieren 6 Starker Frost nach Tauperioden BearbeitenGemass dem Historiker Pierre Goubert fror der grosse Winter von 1709 alle Feldfruchte und Obstbaume ein Die Weizenernten wurden vernichtet ausser in Gebieten in denen Sommerweizen gesat werden konnte Im Fruhjahr 1709 verboten die Magistrate des Parlement von Paris sich auf das Beispiel des Winters 1694 stutzend das erneute Aussaen des erfrorenen Getreides in der Hoffnung dass es wegen der Froste die wahrend des Tauwetters nacheinander auftraten wie 1608 wieder nachwachst Diese Entscheidungen riefen Unmut und Unverstandnis in der Bevolkerung hervor da die Ernteungleichheiten von einer Region zur anderen sehr gross waren Die erschopfte Bevolkerung BearbeitenEs fehlte nicht ganz an Getreide Gerste lieferte Nahrungsersatz und die Hilfsmassnahmen der Behorden haben sich bewahrt Verteilung von Getreide aus weniger betroffenen Gebieten oder aus dem Ausland kostenlose Brotverteilung Trotzdem wurden in den zwei Jahren in Frankreich 2 141 000 Verstorbene bei 1 330 800 Geburten registriert was einen Verlust von 810 000 Menschen ergibt 3 5 der Bevolkerung Im Herbst traten gehauft Volkskrankheiten auf die durch die schlechte Qualitat des Getreides das nicht genug Nahrung hatte oder durch die Mischung die aus den Samen schlechter Pflanzen hergestellt wurde verursacht wurden Laut dem Historiker Pierre Goubert konnte 1709 wie 1694 das gemeine Volk dessen Reserven durch die verschiedenen Steuern erschopft waren nur von Almosen oder von faulem Aas leben Man hat in Serie bestattet man hat die Toten auf den Strassen aufgelesen 7 Derselbe Autor weist darauf hin dass die Menschen selten im engeren Sinne verhungerten sondern in Krisenzeiten durch infizierte Lebensmittel die verschiedene ansteckende Krankheiten insbesondere Verdauungskrankheiten verursachten 8 Der Historiker Marcel Lachiver unterscheidet drei grosse Perioden der Ubersterblichkeit den Winter 1709 mit rund 100 000 Kalteopfern zwischen Januar und Marz 1709 einen Anstieg der Sterblichkeit im Sommer und Herbst 1709 im Zusammenhang mit Unterernahrung sogar Hungersnote und schliesslich eine dritte Welle von 270 000 weiteren Todesfallen als ublich bis zur Ernte 1710 diesmal im Zusammenhang mit den Auswirkungen von Epidemien Ruhr Typhus usw 9 Um die demografischen Auswirkungen der Krise zu bewerten werden auch die Entwicklung der Zahl der Eheschliessungen 140 000 weniger 1709 10 und das Geburtendefizit 1 331 000 Geburten in den zwei Jahren gegenuber den ublichen 1 753 000 ermittelt 422 000 weniger Tatsachlich hatte das Konigreich am 1 Januar 1709 22 643 200 Einwohner Am 1 Januar 1811 waren es nur 21 800 000 9 Regionale Unterschiede BearbeitenDie grosse Hungersnot war also je nach Provinz mehr oder weniger wichtig Die Kustenzonen des Sudens und der Bretagne wurden aufgrund eines milderen Klimas der Strassen oder Seeversorgung und vor allem dank des Verzehrs von Alternativen geschutzt Buchweizen Mais Milchprodukte Fisch und Schalentiere Auf der anderen Seite sahen die Provence und ein Teil des Languedoc ihre Obstbaume Olivenbaume Orangenbaume Mandelbaume usw teilweise zerstort und wenn man in der Provence einen Neustart durchfuhren musste man funfzehn Jahre warten um eine Ernte zu erhalten weswegen man sich im Languedoc fur den Weinbau entschied 10 Fur den Rest des Konigreichs kann man die demografischen Folgen der grossen Froste der Winter 1693 1694 und 1709 1710 in den Kirchenbuchern ablesen man stellt oft eine drei bis vierfache Zahl der Toten fest einen deutlichen Ruckgang der Zahl der Eheschliessungen und einen weiteren Ruckgang der Zahl der Taufen infolge von Amenorrhoe oder Unterernahrung 11 Ohne die Gerste die in manchen Gegenden auf Weizen gesat wurde und die so reichlich lieferte dass auch dieses Jahr wieder Gerstenjahr genannt wird ware die Hungersnot noch viel schlimmer gewesen Im Fruhjahr 1709 wurde in Berry und anderswo viel Weizen gesat der gut aufging aber als man sah dass die Halme nur Ahren ohne Korn gaben wurden sie gemaht um das Vieh zu weiden Die Samlinge brachten im folgenden Jahr so reichlich Getreide als ob sie neu ausgesat worden waren Man lernte auch dass der Weizen der in eingezaunten Grundstucken entlang der Mauern gesat wurde vor dem Nordwind geschutzt der Kalte des Winters 1709 standgehalten hatte Wenn der Fruhling extrem nass und regnerisch ist ist die folgende Ernte normalerweise unfruchtbar weil