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Die Liste der Stolpersteine in Gransee enthalt die Stolpersteine fur zwei taubstumme Schwestern die in der Stadt Gransee einen Obsthof betrieben die enteignet und vertrieben verhaftet nach Theresienstadt deportiert und schliesslich in Auschwitz in einer Gaskammer ermordet wurden Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen die von den Nationalsozialisten ermordet deportiert vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden Die Stolpersteine wurden vom Kolner Kunstler Gunter Demnig konzipiert und werden in der Regel von ihm vor dem letzten selbstgewahlten Wohnsitz des Opfers verlegt Stolpersteine fur die beiden ermordeten SchwesternDie bislang einzigen Stolpersteine von Gransee wurden am 6 September 2017 verlegt Inhaltsverzeichnis 1 Katharinenhof 2 Stolpersteine 3 Verlegung 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseKatharinenhof Bearbeiten nbsp Katharina Veit SimonDer Katharinenhof Gransee wurde 1912 13 am Meseberger Weg in Gransee erbaut Bauherrin war Katharina Veit Simon gelernte Gartnerin und damals 24 Jahre alt Einem Dokument vom 31 Juli 1912 zum Bauantrag ist zu entnehmen dass Katharina Simon zuvor das aus sechs Flurstucken bestehende Areal am Meseberger Weg erworben hatte Der Kaufpreis betrug 21 670 Reichsmark Als Architekten wurden Alfred Breslauer 1866 1954 und Paul Salinger 1865 1942 verpflichtet Das Haupthaus ist im neubarocken Stil konzipiert mit einem Mansardendach und einem umlaufenden Gesimsband Das gegen Westen anschliessende schlichte Nebengebaude verfugt uber zwei Geschosse und ein Satteldach Ob dieser Seitentrakt auch von den Architekten geplant wurde ist fraglich Am 20 August 1913 wurden die Bauarbeiten abgeschlossen Zum Obstgut zahlen mehrere Hektar Plantagenflache Angebaut wurden vorerst rund tausend Apfel Birnen und Sauerkirschbaume funfhundert Johannisbeerstraucher und dazwischen Spargelbeete Der Obstbau in Gransee entwickelte sich trotz Krieg Inflation und politischer Wirren in der Zwischenkriegszeit sehr positiv Die Zahl der Betriebe verdreifachte sich innerhalb von funfzehn Jahren eine Verwertungsgenossenschaft wurde gegrundet Lagerraume eine Sortieranlage und schliesslich 1932 auch eine Sussmostkelterei wurden errichtet Als Hauptcharakteristika der jungen Unternehmerin werden Tatkraft und Umsicht genannt Auch ihr Betrieb expandierte 1916 wurde ein Grundstuck zugekauft 1922 wurden zwei Gewachshauser insgesamt 350 m fur den Anbau von Weintrauben errichtet Im Fruhjahr 1924 folgte ein drittes Gewachshaus fur Gurken Ein Schuppen wurde erganzt und auch ein Huhnerstall fur 300 Tiere 1 Die Erfolgsgeschichte des Katharinenhofes endete mit der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP Zu den zahlreichen Schikanen gegen Juden zahlten die Bekanntmachung uber den Verkehr mit landwirtschaftlichen Grundstucken vom 26 Januar 1937 und die Verordnung uber die Anmeldung des Vermogens von Juden vom 26 April 1938 Da erheblicher Wertverlust oder Enteignung zu befurchten war verkaufte die Familie am 30 Mai 1938 den Gutshof zum Preis von 80 000 RM wenig mehr als die Halfte des Wertes Davon flossen aber nur 50 000 RM sofort sie wurden zur Abdeckung der Verbindlichkeiten eingesetzt Die restlichen 30 000 RM wurden fur funf Jahre gestundet Sie kamen aber auch dann nicht der Familie Veit Simon zu sondern wurden vom NS Staat kassiert Wahrend der Kriegsjahre war der Diplomat Rudolf Nadolny 1873 1953 Pachter der Liegenschaft 1995 wurde der Katharinenhof nach einem Rechtsstreit an die Nichten und Neffen von Katharina Veit Simon restituiert 2 Stolpersteine BearbeitenStolperstein Inschrift Verlegeort Name Leben nbsp HIER WOHNTE EVA VEIT SIMON JG 1884 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1938 BERLIN DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT 1944 AUSCHWITZ ERMORDET Katharinenhof Meseberger Weg 16 nbsp Eva Veit Simon wurde 1884 taubstumm geboren Ihre Eltern waren der Justizrat und Fachanwalt fur Handelsrecht Herman Veit Simon 1856 1914 und dessen Frau Hedwig geborene Stettiner geboren 1861 Sie hatte drei Geschwister Heinrich geboren 1883 die ebenfalls taubstumme Katharina geboren 1887 und Martin geboren 1890 Selbstmord 1914 Ihre Eltern ermoglichten ihr eine sehr gute Ausbildung auf dem Gebiet der bildenden Kunst im Zuge dieser Ausbildung wurde ihr auch ein Aufenthalt in Rom ermoglicht Ihre Schwester liess den Katharinenhof errichten im Obergeschoss des Gebaudes wurde fur Eva Simon ein Atelier eingerichtet Zwei Antijudische Gesetze 1937 die Bekanntmachung uber den Verkehr mit landwirtschaftlichen Grundstucken sowie 1938 die Verordnung uber die Anmeldung des Vermogens von Juden bewogen Eva Simons Bruder Heinrich Simon ebenfalls Jurist wie sein Vater die Schwestern zum Verkauf des Katharinenhofes zu bewegen Der Hof wurde 1938 weit unter seinem Wert an den Ariseur Bruno Schumann verkauft Die Schwestern verloren ihre Existenzgrundlage auch Mobel und Inventar verblieben auf dem Hof Eva Simon und ihre Schwester zogen zur Mutter nach Berlin Dahlem Im Winter 1938 wurde auch dieses Haus arisiert und von der Luftwaffe ubernommen die drei Frauen zogen zum Bruder Heinrich und dessen Familie Am 3 Oktober 1942 wurde Eva Simon gemeinsam mit ihrer Schwester und ihrer Mutter nach Theresienstadt deportiert Ihrer Mutter verlor dort ihr Leben am 1 April 1943 Eva Simon und ihre Schwester wurden am 6 Mai 1944 ins Vernichtungslager Auschwitz uberstellt und dort ermordet Heinrich Simon wurde als erstes Familienmitglied ein Opfer der Nazis Er wurde am 22 April 1942 verhaftet und im Mai 1942 im Gestapogefangnis Keibelstrasse ermordet Heinrich Simon hatte sechs Kinder aus der Ehe mit Irmgard Simon einer Nichtjudin Drei Kinder konnten rechtzeitig Deutschland verlassen darunter seine Tochter Judith die mit einem Kindertransport nach England in Sicherheit gebracht werden konnte Zwei weitere Tochter wurden nach Theresienstadt deportiert eine Tochter konnte uberleben Der Jungste Sohn der Familie wurde in Auschwitz ermordet Irmgard Simon uberlebte als Nichtjudin in Berlin und zog spater nach London 1995 wurde in einem Rechtsstreit der Katharinenhofe an die Nichten und Neffen von Eva Veit Simon ruckubertragen nbsp HIER WOHNTE KATHARINA VEIT SIMON JG 1887 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1938 BERLIN DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT 1944 AUSCHWITZ ERMORDET Katharinenhof Meseberger Weg 16 nbsp Katharina Veit Simon wurde am 25 November 1887 taubstumm geboren Sie entstammte einer angesehen grossburgerlichen Familie Ihre Eltern waren der Jurist Herman Veit Simon 1856 1914 und dessen Frau Hedwig geborene Stettiner geboren 1861 Ihr Vater war Anwalt am Kammergericht Berlin spezialisiert auf Handelsrecht Sie hatte drei Geschwister Heinrich geboren 1883 die ebenfalls taubstumme Eva geboren 1884 und Martin geboren 1890 Selbstmord 1914 Ihre Eltern ermoglichten ihr die schon fruh Interesse an Gartnerei und Landwirtschaft gezeigt hatte die Errichtung des Katharinenhofs eines Obsthofes in Gransee Im Obergeschoss des Gebaudes wurde fur Eva Veit Simon die sich kunstlerisch betatigte ein Atelier eingerichtet Ihr Vater der wahrend des Aufbaus hilfreich mit Rat und finanziellen Mitteln zur Seite gestanden hatte starb uberraschend am 16 Juli 1914 wahrend eines Kuraufenthalts in der Schweiz Katharina Veit Simon fuhrte das Obstgut erfolgreich rund 25 Jahre lang Die antisemitische Gesetzgebung des NS Regimes fuhrte zur Entscheidung zum Verkauf weit unter Wert im Jahr 1938 Damit verloren die Schwestern