Der Krieg in Israel und Gaza 2023 ist der fünfte Krieg im Gaza-Israel-Konflikt und ein Teil des umfassenderen israelisch-palästinensischen Konflikts.
Krieg in Israel und Gaza 2023 | |
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Teil von: Gaza-Israel-Konflikt | |
Lage am 22. November 2023: Der Gazastreifen in rot, westlich davon das Mittelmeer. Im Gebiet bis zur rot gestrichelten Linie waren Hamas-Terroristen in Israel aktiv. Die gelbe Fläche markiert die am 8. Oktober evakuierten Gebiete. Blau gestrichelt sind die Gebiete abgegrenzt, die laut israelischem Militär verlassen werden sollen, die blauen Flächen geben das Vordringen des Militärs in den Gazastreifen an. | |
Datum | seit 7. Oktober 2023 |
Ort | v. a. Israel und Gazastreifen |
Casus Belli | Terrorangriff der Hamas und weiterer Gruppen auf Israel |
Ausgang | offen |
Konfliktparteien | |
u. a. involvierte Einheiten:
unterstützt von: | |
Befehlshaber | |
Ismail Haniyya | Benjamin Netanjahu |
Truppenstärke | |
rund 3.000 nach Israel eingedrungene Terroristen (israelische Militärangaben); mehr als 30.000 Kämpfer im Gazastreifen (israelische Schätzung) | zehntausende Soldaten |
Verluste | |
in Israel: | insgesamt: |
Opferzahlen durch Hamas-Terrorangriff in Israel: laut israelischen Regierungs- und Militärangaben: rund 1.200 Tote (10. November), darunter 59 Polizisten mindestens 4.100 Verletzte (17. Oktober) ca. 240 Geiseln 100–200 Vermisste (19. Oktober) Opferzahlen im Gazastreifen: laut Gesundheitsministerium der PNA (Hamas-kontrolliert): mehr als 11.000 Tote, darunter mehr als 4.500 Kinder (ohne Unterscheidung zwischen Zivilisten und Kämpfern) (10. November) sowie Tausende Terroristen (laut Netanjahu) und 12 Bataillonskommandeure der Hamas (4. November) über 20.000 Verletzte (29. Oktober) mehr als 1.000 Vermisste UNO-Personal: 57 (27. Oktober) Vertriebene in Israel: etwa 250.000 Evakuierte/Binnenvertriebene (6. November) Vertriebene im Gazastreifen seit Beginn der israelischen Militäroperation: über 1,5 Millionen Evakuierte/Binnenvertriebene (laut UN) Opferzahlen im Westjordanland: laut Gesundheitsministerium der PNA (Hamas-kontrolliert): 51 Tote (13. Oktober) 600 Vertriebene (13. Oktober) |
Der Krieg begann am 7. Oktober 2023 mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel. Bei dem von der radikal-islamischen Terrororganisation Hamas vom palästinensischen Autonomiegebiet Gazastreifen aus geführten Angriff auf das Staatsgebiet Israels wurden etwa 1.200 Zivilisten und Soldaten ermordet – der größte Massenmord an Juden seit dem Holocaust. Darüber hinaus entführte die Hamas rund 250 israelische Staatsbürger als Geiseln in den Gazastreifen und beschoss seitdem von dort israelische Städte mit tausenden Raketen.
Als Reaktion auf den Terrorangriff rief der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erstmals seit dem Jom-Kippur-Krieg (1973) den Kriegszustand in Israel aus und berief ca. 300.000 Reservisten zum Armeedienst ein. In den darauffolgenden Tagen wurden die Hamas-Terroristen aus dem israelischen Grenzgebiet in den Gazastreifen zurückgedrängt. Gleichzeitig begann Israel im Rahmen der Militäroperation „Eiserne Schwerter“ mit Luftangriffen auf den dicht besiedelten Gazastreifen sowie mit einer erneuten aber verschärften Blockade des Gazastreifens; Israel stellte die Elektrizitätsversorgung und teilweise auch die Wasserversorgung des Gazastreifens ein und verbot die Einfuhr von Waren von Israel aus in das palästinensische Autonomiegebiet – auch die von Lebensmitteln und medizinischen Gütern. Es dauerte einige Wochen, bis internationale Hilfslieferungen von Ägypten aus über den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen gelassen wurden. Nach Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen sah sich die Zivilbevölkerung (Stand Mitte November 2023) mit einer Hungersnot konfrontiert.
Ende Oktober 2023 startete Israel eine Bodenoffensive im Norden des Gazastreifens; die Zivilbevölkerung war von den israelischen Streitkräften zuvor aufgefordert worden, sich in die südliche Hälfte des palästinensischen Autonomiegebietes zu begeben. Seit Beginn der Kriegshandlungen wurden nach Angaben der Vereinten Nationen über 70 % der Bevölkerung des Gazastreifens zu Binnenvertriebenen. Im Kriegsverlauf starben bisher über zehntausend Einwohner des Gazastreifens durch israelische Luftangriffe und andere Kriegshandlungen. Sowohl die Hamas als auch Israel werden von Menschenrechtsorganisationen und den Sonderberichterstattern der UNO beschuldigt, Kriegsverbrechen begangen zu haben.
Kriegsschauplätze sind jedoch nicht nur das Grenzgebiet Israels zum Gazastreifen und der Gazastreifen selbst. Auch im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon kam es bereits zu Schusswechseln zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah. Im israelisch besetzten Westjordanland verschärfte sich die Unterdrückung und Vertreibung der dort lebenden Palästinenser durch einige israelische Siedler. Auch an den durch Israel besetzten, strategisch wichtigen Golanhöhen kam es mehrfach zu Artilleriegefechten und Drohnenangriffen; danach intensivierte Israel seine Luftangriffe auf Syrien.
Bezeichnungen
Die Hamas bezeichnet die Terroraktion als „Operation al-Aqsa-Flut“ (arabisch عملية طوفان الأقصى, DMG ʿAmaliyyat Ṭūfān al-Aqṣā). Die von den israelischen Verteidigungskräften (IDF) gestartete Terrorismusbekämpfung findet unter dem Namen „Operation Eiserne Schwerter“ (hebräisch מבצע חרבות ברזל mivza charvot barsel) statt. In israelischen Medien wird aufgrund des jüdischen Feiertages, an dem der Angriff startete, auch die Bezeichnung Simchat-Tora-Krieg (hebräisch מלחמת שמחת תורה milchemet simchat torah) verwendet.
