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Dieser Artikel befasst sich mit dem Ortsteil Reichwalde der Gemeinde Boxberg in Ostsachsen Zu weiteren Bedeutungen siehe Reichwalde Begriffsklarung Reichwalde obersorbisch Rychwald ist der ostlichste Ortsteil der Gemeinde Boxberg O L im Landkreis Gorlitz in Ostsachsen Der Ort zahlt zum offiziellen sorbischen Siedlungsgebiet in der Oberlausitz Reichwalde Rychwald Vorlage Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland Wartung AlternativnameGemeinde Boxberg O L Koordinaten 51 23 N 14 40 O 51 380555555556 14 6625 136 Koordinaten 51 22 50 N 14 39 45 OHohe 136 m u NNFlache 14 87 km Einwohner 508 30 Nov 2020 1 Bevolkerungsdichte 34 Einwohner km Eingemeindung 1 Januar 1999Postleitzahl 02943Vorwahl 035774 Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 2 1 Erste Besiedlung ab dem 13 Jahrhundert 2 2 17 bis 19 Jahrhundert 2 3 20 Jahrhundert bis 1990 2 4 Seit 1990 2 5 Bevolkerungsentwicklung 2 6 Ortsname 3 Sprache 4 Museen 5 Quellen und weiterfuhrende Literatur 5 1 Literatur 5 2 Fussnoten 5 3 WeblinksGeographie BearbeitenReichwalde ist umgeben vom Tagebau Reichwalde im Norden Altliebel Nappatsch im Osten Kreba und Tschernske im Suden Klein Radisch und Durrbach im Sudwesten und Kringelsdorf im Westen Vor dem Aufschluss des Tagebaus Reichwalde lagen die Orte Schadendorf im Nordwesten Wunscha im Norden Publick Zweibrucken und Mocholz im Nordosten sowie Altliebel und die Reichwalder Ziegelei im Osten Durch Reichwalde verlauft die Staatsstrasse 131 Boxberg Rietschen von der im Ort die Staatsstrasse 153 nach Kreba abzweigt Aus ostlicher Richtung fliesst sudlich des Dorfes der Schwarze Schops Ursprunglich vereinigten sich der Weisse und der Schwarze Schops zwischen Reichwalde und Kringelsdorf Nach zweimaliger Verlegung des Flussbetts erst nordlich des entlang Tagebaus seit 2014 sudlich davon des Weissen Schops mundet dieser seitdem am sudlichen Ortsrand von Reichwalde in den Schwarzen Schops Geschichte BearbeitenErste Besiedlung ab dem 13 Jahrhundert Bearbeiten Bei umfangreichen archaologischen Ausgrabungen von 1993 bis 2001 sind in der Gemarkung mehrere urzeitliche Siedlungsplatze freigelegt worden darunter die bisher altesten der ostlichen Oberlausitz Neben Werk und Siedlungsplatzen der Mittelsteinzeit und einigen Funden aus der Jungsteinzeit ist auch ein spateiszeitlicher Wald Ergebnis der Grabungen Reichwaldes Siedlungsform als Platzdorf lasst auf eine deutsche Siedlungsgrundung wahrend der zweiten Phase der deutschen Ostkolonisation im 13 Jahrhundert schliessen Urkundlich erstmals erwahnt wurde Rychenwald 1364 bereits 1394 war ein Rittergut nachweisbar Apeczko residem in Richenwalde das 1399 der Familie von Metzradt gehorte Im 14 und 15 Jahrhundert war die Sudgrenze der Herrschaft Muskau noch nicht in der Linie des Schwarzen und des Weissen Schopses gefestigt so dass es auch in Reichwalde zu Reibereien mit den Muskauer Herren kam Nach einer Bitte schickte der Gorlitzer Rat den Reichwaldern 1419 acht Schutzen zu Hilfe Wie auch die Merzdorfer war die Reichwalder Kirche ursprunglich eine Filialkirche der Klittener Pfarrkirche Die Ordination eines evangelischen Pfarrers wurde 1527 in einer Wittenberger Matrikel genannt Der erste Lehrer und Kirchenchronist unterrichtete ab 1688 17 bis 19 Jahrhundert Bearbeiten Kurz vor Ende des Dreissigjahrigen Krieges 1618 1648 fing 1644 ein Haus beim Brotbacken Feuer das sich rasch ausbreitete