www.wikidata.de-de.nina.az
Spinolestes ist eine ausgestorbene Gattung fruher Saugetiere die in der Unterkreide vor rund 127 bis 125 Millionen Jahren lebte Sie gehort zur Familie der Gobiconodontidae innerhalb der Gruppe der Eutriconodonta deren Vertreter im Mesozoikum recht vielfaltig auftraten und die damals grossten bekannten Saugetiere stellten Die Gattung ist nur von einem nahezu vollstandigen Skelett bekannt Dieses wurde in der Fossillagerstatte von Las Hoyas im zentralen Spanien entdeckt Das Tier das den Artnamen Spinolestes xenarthrosus erhielt erreichte die Grosse einer heutigen Maus und lebte vermutlich am Rand von Gewassern wo es sich rauberisch ernahrte Die Erhaltung des Skelettes ist ausserordentlich gut und gibt auch Teile der Weichteilbedeckung in Form von Haut und Haaren wieder ebenso wie einzelne innere Organe nachgezeichnet sind Dadurch konnte aufgezeigt werden dass die fur heutige Saugetiere typische Unterteilung des Fells in Deck und Wollhaar bereits bei den fruhen Vertretern des Mesozoikums entwickelt war Daruber hinaus lassen sich besondere Haarbildungen in Form von Stacheln nachweisen ebenso wie verhornte Hautschuppen Eine weitere Besonderheit im Skelettbau stellen zusatzliche Gelenkflachen an den Wirbeln dar die die Wirbelsaule starker verfestigten Die wissenschaftliche Beschreibung der Gattung erfolgte im Jahr 2015 SpinolestesZeitliches AuftretenOberes Barremium129 4 bis 126 3 Mio JahreFundorteSpanienSystematikAmnioten Amniota Synapsiden Synapsida Saugetiere Mammalia EutriconodontaGobiconodontidaeSpinolestesWissenschaftlicher NameSpinolestesMartin Marugan Lobon Vullo Martin Abad Luo amp Buscalioni 2015 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fundstelle 3 Palaobiologie 3 1 Uberlieferung der Weichteile 3 2 Lebensweise 4 Systematik 5 Einzelnachweise 6 WeblinksMerkmale BearbeitenSpinolestes war ein mause bis rattengrosses Tier mit einem rekonstruierten Korpergewicht von 52 bis 72 g womit es unter den Saugetieren des Mesozoikums in etwa einen mittelgrossen Vertreter darstellte Bisher ist nur ein einziges Skelett bekannt das auf der linken Seite liegt mit Ausnahme des Schadels der disartikuliert vom restlichen Korper auf der Stirn ruht Der Schadel mass insgesamt 35 8 mm in der Lange die Breite zwischen den Jochbogen betrug 17 5 mm Er war nur leicht gestreckt wies aber ein kraftiges abgerundetes Rostrum auf Der geschlossene Jochbogen verlief relativ gerade und weniger ausladend Er wurde hauptsachlich vom Bogenfortsatz des Schlafenbeins gebildet und reichte etwa bis zur Glenoidgrube fur das Unterkiefergelenk Die Glenoidgruben waren seitlich verlangert aber nicht trogartig gestaltet Die Gelenkflachen des Hinterhauptsbein besassen eine grosse ovale Gestalt Der Unterkiefer war mit 28 7 mm relativ kurz aber robust gebaut Am hinteren Ende fehlte der Winkelfortsatz ein auffalliges Kennzeichen der Eutriconodonta die Region zeigte eine deutliche Rundung und war mit kraftigen Knochenleisten versehen Der Meckelsche Knorpel der bei den Hoheren Saugetieren im Unterkiefer absorbiert ist war bei Spinolestes wie bei anderen Eutriconodonten verknochert Er hatte eine spangenformig lange und kurvige Gestalt und besass ein stumpfes Ende Die Ausbildung des Meckelschen Knorpels gibt an dass das Mittelohr charakteristischerweise uber diesen noch mit dem Unterkiefer in Verbindung gestanden hat 1 es ist allerdings nicht uberliefert Der Gelenkfortsatz wies gegenuber dem Kronenfortsatz und dem Unterkieferkorper eine Drehung auf die Unterkiefergelenke waren oval und breit gestaltet Das Gebiss verfugte noch uber den urtumlichen Aufbau der fruhen Saugetiere mit einer erhohten Anzahl an Molaren Die Zahnformel lautete 3 1 2 4 3 1 2 4 displaystyle frac 3 1 2 