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Der Ptolemaer Kameo ist eine wohl 278 v Chr oder wenige Jahre spater geschnittene Kamee aus indischem Sardonyx die das ptolemaische Herrscherpaar Ptolemaios II und Arsinoe II als Doppelbildnis in der damals neuen Art der capita iugata verbundenen Kopfe zeigen soll Ptolemaer KameoDer Stein war seit etwa 1200 als dessen wertvollster Schmuckstein an der Stirnseite des Dreikonigenschreins im Kolner Dom angebracht wo er wahrscheinlich den Stern von Betlehem symbolisierte Er wurde im Januar 1574 aus dem Kolner Dom geraubt spater in einen Goldreif gefasst und gelangte uber mehrere Stationen in das Kunsthistorische Museum in Wien Die Qualitat des Steins und seiner Bearbeitung seine Grosse und seine Geschichte machen den Ptolemaer Kameo zu einem der bedeutendsten Zeugnisse der antiken Steinschneidekunst Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Datierung und Ikonographie 3 Dreikonigenschrein 4 Albertus Magnus 5 Beschreibung aus dem 16 Jahrhundert 6 Raub 7 Weiterer Verbleib 8 Weitere Ptolemaer Kameen 9 Literatur 10 Einzelnachweise 11 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Heliogravure ca 1900Der Ptolemaer Kameo ist ein in siebzehn sehr dunnen Schichten abwechselnd dunkelbraun und blaulich weiss gefarbter indischer Sardonyx fur die Bilddarstellung wurden elf Schichten genutzt Der Stein hat heute ein Format von 115 Millimeter Hohe und 113 Millimeter Breite Er ist am Unterrand gebrochen und mit schwarzem Email ausgebessert Als ursprungliche Hohe werden 155 Millimeter angenommen der untere Teil wird 1574 beim Raub des Steins aus dem Kolner Dom abgebrochen sein Die fruher vorhandenen Halskragen und Busten der dargestellten Personen sind ahnlich wie beim Gonzaga Kameo verloren 1 2 Die Darstellung zeigt im Vordergrund das nach links gerichtete Kopfbild des bartlosen Ptolemaios II Philadelphos 308 bis 246 v Chr der von 285 bis 246 v Chr Pharao von Agypten war Der Pharao tragt einen attischen Helm auf dessen Helmglocke eine der altagyptischen Urausschlange als Beschutzerin des Pharaos nachempfundene Schlange abgebildet ist Die Wangenklappe tragt ein Blitzbundel als Symbol des griechischen Gottes Zeus und der Nackenschild das Portrat des agyptischen Gottes Ammon der von den Griechen ebenfalls mit Zeus identifiziert wurde 3 4 Hinter Ptolemaios II gestaffelt ist seine Schwester und Ehefrau Arsinoe II Philadelphos um 316 bis 270 v Chr abgebildet die uber einem breiten geschmuckten Stirnband einen Schleier tragt Am oberen Rand des Stirnbands ist eine Lotosblute eingesteckt Die Darstellung griechischer Braute mit Stirnband eingesteckten Blattern und Schleier ist von der griechischen Vasenmalerei bekannt Wenn Arsinoe II hier als Braut dargestellt ist wird der Kameo zur Hochzeit im Jahr 278 v Chr geschnitten worden sein 2 3 Der Kameo ist in einen Goldreif mit oben angebrachter Ose gefasst der auf das letzte Viertel des 16 Jahrhunderts datiert wird 5 Datierung und Ikonographie Bearbeiten nbsp Oktadrachmon mit Bildnissen von Ptolemaios II und Arsinoe II Pergamonmuseum Berlin nbsp Preussischer Taler mit Bildnissen von Konig Wilhelm I und seiner Gemahlin Augusta 1861Der Ptolemaer Kameo ist nach der Heirat des Konigspaares im Jahr 278 v Chr und vor dem Tod der Arsinoe II im Jahr 270 oder 269 v Chr angefertigt worden Mit der Darstellung des gestaffelten Doppelbildnisses des Herrscherpaares die zunachst auf seinen Munzpragungen und spater auch auf Kameen erscheint begrundete Ptolemaios II den Bildtypus der