ihre Existenzgrundlage Sie zogen zur Mutter in deren Haus Gelfertstrasse 47 in Berlin Dahlem Im folgenden Winter wurde auch das Haus der Mutter arisiert und von der Luftwaffe in Beschlag genommen Die drei Frauen fanden Unterkunft bei Sohn beziehungsweise Bruder Heinrich Veit Simon der ebenfalls ein erfolgreicher Jurist geworden war jedoch nur mehr als Substitut arbeiten durfte Er wurde am 22 April 1942 verhaftet und im Mai 1942 im Gestapogefangnis Keibelstrasse ermordet Am 3 Oktober 1942 wurde Katharina Veit Simon gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester nach Theresienstadt deportiert Die Mutter verlor dort am 1 April 1943 ihr Leben Katharina Veit Simon und ihrer Schwester wurden am 6 Mai 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz uberstellt und dort ermordet Eine Neffe und eine Nichte Ruth und Rolf Veit Simon wurden ebenfalls ermordet Drei weitere Kinder ihres Bruders konnten in der Emigration uberleben eine Nichte wurde nach Theresienstadt deportiert und uberlebte das Lager Ihre Schwagerin Irmgard Veit Simon uberlebte als Nichtjudin in Berlin Nach dem Untergang des NS Regimes verliess auch sie Deutschland und ging nach Grossbritannien Verlegung BearbeitenDie Initiative stammt vom Granseer Stadtverordneten Rene Jordan Gunter Demnig verlegte die beiden Stolpersteine von Gransee am 6 September 2017 Verlegt wurden die Stolpersteine am Einfahrtstor zum Katharinenhof mehrere Hundert Meter vom Gebaude entfernt Die Verlegung erfolgte unter Anteilnahme der angereisten Familienmitglieder von Lehrern und Schulern des Gymnasiums Gransee den Bewohnern des Hofes sowie Angehorigen der Familie Nadolny den Pachtern nach 1938 3 Die Stolpersteine fur die anderen Familienmitglieder wurden auf Wunsch der Familie am 16 Oktober 2014 vor deren letzten Wohnsitz vor der Ermordung beziehungsweise Deportation am Hindenburgdamm 11 in Berlin Lichterfelde verlegt nbsp Hedwig Simon nbsp Heinrich Veit Simon nbsp Etta Ottilie Veit Simon nbsp Ruth Agnes Veit SimonWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Stolpersteine in Gransee Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Chronik der Stolpersteinverlegungen auf der Website des Projekts von Gunter Demnig Die Geschichte des Katharinenhofes in Gransee PDF 5 8 MB Die Geschichte der Familie Veit Simon Zwei Schwestern kehren zuruck Die Geschichte des Katharinenhofs in GranseeEinzelnachweise Bearbeiten Stadt Gransee Treffpunkt Katharinenhof e V Hrsg Die Geschichte des Katharinenhofes in Gransee 2013 Cindy Luderitz Der Katharinenhof ist ein Geschenk Markische Allgemeine 23 August 2013 Stolpersteine in Berlin Hedwig Simon geb Stettiner abgerufen am 22 November 2020 nbsp Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Stolpersteine EuropasDeutschland zu der Navigationsleiste der Stolpersteine in Deutschland nbsp Frankreich Auvergne Rhone Alpese Grand Est Bas Rhin Haut Rhin Marne Meurthe et Moselle Moselle Bourgogne Franche Comte Bretagne Hauts de France Ile de France Normandie Nouvelle Aquitaine Okzitanien Pays de la LoireItalien Abruzzen Apulien Emilia Romagna Friaul Julisch Venetien Kampanien Latium Ligurien Lombardei Marken Piemont Sardinien Sizilien Toskana Trentino Sudtirol VenetienNiederlande Drenthe Flevoland Fryslan Gelderland Groningen Limburg Noord Brabant Noord Holland Overijssel Utrecht Zeeland Zuid HollandNorwegen Oslo Agder Innlandet More og Romsdal Nordland Rogaland Troms og Finnmark Trondelag Vestfold og Telemark Vestland VikenOsterreich Burgenland Karnten Niederosterreich Oberosterreich Salzburg Steiermark Tirol VorarlbergTschechien Prag Jihocesky kraj Jihomoravsky kraj Karlovarsky kraj Kralovehradecky kraj Moravskoslezsky kraj Olomoucky kraj Pardubicky kraj Plzensky kraj 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