4 3 1 2 4 nbsp insgesamt waren also 40 Zahne ausgebildet Allerdings befand sich das Tier zum Zeitpunkt des Todes im Austausch der hinteren Bezahnung vom Milchgebiss zum dauerhaften Gebiss Dabei hatte das Milchgebiss charakteristisch fur die Gobiconodontidae und abweichend von den anderen Saugetieren ontogenetische Vorganger der Molaren ausgebildet die allgemein als molariformes angesprochen werden Die Schneidezahne waren oben kleiner als unten und standen nicht in einer geschlossenen Reihe Der jeweils innerste besass eine konische Gestalt und war am grossten im Unterkiefer stand er schrag nach vorn procumbent was ein charakteristisches Merkmal der Triconodonten darstellt Zum Eckzahn hin wurden die Zahne kleiner Der Eckzahn selbst hatte eine schneidezahnahnliche Gestalt incisiform Die hinteren Pramolaren und die Molaren zeigten auf der Kauflache drei spitze Hocker tricuspid von denen der mittlere die prominenteste Form aufwies 2 Die Wirbelsaule umfasste 16 Brust 7 Lenden 3 Kreuzbein und 22 Schwanzwirbel Halswirbel sind nicht uberliefert Die Ruckenwirbel bildeten eine Serie mit einer Lange von 8 3 cm die Schwanzwirbelsaule wurde 10 7 cm lang und umfasste somit etwa die Halfte der Gesamtkorperlange Von den 23 Ruckenwirbeln setzten an insgesamt 20 Rippen an die zweikopfig und von rundem Querschnitt waren Vom 9 und 10 bis zum 16 und 17 Ruckenwirbel kamen an den Querfortsatzen zusatzliche Gelenkflachen vor sogenannte Xenarthrale oder Nebengelenke die ein definierendes Merkmal fur die Nebengelenktiere Sudamerikas sind aber gelegentlich auch bei anderen mit den Nebengelenktieren nicht naher verwandten Saugetieren auftreten Spinolestes und den anderen Gobiconodontiden fehlte beispielsweise der Zitzenfortsatz Processus mammillaris der bei den Nebengelenktieren eine der typischen xenarthralen Verbindungen bildet Die Schwanzwirbel waren an der Schwanzbasis relativ kurz verlangerten sich aber nach hinten und wurden schlanker Einige der vorderen Schwanzwirbel wiesen gedoppelte Querfortsatze auf Die Wirbelbogen waren relativ lang und nach vorn orientiert Der Schultergurtel glich generell dem der Theria und war mit einem breiten im Umriss dreieckigen Schulterblatt ausgestattet Die Schultergrate setzte sehr hoch an das Acromion eine prominente Muskelansatzstelle war nach vorn und unten gerichtet Ein weiterer Fortsatz befand sich am hinteren Rand Zudem war ein Schlusselbein von robuster und kurviger Gestalt ausgebildet Der Oberarmknochen der 19 7 mm lang wurde hatte einen halbkugelformigen Gelenkkopf der keinen Halsansatz besass Der untere Teil des Schaftes war um rund 40 gegen den Uhrzeigersinn gedreht Am Ellenbogengelenk waren die Gelenkflache fur die Elle und die Speiche voneinander getrennt was ein eher urtumliches Merkmal darstellt ausserdem traten markante Ansatzstellen fur die Armmuskulatur auf Elle und Speiche waren nicht verwachsen der obere Gelenkfortsatz der Elle das Olecranon hatte eine massige aber kurze Gestalt und nahm nur rund 20 der Lange des Gesamtknochens ein die 20 1 mm betrug Im Gegensatz zur deutlich modernen Gestaltung des Schultergurtels wies das Becken in Ubereinstimmung mit anderen Eutriconodonten einen eher urtumlichen Aufbau auf seine drei Knochen waren an der Huftgelenkspfanne nicht verwachsen Der fur die Beuteltiere markante Beutelknochen trat als breite dreieckige Bildung auf Der Oberschenkelknochen wurde 22 7 mm lang der Gelenkkopf sass auf einem deutlichen Hals Der Grosse Rollhugel erreichte etwa die Hohe des Oberschenkelkopfes der Kleine Rollhugel war dagegen nicht prominent Sowohl das Schien als auch das Wadenbein besassen einen runden Schaft und waren von annahernd gleicher Grosse Sie wiesen keine knocherne Verbindung auf Am Kniegelenk