www.wikidata.de-de.nina.az
Ostschweizer Dialekt auch Nordostschweizer Dialekt Anm 1 bezeichnet den hochalemannischen besonders im Vokalsystem teilweise aber auch mittelalemannisch beeinflussten 1 Dialekt der in grossen Teilen der Ostschweiz gesprochen wird Ostschweizer DialektGesprochen in OstschweizLinguistischeKlassifikation Indogermanisch GermanischWest GermanischHochdeutschOberdeutschAlemannischHochalemannisch dd dd dd Ostschweizer Dialekt dd dd Offizieller StatusAmtssprache in de jure nirgendwode facto im mundlichen Amtsverkehr in der OstschweizSprachcodesISO 639 1 ISO 639 2 gsw Schweizerdeutsch ISO 639 3 gsw Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Ostschweizerische Vokalspaltung 3 Binnengliederung 4 Lautung Phonologie 4 1 Vokale 4 2 Konsonanten 5 Wortschatz Lexik 6 Grammatik 7 Wahrnehmung ausserhalb der Ostschweiz 8 Literatur 9 Siehe auch 10 Weblinks 11 Einzelnachweise 12 AnmerkungenVerbreitung BearbeitenZum Ostschweizer Dialekt gehoren dialektologisch diejenigen Mundarten welche die Ostschweizerische Vokalspaltung kennen Sie gilt nbsp Verbreitungsgebiet der Ost schweizerischen Vokalspaltung im Kanton Schaffhausen im nordlichsten Teil des Kantons Zurich im Rafzerfeld im Weinland nordlich der Thur und in der Gegend um Elgg im Thurgau in beiden Appenzell in grossen Teilen des Kantons St Gallen allerdings ohne See Gaster und ohne das Sarganserland vom letzteren jedoch die schon im Rheintal gelegenen Gemeinden wieder ausgenommen im Bundner Rheintal von der Herrschaft bis Chur 2 Der traditionelle Ostschweizer Dialekt geht an der Schweizer Grenze nahtlos in die traditionellen Mundarten der baden wurttembergischen bayerischen vorarlbergischen und liechtensteinischen Nachbarschaft uber 3 Da die Schweiz Deutschland und Osterreich aber je verschiedene sprachliche Ausgleichstendenzen kennen entwickelt sich die Staatsgrenze zunehmend auch zur Dialektgrenze 4 Ostschweizerische Vokalspaltung BearbeitenAhd Mhd vorne Mitte hintenoben i y u Mitte e o o untere Mitte ɛ unten ae a Als eine Folge der althochdeutschen Umlautung die zu zwei neuen e Lauten fuhrte bekam das Althochdeutsche und das Mittelhochdeutsche im Bereich der Kurzvokale ein asymmetrisches System Tabelle links Die beiden Sprachen hatten zwar symmetrisch ein geschlossenes i und u und ein geschlossenes e und o aber nur ein offenes ɛ das sogenannte germanische e das jedoch kein offenes ɔ als Pendant hatte Bei vielen Sprachen beobachtete man das Bestreben das Lautsystem im Gleichgewicht zu halten Kommt es im Lautsystem in einem Bereich zu einer Bewegung fuhrt das auch in anderen Bereichen zu Veranderungen Die Deutschschweizer Dialekte haben ihr Lautsystem auf verschiedenen Wegen wieder ins Gleichgewicht gebracht Dabei gingen die Ostschweizer Dialekte einen eigenen Weg Mehrheit der schweizer deutschen Dialekte vorne hintenoben i u Mitte e Vetter o HolderMoschtunten ae WatterWaschpi a In der grossen Mehrheit der schweizerdeutschen Dialek te wurde die Symmetrie hergestellt indem das mittel hochdeutsche ɛ zu ae gesenkt wurde womit ein gleich massiges dreistufiges System entstand Teil der Glarner Dialekte vorne hintenoben i u Mitte e VetterWetter o HolderMoschtunten ae Waschpi a Ein Teil der Glarner Dialekte hoben das mittelhoch deutsche ɛ an so dass es mit dem geschlossenen e zusammenfiel Auch dieser Weg fuhrte zum gleichen Ziel ein symmetrisches System mit drei vorderen und drei hinteren Lauten William G Moulton erklarte 1960 61 die Ostschweizerische Vokalspaltung als Korrektur des asymmetrischen Vokalsystems des