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Ameisenbar ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zum Flugzeugtyp siehe Dornier Do 335 Die Ameisenbaren Vermilingua bilden mit zehn Arten verteilt auf drei Gattungen eine Unterordnung aus der Saugetiergruppe der Zahnarmen Pilosa Charakteristisch fur diese Tiergruppe sind die verlangerte und rohrenformige Schnauze die dichte Fellbedeckung und die kraftigen Krallen an den Vorderfussen Namensgebend ist ihre Ernahrungsweise mit Spezialisierung auf staatenbildende Insekten Die Tiere leben meist einzelgangerisch in eigenen Revieren und die Weibchen bringen je Geburt ein Junges zur Welt AmeisenbarenGrosser Ameisenbar Myrmecophaga tridactyla Systematikohne Rang Synapsiden Synapsida Klasse Saugetiere Mammalia Unterklasse Hohere Saugetiere Eutheria Uberordnung Nebengelenktiere Xenarthra Ordnung Zahnarme Pilosa Unterordnung AmeisenbarenWissenschaftlicher NameVermilinguaIlliger 1811Der Lebensraum der Ameisenbaren erstreckt sich uber Mittel und Sudamerika Ihre nachsten Verwandten sind die Faultiere Folivora Die Stammesgeschichte reicht im Fossilbericht bis in das Untere Miozan vor etwa 20 Millionen Jahren zuruck Aus molekulargenetischer Sicht ist aber ein wesentlich fruherer Ursprung anzunehmen Die Bestande der einzelnen Ameisenbaren Arten sind mit Ausnahme des Grossen Ameisenbaren bisher nicht gefahrdet Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Habitus 1 2 Schadelmerkmale 1 3 Skelettmerkmale 1 4 Innere Organe 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 3 1 Territorialverhalten 3 2 Ernahrung 3 3 Fortpflanzung 4 Systematik 4 1 Aussere und Innere Systematik 4 2 Uberblick uber die rezenten und fossilen Gattungen der Ameisenbaren 4 3 Ameisenbaren ausserhalb Amerikas 5 Stammesgeschichte 6 Forschungsgeschichte 7 Gefahrdung 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksMerkmale BearbeitenHabitus Bearbeiten nbsp Sudlicher Tamandua Tamandua tetradactyla nbsp Zwergameisenbar Cyclopes Ameisenbaren sind kleine bis mittelgrosse Saugetiere die eine Kopf Rumpf Lange von 18 bis 140 cm erreichen Typisch ist zudem der lange Schwanz der mindestens die Lange des ubrigen Korpers teilweise aber auch mehr erreicht wobei dieser bei einigen Vertretern als Greiforgan fungiert Ebenso wie die Korpergrosse variiert auch das Gewicht der einzelnen Arten betrachtlich von den nur 250 g schweren Zwergameisenbaren Cyclopes bis zum Grossen Ameisenbaren Myrmecophaga tridactyla der uber 50 kg wiegen kann Alle Ameisenbaren sind ausserst dicht behaart Ein charakteristisches Merkmal dieser Tiere ist die zahnlose Rohrenschnauze die eine lange Zunge beherbergt und nur eine kleine Mundoffnung besitzt Die Augen sind relativ klein ausgebildet ebenso die Ohren die typischerweise eine gerundete Form haben Die kraftig gestalteten Gliedmassen tragen an den Vorderzehen auffallig lange sichelartig gebogene und scharfe Krallen Diese dienen zum Aufreissen von Termitenbauten und zur Abwehr von Feinden Die Anzahl der grossen Krallen variiert je nach Art zwei bei den Zwergameisenbaren drei beim Grossen Ameisenbaren und vier bei den Tamanduas Die Krallen der Hinterfusse sind weniger ausgepragt entwickelt 1 2 Schadelmerkmale Bearbeiten nbsp Schadel eines Grossen AmeisenbarenCharakteristisch fur Ameisenbaren ist der flache