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Die ehemalige Pramonstratenser Stiftskirche St Johannes Baptist ist seit der Sakularisation des Klosters Steingaden katholische Pfarrkirche 1 von Steingaden im Landkreis Weilheim Schongau in Oberbayern Bistum Augsburg Die als Welfenmunster bekannte Kirche ist eine romanische Basilika die im 17 und 18 Jahrhundert barockisiert wurde und heute als eine der bedeutendsten Sehenswurdigkeiten des Pfaffenwinkels gilt Westfassade mit VorhalleKloster Steingaden 1803Romanisches Westportal Welfengenealogie in der Vorhalle Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Renovierungen und Sanierungen seit dem 20 Jahrhundert 2 Architektur 3 Innenraum 3 1 Ausstattung 3 1 1 Sebastianskapelle 3 1 2 Orgel 3 2 Grabplatte Epitaphien und Fresken der Stifter 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Pramonstratenserkloster Steingaden wurde 1147 von Markgraf Welf VI von Tuszien einem Sohn von Herzog Heinrich dem Schwarzen vor seinem Aufbruch zum Kreuzzug als Hauskloster und Grablege der Welfen gegrundet und von Pramonstratenser Chorherren aus dem Stift Rot an der Rot besiedelt Seit 1055 spielte das Gebiet am oberen Lech eine wichtige Rolle in der welfischen Hausmachtspolitik Zu seinem Schutz entstanden die Burgen auf dem Schlossberg bei Peiting und die Veste bei Alt Schongau Altenstadt 1073 hatte bereits sein Grossvater Welf IV das Nachbarkloster Rottenbuch gegrundet das rasch zu einem bedeutenden Augustinerchorherrenstift aufstieg Die unter das Patrozinium des hl Johannes Baptist gestellte romanische Klosterkirche wurde 1176 geweiht und ist noch weitgehend unter den spateren Uberformungen erkennbar Abt Caspar Suiter liess den Bau von 1470 bis 1491 im spatgotischen Stil umgestalten und fugte die Vorhalle hinzu Auch der romanische Kreuzgang wurde bei dieser Gelegenheit eingewolbt nbsp Innenansicht nach Osten nbsp Innenansicht nach WestenIm Bauernkrieg plunderten und brandschatzten die Aufstandischen das Kloster 1530 begann Abt Johannes Dimpt mit der Wiederherstellung in modernen Renaissanceformen 1600 erganzte man die Kirche mit einigen Freskenzyklen Erhalten blieb hiervon nur die Welfengenealogie in der Vorhalle Im Dreissigjahrigen Krieg kam es 1646 zur erneuten Zerstorung der Wiederaufbau wurde 1663 abgeschlossen Zur Sechshundertjahrfeier im Jahr 1747 beschloss der Konvent gegen 1740 die Neuausstattung des Kirchenraumes in aktuellen Rokokoformen Die Arbeiten waren 1750 abgeschlossen Die Sakularisation des Klosters 1803 bedrohte auch das Welfenmunster Wahrend die meisten Klostergebaude abgerissen wurden konnte das Gotteshaus zur Pfarrkirche umgewidmet werden und blieb so erhalten Renovierungen und Sanierungen seit dem 20 Jahrhundert Bearbeiten Von 1955 bis 1960 erfolgte eine grundliche Innen und Aussenrenovierung durch die Gemeinde Weitere Sanierungsmassnahmen dauerten von 1967 bis 1993 Eine weitere Renovierung gab es von Februar 2017 bis Oktober 2019 2 Dabei wurden einige Fehler vorangegangener Renovierungen korrigiert 3 Architektur Bearbeiten nbsp Vorderes und mittleres Mittelschiff Fresko nbsp Hochaltar nbsp Antoniusaltar nbsp Vierzehn Nothelfer AltarSteingaden reprasentiert wie die nahe Basilika in Altenstadt den Typus