Mittelhochdeutschen Anders als bei anderen Deutschschweizer Dialekten blieb in der Ostschweiz ɛ erhalten und die Symmetrie wurde auf dem Weg der Spaltung von o in o parallel zu e und ɔ parallel zu ɛ beziehungsweise von o parallel zu e zu o und œ parallel zu ɛ hergestellt 5 nbsp Die rote Linie zeigt das Gebiet der Ostschwei ze ri schen Vokalspaltung mit der Vertretung des Se kun darumlauts e a Die grune Linie markiert die Grenze zwischen dem nordlichen k Bodenseealemannisch und dem sudlichen ch Laut Hochalemannisch Ostschweizer DialektSekundarumlaut a vorne hintenoben i u Mitte e Vetter o Holderuntere Mitte ɛ Wetter ɔ Moschtunten ae Waschpi a Im Oberthurgau im westlichen Furstenland im Toggen burg im Appenzellerland und im Werdenberg blieb da neben auch ae erhalten Ostschweizer DialektSekundarumlaut e vorne hintenoben i u Mitte e Vetter o Holderuntere Mitte ɛ WetterWeschpi ɔ Moschtunten ae a In Schaffhausen im Norden des Kantons Zurich mehr heitlich im Thurgau im ostlichen Furstenland in der Stadt St Gallen sowie im St Galler und Churer Rhein tal wurde ae zu ɛ gehoben Binnengliederung BearbeitenEs existieren in der Ostschweiz zahlreiche Dialektvarianten Wahrend im nordlichen Dialektgebiet keine scharfen Dialektgrenzen zu finden sind zeigen sich in den Voralpen und Alpen hingegen zum Teil recht ausgepragte Trennungslinien Die nachfolgende Tabelle zeigt Wortbeispiele in den verschiedenen regionalen Dialektvarianten 6 Hochdeutsch das Kindder Acker Ziegezwanzig WespeKasewahe etwasnichts BemerkungAlthochdeutsch daz chindder acchar achar geizzweinzug wafsachasi flado etewas etteswas niowihtSchaffhausen s Chinddǝ Akchǝr Geiss Gaasszwanzg WeschpǝlǝCheestunnǝ oppis opmis nuut nunt Schaffhausen und der Thurgau nordlich der Thur sind ein relativ homogenes Dialektgebiet 7 Weinland s Chinddǝ Akchǝr Gaiss Gaasszwanzg WeschpǝlǝCheestunnǝ oppisnuutWestlicher Thurgau s Chind Chinddǝ Akchǝr Gaass Gaisszwanzg WeschpǝliChaastunnǝ tǜlǝ opisnuut nuntOstlicher Thurgau s Chenddǝ Aggǝr Gaasszwanzg Waschpǝli Chees tunnlǝ tullǝ oppis naamis nuntFurstenland St Galler Deutsch s Chenddǝ Aggǝr Gaiss alter Gaass zwanzg WaschpiChaasfladǝ oppis nabis nunt In den Stadten St Gallen Rorschach und Wil werden die Vokale weniger grell ausgesprochen als auf dem Land Unteres Toggenburg s Chinddǝ Aggǝr Geiss Gaasszwanzg WaschpiChaasfladǝ nabis oppisnut nuntOberes Toggenburg s Chinddǝ Akchǝr Gaisszwanzg WaschpiChaasfladǝ opis namisnutAppenzellerland s Chend Chenddǝ Akchǝr Gaasszwenzg Waschpi WaschpliChaasfladǝ nabisnunt nuts Der Dialekt fallt durch einen starken musikalischen Akzent auf St Galler Rheintal Unteres Rheintal s Khiand Kchianddǝ Akchǝr Goasszwoanzg WeschpǝlKheestǜnnǝlǝ epǝsnunt Der Dialekt wird auch schon zum Mittelalemannischen gerechnet und bildet teilweise den Ubergangsdialekt zum Vorarlbergerischen Werdenberg Oberes Rheintal s Chinddr Aggǝr Gaisszwanzg Waschpi Chaas flaadǝ chuǝchǝ otschis naisis nuut Der Dialekt hat ein starkes ratoromanisches Substrat Churerdeutsch ds Khinddr Aggǝr Gaisszwenzg WeschpiKheesweea epǝs ǝswas nuut Der Dialekt hat ein starkes ratoromanisches Substrat und weist niederalemannische Merkmale auf Lautung Phonologie BearbeitenDer Wortakzent ist in der Regel auf der ersten Silbe Im Gegensatz zum Hochdeutsch wird die betonte Silbe nicht starker bzw lauter gesprochen sondern in einem hoheren Ton Als Beispiele einige Ortsnamen Wortakzent fett Schafuusǝ Tuurgou Sanggalǝ Floowil Toggǝburg Appezo ll Rintl Khuur Verbreitet ist wie im Schweizerdeutschen generell die Assimilation So passt sich z B der