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Die Theorbe italienisch tiorba franzosisch theorbe englisch theorbo ist eine Ende des 16 Jahrhunderts in Italien entwickelte Schalenhalslaute Ende des 16 Jahrhunderts und Anfang des 17 Jahrhunderts wurden die Bezeichnungen Theorbe und Chitarrone synonym verwendet Das bautechnische Kennzeichen der aus der Renaissancelaute entwickelten Theorbe ist der zweite Wirbelkasten am verlangerten Hals Michael Praetorius unterscheidet in seinem Syntagma musicum von 1620 unter diesem italienischen Lautentyp eine Romische Theorbe genannt auch Romanische Theorbe 1 oder Chitarrone von einer Paduanischen Theorbe 2 Unter den zahlreichen unterschiedlichen Beschreibungen aus dem 17 Jahrhundert sind auch die franzosische theorbe des pieces und die English theorbo TheorbeIm Unterschied zur Laute im engeren Sinne werden bei der Theorbe die Quintsaite und die Quartsaite d h die erste und zweite Saite eine Oktave tiefer gestimmt um eine zu hohe Saitenspannung zu vermeiden Die Theorbe wurde als Soloinstrument in der Kammermusik und in Orchestern verwendet Solomusik fur Theorbe wurde meist in Tabulatur notiert Eine Reihe unterschiedlicher Erzlauten deren gemeinsames Merkmal ein zweiter Wirbelkasten zur Aufnahme von Basssaiten ist werden ebenfalls Theorbe genannt sind aber nicht Theorben im engeren Sinne Liuto attiorbato Arciliuto Archlute deutsche Barocklaute Angelica Angelique Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Entwicklung 3 Verwendung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseName BearbeitenDie Etymologie des Namens Theorbe ist bisher nicht hinreichend geklart Laut Athanasius Kircher der in Musurgia Universalis von 1650 die Theorbe als Tiorba von der Testudo lateinisch fur Schildkrote gewolbtes Saiteninstrument 3 4 genannten Laute unterschied war der Name zunachst scherzhaft gemeint und bezeichnete eigentlich im neapolitanischen Dialekt das Mahlbrett auf dem die duftenden Essenzen und Krauter der Parfumeure und Apotheker zerrieben wurden 5 Der Name ging auf die ukrainische bzw russische Basslaute Torban uber die im 18 und 19 Jahrhundert neben der Ukraine auch in Polen und Russland gespielt wurde Das altere Synonym 6 chitarrone in Anlehnung an die antike Kithara als Augmentativ von chitarra abgeleitet einer funfchorigen italienischen Laute war bis ca 1650 in Gebrauch In Deutschland wird seit dem 18 Jahrhundert auch die Bezeichnung Erzlaute verwendet Die Theorbe im engeren Sinn unterscheidet sich jedoch grundsatzlich von der Laute durch ihre Stimmung Entwicklung Bearbeiten nbsp Syntagma musicum von Michael Praetorius Links Blatt XVI Nr 1 Paduanische Theorba Nr 2 Laute mit Abzuegen oder Testudo Theorbata nbsp Normalstimmung einer Theorbe in ADie neue Musik ab 1600 Monodie erforderte Instrumente mit einem tiefen Bassregister zur Begleitung Damit Darmsaiten bei gleicher Spannung tiefer klingen muss ihre Masse erhoht werden Die Erhohung der Masse erfolgt indem die Saiten dicker oder langer hergestellt werden Die bautechnische Losung zur Aufnahme langerer Saiten war der zweite Wirbelkasten an einem verlangerten Hals Die meisten erhaltenen Theorben zeichnen sich durch ihre Grosse und die damit verbundene lange Griffbrett Mensur aus die zwischen ca 80 und 100 cm variieren kann Durch die lange Mensur des Griffbretts entstand ein Problem bei den hoch klingenden Saiten Die erforderlichen Darmsaiten sind so dunn dass sie sehr leicht reissen Deswegen wird der erste und zweite Chor der Theorbe eine Oktave tiefer eingestimmt so dass der dritte Chor der am hochsten klingende ist reentrant tuning rucklaufige Stimmung Auch durch diese Stimmung unterscheidet die Theorbe sich von der Laute Bereits von Salamone Rossi 7 als Continuo Instrument vorgeschlagen wurde die Theorbe im 17 8 9 und 18 10 Jahrhundert unter den Zupfinstrumenten das bevorzugte Generalbass Instrument 11 12 Die Kleinform der Theorbe von etwa 1 Meter Lange 13 ist das Tiorbino das eine Oktave hoher als die Theorbe Tiorba in der gleichen rucklaufigen Stimmung gestimmt ist Fur dieses Instrument geschrieben haben Bellerofonte Castaldi Capricci a 2 stromenti cioe tiorba e tiorbino Modena 1622 und Jean Baptiste Besard Novus Partus 1617 Verwendung BearbeitenDie prominentesten Vertreter des Instrumentes in Italien waren Johann Hieronymus Kapsberger Bellerofonte Castaldi und Alessandro Piccinini Aus