Hintergrund
Hauptartikel: Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023: Hintergrund
Der Gazastreifen bildet zusammen mit dem Westjordanland die Palästinensischen Autonomiegebiete. Im Sechstagekrieg 1967 besetzte Israel diese Gebiete, wobei der Gazastreifen bis dahin unter ägyptischer Verwaltung stand. Im Jahr 2005 wurden im Rahmen des Abkoppelungsplans, der vom israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon vorangetrieben wurde, die israelischen Siedlungen im Gazastreifen geräumt. Bei den Wahlen in den palästinensischen Autonomiegebieten 2006 konnte die Hamas die Wahlen im Gazastreifen gewinnen, während die mit ihr konkurrierende Fatah sich im Westjordanland behaupten konnte. Im Juni 2007 erfolgte die gewaltsame Machtergreifung der Hamas im Gazastreifen, in dem sie seitdem herrscht. Daraufhin erfolgte durch Ägypten und Israel die Blockade des Gazastreifens und es kam zu mehreren als Gaza-Kriegen bezeichneten Kriegen zwischen Hamas und Israel. Als Reaktion auf den andauernden und sich intensivierenden Raketenbeschuss seitens der Hamas und anderer militanten palästinensischen Gruppen führte Israel in 2008/2009 die Operation Gegossenes Blei durch. Aus dem gleichen Grund erfolgten im Jahr 2012 die Operation Wolkensäule und 2014 Operation Protective Edge. Die Hamas wird heute unter anderem von der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten als Terrororganisation geführt.
Konflikte zwischen Palästinensern und Israel sind anhaltend, jedoch spitzten sich Konflikte im Jahr 2023 vor allem im Westjordanland zu. So kam es nach der Ermordung eines Israelis im Frühjahr zum israelischen Siedleraufstand und zu Protesten über die Konfrontationen an der al-Aqsa-Moschee in Jerusalem. Bis zum 6. Oktober 2023 kamen nach Zählung der Nachrichtenagentur AFP in Konfrontationen im Westjordanland 32 Israelis und zwei Ausländer sowie 247 Palästinenser ums Leben. Nach Angaben der UNESCO waren das die meisten Todesfälle im Westjordanland seit dem Jahr 2005. In Israel kam es im Rahmen einer umstrittenen Justizreform der Regierung von Premierminister Netanjahu zu Großdemonstrationen. Auch erklärten sich unter anderem Mitglieder der Reservisten des israelischen Militärs und des Geheimdienstes mit den Protesten solidarisch. Dies wurde unter anderem von der israelischen Regierung als Risiko für die Sicherheit Israels gewertet. Im März 2023 wurden Berichte bekannt, dass es zwischen Saudi-Arabien und Israel Versuche gab, an einer Normalisierung ihrer Beziehungen zu arbeiten, während Saudi-Arabien und Iran diplomatische Beziehungen aufnahmen. Die Normalisierungsbemühungen wurden teils als Unterminierung des direkten Friedensprozesses zwischen Israel und den Palästinensern gesehen.
Verlauf
Am frühen Morgen des 7. Oktober 2023, des letzten Tags des jüdischen Sukkot-Festes, begann die Hamas den Süden und das Zentrum Israels mit Raketen zu beschießen. Am selben Tag überwanden Terroristen der Hamas den Absperrzaun zwischen dem Gazastreifen und dem israelischen Staatsgebiet, überfielen naheliegende Siedlungen und richteten Massaker an. Bei Reʿim etwa wurden 260 Besucher eines Musikfestivals umgebracht, der Kibbuz Kfar Azza wurde fast vollständig zerstört. Insgesamt wurden bei diesem Terrorangriff etwa 1.200 Israelis getötet. Außerdem verschleppten die Hamas-Terroristen mehr als 220 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen. Als Reaktion auf diesen Terrorangriff erklärte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zum ersten Mal seit dem Jom-Kippur-Krieg im Jahr 1973 einen Kriegszustand und berief etwa 300.000 Reservisten ein. In den darauffolgenden Tagen wurden die Hamas-Terroristen in den Gazastreifen zurückgedrängt. Gleichzeitig begann Israel im Rahmen des Antiterroreinsatzes Operation Eiserne Schwerter mit Luftangriffen auf den dicht besiedelten Gazastreifen sowie mit einer erneuten und verschärften Blockade der israelischen Grenze zum Gazastreifen, bei der Israel die Elektrizitäts- and größtenteils auch die Wasserversorgung einstellte und ein Einfuhrverbot für alle Waren aus Israel nach Gaza, einschließlich Lebensmittel und medizinischer Güter, verhängte. Israel startete Ende Oktober eine Bodenoffensive im Norden des Gazastreifens und forderte die Zivilbevölkerung auf, sich in die südliche Hälfte zu begeben. Fast die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens wurde seit Beginn der israelischen Luftangriffe zu Binnenvertriebenen.
Nach mehreren begrenzten Vorstößen unternahm das israelische Militär mit intensivem Bombardement eine Bodenoffensive in das Gebiet. Die Hamas verlor die Kontrolle über mehrere Gebiete, vor allem Gaza-Stadt und die dortigen Verwaltungssitze.
Beteiligung anderer islamistischer Gruppen und Ausweitung des Konflikts
Während des Krieges zwischen Israel und Gaza beteiligten sich neben der Hamas und weiteren palästinensischen Gruppen auch andere islamistische, militante Gruppen, deren Ziel die Vernichtung Israels ist. Aus dem Libanon agierte die vom Iran gestützte Hisbollah und griff fast täglich israelische Militärstellungen an. Dies wurde meist mit Artillerie, Panzern und der Luftwaffe beantwortet.
Es kam mehrmals zu Angriffen, die mutmaßlich von den iranisch-gestützten Huthis ausgingen. Am 19. Oktober soll ein US-Kriegsschiff im Roten Meer aus dem Jemen kommende Marschflugkörper und Drohnen abgefangen haben. Sie sollen gegen Israel gerichtet gewesen sein. Am 27. Oktober ging eine Drohne im ägyptischen Grenzort Taba nahe Israels Grenze nieder und verursachte sechs Verletzte. Israel zog einen Angriff durch die Huthi-Rebellen in Betracht; die Drohne war ebenfalls vom Roten Meer aus gekommen. Eine zweite Drohne wurde abgefangen. Am 31. Oktober wurde eine Drohne über dem Roten Meer nahe Eilat abgeschossen. Erstmals übernahm die Huthi-Bewegung die Verantwortung für diesen Angriff. Später gab das israelische Militär das Abfangen einer Boden-Boden-Rakete durch das Luftabwehrsystem Arrow bekannt, dies sei dessen erster Einsatz im aktuellen Krieg gewesen.
In Syrien und dem Irak kam es auch zu verstärkten Kämpfen zwischen US-Einheiten und iranisch-unterstützten Milizen. Seit dem 17. Oktober kam es zu mindestens 40 Angriffen auf amerikanische Stützpunkte, weshalb die USA zweimal Einrichtungen militanter Gruppen bombardierten.