Artikel d an d Frau pfrau d Chue kchue d Mane Plural ɓ ˀmane d Nuss ɗ ˀnuss In den letzten beiden Fallen lost sich der Verschluss durch die Nase Vokale Bearbeiten nbsp Lappi tue d Augen uf Narr offne die Augen Spruch am Schwabentor in SchaffhausenDer Ostschweizer Dialekt hebt sich von den anderen Schweizer Mundarten vor allen durch den Vokalismus ab der auf die bereits erwahnte Ostschweizerische Vokalspaltung zuruckzufuhren ist Im Gegensatz zu den Kurzvokalen gab es bei den Langvokalen kaum Veranderungen ausser beim langen a das in allen Ostschweizer Dialekten zu einem langen offenen oo geworden ist Oobig Die Dialekte die kein kurzes a kennen haben das lange ae zu einem langen offenen ee gemacht Chaas Chees Der Diphthong ei wurde in den nordlichen Dialekten zu einem langen aa Gaass in den sudlichen zu einem langen a Gaass und im St Galler Rheintal zu oa Goass Das lange aa war eine typische Eigenart der Thurgauer Mundart Beispielhaft dafur waren die Saapfe oder Laatere 8 Heute sind diese Aussprachen zu einem grossen Teil verschwunden und es wird Gaiss oder Geiss verwendet Charakteristisch ist sodann die Aussprache von Bomm fur Baum In einigen Ostschweizer Dialekten wurde in manchen Wortern aus dem fruheren ou ein meist kurzes o wenn anschliessend ein m b p oder f folgte Tromm tromǝ Room globǝ hopt choffǝ o Traum traumen Rahm glauben haupt kaufen auch Als geschlossene Vokale werden i u u e o o IPA i y u e o o als offene Vokale i ǜ u e o o IPA ɪ ʏ ʊ ɛ œ ɔ verwendet Die offenen Vokale werden in der Ostschweiz tendenziell offener ausgesprochen als im Standarddeutsch Die Vokale a und a sind sehr hell und offen IPA a ae Typisch fur praktisch das gesamte Ostschweizerische ist die Brechung von ɪ vor r beispielsweise Gschier Geschirr 9 Das Schwa e liegt naher bei e und o IPA e im Bundnerdialekt und im St Galler Rheintal neigt es zu einem uberkurzen a IPA ɐ Konsonanten Bearbeiten Die Konsonanten ch kch gg IPA x k x k sind velar aber nicht allzu rau Affrikaten sind pf z tsch kch IPA p f t s t ʃ k x Sie werden nach Osten hin abnehmend hart ausgesprochen und kommen an der osterreichischen Grenze fast nicht mehr vor Die Fortes p t gg sind nicht behaucht und die Lenis b d g stimmlos IPA p t k b d g Frikative sind f s sch x h IPA f s ʃ x h l ist hell und r wird entweder mit der Zungenspitze IPA r artikuliert oder am hinteren Gaumen IPA ʁ ɺ Nasal sind m n ng IPA m n ŋ Die Halbvokale w j werden ohne Reibung gesprochen IPA ʋ j Der Ostschweizer Dialekt hat wie die anderen Hochalemannischen Mundarten das althochdeutsche k zu ch verschoben Chind ausser im St Galler und Churer Rheintal Khind Diese werden wegen dieser fehlenden Lautverschiebung auch zum Mittelalemannischen gezahlt Auffallig ist ein geminiertes kk das in den ostlichen Dialekten der Ostschweiz in der sogenannten Beggeli Zone nach Beggeli fur sonstiges schweizerdeutsche Beckeli nicht zu kx verschoben wurde tringgǝ druggǝ Aggǝr trinken drucken Acker Wahrend fruher das R r in der gesamten Ostschweiz apikal also mit der Zungenspitze artikuliert worden war begannen sich in der nordlichen Ostschweiz um 1900 die dorsale und die uvulare am Zapfchen artikulierte Aussprache des R auszubreiten Anm 2 Im Appenzellerland und im St Galler Rheintal ist das R verbreitet stumm geworden Beeg statt Berg Viele Appenzeller nasalieren zudem die Vokale vor einem m n oder ng Wortschatz Lexik BearbeitenDer Ostschweizer Wortschatz entspricht zu grossen Teilen dem allgemeinen schweizerdeutschen Vokabular Es existieren jedoch zahlreiche Besonderheiten die fur die