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Ortstafeln waren im Konigreich Wurttemberg in jeder Gemeinde angebracht und dienten ursprunglich zur Orientierung Ortsfremder Im Gegensatz zu den heutigen Ortstafeln standen sie nicht am Ortseingang sondern waren entweder am Rathaus einem anderen offentlichen Gebaude oder auf einer als Ortsstock bezeichneten Saule an einem innerorts zentral gelegenen Platz angebracht A 1 Lindacher Ortstafel im OriginalzustandAb 1876 wurden auf Drangen der Militarverwaltung die Ortstafeln durch Angabe der Landwehr Bataillons und Kompaniebezirke erganzt Durch diese Hinzufugung wurden die Ortstafeln mitunter auch als Truppenteiltafeln bezeichnet Spatestens mit der Umwandlung der Oberamter in Landkreise in den 1930er Jahren wurden die Ortstafeln grosstenteils abgehangt Die noch im offentlichen Raum verbliebenen Ortstafeln zahlen heute als Kleindenkmale und sind Zeugen fur die wurttembergische Verwaltungs und Militargeschichte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Die Spaichinger Ortstafel 2 Im offentlichen Raum verbliebene Ortstafeln Auswahl 3 Ortstafeln in anderen deutschen Staaten 4 Anmerkungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Ortstafel am Originalplatz an der Fassade des ehemaligen Pfahlbronner Rathauses nbsp Entwurfsmuster fur wurttembergische Grenzpfahle Wegweiser und Ortstafeln 1863 nbsp Verkaufskatalog der Wilhelmshutte SchussenriedOrts und Oberamtsstocke wurden bereits ab 1811 im Konigreich aufgestellt um Ortsfremden eine Orientierung zu bieten Zu Beginn waren sie uberwiegend aus Holz vereinzelt wurden auch Stelen aus Stein aufgestellt In der ersten Zeile der Tafel wurde das Oberamt genannt in der Zeile darunter der Ortsname Der Ortsname war zusatzlich mit Weiler Pfarrweiler Dorf Pfarrdorf Gemeinde Teil oder Stabsgemeinde A 2 Stadt oder Oberamtstadt bezeichnet Ab 1863 wurden die holzernen Ortstafeln allmahlich durch Varianten aus Gusseisen ersetzt Fur die Tafeln und Ortsstocke wurden einheitliche Muster als Vorlage erstellt A 3 und durch die Koniglich Wurttembergischen Huttenwerke in Wasseralfingen Konigsbronn und Schussenried schliesslich gegossen und verkauft Die Huttenwerke gaben fur die Gemeinden Kataloge mit Preislisten heraus in denen die Mustertafeln abgebildet waren Die Tafel war weiss gestrichen mit schwarz hervorgehobener Schrift die Umrandung bronziert Der dazugehorende Ortsstock besass einen achteckigen Sockel aus bronziertem Gusseisen Wahrend die daraufliegende Saule in den schwarz roten Landesfarben gestrichen war blieb das hinausragende Stuck der Saule ganz in Rot und war mit einer bronzierten Kappe abgedeckt Im Bedarfsfall konnten an den Ortsstocken zusatzliche Wegweiser montiert werden Das wurttembergische Kriegsministerium betrachtete die Ortstafeln als eine Moglichkeit durch die zusatzliche Anbringung des jeweiligen Landwehr Bataillons und Kompaniebezirks die Mannschaften des Beurlaubtenstandes auf ihre Zugehorigkeit zu ihrem Landwehr Bataillon bzw der betreffenden Kompanie hinzuweisen Zudem sollten dadurch neu in eine Gemeinde zugezogene Manner auf einfache Weise an ihre Meldepflicht erinnert werden Da das Kriegsministerium selbst keine Moglichkeit hatte per Gesetz auf die Gemeinden einzuwirken ersuchte es 1876 das Ministerium des Innern um Amtshilfe Dadurch gelangte das Ersuchen zur Entscheidung an Konig Karl I der zugunsten des Militars entschied Als Folge kam es zum Erlass Nr 7654 vom 21 November 1876 in dem das Ministerium des Innern die Oberamter anwies auf die Gemeinden einzuwirken dass bei Neuanschaffungen und Reparaturen die Ortstafeln mit den entsprechenden Angaben zu den Landwehr Bataillons und Kompaniebezirken versehen werden sollten Mit diesem Zusatz hatte die Ortstafel eine Abmessung von 50 cm Hohe und 65 cm Breite Da die Kosten der Ortstafeln von den Gemeinden getragen werden mussten und der Erlass des Innenministeriums