capita iugata Die capita iugata waren in der Glyptik bis in die Spatantike und in der Numismatik bis in das 20 Jahrhundert eine beliebte Form der Darstellung des Herrschers mit seiner Gefahrtin Mitregentin oder Bewahrerin der Dynastie oder auch mit einem Vorfahren 3 6 7 Die Beliebtheit des Bildmotivs in der antiken Kunst erschwert die Datierung des Ptolemaer Kameos Identitat des portratierten Paares und die Zeit der Entstehung des Ptolemaer Kameo werden von einzelnen Forschern mit Nachdruck angezweifelt 8 So wird der Mann haufig als Alexander der Grosse oder als Augustus mit den Zugen Alexanders die Frau als Alexanders Mutter Olympias von Epirus identifiziert 9 10 Diese Deutungen ziehen sich seit einem Brief Fulvio Orsinis an Kardinal Alessandro Farnese aus dem Jahr 1586 durch die Forschungsgeschichte Wohl auch in Anspielung auf Farneses Vornamen hatte Orsini das dargestellte Paar als Alexander den Grossen und Olympias benannt Die Zeus Symbolik des Kameos scheint das nahezulegen sie stutzt aber auch die Identifizierung mit Ptolemaios II und Arsinoe II da ptolemaische Legenden eine Verwandtschaft Ptolemaios I mit Alexander behaupten und mutterlicherseits eine Abkunft von Herakles und so auch von Zeus darlegen Der Herkunftsmythos der Ptolemaer beschreibt die Rettung des ausgesetzten Ptolemaios I durch Zeus in Gestalt eines Adlers 2 Eine andere Deutung stammt von Hans Peter Laubscher der die Portratierten als Ptolemaios X mit seiner Mutter Kleopatra III moglicherweise auch mit seiner Nichte und Gemahlin Kleopatra Berenike III ansieht 11 Die Altertumsforscher Dieter Hertel 12 Wolf Rudiger Megow 9 und Dimitri Pantzos 13 begrundeten ihre Datierung in die augusteische Periode um die Zeitenwende mit typologischen und stilistischen Erwagungen sie schliessen eine Herstellung des Kameos in hellenistischer Zeit aus Elisabeth Nau datiert den Ptolemaer Kameo sogar in die Mitte des ersten Jahrhunderts n Chr 10 Dreikonigenschrein Bearbeiten nbsp Stirnseite des Dreikonigenschreins mit abgenommener Trapezplatte Uber die Herkunft des Ptolemaer Kameos und seine Besitzer in der Antike und im Mittelalter liegen keine Erkenntnisse vor Sicher ist nur dass im Mittelalter weder eine Datierung des Steins noch eine Identifizierung der abgebildeten Personen moglich war Dennoch muss allen mit derartigen Steinen befassten Personen die ungeheure Seltenheit und Kostbarkeit des Steins bewusst gewesen sein Die drei antiken Portrats des Konigspaares und des Gottes Ammon wurden nach fast einhelliger Forschermeinung christlich in die Abbildung der Heiligen Drei Konige umgedeutet was die Anbringung des Steins am Dreikonigenschrein veranlasst haben wird Sie konnen aber auch als Symbol der Dreifaltigkeit gesehen werden 4 14 Zu einem in der Forschung umstrittenen Zeitpunkt um 1200 stiftete der romisch deutsche Konig Otto IV von Brandenburg fur den Dreikonigenschrein im Kolner Dom Gold Edelsteine und grosse Kameen 15 Zeittypisch ist davon auszugehen dass der konigliche Stifter den Ptolemaer Kameo als Abbildung seiner selbst fur den Schrein vorgesehen hat der so auch ein Monument fur ihn und seine Dynastie darstellen sollte Im gleichen Sinne wird der zentrale Kameo des wahrscheinlich um das Jahr 1000 von Otto III gestifteten Lotharkreuzes verstanden Mit der Stiftung fur den Dreikonigenschrein geriet das Kolner Domkapitel in eine schwierige Situation drohte der Dreikonigenschrein doch von Otto IV vereinnahmt zu werden Man fand eine Losung in der figurlichen Darstellung Ottos als viertem Konig auf