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Orientteppiche wurden ab dem 13 bis in das 17 Jahrhundert hinein immer wieder als dekoratives Element in westeuropaischen Gemalden der Renaissancezeit abgebildet Es sind sogar mehr Orientteppiche in der Renaissancemalerei abgebildet als erhaltene Teppiche bekannt sind Die vergleichende islamische Kunstwissenschaft hat sich daher seit Beginn der Forschung zur islamischen Teppichkunst im spaten 19 Jahrhundert auf Teppichdarstellungen in europaischen Gemalden verlassen deren Entstehungszeit dokumentiert ist Die Untersuchung der Gemalde leistete somit einen wichtigen Beitrag zur islamischen Kunstgeschichte insbesondere zur Chronologie der Knupfteppiche als Medium der islamischen Kunst Linkes Bild Ein Islamischer Teppich vom Bellini Typ zu Fussen Marias in Gentile Bellinis Thronende Madonna mit Kind spates 15 Jh Rechtes Bild Gebetsteppich Anatolien spates 15 fruhes 16 Jh mit Schlusselloch Motiv Inhaltsverzeichnis 1 Kunstgeschichtlicher Hintergrund 2 Vergleichende Forschung 3 Uberblick 4 Nach Kunstlern benannte Teppichmuster 4 1 Bellini Teppiche 4 2 Crivelli Teppiche 4 3 Memling Teppiche 4 4 Holbein Teppiche 4 4 1 Typ I kleinmustrig 4 4 2 Typ II heute Lotto Teppiche 4 4 3 Typ III grossmustrig 4 4 4 Typ IV grossmustrig 4 5 Lotto Teppiche 4 6 Ghirlandaio Teppiche 4 7 Van Eyck und Petrus Christus Gemalte Teppiche ohne bekannte Gegenstucke 5 Spezielle Teppichgruppen 5 1 Mamluken und Kairener Osmanische Teppiche 5 2 Schachbrett oder Kompartment Teppiche des 17 Jahrhunderts 5 3 Stern und Medaillonteppiche aus Usak 5 4 Persische anatolische und indische Teppiche des 17 Jahrhunderts 6 Islamische Teppiche im kulturellen Kontext der Renaissancezeit 6 1 Sakrale Bildthemen 6 2 Luxusobjekte und Dekoration 6 3 Objekte europaischer Selbstvergewisserung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseKunstgeschichtlicher Hintergrund Bearbeiten nbsp Petrus Christus Jungfrau mit Kind und den Heiligen Hieronymus und Franziskus Detail 1457 mit einer realistischen Abbildung eines geknupften Teppichs Stadelsches Kunstinstitut Frankfurt nbsp Jan van Eyck Lucca Madonna ca 1430 Detail Stadelsches Kunstinstitut FrankfurtIm spaten 19 Jahrhundert begannen Kunsthistoriker und Sammler sich fur islamische Teppiche zu interessieren Das hat die Anzahl bekannter noch erhaltener Stucke deutlich vergrossert Es war jetzt moglich die vorliegenden Teppiche im Detail mit ihren gemalten Gegenstucken zu vergleichen und zeitlich einzuordnen Daraus ergab sich eine zunehmend detaillierte Vorstellung der Kulturgeschichte der islamischen Teppichknupferei Auch das wissenschaftliche Interesse in den Ursprungslandern erwachte was zur Identifikation weiterer antiker Teppiche in den dortigen Museen und Sammlungen fuhrte und das kulturhistorische Wissen noch erweiterte Die westliche kunstlerische Tradition der prazisen realistischen Wiedergabe wie sie besonders im spaten 15 und 16 Jahrhundert in den Niederlanden gepflegt wurde stellt der Forschung Bildmaterial zur Verfugung das es erlaubt selbst feinste Details der abgebildeten Teppiche auszuwerten Die Teppiche wurden mit ausserordentlicher Sorgfalt sowohl hinsichtlich der Farbgebung als auch der Details ihrer Form und Muster wiedergegeben Die gemalte Struktur des Teppichs in Jungfrau mit Kind von Petrus Christus die Zeichnung der einzelnen Ornamente und Muster sowie die Art wie sich der Flor an den Kanten der Stufen offnet lassen keinen Zweifel zu dass der dargestellte Teppich ein islamischer Knupfteppich ist Die Aufgabe der gemalten Teppiche ist entweder die Aufmerksamkeit der Betrachter auf eine wichtige abgebildete Person zu lenken oder einen Ort hervorzuheben an dem eine wichtige Handlung stattfindet Parallel zur Entwicklung der Renaissancekunst im Allgemeinen wurden anfanglich uberwiegend christliche Heilige und religiose Szenen dargestellt Spater wurden Teppiche auch in sakularem Kontext abgebildet dienten aber in jedem Fall dazu eine Vorstellung von Opulenz Exotismus Luxus Wohlstand oder Status zu vermitteln Anfanglich war es den Machtigsten und Wohlhabendsten dem Herrscherhaus und Adel vorbehalten sich auf Teppichen portratieren zu lassen Spater dann als mehr Menschen ausreichend Vermogen hatten um sich Luxusguter leisten zu konnen erschienen Orientteppiche auch auf den Bildern reicher Kaufleute und wohlhabender Burger Wahrend des 17 und 18 Jahrhunderts liess das Interesse an der Abbildung auf Teppichen nach Parallel dazu zeigen auch die Gemalde weniger Aufmerksamkeit fur das Detail Die reich gestalteten islamischen Teppiche ubten auf europaische Maler grossen Einfluss aus Ihre vielfaltigen uppigen Farben konnten nach einer Hypothese von Erdmann die grossen venezianischen Maler des Quattrocento beeinflusst haben 1 Es wird sogar vermutet dass die malerische Abbildung von Teppichmustern mit der Entwicklung der Linearperspektive in Verbindung steht 2 die erstmals 1435 von Leon Battista Alberti beschrieben wurde 3 Die Abbildung orientalischer Teppiche auf Gemalden der Renaissance wird als wichtiger Beitrag zu einer Weltgeschichte der Kunst angesehen die die Interaktion verschiedener kultureller Traditionen untersucht 4 Teppiche aus der islamischen Welt wurden ab dem 15 Jahrhundert in grosser Zahl nach Westeuropa exportiert Das 15 Jahrhundert wird zunehmend als entscheidender Knotenpunkt in den kulturellen Begegnungen angesehen die zur Entwicklung der Ideen Kunst und Wissenschaft des Renaissancezeitalters fuhrten Intensivere Kontakte insbesondere der zunehmende Handel zwischen der islamischen Welt und Westeuropa stellten den westlichen Kunstlern wahrend der nachsten Jahrhunderte materielle Quellen und Kultureinflusse zur Verfugung Umgekehrt hatten auch die Bedurfnisse des europaischen Marktes entscheidenden Einfluss auf das islamische Kunsthandwerk 1 Vergleichende Forschung BearbeitenIm Jahr 1871 veroffentlichte Julius Lessing sein Buch Altorientalische Teppichmuster Er bezog sich darin uberwiegend auf europaische Gemalde weniger auf erhaltene Teppiche weil diese zu seiner Zeit noch nicht gezielt gesammelt wurden und er davon ausging dass kaum Exemplare erhalten geblieben seien 5 Lessings Forschungsansatz erwies sich als ausserst fruchtbar um eine wissenschaftliche Chronologie des Kunsthandwerks des Teppichknupfens zu erstellen Er wurde durch die Kunstwissenschaftler der Berliner Schule weiterverfolgt Wilhelm von Bode und seine Nachfolger Friedrich Sarre Ernst Kuhnel vor allem Kurt Erdmann entwickelten die Terminus ante quem Methode zur Datierung islamischer Teppiche anhand ihrer Abbildung auf Gemalden der Renaissancezeit Eine zweite wichtige Quelle bildete die Darstellung von Teppichen auf turkischen und persischen Miniaturen und Illuminationen Das grossere Format der europaischen Bilder verglichen mit den Miniaturmalereien erlaubt eine detailliertere und exaktere Wiedergabe der Teppiche und somit zuverlassigere vergleichende Untersuchungen