Im Westjordanland sind seit dem 7. Oktober mindesten 114 Palästinenser zumeist bei Aktionen des israelischen Militärs gestorben, mindestens sechs von ihnen wurden durch israelische Siedler getötet. Hatte das israelische Militär im Westjordanland die Vertreibung und Landnahme durch radikale israelische Siedler seit dem Jahr 2019 (nachdem der als moderat geltende Generalstabschef Gadi Eizenkot in den Ruhestand versetzt worden war) ignoriert oder toleriert, beteiligten sich teilweise israelische Soldaten nach dem Terrorangriff der Hamas an der Vertreibung von Palästinensern aus ihren Gemeinden.
Gegen Nachmittag des 19. November bestätigten die israelischen Streitkräfte die Kaperung eines Frachtschiffes im roten Meer durch aufständische Huthi. Es soll sich aber weder um ein israelisches Schiff, noch um israelische Besatzungsmitglieder gehandelt haben. Die Galaxy Leader sei unter der Flagge der Bahamas gefahren. Das Büro des israelischen Präsidenten beschuldigte den Iran. Zuvor hatten die Huthis allen Schiffen gedroht, die mit Israel in Verbindung stünden. Das Schiff soll dem israelisch-britischen Geschäftsführer von Ray Carriers gehören. Ein später von den Entführern veröffentlichtes Video zeigte die Kaperung per Helikopter, aus dem anschließend Bewaffnete auf das Schiff gelangten und die Crew mit Waffen bedrohten, sowie später Bewaffnete im Inneren des Frachtschiffs.
Kriegsziele
Israel
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte nach dem Terrorangriff gegen Israel die Absicht, die Hamas zu vernichten. In den Wochen nach dem Beginn des Terrorangriffs wurden nach Angaben des israelischen Militärs mehrere Führungspersonen der Hamas im Gazastreifen durch israelische Luftangriffe getötet. Darunter waren der Wirtschaftsminister Jawad Abu Shamala, der Bildungsminister und Vorsitzende des Schura-Rates der Hamas, Osama Mazini, der Chef der Lufteinheiten der Hamas, Murad Abu Murad, Ali Qadhi, Kompaniechef der Nukhba-Kommandoeinheit der Hamas, der wegen der Entführung und Ermordung israelischer Zivilisten verhaftet und im Rahmen des Gilad-Schalit-Gefangenenaustauschs 2011 in den Gazastreifen entlassen worden war, Billal al-Qedra, dessen Nukhba-Bataillon laut Armeeangaben für die Massaker in den Kibbuzim Nirim und Nir Oz verantwortlich gewesen war und Ayman Nofal, Brigadekommandeur der Hamas und Mitglied des Militärrats der Organisation. Auch 14 Familienmitglieder von Hamas-Anführer Ismail Haniyya sowie Rafat Abu Hilal, Anführer des militärischen Flügels der Terrorgruppe Volkswiderstandskomitee, wurden bei der Bombardierung seines Hauses getötet, dazu auch Jamila al-Shanti, die Witwe des Hamas-Mitbegründers Abd al-Aziz ar-Rantisi und die erste Frau, die in das politische Büro der Hamas gewählt worden war, und Jihad Muheisen, Chef der palästinensischen Nationalen Sicherheitskräfte im Gazastreifen. Nach Angaben der IDF töteten Bodentruppen mit Amr Alhandi und Ahmed Musa zwei Führungspersonen der Nuchba-Kommandoeinheit, sowie mit Muhammed Kahlout auch den Anführer der Scharfschützengruppe der Hamas in der nördlichen Gaza-Brigade. Zudem hätten Truppen der 252. IDF-Division 19 Hamas-Terroristen getötet, die einen Angriff auf Soldaten geplant haben sollen.
Der israelische Verteidigungsminister Joaw Galant gab am 4. November bekannt, dass bislang 12 Bataillonskommandeure der Hamas getötet worden seien.
Hamas
Mitglieder der Hamas erklärten in einem Interview mit der New York Times, dass das Ziel nicht sei, den Gazastreifen zu regieren und ihn mit Wasser und Strom zu versorgen, sondern dass der Kriegszustand an allen Grenzen Israels dauerhaft werde und die Arabische Welt an der Seite der Hamas stehe. Dafür sei eine „große Tat“ notwendig gewesen, wobei klar gewesen sei, dass die Reaktionen auf diese Tat ebenfalls groß sein würden. Die vielen palästinensischen Opfer seien in den Augen der Hamas der notwendige Preis.
Cyberkrieg
Mit dem Angriff der Hamas wurde Israel zeitgleich mit den ersten Raketen Ziel von Hackerangriffen, darunter DDoS-Attacken. Bis zum 12. Oktober beteiligten sich 58 Gruppierungen am Cyberkrieg, von denen die Mehrzahl gegen Israel agierten; einige wenige waren zugunsten Israels aktiv und legten palästinensische Websites vorübergehend lahm. Unter den antiisraelischen Gruppierungen sind prorussische Hackergruppen, die auch im Cyberkrieg im Bezug zum Russland-Ukraine-Krieg gegen die Ukraine und ihre Verbündeten vorgingen. Die prorussische Gruppe Killnet, die im Januar 2023 Hackerangriffe gegen deutsche Behörden und Unternehmen startete, ist verantwortlich für Angriffe gegen die Ukraine sowie gegen Israel. Die als prorussisch aufgefallene Hacker-Gruppierung Anonymous Sudan brüstete sich: Die Website des Radarwarnsystems Farbe Rot (Tzeva Adom) sollte die israelische Bevölkerung vor Gefahren wie Raketenangriffen warnen – jetzt sei sie nicht mehr funktional. Außerdem gelang es der Hacktivistengruppe AnonGhost die Mobile App Red Alert mit falschen Raketenmeldungen, Spamnachrichten und Morddrohungen zu fluten. Der Stuttgarter Cybersicherheitsforscher Mirko Ross gibt hierbei zu bedenken, dass es sehr schwierig sei, die Angriffe konkreten Gruppen zuzuordnen, weil es auch Operationen von Geheimdiensten unter falscher Flagge geben könne.
Opfer
Israelis
Am 10. November 2023 gab das israelische Außenministerium die Zahl der durch den Angriff getöteten Israelis und Ausländer mit rund 1.200 an und revidierte damit die zuvor bekanntgegebene Opferzahl von 1.400; dies sei auf die Tatsache zurückzuführen, dass nicht identifizierte Leichen gezählt worden waren, die sich später als getötete Terroristen herausgestellt hätten. Nach Angaben des israelischen Gesundheitsministeriums wurden 4.932 Menschen in Israel verletzt, davon befanden sich am 20. Oktober noch 299 in medizinischer Behandlung, 49 davon befanden sich in kritischem Zustand. Mit Stand 22. November befinden sich 391 Soldaten und 59 Polizisten unter den Getöteten. Seit den Angriffen gelten außerdem 100–200 Personen als vermisst.