der Stirnseite des Schreins mit der beigegebenen Inschrift OTTO REX Auf diese Weise wurde Otto als weltlicher Pilger dargestellt und seine angestrebte gottgleiche Darstellung aufgehoben 14 16 Zur Stiftung Otto IV gehorten auch drei goldene Kronen fur die Haupter der Heiligen Drei Konige Der Dreikonigenschrein erhielt an der Stirnseite zwischen dem zweischiffigen Erdgeschoss und dem Aufbau eine abnehmbare trapezformige Platte eingefugt Bei abgenommener Platte wird der Blick durch ein verziertes Gitter auf das Haupterbrett frei auf dem sich die gekronten Schadel der Konige befinden Wie alle Aussenflachen des Dreikonigenschreins weist auch das abnehmbare Trapezbrett eine reiche Verzierung auf In seiner Mitte befand sich ursprunglich als wertvollster von drei grossen Schmucksteinen der Ptolemaer Kameo heute nimmt seine Position ein grosser Citrin ein Links befand sich ein grosser Sardonyx mit der Darstellung von Mars und Venus rechts der Nero Kameo Die drei Steine waren von insgesamt vier Engeln umrahmt die inneren stehend und die beiden ausseren kniend 4 15 17 18 Der Ptolemaer Kameo hat die Gestaltung des Dreikonigenschreins und seines Figurenprogramms erheblich beeinflusst So gleicht das Gesichtsprofil der Marienfigur auf der Stirnseite des Schreins dem Profil der Frauendarstellung auf dem Kameo Noch deutlicher wird der Einfluss an der Figur des Jesuskindes das ebenfalls nach links schaut und dessen Profil dem des Ptolemaios auf dem Kameo entspricht Es wurde bei der plastischen Gestaltung offenbar in Kauf genommen dass das Kind den Kopf eines Erwachsenen aufgesetzt bekam Dieser scheinbare Fehlgriff wird durch das mittelalterliche Verstandnis erklart dass manche Steine in der Erde wachsen konnen In dieser Vorstellung ist das mannliche Portrat Jesus aus dem weiblichen Portrat Maria herausgewachsen und wird zur Vorlage fur die spatere Goldschmiedearbeit 4 Von Joseph Hoster wurde beklagt dass der Dreikonigenschrein an seiner Stirnseite auf Veranlassung Ottos IV keinen Stern zeigt obwohl dieser zeittypisch ein unverzichtbares Element jeder Dreikonigendarstellung war das herausragend dargestellt werden musste In diesem Zusammenhang wurde der grosse Ptolemaer Kameo in seiner aufwandigen Goldfassung von spateren Autoren als Bild des Sterns von Bethlehem verstanden zumal fur eine von Hoster nahegelegte andere Darstellung des Sterns auf dem Schrein kein Raum ist 4 Albertus Magnus Bearbeiten nbsp Albertus Magnus Fresko von Tommaso da Modena um 1352 Kapitelsaal des Konvents von San Niccolo TrevisoDer erste Nachweis des Ptolemaer Kameos am Dreikonigenschrein stammt von dem Kolner Gelehrten und spateren Regensburger Bischof Albertus Magnus der in seinem zwischen 1248 und 1252 in Koln verfassten Buch uber Mineralien eine detaillierte Beschreibung des Kameos lieferte 1 Es gibt namlich in Koln am Schrein der drei Konige einen Onyx von grossen Ausmassen der die Breite der Hand eines Mannes hat oder mehr auf ihm auf dem Material des Onyx Steines der fingernagel farben ist sind zwei rein weisse Kopfe von Junglingen gemalt so dass einer unter dem anderen ist aber herausschaut durch das Vorspringen von Nase und Mund Und an der Stirn der Kopfe ist eine ganz schwarze Schlange dargestellt die jene Kopfe verbindet Aber an der Kinnlade des einen dort wo der Winkel der Biegung der Kinnlade ist zwischen dem Teil der vom Kopf herabkommt und jenem der zum Mund hinbiegt ist das tiefschwarze Haupt eines Athiopiers mit langem Bart Und darunter am Hals ist wieder Stein in der Farbe des