und die Halfte der Bauernhauser samt der Schenke einascherte Ahnlich schwere Brande erlebte Reichwalde 1760 als das Oberdorf abbrannte und 1868 als zwolf Gebaude ein Opfer der Flammen wurden Zwei Kurassiere die nach der Schlacht bei Kesselsdorf auf Heimaturlaub kamen brachten 1745 die ersten Kartoffeln ins Dorf Die bis dahin unbekannte Frucht wurde anfangs roh in Scheiben geschnitten und wie Kase auf Brot gegessen was jedoch sehr unbekommlich war nbsp Kirche aus dem Jahr 1747Im Jahr 1747 wurde die alte Holzkirche durch einen massiven Neubau ersetzt Die Menschen aus den Nachbarorten Publick und Wunscha gehorten zur Reichwalder Kirchengemeinde seit 1825 war auch Schadendorf hierher gepfarrt Ludwig Reichsgraf von Puckler Vater des spateren Fursten Hermann von Puckler Muskau und von 1798 bis zu seinem Tod im Jahr 1811 Muskauer Standesherr kaufte im Durrejahr 1804 das Gut Reichwalde zu einem relativ gunstigen Preis Dadurch kam Reichwalde zum zweiten Mal an die Standesherrschaft Muskau nachdem bereits Kurt Reinicke von Callenberg um 1650 kurzzeitig im Besitz des Gutes war Puckler liess 1804 die Kirche und ihren Turm ausbessern Vor 1840 wurde das als Erbgut fur die Schwestern des Fursten gekaufte Gut Reichwalde schuldenhalber wieder verkauft Nach den Befreiungskriegen konnte das Konigreich Preussen dem Konigreich Sachsen grosse Landesteile abringen weswegen Reichwalde 1815 mit der nordostlichen Oberlausitz an Preussen kam Im Folgejahr wurde es dem neugegrundeten Landkreis Rothenburg Provinz Schlesien unterstellt Mit 215 Hektar bestand knapp ein Viertel der Flachen des Ritterguts aus Teichen die zur intensiven Karpfenzucht genutzt wurden Im Jahr 1836 verlieh der Landesherr der Gemeinde das Marktrecht und seitdem fanden jahrlich bis zu drei Vieh und Krammarkte statt Dadurch siedelten sich neben den Bauern auch Handwerker und Handler an so dass Reichwalde recht bald uber eine Brauerei eine Dampfbrennerei eine Ziegelei einige Muhlen mehrere Webstuhle und funf Wirtshauser verfugte Da im ostlich benachbarten Kirchspiel Daubitz nur noch deutsch gepredigt wurde wurden 1858 die uberwiegend sorbischen Dorfer Altliebel Mocholz Nappatsch Viereichen und Zweibrucken nach Reichwalde umgepfarrt da sich dort jeden Sonntag nach dem deutschen ein sorbischer Gottesdienst anschloss Ein Blitzschlag beschadigte 1874 das Kircheninnere Wahrend des Ersten Weltkriegs musste die Kirche 1917 ihre Bronzeglocken als Kriegsmetallspende abliefern Aus dem Ort Kreba lieh sich die Gemeinde eine andere Glocke Im August 1924 konnten drei neue Bronzeglocken geweiht werden 20 Jahrhundert bis 1990 Bearbeiten Ostlich des Ortes wurde im beginnenden 20 Jahrhundert bei der ehemaligen Reichwalder Ziegelei Braunkohle abgebaut Die Dorfer Eselsberg Kringelsdorf Wilhelmsfeld grundeten zusammen mit Reichwalde im September 1921 eine Stromversorgungsgenossenschaft die ab Winter 1922 die erste elektrische Beleuchtung ermoglichte Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurden im Herrenhaus des Ritterguts Teile der V1 und V2 Raketen montiert Als die Ostfront sich in den letzten Kriegswochen in die Lausitz verlagerte brannte die Kirche am 19 April 1945 aus 1948 1949 wurde sie repariert und wieder eingeweiht Auf dem Kirchhof errichtete man den Opfern beider Kriege die Gefallenendenkmale Reichwalde Durch die Bodenreform wurde der Gutsbesitz 1945 enteignet und neu aufgeteilt Im Herrenhaus fanden ein Kindergarten und eine Schule