Schadel mit einem markant verlangerten und rundlich gestalteten Rostrum das am deutlichsten beim Grossen Ameisenbaren entwickelt ist Durch diese verlangerte Schnauzenregion besitzt das Nasenbein eine teils deutliche Streckung Zusatzliche typische Merkmale sind der eingedellte Verlauf der Schadelbasis die weitgehend zuruckgebildeten Jochbeinbogen und der nur schwach ausgebildete Zwischenkieferknochen Im vorderen Bereich der Nasenhohle tritt teilweise eine zusatzliche Knochenbildung auf die als Septomaxilla Os nariale bezeichnet wird Diese aus einer Membran entstandene Verknocherung die auch bei anderen Nebengelenktieren auftritt ist sonst nur bei stammesgeschichtlich eher alteren Saugetieren und bei Reptilien zu finden 3 Weiterhin ist die Gehirnkapsel relativ klein und das Tranenbein uberdies gut ausgepragt Der Unterkiefer besitzt einen generell grazilen spangenartigen Bau 4 1 5 Skelettmerkmale Bearbeiten nbsp Skelett eines Grossen AmeisenbarenDie Wirbelsaule weist einige Besonderheiten auf So kommen zwischen 15 und 18 Brust sowie zwischen zwei und drei Lendenwirbel vor eine insgesamt hohere Zahl als bei den verwandten Gurteltieren Typisch sind vor allem die xenarthrischen Gelenke Nebengelenke die der Uberordnung Nebengelenktiere Xenarthra ihren Namen verleihen und die sich an den seitlichen Gelenkfortsatzen Zygapophysen der hinteren Brust und der Lendenwirbel befinden Durch diese Lage der zusatzlichen Gelenkflachen werden der vorhergehende und der nachfolgende Wirbel starker miteinander verschrankt Im Vergleich zu den Gurteltieren beeintrachtigen sie durch ihre spezielle Position die Bewegung der Wirbelsaule starker und verhindern deutlichere vertikale und seitliche Bewegungen der hinteren Wirbelsaule die bei den Gurteltieren durch den Schildpanzer zusatzlich besser geschutzt ist Dies hilft aber den Ameisenbaren sich ebenso wie die Gurteltiere bei der Nahrungsaufnahme oder im Verteidigungsfall auf den Hinterbeinen aufzurichten und so das Korpergewicht zu halten 6 7 Weiterhin typisch am Korperskelett sind die teils deutlich verbreiterten Rippen und das Fehlen des dritten Trochanter Rollhugel als Muskelansatzstelle am Oberschenkelknochen 1 Innere Organe Bearbeiten Der Magen der Ameisenbaren ist einfach gebaut Am Eingang des Grimmdarms befinden sich zwei kleine Blinddarme Ebenso besitzt der Uterus bei weiblichen Tieren einen einfachen Bau und ist teils birnenformig gestaltet Bei trachtigen Tamanduas wird der Uterus bis zu 13 cm lang 1 8 9 Er ahnelt im Bau damit dem der verwandten Faultiere ist aber abweichend von dem einiger Vertreter der Gurteltiere gestaltet 10 Die Hoden der mannlichen Tiere liegen innerhalb der Bauchdecke der Penis ist kurz und im uneregierten Zustand nach hinten gewandt Er besitzt eine konische Form und eine zentrale Falte 11 Ein sehr markantes Organ ist die Zunge die beim Grossen Ameisenbaren bis zu 60 cm lang wird und zur besseren Nahrungsaufnahme von klebrigen Sekreten bedeckt ist Sie ist bei den Zwergameisenbaren abgeplattet bei allen anderen Ameisenbaren rund im Querschnitt Die Oberflache wird von konischen Papillen aufgeraut Als Geschmackssensoren dienen eingedellte und umringte Papillen dagegen fehlen pilz und blattformige Geschmackspapillen 12 Die Zunge kann vollstandig in das Maul zuruckgezogen werden ist aber