der alpenlandischen querschiffslosen romanischen Basilika mit Doppelturmfassade und drei Apsiden Die Nebenapsiden wurden allerdings nach der Zerstorung im Dreissigjahrigen Krieg beseitigt Die Kirche ist innen 51 m lang mit der Vorhalle 60 m und 21 m breit Die Hohe des Mittelschiffs betragt 15 m Aussen ist die romanische Basilika noch deutlich zu erkennen Im Westen steigen die beiden einfachen Turme bis zur Hohe von 35 m auf Das alte Hauptportal hat sich in der spatgotischen Vorhalle gut erhalten Das Tympanon aus dem Jahr 1964 ist eine freie Nachschopfung des romanischen Originals Fragment im Bayerischen Nationalmuseum in Munchen Die Fensteroffnungen sind im sudlichen Seitenschiff spatgotisch verandert Die Obergaden des Mittelschiffes durchbrechen riesige geschweifte Rokokofenster um 1740 1750 Die erhaltene Hauptapsis wird aussen durch Blendarkaden mit Saulen und einen Zahnschnittfries unter der Dachtraufe belebt Diese originalen hochmittelalterlichen Dekorationsformen finden sich auch an den Turmen und Hochwanden Die einfachen Ziegelsatteldacher der Turme und des Hauptschiffs unterstreichen das eher karge Architekturbild das in auffallendem Kontrast zum reich ausgestatteten Innenraum steht Innenraum BearbeitenIn der spatgotischen Vorhalle mit ihren Netzgewolben hat sich mit der Welfengenealogie Nordwand ein Rest der Renaissanceausmalung erhalten die 1951 freigelegt wurde Die Malereien zeigen die Stammfolge der Welfen vom Stammherrn Azzo bis zu Welf VII und die Grundung der Kloster Rottenbuch und Weingarten Das grosse Bildfeld rechts uber der Tur illustriert den Leichenzug Herzog Welfs VI 1191 Links neben dem spatgotischen Spitzbogen des Aussenportals steht der Wappengrabstein des Hermann von Haldenberg 1324 Durch das gestufte romanische Saulenportal mit seinem modernen Tympanon gelangt man ins Hauptschiff der Basilika Die hochmittelalterliche Substanz wurde mit einer prachtigen Rokokodekoration uberzogen Die Stuckaturen sind wahrscheinlich das Werk Franz Xaver Schmuzers 1740 1742 die Fresken stammen vom Augsburger Akademiedirektor Johann Georg Bergmuller 1741 1742 Die Gewolbeflachen zeigen im Osten die Vision des hl Norbert im Mitteljoch die Glorie des Heiligen westlich ein Bild der Grundung des Klosters Steingaden Die geschweiften Bildfelder der Hochwande ehren Heilige und Selige des Pramonstratenserordens Auf der Unterseite der Westempore ist die Enthauptung Johannes des Taufers dargestellt Neben dem Haupteingang wachen die Ganzfiguren der Herzoge Welf VI und Welf VII In deutlichem Kontrast zur reichen Rokokoausstattung des Mittelschiffs stehen die strengen hochbarocken Stuckaturen des Chorbereichs und die etwas lockeren der Seitenschiffe Die Engel Ranken Voluten und Kartuschen wohl von Matthaus und Johann Schmuzer 1663 sind schematisch angeordnet die kreuzformigen bzw ovalen Mittelfelder tragen die Monogramme von Jesus Maria und Joseph und den Namen des Ordensgrunders Norbert Ausstattung Bearbeiten Der viersaulige Hochaltar entstand um 1663 Als ausfuhrender Meister wird Jorg Pfeiffer aus dem benachbarten Bernbeuren vermutet Das Altarblatt von Johann Christoph Storer Konstanz zeigt die Einkleidung des heiligen Norbert Die Assistenzfiguren an den Aussenseiten der