In der Zeit nach dem Holocaust hatte es bis dahin keinen anderen Tag gegeben, an dem so viele Juden ermordet wurden.
Der Unabhängigkeitskrieg 1947–1949 hatte über einen Zeitraum von fast zwei Jahren zusammen etwa sechstausend Todesopfer gefordert. Über die zwei Wochen des Jom-Kippur-Krieges 1973 waren etwa zweitausend Israelis getötet worden, jedoch nur sehr wenige zivile Opfer. Etwa tausend Israelis waren während der viereinhalb Jahre dauernden zweiten Intifada 2000–2005 Terroranschlägen zum Opfer gefallen. Beim tödlichsten Anschlag auf jüdisches Leben außerhalb Israels – dem Anschlag von Buenos Aires 1994 – waren 85 Menschen ermordet worden.
Die israelischen Forensiker, die versuchten die Leichen zu identifizieren, weil viele so entstellt waren, dass man sie nicht mehr erkennen konnte, berichteten über die Gewalt, die den Opfern vor oder nach ihrem Tod zugefügt wurde; auf die Körper sei eingetreten worden, manche seien zerteilt oder ihre Gliedmaßen abgetrennt worden, teils seien die Köpfe zertrümmert oder abgetrennt. Andere Menschen seien verbrannt, Frauen vergewaltigt worden. Abgeschnittene Hände, Füße oder Zehen und Finger deuteten auf Folter vor dem Eintritt des Todes hin. Einer Schwangeren war ihr Bauch geöffnet und das Baby herausgerissen worden. Die israelische Polizei gab am 20. Oktober bekannt, dass bislang 758 getötete Zivilisten identifiziert und 655 davon zur Beerdigung freigegeben werden konnten.
Stand 23. Oktober gab es laut Regierungssprecher Eylon Levy mehr als 200.000 israelische Binnenvertriebene, die Hälfte davon aus mindestens 105 Gemeinden in der Nähe der Grenzen zum Gazastreifen und zum Libanon. Diese seien von der Regierung aufgefordert worden, das Gebiet zu verlassen. Die andere Hälfte habe die frontnahen Gebiete aus eigenem Entschluss verlassen. In Ramat Gan wurde eine Zeltstadt für Menschen errichtet, die aus dem Süden oder Norden Israels vertrieben wurden. In Eilat wird eine Zeltstadt für Vertriebene vorbereitet. Am 6. November wurde bekanntgegeben, dass bislang etwa 130.000 Israelis evakuiert wurden und weitere rund 120.000 Israelis freiwillig die nördlichen und südlichen Grenzgebiete verlassen hätte.
Palästinenser
Nach Aussagen des von der Hamas betriebenen Gesundheitsministeriums in Gaza sind bisher mehr als 11.000 Menschen in Gaza getötet worden, darunter über 4.500 Minderjährige. Laut dem israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu hat die israelische Armee bereits tausende Terroristen getötet. Die Zahlenangaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums konnten nicht unabhängig überprüft werden, wurden aber von der Weltgesundheitsorganisation als glaubwürdig eingestuft. Laut US-Außenministerium könnten die wahren palästinensischen Opferzahlen „sogar noch höher als die Angaben“ sein. Die Hilfsorganisation Save the Children ließ verlauten, die Anzahl der in den ersten drei Wochen des Konflikts in Gaza getöteten Kinder sei höher als die Anzahl getöteter Kinder in jedem ganzen Jahr seit 2019 in Konflikten weltweit. Sie bezog sich dabei auf UN-Berichte, in denen nur die Anzahl der von der UN verifizierten Toten aufgeführt werden.
Nach UN-Angaben waren Stand 21. Oktober etwa Hunderttausende Menschen im Gazastreifen wegen der Luftangriffe aus ihren Häusern vertrieben bzw. zu Binnenvertriebenen geworden.
Aufgrund der Blockade besteht im Gazastreifen ein akuter Mangel an Trinkwasser, Essen, Strom und medizinischen Gütern. Patienten mit amputierten Gliedmaßen, schweren Verbrennungen und anderen lebensbedrohlichen Verletzungen würden in die überfüllten Kliniken eingeliefert, sagte der Leiter der Kinderklinik im Kamal-Alwan-Krankenhaus. Der Arzneimittelmangel führt laut Vertretern der WHO dazu, dass Operationen und selbst Amputationen ohne Anästhesie durchgeführt werden müssten sowie zu einem Anstieg von Durchfall, Atemwegsinfektionen und Hautkrankheiten unter den Vertriebenen. Menschen mit Verbrennungen und anderen Wunden wurden nach Angaben eines Mitglieds von Ärzte ohne Grenzen sofort wieder aus den Krankenhäusern im Gazastreifen entlassen, weil diese zu überlastet seien. Außerdem gebe es Flüchtlingslager im Gazastreifen, in denen sich 50.000 Menschen ein paar wenige Toiletten teilen müssten und in denen es Wasser nur alle zwölf Stunden für ein paar Stunden lang gebe, außerdem würden junge Patienten mit schweren Verletzungen in ihnen herumlaufen. Am 10. November wurde durch die WHO berichtet, dass 20 der 36 Krankenhäuser im Gazastreifen aufgrund von Zerstörung und Mangel an medizinischem Material den Betrieb einstellen hätten müssen.
Nach von israelischen Medien bestätigten Angaben israelischer Menschenrechtsgruppen töteten radikale israelische Siedler infolge des Terrorangriffs mindestens sechs Palästinenser im Westjordanland ohne dass Strafverfolgungsbehörden aktiv wurden und misshandelten und vertrieben, teils mit Unterstützung israelischer Soldaten, hunderte weitere, indem sie mit Erschießung drohten.
UN-Mitarbeiter, UNRWA-Helfer und Journalisten
Nach Angaben des UNRWA am 6. November wurden bislang 88 Mitarbeiter des palästinensischen Flüchtlingshilfswerks getötet, wobei es sich um die höchste Zahl an Todesopfern handle, die jemals in einem einzigen Konflikt von den Vereinten Nationen registriert worden sei. Das Komitee zum Schutz von Journalisten zählte bis am 6. November 2023 insgesamt 36 getötete Journalisten und Medienmitarbeiter, darunter 31 aus Palästina, vier aus Israel und einen aus dem Libanon.
