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Schopsdorf obersorbisch Sepsecy war ein Dorf im Kreis Hoyerswerda im Bezirk Cottbus Der an der Spree gelegene Ort wurde 1957 nach Merzdorf eingemeindet und ab 1981 vom Tagebau Barwalde uberbaggert Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 2 1 Ortsgeschichte 2 2 Bevolkerungsentwicklung 2 3 Ortsname 3 Erinnerung 4 Quellen und weiterfuhrende Literatur 4 1 Literatur 4 2 Fussnoten 4 3 Verweise 4 4 WeblinksGeographie BearbeitenSchopsdorf lag in Form eines Platzgassendorfs oder eines Rundplatzdorfs mit Gasse sudwestlich von Merzdorf am rechten Ufer der Spree Im Suden lagen zwischen Schopsdorf und dem flussaufwarts gelegenen Uhyst von der Spree und einem kunstlichen Spreearm umschlossen die Inselteiche Ostlich des Ortes verlief an der Kreisgrenze die Strasse von Bautzen uber Boxberg nach Weisswasser die heute als Bundesstrasse 156 westlich der fruheren Ortslage vorbeifuhrt Geschichte BearbeitenOrtsgeschichte Bearbeiten Durch archaologische Untersuchungen im Vorfeld des Tagebaus konnte eine grossere Anzahl von urgeschichtlichen Siedlungsspuren sichergestellt werden Dadurch ist belegt dass bereits in der Steinzeit in der Gemarkung gesiedelt wurde Eine Kuppe sudwestlich der Ortslage an der Spree war dabei besonders ergiebig Die ersten Bauern waren wahrscheinlich im 4 Jahrtausend v Chr aktiv wie zwei Scherben aus der Zeit der Stichreihenkeramik vermuten lassen Aus der mittleren Bronzezeit und der fruhen Eisenzeit sind ausserdem Funde der Lausitzer Kultur gemacht worden Weitere bedeutende Funde sind eine Batterie von Eisenschmelzofen von denen 330 Stuck nachgewiesen werden konnten sowie eine Scherbe durch die die slawische Besiedlung der Region entlang des Spreetales belegt werden kann Einzig der Nachweis dass Schopsdorf auch schon vor der zweiten Phase der deutschen Ostsiedlung als Siedlung bestand war nicht moglich Die erste urkundliche Erwahnung im Jahr 1418 als Schwebsdorf zusammen mit Merteinsdorf im Lehnbuch Konig Wenzels IV fallt in diese Phase als deutsche Einwanderer aus Schwaben sich in der Lausitz ansiedelten Der Nachweis dass es bereits im 13 und 14 Jahrhundert eine nennenswerte Waldwirtschaft und Holzverarbeitung in der Ortsnahe gab war hingegen moglich In seiner Entwicklung war Schopsdorf eng mit Merzdorf verbunden Bereits in einer Meissner Bistumsmatrikel von 1495 wird die Zugehorigkeit zur Merzdorfer Kirche genannt die damals noch eine Filialkirche Klittens war Und auch als in Merzdorf Unterricht gegeben wurde gingen die Schopsdorfer Kinder nach Merzdorf Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges 1618 1648 kam es in Sachsen und der Oberlausitz die seit 1635 zum Kurfurstentum gehorte mehrfach zu Pestjahren von denen auch Schopsdorf nicht verschont blieb Auch in spateren Kriegen blieb Schopsdorf nicht verschont so wurden beispielsweise 1706 wahrend des Nordischen Krieges und 1728 Einquartierungen angeordnet Als 1813 franzosische Soldaten vor der Schlacht bei Bautzen im Raum Milkel und Uhyst brandschatzten und Felder verwusteten wird Schopsdorf zwar nicht explizit erwahnt es ist jedoch zu vermuten dass Soldaten auch bis dorthin vordrangen 1815 am Ende des Wiener Kongresses lag Schopsdorf in dem Teil der Oberlausitz der an das Konigreich Preussen abgetreten werden musste Erst zum brandenburgischen Landkreis Spremberg gehorig wurde Schopsdorf 1825 mit dem Landkreis Hoyerswerda aus diesem herausgelost und der Provinz Schlesien unterstellt Der Hoyerswerdaer Landrat schrieb 1881 Die Gemeinden Barwalde Merzdorf und Schopsdorf gehoren mit zu den armsten Gemeinden des Kreises die Landereien daselbst bestehen grosstenteils aus sehr leichten Sandboden und gewahren nur ausserst geringen Ertrag