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Als Wahe werden in Teilen der Deutschschweiz sowie des Elsass und Baden Wurttembergs flache Blechkuchen aus der Schweizer und der alemannischen Kuche bezeichnet Eine Wahe besteht im Wesentlichen aus einem Murbeteig auch geriebener Teig oder Kuchenteig genannt und einem Belag aus Fruchten Gemuse oder beispielsweise Kase Mancherorts werden Wahen mit einem Hefeteig zubereitet gelegentlich findet man auch Wahen aus Blatterteig Meistens wird eine Wahe mit einem Milch Ei Guss oder Rahm Ei Guss zubereitet der beim Backen verdickt und gelblich wird Die Fruchte oder das Gemuse werden bei der Wahe mitgebacken Die Zubereitung entspricht so fast vollstandig der franzosischen Quiche oder Tarte nur dass der Guss bei der Wahe zusatzlich gezuckert oder gesalzen wird Fertige Apfelwahe Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Regionale Bezeichnungen 3 Zubereitungsarten 3 1 Salzige Wahen 3 2 Susse Wahen 4 Lokale Spezialitaten 5 Ahnliche Gerichte 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAls fruheste Erwahnungen des Begriffs wayen fuhrt das Schweizerische Idiotikon Belege aus der Mitte des 16 Jahrhunderts an namlich aus einem 1551 verfassten Protokoll des Zurcher Chorgerichts sowie aus den beiden ebenfalls um diese Zeit in Zurich erschienenen Worterbuchern von Johannes Fries und Josua Maaler 1 Gemass dem Volkskundler Albert Spycher ist die Wahe in der Hausbackerei entstanden indem Teigreste verwendet wurden die beim Brotbacken in der Teigschussel blieben Man wallte die so gewonnenen Brotteigreste zu dunnen Fladen und druckte den Teigrand zu einem Wulst zusammen damit der Belag nicht auslaufen konnte Belegt wurden sie dann mit denjenigen Zutaten die gerade im Haushalt aufzufinden waren Es kamen Fruchte wie Gemuse in Frage und deshalb lasst sich die Geschichte der salzigen und der sussen Wahe nicht trennen 2 Die Wahen blieben kein Arme Leute Essen sondern fanden ihren Weg auch in die burgerliche Kuche Es findet sich beispielsweise ein Rezept einer Apfel Dunne im burgerlichen Kochbuch der Catharina Fehr Das Rezept beschrieb die Zubereitung aus einem Butterteig geschnittenen Apfeln und einem Guss aus Mehl Wein Eier Zucker und Rosinen Seit dem 19 Jahrhundert werden Wahen auch in gewerblichen Backereien zubereitet 2 In den katholischen und gemischt katholisch reformierten Teilen der Schweiz besonders im Osten war die Wahe ursprunglich eine Fastenspeise in den protestantischen Gegenden dagegen eine Festspeise Die Wahe war in einigen Regionen besonders Waadtland Freiburg Innerschweiz Aargau Zurich Toggenburg auch eine typische Freitagsspeise da am Freitag kein Fleisch gegessen werden durfte oder wurde Durch diese Tradition gibt es heute immer noch viele Backereien die nur freitags Wahen im Sortiment fuhren In den Bergregionen kennt man die Wahe erst seit dem fruhen 20 Jahrhundert Der Grund war vermutlich dass es fur die Wahe einen Backofen brauchte der in den alpinen Regionen sehr selten war In den Alpenregionen wurden durch die vorherrschende Milchproduktion und Viehwirtschaft vor allem Kase oder Rahmwahen zubereitet Fruchtewahen waren vorwiegend in den Obstbaugebieten der landlichen Regionen bekannt Heute werden in