ganze oder fur Teile der Ostschweiz charakteristisch sind zum Beispiel Bitzgi Kerngehause Bolle Zuckerbolle Bonbon braasele breesele bruusele brenzlig riechen Chetteleblueme Lowenzahn chiide tonen Choider oder Moider Kater Chuchere Papiersack Flade oder Tunne le siehe auch Abschnitt Binnengliederung Gireizi Kinderschaukel Glufe Stecknadel Hasel Haselbeeri Heidelbeere Jucker Heuschrecke Mesmer Kirchdiener sonst in der Deutschschweiz Sigrist Mikte Miktig Mektig Mittwoch Ooreschluuffer Ohrwurm ruebig ruhig Schmaalz Butter straaze stark regen zibolele Katzen hageln Zuche Schublade 10 Besonders viele eigentumliche Worter haben sich in Appenzell Innerrhoden erhalten 11 Im gesamtschweizerdeutschen Kontext merkmalhaft fur das Ostschweizerdeutsch ist das Vorkommen verbaler Langformen wo die anderen Mundarten ausschliesslich Kurzformen haben Dies gilt von Verb zu Verb unterschiedlich ausgepragt fur mehrheitsschweizerdeutsch aafaa aafoo gegenuber fast allgemein ostschweizerisch aafange aafache aafahe anfangen mehrheitsschweizerdeutsch gsee gegenuber teilweise ostschweizerisch seche sehe sehen mehrheitsschweizerdeutsch schlaa schloo gegenuber teilweise ostschweizerisch schlache schlahe schlagen sowie mehrheitsschweizerdeutsch zie gegenuber fast allgemein ostschweizerisch zuche zuhe zuuche zuuhe ziehen 12 Anm 3 Auffallig ist das Wort fur etwas Das in der ganzen Deutschschweiz verwendete oppe oppis althochdeutsch etewas etteswas gilt zwar auch verbreitet in der Ostschweiz aber in Schaffhausen und im nordlichen Thurgau verwendet die altere Bevolkerung dafur auch das Wort naamis und im Toggenburg und im Appenzellerland gilt allgemein nabis beides aus althochdeutsch ih enweiʒ waʒ ich weiss nicht was 13 14 Grammatik BearbeitenDie Grammatik ist weitgehend identisch mit den anderen Deutschschweizer Dialekten des Mittellands ostlich der Brunig Napf Reuss Linie Im Folgenden seien einige morphologische und syntaktische Besonderheiten der Ostschweizer Dialekte genannt Eine gesamtostschweizerische Besonderheit ist der ie beziehungsweise der x Laut im Prasens von gsee seche sehen also ich gsie du gsiesch t er gsiet mir ir si gsiend beziehungsweise besonders im ostlichen Thurgau ich sech du sechsch t er secht sowie im ganzen nordostlichen Ostschweizerisch mir ir si seched 15 Typisch fur die altere Ostschweizer Mundart ist sodann die Umlautlosigkeit im Plural der Kurzverben und der Prateritoprasentia etwa mer gond wir gehen mer hand wir haben mer muend Im Laufe des 20 Jahrhunderts ist sie allerdings in vielen Gebieten durch die in der ubrigen Deutschschweiz ubliche umgelautete Form mer gond mer hand mer muend verdrangt worden am verbreitetsten kommt sie heute noch im Rheintal vor 16 Ein unvermindert lebendiges Merkmal der Ostschweizer Dialekte das aber auch fur die anschliessenden Mundarten im Raum Linth Walensee Seez sowie March und Hofe gilt ist die Bildung des Partizips Perfekt von tue tun mit dem gleichen Ablaut wie im Infinitiv als tue getan Alle anderen schweizerdeutschen Dialekte haben im Partizip Perfekt hingegen den dem Schriftdeutschen entsprechenden Typus taa too 17 Eine freilich auf dem Ruckzug befindliche Besonderheit des traditionellen nordlichen Ostschweizerisch Klettgau Reiat Oberthurgau nordostliches St Gallen bzw unterstes Rheintal Appenzellerland nach neueren Erhebungen fast nur noch Klettgau Reiat Appenzell unteres Rheintal mit nordlicher Fortsetzung bis ins Ostschwabisch und ostlicher Fortsetzung bis in den Bregenzerwald ist die Unterscheidung zweier Infinitive namlich eines unmarkierten