Platz auch Wohnraume wurden darin eingerichtet Im Marz 1959 grundete sich eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft LPG der 1960 alle bis auf zwei Bauern beigetreten sind Die Bekanntgabe dass rund zwei Drittel von Reichwalde darunter auch Kirche und Schule einem Tagebau weichen mussen sorgte fur einen bald einsetzenden Bevolkerungsruckgang Nach dem Bau des neuen Schulkomplexes in Boxberg wurde die Reichwalder Schule geschlossen im Gebaude wurde eine Station Junger Touristen untergebracht Die Grundwasserabsenkung im Vorfeld des Aufschlusses des Tagebaus Reichwalde machte im Jahr 1977 den Anschluss des gesamten Dorf ans zentrale Trinkwassernetz notwendig Seit 1990 Bearbeiten Die geanderte politische und wirtschaftliche Lage in der Wendezeit verhinderte das Abbaggern so dass dem Ort das Schicksal Nochtens erspart blieb Der Tagebau wurde an Reichwalde vorbeigefuhrt Daraufhin hob die Landesregierung das Bergbauschutzgesetz auf und erklarte Reichwalde zum Forderdorf Das alte Herrenhaus konnte saniert und ein Landschulheim darin eingerichtet werden Zusammen mit den Gemeinden Klitten und Kreba Neudorf Kreis Niesky bildete Reichwalde Kreis Weisswasser am 1 April 1994 vier Monate vor der Grundung des Niederschlesischen Oberlausitzkreises den Verwaltungsverband Heidedorfer Zum 1 Januar 1999 schied Reichwalde aus dem Verband aus und gelangte als sechster Ortsteil zur Gemeinde Boxberg 2 Bevolkerungsentwicklung Bearbeiten Jahr Einwohner1825 3 5101863 4 6021871 7261885 6631905 6951925 7921939 7221946 8971950 8681956 9261964 8551971 7991988 5761990 5 5511995 6671998 6422002 6252007 6 5672008 5582020 508Im Jahr 1777 wirtschafteten in Reichwalde 11 besessene Mann 10 Gartner und 36 Hausler Von der Volkszahlung von 1825 bis zur Reichsgrundung wuchs die Bevolkerung auf fast das Anderthalbfache von 510 auf 726 Einwohner Danach schwankte die Bevolkerungsgrosse ein wenig wahrend 1885 noch rund 660 Einwohner gezahlt wurden waren es 1925 fast 800 und 1939 nur noch etwa 720 Nach dem Krieg wuchs die Gemeinde auf uber 850 Einwohner an und uberschritt bald die Marke von 900 Personen Durch den drohenden Tagebau war der Bevolkerungsruckgang in den nachsten Jahrzehnten starker als in anderen Orten so dass die Bevolkerung bis 1990 um rund ein Drittel schrumpfte Durch verstarkten Neubau von Eigenheimen wuchs die Zahl nach der Wende innerhalb von funf Jahren um rund 20 Prozent uber 100 Einwohner danach setzte auch in Reichwalde der langsame Ruckgang ein der in vielen Gemeinden der Umgebung zu sehen war und ist Reichwalde ist ein ursprunglich sorbischer Ort in dem auch sorbisch gesprochen wurde Von den 625 Einwohnern die der Ort 1884 hatte bezeichneten sich 505 80 8 Prozent als Sorben Laut Arnost Muka der fur diese Statistik den Ort aufsuchte waren alle deutschen Einwohner Reichwaldes der sorbischen Sprache machtig Mit der zunehmenden Germanisierung und Industrialisierung in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts stieg der deutsche Bevolkerungsanteil so dass sich 1956 nur noch 184 der 926 Einwohner 19 9 Prozent als Sorben bezeichneten 7 Ortsname Bearbeiten Der Ortsname 1364 und 1404 als Rychenwald 1394 als Richenwalde 1430 und 1463 als Reichinwalde und 1569 als Reichwalde belegt bezeichnet entweder eine ertragreiche Waldsiedlung oder die in einem Wald gelegene Siedlung eines Richo Der sorbische Name ist eine Sorabisierung des deutschen Namens der unter anderem 1767 als Richwald 