war zudem eine Fabella ausgebildet Die Hande besassen funf Strahlen die einzelnen Fingerknochen waren eher kurz und dick Jeder Fingerstrahl endete in krallenartige Glieder die nicht sehr gebogen und seitlich nur moderat verschmalert waren An den Seiten befanden sich auch kleine Einkerbungen in den die Hornaufsatze einrasteten Der Fuss ist beim aufgefundenen Skelett disartikuliert und um den Schadel verstreut 2 Fundstelle BearbeitenDas bisher einzige bekannte Skelett von Spinolestes kam in der Fossillagerstatte von Las Hoyas rund 20 km ostlich der Stadt Cuenca in der gleichnamigen Provinz im zentralen Spanien zu Tage Die Fossilfundstelle befindet sich im Iberischen Gebirge im ostlichen Teil der Iberischen Halbinsel und zwar im Hochland von Serrania de Cuenca welches wiederum in mehrere Nebenbecken unterteilt werden kann von denen eines Las Hoyas darstellt Die altesten kontinentalen Ablagerungen der Serrania de Cuenca bestehen aus Sand und Kalksteinen die der Unterkreide angehoren und diskordant uber mitteljurassischen Kalksteinen marinen Ursprungs liegen Die terrestrischen Sedimente konnen zwei Formationen zugewiesen werden wobei die untere El Collado Formation nur wenig aufgeschlossen ist Viel umfangreicher sind die Ablagerungen der La Huerguina Formation die bis zu 400 m machtig werden und insgesamt vier Schichtgliedern oder Untereinheiten entsprechen Die exzeptionelle Fundstelle Las Hoyas gehort innerhalb dieser dem zweiten Schichtglied von unten gezahlt an welches mit Rambla de Las Cruces II bezeichnet wird Es besteht aus einer Folge von fein geschichteten Kalksteinen Plattenkalk die auf einen oder mehrere ehemalige Seen beziehungsweise eine Uberflutungsebene in einer ursprunglich schwach reliefierten Landschaft zuruckgehen 3 Die Fossillagerstatte Las Hoyas wurde 1985 entdeckt Das Fundmaterial aus den fein laminierten Ablagerungen zeichnet sich durch eine ausserordentlich gute Erhaltung aus und setzt sich aus einigen Tausend Spuren und Korperfossilien zusammen Die nachgewiesenen Organismen umfassen Bakterien Pilze Algen Protisten Pflanzen und Tiere und gehoren insgesamt uber 130 Gattungen an Unter den Tieren sind sowohl Wirbellose als auch Wirbeltiere vertreten sie werden haufig im anatomischen Verband mit nur minimalen Verlagerungsspuren aufgefunden Insgesamt dominieren die Gliederfusser die fast 45 des Gesamtfundmaterials stellen Besonders hervorzuheben ist die Insektenfauna die eine der aussagekraftigsten des Mesozoikums darstellt Zu den bisher bestimmten Wirbeltieren gehoren Fische Amphibien Schuppenkriechtiere und Archosaurier Las Hoyas gibt unter anderem einen Einblick in die fruhe Entwicklung der Vogel 4 5 6 neben diesen sind unter den Dinosauriern vor allem Ornithomimosaurier 7 und Allosaurier 8 vertreten Spinolestes ist dem gegenuber das erste bekannte Saugetier der Fundstelle Daruber hinaus ist aber Las Hoyas auch fur die ausgezeichnete Erhaltung des Weichteilgewebes bekannt welches in Form von Federn 9 Hautresten 8 10 Mageninhalten beziehungsweise Gewollen 11 vorliegt Mit Hilfe der reichhaltigen Floren und Faunengemeinschaft kann eine subtropisch beeinflusste Landschaft rekonstruiert werden die von Koniferen Pflanzengemeinschaften gepragt war Aus biostratigraphischer Sicht ist eine Einstufung in das ausgehende Barremium vor etwa 127 bis 125 Millionen Jahren anzunehmen 12 3 2 Palaobiologie BearbeitenUberlieferung der Weichteile Bearbeiten Das Skelett von Spinolestes aus Las Hoyas zeigt eine ausserordentlich gute Konservierung des Weichteilgewebes Dies ist auf die Einwirkung mikrobiotischer Prozesse zuruckzufuhren wodurch die organischen Bestandteile in Folge der Einlagerung von Phosphaten uberliefert wurden 10 Besonders hervorzuheben sind Reste