auf e und eines auf ed id nd ausgehenden nach der Infinitivpartikel z zu vergleiche etwa mache machen singe singen goo gehen aber z mached z machid zu machen z singed z singid zu singen z gond z gond zu gehen Letztere Formen gehen auf das althochdeutsche Gerundium zuruck 18 Typisch st gallisch appenzellerisch und teilweise oberthurgauerisch ist bis heute dass das kopradikative Adjektiv auf e ausgeht du muesch d Melch aber haasse haasse trinke du musst die Milch aber heiss trinken Fischstaabli mue me doch gfroor n e aabroote Fischstabchen muss man doch gefroren anbraten oogstraalete send d Chend a s Hoochsig choo ungekammt kamen die Kinder an die Hochzeit 19 Ein Merkmal des Ostschweizerischen aber auch des Nordwestschweizerdeutschen ist sodann die Form mii fur standarddeutsch meins oder mir in Possessivkonstruktionen wie da isch mii das ist meins da ghoort mii das gehort mir 20 Wahrnehmung ausserhalb der Ostschweiz Bearbeiten nbsp Die Marchenerzahlerin Trudi Gerster begleitete drei Generationen von Schweizer Kindern Sie storten sich nicht an ihrem St Galler Dialekt Der St Galler und Thurgauer Dialekt mit der spitzen nasalen Aussprache der Vokale wird von anderen Deutschschweizern haufig als unsympathisch beurteilt Fur die Unbeliebtheit der Ostschweizer Dialekte werden aussersprachliche Faktoren vermutet Obwohl in Teilen Graubundens oder in Italien ahnliche A Laute verwendet werden sind diese Sprachformen in der Schweiz dennoch beliebt 7 Im Gegensatz zu Graubunden dem Berner Oberland oder dem Wallis ist die Ostschweiz keine klassische Ferienregion der Schweizer womit positive Erinnerungen an die Ostschweiz fehlen 21 In der Alten Eidgenossenschaft hatten der Thurgau als Untertanengebiet oder Stadt und Furstabtei St Gallen als Zugewandte Orte einen geringeren Stellenwert als die autonomen Alten Orte Eine Studie hat jedoch gezeigt dass Menschen die die Schweiz nicht kennen den berndeutschen und den Thurgauer Dialekt genau gleich schon finden 7 In den letzten Jahren hat sich in der Ostschweiz eine starke Mundartszene entwickelt Vor allem Musik und Spoken Word in Ostschweizer Dialekt boomen auch ausserhalb der Kantonsgrenzen Die Schaffhauser Bands Min King und Papst amp Abstinenzler die St Galler Manuel Stahlberger und Gulsha Adilji sowie die Thurgauerin Lara Stoll sind nur einige Beispiele fur das gewachsene Ostschweizer Selbstbewusstsein auf den Buhnen 7 Schon langer bekannt als Ostschweizer Dialektsprecher sind Trudi Gerster Walter Roderer Urs Kliby und Matthias Huppi Literatur BearbeitenUbersichtRudolf Hotzenkocherle Die Sprachlandschaften der deutschen Schweiz Sauerlander Aarau Frankfurt am Main Salzburg 1984 Reihe Sprachlandschaften der Schweiz 1 ISBN 3 7941 2623 8 insbesondere Der Nordosten S 91 124 GrammatikenJakob Berger Die Laute der Mundarten des St Galler Rheintals und der angrenzenden vorarlbergischen Gebiete Beitrage zur Schweizerdeutschen Grammatik 3 Huber Frauenfeld 1912 Fritz Enderlin Die Mundart von Kesswil Beitrage zur Schweizerdeutschen Grammatik 5 Huber Frauenfeld 1911 Hans Goldener Die Verbalflexion einer ostschweizerischen Dialektgruppe mit besonderer Berucksichtigung der Analogiebildungen Huber Frauenfeld 1908 Konjugation von Altstatten Eichberg Eggerstanden Gais Oberriet Ruti Sennwald und Meiningen Ernst Hausknecht Die Vokale der Stammsilben in den Mundarten der Stadt St Gallen und des Furstenlandes Huber Frauenfeld 1908 Der nicht publizierte Teil uber die Vokale in der unbetonten Stammsilbe und den Konsonanten befindet sich in Manuskriptform im Archiv der