Fingernagels Und es scheint mit Blumen geschmucktes Gewand um die Kopfe herum zu sein Ich habe aber gepruft dass es kein Glas ist sondern Stein weshalb ich annahm dass jenes Bild von Natur und nicht durch Kunst entstand Man findet viele ahnliche Steine Es ist jedoch kein Geheimnis dass solche Bilder zuweilen kunstlich hergestellt werden und zwar auf zweierlei Weise Albertus Magnus De mineralibus II 3 2 19 Die Beschreibung durch Albertus Magnus bezieht sich ohne Zweifel auf den Ptolemaer Kameo auch wenn er die Portratierten als zwei Junglinge anspricht Die von Albertus beschriebene schwarze Schlange an der Stirn der Kopfe ist nicht die auf dem Helm dargestellte sondern eine braune Ader im Stein die der Gemmenschneider so in seine Arbeit einbezogen hat dass sie als eine von der Schlafe der Arsinoe zu ihrer Stirn verlaufende Haarstrahne mit schlangenkopfahnlichen Ende zeigt Den Helm Ptolemaios deutet Albertus falsch er betrachtet seine Wangenklappe als Bart und den Helmbusch und den heute fehlenden Halskragen als blumengeschmucktes Gewand Fur die Forschung hilfreich ist die Erwahnung des Halskragens Sie belegt dass der Kameo zu Albertus Zeit noch vollstandig war 20 Obgleich Albertus die Heiligen Drei Konige nicht ausdrucklich als die dargestellten Personen benennt fallt doch auf dass er das kleine Portrat Ammons fur ihn das tiefschwarze Haupt eines Athiopiers mit langem Bart gleichrangig mit den beiden grossen Portrats beschreibt Als eine der im Verstandnis der mittelalterlichen Betrachter ersten Darstellungen der Heiligen Drei Konige mit einem dunkelhautigen Konig konnte der Ptolemaer Kameo Vorlage fur die im 13 Jahrhundert einsetzende und bald zum Standard gewordene Darstellung eines schwarzen Konigs als Vertreter Afrikas gewesen sein 20 21 Albertus Magnus und andere zeitgenossische Gelehrte vertraten die Ansicht dass fur die Zeugung eines Menschen gunstige Sternenkonstellationen einem Stein bereits in der Erde die Abbilder von Tieren oder Menschen einpragen konnen Der Onyx sei dafur besonders geeignet Albertus hielt ihn fur ein Baumharz oder eine Mischung aus Erde und Wasser die nach der Ausformung zu Stein aushartet Dem Ptolemaer Kameo wies Albertus eine solche Entstehung zu so dass ein weiterer Zusammenhang zwischen den Legenden um die Heiligen Drei Konige dem Stern von Betlehem und dem Kameo entstand 20 22 Beschreibung aus dem 16 Jahrhundert BearbeitenDer papstliche Sondernuntius Giovanni Francesco Commendone Bischof von Zante reiste 1561 in Begleitung des Bologneser Edelmanns Fulvio Ruggieri nach Deutschland und besuchte auch Koln und den Dreikonigenschrein Ruggiero berichte dass die Edelsteine des Schreins sehr alt seien Man erzahle dass sie den Konigen gehort haben und dass der grosse Onyx mit seinen Darstellungen naturlich entstanden sei und von Zeit zu Zeit wachse Diesen Angaben stand der mit antiken Kunstschatzen vertraute Ruggiero skeptisch gegenuber er bemerkte dass der Kameo wie von Kunstlerhand gemacht aussehe 23 Raub Bearbeiten nbsp Schonemann Blatt Frontispiz des Schatzverzeichnisses von Petrus Schonemann Kolner Domkustos Kupferstich von 1671 Die fruhere Position des Ptolemaer Kameos markiert der grosse Stein in der Mitte der trapezformigen Blende Im 16 Jahrhundert befand sich der Dreikonigenschrein in der Apsiskapelle des Kolner Doms in einem eigenen mit schmiedeeisernen Gittern verschlossenen Mausoleum Zur Fruhmesse wurde das Gitter aufgeschlossen so dass die Glaubigen Zugang zum Schrein hatten 23 Am Morgen des 18 24 oder des 28 Januar 