www.wikidata.de-de.nina.az
Ricinus communis ist die einzige Pflanzenart der zur Familie der Wolfsmilchgewachse Euphorbiaceae gehorenden monotypischen Gattung Ricinus Sie ist die Giftpflanze des Jahres 2018 1 Sie wird im Deutschen auch als Wunderbaum Lausebaum Hundsbaum oder als Christuspalme bezeichnet 2 Ricinus communisRicinus communisSystematikOrdnung Malpighienartige Malpighiales Familie Wolfsmilchgewachse Euphorbiaceae Unterfamilie AcalyphoideaeTribus AcalypheaeGattung RicinusArt Ricinus communisWissenschaftlicher Name der GattungRicinusL Wissenschaftlicher Name der ArtRicinus communisL IllustrationBlutenstand oben die weiblichen unten die mannlichen Bluten Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Generative Merkmale 2 Verbreitung 3 Namen 3 1 Herkunft 3 2 Biblische Namen 4 Inhaltsstoffe 4 1 Rizin 4 2 Fette Ole 4 3 Weitere Inhaltsstoffe 5 Verwendung 5 1 Rizinusol 5 2 Sorten 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksBeschreibung BearbeitenVegetative Merkmale Bearbeiten nbsp Habitus nbsp Blatt nbsp Keimblatter von Ricinus communisIn den gemassigten Klimazonen wachst die Pflanze als einjahrige krautige Pflanze in den Tropen als mehrjahrige Pflanze Die Pflanze ist schnellwuchsig und wird unter idealen Bedingungen innerhalb von drei bis vier Monaten bis zu 6 Meter hoch In tropischem Klima erreicht sie nach mehreren Jahren Wuchshohen von bis zu 13 Metern 2 und bildet einen verholzten Stamm In saisonalen Klimaten stirbt die Pflanze jedes Jahr oberirdisch ab und treibt dann bei entsprechender Sonneneinstrahlung wieder neu aus Die wechselstandig stehenden Laubblatter sind 30 bis 70 cm gross dunkelgrun bei einigen Sorten rotlich bis purpurfarben und sie haben sehr lange oft rotliche Blattstiele Sie sind handformig gespalten mit funf bis elf spitzen eiformigen Lappen 2 sind bis einen Meter breit 2 und stehen am Blattgrund schildformig an den Stielen Der Blattrand ist gesagt mit drusigen ungleich grossen Spitzen Die Blattunterseite ist drusig Die Mittelnerven der Nervatur sind teils rotlich ausgebildet Auch die stark wasserhaltigen Stangel sind bei einigen Sorten rot uberlaufen Es sind kleine abfallende stangelumfassende und dreieckformige Nebenblatter vorhanden Es sind extraflorale Nektarien an der Blatt und Tragblattbasis an den Blattrandern der Nebenblatter und an Blattstielen vorhanden Generative Merkmale Bearbeiten Ricinus communis bluht von August bis Oktober Es werden grosse etwa 30 40 cm lange endstandige traubig oder rispige Blutenstande gebildet Die Pflanzen sind einhausig gemischtgeschlechtig monozisch Die duftenden kurz gestielten und eingeschlechtigen Bluten sind unscheinbar und ohne Kronblatter apetal Die eiformigen grun rotlichen Kelchblatter der weiblichen Bluten sind fruh abfallend die der mannlichen sind eiformig grun gelblich und haltbar In der oberen Halfte des Blutenstandes werden nur die an den spater roten und zweiastigen stark papillosen Narben zu erkennenden weiblichen Bluten gebildet in der unteren Halfte nur die mannlichen Bluten mit ihren uber 100 typischen und reich verzweigten basal verwachsenen bundeligen und weisslichen bis hellgelben Staubblattern Der oberstandige und dreifachrige Fruchtknoten ist stachelig mit drei sehr kurzen Griffeln Es werden braunliche dicht bis sparlich mit weichen etwa 5 mm langen Stacheln besetzte dreifacherige und etwa 1 5 2 5 cm grosse Spaltfruchte Regma deren Teilfruchte Cocci an einem oben breiteren kurzen Karpophor Columna stehen