Schweizerischen Idiotikons Heinrich Stickelberger Lautlehre der lebenden Mundart der Stadt Schaffhausen 1 Teil Aarau 1881 2 Teil in PBB Band 14 1889 S 381 454 Jakob Vetsch Die Laute der Appenzeller Mundarten Beitrage zur Schweizerdeutschen Grammatik 1 Huber Frauenfeld 1910 Georg Wanner Die Mundart des Kantons Schaffhausen Beitrage zur Schweizerdeutschen Grammatik 20 Huber Frauenfeld 1941 Wilhelm Wiget Die Laute der Toggenburger Mundarten Beitrage zur Schweizerdeutschen Grammatik 9 Huber Frauenfeld 1916 WorterbucherAlfred Richli u a Schaffhauser Mundartworterbuch Meier Buchverlag Schaffhausen 2003 ISBN 3 85801 162 2 Emmi Muhlemann Messmer Was duu nud saascht Schlapfer Herisau 1990 2 Auflage 1999 ISBN 3 85882 069 5 Hinterlender Dialekt Stefan Sonderegger Thomas Gadmer Appenzeller Sprachbuch Der Appenzeller Dialekt in seiner Vielfalt Hrsg von der Erziehungsdirektionen der Kantone A Rh und I Rh Appenzell Herisau 1999 ISBN 3 85882 310 4 Joe Manser Innerrhoder Dialekt Innerrhoder Schriften 9 Appenzell 2001 ISBN 3 9520024 9 6 4 erweiterte Auflage 2008 Wendel Langenegger Im Rintl dahoam Rheintaler Worterbuch unter besonderer Berucksichtigung der Mundart von Kriessern 2001 Hans Eggenberger u a Grabser Brogge Ausdrucke in Mundart Druck Verlag AG Schaan o J ISBN 3 905501 69 4 Susan Osterwalder Brandle Hopp Sanggale Worter Redensarten Geschichten St Galler Mundartworterbuch Cavelti Gossau 2017 ISBN 978 3 033 06191 0 VerschiedenesHeinrich Altherr Die Sprache des Appenzellervolkes Verlag Appenzeller Hefte 2 Auflage 1973 Online bei der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden PDF 9 1 MB Hermann Bauer aadlech bis zibolele 30 Merkwurdigkeiten aus dem Sanggaller Worterbuch z Sanggale Band 1 Leobuchhandlung St Gallen 1972 Hermann Bauer s isch all daa Drei Dutzend bemerkenswerter Sanggaller Redensarten z Sanggale Band 2 Leobuchhandlung St Gallen 1973 Hermann Bauer Joo gad o noo Sanggaller Sprach und Lokalkolorit in vier Dutzend Redensarten z Sanggale Band 5 Mit Stadtzeichnungen von Godi Leiser Leobuchhandlung St Gallen 1977 Oscar Eckhardt Tschent Churer Dialekt 2 uberarb und erw Auflage Verlag Desertina Chur 2007 Oscar Eckhardt Alemannisch im Churer Rheintal Von der lokalen Variante zum Regionaldialekt Zeitschrift fur Dialektologie und Linguistik Beiheft 162 Franz Steiner Stuttgart 2016 ISBN 978 3 515 11264 2 Oscar Eckhardt Alemannisch im Churer Rheintal Von der lokalen Variante zum Regionaldialekt In Schweizerisches Idiotikon Schweizerdeutsches Worterbuch Jahresbericht 2017 S 21 32 Gesellschaft Schweiz Liechtenstein Hrsg Die Sprachlandschaft Rheintal Schriftenreihe Nr 4 Zollikofer St Gallen 1981 Darin Hans Stricker Zur Sprachgeschichte des Rheintals vor allem Werdenbergs und Liechtensteins S 7 58 und Eugen Gabriel Die liechtensteinische Mundart im Rahmen ihrer Nachbarmundarten S 59 95 Martin Hannes Graf Thurgauer Mundart in Geschichte und Gegenwart Sprachen und Kulturen 5 Hrsg von der Schweizerischen Akademie der Geistes und Sozialwissenschaften Bern 2012 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Bern 2014 Ernst Hausknecht St Galler Mundart In Die Stadt St Gallen und ihre Umgebung Natur und Geschichte Leben und Einrichtungen in Vergangenheit und Gegenwart Hrsg von Gottlieb Felder Fehr sche Buchhandlung St Gallen 1916 S 245 262 Astrid Krahenmann Quantity and Prososdic Asymmetries in Alemannic Synchronic and Diachronic Perspektives Berlin 2003 auf den Thurgau bezogen Johannes Meyer Das gedehnte a ai in nordostalemannischen Mundarten In Schweizerische Schulzeitung Band 2 1872 Nr 