Opfer weiterer Nationalitäten
Laut israelischen und thailändischen Angaben wurden im Zuge des Hamas-Angriffs 34 Thailänder getötet, 19 verletzt und 24 entführt. Etwa 30.000 thailändische Landarbeiter waren bis zum Terrorangriff der Hamas in Israel beschäftigt, etwa 5.000 von ihnen arbeiteten in Gemeinden in der Nähe des Gazastreifens, in denen 75 % des Gemüses des Landes angebaut wird. Im Kibbuz Alumim wurden außerdem zehn nepalesische Landwirtschaftsstudenten ermordet, die sich mit 255 anderen Nepalesen für ein elfmonatiges Arbeitsstudienprogramm in Israel aufgehalten hatten. Vier weitere Nepalesen wurden verletzt und ein Student wird weiterhin vermisst. Schätzungen zufolge arbeiteten vor dem Angriff rund 4.500 Nepalesen in Israel.
Am 6. November bestätigte die französische Premierministerin Élisabeth Borne, dass beim Hamas-Angriff 40 Staatsangehörige Frankreichs getötet wurden. Damit hat das Land die höchste Zahl ausländischer Todesopfer zu beklagen. Acht Franzosen werden noch vermisst. Laut der Außenministerin Catherine Colonna befanden sich zum Zeitpunkt des Anschlags mehr als 80.000 französische Staatsbürger oder französisch-israelische Doppelstaatsangehörige in Israel. Die Vereinigten Staaten gaben den Tod von mindestens 31 US-Amerikanern bekannt (Stand: 18. Oktober), die Ukraine meldete bis 18. Oktober 23 Tote und auch Russland bestätigte am 24. Oktober den Tod von 23 seiner Staatsangehörigen, acht weitere seien noch vermisst. Argentinien gab den Tod von neun seiner Bürger und die Verschleppung von etwa 20 weiteren bekannt (Stand: 26. Oktober). Das österreichische Außenministerium gab am 18. Oktober bekannt, dass bislang vier österreichisch-israelische Doppelstaatsbürger tot aufgefunden worden seien. Zwei weitere Doppelstaatsbürger gelten weiterhin als vermisst. Die britische Abgeordnete Victoria Atkins bestätigte am 24. Oktober den Tod von 12 britischen Staatsangehörigen, sechs werden noch vermisst. Das kanadische Außenministerium bestätigte am 26. Oktober den Tod von sechs Kanadiern und einer siebten Person mit engen Verbindungen zu Kanada, zwei Kanadierinnen würden noch vermisst.
Vorwurf von Kriegsverbrechen
Die Ständige Faktfindungsmission der Vereinten Nationen zum Israel-Palästina-Konflikt berichtete, es gebe eindeutige Beweise dafür, dass Kriegsverbrechen begangen worden sein könnten. Die Nichtregierungsorganisationen Human Rights Watch (HRW) und Amnesty International (AI) sowie die Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen erklärten, dass sowohl das Verhalten der Hamas als auch Israels im Krieg Kriegsverbrechen darstellten.
Der Direktor des Instituts für Völkerrecht der Universität Bonn, Matthias Herdegen, sieht hingegen die klaren Rechtsverstöße allesamt auf der Seite der Hamas. Gegenüber Israel geisterten geradezu abenteuerliche Vorwürfe herum. Es werde von ethnischer Säuberung oder Massenaustreibungen gesprochen. Das seien Formen der Diskussion, die das Völkerrecht und das tatsächliche Geschehen geradezu pervertierten.
Der Vorwurf tatsächlicher oder auch nur vermeintlicher Kriegsverbrechen dient im Konflikt als politische Waffe. Der deutsch-britische Völkerrechtler Stefan Talmon weist darauf hin, dass die von Israel geforderte Evakuierung des nördlichen Gazastreifens nicht völkerrechtswidrig sei, da es sich um eine Maßnahme zum Schutze der Zivilbevölkerung handele. Auch handele es sich bei zivilen Objekten, die von der Hamas militärisch genutzt werden, um legitime militärische Ziele, die bekämpft werden dürfen. Verboten wäre nur der bewusste, vorsätzliche Angriff auf Zivilisten zum alleinigen Zweck, Menschen zu töten und Terror zu verbreiten. Im medialen „Krieg der Bilder“ wirken jedoch die dabei entstehenden Aufnahmen laut dem deutschen Journalisten Heinrich Wefing auch dann, wenn ihnen tatsächlich Kriegsverbrechen der Hamas und nicht Israels zugrunde liegen, als „eine Anklage gegen Israel, nur selten eine gegen die Hamas“.
Palästinensische militante Gruppen
Hamas und andere bewaffnete palästinensische Gruppen drangen in Häuser dutzender Dörfer ein, erschossen massenhaft Zivilisten oder ermordeten sie auf andere Weise und nahmen zahlreiche israelische Zivilisten als Geiseln nach Gaza. Laut HRW stellt das gezielte Angreifen von Zivilisten, willkürliche Angriffe auf und die Geiselnahme von Zivilisten Kriegsverbrechen nach dem humanitären Völkerrecht dar. Diese Handlungen wurden von Rechtsexperten als Kriegsverbrechen und vermutlich als Verbrechen gegen die Menschlichkeit beschrieben. Der Angriff palästinensischer Gruppen wurde von der israelischen Regierung als Kriegsverbrechen eingestuft. Der Schweizer Völkerrechtler Oliver Diggelmann wertete den Großangriff der Hamas auf Israel als „bestialisches Kriegsverbrechen“, bei dem es sowohl Enthauptungen wie beim Islamischen Staat gegeben habe als auch Massaker an Kindern.
Die seit dem 7. Oktober durchgehend fortgesetzten Raketenangriffe auf israelische Städte und Dörfer werden ebenfalls nahezu einhellig als Kriegsverbrechen gewertet.
Opfer der Kriegsverbrechen der Hamas sind nicht nur Israelis, sondern auch die eigene Bevölkerung. Diese wird von der Hamas als Geisel gehalten. Dieser Missbrauch als menschliche Schutzschilde stellt gemäß der deutsch-schweizerischen Völkerrechtlerin Anne Peters ebenfalls ein Kriegsverbrechen dar.
Am 27. Oktober teilte ein israelischer Militärsprecher mit, dass sich unter dem Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza, dem größten Krankenhaus im Gazastreifen, ein Kommandoposten der Hamas befinde. Demnach versteckten sich Hamas-Kämpfer auch im Krankenhaus selbst, lagerten dort Waffen, und nähmen die Zivilbevölkerung als Schutzschild. Das unterirdische Tunnelsystem der Hamas mache diese Kommandozentrale zugänglich. Das Militär berief sich auf Geheimdienstquellen. Darüber hinaus wurde eine Audioaufnahme veröffentlicht, welche beweisen soll, dass die Hamas von der Zivilbevölkerung gestohlenen Treibstoff für ihr Tunnelsystem verwendet.