1574 wurden zwischen funf und sechs Uhr wahrend der Fruhmesse der Ptolemaer Kameo und zahlreiche weitere Edelsteine und Perlen von der Stirnseite des kurzzeitig unbewachten Dreikonigenschreins und von Weihegaben vor dem Schrein abgebrochen und geraubt Der Diebstahl wurde nach kurzer Zeit bemerkt die Kolner Stadttore fur die Dauer von zwolf Tagen verschlossen und jeder die Stadt verlassende Reisende streng kontrolliert und durchsucht Zwei Verdachtige wurden verhaftet aber bald wieder freigelassen Trotz dieser Massnahmen und einer enorm hohen Belohnung von 300 Talern blieb die Beute verschwunden 1 23 In einer von dem Kolner Domvikar Goswin Gymnich verfassten Kolner Domchronik des Zeitraums von 1550 bis 1608 wird von dem Raub berichtet Sie ist in einer von dem Kolner Domkustos Petrus Schoneman 1664 65 angefertigten Abschrift erhalten Zu ihr gehoren der Anfang der Beschreibung des Albertus Magnus und eine unbeholfene Zeichnung die teilweise auf Albertus und teilweise auf der Erinnerung des Zeichners beruht 23 Der Kolner Ratsherr Hermann von Weinsberg erwahnt den Raub in seinem Buch Weinsberg einer Kolner Burgerchronik der Jahre von 1518 bis 1578 und gibt als Tattag den 27 Januar 1574 an Anno 1574 den 27 jan sin gar vil schoner kostlicher kleinaten die uff eim brede vor den hilligen drei koningen im doim hinken gestolen sulten vil tausent guldin wert gewest sin darunden ein onich ein stein mit eim angesicht groisser dan ein palm in der hant uberaus kostlich perlen so grois wie kirsen und ander vil kleinater van edlem gestein und ringen von vil koningen fursten und herrn vor alten zeiten dahin geschenkt Ein rait hilt die pforzen an der stat 10 oder 12 tag zu und wart ein jeder uisritender oder gainder besigtigt es worden etlich unschuldich angetast etliche verdacht und gingen allerlei reden umb aber man kont es nit gwar werden Man sagt den warsegern weren 300 daler angepotten zu schenken wan sei rait wisten aber man wart nit gewar wie es noch faren wirt weis got Hermann von Weinsberg Buch Weinsberg Liber iuventutis Eintrag fur den 27 Januar 1574 25 Der Verlust des Kameos und weiterer Steine bedingte in der Folgezeit einige Restaurierungen und Veranderungen an der Stirnseite und den oberen Langsseiten des Dreikonigenschreins Die durch den fehlenden Ptolemaer Kameo entstandene Lucke wurde erst 1597 mit dem bis heute an dieser Stelle angebrachten Citrin geschlossen Die Beschaffung des Steins wurde durch ein Vermachtnis des Domherren Johannes Walschartz ermoglicht der wahrend des Raubes fur das Offnen und Schliessen des Gitters vor dem Schrein verantwortlich war 23 24 Weiterer Verbleib Bearbeiten nbsp Agrippina und Germanicus Ol auf Holz 66 4 57 cm Peter Paul Rubens 1614 National Gallery of Art Washington1586 ist der Ptolemaer Kameo fur Rom belegt wo er am 3 Oktober von einem flamischen Handler dem Gelehrten und Gemmensammler Fulvio Orsini angeboten wurde Orsini empfahl dem Handler den Kameo dem Kardinal Alessandro Farnese zu zeigen In einem Brief vom 7 Oktober ausserte sich Orsini gegenuber dem Kardinal ausfuhrlich uber den Kameo Er wies ihm die gleiche Bedeutung wie der Tazza Farnese zu und beschrieb auch die mit schwarzem Email ausgebesserte Beschadigung die in seinen Augen nicht wertmindernd war Als Verhandlungsbasis fur den Kardinal gab er einen Wert von 500 Gold Scudi an Das Geschaft scheiterte da der Kardinal nur 200 bis 300 Scudi bot der Handler jedoch deutlich mehr als den Schatzwert verlangte 1 26 Im folgenden Jahr wurde der Ptolemaer Kameo Vincenzo