keine Sanktionsmoglichkeiten vorsah kam es von Anfang an zu Widerstand und Verzogerungen bei der Umsetzung Die Gemeinden verwiesen auf die hohen Kosten und vertraten die Auffassung dass dringendere Bedurfnisse zuerst befriedigt werden mussten Erst im Januar 1878 konnten die Oberamter fur die ca 4000 Gemeinden des Konigreichs Vollzug melden wobei es immer noch vereinzelte Ausnahmen gab Das Oberamt Schorndorf meldete beispielsweise im Juli 1878 dass seit dem 14 Februar 1878 von den Gemeinden trotz Hinwirkung des Oberamtes keine weiteren Ortstafeln angebracht worden seien Auch in anderen Oberamtern verzogerte sich die Umsetzung des Erlasses So blieben beispielsweise auch die Gemeinde Rudersberg im Oberamt Welzheim und die Stadte Bietigheim Oberamt Besigheim und Niederstetten Oberamt Gerabronn im Ruckstand Ebenfalls im Ruckstand mit der Umsetzung blieb ausgerechnet die bedeutende Garnisonsstadt Ludwigsburg Erst 1879 konnten diese Gemeinden zu einer Neuanschaffung ihrer Ortstafeln bewegt werden Bei einigen Gemeinden und Weilern wurde in den Oberamtsbeschreibungen mangels anderer geeigneter markanter Punkte die Normalnull Hohe angegeben die bei der Ortstafel gemessen wurde Nach dem Ersten Weltkrieg verloren die Ortstafeln ihren militarischen Zweck und behielten lediglich ihre Aufgabe Fremden das Oberamt und die Gemeinde anzuzeigen Die wurttembergischen Verwaltungsreformen verschonten auch die Ortstafeln nicht Bereits 1923 wurde das Oberamt Cannstatt aufgelost die Ortstafeln dadurch obsolet Spatestens mit der grossen Kreisreform 1938 verschwanden grosstenteils die verbliebenen Ortstafeln in Wurttemberg Viele von ihnen wurden eingeschmolzen oder als Abdeckung fur Schachte oder Gullegruben zweckentfremdet Seit 2001 werden in Baden Wurttemberg in einer Gemeinschaftsaktion des Schwabischen Heimatbundes des Schwabischen Albvereins des Schwarzwaldvereins des Landesvereins Badische Heimat und der Gesellschaft zur Erhaltung und Erforschung der Kleindenkmale in Zusammenarbeit mit dem Landesamt fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg die Kleindenkmale im Land erfasst und dokumentiert wobei auch die verbliebenen Ortstafeln und die Ortsstocke aufgenommen werden Auch durch kommunale oder private Initiative werden Ortstafeln restauriert oder rekonstruiert und wieder an offentlich zuganglicher Stelle angebracht Die Spaichinger Ortstafel Bearbeiten nbsp Spaichinger Ortstafel in dem ab 1876 gultigen MusterNachdem das Staatshandbuch fur 1828 mangels schriftlicher Dokumente Spaichingen nicht mehr als Stadt auffuhrte wurde von Spaichinger Seite versucht das vermeintliche Stadtrecht zu untermauern Dieses so die Spaichinger Stadtvater sei 1811 von Konig Friedrich I bei seiner Durchreise verliehen worden und der damalige Oberamtmann Hezinger habe das den Spaichingern eroffnet Mangels Urkunden und Zeugen sowohl Konig Friedrich als auch Oberamtmann Hezinger waren 1816 verstorben fuhrte der Ort unter anderem als Beweis seine Ortstafel auf die ja schliesslich die Bezeichnung Oberamtsstadt trage Aber auch dieses Argument konnte das angebliche Stadtrecht nicht untermauern Erst das 1828 durch Konig Wilhelm I verliehene Stadtrecht beendete die Situation mit dem gewunschten Ergebnis fur die damals 1500 Einwohner zahlende Stadt und die Ortstafel fuhrte Oberamtsstadt legal als Titel 1 Im offentlichen Raum verbliebene Ortstafeln Auswahl Bearbeiten nbsp Ortsstock mit Ortstafel in UnterregenbachDie meisten historischen Ortstafeln und Ortsstocke sind abgegangen oder in Museen ausgestellt Teilweise befinden sich aber auch heute noch Ortstafeln im offentlichen Raum oder wurden wieder aufgestellt Abgusse der verbliebenen historischen Ortstafeln auf dem Gebiet des heutigen Rems Murr Kreises wurden im Kreishaus in Waiblingen angebracht die Originale sind vor Ort oder bei den jeweiligen Gemeinden aufbewahrt DamaligeGemeinde Bezeichnung Oberamt HeutigeGemeinde