die gute Saat von einer Vielzahl schlechter Pflanzen erstickt und ausgehungert wurde 11 Das Beispiel Charente Bearbeiten Die demographischen Folgen der schrecklichen Winter sind heute neben den Personenstandsurkunden auch den Notizen der Priester in den Kirchenbuchern zu entnehmen Aus La Rochette in der Charente im Departement Charente wird berichtet Im Jahr 1709 war der Winter so grausam dass er alle Walnuss und Kastanienbaume und einige andere Obstbaume totete viele Menschen beiderlei Geschlechts starben an der Kalte eine betrachtliche Anzahl von Vogeln aller Art starb kaum wurden Samen die in den Boden gesat worden waren geerntet und der Wein war 400 Livre pro Fass wert zum Gluck konnten wir im Fruhjahr spanischen Weizen Mais aussaen und eine grosse Hungersnot wurde vermieden 12 Dieses Zeugnis entspricht dem des Priesters Thomas von Bouex Im Jahr 1709 war der Winter gegen Ende besonders hart Am 6 Januar begann eine siebzehn Tage andauernde Kalte mit zwei Fuss dickem Schnee der so lange anhielt wie die Kalte d h dass er bis zum 25 des besagten Monats nicht ganz geschmolzen war Die Kalte war so stark dass alle Flusse zugefroren waren 13 Literatur BearbeitenGeorges Duby e a Histoire de la France rurale Band 2 Paris Editions du Seuil 1975 Pierre Goubert Louis XIV et vingt millions de Francais Paris Fayard 1966 Stephane Guerre Nicolas Desmaretz le Colbert oublie du roi soleil Champ Vallon 2019 Laurent Jacquot 1709 une annee miserable Societe d Etudes Historiques de Romans Bourg de Peage Revue Dromoise 2009 Jean Francois Calmette La Rarete en droit public L Harmattan Paris 2004 ISBN 978 2 7475 7153 1 Marcel Lachiver Les annees de misere la famine au temps du Grand Roi Fayard Paris 1991 ISBN 2 213 02799 4 Gerard Sabatier La crise crise economique de 1709 en Velay in Cahiers de la Haute Loire Le Puy en Velay 1965Anmerkungen Bearbeiten a b c Ah le bon vieux temps des disettes Agriculture amp Environnement Supposez que ce releve soit complet et fiable ce dont je doute il laisse de cote les famines locales et celles ci tres frequentes surviennent presque chaque annee ici ou la Fernand Braudel L identite de la France Band 3 Kapitel Penuries diesettes famines emeutes frumentaires revoltes Philippe Martin Narcisse Benoit Guide du meunier et du builder de moulins Band 2 S 676 Jean Francois Calmette La Rarete en droit public S 40 Il n y a pas de jour ou la cherte du pain n excite quelque sedition a b Thierry Sabot Les grandes crises demographiques de l Ancien Regime auf histoire genealogie com 20 Januar 2009 comme en 1694 le petit peuple aux reserves epuisees par les divers impots ne put vivre que de charite ou de charognes infectes On enterra en serie on ramassa des morts le long des chemins Les gens mouraient rarement de faim au sens etroit du mot mais plutot d aliments infects des temps de crise qui provoquaient diverses maladies contagieuses surtout digestives a b Marcel Lachiver Les Annees de misere la famine au temps du Grand Roi 1680 1720 Fayard Paris 1991 ISBN 9782213027999 Emmanuel Le Roy Ladurie Les paysans du Languedoc Editions de l Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales Paris 1985 S 524 526 ISBN 2 7132 0274 4 a b Pierre Raoul Les grand miseres de l hiver 1709 Autour d Ecuras Dezember 1990 En l an 1709 l hiver fut si cruel qu il tua tous les noyers et chataigniers et plusieurs autres arbres fruitiers un tres grand nombre de personnes de l un et l autre sexe moururent de froid un nombre considerable d oiseaux de toute espece perirent a peine recueillit on les semences qui avaient ete jetees en terre et le vin valait 400 livres le tonneau heureusement on put semer du ble d Espagne mais au printemps et une grande famine fut evitee Registres paroissiaux de La Rochette cites par M le docteur Forgeaud in La Rochette mon village Angouleme Societe anonyme des journaux et imprimerie de la Charente 1981 L annee 1709 l hiver a este rude particulierement vers la fin Le six janvier il commencea un froid qui continua dix sept jours avec de la neige epaisse de deux pieds qui dura autant que le froid c est a dire qui ne fut fondue entierement que le 25 dudit mois Le froid fut si rude que toutes les rivieres furent glacees Registres paroissiaux de Bouex cites par l abbe Mondon Baronnie de Marthon 1895 1896 1897 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hungersnot in Frankreich 1709 amp oldid 237900283