44 47 S 350 ff William G Moulton Lautwandel durch innere Kausalitat die ostschweizerische Vokalspaltung In Zeitschrift fur Mundartforschung Band 27 1960 S 227 251 Alfred Saxer Das Vordringen der umlautenden Plurale bei den Kurzverben gehen haben kommen lassen mussen schlagen stehen tun in der Nordostschweiz Juris Zurich 1952 Erich Seidelmann Mhd o o und das leere Fach Zur sogenannten Vokalspaltung im Alemannischen In Hubert Klausmann Hrsg Raumstrukturen im Alemannischen Beitrage der 15 Arbeitstagung zur alemannischen Dialektologie Schloss Hofen Lochau Vorarlberg von 19 21 9 2005 Schriften der Vorarlberger Landesbibliothek 15 Neugebauer Graz Feldkirch 2006 S 53 59 Seidelmann untersucht die Vokalspaltung auch im suddeutschen Raum Rudolf Trub Ein Lautwandel der Gegenwart Die Entwicklung von a ǟ usw zu ei in Wortern wie Seil Fleisch in der Nordostschweiz Festschrift fur Rudolf Hotzenkocherle In Paul Zinsli Oskar Bandle Peter Dalcher Kurt Meyer Rudolf Trub Hans Wanner Hrsg Sprachleben der Schweiz Sprachwissenschaft Namenforschung Volkskunde Francke Bern 1963 S 87 100 Siehe auch BearbeitenChurerdeutschWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Audioaufnahmen im Ostschweizer Dialekt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Horproben aus der Ostschweiz und aus Liechtenstein Auf der Webseite des Schweizerischen Idiotikons Appenzeller Dialekt Wortersammlung auf der Webseite Appenzellerland Tourismus AI appenzellerdialekt ch Wortersammlung TippIlzouar und Schmeattar Worterbuch Diepoldsauer und Schmitter Worterbuch Auf der Webseite der Gemeinde Diepoldsau Frumsner Dialekt Ausdrucke Auf Doazmol Erinnerungen und Fotos aus der ersten Halfte des letzten Jahrhunderts im und um Werdenberg Website des Mundartvereins Schaffhausen Thurgauer Dialekt Auf der Webseite Napoleonturm HohenrainEinzelnachweise Bearbeiten Peter Wiesinger Die Einteilung der deutschen Dialekte In Werner Besch u a Dialektologie Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektogie Handbucher zur Sprach und Kommunikationswissenschaft Band 1 Berlin New York 1983 S 807 900 besonders S 836 sowie Karten 47 4 und 47 5 Rudolf Hotzenkocherle Die Sprachlandschaften der deutschen Schweiz Sprachlandschaften der Schweiz 1 Sauerlander Aarau Frankfurt am Main Salzburg 1984 ISBN 3 7941 2623 8 hier Der Nordosten S 91 124 Vgl den Sudwestdeutschen Sprachatlas den Sprachatlas von Bayerisch Schwaben und den Vorarlberger Sprachatlas mit Einschluss des Furstentums Liechtenstein Westtirols und des Allgaus Zum Thema vgl Hans Peter Schifferle Dialektstrukturen in Grenzlandschaften Untersuchungen zum Mundartwandel im nordostlichen Aargau und im benachbarten sudbadischen Raum Waldshut Europaische Hochschulschriften Reihe 1 1538 Bern 1995 Erstmals in William G Moulton The short vowel system in Northern Switzerland In Word Band 16 1960 S 155 182 hier S 165 174 und ausfuhrlich in William G Moulton Lautwandel durch innere Kausalitat die ostschweizerische Vokalspaltung In Zeitschrift fur Mundartforschung Band 28 1961 S 227 251 Daten gemass Sprachatlas der deutschen Schweiz a b c d Ostschweizer Dialekt ist schon In der Sendung Schnabelweid von Radio SRF 1 vom 8 Marz 2018 Sabrina Bachi Thurgauer Dialekt Ase schoo In St Galler Tagblatt online 25 Marz 2017 Sprachatlas der deutschen Schweiz Band II Karte 69 Beispiele gemass Sprachatlas der deutschen Schweiz und Schweizerischem Idiotikon Jesko Calderara Mundart Wenn de Hopme forbt In St Galler Tagblatt online 12 August 2017 Sprachatlas der deutschen Schweiz Band III 19 73 78 99 