der Haut und des Haarkleides die sich in einzelnen Bereichen des Korpers und Kopfes abzeichnen Unter anderem erhielt sich in der Scheitelbeingegend dem Hals und der Schulter eine Bedeckung aus Deckhaar die sich auch uber den Rucken und den Schwanz zieht Moglicherweise handelte es sich hierbei um eine Art Mahne die sich als Ruckenstreifen weiterzog Dem gegenuber ist am restlichen Korper dichtes Wollhaar uberliefert Die Teilung des Fells in Deck und Wollhaar was heute typisch ist fur Saugetiere und sowohl bei den Kloakentieren den Beuteltieren und den Hoheren Saugetieren vorkommt war demzufolge schon bei den fruhen Saugetieren des Mesozoikums ausgepragt Einzelne Hautreste aus dem mittleren Ruckenbereich lassen charakteristische Faltchen erkennen in denen sich Haarfollikel befinden aus denen Deck und Wollhaare bundelartig spriessen In den Follikeln konnen teilweise eiformige Strukturen nachgewiesen werden die als Haarwurzeln interpretierbar sind Die Einzelhaare sind auch strukturell erhalten So werden die Haare des Deckhaars etwa 3 bis 5 mm lang und haben einen Durchmesser von 20 bis 35 mm Sie sind ausserlich auf der Cuticula mit einzelnen Schuppen bedeckt die ein irregulares Muster bilden Gespaltene Haare zeigen einen Markkanal Medulla der nicht durchgehend sondern in einzelne Kammern untergliedert ist Die Haarrinde Cortex ist breit und besteht aus spindelformigen Zellen Die Wollhaare sind demgegenuber deutlich dunner und kurzer Ihre Cuticula ist mit ringformig angeordneten Schuppen bedeckt An einzelnen Haaren treten in bestimmten Bereichen der Schafte auffallende Verdickungen von etwa 1 mm Lange auf Im modernen Vergleich ahneln sie bestimmten Haarerkrankungen durch Pilzinfektionen etwa der Dermatophytose allerdings konnte diese Erscheinung auch durch postmortale Prozesse verursacht sein 2 Hervorzuheben sind im Beckenbereich vorkommende deutlich dickere Haare die einen Durchmesser von 80 bis 130 mm haben Sie bestehen aus mehreren verwachsenen Rohren die jeweils ausserlich beschuppt sind und im Innern eine Medulla besitzen Die Rohren stellen wahrscheinlich Einzelhaare dar die zu Stacheln verwachsen sind Diese Protostacheln bilden einen dichten Bewuchs bei dem sich dickere und dunnere abwechseln Die Orientierung der Stacheln ist nicht einheitlich sondern zufallig oder irregular Zusatzlich konnten im Ruckenbereich noch schuppenartige Hautbildungen nachgewiesen werden die jeweils rund 4 mm lang sind und einen ovalen oder rundlichen Umriss aufweisen Unter der Annahme dass sie ursprunglich von einer Keratinschicht bedeckt waren konnten diese Strukturen Hautschuppen darstellen die den Korper regellos bedeckten zusammen mit den Protostacheln aber eine homogene Matrix bildeten 2 Am Rucken und Hals lasst sich infolge der Nachzeichnung des Weichteilgewebes ein Teil des Korperumrisses erkennen Die Ruckenlinie ist fast vollstandig erhalten vorn ist trotz der Verlagerung des Schadels die Ausbildung des Kopfes erkennbar Erhalten ist dabei auch die Form des linken Ohres das 17 5 mm lang und 8 5 mm breit war und eine halbovale Gestalt hatte die Ohrmuschel war moglicherweise nackt Innerhalb des vorderen Brustkorbs befindet sich ein rund 11 mm langer sedimentgefullter Korper der aufgrund seiner Position als Uberrest der Lunge interpretiert wird Unterstutzt wird diese Sichtweise durch zahlreiche verzweigte Rohrchen die offensichtlich das Bronchialsystem reprasentieren durch das die Luftstromung zu den Lungenblaschen geleitet wird Ein rotlicher Fleck von 20 mm Ausdehnung hinter den Lungen wird dagegen als Hinweis auf die Leber angesehen wobei die auffallige Farbgebung auf die Anreicherung von Eisen in dem Organ zuruckzufuhren ist Indirekt kann durch die Lage der Lunge und der