moglicherweise aufgrund der Lange und Verwendung bei der Ernahrung haufigen Verletzungen ausgesetzt 13 Die Zungenbasis ist im Gegensatz zu anderen Saugetieren nicht mit dem Zungenbein verbunden sondern setzt am Brustbein an 14 Verbreitung und Lebensraum BearbeitenAmeisenbaren sind nur in Amerika verbreitet und leben in Sudamerika ostlich der Anden wo sie auch ihren Ursprung haben und im schmalen Kustenstreifen westlich des Gebirgszuges sowie in Mittelamerika bis in den Suden von Mexiko Ihre nordlichen Verbreitungsareale erreichten sie aber erst nach dem Entstehen der Landbrucke zwischen Nord und Sudamerika am Isthmus von Panama und dem damit verbundenen Grossen Amerikanischen Faunenaustausch der im Pliozan vor rund 3 Millionen Jahren begann Der Lebensraum umfasst uberwiegend Tieflander aber auch Gebirgshohen bis zu 2000 m Dabei bewohnen Ameisenbaren sowohl Walder uberwiegend tropischen Regenwald als auch offene Gras und Savannenlandschaften 1 15 Lebensweise BearbeitenTerritorialverhalten Bearbeiten nbsp Verteidigungshaltung eines ZwergameisenbarenDie heutigen Arten unterscheiden sich deutlich in ihrem generellen Verhalten Wahrend die Zwergameisenbaren reine Baumbewohner sind und vorwiegend Walder bewohnen lebt der Grosse Ameisenbar ausschliesslich am Boden und bevorzugt meist offene Landschaften wie Savannen Die Tamanduas leben sowohl am Boden als auch in den Baumen Ameisenbaren sind vorwiegend Einzelganger die nur zur Paarung zusammenkommen Ausserdem unterhalten sie Territorien die mitunter recht gross sein konnen und Ausdehnungen von einigen Hektar bis zu mehreren Quadratkilometern Grosse erreichen Als Fressfeinde treten meist grosse Katzen und Greifvogel auf Bedrohte Tiere richten sich auf den Hinterbeinen auf und verteidigen sich mit den scharfen Krallen der Vorderfusse 1 Ernahrung Bearbeiten Die Nahrung der Ameisenbaren besteht fast ausschliesslich aus Ameisen und Termiten und wird uberwiegend uber den Geruchssinn aufgespurt Mit ihren Krallen brechen sie die Bauten dieser Tiere auf und lecken sie mit ihrer langen eingespeichelten Zunge auf Aufgrund der chemischen Abwehr der Insekten verweilt ein Ameisenbar meist nur sehr kurz an einem Bau und sucht dann einen neuen auf Gelegentlich werden auch pflanzliche Materialien wie Obst verspeist 1 Fortpflanzung Bearbeiten Uber die Fortpflanzung der Ameisenbaren ist nicht sehr viel bekannt Die Tragzeit dauert einigen Angaben zufolge von 120 bis zu 190 Tagen Die Weibchen bringen in der Regel ein einzelnes Jungtier zur Welt Dieses reitet in den folgenden Monaten auf dem Rucken der Mutter Die baumbewohnenden Arten lassen die Jungtiere auch manchmal wahrend der Nahrungssuche auf einer geschutzten Astgabel zuruck Die Geschlechtsreife erreichen Grosse Ameisenbaren mit drei bis vier Jahren bei den anderen Arten ist dies nicht bekannt ebenso wenig wie die Lebenserwartung in freier Wildbahn 1 Systematik BearbeitenAussere und Innere Systematik Bearbeiten Innere Systematik der Nebengelenktiere speziell der Ameisenbaren nach Delsuc et al 2012 16 Xenarthra Pilosa Folivora Vermilingua Cyclopedidae Cyclopes Myrmecophagidae Myrmecophaga Tamandua Cingulata Vorlage Klade Wartung StyleDie Ameisenbaren Vermilingua bilden eine Unterordnung innerhalb der Uberordnung der Nebengelenktiere Xenarthra Die Uberordnung Nebengelenktiere