I Gonzaga angeboten Dessen Berater bezifferten den Wert des Kameos mit 1000 Gold Scudi und empfahlen Gonzaga den Kauf Gonzaga erwarb den Stein fur seine Sammlung in Mantua zumal er mit dem Gonzaga Kameo schon ein ahnliches Stuck besass Peter Paul Rubens sah die Kameen in der Sammlung Gonzaga und liess sich wahrscheinlich durch diese Steine zu seinem Bild Agrippina und Germanicus inspirieren 1 26 1630 wurde Mantua wahrend des Mantuanischen Erbfolgekriegs von Truppen der Habsburger geplundert Der Ptolemaer Kameo gelangte in den Besitz von Franz Albrecht von Sachsen Lauenburg Im September 1636 erwahnte der englische Kunst und Antikensammler Thomas Howard 21 Earl of Arundel den Ptolemaer Kameo in einem Brief aus Regensburg Franz Albrecht habe zwei unverkaufliche Achatflaschen und ein grosses Achat Relief mit Alexander und einer Frau das er Kaiserin Eleonora der Gemahlin Ferdinand II und Tochter Vincenzo I Gonzaga schenken wolle Es ist nicht uberliefert ob die Schenkung stattfand Eine der von Thomas Howard erwahnten Achatflaschen befindet sich als Mantuanisches Onyxgefass in der Sammlung des Herzog Anton Ulrich Museums in Braunschweig 26 Im Winter 1668 69 befand sich der Ptolemaer Kameo in der kaiserlichen Sammlung in Wien Heute befindet er sich im Glyptiksaal der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien wo er neben der Gemma Augustea und der Gemma Claudia zu den bedeutendsten Exponaten gehort 26 Das Wissen um die Kolner Herkunft des Ptolemaer Kameos geriet fur Jahrhunderte in Vergessenheit Erst 1952 konnten Eduard Neuffer Direktor des Rheinischen Landesmuseums Bonn und Joseph Hoster als Kustos der Kolner Domschatzkammer seinerzeit intensiv mit der Restaurierung des Dreikonigenschreins befasst den Kameo mit Hilfe der Beschreibung von Albertus Magnus im Kunsthistorischen Museum entdecken und zweifelsfrei identifizieren 1 Bis 1999 wurde der Kameo uberhaupt nicht ausserhalb Wiens gezeigt Seither wird er fur bedeutende Ausstellungen ausgeliehen Beispiele waren im Jahr 2009 die Niedersachsische Landesausstellung Otto IV Traum vom welfischen Kaisertum zum 800 Jahrestag der Kaiserkronung Otto IV im Braunschweigischen Landesmuseum 27 Im Jahr 2014 kam der Ptolemaer Kameo erstmals seit seinem Raub vor 440 Jahren wieder nach Koln Im Rahmen der Ausstellung Caspar Melchior Balthasar 850 Jahre Verehrung der Heiligen Drei Konige in Koln wurde er vom 19 Juli bis zum 24 November 2014 in der Domschatzkammer Koln gezeigt Fur die Dauer der Ausstellung war die trapezformige Platte von der Stirnseite des Dreikonigenschreins abgenommen worden sie wurde gemeinsam mit dem Ptolemaer Kameo gezeigt 1 Weitere Ptolemaer Kameen Bearbeiten nbsp Gonzaga Kameo in der Eremitage in Sankt Petersburg nbsp Ptolemaer Kameo der Antikensammlung Berlin oben Neben dem hier beschriebenen Ptolemaer Kameo vom Kolner Dreikonigenschrein werden noch zwei weitere Kameen als Ptolemaer Kameo bezeichnet deren Portratdarstellungen alle ahnlich sind Dabei handelt es sich um den mit 118 157 Millimeter deutlich grosseren Gonzaga Kameo der sich seit 1814 in der Antikensammlung der Eremitage in Sankt Petersburg befindet 28 In der Antikensammlung Berlin befindet sich der dritte Ptolemaer Kameo Er hat nur eine Grosse von 60 42 Millimeter ein grosses Stuck mit Hals und Busten der Portratierten fehlt und das weibliche Portrat wurde in der Antike nachbearbeitet und verandert Im Unterschied zu den beiden grossen Kameen wird das Berliner Stuck auf das letzte Drittel des ersten Jahrhunderts v Chr datiert 