Es war den Kunsthistorikern dabei bewusst dass ihr Forschungsansatz einseitig war Wahrend der Renaissancezeit waren nur Teppiche nach Europa gelangt die in den grossen Manufakturen Anatoliens zur Zeit des Osmanischen Reichs spater auch anderer Lander hergestellt worden waren Oft wurden die Teppiche eigens fur den Export produziert Daher stand den Renaissancekunstlern im Grunde nur eine beschrankte Auswahl an Modellen zur Verfugung 6 Die kulturgeschichtlich bedeutenden Teppiche aus dorflicher oder Nomadenproduktion waren zur Zeit der Renaissance in Europa unbekannt und wurden deshalb nie in Gemalden abgebildet Sie wurden erst gegen Mitte des 20 Jahrhunderts von Sammlern wie Joseph V McMullan oder James F Ballard in ihrem kunstlerischen und kulturgeschichtlichen Wert erkannt 7 Uberblick Bearbeiten nbsp nbsp Linkes Bild Domenico di Bartolos Hochzeit der Findlinge 1440 zeigt einen grossen Teppich mit Phonix und Drache Muster nach chinesischem Vorbild 8 Rechtes Bild Phonix und Drache Teppich erste Halfte oder Mitte des 15 Jh Museum fur Islamische Kunst Berlin 9 10 nbsp nbsp Linkes Bild Lippo Memmis Jungfrau Maria mit Kind 1340 1350 zeigt einen Tierteppich mit zwei gegenuberstehenden Vogeln neben einem BaumRechtes Bild Anatolischer Tierteppich ca 1500 aus der Kirche von Marby Schweden Knupfteppiche in geometrischen Mustern wurden mindestens seit der Zeit der Rum Seldschuken im 13 Jahrhundert in Ostanatolien hergestellt Seit etwa 1220 hatte Venedig Handelsbeziehungen mit dem Sultanat 11 Der venezianische Handler und Reisende Marco Polo erwahnt Teppiche aus Konya der Hauptstadt des Seldschukenreichs als die schonsten der Welt et ibi fiunt soriani et tapeti pulchriores de mundo et pulchrioris coloris und hier machen sie die schonsten Seidenstoffe und Teppiche der Welt in den schonsten Farben 12 Die Mehrzahl der Teppiche in Gemalden des 15 und 16 Jahrhunderts stammen entweder aus dem Osmanischen Reich oder sind vielleicht europaische Nachahmungen aus der Balkanregion Spanien oder anderen Landern in denen zu dieser Zeit nachweislich Teppiche geknupft wurden Tatsachlich gelangten nicht die feinsten Islamischen Teppiche aus dieser Zeit nach Europa und nur wenige Teppiche hochster Qualitat aus den Hofmanufakturen sind auf Gemalden zu sehen Perserteppiche erscheinen nicht vor dem Ende des 16 Jahrhunderts auf Gemalden werden im 17 Jahrhundert bei den sehr Wohlhabenden aber zunehmend beliebter Mamlukenteppiche werden gelegentlich vor allem auf venezianischen und nur selten auf nordeuropaischen Gemalden dargestellt 13 Eine der fruhesten Darstellungen eines islamischen Teppichs auf einem europaischen Bild ist Simone Martinis Sankt Ludwig von Toulouse kront Robert von Anjou zum Konig von Neapel gemalt 1316 bis 1319 14 Im direkten Vergleich mit den wenigen erhaltenen Teppichen aus dieser Zeit geben die meisten europaischen Bilder die Teppiche recht naturgetreu wieder Die meisten Teppiche sind zu dieser Zeit in islamischer geometrischer Mustergestalt entworfen Die fruhesten Teppichdarstellungen geben die Tiermuster fruher anatolischer Teppiche wieder Der Phonix und Drache Teppich heute im Museum fur Islamische Kunst Berlin findet ein Gegenstuck in Domenico di Bartolos Hochzeit der Findlinge 1440 Mit der Ubernahme in das Musterrepertoire der islamischen Kunst sind die dargestellten Tiere stark geometrisch stilisiert worden 15 Die Gruppe der anatolischen Tierteppiche verschwand gegen Ende des 15 Jahrhunderts von den Gemalden Nur wenige Originale dieser Teppichgruppe sind erhalten zwei davon befanden sich in europaischen Kirchen 16 Der Marby Teppich eines der besterhaltenen Exemplare uberdauerte die Zeit in einer Kirche in Schweden der Phonix und Drache Teppich wurde von Wilhelm von Bode von einer italienischen Kirche erworben 17 Der Phonix und Drache und der Marby Teppich waren bis 1988 die einzigen erhaltenen Teppiche dieser Gruppe Seitdem sind sieben weitere Tierteppiche aufgetaucht Sie stammen aus tibetischen Klostern und wurden von den Monchen mitgenommen als diese vor der chinesischen Kulturrevolution nach Nepal flohen Einer der Teppiche wurde vom Metropolitan Museum of Art New York erworben 18 Er hat ein Gegenstuck in einem Bild des Sieneser Kunstlers Gregorio di Cecco Die Hochzeit der Jungfrau 1423 19 Er zeigt grosse gegenuberstehende Tiere jedes ist mit einem kleineren Tier darinnen abgebildet Die meisten Teppiche auf den Gemalden sind den abgebildeten Hauptpersonen oft Maria oder Heiligen vorbehalten die beispielsweise auf einem Podest vor einem Altar oder auf einem Thron um die Hauptperson stehend gemalt sind Ein typisches Beispiel hierfur ist der turkische Teppich zu Fussen der Jungfrau Maria auf Andrea Mantegnas San Zeno Altar von 1456 1459 in San Zeno Maggiore 20 Als Nebenpersonen treten manchmal auch die Stifter der Gemalde auf die entweder in der Tradition der Bedeutungsperspektive klein und am Rand des Bilds dargestellt sind spater auch selbstbewusster direkt auf dem Teppich und so gross wie die Hauptperson 21 Die religiose Ikonografie wurde auch von den Herrschern ubernommen die sich auf Orientteppichen abbilden liessen Ein safavidischer Teppich des 16 Jahrhunderts dient noch heute in Danemark als Kronungsteppich im Ritual der Kronung der danischen Konige Orientteppiche werden ferner abgebildet als Hauserschmuck zu besonderen Gelegenheiten beispielsweise anlasslich von Prozessionen wie auf den Bildern der venezianischen Maler Vittore Carpaccio und Gentile Bellini 22 Auf Carpaccios Einschiffung der Hl Ursula schmucken die Teppiche die Wande des Schiffs und die Laufplanke Orientteppiche waren im Italien der Renaissancezeit nach Handelsnamen bekannt Mamlukenteppiche aus Kairo hiessen cagiarini die aus Damaskus damaschini barbareschi kamen aus Nordafrika rhodioti und turcheschi aus dem Osmanischen Reich und Teppiche aus dem Kaukasus waren als simiscasa bekannt 23 Im 16 Jahrhundert gehort die Abbildung von Orientteppichen als Symbol von Luxus Status und gutem Geschmack zum Formenkanon des burgerlichen Portrats 24 nachdem breitere Bevolkerungsschichten zu wirtschaftlichem Wohlstand gelangt waren und sich Luxusgegenstande leisten konnten Einige Maler wie Gentile Bellini der sich selbst als Mitglied einer Gesandtschaft am Hof des Sultans in Istanbul aufgehalten hatte malen Bilder in fruhem orientalistischem Stil Einige der Bilder mit religiosem Sujet zeigen Teppiche die auch in der islamischen Kultur als Gebetsteppiche verwendet wurden und Motive wie die Mihrab Nische oder die Kaaba verwenden Die letzteren in Form des so genannten Wiedereintritt Motivs sind auch als Bellini Teppiche bekannt 25 26 Teppiche mit Gebetsnischen Motiven wurden bis ins 17 Jahrhundert in grosser Zahl nach Europa exportiert In der nordlichen und besonders in der niederlandischen Malerei des Goldenen Zeitalters platzieren burgerliche Personen einen Orientteppich eher auf einem Tisch oder Mobelstuck anstelle sich darauf stehend abbilden zu