1800 als Rychwald und 1843 in seiner heutigen Form Rychwald nachgewiesen ist Sprache BearbeitenIn der Kirche fanden lange Zeit sorbische Gottesdienste statt weswegen sich die sorbische Sprache in Reichwalde langer als anderswo halten konnte Im Jahr 1891 sprachen drei Viertel der Schuler sorbisch obwohl der Schulunterricht auf Anordnung der preussischen Regierung nur in deutscher Sprache gehalten werden durfte Die sorbische Sprache findet im 21 Jahrhundert kaum noch Anwendung im Alltag ist aber Bestandteil der Identitat der sorbischen Bevolkerung Gemeinsam mit dem inzwischen devastierten Wunscha hatte Reichwalde eine Mundart aufzuweisen die zum nordostlichen Heidedialekt der obersorbischen Sprache gehort Das Sprachgebiet dieser Mundart umfasste auch Kringelsdorf im Westen und Mocholz im Osten Im Nordwesten schliesst sich der Nochtener Dialekt und im Norden der Muskauer Dialekt an Die beiden Ubergangsdialekte wirkten sich dabei so aus dass die Reichwalder Mundart einige Eigenheiten gegenuber den anderen obersorbischen Dialekten herausbildete So fehlen gebrauchliche obersorbische Bezeichnungen wie pjersc Mutterboden oder zaportk verdorbenes Ei wahrend Begriffe der Ubergangsdialekte wie dobotk Vieh obersorbisch skot verwendet werden 7 Museen Bearbeiten2003 offnete das Gelandewagenmuseum Es stellt rund 22 Gelandewagen aus 8 9 Bekannt sind GAZ 69 IFA P2M IFA P3 Land Rover Series I LuAZ 967 Moskwitsch 410 Tempo G 1200 Toyota Land Cruiser UAZ 3151 und VW Typ 82 Quellen und weiterfuhrende Literatur BearbeitenLiteratur Bearbeiten Von der Muskauer Heide zum Rotstein Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises Lusatia Verlag Bautzen 2006 ISBN 978 3 929091 96 0 S 266 f Robert Pohl Heimatbuch des Kreises Rothenburg O L fur Schule und Haus Buchdruckerei Emil Hampel Weisswasser O L 1924 S 207 ff Fussnoten Bearbeiten Ortsteile Reichwalde Gemeinde Boxberg O L abgerufen am 27 Marz 2021 StBA Anderungen bei den Gemeinden Deutschlands siehe 1999 Reichwalde im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen Von der Muskauer Heide zum Rotstein S 266 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen Reichwalde im Regionalregister Sachsen abgerufen am 1 Februar 2009 Angabe des Einwohnermeldeamtes Boxberg O L a b Helmut Fasske Siegfried Michalk Sorbische Dialekte VIII Reichwalde und Wunscha Kreis Weisswasser Domowina Verlag Bautzen 1970 Dieter Lammersdorf Oldtimermuseen in Deutschland Johann Kleine Vennekate Verlag Lemgo 2014 ISBN 3 935517 06 8 S 113 1 Technische Schauanlage fur Kubel und Gelandewagen Reichwalde e V In gelaendewagenmuseum de abgerufen am 19 November 2022 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Reichwalde Rychwald Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website Gemeinde Boxberg O L Ortsteil ReichwaldeOrtschaften in der Gemeinde Boxberg O L Ortsteile Barwalde Bjerwald Boxberg Hamor Drehna Tranje Durrbach Dyrbach mit Thomaswalde Jahmen Jamno Kaschel Kosla Klein Oelsa Wolesnica Klein Radisch Radsowk Klitten Kletno Kringelsdorf Krynhelecy Monau Manjow Nochten Wochozy Rauden Rudej Reichwalde Rychwald Sprey Sprjowje Tauer Turjo Uhyst Delni Wujezd Zimpel Cympl Aufgegangene Ortschaften Eselsberg Woslica hora Wilhelmsfeld Wylemocy Ehemalige Ortschaften Jasua Jazowa Merzdorf Luco Schopsdorf Sepsecy Normdaten Geografikum GND 7539543 5 lobid OGND AKS VIAF 234808663 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reichwalde amp oldid 237539361