Leber sowie den sich bogenformig dazwischen erstreckenden Zwischenraum der vom unteren Ende der dritten Rippe konvex zum Rippenansatz der 15 Rippe an der Wirbelsaule verlauft auf das Vorhandensein des Zwerchfells bei Spinolestes geschlossen werden Das Zwerchfell der Saugetiere entwickelte sich mit der Funktion als Atemmuskel gemeinsam mit den zunehmend guten und ausdauernden Laufeigenschaften der Tiere der fruhe Hinweis bei Spinolestes lasst aber annehmen dass die Struktur schon bei mesozoischen Saugetieren bestanden hatte 2 Lebensweise Bearbeiten Spinolestes lebte vermutlich uberwiegend terrestrisch Darauf verweisen die verhaltnismassig kurzen Fingerglieder der Hand und die nur wenig gekrummten Endphalangen die so eine starker arboricole Fortbewegung ausschliessen Der allgemeine Bau des Bewegungsapparates deutet darauf hin dass sich Spinolestes wie sein naher Verwandter Gobiconodon eher gehend fortbewegte 13 Die vergleichsweise relativ breiten Endglieder der Finger unterstutzen aber ein Graben im Boden worauf auch die zahlreichen erhabene Flachen an den Armknochen hinweisen die eine kraftige Vorderbeinmuskulatur annehmen lassen Gegen eine ausschliesslich fossoriale unterirdisch grabende Lebensweise von Spinolestes spricht jedoch das im Verhaltnis zur Lange der Elle auffallend kurze Olecranon deren Relation zueinander im unteren Bereich der bei rezenten grabenden Tieren liegt Demnach haben die Vertreter von Spinolestes gelegentlich im Boden nach Nahrung gescharrt oder gekratzt Dabei konnte unter anderem der Schwanz stutzend fur den Korper gewirkt haben was bei heutigen grabenden Tieren haufig der Fall und aufgrund der Form und Ausbildung der Schwanzwirbel bei Spinolestes zu vermuten ist Bemerkenswert sind daruber hinaus die Nebengelenke der Brust und Lendenwirbel die zur Verstarkung der Wirbelsaule dienen Derartige Bildungen kommen heute unter anderem bei den sudamerikanischen Nebengelenktieren vor sie sind zudem bei einzelnen fossilen Formen nachgewiesen etwa beim ebenfalls mesozoischen Fruitafossor aus der Morrison Formation von Colorado Wie die heutigen Gurteltiere und die Ameisenbaren war Fruitafossor im Skelettbau deutlich an das Graben im Erdreich angepasst wobei die starker verschrankte Wirbelsaule diese Lebensweise befurwortet Analog zu den Nebengelenktieren besitzt Fruitafossor ein homodontes Gebiss dessen Zahne ausserdem wie bei den Nebengelenktieren keinen Zahnschmelz mehr aufweisen beides stellt eine extreme Spezialisierung dar 14 In diesen Merkmalen weicht Spinolestes deutlich ab und ahnelt eher den heutigen Angehorigen von Scutisorex einer afrikanischen Spitzmausgattung die ebenfalls uber Nebengelenke an der Wirbelsaule verfugt aber ein normales heterodontes Gebiss besitzt Die Tiere bewohnen sumpfige Palmenwaldgebiete und ernahren sich von Insektenlarven Ihre Nahrung suchen die Tiere indem sie sich zwischen dem Stamm der Baume und am Boden liegenden Palmwedeln einklemmen und mit Hilfe ihres verstarkten Ruckens die Wedel wegstemmen Fur Spinolestes kann basierend auf den anatomischen Merkmalen eine ahnliche Lebensweise angenommen werden 2 die markant spitzhockrige Zahngestaltung bei den Gobiconodontidae befurwortet eine allgemein fleisch bis allesfresserische Ernahrung 15 Im Aufbau und der nur lokalen Ausbildung der Stacheln am Hinterteil zeigt Spinolestes wiederum Ubereinstimmungen mit den heutigen Stachelmausen moglicherweise hatten die Haarbildungen auch eine ahnliche Funktion Die Stacheln konnen bei den Stachelmausen leicht abgestreift werden was beim Fluchtverhalten eine Rolle spielt Dadurch kann ein Tier wenn es von hinten gebissen wird relativ leicht fliehen wahrend der Beutegreifer nur die Stacheln im Maul zuruckbehalt Eine ahnliche