lassen wie Konige und der Adel Ein bekanntes Beispiel hierfur ist Holbeins Portrait des Kaufmanns Georg Giese Manchmal liegen Teppiche auf dem Boden wie beispielsweise auf Jan van Eycks Gemalde Arnolfini Hochzeit von 1434 27 In spaterer Zeit erscheinen Teppiche im allegorischen Kontext als Symbol fur Luxus oder Ausschweifung wie in Jan Vermeers Bei der Kupplerin von 1656 oft auch in gleichem Sinn in der Stilllebenmalerei Als Luxusgegenstand findet sich der Orientteppich schliesslich in den Vanitas Stillleben des 17 Jahrhunderts wieder Mit dem Ende der Renaissancezeit und dem Ubergang in neue Stilepochen erlischt auch das Interesse der europaischen Maler an der Darstellung von Orientteppichen das uber mehr als drei Jahrhunderte lebendig geblieben war Nach Kunstlern benannte Teppichmuster Bearbeiten nbsp nbsp Linkes Bild Lorenzo Lotto Ehemann mit Frau 1523 mit einem Bellini Teppich mit Schlusselloch Motiv Rechtes Bild Gebetsteppich mit Schlusselloch Muster Anatolien spates 15 fruhes 16 Jh nbsp nbsp Linkes Bild Carlo Crivelli Verkundigung mit St Emidius 1486 mit einem Crivelli Teppich in der oberen linken Ecke Ein zweiter Teppich oben mittigRechtes Bild Crivelli Teppich Anatolien spates 15 Jh Zu Beginn der kunstgeschichtlichen Forschung wurden verschiedene Arten von Teppichmustern zur leichteren Verstandigung nach den europaischen Kunstlern benannt die Teppiche mit solchen Mustern in ihren Gemalden abgebildet hatten Diese Klassifikation blieb auch weiter in Gebrauch als genauere Informationen verfugbar wurden Die Klassifikation nach Kunstlernamen geht hauptsachlich auf Kurt Erdmann zuruck den ehemaligen Direktor des Museums fur Islamische Kunst Berlin und einem der fuhrenden islamischen Kunstwissenschaftler seiner Zeit Manche Teppichmuster sind seit Jahrhunderten nicht mehr verwendet worden und ihre Herkunft bleibt unklar so dass geeignetere alternative Bezeichnungen noch nicht verfugbar sind Die Klassifikation richtet sich im Wesentlichen nach den dominierenden Motiven des Feldes und unterscheidet nach Typ Grosse und Anordnung der Muster und Motive Die Zuordnung zu europaischen Malern erscheint manchmal willkurlich da einerseits verschiedene Kunstler den gleichen Teppichtyp abgebildet haben andererseits Muster sogar Malern zugeordnet werden die sie tatsachlich nie gemalt haben Bellini Teppiche Bearbeiten Hauptartikel Bellini Teppich Giovanni Bellini und sein Bruder Gentile der 1479 nach Istanbul gesandt wurde malten Gebetsteppiche mit einem einzelnen Schlusselloch oder Wiedereintritts Motiv am unteren Ende einer grosseren Figur Sie wird durch eine schmale Bordure vom Feld abgegrenzt Am oberen Ende lauft diese Bordure diagonal zu einer Spitze oder Nische zusammen von der oft ein einer Lampe ahnliches Ornament herabhangt Dieses Muster war und ist von grosser Bedeutung in der Gestaltung islamischer Gebetsteppiche Dies scheint in Europa bekannt gewesen zu sein denn im Englischen der damaligen Zeit wurden Teppiche mit diesem Muster als musket carpets bezeichnet eine Verballhornung des Wortes mosque Moschee 28 In Gentile Bellinis Thronende Madonna mit Kind liegt der Teppich motivisch richtig namlich so wie ein Muslim einen Gebetsteppich benutzen wurde der Gebetsnische zugewandt die die Qibla anzeigt Auf Lorenzo Lottos Ehemann mit Frau von 1523 ist das nicht der Fall Hier wendet sich das Ehepaar dem Fussende des Teppichs zu Ob Bellini in Istanbul gesehen und verstanden hat wie Gebetsteppiche verwendet werden ist nicht bekannt Teppiche aus Usak mit doppelter Nische am oberen und unteren Ende werden manchmal Tintoretto Teppiche genannt Die Bezeichnung ist aber nicht sehr gebrauchlich 29 Crivelli Teppiche Bearbeiten Carlo Crivelli hat zweimal vielleicht denselben kleinen Teppich gemalt Das Zentrum des Felds wird von einem komplexen 16 strahligen Sternmotiv eingenommen das aus mehreren Segmenten in unterschiedlichen Farben zusammengesetzt ist Einige Musterelemente enthalten stark stilisierte Tierdarstellungen Vergleichbare erhaltene Teppiche sind sehr selten Zwei Exemplare werden im Ungarischen Museum fur Kunstgewerbe Budapest aufbewahrt darunter das abgebildete sogenannte Batari Crivelli Fragment Crivellis Bild Verkundigung von 1482 im Stadel Museum in Frankfurt zeigt einen ahnlichen Teppich im oberen Bildbereich Derselbe oder ein sehr ahnlicher Teppich findet sich auch in der Verkundigung mit St Emidius 1486 National Gallery London Der Teppich hangt hier uber einem Balkon im oberen linken Bildbereich Ein anderer unterschiedlicher Teppichtyp ist im Vordergrund rechts abgebildet Diese Teppiche stellen offenbar einen Ubergangstyp zwischen den fruhen Tierteppichen und spateren rein geometrischen Mustern dar wie sie auf den Holbein Teppichen zu sehen sind Es wird angenommen dass diese Musteranderung auf das verstarkt beachtete Bilderverbot im Osmanischen Reich zuruckgeht 30 31 Memling Teppiche Bearbeiten nbsp nbsp Linkes Bild Hans Memling Jungfrau mit Kind und den Heiligen Jakobus und Dominikus 1488 1490 Das Hakenmedaillon kennzeichnet den Memling Teppich Rechtes Bild Teppich aus Konya 18 Jh mit Memling Medaillons Hans Memling malte verschiedene Teppiche die in das letzte Viertel des 15 Jahrhunderts datiert werden Charakteristisch fur diese Teppiche sind Reihen von Medaillons die mit Hakenornamenten besetzt sind welche sich in charakteristischer Weise in zwei oder drei 90 Winkeln einrollen Ein Memling Teppich erscheint auch auf einer Miniatur die um 1460 fur Rene I von Anjou gemalt wurde 32 33 Holbein Teppiche Bearbeiten nbsp nbsp Linkes Bild Unbekannter Maler Die Somerset House Konferenz 19 August 1604 Rechtes Bild Kleingemusterter Holbeinteppich Anatolien 16 Jh Holbein Teppiche sind schon auf Gemalden dargestellt die Jahrzehnte vor Holbein gemalt wurden Die wohl alteste Darstellung findet sich auf einem Fresco von Piero della Francesca in der Kathedrale von Rimini von 1451 Aus dem Jahr 1460 stammt eine ahnliche Darstellung auf dem Altar von San Zeno Verona von Andrea Mantegna Die spatesten bekannten Darstellungen sind die auf der Konferenz im Somerset House von 1608 sowie ein 1655 datiertes Frauenportrat von Justus Sustermans Holbein Teppiche wurden somit fast 200 Jahre lang auf Gemalden dargestellt Charakteristisch fur diese Gruppe ist ein Muster aus Reihen von Oktogonen mit nach innen verflochtener Kontur im Wechsel mit versetzten Reihen von rautenformigen Figuren deren Kontur von Arabeskblattern gebildet wird die von einem kreuzformigen Mittelmotiv ausgehen Das komplizierte Muster erlaubt bei manchen Teppichen auch die folgende Lesart Es ist aus kleinen rhythmisch die Farbe wechselnden Quadraten mit Oktogonfullungen und Eckabschragungen aufgebaut 34 Die Teppiche wurden nach vier Typen eingeteilt Holbein selbst malte nur die grossmustrigen Typen III und IV beispielsweise im Portrait des Kaufmanns Georg Giese 1532 und auf dem Bild Die Gesandten 1533 Trotzdem wurde der Name Holbein Teppich unter Sammlern und