Israel
Am 9. Oktober wurde von israelischen Verteidigungsminister die „vollständige Belagerung“ des Gazastreifens angeordnet und die Lieferungen von Strom, Lebensmitteln, Treibstoff und Wasser von Israel eingestellt. Ab dem 15. Oktober wurde die Blockade stückweise gelockert. Seitdem erreichten zunehmend größer werdende Mengen an Hilfsgütern den Gazastreifen, laut UN ist allerdings insbesondere der Bedarf an medizinischer Ausrüstung, Wasser, Sanitäranlagen und Treibstoff deutlich größer. Am 7. November durften erstmals rund 400 Doppelstaatler über Rafah den Gazastreifen verlassen. Die Zulässigkeit der Blockade ist umstritten, teilweise wird in ihr ein Kriegsverbrechen gesehen.
Von verschiedenen Stellen gibt es Vorwürfe, die israelischen Angriffe auf Gaza würden auf eine kollektive Bestrafung hinauslaufen, die ein Kriegsverbrechen darstelle, ebenso die gewaltsame Evakuierung von Zivilisten aus dem nördlichen Gazastreifen. Außerdem wurde hinsichtlich der Bombardierung des Flüchtlingslagers Dschabaliya geäußert, dass es sich angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und des Ausmaßes der Zerstörung um einen unverhältnismäßigen Angriff handeln könnte, was ein Kriegsverbrechen wäre.
Human Rights Watch (HRW) behauptet, dass Israel mitunter weißen Phosphor im Gazastreifen und im Libanon nutze. Dieser könne zum Markieren, Signalisieren und Verdunkeln oder als Brandwaffe verwendet werden. Die Verwendung im Gazastreifen vergrößere aufgrund der dichten Besiedlung die Gefahr für Zivilisten. Israel erklärte, es verwende weißen Phosphor nur zur Verneblung. Die Nutzung von weißem Phosphor ist nicht generell ein Verstoß gegen das Kriegsvölkerrecht, verboten ist nur der Einsatz als Brandwaffe gegen Zivilisten oder militärische Ziele innerhalb ziviler Ansammlungen.
Beistandsmaßnahmen
Waffenlieferungen
Auf eine israelische Unterstützungsanfrage hin stimmte die Bundesregierung am 11. September zu, zwei von fünf geleasten Heron TP Kampfdrohnen an Israel zurückzugeben, welches sie zum Kampf gegen die Hamas nutzen will.
Die deutsche Bundesregierung genehmigte bis einschließlich 2. November 2023 Rüstungsexport in Höhe von 303 Millionen Euro nach Israel, der Großteil davon wurde nach dem Terrorangriff der Hamas genehmigt. Aus dem Bundeswirtschaftsministerium hieß es, die Ausfuhr von Rüstungsgütern nach Israel werde derzeit prioritär bearbeitet und beschieden. Im Jahr 2022 waren Ausfuhren im Wert von 32 Millionen Euro genehmigt worden.
Das Wall Street Journal berichtete am 6. November, dass die USA Israel präzisionsgelenkte Bomben im Wert von 320 Millionen US-Dollar übergeben wollen. Gemäß der Vereinbarung soll der Waffenhersteller Rafael USA die Bomben über seine israelische Muttergesellschaft Rafael Advanced Defense Systems an das israelische Verteidigungsministerium senden.
Es wurde bekannt, dass sich ein russisches Flugabwehrsystem auf dem Weg von Syrien zur Hisbollah im Libanon befinde.
Geheimdienstinformationen
Die Streitkräfte der Vereinigten Staaten bestätigten am 3. November auf Anfragen von Journalisten, dass die US-Armee über dem Gazastreifen unbewaffnete Reaper-Drohnen zur Aufklärung einsetze. Die unbemannten Flugzeuge setze man, so die offiziellen Angaben, seit dem Hamas-Überfall auf Israel Anfang Oktober 2023 zur Suche nach Geiseln ein, die von der Hamas aus Israel entführt worden seien. Sie würden nicht dazu benutzt, Israel bei der Koordinierung von Militäraktionen zu helfen; lediglich Informationen zur Geiselbefreiung würden an Israel weitergegeben.
Gespräche und Verhandlungen
Am 9. Oktober berichtete Reuters, dass Katar Gespräche zwischen Israel und der Hamas vermittelte, um die Freilassung weiblicher israelischer Geiseln sicherzustellen, als Gegenleistung dafür, dass Israel 36 palästinensische Frauen und Kinder freilasse. Israel hatte jedoch nicht bestätigt, dass solche Verhandlungen stattfänden.
Ein ägyptischer Beamter teilte der Associated Press mit, dass Israel ägyptische Hilfe gesucht habe, um die Sicherheit der von palästinensischen Militanten festgehaltenen Geiseln zu gewährleisten, und dass der ägyptische Geheimdienstchef die Hamas und den Islamischen Dschihad kontaktiert habe, um Informationen einzuholen.
Der US-Außenminister Antony Blinken war zu Gesprächen in Israel, Jordanien, Katar, Bahrain und Saudi-Arabien. Blinken drängte Katar zur Distanz zur Hamas, Katar signalisierte jedoch, dass es das politische Büro der Hamas nicht schließen werde. Blinken traf sich am 5. November mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas und sprach sich dafür aus, dass die Palästinensische Autonomiebehörde wieder die Kontrolle im Gazastreifen übernehmen sollte und setzte sich mit Abbas für eine umfassende politische Lösung für Gaza zusammen mit Westjordanland und Ost-Jerusalem ein.