England ist vorlaufig keine Solomusik fur Theorbe bekannt aber William Lawes und andere setzten sie in der Kammermusik ein In Frankreich wurden Theorben bis in das erste Drittel des 18 Jahrhunderts geschatzt und sowohl fur kammermusikalische als auch orchestrale Musik eingesetzt Nicolas Hotman Robert de Visee Francois Campion Zu den ihrerzeit bekannten Theorbisten die allerdings Schwanenhalslauten in d Moll Stimmung spielten gehorten Johann Jacob Weiss und sein Sohn Johann Sigismund Weiss der Bruder des Lautenisten Silvius Leopold Weiss 14 In den Hoforchestern von Wien Bayreuth Berlin und Brussel waren Theorbisten bis nach 1750 beschaftigt Orazio Clementi 15 Ernst Gottlieb Baron Francesco Bartolomeo Conti Adam Falckenhagen Paul Carl Durant Giovanni Paolo Foscarini Auch der als letzter Lautenist bezeichnete Christian Gottlieb Scheidler 16 1747 1829 spielte Theorbe Zeitgenossische Spieler sind Christina Pluhar Mike Fentross und Anton Birula Siehe auch BearbeitenDeutsche BasslauteLiteratur BearbeitenChristian Ahrens Red Laute und Theorbe Symposium im Rahmen der 31 Tage Alter Musik In Herne Stadt Herne Fachbereich Kultur 2006 ISBN 3 9807008 7 9 Ernst Pohlmann Laute Theorbe Chitarrone 4 Auflage Edition Eres Lilienthal Bremen 1975 Hans Radke Wodurch unterscheiden sich Laute und Theorbe In Acta Musicologica Band 37 1965 Ekkard Schulze Kurz Die Laute und ihre Stimmungen in der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts 1990 ISBN 3 927445 04 5 zuganglich und erhaltlich beim Autor Douglas Alton Smith On the Origin of the Chitarrone In Journal of the American Musicological Society Band 32 Nr 3 Herbst 1979 S 440 462 Robert Spencer Chitarrone Theorbo and Archlute In Early Music Band 4 Nr 4 Oktober 1976 S 408 422 zuganglich bei David van Edwards Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Theorbe Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Theorbe Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen The Theorbo Information Page englisch Introducing the Baroque Theorbo YouTube Video englisch 9 58 Min Einzelnachweise Bearbeiten Josef Zuth Handbuch der Laute und Gitarre Verlag der Zeitschrift fur die Gitarre Anton Goll Wien 1926 1928 S 249 zum von Ernst G Baron gelobten Prager Lautenmacher Martin Schott der um 1680 vortrefflich nachgemachte Romanische Theorben gebaut haben soll Michael Praetorius Syntagma musicum Band 2 Theatrum Instrumentorum seu Sciagraphia Wolfenbuttel 1620 Tafel V und Tafel XVI Georges 1913 zeno org Vgl auch Testudo Theorbata fur die theorbierte Laute im Syntagma musicum Siehe Abbildung Athanasius Kircher Musurgia Universalis Rom 1650 S 476 Tiorba nomen suum invenit a circumforaneo quoddam Neapolitano qui primus testudinis collum productius producavit chordas diversas addidit cum primo non nisi barytono serviret atque hoc instrumentum ioco quodam vocare solebat Tiorba Vocant autem tiorbam id instrumentum quo chirothecarij odorifera molere solent estque mortarium quoddam prorsus simile molulis illis quibus amygdala synapi aliaque grana in superaffuso liquore conveienti in lac dissolvere solent Peter Paffgen Laute In Gitarre amp Laute Band 10 Heft 4 1988 S 50 51 hier S 50 Grundlagen New Grove Dictionary of Musical Instruments 1985 und Veronika Gutmann in Basler Jahrbuch fur Historische Musikpraxis 10 1986 S 218 Konrad Ragossnig 1978 S 168 Denis Delair Traite d accompagnement pour le theorbe et le clavessin Paris 1690 Francis Nicolas Fleury Methode pour apprendre facilement a toucher la theorbe sur la basse continue Paris 1660 Francois Campion Addition au traite d accompagnement du theorbe de la guitare et du luth Paris 1730 Dirk Moller Zupfinstrumente in G F Handels dramatischen Werken In Gitarre amp Laute Band 7 Heft 6 1985 S 24 27 hier S 25 26 Vgl auch Nigel North Continuo Playing on the Lute Archlute and Theorbo Indiana University Press Bloomington 1987 Josef Zuth Handbuch der Laute und Gitarre Verlag der Zeitschrift fur die Gitarre Anton Goll Wien 1926 1928 S 274 Vgl Josef Zuth Handbuch der Laute und Gitarre Verlag der Zeitschrift fur die Gitarre Wien 1926 1928 S 287 zur Lautenistenfamilie Weiss bzw Weiss Josef Zuth Handbuch der Laute und Gitarre Verlag der Zeitschrift fur die Gitarre Wien 1926 1928 S 68 biedermeiergitarre Christian Gottlieb Scheidler Normdaten Sachbegriff GND 4185092 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theorbe amp oldid 235993267