Kunsthistorikern aus Bequemlichkeit und zur leichteren Verstandigung beibehalten Tatsachlich zahlen Holbein Muster zu den haufigsten auf Renaissance Gemalden dargestellten Teppichmustern und wurden uber lange Zeit hinweg immer wieder abgebildet Die Typen von Holbein Teppichen sind 35 36 Typ I kleinmustrig Bearbeiten Die Motive dieses Teppichtyps sind klein und setzen sich aus regelmassigen Reihen von aus Achtecken abgeleiteten Flechtmotiven mit innerem Stern in Viereckfassung sowie stilisiertem Rankenwerk an den Schnittpunkten zusammen Die Borte hat meist ein zierlich verschlungenes Bandwerk in weiss auf farbigem Grund anfangs in Nachahmung kufischer Buchstaben spater als reines Stabwerk Die Farben sind kraftig meist auf dunkelrotem Grund Ein Beispiel fur einen kleinmustrigen Holbein Teppich findet sich auf dem Gruppenportrat der Somerset House Konferenz 37 Typ II heute Lotto Teppiche Bearbeiten Heute werden diese Teppiche als Lotto Teppiche bezeichnet Typ III grossmustrig Bearbeiten Die Motive im Feld sind denen des kleinmustrigen Typs ahnlich aber grosser proportioniert so dass das Feld von wenigen Sternen in Oktogonfassung gefullt ist Die grossen Sterne oder Rauten sind in regelmassigen Abstanden angeordnet und von schmalen Streifen getrennt 38 Die quadratischen Abteilungen haben kein Medaillon Gul Der Teppich in Holbeins Bild Die Gesandten zeigt diesen Typ Typ IV grossmustrig Bearbeiten Die quadratischen Abteilungen enthalten ahnliche Oktogone oder Gul Motive wie auf den kleinmustrigen Holbein Teppichen Im Gegensatz zu den anderen drei Typen deren Ornamente gleichrangig und gleich gross nebeneinander angeordnet sind besteht das Typ IV Muster aus einem deutlich grosseren und vier kleineren Ornamenten 39 Diese Musteranordnung wird auch als Quincunx Muster bezeichnet Lotto Teppiche Bearbeiten Hauptartikel Lotto Teppich nbsp nbsp Linkes Bild Lorenzo Lotto Die Almosen des St Antonius 1542 mit zwei Teppichen Im Vordergrund ein Lotto Teppich im Hintergrund ein sog Para Mamlukenteppich Rechtes Bild Lotto Teppich Anatolien 16 Jh Saint Louis Art Museum Lotto Teppiche wurden ursprunglich als kleingemusterte Holbein Teppiche vom Typ II eingeordnet Hans Holbein der Jungere hat jedoch selbst nie einen solchen Teppich gemalt Sie erscheinen mehrmals auf Bildern von Lorenzo Lotto nach dem sie benannt sind wurden aber schon auf fruheren Bildern anderer Maler abgebildet Von Lotto ist auch bekannt dass er selbst einen grossen Teppich besass welchen Typs ist unbekannt Lotto Teppiche wurden vor allem wahrend des 16 und 17 Jahrhunderts im Bereich der westanatolischen Agaiskuste produziert aber auch in verschiedenen Landern Europas nachgeahmt unter anderem in Spanien England und in Italien Die Teppiche sind durch ein charakteristisches geometrisches Arabeskenmuster gekennzeichnet die ein leuchtend gelbes Raster in Form abwechselnd im Rapport angeordneter kreuzformiger oktogonaler oder rautenformiger Medaillons auf rotem Feld bilden 40 Es sind Lotto Teppiche verschiedener Grossen bis zu 6 m erhalten C G Ellis unterscheidet drei Hauptgruppen ihres Musters den anatolischen Kilim und ornamentalen Stil 41 Sowohl Holbein als auch Lotto Teppiche haben nur wenig Gemeinsamkeiten mit Ausschmuckungen oder Ornamenten wie man sie auf anderen Objekten der Osmanischen Kunst sieht 42 Briggs wies auf Ahnlichkeiten zwischen beiden Teppichmustern und Teppichen auf Miniaturen aus timuridischer Zeit hin Es ist denkbar dass Holbein und Lotto Teppiche einer Mustertradition entstammen die auf die Timuridenzeit zuruckgeht 43 Den Gemalden nach erreichten Teppiche dieses Typs Italien gegen 1516 Portugal etwa ein Jahrzehnt spater und Nordeuropa einschliesslich Englands wahrend der 1560er Jahre Bis in die 1660er Jahre erscheinen sie noch auf Gemalden besonders in der niederlandischen Malerei 44 Ghirlandaio Teppiche Bearbeiten nbsp nbsp Linkes Bild Domenico Ghirlandaio Thronende Madonna mit Kind und Heiligen ca 1483Rechtes Bild Anatolischer Ghirlandaio Teppich spates 17 Jh Ein Teppich mit grosser Ahnlichkeit zu einem Gemalde des Domenico Ghirlandaio von 1483 wurde von A Boralevi in der Evangelischen Kirche von Halchiu Heldsdorf in Siebenburgen gefunden Der Teppich stammt wahrscheinlich aus Westanatolien und ist in das spate 15 Jahrhundert zu datieren 45 Das Muster der Teppiche vom Ghirlandaio Typ wie es in einem weiteren Bild von 1486 abgebildet wird ist den Teppichen vom Holbein Typ I nahe verwandt Kennzeichnend sind ein oder zwei rautenformige Zentralmedaillons aufgebaut aus einem Oktogon innerhalb eines Quadrats von dessen Seiten dreieckige kurvilineare Muster ausgehen Teppiche mit solchen Medaillons wurden seit dem 16 Jahrhundert in der westanatolischen Provinz Canakkale hergestellt 46 Ein Teppichfragment mit einem Ghirlandaio Medaillon wurde auch in der Grossen Moschee von Divrigi gefunden und ins 16 Jahrhundert datiert Teppiche dieses Typs sind auch aus dem 17 47 48 18 49 und 19 Jahrhundert 50 51 bekannt und werden in der turkischen Provinz Canakkale noch heute hergestellt In seinem Aufsatz uber Centralized Designs 52 stellt Thompson das Zentralmedaillon orientalischer Teppiche in Beziehung zu den Lotos Piedestal und Wolkenkragen Motiven der buddhistischen Kunst Der Ursprung dieses Motivs konnte somit in praislamischer Zeit liegen Wahrscheinlich stammt es aus der Zeit der mongolischen Yuan Dynastie in China Bruggemann und Boehmer arbeiteten diese Theorie weiter aus und nehmen an dass das Motiv von den Seldschuken oder den mongolischen Invasoren im 11 oder 13 Jahrhundert nach Anatolien gebracht wurde 53 Im Unterschied zu den vielfach variierten Mustern anderer Teppiche wurde das Muster des Ghirlandaio Medaillons weitgehend unverandert vom 15 Jahrhundert bis in die heutige Zeit geknupft Somit stellt es ein ungewohnliches Beispiel fur Musterkontinuitat innerhalb einer Region dar Van Eyck und Petrus Christus Gemalte Teppiche ohne bekannte Gegenstucke Bearbeiten nbsp Jan van Eyck Madonna des Kanonikus van der Paele 1436 Groeningemuseum Brugge nbsp Petrus Christus Jungfrau mit Kind und den Heiligen Hieronymus und Franziskus 1457 Stadelsches Kunstinstitut Frankfurt Die niederlandischen Maler Jan van Eyck und Petrus Christus haben in ihren Bildern Madonna des Kanonikus van der Paele Lucca Madonna auf dem Dresdner Marienaltar van Eyck sowie Jungfrau und Kind mit den Heiligen Hieronymus und Franziskus P Christus vier verschiedene einander ahnliche Teppiche gemalt Die realistische Malweise der Bilder lasst keinen Zweifel daran dass es sich um geknupfte Teppiche handelt Vergleichbare Teppiche sind allerdings nicht erhalten geblieben 54 Das Teppichmuster auf van Eycks Paele Madonna konnte auf spatromische Ursprunge zuruckgefuhrt und steht in Beziehung zu fruhen islamischen Bodenmosaiken des Umayyadenpalasts von Khirbat al Mafdschar 55 Die Teppiche auf der Lucca Madonna dem Dresdner Marienaltar und auf Jungfrau mit Kind und Heiligen sind einander auffallend