→Siehe auch: Resolution der Vereinten Nationen zum Konflikt
Positionen in Israel und in den Palästinensischen Gebieten
Israel
Staatspräsident Jitzchak Herzog:
„Seit dem Holocaust haben wir nicht mehr erlebt, wie jüdische Frauen und Kinder, Großeltern – sogar Holocaust-Überlebende – in Lastwagen gepfercht und in die Gefangenschaft gebracht wurden. Wir werden mit voller Kraft und unerschütterlichem Engagement handeln, um diese Bedrohung für unser Volk zu beseitigen“
Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte in einer TV-Ansprache:
„Bürger Israels, wir sind im Krieg. Und wir werden gewinnen. […] Unser Feind wird einen Preis bezahlen, wie er ihn noch niemals kennengelernt hat.“
Netanjahu und Verteidigungsminister Joaw Galant führten Sicherheitsbewertungen im Hauptquartier der israelischen Streitkräfte (IDF) in Tel Aviv durch. Die IDF erklärten einen „Kriegsbereitschaftszustand“, Galant genehmigte die Mobilisierung von zehntausenden Armeereservisten und rief den Ausnahmezustand im Umkreis von 80 Kilometern um die Grenze zum Gazastreifen aus. Die Hamas habe einen „schweren Fehler“ begangen, so Galant. Bewohner in Gebieten rund um den Gazastreifen wurden gebeten, das Haus nicht zu verlassen, während Zivilisten im Süden und in der Mitte Israels angehalten wurden, in der Nähe von Notunterkünften zu bleiben. Straßen rund um den Gazastreifen wurden von den IDF gesperrt. Auf den Flughäfen in Zentral- und Südisrael wurde der Flugverkehr unterbrochen. Am 9. Oktober 2023 meinte Galant im Zusammenhang mit der kompletten Blockade des Gazastreifens:
„Wir kämpfen gegen menschliche Tiere und wir handeln entsprechend.“
Palästinensische Autonomiebehörde
Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, erklärte, dass Palästinenser das Recht hätten, sich gegen den „Terror der Siedler und Besatzungstruppen“ zu wehren. Etwa eine Woche später erklärte er dann, dass die Taten der Hamas nicht das palästinensische Volk repräsentierten.
Reaktionen in Israel
In Israel kam es im November zu Protesten gegen die Regierung mit Rücktrittsforderungen an Premierminister Netanjahu. Der Regierung wird vorgeworfen, dass sie die Opfer des Hamas-Überfalls vom 7. Oktober und die im Rahmen des Krieges Evakuierten im Stich lasse, finanzielle Unterstützung gebe es nur durch private Spenden und (nichtstaatliche) Organisationen. Die Regierung wurde zudem aufgefordert, der Freilassung der Geiseln oberste Priorität zu geben.
Internationale Reaktionen
Staaten im Nahen Osten
Saudi-Arabien veröffentlichte eine Erklärung, in der es zu einem „sofortigen Stopp“ der „Eskalation“ aufrief. Das saudi-arabische Außenministerium bekräftigte außerdem seine „wiederholten Warnungen [an Israel] über die Gefahr einer Verschärfung der Situation infolge der anhaltenden Besetzung und Entziehung der legitimen Rechte des palästinensischen Volkes sowie der Wiederholung systematischer Provokationen gegen die Unverletzlichkeit Palästinas“. Ägypten rief dazu auf, „größtmögliche Zurückhaltung zu üben und die Zivilbevölkerung keiner weiteren Gefahr auszusetzen“. Ägyptische Fernsehsender berichteten, dass der Geheimdienst alle Kontakte mit der Hamas und anderen Terrorgruppen gekappt habe. Die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate forderten die Konfliktparteien zur „Waffenruhe“ und zur „Zurückhaltung“ auf. In einem weiteren Statement zeigten sich die Emirate „entsetzt über Berichte, wonach israelische Zivilisten als Geiseln aus ihren Häusern verschleppt wurden“. Die türkische Staatsführung bot sich als Vermittler an und brachte ihre Ansicht zum Ausdruck, dass die Zweistaatenlösung der einzige friedliche Weg im Nahen Osten ist. Auch Bahrain verurteilte die Angriffe und Geiselnahmen der Hamas. Zudem forderte das Land zusammen mit Jordanien die internationale Gemeinschaft auf, für Deeskalation zu sorgen. Ein Frieden im Nahen Osten ist nach Einschätzung von Jordaniens König Abdullah II nur möglich, wenn ein unabhängiger Palästinenser-Staat neben Israel entsteht. Eine Zweistaatenlösung sei die einzige Option, sagt der Monarch. Seine Frau Rania von Jordanien äußerte: „Will man uns sagen, dass es falsch ist, eine Familie, eine ganze Familie, von Angesicht zu Angesicht zu erschießen – aber sie zu Tode zu bombardieren ist okay? Ich finde, es gibt hier eine eklatante Doppelmoral.“
Der Iran gab an, er sei am Angriff unbeteiligt, begrüßte jedoch die Attacke auf Israel. „Wir beglückwünschen die palästinensischen Kämpfer“, sagte Rahim Safawi, ein Berater von Irans geistlichem und staatlichem Oberhaupt Ali Chamenei, der halbstaatlichen Nachrichtenagentur Insa. Die Republik werde ihnen bis zur Befreiung Palästinas und Jerusalems beistehen. Chameini selbst sagte: „Dieses Krebsgeschwür wird, so Gott will, durch das palästinensische Volk und die Widerstandskräfte in der gesamten Region endgültig ausgerottet werden.“ Die libanesische Hisbollah-Miliz bezeichnete den Hamas-Angriff auf Israel als Zeichen gegen eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel. Der Hamas-Angriff sei eine „entschlossene Antwort auf Israels anhaltende Besatzung und eine Botschaft an diejenigen, die eine Normalisierung mit Israel anstreben“, teilte die Islamistenmiliz in einer Erklärung mit. Sie verfolge die Lage im Gazastreifen genau und stehe in „direktem Kontakt mit der Führung des palästinensischen Widerstands“. Katar und Kuwait sahen die Schuld für die Eskalation bei Israel. Die Angriffe der Hamas seien die Folge der jahrzehntelangen „systematischen Unterdrückung“ durch die „zionistische Besatzungsbehörde“, heißt es auch in einer Erklärung der irakischen Regierung. Weniger zustimmend zeigten sich Teile der iranischen Bevölkerung – als bei einem Spiel des FC Persepolis von Regime-Anhängern palästinensische Flaggen geschwenkt wurden, schlugen ihnen Sprechchöre entgegen, die forderten: „Nehmt die palästinensische Flagge und schiebt sie euch in den Arsch!“.
Westliche Staaten
Die USA verurteilten die Terrorangriffe der Hamas und sicherten Israel die Unterstützung zu. Der amerikanische Präsident Joe Biden sprach vom „tödlichsten Tag für Juden seit dem Holocaust“. Ähnlich äußerte sich die Sonderbeauftragte für Antisemitismus in den USA, Deborah Lipstadt. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin ordnete die Entsendung der Carrier Strike Group 12 der US-Marine unter Führung der Flugzeugträger USS Gerald R. Ford und USS Dwight D. Eisenhower, mit Unterstützung des Kreuzers USS Normandy sowie der Zerstörer USS Thomas Hudner, USS Ramage, USS Carney und USS Roosevelt in das östliche Mittelmeer an. Die US-Luftwaffe verstärkte ihre Präsenz in der Region, um andere Akteure davon abzuhalten, in den Konflikt einzugreifen.