Schutzfunktion konnten auch die Hautschuppen von Spinolestes gehabt haben 2 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Eutriconodonta nach Martin et al 2015 2 Eutriconodonta Phascolotherium Amphilestes Hakusanodon Juchilestes Gobiconodontidae Spinolestes Gobiconodon Repenomamus Jeholodens Yanoconodon Liaoconodon Argentoconodon Volaticotherium Triconodontidae Trioracodon Triconodon Priacodon Arundelconodon Meiconodon Astraconodon Alticonodon CorviconodonVorlage Klade Wartung StyleSpinolestes ist eine Gattung aus der Familie der Gobiconodontidae innerhalb der heute ausgestorbenen Gruppe der Eutriconodonta Die Eutriconodonta waren recht variantenreich im Mesozoikum vertreten und schlossen die damals grossten bekannten Saugetiere ein Benannt sind sie nach ihrem hervorstechenden Merkmal den drei in Reihe angeordneten Hockern auf den Kauflachen der Molaren Allerdings ist dieses Merkmal eher ursprunglich und kommt auch bei anderen nicht naher verwandten Formen vor aus diesem Grund wurde von Othniel Charles Marsh 1887 der Begriff Triconodontidae eingefuhrt der zahlreiche urtumliche Saugetiere mit dreikuppigen Zahnen vereinte Bei den Eutriconodonta sind die Zahne aber seitlich deutlich verschmalert Insgesamt waren die Vertreter der Eutriconodonten relativ kraftig gebaut und stellten der Gestaltung der Zahne zufolge mit den scharfkantigen Spitzen oder Hockern auf der Kauoberflache rauberisch lebende Tiere dar Dass sie uberwiegend in Gewassernahe lebten lasst sich aus dem geologischen Befund schliessen Die Eutriconodonta werden teilweise an die Basis der Kronengruppe der Saugetiere gestellt oder als deren Schwestergruppe angesehen 15 sie konnten aber auch an der Seite einer Gruppe aus Multituberculata Gondwanatheria und der Kronengruppe der Saugetiere stehen 16 Innerhalb der Eutriconodonta werden mehrere Familien unterschieden von denen eine die Gobiconodontidae stellen Diese sind uberwiegend aus der Unterkreide des zentralen und ostlichen Asiens sowie des nordlichen Amerikas uberliefert Aus Europa konnten bisher nur wenige Funde aus Spanien 17 und England 18 in Form von isolierten Zahnen berichtet werden Die Gobiconodontidae besitzen einen robusten Schadel sowie einen schrag nach vorn ragenden inneren Schneidezahn im Unterkiefer Die Hockerchen der unteren Molaren liegen in einer Linie stehen bei den oberen aber in einem Winkel zueinander Eine Besonderheit der Gruppe findet sich in dem untypischen Zahnwechsel der hinteren Bezahnung von molariformen Vorgangern der hinteren Backenzahne im Milchgebiss hin zu den dauerhaften Molaren Spinolestes formt innerhalb der Gobiconodontidae eine nahere Verwandtschaftsgruppe mit Gobiconodon und Repenomamus zwei deutlich grosseren Vertretern 2 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Spinolestes erfolgte im Jahr 2015 durch Thomas Martin und Forscherkollegen Der Holotyp Exemplarnummer MCCMLH30000 umfasst das bisher einzige Skelett aus Las Hoyas in Spanien das sich auf vier Einzelplatten verteilt die zusammengesetzt insgesamt 30 mal 20 cm gross sind Der Name Spinolestes setzt sich aus dem lateinischen Wort spinosus fur dornig oder stachelig als Referenz auf die stachelartigen Haare am Hinterteil und dem griechischen Wort lesths lestes fur Rauber oder Dieb zusammen letzteres wird haufig als Namenszusatz bei rauberisch lebenden Saugetieren gewahlt Die einzige bisher bekannte Art stellt Spinolestes xenarthrosus dar Das Artepitheton verweist auf die an den Brust und Lendenwirbel ausgebildeten Nebengelenke und besteht aus den griechischen Bezeichnungen 3enos xenos fur fremd und ἄrϑron arthron fur Gelenk 2 Einzelnachweise Bearbeiten Zhe Xi Luo Developmental patterns in Mesozoic evolution of mammal ears Annual Review of