ahnlich aber nicht identisch Sie zeigen geometrische Muster mit einer Rautenkomposition in unendlichem Rapport aufgebaut aus schmalen Bandern die achtstrahlige Sterne enthalten Yetkin hat im Mevlana Museum von Konya einen anatolischen Teppich mit ahnlichem aber feiner ausgearbeitetem Muster identifiziert und ins 17 Jahrhundert datiert 56 Sie bringt diesen Teppich in Verbindung mit den kaukasischen Drachenteppichen und interpretiert die Teppichmuster auf den Bildern von van Eyck und Petrus Christus als fruhe anatolische Vorlaufer dieser spateren kaukasischen Mustergestaltung 57 Die Hauptborduren der Teppiche auf den Bildern der Paele und Lucca Madonna sowie in Jungfrau mit Kind und Heiligen zeigen jeweils ein nicht orientalisches wellenformiges Dreiblatt Muster 58 Ahnliche Ornamente finden sich auch in weiteren niederlandischen Gemalden aus dem 15 bis zum fruhen 16 Jahrhundert 59 Die Fransen der Teppiche auf diesen Bildern befinden sich oft an den Seiten und nicht am oberen oder unteren Ende Die Teppiche mussen daher entweder ein ungewohnliches quadratisches Format besessen haben oder die Kunstler haben sich bei der Gestaltung des Musters mehr Freiheit genommen und anhand der echten Modelle improvisiert Alternativ konnten die Teppiche von van Eyck und Petrus Christus sogar aus westeuropaischer Herstellung kommen Das wellenformige Dreiblatt Kleeblatt Muster ist in der westgotischen Ornamentik gut bekannt 60 Spezielle Teppichgruppen BearbeitenMamluken und Kairener Osmanische Teppiche Bearbeiten Beginnend mit der Mitte des 15 Jahrhunderts wurde in Agypten ein Teppichtyp hergestellt der durch ein dominantes Zentralmedaillon oder 3 5 entlang der senkrechten Achse des Felds aufgereihte Medaillons gekennzeichnet ist Zahlreiche kleinere Ornamente wie beispielsweise achtstrahlige Sterne oder kleinere florale Muster sind um diese Medaillons herum angeordnet Die unzahligen kleinen dicht angeordneten Ornamente ergeben mit den Worten Wilhelm von Bodes einen Eindruck als sahe man durch ein Kaleidoskop hindurch Sechzig Teppiche dieses Typs schenkten venezianische Kaufleute dem englischen Kardinal Thomas Wolsey als Gegenleistung fur die Lizenz Wein nach England importieren zu durfen 61 Das fruheste bekannte Gemalde auf dem ein Mamluken Teppich abgebildet ist ist Giovanni Bellinis Portrait des Dogen von Venedig Loredan und seiner vier Berater von 1507 Ein unbekannter franzosischer Meister portratierte 1555 Die drei Coligny Bruder Eine weitere Darstellung findet sich auf Ambrosius Franckens Das letzte Abendmahl etwa 1570 Auf diesem Bild wird das grosse Zentralmedaillon des Teppichs so dargestellt dass es den Heiligenschein um den Kopf Christi betont Die charakteristischen Ornamente des Mamlukenteppichs sind auf dem Bild klar erkennbar Ydema hat insgesamt 16 datierbare Abbildungen von Mamlukenteppichen in niederlandischen Renaissancegemalden dokumentiert 62 Nach der Eroberung des Mamlukensultanats von Agypten durch die Osmanen gingen zwei unterschiedliche Kulturen ineinander auf Dies bildet sich auch in den Mamlukenteppichen ab die nach der Einnahme Agyptens geknupft worden sind Die Kairener Teppichknupfer ubernahmen ab dieser Zeit traditionell turkisch osmanische Muster 63 Teppiche dieses Typs wurden in Agypten noch bis ins fruhe 17 Jahrhundert hinein hergestellt 64 Ein Teppich des Kairener Osmanentyps ist in Louis Finsons Gemalde Die Verkundigung dargestellt Das Muster der Haupt und Nebenborduren ist das gleiche wie das eines Teppichs der heute im Rijksmuseum Amsterdam aufbewahrt wird 65 Ein ahnlicher Teppich wurde von Adriaen van der Venne in Geckie met de Kous 1630 abgebildet Peter Paul Rubens und Jan Brueghels des Alteren Christus im Haus von Maria und Martha 1628 zeigt die gleichen charakteristischen S formigen Stangel die in doppelten Sichelblattern enden Unterschiedliche Teppiche des Kairener Osmanentyps sind auch auf Moretto da Brescias Fresken in der Sala delle Dame im Palazzo Salvadego in Brescia Italien abgebildet 66 nbsp Ambrosius Francken Das letzte Abendmahl 16 Jahrhundert Konigliches Museum der Schonen Kunste Antwerpen mit einem agyptischen Mamlukenteppich im Hintergrund nbsp Der Baillet Latour Mamlukenteppich Kairo fruhes 16 Jahrhundert nbsp Louis Finson Die Verkundigung 17 Jahrhundert Museo del Prado mit der Abbildung eines Kairener Osmanenteppichs nbsp Osmanischer Teppich wahrscheinlich aus Kairo 1 Halfte 17 Jh nbsp Jan Brueghel und Peter Paul Rubens Christus im Haus Marthas und Marias 1628 National Gallery of Ireland mit der Abbildung eines Kairener Osmanenteppichs nbsp Kairener Osmanenteppich 16 Jahrhundert Museum fur Angewandte Kunst Frankfurt St 136 Schachbrett oder Kompartment Teppiche des 17 Jahrhunderts Bearbeiten Eine extrem seltene Gruppe von Teppichen von denen man fruher angenommen hatte dass sie sich von den Mamluken und Kairener Osmanenteppichen ableiten sind die Schachbrett oder Kompartment Teppiche Es sind nur ungefahr dreissig dieser Teppiche uberhaupt bekannt die alle eine ahnliche aus Quadraten zusammengesetzte Mustergestalt haben in deren Ecken sich jeweils Dreiecke befinden die ein Sternenmuster umschliessen Der Musteraufbau aus diesen Quadraten hat den Teppichen ihren Namen gegeben Ihre Herkunft ist nach wie vor umstritten Farbwahl und Musterung der Teppiche ahneln derjenigen der Mamluken Teppiche jedoch sind sie Z gesponnen und S gezwirnt in ahnlicher Weise wie die fruhen anatolischen und kaukasischen Teppiche Seit dem fruhen 20 Jahrhundert wird mangels genauerer Informationen Damaskus als Produktionsort angenommen Pinner und Franses argumentieren in dieser Richtung da Syrien fruher zunachst Teil des Mamluken spater des Osmanischen Reiches war was die Ahnlichkeit von Mustern und Farben mit den Kairener Teppichen erklaren konnte 67 Auch stimmt die Datierung der Schachbrett Teppiche mit der Registrierung von Damaszener Teppichen in europaischen Sammlerinventaren des fruhen 17 Jahrhunderts uberein Teppiche vom Schachbrett Typ sind auch auf Pietro Paolinis 1603 1681 Selbstbildnis sowie auf Gabriel Metsus Bild Die Musikfreunde abgebildet Stern und Medaillonteppiche aus Usak Bearbeiten Im Gegensatz zu der relativ grossen Zahl erhaltener Teppiche dieses Typs erscheinen wenige hiervon auf Renaissance Gemalden 68 Stern Usak Teppiche sind oft in grossen Formaten hergestellt worden Als solche reprasentieren sie ein typisches Produkt der hoher organisierten Stadtmanufaktur Sie sind gekennzeichnet durch grosse dunkelblaue sternformige Primarmedaillons in unendlichem Rapport auf einem sekundaren floralen Rankenmuster Ihr Muster wurde wahrscheinlich von zeitgenossischen Mustern aus der nordwestpersischen Buchkunst beeinflusst 69 Verglichen mit den Medaillon Usak Teppichen ist das Konzept des unendlichen Rapports in Sternusak Teppichen konsequenter durchgehalten und steht noch im Einklang mit der fruhen turkischen Mustertradition 70 Ein Muster im unendlichen Rapport kann auf Teppichen