Der Nebenerwerb beschrankte sich zu dieser Zeit grosstenteils auf Forstarbeit worauf die Bevolkerung Schopsdorfs aufgrund seiner Abgeschiedenheit lange Zeit angewiesen war Industrielle Arbeit ergab sich fur die Bevolkerung erst ab dem Ersten Weltkrieg als im 15 Kilometer entfernten Koblenz die Grube Werminghoff heutiger Knappensee aufgeschlossen und eine Brikettfabrik errichtet wurde Im Gegensatz dazu steht ein relativ fruher Anschluss an das Stromnetz als Rudolf Hunlich der Besitzer des Barwalder Gutes dort 1919 ein kleines Wasserkraftwerk an der Spree errichtet hatte und die benachbarten Ortschaften mit Strom versorgte Hunlich liess auch die Strasse von Uhyst uber Schopsdorf nach Merzdorf ausbauen da er ein Interesse daran hatte auf guten Wegen zu seinem Gut zu gelangen Seit den zwanziger Jahren waren die Kohlegesellschaften in der Region um den Aufkauf von Abbaurechten aktiv Im Raum Uhyst Merzdorf waren dies vor allem die Eintracht Braunkohlenwerke und Brikettfabriken AG Eintracht AG und die BUBIAG Braunkohlen und Brikettindustrie Aktiengesellschaft Berlin Seit den fruhen 1930er Jahren wurden auch Grundstucke in Schopsdorf verkauft vornehmlich an die BUBIAG Der Ausbau Uhysts gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zum Verteidigungsknoten wirkte sich verheerend auf Schopsdorf auf Nachdem in den Morgenstunden des 16 April mit dem Oder und Neisseubertritt der 1 Ukrainischen Front die Berliner Operation eingelautet wurde stand die Rote Armee bereits in den Abendstunden des 18 April bei Neustadt Spree an der Spree am 19 April waren die Truppen der 5 Gardearmee sowie der 2 Polnischen Armee im Raum Klitten In den darauf folgenden Tagen wechselte der Frontverlauf um Klitten Boxberg und Uhyst durch deutsche Gegenstosse mehrfach Die auf beiden Seiten verlustreichen Kampfe erreichten am 26 April Merzdorf Von beiden Spreeseiten ruckten polnische und sowjetische Truppen vor und besetzten den Ort gegen 16 Uhr um 23 Uhr war auch Schopsdorf eingenommen Uhyst konnte erst in der Nacht zum 29 April gesturmt werden Monau fiel am 29 April nachmittags Die beim Kampf um Schopsdorf gefallenen sechs polnischen Soldaten wurden 1946 exhumiert und auf den Ehrenfriedhof von Zgorzelec umgebettet Funf Wirtschaften waren infolge der Kampfe total zerstort drei weitere schwer beschadigt ausserdem war die Spreebrucke gesprengt Zudem fehlten Zugtiere zur Feldbearbeitung und 13 Manner uber 10 der Schopsdorfer Bevolkerung waren im Krieg gefallen Durch die Verwaltungsreform von 1952 kam die seit 1945 wieder sachsische Gemeinde im verkleinerten Kreis Hoyerswerda zum Bezirk Cottbus Am 1 Januar 1957 wurden die Gemeinden Schopsdorf und Barwalde nach Merzdorf eingemeindet 1 Nach der 1946 abgeschlossenen Bodenreform dauerte es noch bis zum Oktober 1959 bis sich in Schopsdorf eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft LPG grundete Auch wenn die sorbische Tracht schon langer abgelegt war gehorte die sorbische Sprache in der LPG noch zum Alltag Im Februar 1965 wurde in einer Gemeindevertretersitzung uber den geplanten Aufschluss des Tagebaus Barwalde informiert im Dezember 1969 erfuhren die Einwohner erstmals von der Notwendigkeit der Umsiedlung Merzdorfs Als diese in Merzdorf im Gange war wurde diese Problematik 1976 in Schopsdorf zur Tagesordnung Zur Umsiedlung wurde der Zeitraum 1980 1981 vorgegeben wegen der Spreeverlegung mussten vier Familien schon 1979 umsiedeln Am 8 Marz 1981 hatten die Schopsdorfer ihre Abschiedsfeier im Juli des gleichen Jahres wurde formal die Auflosung und Loschung des Ortsteils Schopsdorf beschlossen Bevolkerungsentwicklung Bearbeiten Jahr Einwohner1823 961825 891861 1171871 1151880 1221885 1211905 901910 1001913 1011916 1011917 901919 1081925 