gebildet Sie ahneln den Kastanienfruchten sind aber weicher bestachelt manchmal lost sich das leicht fleischige Exocarp vom holzigen Mesocarp Die leicht abgeflachten rotlichbraunen bis silbrig graulichen und marmorierten ellipsoiden und bohnenformigen etwa 7 14 mm langen wie breiten und 6 8 mm dicken Samen sind glanzend mit einer kleinen zweiteiligen Caruncula die oft spater abfallt Die Samenschale ist dunn hart und sprode und leicht zu entfernen das Tegmen ist sehr dunn und papierig hautig das Endosperm ist gross und umgibt die flachen Kotyledonen 3 Die Tausendkornmasse betragt durchschnittlich etwa 200 450 Gramm 4 Die Caruncula dient der sekundaren Samenausbreitung durch Ameisen Myrmekochorie nach der Autochorie Sie fressen die Caruncula und legen die Samen dann irgendwo ab 5 Die Chromosomenzahl betragt 2n 20 6 Verbreitung BearbeitenRicinus communis ist ursprunglich in Nordost Afrika und dem Nahen Osten beheimatet Seine ursprunglichen Vorkommen liegen in Athiopien Eritrea und Somalia fur Kenia ist die Ursprunglichkeit fraglich 7 Als Kulturfluchtling hat die Art sich mittlerweile in allen tropischen Zonen verbreitet 7 Namen BearbeitenHerkunft Bearbeiten In Lobelius Werk Plantarum seu stirpium historia 1576 wird die Art als Ricinus gallis Palma christi aufgefuhrt 8 und so von Linne in Species Plantarum zitiert Der botanische Name der Gattung stammt vom lateinischen Wort ricinus fur Laus Ungeziefer da die Samen der Pflanze in ihrer Form an vollgesogene Zecken erinnern Der Gattungsname ist identisch mit dem Epitheton des Gemeinen Holzbocks Ixodes ricinus wobei nicht geklart ist ob die Zecke nach der Pflanze benannt wurde oder umgekehrt 9 Andere deutsche Trivialnamen sind Christuspalme lateinisch Palma Christi 10 Hundsbaum Lausebaum Kreuzbaum 2 oder den Gattungsnamen verallgemeinernd Rizinus Der Name Wunderbaum grundet sich auf der biblischen Erzahlung wonach die Pflanze zum Schutze des Propheten Jona in Ninive in einer Nacht zum Baume aufgeschossen ist also in wundersamer Weise sehr schnell gewachsen ist Im Zusammenhang mit der Verwendung des Ols der Samen wird der Wunderbaum von der Industrie und in den Medien auch als Castorpflanze englisch Castor Oil Plant bezeichnet Die Samen der Pflanze werden im Deutschen schon langer auch als Castorbohnen bezeichnet Zur Herleitung des Namens Castor siehe im Artikel zum Rizinusol Biblische Namen Bearbeiten In vielen deutschen Ubersetzungen des Alten Testaments der Bibel wird der Rizinus hebraisch Qiqajon im Buch Jona Kapitel 4 in den Versen 6 bis 8 genannt Gott liess den Rizinusstrauch uber Jona wachsen um seinem Kopf Schatten zu geben Am nachsten Morgen jedoch schickte er einen Wurm sodass der Rizinus verdorrte Jona 4 6 EU Da die Pflanze im hebraischen Urtext nur an dieser Stelle vorkommt ist ihre Bedeutung nicht vollig klar Schon die bedeutendste altgriechische Ubersetzung die Septuaginta und die alteste lateinische Ubersetzung die Vetus Latina gaben als Ubersetzung Kurbis an die Vulgata Efeu Im Vatikan zeigt ein Fresko von Michelangelo Jonah mit einem Fisch und Flaschenkurbis im Hintergrund Die meisten Ubersetzer gehen heute aber davon aus dass der Rizinus gemeint ist 11 Da die Pflanze giftig ist wurde bezweifelt dass sie von einem Wurm befallen worden sein konnte wie in der Erzahlung bei Jona Doch jede noch so giftige Pflanze hat mindestens einen Frassfeind und heute ist eine Raupe bekannt die den Rizinus befallt Die Natur des Wurmes blieb lange vollig unklar Es wird