unterschiedlichster Grosse und in vielfaltig variierten Dimensionen auftreten weil das Teppichfeld jeweils einen beliebigen Ausschnitt des Musters wiedergeben kann Stern Usak Teppiche sind entsprechend in vielen verschiedenen Formaten erhalten Medaillon Usak Teppiche haben meist ein rotes oder blaues Feld das mit einem floralen Gitter oder Blattranken verziert ist sowie ovale Primarmedaillons die mit kleineren achtfach gelappten Sternen abwechseln oder gelappte Medaillons die in verschrankte florale Muster eingebunden sind Ihre Borduren weisen haufig Palmetten auf floralem oder Blatterband und pseudo kufische Zeichen auf 71 Die bekannteste Darstellung eines Medaillon Usakteppichs Bei der Kupplerin wurde 1656 von Jan Vermeer gemalt Der Teppich ist horizontal platziert das obere oder untere Ende mit dem sternformigen Eckmedaillon liegt unter der Hand der Frau die das Glas halt Die Teppiche auf Vermeers Bildern Der Musikunterricht Madchen liest einen Brief am offenen Fenster und Das Konzert sind einander bis in die Details des Musters und der Gewebetextur so ahnlich dass alle drei vielleicht auf einen einzigen Teppich aus dem Besitz Vermeers zuruckgehen Die Gemalde von Vermeer Steen und Verkolje zeigen daruber hinaus einen speziellen Typ des Usak Teppichs von dem kein erhaltenes Exemplar bekannt ist Diese Teppiche sind charakterisiert durch ihre eher dunklen Farben die grobe Webart und eher degenerierte kurvilineare Muster Man nimmt an dass die osmanischen Manufakturen sie eigens produziert haben um die gestiegene Nachfrage zu bedienen 72 nbsp Paris Bordone Der Ring des Fischers 1534 Die einzige bisher bekannte Abbildung eines grossen Stern Usaks mit achtstrahligen Sternmedaillons nbsp Jan Vermeer Dame am Virginal mit einem Herrn Detail 1662 1665 Royal Collection Buckingham Palace nbsp Jan Vermeer Das Konzert 1663 1666 gestohlen 1990 aus dem Isabella Stewart Gardner Museum Boston nbsp Jan und Nikolaas Verkolje Portrait von Willem de Vlamingh 1690 1700Persische anatolische und indische Teppiche des 17 Jahrhunderts Bearbeiten nbsp nbsp Linkes Bild Pieter de Hooch Portrait einer musizierenden Familie 1663 Cleveland Museum of ArtRechtes Bild Teppich vom Siebenburgen Typ 17 Jh Nationalmuseum Warschau Wahrend des 16 und 17 Jahrhunderts blieben Teppiche ein wichtiges Dekorationselement beispielsweise in den englischen Portrats von William Larkin 73 Die fein geknupften Seidenteppiche aus der Zeit Schah Abbas I aus Kaschan and Isfahan werden nur selten auf Gemalden dargestellt weil sie ohne Zweifel nur selten in europaischen Wohnungen vorkamen 74 Eine Dame die Theorbe spielend von Gerard Terborch Metropolitan Museum of Art Inv 14 40 617 stellt einen solchen Teppich dar Er liegt auf dem Tisch auf dem der Kavalier der Dame sitzt 75 Florale Isfahan Teppiche dagegen wurden in grosser Zahl nach Portugal Spanien und in die Niederlande exportiert und sind haufig auf Bildern von Velasquez Rubens Van Dyck Vermeer Terborch de Hooch Bol and Metsu abgebildet Wiederum stellen die bekannten Entstehungsdaten der Bilder Fixpunkte fur die Etablierung einer Chronologie der Teppichproduktion zur Verfugung 76 Anthony van Dycks konigliche und adlige Auftraggeber waren meist schon dazu ubergegangen sich mit persischen Teppichen abbilden zu lassen Weniger Wohlhabende werden immer noch mit turkischen Teppichen gezeigt Das 1620 entstandene Portrait des Abraham Graphaeus von Cornelis de Vos und Thomas de Keysers Portrait eines Mannes 1626 und Portrait des Constantijn Huyghens und seines Sekretars 1627 gehoren zu den fruhesten Bildern die einen neuen anatolischen Teppichtyp zeigen der damals in grossen Mengen nach Europa gelangte Die osmanischen Manufakturen reagierten wohl auf die steigende europaische Nachfrage nach Knupfteppichen Eine Anzahl dieser Teppiche hat sich in Siebenburgen erhalten das wahrend des 15 bis 17 Jahrhunderts eine bedeutende Handelsstation zwischen dem osmanischen Reich und Europa war Teppiche dieses Typs werden allgemein als Siebenburger Teppiche bezeichnet Ydema 1991 S 48 51 60 77 Pieter de Hoochs Portrait einer Familie beim Musizieren 1663 zeigt einen solchen Siebenburger Teppich 78 In den damaligen amerikanischen Kolonien malte Robert Feke 1741 Isaac Royall und seine Familie um einen Tisch sitzend auf dem ein Bergama Teppich liegt 79 Von der Mitte des 16 Jahrhunderts an brachte der einsetzende direkte Handel mit dem Mogulreich indische von persischen Vorbildern beeinflusste Teppiche nach Europa Niederlandische Maler des Goldenen Zeitalters wie beispielsweise Jan Vermeer in seinem Musikunterricht zeigten ihre Kunstfertigkeit in der realistischen Abbildung der Lichteffekte auf ausgebreiteten Teppichen Zu seiner Zeit kamen diese Teppiche schon recht haufig in wohlhabenden Haushalten vor wie historische Testamente und Nachlassinventare zeigen 80 Gegen Ende des 16 Jahrhunderts hatten islamische Teppiche viel von ihrem Status als Prestigeobjekte verloren Die hochstgestellten Portratierten liessen sich jetzt eher mit kostbaren Teppichen aus europaischer Manufaktur wie der franzosischen Savonnerie Manufaktur abbilden Deren schlichtere Muster liessen sich einerseits einfacher abbilden zum anderen erlischt das Interesse an detailreicher realistischer Abbildung in der bildenden Kunst dieser Zeit Wenn Orientteppiche im Detail abgebildet wurden dann eher in explizit orientalistischen Bildern der spateren europaischen Malerei nbsp William Larkin Richard Sackville 3 Earl of Dorset 1613 steht auf einem Lotto Teppich nbsp Portrait des Abraham Grapheus Cornelis de Vos 1620 Konigliches Museum der Schonen Kunste Antwerpen 104 nbsp Thomas de Keyser Portrait des Constantijn Huygens und seines Sekretars 1627 National Gallery London nbsp Nicolas Tournier Konzert 1630 1635 nbsp Anthony van Dyck Philip Herbert 4 Earl of Pembroke mit seiner Familie Darstellung eines persischen Teppichs nbsp Gabriel Metsu Mann einen Brief schreibend 1664 1666 National Gallery of IrelandIslamische Teppiche im kulturellen Kontext der Renaissancezeit Bearbeiten nbsp Oben Detail eines Mantelsaums in Antonio Vivarini Ludwig von Toulouse 1450 Unten Detail eines Mantelsaums in Jacopo Bellini Jungfrau der Demut 1440 Louvre nbsp Pieter Boel Stillleben mit Globus und Papagei circa 1658 nbsp Jan Vermeer Bei der Kupplerin 1656 Gemaldegalerie Alte MeisterDie europaische Wahrnehmung von Islamischen Teppichen wahrend der Renaissancezeit ist durch drei Aspekte gekennzeichnet Aufgrund ihrer Seltenheit Kostbarkeit und Fremdheit wurden Orientteppiche besonders in der fruhen Renaissancezeit oft als Hintergrund fur die Darstellung von Heiligen und religiosen Szenen verwendet Im allgemeineren Sinn wurden islamische Teppiche als seltenes Handelsgut und reprasentative Luxusobjekte wahrgenommen Ab der Mitte des 16 Jahrhunderts tendiert der ikonologische Kontext eher zur Idee der Ausschweifung und Eitelkeit oder Vanitas Als die Kontakte zwischen der Islamischen Welt und Europa enger