Doppelsaulen stellen die Kirchenvater Hieronymus und Augustinus dar sie wurden erst 1961 angefugt Der Auszug zeigt die Pforte zur himmlischen Herrlichkeit Auch die Seitenaltare werden Pfeiffer zugeschrieben Die Retabel am Chorbogen kamen erst 1835 in die Kirche Die Altarblatter der beiden zeigen den Gekreuzigten mit Martyrern des Ordens rechts und den heiligen Norbert als Sieger uber den zu seinen Fussen liegenden Ketzer Tanchelm links Auf dem linken Saulenaltar stellen die Gemalde Uberreichung des Rosenkranzes an die Heiligen Dominikus und Katharina und im Auszug die sogenannte Treppe des Heils dar auf dem rechten Saulenaltar Die Vierzehn Nothelfer als Furbitter vor dem gottlichen Kind und im Auszug den segnenden Gottvater mit der Heilig Geist Taube Diese Gemalde fertigte der Maler Kindt frei nach Vorbildern von Giovanni Battista Salvi an Die Seitenschiffe werden von zwei Altaren der Tolzer Meister Franz und Joseph Anton Frohlich 1770 abgeschlossen Vier Saulen flankieren jeweils kleinteilige Figurengruppen die die Heiligen Joseph links und Antonius rechts mit einer Engelsschar darstellen Auf den Mensen stehen Reliquienschreine links des hl Benignus und rechts des hl Hyazinth Die prachtvolle Rokokokanzel um 1745 1748 am mittleren Nordpfeiler stammt von Anton Sturm aus Fussen Uber dem muschelformigen Korb bekront ein Engel den reich verzierten Schalldeckel Ihr gegenuber ist ein Gnadenstuhl vom selben Kunstler angebracht Das Chorgestuhl bezeichnet H S 1534 was fur Heinrich Stark aus Memmingen steht uberstand die Zerstorung im Dreissigjahrigen Krieg Die vordere Reihe kam erst 1962 hinzu Die Beichtstuhle datieren wohl von 1747 Das Taufbecken im Nordschiff ist romanisch die grosse Statue des hl Johannes des Taufers wird Anton Sturm zugeordnet etwa 1745 1748 Der an den Seitenschiffwanden angebrachte Kreuzweg aus dem Jahr 1733 stammt von Ramis Die Stuhlwangen des Laiengestuhls wurden 1749 angefertigt Sebastianskapelle Bearbeiten Nordlich an der Vorhalle schliesst sich die netzrippengewolbte dem hl Sebastian geweihte Kapelle an Der Altar mit einem Sebastiansbild ist ein einfacher Aufbau des Fruhrokoko neben dem Altar steht auf einem hohen Sockel eine grosse offenbar spatgotische Madonna Orgel Bearbeiten nbsp Orgelprospekt mit RuckpositivDie Orgel wurde 1964 von Gerhard Schmid hinter dem Prospekt von 1743 gebaut Dabei wurden teilweise auch Pfeifen aus Vorgangerorgeln verwendet vermutlich Quirin Weber 1743 Max Maerz 1880 und Josef Zeilhuber 1936 Das Instrument hat 27 Register auf zwei Manualen und Pedal 1997 wurde sie von Gerhard Schmid leicht umgebaut Die Disposition lautet 4 II Hauptwerk C g3Gedacktpommer 16 altPrincipal 8 altGedackt 8 altQuintaton 8 altSalicional 8 Oktave 4 Spitzflote 4 Nasat 2 2 3 Octave 2 Flautino 2 Terz 1 3 5 Mixtur V 1 1 3 Trompete 8 I Ruckpositiv C g3Copula 8 altPrincipal 4 altGedacktflote 4 altPiccolo 2 neuOctave 1 Cymbel III 1 2 Tremulant Pedal C f1Subbass 16 1936Quintbass 10 2 3 Octavbass 8 1936Gedacktbass 8 Pommer 4 Gemshorn 2 Trompete 8 neuPosaune 16 Koppeln I II II P I P Bemerkungen Schleiflade mechanische Spiel und RegistertrakturGrabplatte Epitaphien und Fresken der Stifter Bearbeiten nbsp Eingang zur WelfengruftDie Kirche heisst auch Welfenmunster