allen Regionen sowohl susse wie auch salzige Wahen gebacken 3 2 Regionale Bezeichnungen BearbeitenDiese folgenden Bezeichnungen werden alle als zumindest partielle Synonyme fur Wahe gebraucht Es wird unter den Begriffen nicht zwingend ausschliesslich die gleiche Zubereitungsart verstanden denn einige Bezeichnungen sind viel weiter gefasst und konnen auch andere Kuchenarten bezeichnen 4 Waaje Waaie hat sich innerhalb der Schweiz von Nordwesten Basel nach Sudosten ausgebreitet und breitet sich von Zurich weiter aus Der Begriff wird auch im sudlichen Baden Markgraflerland und sudliches Breisgau und im sudlichen Elsass Sundgau verwendet Es ist neben dem Chueche der verbreitetste Begriff fur dieses Geback Waaje ist ein alemannisches Wort das gemass dem Schweizerischen Idiotikon von mittelhochdeutsch waejen wehen abstammt 1 5 Als Chueche wird die Wahe in Bern Freiburg im Suden von Luzern im Suden von Schwyz Unterwalden Uri Wallis und Zug bezeichnet Chueche kann in anderen Regionen generell susses Backwerk bezeichnen und entspricht der standarddeutschen Bezeichnung Kuchen Das Wort Chueche geht auf das althochdeutsche kuohho zuruck mit dem auch das englische Wort cake verwandt ist 5 6 Als Flade wird die Wahe verbreitet im Kanton St Gallen und im Appenzellerland 5 sowie im osterreichischen Bundesland Vorarlberg 7 bezeichnet Das Wort Flade geht letztlich auf eine indogermanische Wurzel mit der Bedeutung ausbreiten zuruck und wurde von alters her fur ein flaches Geback verwendet 8 Als Tunne Tunnele oder als Verkurzung daraus Tule wird die Wahe in Schaffhausen und Thurgau bezeichnet vereinzelt auch sudlich des Zurichsees in den Kantonen Schwyz und Zurich was vermuten lasst das es fruher in einer grosseren Region verwendet wurde Dunne Dunnle und Dunnet sind die Bezeichnungen auf der deutschen Seite des Rheins und des Bodensees Diese Worter sind Ableitungen des Adjektivs dunn Schon im Althochdeutschen wurden flache Kuchen dunni genannt 5 9 Als Turte wird die Wahe im Kanton Graubunden bezeichnet Turte ist entweder aus dem italienischen torta dem franzosischen tourte oder dem ratoromanischen tuorta entlehnt Daneben wird die Wahe auch noch Pitte von ratoromanisch pitta flacher Brotkuchen verwendet und wurde behelfsmassig auf die zunachst wenig bekannte ahnliche Wahe ubertragen 5 In der franzosischsprachigen Schweiz wird das Wahen Pendant als gateau 10 in der italienischsprachigen als torta oder crostata ratoromanisch als tuorta bezeichnet Zubereitungsarten BearbeitenSalzige Wahen Bearbeiten nbsp Aufbau einer WaheBei salzigen Wahen werden fur den Belag Zwiebeln Kase und Speck verwendet Die Kasewahe auch Kasekuchen genannt wird mit einem Guss aus geriebenem Kase z B Greyerzer Rahm und Eiern zubereitet Gemusewahen werden beispielsweise als Zucchini Zucchetti Spinat Tomaten oder Broccoliwahen zubereitet Auch hierbei wird ein Guss aus Rahm oder Milch und Eiern verwendet Susse Wahen Bearbeiten nbsp Mehrere Wahesorten in einem SchaufensterEin typischer Belag ist Obst insbesondere Zwetschgen Apfel Rhabarber Aprikose Kirsche Heidelbeere etc je nach Jahreszeit frisch oder tiefgekuhlt Zu der sussen Wahe wird haufig auf den Teig eine Schicht gemahlene Nusse gestreut und erst dann wird diese Schicht