wurden haufig von Gewalt begleitet wurden islamische Teppiche oft symbolisch fur die fremde Welt und Kultur des Islam verwendet und dienten dann der christlichen Selbstbestatigung In jedem Fall wurden islamische Teppiche nach aktuellen Theorien in Europa durchweg anders aufgefasst als in ihrem ursprunglichen kulturellen Kontext der wahrend der Renaissancezeit nie vollstandig verstanden wurde 4 Sakrale Bildthemen Bearbeiten Die ersten Orientteppiche erscheinen auf Gemalden der fruhen Renaissancezeit Sie dienen in den meisten Fallen als Hintergrund fur religiose Szenen Heilige werden auf Teppichen thronend oder stehend abgebildet und so von ihrer Umgebung abgegrenzt und hervorgehoben Gewohnliche Menschen oftmals die Stifter der Gemalde durften manchmal an der Atmosphare der Heiligkeit teilhaben indem sie sich nahe an der heiligen Person oder buchstablich auf dem gleichen Teppich stehend oder kniend abbilden liessen Dieser Kontext wird noch heute verstanden und manchmal auch verwendet 81 Spater wurde die religiose Ikonographie von politisch einflussreichen Personen ubernommen um ihren gesellschaftlichen Status und ihre Macht zu betonen Eine alternative Deutung der Darstellung von Orientteppichen in der Renaissancemalerei vor allem im Zusammenhang mit sakralen Bildthemen legte Volkmar Gantzhorn 1998 vor Nach Vergleichen von Mustern und Symbolen der abgebildeten und erhaltenen Teppiche beispielsweise mit der armenischen Buchmalerei der gleichen Zeit kommt er zu dem Schluss dass die Mehrzahl der erhaltenen und in den Gemalden wiedergegebenen Teppiche von christlichen Armeniern hergestellt worden seien und aufgrund ihrer symbolisch verschlusselten sakralen Bedeutung als christliche Orientteppiche in den Kirchen Westeuropas verwendet wurden Das Fehlen von schriftlichen Quellen die diese Hypothese aus zeitgenossischer westeuropaischer Sicht stutzen wurden begrundet Gantzhorn mit der uberwiegend mundlichen und nur einer religiosen Elite voll zuganglichen Tradition in den Knupfarbeiten verborgener Symbole armenischer Christen und dem Abbruch dieser Tradition infolge der Vertreibung der Armenier aus Anatolien im fruhen 20 Jahrhundert 82 Die teilweise polemisch und auf dem Hintergrund des Volkermords an den Armeniern nicht immer sachlich gefuhrte Diskussion ist noch nicht abgeschlossen Luxusobjekte und Dekoration Bearbeiten nbsp Vittore Carpaccio Einschiffung der Hl Ursula Gallerie dell Accademia VenedigWir verstehen nicht genau was die Kunstler der Renaissance uber die Teppiche dachten die sie abbildeten Wir wissen dass der Markusplatz zu besonderen Gelegenheiten mit Teppichen geschmuckt wurde die von den Fensterbanken der umgebenden Palaste und Hauser herabhingen Die Teppiche wirken als dekoratives Rahmenwerk und betonen so die wichtige Handlung die auf dem Bild dargestellt ist Ahnlich der inakkuraten pseudo kufischen Schrift auf anderen Gemalden der Zeit entliehen die europaischen Kunstler Motive aus einer fremden Kultur die sie im Grunde nicht verstanden 4 In einer Reihe von Briefen aus Venedig 83 geschrieben vom 18 August 13 Oktober 1506 berichtet Albrecht Durer seinem Freund und Forderer Willibald Pirckheimer von den Muhen zwei Teppiche fur diesen zu erwerben 84 Vnd dy 2 tebich will mir Anthoni Kolb awff daz hubschpt preytest vnd wolfeillest helfen khawffen So jch sy hab will jch sy dem jungen Im Hoff geben daz er ys ewch einschlache Awch will jch sehen noch den kranchs federen 18 August 1506 Jtem allen fleis hab jch an kertt mit den tewichen kan aber kein preiten an kumen Sy sind al schmall vnd lang Aber noch hab jch altag forschung dornoch awch der Anthoni Kolb 8 September 1506 Jch hab awch zwen dewich bestelt dy wurd jch morgen tzalen Aber jch hab sy nit wolfell kunen kawffen 13 Oktober 1506 Albrecht Durer Briefe aus Venedig an Willibald Pirckheimer 83 Durer erwarb wahrend seines Venedig Aufenthaltes verschiedene Luxusguter im Auftrag Pirckheimers und betrachtet die Teppiche gleich dem Gold den Juwelen oder den Straussenfedern Es ist nicht bekannt ob Durer den Teppichen einen speziellen kunstlerischen Wert zuerkannt hat Er hat nie Orientteppiche dargestellt 85 Ein sehr verbreiteter Typ der Genremalerei des niederlandischen Goldenen Zeitalters und des flamischen Barocks ist die so genannte Frohliche Gesellschaft Auf diesen Bildern ist eine Gruppe von sich vergnugenden Menschen abgebildet die fur gewohnlich sitzend und beim Trinken oft auch ausgelassen singend und musizierend dargestellt sind Haufig dienen Orientteppiche als Tischdecken und Tischschmuck oder sind uber Mobelstucke ausgebreitet Als Dekoration unterstreichen sie entweder die Wohlhabenheit und Sittsamkeit der Dargestellten oder schaffen einen Kontext von Exotik und Ausschweifung zu Bordell oder Gelageszenen wie in Jan Vermeers Gemalde Bei der Kupplerin 86 Ab dem 16 Jahrhundert finden sich Darstellungen von Orientteppichen auf Stillleben Verschiedene wertvolle und exotische Objekte wie chinesische Porzellangefasse Tiere wie Papageien oder Vogelspinnen werden auf ihnen abgebildet Oft haben diese Gegenstande allegorische Bedeutung oder symbolisieren die Vanitas die Vergeblichkeit des menschlichen Bemuhens Die Anspielung auf die Vergeblichkeit wird verdeutlicht durch die Einbeziehung von Symbolen wie dem menschlichen Schadel oder Inschriften auf den Gemalden die den biblischen Text aus Kohelet 1 2 12 8 zitieren Schon im Jahr 1533 hatte Hans Holbein der Jungere in seinem Bild Die Gesandten eine Anamorphose eines menschlichen Schadels abgebildet Unabhangig von ihrer allegorischen Bedeutung wurden die Objekte in Stillleben haufig auf kostbaren Samtstoffen marmornen Tischplatten oder eben Orientteppichen arrangiert In diesem Kontext gilt das Interesse nahezu ausschliesslich dem materiellen und dekorativen Wert der abgebildeten Gegenstande und ihrer allegorischen Bedeutung 87 Objekte europaischer Selbstvergewisserung Bearbeiten Im September 1479 wurde der venezianische Maler Gentile Bellini vom Senat von Venedig als kultureller Botschafter an den Hof des Sultan Mehmed II in dessen neue Hauptstadt Konstantinopel entsandt um die Friedensverhandlungen zwischen Venedig und dem Osmanischen Reich zu fordern Giorgio Vasari schrieb dass Bellini den Kaiser Mahomet so lebensahnlich gemalt habe dass es als ein Wunder angesehen wurde 88 Datierung und Autorenschaft Bellinis an dem Portrat wurden in Frage gestellt 89 Bellini ist jedoch der erste grosse Renaissancemaler der tatsachlich den Hof eines islamischen Sultans besuchen konnte Der Einfluss den seine Begegnung mit der islamischen Welt hatte spiegelt sich in den orientalistischen Motiven wider die in mehreren Gemalden Bellinis erscheinen St Markus predigt in Alexandria von 1507 zeigt in anachronistischer Weise den Schutzpatron von Venedig wie er zu Muslimen predigt Die Architektur im Hintergrund besteht aus einer zusammenhanglosen Ansammlung von Gebauden die stilistisch nicht zur islamischen Architektur jener