umfasst zwar insgesamt nur wenige Arten ist dafur aber sehr vielgestaltig und deren Mitglieder weisen als gemeinsames Merkmal die xenarthrischen Gelenke an der Wirbelsaule auf Die Xenarthra reprasentieren eine der vier Hauptlinien der Hoheren Saugetiere und sind gleichzeitig die Schwestergruppe der drei ubrigen die als Epitheria zusammengefasst werden Das alleinige naturliche Verbreitungsgebiet der Xenarthra ist der amerikanische Doppelkontinent Der Ursprung der Nebengelenktiere reicht im Fossilbericht wenigstens bis in das Palaozan vor mehr als 55 Millionen Jahren zuruck nach DNA Analysen ist er aber moglicherweise noch in der ausgehenden Kreidezeit zu finden 17 Innerhalb der Nebengelenktiere sind die nachsten Verwandten der Ameisenbaren die Faultiere Folivora mit denen sie die Ordnung der Zahnarmen Pilosa bilden Beide Gruppen haben sich nachgewiesen durch molekulargenetische Untersuchungen vor etwa 58 Millionen Jahren getrennt Die Zahnarmen bilden das Schwestertaxon zu den Cingulatan welche die Gurteltiere Dasypoda und deren ausgestorbene Verwandte wie den Glyptodontidae zusammenfuhren 18 16 Innerhalb der Ameisenbaren werden heute zwei Familien unterschieden wobei die Cyclopedidae monotypisch sind und mit den Zwergameisenbaren Cyclopes nur eine Gattung mit aktuell sieben Arten einschliessen 19 Die Myrmecophagidae bestehen mit Myrmecophaga und Tamandua aus zwei Gattungen Letztere enthalten zwei rezente Artvertreter 20 Die Aufspaltung der beiden Familien erfolgte molekulargenetischen Analysen zufolge bereits im Mittleren Eozan vor rund 38 Millionen Jahren die Diversifizierung der Myrmecophagidae in die heutigen Linien fand erst wesentlich spater namlich vor rund 10 bis 13 Millionen Jahren im Oberen Miozan statt 21 16 22 Uberblick uber die rezenten und fossilen Gattungen der Ameisenbaren Bearbeiten Innere Systematik der Ameisenbaren nach McDonald et al 2008 5 und Casali et al 2020 23 Vermilingua Cyclopedidae Palaeomyrmidon Cyclopes Myrmecophagidae Protamandua Tamandua Neotamandua Myrmecophaga Vorlage Klade Wartung StyleNeben den drei rezenten Gattungen sind nur einige wenige fossile bekannt 24 Die Unterordnung der Ameisenbaren gliedert sich folgendermassen Unterordnung Vermilingua Illiger 1811 Cyclopedidae Pocock 1924Palaeomyrmidon Rovereto 1914 Cyclopes Gray 1821 Zwergameisenbaren einschliesslich sieben rezenten Arten Myrmecophagidae Gray 1825Protamandua Ameghino 1904 Tamandua Gray 1825 Tamanduas einschliesslich zwei rezenten Arten Neotamandua Rovereto 1914 Myrmecophaga Linnaeus 1758 Grosser Ameisenbar einschliesslich einer rezenten Art dd Problematisch sind die Gattungen Adiastaltus Plagiocoelus und Anathitus Die ersten beiden werden zur Familie der Adiastaltidae die letztere zur Familie der Anathitidae gezahlt Alle drei Gattungen sind nur uber einige wenige Gliedmassenreste bekannt die allesamt aus der Santa Cruz Formation im sudlichen Argentinien stammen und in das beginnende Mittlere Miozan datieren Haufig werden die beiden Familien als synonym zu den Myrmecophagidae aufgefasst das Fundmaterial ist bisher aber zu sparlich um Genaueres zu den Verwandtschaftsverhaltnissen zu sagen 5 Ameisenbaren ausserhalb Amerikas Bearbeiten nbsp Eurotamandua ein Schuppentier Ameisenbaren sind sowohl rezent als auch fossil nur in Amerika anzutreffen