1101930 921933 1021939 1021946 891950 1011951 1131975 67Die nebenstehende Tabelle der Einwohnerzahlen Schopsdorfs wurde Meusels Schopsdorf Streiflichter aus der Geschichte entnommen Die Autorengruppe hat dazu Werte aus verschiedenen Quellen zusammengetragen Dadurch sind die Zahlen nicht nach einem einheitlichen Massstab erhoben worden sie stellen jedoch Anhaltspunkte dar die eine ereignisbasierte Veranderung ableiten lassen Ausserdem belegen die Werte dass sich die Einwohnerzahlen von 1820 bis etwa 1970 in einem Bereich von rund 90 bis 120 bewegen Ein Verzeichnis uber die steuerpflichtigen Wirte aus dem Jahr 1658 deutet an dass Schopsdorf vom Dreissigjahrigen Krieg 1618 1648 und der Pest besonders stark betroffen war Obwohl die Dorfflur von 290 Hektar etwa 12 frankischen Hufen entspricht und somit Platz fur 12 Ganzbauern bote gab es in Schopsdorf 18 Stellen von denen im genannten Verzeichnis sechs wust lagen Die restlichen Wirte waren 3 Ganzbauern 4 Halbbauern 4 Gartner und ein Hausler Eigentlich lagen acht Stellen wust zwei wurden erst kurz vorher durch Zugezogene aus den Dorfern Tzschelln und See wieder besetzt Wahrend unklar ist ob Schopsdorf von deutschen oder sorbischen Siedlern gegrundet wurde zeigt dieses Verzeichnis zugleich dass bis auf einen aufgefuhrten Namen alle eindeutig sorbischen Ursprungs sind 1748 und 1777 wirtschafteten in Schopsdorf unverandert die sieben Bauern Bis 1748 erhohte sich die Zahl der Hausler um zwei wahrend 1777 nur noch zwei Gartner dafur aber neun Hausler genannt werden Eine weitere Wirtschaft stand wust Bis 1838 stieg die Zahl der Gartner auf drei die der Hausler auf zehn 1863 gab es nur noch einen Ganzbauern vier Halbbauern einen Gartner und 12 Hausler Die Einwohnerzahl stieg von der ersten preussischen Zahlung im Jahr 1825 bis 1885 von 89 um etwa ein Drittel auf 121 an Laut Mukas Statistik der Sorben in der Oberlausitz war die Schopsdorfer Bevolkerung zu dieser Zeit rein sorbisch Danach ging die Einwohnerzahl bis 1905 auf 90 zuruck jedoch schon funf Jahre spater wurden 100 Einwohner in 22 Haushalten verzeichnet Trotz des Ersten Weltkriegs war die Einwohnerzahl Schopsdorfs 1919 leicht uber Vorkriegsniveau In 23 Haushalten lebten 108 Einwohner Die Einwohnerzahl war in der zweiten Halfte der Zwischenkriegszeit leicht rucklaufig so dass am 17 Mai 1939 noch 102 Einwohner gezahlt wurden Der Zweite Weltkrieg ging auch an Schopsdorf nicht spurlos voruber bei den Volkszahlungen am 3 November 1945 und am 29 Oktober 1946 wurden nur noch 89 Einwohner ermittelt In den spateren Nachkriegsjahren stieg die Zahl wieder so dass 113 Einwohner im Jahr 1951 verzeichnet wurden Auch 1956 war laut Ernst Tschernik noch eine Mehrheit von 73 9 der Bevolkerung sorbischsprachig 2 Auch nach dem Zusammenschluss von Barwalde Merzdorf und Schopsdorf stieg die Gesamteinwohnerzahl der drei Orte von 486 im Jahr 1950 auf 497 im Jahr 1964 leicht an der Ruckgang hielt sich bis 1971 als 476 Einwohner verzeichnet wurden in Grenzen Ein Teil der Schopsdorfer verliess den Ort schon vor der Umsiedlungszeit so dass 1975 nur noch 67 Einwohner verzeichnet wurden Dem 1981 erfolgten Ortsabbruch gingen 55 Umsiedlungen in 18 Haushalten voraus Zehn Haushalte zogen ins benachbarte Uhyst die restlichen acht verteilten sich auf die nahe gelegenen Orte Gross Sarchen Klitten Kreba Lippen Maukendorf und Weisskollm oder zogen in die Stadte Hoyerswerda und Weisswasser Ortsname Bearbeiten Der Ortsname ist 1418 als Schewbsdorf erstmals urkundlich belegt Weitere Namensformen sind Schebissdorf 1571 Schobsdorf 1572 Schebsdorff 1658 und Schopsdorff 1759 1791 findet sich eine vereinfachte Schreibweise Scho psdorf 3 Sorbische Varianten sind als Ssypschezy 1800 Sypschez 1831 1845 Seṕsecy 1843 