Zeit passen Der buhnenartige Hintergrund fur die Predigt des heiligen Markus ist mit einem Kamel und einer Giraffe sowie Architekturelementen wie einem agyptischen Obelisk ausstaffiert 4 Bellinis Verwendung dieser dekorativen Elemente erinnert an die Art und Weise wie auch Orientteppiche in den Gemalden des 14 und 15 Jahrhunderts abgebildet sind Es sind Darstellungen des Exotischen und Kostbaren sie bilden die Buhne fur eine wichtige Person oder Handlung aber zeigen keine Kenntnis des ursprunglichen kulturellen Kontexts Das Bild Konig Eduards VI von England von 1547 auf einem Orientteppich vor einem auf denselben Teppich gestellten Thron betont die Starke und Macht des jungen Fidei defensor mittels eines absichtlichen Bezugs auf die Pose seines Vaters auf dessen Gemalde von Hans Holbein Wir wissen nicht wie viel Ambrosius Francken uber den kulturellen Hintergrund des Mamlukenteppichs wusste den er als Hintergrund fur sein Letztes Abendmahl verwendete Das Bild kann nur grob dem 16 Jahrhundert zugeordnet werden Die Verwendung des Zentralmedaillons eines Orientteppichs um den Heiligenschein Christi zu betonen stellt aber einen besonderen Fall dar Das Motiv konnte entweder wegen der zufalligen Ahnlichkeit der beiden Bildmuster verwendet worden sein konnte aber auch absichtlich der Bestarkung der Vorherrschaft des Christentums der Renaissancezeit dienen Zu dieser Zeit hatten die Europaer allen Grund die islamische Welt zu furchten 1529 belagerte der Sultan Suleyman I der Prachtige erstmals die Stadt Wien Das Osmanische Reich blieb bis zum spaten 17 Jahrhundert eine standige Bedrohung fur Westeuropa Pinturicchio malt 1502 1509 auf dem achten Bild seines Freskenzyklus in der Piccolomini Bibliothek des Doms von Siena Papst Pius II wie er 1459 einen Furstentag in Mantua einberuft um einen neuen Kreuzzug zu planen Ein Tisch vor dem Thron des Papstes ist mit einem Orientteppich bedeckt Es wird vermutet dass der Teppich eine Trophae aus fruheren Feldzugen sein konnte 4 Kostbare Orientteppiche waren Teil der so genannten Turkenbeute aus der Belagerung von Wien die am 12 September 1683 endgultig abgeschlagen wurde Die neuen christlichen Eigentumer berichteten in Briefen stolz von ihren Plunderungen Es sind noch Teppiche erhalten die Aufschriften mit dem Namen des neuen Eigentumers enthalten sowie dem Datum ihrer Inbesitznahme A D Wilkonski XII septembris 1683 z pod Wiednia A D Wilkonski 12 September 1683 Wien Inschrift auf der Ruckseite eines orientalischen Schah Abbas Teppichs fruher Sammlung Moore heutiger Ort unbekannt 1 Im jahrhundertelangen kulturellen Austausch zwischen Europa und der islamischen Welt der auf vielen Gebieten zu intensiver wechselseitiger Beeinflussung fuhrte 90 blieb der orientalische Knupfteppich ein exotischer Fremdkorper in der europaischen Kultur 91 Es blieb einem spateren Jahrhundert vorbehalten sich um ein besseres Verstandnis der Rolle der Teppiche im Kontext der islamischen Kultur zu bemuhen Wahrend islamische Teppiche ursprunglich dazu dienten Renaissance Gemalde zu dekorieren trugen nun wiederum die Bilder zu einem tieferen Verstandnis der Geschichte und Kultur des orientalischen Teppichs und somit der islamischen Kunstgeschichte bei Die vergleichende kunsthistorische Forschung an Orientteppichen in Renaissancegemalden fugt dem hochkomplizierten und manchmal ambivalenten Bild der Osmanen wahrend der westeuropaischen Renaissancezeit weitere Facetten hinzu nbsp Gentile Bellini St Markus predigt in Alexandria ca 1507 nbsp Hans Holbein der Jungere und Werkstatt Heinrich VIII steht auf einem Stern Usak Teppich ca 1530 nbsp Eduard VI auf einem Holbein Teppich c 1547 nbsp Ambrosius Francken Das Letzte Abendmahl 16 Jh Konigliches Museum der Schonen Kunste Antwerpen mit einem agyptischen Mamlukenteppich nbsp Pinturicchio Pius II beruft 1459 einen Furstentag zu Mantua ein um uber einen neuen Kreuzzug zu beraten Fresko im Dom von Siena Piccolomini Bibliothek 1502 9 nbsp Carlo Caliari Gesandtschaft Schah Abbas I nach Venedig 1595 Fresko im Dogenpalast VenedigLiteratur BearbeitenWilhelm Bode Ernst Kuhnel Vorderasiatische Knupfteppiche aus alter Zeit 5 Auflage Klinkhardt amp Biermann Munchen 1985 ISBN 3 7814 0247 9 Gordon Campbell Hrsg The Grove Encyclopedia of Decorative Arts Band 1 Oxford University Press Oxford 2006 ISBN 978 0 19 518948 3 S 187 193 Carpet 2 History 3 Islamic World englisch eingeschrankte Vorschau in der 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polnischen Adelshausern fuhrten im 19 Jahrhundert dazu dass Teppiche dieses Typs als Polonaise Teppiche bezeichnet wurden Kurt Erdmann hat den passenderen Namen Schah Abbas Teppiche vorgeschlagen Maurice Dimand Jean Mailey Oriental Rugs in The Metropolitan Museum of Art S 60 Abb 83 Dimand und Mailey 1973 S 67 Florale Herat Teppiche abgebildet in Ein Besuch im Kinderzimmer von Gabriel Metsu Metropolitan Museum of Art Inv 17 190 20 S 67 Abb 94 Portrait des Omer Talon von Philippe de Champaigne 1649 National Gallery of Art S 70 Abb 98 Frau mit Wasserkrug von Jan Vermeer Metropolitan Museum of Art Inv 89 15 21 S 71 Abb 101 Stefano Ionescu Antique Ottoman Rugs in Transylvania 1 Auflage Verduci Editore Rome 2005 transylvanianrugs com PDF abgerufen am 7 September 2015 Ydema 1991 S 51 Sammlung der Harvard University Law School in Dimand und Mailey 1973 S 193 Abb 178 King und Sylvester S 22 23 Der Sarg von Papst Johannes Paul II auf einem Bidschar Teppich 2005 Abgerufen am 7 Juli 2015 Volkmar Gantzhorn Orientalische Teppiche Benedikt Taschen Koln 1998 ISBN 3 8228 0397 9 a b Hans Rupprich Hrsg A Durer Schriftlicher Nachlass 3 Auflage Deutscher Verein fur Kunstwissenschaft Berlin 1956 Kurt Erdmann Europa und der Orientteppich 1 Auflage Florian Kupferberg Verlag Mainz 1962 S 49 Julian Raby Venice Durer and the oriental mode 1 Auflage Islamic Art Publications S l 1982 ISBN 978 0 85667 162 3 Mariet Westermann A worldly art the Dutch Republic 1585 1718 2 Auflage Yale University Press New Haven CT 2007 ISBN 978 0 300 10723 4 Ingvar Bergstrom Dutch still life painting in the seventeenth century Facsim Auflage Hacker art books New York 1983 ISBN 978 0 87817 279 5 Kunstler der Renaissance Lebensbeschreibungen der ausgezeichneten italienischen Baumeister Maler und Bildhauer mit einem Vorwort von Ernst Jaffe nach der Ubersetzung von Schorn und Forster Nikol Verlagsgesellschaft Hamburg 2010 ISBN 978 3 86820 076 8 The Sultan Mehmet II Nationalgallery org uk archiviert vom Original am 26 August 2007 abgerufen am 17 September 2013 Robert Born Michael Dziewulski Guido Messling Hrsg The Sultan s world The Ottoman Orient in Renaissance art 1 Auflage Hatje Cantz Verlag Ostfildern 2015 ISBN 978 3 7757 3966 5 englisch Kurt Erdmann Der orientalische Knupfteppich Versuch einer Darstellung seiner Geschichte Verlag Ernst Wasmuth Tubingen 1955 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orientteppiche in der Renaissancemalerei amp oldid 233348056