vermutet dass es sich dabei um die Raupen eines Nachtfalters der Familie der Barenspinner Arctiidae handelt der im Jahre 2005 neu beschrieben wurde und den Namen Olepa schleini erhielt Diese Raupen fressen an Rizinus und sind vor allem nachtaktiv 12 Wegen der Jona Erzahlung wurden im modernen Hebraisch aus dem Pflanzennamen das Adjektiv qiqajoni mit der Bedeutung eintagig verganglich und Qiqajonut mit der Bedeutung Verganglichkeit gebildet Inhaltsstoffe BearbeitenRizin Bearbeiten Hauptartikel Rizin Die Samenschalen von Ricinus communis sind nur schwach giftig Das Endosperm der Samen ist stark giftig da es das toxische Eiweiss Rizin ein Lektin enthalt 13 14 Der Rizingehalt in den Samen liegt bei etwa 1 bis 5 des Proteingehalts 15 16 Bei der Einnahme von Rizin kann schon eine Menge von 0 3 20 Milligramm pro Kilogramm Korpergewicht todlich wirken das entspricht wenigen Samen Die parenteral todliche Dosis betragt bei Mausen je nach Reinheitsgrad der Substanz etwa ein Mikrogramm pro Kilogramm Korpergewicht Rizin lost sich zwar in Wasser ist aber fettunloslich und daher im Rizinusol nicht enthalten Beim Pressen der Samen verbleibt das Gift somit in den Pressruckstanden Fette Ole Bearbeiten nbsp RizinussamenDie Samen von Ricinus communis enthalten zu etwa 40 bis 55 ein fettes Ol Es besteht zu uber 75 aus Triglyceriden die mit der Ricinolsaure verestert sind Im Gegensatz zu den Samen ist es ungiftig Weitere Inhaltsstoffe Bearbeiten Die in Ricinus communis enthaltenen Alkaloide sind Nudiflorin Ricinidin und Ricinin Verwendung BearbeitenRizinusol Bearbeiten Hauptartikel Rizinusol Das hoch viskose durchsichtige bis gelbliche Rizinusol auch Kastorol pharmazeutische Bezeichnung Ricini oleum virginale fruher Oleum Ricini s Castoris auch Ricinus Communis Seed Oil auf Kosmetika nach engl castor oil wird aus den Samen der Pflanze kalt gepresst Durch Aufarbeitung erhalt man ein Raffiniertes Rizinusol Ricini oleum raffinatum genanntes Ol Rizinusol wird zu vielen verschiedenen Anwendungen in Medizin Kosmetik und Technik verwendet nbsp Junge FruchteSorten Bearbeiten Mehrere Sorten sind gezuchtet worden meist fur die kommerzielle Olproduktion Einige Sorten wurden jedoch auch fur den Zierpflanzenhandel gezuchtet Carmencita mit bronzeroten Blattern und leuchtend roten Bluten Impala eine Miniatursorte mit roten bis purpurnen Blattern Sanguineus mit blutrotem Stamm und Blattwerk Gibsonii Mirabilis eine Zwergsorte in Dunkelrot und Zanzibarensis mit weiss geaderten grunen Blattern Literatur BearbeitenGuido Majno The Healing Hand Man and Wound in the Ancient World Harvard University Press Cambridge Mass 1975 ISBN 0 674 38330 3 Heinrich Marzell Worterbuch der deutschen Pflanzennamen Band 3 Macleya Ruta Parkland Koln 2000 ISBN 3 88059 982 3 Nachdruck der Ausgabe von 1977 Axel Hausmann Olepa schleini Wiederentdeckung eines biblischen Schmetterlings aus dem Buch Jona In Tiere und Kunst aus Israel Berichte der Freunde der ZSM Band 2 Munchen 2005 ISBN 3 00 017303 X Ricinus communis in der Flora of North America Vol 12 Ricinus communis in der Flora of China Vol 11 P C van Welzen Revisions and phylogenies of Malesian Euphorbiaceae Subtribe Lasiococcinae Homonoia Lasiococca Spathiostemon and Clonostylis Ricinus and Wetria In Blumea 43 1988 S 131 164 online auf nationaalherbarium nl abgerufen am 29 Mai 2018 Marilena Idzojtic Dendrology Academic Press 2019 ISBN 978 0 12 819644 1 S 588 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Einzelnachweise