weil sie 1147 von Welf VI als Grablege gestiftet wurde In der Rezeption des 18 Jahrhunderts wurde dessen Sohn Welf VII der damals erst sieben Jahre alt war wie ein Mitstifter behandelt Welf VII starb vor seinem Vater im Jahr 1167 also noch vor Vollendung der Kirche Beide sind in der Kirche bestattet Am zweiten Pfeilerpaar des Mittelschiffes wurden 1750 Epitaphien von Welf VI links und Welf VII rechts angebracht deren Grab durch eine im Boden des Mittelgangs eingelassene Metallplatte angezeigt wird Die Rahmungen der von Johann Baptist Straub geschaffenen Epitaphien bestehen aus Rotmarmor die Darstellungen und Dekorationen aus Bleiguss Der lateinische Text der Grabplatte im Boden heisst auf Deutsch Unter dieser Platte sind verborgen die kostbaren Gebeine der erhabenen und machtigen Fursten von Bayern und Spoleto des Vaters Welf VI und des dem Vater an Tugend gleichen Sohnes Welf VII deren Grossherzigkeit das Bauwerk des von ihnen im Jahre 1147 gegrundeten Stiftes Steingaden in dessen Schoss sie hier ruhen ewig kundet 5 Die beiden Welfen sind auch auf einem Fresko von Johann Georg Bergmuller uber der Orgel abgebildet Der Bau des Klosters ist dort bereits voll im Gang Welf VI und sein Sohn Welf VII sind uber einem Modell des Klosters im Gesprach mit dem Abt von Rot der die Neugrundung mit Chorherren seines Klosters besiedeln wird Die beiden Welfen sind ausserdem auf der Westwand auf uberlebensgrossen Fresken von Bergmuller zu sehen links vom Eingang Welf VI und rechts davon Welf VII Die Fresken von Bergmuller entstanden 1741 1742 und 1751 Die Vorfahren der beiden hier bestatteten Welfen sind in der Welfengruft der Basilika St Martin in der Abtei Weingarten bestattet nbsp Romanische Chorapsis im Osten nbsp Blick von Sudost mit angrenzendem Kreuzgangflugel und Brunnenkapelle nbsp Rokokokanzel nbsp Ruckblick zur Orgel nbsp Fresko uber der Orgel mit den StifternLiteratur BearbeitenSigfrid Hofmann Stift Steingaden 1147 1803 Steingaden 1947 Georg Paula Stefanie Berg Hobohm Landkreis Weilheim Schongau Bayerisches Landesamt fur Denkmalpflege Hrsg Denkmaler in Bayern Band I 23 Lipp Munchen 2003 ISBN 3 87490 585 3 Hans Pornbacher Die Kirchen der Pfarrei Steingaden Suddeutsche Kunstdenkmale 27 Konrad Weissenhorn 1997 Franz Seraph Ringmeier Die ehemalige Klosterkirche nunmehr Pfarrkirche in Steingaden Steingaden 1935 Hugo Schnell Stiftskirche Steingaden Schnell amp Steiner Kunstfuhrer Nr 5 Schnell amp Steiner Munchen 1954 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Johannes Baptist Steingaden Sammlung von BildernEinzelnachweise Bearbeiten Bistum Augsburg Jorg von Rohland Welfenmunster Renovierung Ein Gotteshaus voller Uberraschungen Munchner Merkur 17 August 2018 abgerufen am 19 August 2018 Zeitungsartikel Jorg von Rohland Kirche glanzt wie Gold Steingaden luftet seinen Schatz Munchner Merkur 4 Oktober 2019 abgerufen am 22 Oktober 2019 Zeitungsartikel Orgeldatenbank Bayern online Hans Pornbacher Mechthild Pornbacher Steingaden Weissenhorn 2008 ISBN 978 3 87437 536 8 S 28 Normdaten Geografikum GND 4495715 4 lobid OGND AKS 47 7013 10 8624 Koordinaten 47 42 4 7 N 10 51 44 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Johannes Baptist Steingaden amp oldid 239229553