und datieren anhand von Fossilfunden bis in das Untere Miozan vor rund 20 Millionen Jahren zuruck Aus der Grube Messel in Deutschland wurde 1981 ein nahezu vollstandiger insgesamt 86 cm langer Fossilfund beschrieben und der Gattung Eurotamandua zugewiesen welche wie die gesamte Fundstelle in das Mittlere Eozan vor rund 45 Millionen Jahren zu stellen ist Die Vergabe des Gattungsnamens Eurotamandua erfolgte aufgrund der Fundlage in Europa und der angenommenen nahen Verwandtschaft mit den heutigen Ameisenbaren worauf unter anderem die zylindrische Schnauze das zahnlose Maul nebst dem flachen Unterkiefer und einzelne andere Schadelmerkmale aber auch das vermeintliche Vorhandensein xenarthrischer Gelenke hinwiesen letztere erwiesen sich allerdings als Ergebnis der Restaurierungsarbeiten am Fossil 25 Zudem nahm man eine Stellung innerhalb der Familie Myrmecophagidae an 26 Eine Einwanderung fruher Vertreter der Ameisenbaren nach Europa wurde daher uber Nordamerika oder wahrscheinlicher uber Afrika postuliert welches sich erst in der Oberen Kreide von Sudamerika getrennt hatte Demnach sollte Eurotamandua aus einer fruhen Entwicklungslinie der Ameisenbaren abstammen wobei aber entsprechende Fossilfunde weder aus Afrika noch Nordamerika vorliegen 27 Die angenommene Wanderung fuhrte in der Folgezeit zu der Etablierung einer taxonomischen Gruppe namens Afredentata mit Eurotamandua als einzigem Mitglied Untersuchungen zur Phylogenese erbrachten aber bereits in der zweiten Halfte der 1990er Jahre einige Zweifel an diesen Verwandtschaftsbeziehungen vor allem bei einer Einbeziehung der Gruppe der Pholidota deren einzige heute lebende Vertreter die Schuppentiere sind und aufgrund vergleichbarer Lebensweisen ahnliche morphologische Merkmale haben ansonsten mit den Ameisenbaren aber nicht naher verwandt sind 28 Neuere Analysen ergaben nun eine eher wahrscheinliche Stellung an der Basis der Entwicklung der Schuppentiere was vor allem auch unter Berucksichtigung zweier weiterer Messeler Fossilfunde gelang Eomanis und Euromanis die bereits vorher als ausgestorbene Vertreter der Schuppentiere erkannt worden waren 29 30 Stammesgeschichte BearbeitenAnhand molekulargenetisch gewonnener Ergebnisse reicht der Ursprung der Ameisenbaren bis in das Palaozan vor mehr als 55 Millionen Jahren zuruck als diese sich von den Vorfahren der heutigen Faultiere abtrennten Fossil treten die Ameisenbaren im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern der Nebengelenktiere eher spat in Erscheinung und stellen ein seltenes Faunenelement ihrer stammesgeschichtlichen Vergangenheit dar Eine Ausnahme bildet ein umstrittener Mittelhandknochen aus dem fruhen Eozan von Patagonien Die altesten bekannten Funde eines eindeutigen Ameisenbaren stammen ebenfalls aus Patagonien und gehoren dem Unteren Miozan vor fast 20 Millionen Jahren an Es handelt sich um ein Teilskelett eines Tieres von der Grosse der Tamanduas das aber kraftiger gebaut war Es wurde in der Gaiman Formation an der atlantischen Kuste gefunden allerdings wurden die Fossilien bisher noch nicht systematisch zugeordnet Aus der gleichen Region ist aus der Santa Cruz Formation aus dem Ubergang zum Mittleren Miozan die Gattung Protamadua beschrieben worden die anhand zweier vollstandiger Schadel eines Teilskeletts und einiger