mit Fruchten belegt Vor dem Backen wird ublicherweise ein Guss aus Milch Rahm Ei und Zucker daraufgegeben In der Westschweiz ist es ublich Wahen ohne Guss entspricht der Tarte zuzubereiten Bei Varianten wie Vermicelles Trauben oder Johannisbeer Wahe wird der Belag erst nach oder zum Ende der Backzeit aufgelegt Eine weitere susse Art ist der Nidle Kuchen der aus einem Guss aus Rahm Nidle Eiern und Zucker zubereitet wird Lokale Spezialitaten BearbeitenZum Berner Zibelemarit Zwiebelmarkt gehort traditionellerweise ein Zibelechueche zum Abendessen Im Toggenburg und auch im Appenzellerland ist der Schlorzifladen mit einer Fullung aus passierten Dorrbirnen und einem Rahmguss bekannt Die Basler Fastenwahe ist ein salziges Hefeteiggeback das mit Kummel bestreut wird und das in seiner Form an Brezeln erinnert Fastenwahen haben mit ublichen Wahen abgesehen von der Bezeichnung nicht viel gemeinsam In Baden wird die Millerewaija zubereitet Dazu wird Teig und Untergrund der sussen Wahe mit Kummel bestreut Ahnliche Gerichte BearbeitenQuiche franzosische Bezeichnung fur dieselbe Gebackart Im strengeren Sinn bezeichnet es nur die Quiche lorraine Lothringer Specktorte und wird im weiteren Sinne heute fur alle moglichen Gemusebelage verwendet und somit als Synonym zur Tarte verwendet Tarte ohne Salz oder Zucker und bei Fruchtebelag haufig ohne Guss Placek polnischer Hefe oder Murbekuchen von vergleichbarer Grundform Fladen Ahnliche Zubereitungsart In Belgien ist vor allem der Reisfladen bekannt In Teilen der Ostschweiz wird die Wahe allgemein als Fladen bezeichnet Dinnete schwabisches flammkuchenartiges Rezept Cholera Walliser Variante eines Gemusekuchens mit Lauch Kartoffeln Kase und Apfeln Einzelnachweise Bearbeiten a b Schweizerisches Idiotikon Band XV Sp 1092 ff Artikel Wǟ i jen II Digitalisat a b c Fruchtewahen Gateaux aux fruits Torte di frutta in der Datenbank von Kulinarisches Erbe der Schweiz Atlas der schweizerischen Volkskunde Erarbeitet von Paul Geiger und Richard Weiss in Zusammenarbeit mit Walter Escher und Elsbeth Liebl Hrsg von der Schweizerischen Gesellschaft fur Volkskunde Teil I 1 Halbband Karten 22 und 23 wozu Kommentar Band S 128 f Siehe hierzu auch Sprachatlas der deutschen Schweiz Band V Karte 187 f sowie Oskar Rhiner Dunne Wahe Kuchen Fladen Zelten Die Wortgeographie des Flachkuchens mit Belag und ihre volkskundlichen Hintergrunde in der deutschen Schweiz Beitrage zur schweizerdeutschen Mundartforschung Band IX Huber Frauenfeld 1958 Digitalisat a b c d e Kleiner Sprachatlas der Deutschen Schweiz Hrsg von Helen Christen Elvira Glaser Matthias Friedli Huber Frauenfeld 2010 und weitere Auflagen vgl Wahe nach unten scrollen und Menu Auszug offnen abgerufen am 22 August 2021 Schweizerisches Idiotikon Band III Sp 131 f Stichwort Chuechen I Digitalisat Kasfladen nach Lustenauer Art Auf Kochmeister 3 Oktober 2003 Schweizerisches Idiotikon Band I Sp 1167 f Stichwort Fladen Digitalisat Schweizerisches Idiotikon Band XIII Sp 278 f Stichwort Dun n en II Digitalisat Andre Thibault Pierre Knecht Dictionnaire suisse romand Particularites lexicales du francais contemporain Zoe Carouge 1997 S 400 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wahe amp oldid 238037754