29 Literatur BearbeitenJoseph Hoster Der Wiener Ptolemaerkameo einst am Kolner Dreikonigenschrein In Frieda Dettweiler Herbert Kollner und Peter Anselm Riedl Hrsg Studien zur Buchmalerei und Goldschmiedekunst des Mittelalters Festschrift fur Karl Hermann Usener zum 60 Geburtstag am 19 August 1965 Verlag des Kunstgeschichtlichen Seminars der Universitat Marburg 1967 S 55 64 Wolfgang Oberleitner Der Ptolemaer Kameo doch ein Kameo der Ptolemaer In Oliver Brehm und Sascha Klie Hrsg Moysikὸs ἀnhr Festschrift fur Max Wegner zum 90 Geburtstag Antiquitas Reihe 3 Band 32 Habelt Bonn 1992 ISBN 3 7749 2565 8 S 329 337 Werner Telesko Das theologische Programm des Kolner Dreikonigenschreins Tradition und Innovation in der hochmittelalterlichen Ikonographie In Jahrbuch des Kolnischen Geschichtsvereins Band 68 Heft 1 1997 S 25 50 doi 10 7788 jbkgv 1997 68 1 25 Axel Werbke und Martina Werbke Theologie Politik und Diplomatie am Dreikonigenschrein die Ikonographie der Frontseite In Wallraf Richartz Jahrbuch Band 46 47 1985 86 S 7 73 JSTOR 24659384 Erika Zwierlein Diehl Antike Gemmen und ihr Nachleben Walter de Gruyter Berlin u New York 2007 ISBN 978 3 11 019450 0 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Robert Boecker Diebesgut kehrt in den Dom zuruck Spektakulare Ausstellung zur Verehrung der Heiligen Drei Konige In Kirchenzeitung fur das Erzbistum Koln 2014 Nr 31 32 vom 1 August 2014 S 10 11 a b c Erika Zwierlein Diehl Antike Gemmen und ihr Nachleben S 59 62 doi 10 1515 9783110920406 59 a b c Wolfgang Oberleitner Der Ptolemaer Kameo doch ein Kameo der Ptolemaer In Oliver Brehm und Sascha Klie Hrsg Moysikὸs ἀnhr Festschrift fur Max Wegner zum 90 Geburtstag Rudolf Habelt Bonn 1992 ISBN 3 7749 2565 8 S 329 338 a b c d e Axel Werbke und Martina Werbke Theologie Politik und Diplomatie am Dreikonigenschrein S 16 18 Ptolemaer Kameo Website des Kunsthistorischen Museums Wien abgerufen am 2 Oktober 2018 Barbara Weber Dellacroce Kleinformatige Bilder der romischen Kernfamilie Untersuchungen zu Typen Ikonographie und Bedeutungen Dissertation Universitat Trier 2011 S 78 und S 136 137 Online PDF http vorlage digitalisat test 1 3Dhttps 3A 2F 2Fubt opus hbz nrw de 2Fopus45 ubtr 2Ffrontdoor 2Fdeliver 2Findex 2FdocId 2F667 2Ffile 2FPromotion Weber Dellacroce final pdf GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3DOnline 20PDF PUR 3D 1 9 MB abgerufen am 2 Oktober 2018 Jurgen Zimmer Aus den Sammlungen Rudolfs II Die Zwolff Heidnischen Kayser sambt Iren Weibern Mit einem Exkurs Giovanni de Monte In Studia Rudolphina 2010 Band 10 S 7 47 hier S 29 30 ISSN 1213 5372 Angela Kuhnen Die imitatio Alexandri als politisches Instrument romischer Feldherren und Kaiser in der Zeit von der ausgehenden Republik bis zum Ende des dritten Jahrhunderts n Chr Dissertation Universitat Duisburg Essen 2005 S 134 136 Online PDF http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fwebdoc sub gwdg de 2Febook 2Fdissts 2FDuisburg 2FKuehnen2005 pdf GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3DOnline 20PDF PUR 3D 3 9 MB abgerufen am 2 Oktober 2018 a b Wolf Rudiger Megow Zu einigen Kameen spathellenistischer und fruhaugusteischer Zeit In Jahrbuch des Deutschen Archaologischen Instituts Band 100 1985 S 445 496 zum Ptolemaer Kameo Wien hier S 473 482 zur Datierung hier S 481 ISSN 0070 4415 Zitiert nach Kuhnen 2005 S 134 136 a b Elisabeth Nau Iulia Domna als Olympias In Jahrbuch fur Numismatik und Geldgeschichte 1968 Band 18 S 49 66 hier S 57 ISSN 0075 2711 Online PDF