Reste des Vorder und Hinterfusses uberliefert ist und moglicherweise einen Vorfahren von Myrmecophaga und Tamandua reprasentiert Die Funde verweisen auf ein Tier mit einem Korpergewicht von rund 5 9 kg hin 31 womit die Vertreter der Gattung in ihrer Grosse etwa den heutigen Tamanduas entsprachen und die Zwergameisenbaren ubertrafen Die erhaltenen Fussreste zeigen zudem eine deutlich generalisierte Fortbewegung an die weder rein baumbewohnend noch stark bodenlebend war Eine etwas weiter entwickelte Form stellt Neotamandua dar die wenigstens vier Arten umfasst Funde eines Skelettes stammen unter anderem aus dem Mittleren Miozan vor rund 14 Millionen Jahren und kamen an der Fundstelle La Venta in Kolumbien zum Vorschein In der Collon Cura Formation bei Comallo im westlichen Argentinien wurde ein nahezu vollstandiger Oberarmknochen von Neotamandua geborgen der ebenfalls in das Mittlere Miozans datiert 32 In den Ubergang vom Oberen Miozan zum Pliozan der Araucano Formation in Argentinien gehort ein hinteres Schadelteil Anhand der Funde kann Neotamandua als ein relativ grosses Tier rekonstruiert werden der Humerus aus der Collon Cura Formation ubertraf den der heutigen Tamanduas um etwa 50 Einige Forscher fassen die Gattung teilweise als identisch zu Myrmecophaga auf eine Studie aus dem Jahr 2020 interpretiert sie als phylogenetischen Vorganger 23 Eine dritte Gattung Palaeomyrmidon die moglicherweise naher zu den Zwergameisenbaren steht ist uber einen beinahe vollstandigen Schadel ebenfalls aus der Araucana Formation in Argentinien uberliefert und trat somit vor etwa 9 Millionen Jahren auf 24 28 5 Im Pliozan ist erstmals Myrmecophaga eindeutig nachgewiesen jedoch liegen meist nur einzelne Knochenreste vor Aus dem Ubergang zum Pleistozan sind einige wenige Fussknochen von El Breal de Orocual im Nordosten Venezuelas bekannt 33 weitere Funde so ein teilweise erhaltenes Skelett ist aus Minas Gerais in Brasilien uberliefert Ahnlich wie Tamandua der erstmals im Pleistozan auftritt gelangte auch Myrmecophaga im altesten Abschnitt dieser geologischen Epoche im Zuge des Grossen Amerikanischen Faunenaustausches bis weit nach Norden des amerikanischen Doppelkontinentes wie einige Funde aus Sonora im Nordwesten Mexikos zeigen wo der Grosse Ameisenbar heute nicht mehr verbreitet ist 34 Die Gattung Cyclopes ist dagegen fossil bisher nicht fassbar 24 28 5 Forschungsgeschichte BearbeitenDie heutige Unterordnung Vermilingua wurde von Johann Karl Wilhelm Illiger im Jahr 1811 eingefuhrt allerdings auf Familienebene und unter der Schreibweise Vermilinguia Der Name bezieht sich auf die lange wurmahnliche Zunge von lateinisch vermis fur Wurm und lingua fur Zunge Illiger selbst ubersetzte die Bezeichnung mit Zungler Neben den Ameisenbaren speziell den Grossen Ameisenbaren und den Sudlichen Tamandua ordnete er noch das Erdferkel Orycteropus und die Schuppentiere Manidae in die Vermilingua ein Er stellte diese zusammen mit den Cingulata also den Gurteltieren Dasypoda in eine ubergeordnete Gruppe namens Effodientia Scharrtiere 35 Die Ordnungseinheit Vermilingua wurde in der Folgezeit nur selten gebraucht Vielmehr setzte sich im Verlauf des 19 Jahrhunderts das Edentata Konzept von Georges Cuvier durch das dieser erstmals im Jahr 1795 zusammen mit Etienne Geoffroy Saint Hilaire