Landkreis Art Muster StandortLossburg Pfarrdorf Freudenstadt Lossburg Freudenstadt Ortsstock 1876 2 Lindach Pfarrdorf Gmund Schwabisch Gmund Ostalbkreis Ortstafel 1876 Schutzhutte des Schwabischen AlbvereinsPfahlbronn Gemeinde Welzheim Alfdorf Rems Murr Kreis Ortstafel 1876 RathausRietenau Pfarrdorf Backnang Aspach Rems Murr Kreis Ortstafel 1876 Buttelbronn Weiler Ohringen Ohringen Hohenlohekreis Ortsstock 1876 3 DorfplatzDeufringen Pfarrdorf Boblingen Aidlingen Boblingen Ortsstock 1863 4 Lehenweiler Weiler Boblingen Aidlingen Boblingen Granitstein 1811 4 DorfmitteHanweiler Dorf Waiblingen Winnenden Rems Murr Kreis Ortstafel 1876 OrtsmitteUnter Regenbach Weiler Gerabronn Langenburg Schwabisch Hall Ortsstock 1876 5 OrtsmitteSigisweiler Weiler Gerabronn Schrozberg Schwabisch Hall Ortsstock 1876 OrtsmitteElzhausen Weiler Hall Braunsbach Schwabisch Hall Ortsstock 1876 OrtseingangBuhlerzimmern Weiler Hall Braunsbach Schwabisch Hall Ortsstock 1876 OrtsmitteEschenau Weiler Hall Vellberg Schwabisch Hall Ortstafel 1876 Beim Gasthaus RoseVellberg Stadt Hall Vellberg Schwabisch Hall Ortstafel 1876 Im StadtleBlaubach Teilgemeinde Gerabronn Blaufelden Schwabisch Hall Ortsstock 1876 6 DorfeingangBalzholz Dorf Nurtingen Beuren Esslingen Ortstafel 1876 RathausUnterwaldhausen Pfarrdorf Saulgau Unterwaldhausen Ravensburg Ortstafel 1876 RathausOberwaldhausen Weiler Saulgau Unterwaldhausen Ravensburg Ortstafel 1876 RathausSulzbach an der Murr Pfarrdorf u Marktflecken Backnang Sulzbach an der Murr Rems Murr Kreis Ortstafel 1876 RathausOrtstafeln in anderen deutschen Staaten BearbeitenAuch in anderen deutschen Bundesstaaten waren vergleichbare Ortstafeln angebracht die uberwiegend dem preussischen Muster folgten nbsp Ortstafel aus Holz Mecklenburg Schwerin nbsp Tafel aus Gusseisen Schaumburg Lippe nbsp Wegweiser und Ortstafel Konigreich Bayern Anmerkungen Bearbeiten Historische Aufnahmen zeigen Ortstafeln beispielsweise am Dorfbrunnen dem Dorfplatz oder an der Dorfhule Als Stabsgemeinde wurde nach einer Gemeindezusammenlegung die Teilgemeinde bezeichnet die den Verwaltungssitz der Gesamtgemeinde fuhrte Zeitgleich wurde die Gestaltung der Oberamtsgrenzstocke und der Wegweiser geregelt die dem gleichen Gestaltungsmuster folgtenLiteratur BearbeitenWalter Wannenwetsch Dokumente aus Eisen Memento vom 17 Februar 2013 im Webarchiv archive today In An Rems und Murr Halbjahreshefte fur Heimat und Kultur Nr 29 Juni 1988 wiedergegeben auf der Internetseite der Grossen Kreisstadt Winnenden abgerufen am 5 Januar 2013 Walter Wannenwetsch Renate Winkelbach Verwaltungsraume Lebensraume Bilder erzahlen aus der Geschichte des Rems Murr Kreises herausgegeben von Landratsamt Rems Murr Kreis Kreisarchiv Verlag Bernhard Albert Greiner 2002 ISBN 3 935383 12 6 S 19 22 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ortstafeln Wurttemberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Denkwurdiger Fund in einem Kokskeller In Backnanger Kreiszeitung 7 Juli 2012 abgerufen am 5 Januar 2013 Dem Ratsel der Tafel auf der Spur In Reutlinger General Anzeiger 12 November 2011 abgerufen am 6 Januar 2013 Einzelnachweise Bearbeiten Altvordere pochen auf Stadt Status vom 13 Juni 2008 auf schwaebische de abgerufen am 5 Januar 2013 Historische Ortstafel von Lossburg 2001 auf leo bw de www buettelbronn de a b Hans Mozer Kleindenkmale auf Aidlinger Gemarkung In www zeitreise bb de Dezember 2002 abgerufen am 5 Februar 2018 Reinhard Wolf Ulrike Plate Martina Blaschka Projekt Kleindenkmale befindet sich in der dritten Runde 2010 2011 auf der Internetseite des Schwabischen Heimatbundes abgerufen am 5 Januar 2013 Internetauftritt der Gemeinde Blaufelden Memento vom 17 Februar 2013 im Webarchiv archive today abgerufen am 13 Januar 2013 Archivversion vom 17 Februar 2013 abgerufen am 8 Dezember 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ortstafel Wurttemberg amp oldid 237133943