Schweizerisches Idiotikon Band IV Spalten 807 813 Artikel neiss Digitalisat Christoph Landolt Sait opper oppis otschwar otschis etter ettis naber nabis eswar eswas einwar einwas Wortgeschichte vom 22 Marz 2014 hrsg von Redaktion des Schweizerischen Idiotikons Sprachatlas der deutschen Schweiz Band III 96 97 Sprachatlas der deutschen Schweiz Band III 47 52 59 66 72 76 f 87 f 102 105 107 Alfred Saxer Das Vordringen der umlautenden Plurale bei den Kurzverben gehen haben kommen lassen mussen schlagen stehen tun in der Nordostschweiz Juris Zurich 1952 Sprachatlas der deutschen Schweiz Band III 54 Sprachatlas der deutschen Schweiz Band III 1 3 55 Neuaufnahmen ab 2000 fur den Syntaktischen Atlas der deutschen Schweiz Band I 268 271 Band II 153 f Syntaktischer Atlas der Schweiz Band I 281 297 Band II 161 183 Syntaktischer Atlas der Schweiz Band I 59 63 Band II 32 34 Grusigi Dialakt gits nit In der Sendung Schnabelweid von Radio SRF 1 vom 19 November 2020 Anmerkungen Bearbeiten Zur Nordostschweiz wird oft auch der Kanton Zurich miteingerechnet Dort wird jedoch Zurichdeutsch gesprochen mit Ausnahme einiger Grenzgemeinden zu den Ostschweizer Kantonen Schaffhausen und Thurgau Anlasslich der Erhebungen zum Sprachatlas der deutschen Schweiz in der Zeit um 1950 bei schon alteren Gewahrspersonen wurde nicht apikales r in der Ostschweiz erst ganz sporadisch erhoben siehe Band II 151 153 Genauere Angaben liefern zwei Ortsgrammatiken die im ersten Viertel des 20 Jahrhunderts verfasst wurden Im Kanton Schaffhausen uberwog damals uvulares r in den Dorfern Barzen Hallau Herblingen Ramsen Schaffhausen Thayngen apikales in Buch Lohn Oberhallau und im Reiat siehe Georg Wanner Die Mundart des Kantons Schaffhausen Beitrage zur Schweizerdeutschen Grammatik 20 Huber Frauenfeld 1941 verfasst vor 1922 S 10 Fur den Kanton Thurgau wurde damals festgehalten dass in Kesswil die Schuler der neunten Klasse das r apikal aussprachen diejenigen der ersten Klasse uvular siehe Fritz Enderlin Die Mundart von Kesswil Beitrage zur Schweizerdeutschen Grammatik 5 Huber Frauenfeld 1911 S 168 Zur Geschichte des r in der Deutschschweiz siehe auch Martin Hannes Graf Thurgauer Mundart in Geschichte und Gegenwart Sprachen und Kulturen 5 Hrsg von der Schweizerischen Akademie der Geistes und Sozialwissenschaften Bern 2014 S 41 43 Die Verhaltnisse bei ziehen sind komplexer als diejenigen bei den andern drei Verben da zie und zu u che einen unterschiedlichen Hintergrund haben Ausgehend vom mittelhochdeutschen Paradigma Infinitiv ziehen Prasens Singular zuche zuchest zuchet Prasens Plural ziehen ziehet ziehend mit ie aus althochdeutsch io und uː aus althochdeutsch iu stellt zie in Teilen des Kantons Schaffhausen und des Toggenburgs eine Generalisierung des ie Lauts von Infinitiv und Prasens Plural auch im Prasens Singular dar bei zuche usw gilt dagegen Generalisierung des u Lauts des Prasens Singulars auch im Infinitiv und im Prasens Plural Im mittleren Toggenburg hat sich das lautgesetzliche Verhaltnis zie i zuche du zuchsch er zucht mir ziend ir ziend si ziend teilweise erhalten Siehe Sprachatlas der deutschen Schweiz Band III 19 21 und den Artikel ziehen im Schweizerischen Idiotikon im Druck sodann spezifisch Georg Wanner Die Mundart des Kantons Schaffhausen Beitrage zur Schweizerdeutschen Grammatik 20 Huber Frauenfeld 1941 S 77 Wilhelm Wiget Die Laute der Toggenburger Mundarten Beitrage zur Schweizerdeutschen Grammatik 9 Huber Frauenfeld 1916 S 53 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ostschweizer Dialekt amp oldid 234711482