formuliert hatte Die Edentata schlossen dabei neben den Ameisenbaren noch die Schuppentiere und die Gurteltiere ein 36 wenig spater stellte Cuvier zusatzlich die Faultiere Folivora und das Erdferkel hinzu 37 Das Edentata Konzept hielt sich teilweise bis weit in das 20 Jahrhundert in der Regel bildeten die heutigen Xenarthra die Kerngruppe Eine erste Referenz auf Illigers Vermilingua gab Christoph Gottfried Andreas Giebel im Jahr 1855 auch er fuhrte das Taxon als Familie das Erdferkel hatte er aber bereits ausgeschlossen 38 Ebenso sah John Edward Gray in den 1860er Jahren die Vermilingua auf der Ebene der Familie er fasste jedoch den Begriff als synonym zu den Myrmecophagidae auf die er bereits 1825 eingefuhrt hatte Zudem verwies Gray die Schuppentiere zu einer eigenen Familie so dass letztendlich nur die Ameisenbaren verblieben 39 40 Abweichend von den vorherigen Sichtweisen verschob Theodore Gill im Jahr 1872 die Vermilingua erstmals auf die Ebene der Unterordnung innerhalb der Edentata der er vier weitere zur Seite stellte die Schuppentiere die Faultiere das Erdferkel und die Gurteltiere 41 Gill verwendete das gleiche Systematikschema elf Jahre spater in dem wesentlich umfangreicheren Werk The standard natural history und etablierte die Vermilingua somit in dem Status und Umfang wie sie heute bestehen Innerhalb der Unterordnung erkannte er aber nur eine Familie an Myrmecophagidae die zwei Unterfamilien die Myrmecophaginae und die Cyclothurinae Cyclopedinae einschloss 42 Im Jahr 1931 schuf George Gaylord Simpson die Uberfamilie Myrmecophagoidea und vereinte die Vermilingua mit dieser 43 eine Auffassung die er 1945 in seinem Werk zur Systematik der Saugetiere wiederholte 44 Erst in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts setzte sich dann die Ordnungseinheit Vermilingua endgultig durch 45 Gefahrdung BearbeitenNeun der zehn rezenten Ameisenbaren Arten zahlen zu den weniger bedrohten Saugetieren wozu ihr grosses Verbreitungsgebiet und ihre relative Anspruchslosigkeit beitragen Allerdings haben die Rodungen von Waldern und Uberpragungen von Offenlandschaften durch menschliche Tatigkeiten lokal Einfluss auf die Bestande Auch konnen Wald und Buschbrande in einigen Regionen die ortlichen Populationen bedrangen ebenso werden einzelne Tiere Opfer von Verkehrsunfallen Die IUCN listet lediglich den Grossen Ameisenbaren als gefahrdet vulnerable die neun anderen Arten gelten als nicht gefahrdet least concern oder es besteht eine unzureichende Datenlage data deficient 15 Literatur BearbeitenAlessandra Bertassoni Myrmecophagidae Anteaters In Don E Wilson und Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of the World Volume 8 Insectivores Sloths and Colugos Lynx Edicions Barcelona 2018 S 74 90 S 89 90 ISBN 978 84 16728 08 4 Alfred L Gardner Hrsg Mammals of South America Volume 1 Marsupials Xenarthrans Shrews and Bats University of Chicago Press 2008 ISBN 978 0 226 28240 4 S 168 176 Flavia R Miranda Cyclopedidae Silky anteaters In Don E Wilson und Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of the World Volume 8 Insectivores Sloths and Colugos Lynx Edicions Barcelona 2018 S 92 102 ISBN 978 84 16728 08 4 Sergio F Vizcaino W J Loughry Hrsg The Biology of the Xenarthra University 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