http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fwww bngev de 2Fwp content 2Fuploads 2F2013 2F07 2F1968 Band XVIII pdf GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3DOnline 20PDF PUR 3D 31 6 MB abgerufen am 2 Oktober 2018 Hans Peter Laubscher Der Kameo Gonzaga Rom oder Alexandria In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Athenische Abteilung 1995 Band 110 S 387 424 hier S 388 ISSN 0342 1325 Zitiert nach Kuhnen 2005 S 134 136 Dieter Hertel Eine Darstellung Alexanders d Gr und seiner Mutter Olympias zur Deutung des sog Ptolemaerkameos in Wien In Hans Ulrich Cain Hanns Gabelmann und Dieter Salzmann Hrsg Festschrift fur Nikolaus Himmelmann Beitrage zur Ikonographie und Hermeneutik Von Zabern Mainz 1989 ISBN 3 8053 1033 1 S 417 423 Zitiert nach Kuhnen 2005 S 134 136 Dimitri Plantzos Hellenistic Cameos Problems of Classification and Chronology In Bulletin of the Institute of Classical Studies 1996 Band 41 Nr 1 S 115 132 Tafeln 22 27 hier S 123 126 Tafeln 23 24 doi 10 1111 j 2041 5370 1996 tb00593 x a b Axel Werbke und Martina Werbke Theologie Politik und Diplomatie am Dreikonigenschrein S 62 a b Werner Telesko Das theologische Programm des Kolner Dreikonigenschreins S 29 Dale Kinney The Concept of Spolia In Conrad Rudolph Hrsg A Companion to Medieval Art Romanesque and Gothic in Northern Europe Blackwell Publishing Malden und Oxford 2006 ISBN 978 1 4051 0286 5 S 233 252 hier S 243 Erika Zwierlein Diehl Antike Gemmen und ihr Nachleben S 238 239 doi 10 1515 9783110920406 237 Leonie Becks Ein Schrein fur Konige Das Meisterwerk der Goldschmiedekunst In Kirchenzeitung fur das Erzbistum Koln 2014 Nr 29 30 vom 18 Juli 2014 S 10 11 Albertus Magnus De mineralibus II 3 2 zitiert nach Erika Zwierlein Diehl Antike Gemmen und ihr Nachleben S 237 238 doi 10 1515 9783110920406 237 a b c Erika Zwierlein Diehl Antike Gemmen und ihr Nachleben S 237 238 doi 10 1515 9783110920406 237 Erika Zwierlein Diehl Antike Gemmen und ihr Nachleben S 260 doi 10 1515 9783110920406 249 Erika Zwierlein Diehl Antike Gemmen und ihr Nachleben S 251 doi 10 1515 9783110920406 249 a b c d e Erika Zwierlein Diehl Antike Gemmen und ihr Nachleben S 239 240 doi 10 1515 9783110920406 237 a b Werner Telesko Das theologische Programm des Kolner Dreikonigenschreins S 26 Gesamtedition der Gedenkbucher Hermann von Weinsbergs Universitat Bonn abgerufen am 2 Oktober 2018 a b c d Erika Zwierlein Diehl Antike Gemmen und ihr Nachleben S 240 241 doi 10 1515 9783110920406 237 Braunschweig Stadtmarketing GmbH Hrsg Das war Das Kaiserjahr 2009 Braunschweig Stadtmarketing GmbH 2010 Online PDF http vorlage digitalisat test 1 3Dhttps 3A 2F 2Fm braunschweig de 2Fleben 2Fstadtportraet 2Fgeschichte 2Fwelfengeschichte 2FWeb OttoIV Kaiserjahr Abschlussbroschuere pdf GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3DOnline 20PDF PUR 3D 3 4 MB abgerufen am 2 Oktober 2018 Cameo Portraits of Ptolemy II and Arsinoe II The Gonzaga Cameo Website der Sankt Petersburger Eremitage abgerufen am 2 Oktober 2018 219619 sog Ptolemaer Kameo capita iugata Kameo Objektdatenbank Arachne des Deutschen Archaologischen Instituts und Arbeitsstelle fur Digitale Archaologie am Archaologischen Institut der Universitat zu Koln abgerufen am 2 Oktober 2018 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ptolemaer Kameo Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ptolemaer Kameo in der Objektdatenbank des Kunsthistorischen Museums Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ptolemaer Kameo amp oldid 238622587