Bearbeiten Giftpflanze des Jahres 2018 Botanischer Sondergarten Wandsbek abgerufen am 22 Dezember 2017 a b c d e Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa Pteridophyta Spermatophyta 2 Auflage Band V Teil 1 Angiospermae Dicotyledones 3 1 Linaceae Violaceae Carl Hanser bzw Paul Parey Munchen bzw Berlin Hamburg 1966 ISBN 3 489 72021 0 S 120 124 unveranderter Nachdruck von 1925 mit Nachtrag Josef Moller C Griebel Mikroskopie der Nahrungs und Genussmittel aus dem Pflanzenreiche Dritte Auflage Springer 1928 ISBN 978 3 642 50430 3 Reprint S 175 f Ricinus communis bei Kew Seed Information Database abgerufen am 29 Mai 2018 V F Martins et al Secondary Seed Dispersal by Ants of Ricinus communis In Sociobiology Vol 47 No 1 2006 online PDF 126 kB bei Guimaraes Lab abgerufen am 30 Mai 2018 Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 633 a b Datenblatt Ricinus communis bei POWO Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens Kew Kew Science Lobelius Plantarum seu stirpium historia Christoffel Plantijn Antwerpen 1576 online Corinne Buch Ricinus communis Rizinus Wunderbaum Euphorbiaceae Giftpflanze des Jahres 2018 In Bochumer Botanischer Verein e V Hrsg Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins Band 10 Bochum 2019 S 217 223 zobodat at PDF abgerufen am 12 September 2022 Vgl etwa Otto Zekert Hrsg Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570 Hrsg vom osterreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie Deutscher Apotheker Verlag Hans Hosel Berlin 1938 S 150 Palmae Christi und 153 Ricinus Peter Weimar Herders theologischer Kommentar zum Alten Testament HThKAT unter Jona Freiburg 2017 ISBN 978 3 451 26848 9 S 417 419 Axel Hausmann Olepa schleini Wiederentdeckung eines biblischen Schmetterlings aus dem Buch Jona In Tiere und Kunst aus Israel Berichte der Freunde der ZSM Band 2 Munchen 2005 ISBN 3 00 017303 X S 22 25 PDF B Soto Blanco I L Sinhorini S L Gorniak B Schumaher Henrique Ricinus communis cake poisoning in a dog In Vet Hum Toxicol 44 3 2002 S 155 156 Lexikon der Biochemie Ricin abgerufen am 27 Juli 2011 Manfred Schmitt Raffael Schaffrath Microbial Protein Toxins Springer 2005 ISBN 3 540 23562 0 S 218 J Audi M Belson M Patel J Schier J Osterloh Ricin poisoning a comprehensive review In JAMA Band 294 Nr 18 November 2005 S 2342 2351 doi 10 1001 jama 294 18 2342 PMID 16278363 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ricinus communis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ricinus communis FloraWeb de Ricinus communisL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 29 November 2015 Zur Giftigkeit des Wunderbaumes Ricinus communis auf giftpflanzen com Rizinus bei Informationszentrale gegen Vergiftungen Zentrum fur Kinderheilkunde Universitatsklinikum Bonn Rizinus als Heilpflanze bei Heilpflanzenlexikon awl ch Abfuhrmittel Rizinusol bei Onmeda Redaktion 25 Juni 2014 Giftpflanze des Jahres in Deutschland Blauer Eisenhut 2005 Pfaffenhutchen 2006 Roter Fingerhut 2007 Herkulesstaude 2008 Tabak 2009 Herbstzeitlose 2010 Eibe 2011 Gemeiner Goldregen 2012 Kirschlorbeer 2013 Maiglockchen 2014 Rittersporn 2015 Kalifornischer Mohn 2016 Tranendes Herz 2017 Wunderbaum 2018 Aronstab 2019 Schwarze Tollkirsche 2020 Schlafmohn 2021 Kartoffel 2022 Petersilie 2023 nbsp Dieser Artikel wurde am 20 Juli 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4254423 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ricinus communis amp oldid 235565945