Sepsecy 1843 und Sepsecy 1969 nachgewiesen Die Herleitung des Namens gestaltet sich schwierig da er offensichtlich eine Anlehnung an den nahegelegenen Fluss Schops sorbisch Sepc zu sein scheint was Ernst Eichler und Hans Walther als unwahrscheinlich ansehen 4 zumal Schopsdorf an der Spree lag und die Mundung des Schwarzen Schops erst einige Kilometer flussabwarts liegt Da der Name relativ lange mit b geschrieben wurde ist hier moglicherweise eine nachtragliche Eindeutung von Schops erfolgt Der Name leitet sich womoglich vom mittelhochdeutschen Wort schoub Strohbund ab und deutet dann als Spottname die durftigen Bodenertrage an Eine weitere Deutungsmoglichkeit ware eine Ableitung vom mittelhochdeutschen schopetz Hammel verschnittener Schafbock die ein Dorf benennt in dem Schafe gehalten werden Erinnerung Bearbeiten nbsp Informationstafel an der Gedenkstatte fur Merzdorf und Schopsdorf am Barwalder SeeAm Nordufer des Barwalder Sees befindet sich eine Gedenkstatte fur Merzdorf und Schopsdorf In der Hoyerswerdaer Neustadt wurden nach der Wende im Wohnkomplex 8 einige Strassen die vorher die Namen getoteter DDR Grenzsoldaten trugen nach Dorfern umbenannt die von Tagebauen im fruheren Kreisgebiet devastiert wurden An den Eingangen des elfgeschossigen Hochhauses Schopsdorfer Strasse 31 35 vorher Siegfried Widera Strasse erinnern seit Ende 2011 funf Metalltafeln des Seidewinkler Kunstlers Manfred Vollmert an Schopsdorf 5 Quellen und weiterfuhrende Literatur BearbeitenLiteratur Bearbeiten Gunter Meusel et al Schopsdorf Streiflichter aus der Geschichte Hrsg Rat des Kreises Hoyerswerda Bautzen 1983 Frank Forster Verschwundene Dorfer Die Ortsabbruche des Lausitzer Braunkohlenreviers bis 1993 Schriftenreihe des Instituts fur sorbische Volksforschung in Bautzen Band 8 Domowina Verlag Bautzen 1995 ISBN 3 7420 1623 7 S 216 223 Von der Muskauer Heide zum Rotstein Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises Lusatia Verlag Bautzen 2006 ISBN 3 929091 96 8 S 263 f Fussnoten Bearbeiten Statistisches Bundesamt Hrsg Gemeinden 1994 und ihre Veranderungen seit 01 01 1948 in den neuen Landern Metzler Poeschel Stuttgart 1995 ISBN 3 8246 0321 7 Ludwig Elle Sprachenpolitik in der Lausitz Domowina Verlag Bautzen 1995 S 250 Schopsdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen Ernst Eichler und Hans Walther Ortsnamenbuch der Oberlausitz Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen Bischofswerda Gorlitz Hoyerswerda Kamenz Lobau Niesky Senftenberg Weisswasser und Zittau I Namenbuch Deutsch slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte Band 28 Akademie Verlag Berlin 1975 S 280 Mirko Kolodziej Der Dorf Chor ist noch halb intakt in Sachsische Zeitung 16 Februar 2013 Ausgabe Hoyerswerda S 16 Verweise Bearbeiten Einen Uberblick uber weitere Orte die im Lausitzer Revier teilweise oder ganzlich abgebrochen wurden gibt die Liste der abgebrochenen Orte im Lausitzer Kohlerevier Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schopsdorf Sepsecy Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ortschaften in der Gemeinde Boxberg O L Ortsteile Barwalde Bjerwald Boxberg Hamor Drehna Tranje Durrbach Dyrbach mit Thomaswalde Jahmen Jamno Kaschel Kosla Klein Oelsa Wolesnica Klein Radisch Radsowk Klitten Kletno Kringelsdorf Krynhelecy Monau Manjow Nochten Wochozy Rauden Rudej Reichwalde Rychwald Sprey Sprjowje Tauer Turjo Uhyst Delni Wujezd Zimpel Cympl Aufgegangene Ortschaften Eselsberg Woslica hora Wilhelmsfeld Wylemocy Ehemalige Ortschaften Jasua Jazowa Merzdorf Luco Schopsdorf Sepsecy 51 388888888889 14 516666666667 Koordinaten 51 23 N 14 31 O Normdaten Geografikum GND 4106635 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schopsdorf amp oldid 204842069