Ecology Evolution and Systematics 42 2011 S 355 380 a b c d e f g h i j k Thomas Martin Jesus Marugan Lobon Romain Vullo Hugo Martin Abad Zhe Xi Luo und Angela D Buscalion A Cretaceous eutriconodont and integument evolution in early mammals Nature 526 2015 S 380 384 a b A D Buscalioni und M A Fregenal Martinez A holistic approach to the palaeoecology of Las Hoyas Konservat Lagerstatte La Huerguina Formation Lower Cretaceous Iberian Ranges Spain Journal of Iberian Geology 36 2 2010 S 297 326 Jose Luis Sanz J F Bonaparte und A Lacasa Unusual Early Cretaceous birds from Spain Nature 331 1988 S 433 435 Jose Luis Sanz und A D Buscamoni A new Bird from the Early Cretaceous of Las Hoyas Spain and the Early Radiation of Birds Palaeontology 35 4 1992 S 829 845 Jose Luis Sanz Luis M Chiappe Bernardino P Perez Moreno Angela D Buscalioni Jose J Moratalla Francisco Ortega und Francisco J Poyato Ariza An Early Cretaceous bird from Spain and its implications for the evolution of avian flight Nature 382 1996 S 442 445 Bernardino P Perez Moreno Jose Luis Sanz Angela D Buscalioni Jose J Moratalla Francisco Ortega und Diego Rasskin Gutman A unique multitoothed ornithomimosaur from the Lower Cretaceous of Spain Nature 370 1994 S 363 367 a b Francisco Ortega Fernando Escaso und Jose L Sanz A bizarre humped Carcharodontosauria Theropoda from the Lower Cretaceous of Spain Nature 467 2010 S 203 206 Jesus Marugan Lobon und Romain Vullo Feather diversity in the Barremian Early Cretaceous of Las Hoyas Spain Comptes Rendus Palevol 10 2011 S 219 223 a b Derek E G Briggs Philip R Wilby Bernardino P Perez Moreno Jose Luis Sanz und Marian Fregenal Martinez The mineralization of dinosaur soft tissue in the Lower Cretaceous of Las Hoyas Spain Journal of the Geological Society 154 1997 S 587 588 Jose L Sanz Luis M Chiappe Yolanda Fernandez Jalvo Francisco Ortega Begona Sanchez Chillon Francisco J Poyato Ariza und Bernardino P Perez Moreno An Early Cretaceous pellet Nature 409 2001 S 998 999 Jose Luis Sanz Sylvie Wenz Alfonso Yebenes Richard Estes Xavier Martinez Delclos Emiliano Jimenez Fuentes Carmen Dieguez Angela D Buscalioni Luis Javier Barbadillo und Luis Via An Early Cretaceous faunal and floral continental assemblage Las Hoyas fossil site Cuenca Spain Geobios 21 5 1988 S 611 635 Farish A Jenkins und Charles R Schaff The Early Cretaceous mammal Gobiconodon Mammalia Triconodonta from the Cloverly Formation in Montana Journal of Vertebrate Paleontology 8 1 1988 S 1 24 Zhe Xi Luo und John R Wible A Late Jurassic Digging Mammal and Early Mammalian Diversification Science 308 2005 S 103 107 a b Zofia Kielan Jaworowska Richard L Cifelli und Zhe Xie Luo Mammals from the Age of Dinosaurs Origins Evolution and Structure Columbia University Press New York 2004 S 216 248 David W Krause Simone Hoffmann John R Wible E Christopher Kirk Julia A Schultz Wighart von Koenigswald Joseph R Groenke James B Rossie Patrick M O Connor Erik R Seiffert Elizabeth R Dumont Waymon L Holloway Raymond R Rogers Lydia J Rahantarisoa Addison D Kemp und Haingoson Andriamialison First cranial remains of a gondwanatherian mammal reveal remarkable mosaicism Nature 515 2104 S 512 517 Gloria Cuenca Bescos und Jose I Canudo A new gobiconodontid mammal from the Early Cretaceous of Spain and its palaeogeographic implications Acta Palaeontologia Polonica 48 4 2003 S 575 582 Steven C Sweetman A gobiconodontid Mammalia Eutriconodonta from the Early Cretaceous Barremian Wessex Formation of the Isle of Wight southern Britain Palaeontology 49 4 2006 S 889 897Weblinks BearbeitenUniversitat Bonn Ursaugetier litt vermutlich unter Haar Erkrankung 14 Oktober 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spinolestes amp oldid 222905077