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die deutsche Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verurteilten den Angriff der Hamas. Baerbock unterstrich das „völkerrechtlich verbriefte Recht, sich gegen Terror zu verteidigen.“ Am Abend des Überfalls wurde das Brandenburger Tor zum Zeichen der Solidarität mit der Flagge Israels illuminiert. Am Tag nach dem Angriff wurde auf wichtigen Gebäuden des Landes wie dem Kanzleramt, dem Schloss Bellevue, dem Bundestag, dem Sitz des Außenministeriums sowie dem Abgeordnetenhaus von Berlin die israelische Flagge gehisst. Noch am Tag des Überfalls wurde die Sicherung jüdischer Einrichtungen in Deutschland erhöht. Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, forderte in Anbetracht der erwarteten militärischen Reaktion Israels, „dass die deutsche Öffentlichkeit jetzt lernen müsse, schlimme Bilder zu ertragen, wenn die israelische Armee die komplette Infrastruktur der Terrororganisation Hamas vernichten werde. Und auch im Angesicht dieser Bilder trotzdem solidarisch das israelische Vorgehen unterstützt“.
Auf der Sonnenallee in Berlin-Neukölln feierten am 7. Oktober spontan mehrere Dutzend Anhänger des seit dem 2. November 2023 verbotenen Vereins Samidoun (Solidaritätsnetzwerk für palästinensische Gefangene) den Angriff und verteilten dabei Süßgebäck an Passanten. Die Polizei schritt schließlich dagegen ein und die Justiz nahm Ermittlungen gegen drei Personen wegen „Belohnung und Billigung von Straftaten“ auf. Bundeskanzler Olaf Scholz verurteilte pro-palästinensische Freudenfeiern und bekräftigte: „Die Sicherheit Israels ist deutsche Staatsräson.“ Am 8. Oktober fand am Brandenburger Tor eine Solidaritätsdemonstration für Israel statt, an der 2000 Personen teilnahmen. Am 11. Oktober fand am Hermannplatz, am Richardplatz und in den umliegenden Straßen in Berlin-Neukölln eine von der Polizei verbotene, israelfeindliche Demonstration mit mehreren Hundert Teilnehmern statt. Die Polizei löste die Demonstration auf, erfasste die Personalien der Teilnehmer und nahm mehr als 100 Teilnehmer kurzzeitig fest. In einem Offenen Brief für Frieden und Meinungsfreiheit forderten über 100 in Deutschland lebende jüdische Kunstschaffende und Wissenschaftler die Achtung der im deutschen Grundgesetz verankerten Meinungs- und Redefreiheit und des Versammlungsrechts, auch für pro-palästinensische Stimmen.
In diversen britischen Städten (darunter London, Manchester und Brighton) und schwedischen Städten (darunter Malmö, Stockholm, Kristianstad, Helsingborg) sowie in einem Flüchtlingsaufnahmelager auf der griechischen Insel Samos bejubelten muslimische Gruppen die Attacken auf Israel. Einer pro-palästinensischen Großdemonstration in London am 21. Oktober, die das Ende des israelischen Bombardements in Gaza forderte, wohnten nach Angaben der britischen Polizei bis zu 100.000 Teilnehmende bei. Außerdem kam es während des Krieges in Israel und Gaza 2023 zu antisemitischen Ausschreitungen in westlichen und anderen Staaten.
Aus Südafrika sowie Barcelona, Washington, New York, Chicago, Ottawa und Sydney wurde über Solidaritätsaktionen mit Palästina oder über Feiern berichtet.
Die deutsche Bundesregierung setzte ihre staatlichen Finanzhilfen für Palästinenser vorübergehend aus und stellte sie auf den Prüfstand. Spanien und Irland sprachen sich gegen eine Aussetzung der Unterstützung für die Palästinenser seitens der EU aus. Daraufhin postete Janez Lenarčič, Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, auf X:
„Während ich den Terroranschlag von Hamas am stärksten verurteile, ist es unerlässlich, Zivilisten zu schützen und die IHL (humanitäres Völkerrecht) zu respektieren. Die humanitäre Hilfe der EU an Palästinenser in Not wird so lange wie nötig fortgesetzt.“
Im Gazastreifen sind ansonsten diverse Hilfsorganisationen aktiv: Islamic Relief, das Deutsche Rote Kreuz, die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung, Aktion Deutschland Hilft, Ärzte ohne Grenzen, SOS-Kinderdorf, Medico international sowie Save the Children.
Polens Präsident Andrzej Duda warnte, dass die Eskalation zwischen der Hamas und Israel Russland zugutekommen könnte. Sie lenke die internationale Aufmerksamkeit vom russischen Krieg gegen die Ukraine ab und könne zu einem neuen Migrationsdruck auf Europa durch weitere Flüchtlinge aus dem Nahen Osten führen. Auch die Ukraine, Frankreich, Spanien, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten verurteilten die Angriffe. Das US-Verteidigungsministerium kündigte darüber hinaus an, Israel Mittel zur Verteidigung bereitzustellen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf auf X Moskau zudem vor, im Nahen Osten einen Krieg lostreten zu wollen, warnte vor der Gefahr eines Weltkriegs und zog eine Verbindung zu „Moskaus iranischen Freunden“. Bereits zuvor hatte er in einer Videoansprache erklärt, dass Israel von einer „Terrororganisation“ und die Ukraine von einem „Terrorstaat“ angegriffen würden.
Weitere Staaten
Laut israelischem Außenministerium haben 80 Staaten ihre Solidarität mit Israel geäußert und den Angriff der Hamas verurteilt. Die Volksrepublik China forderte ein Ende der Gewalt und erinnerte an ihre Haltung zum Nahostkonflikt, dass der einzige Weg zur Beilegung die Umsetzung der Zweistaatenlösung sei. Indiens Premierminister Narendra Modi drückte die Solidarität seines Landes mit Israel aus. Japans Premierminister Fumio Kishida verurteilte den Angriff, rief aber alle Parteien zur Zurückhaltung auf. Brasilien, das zum Zeitpunkt des Angriffes den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat innehatte, verurteilte die Angriffe der radikal-islamischen Hamas auf Israel und berief eine Dringlichkeitssitzung in jenem Rat ein. Pakistan und Russland forderten die Konfliktparteien zu einer „Waffenruhe“ und zur „Zurückhaltung“ auf. Laut Mitteldeutschem Rundfunk sieht Moskau in dem Terrorangriff die Chance, seine internationale Isolierung aufgrund des Angriffskriegs gegen die Ukraine aufzubrechen, denn Russland habe eigene Kontakte zur Hamas und sei ebenso ein enger Verbündeter von deren Hauptunterstützer Iran. Das Büro des tunesischen Präsidenten Kais Saied äußerte in einer Stellungnahme am 8. Oktober, dass die Palästinenser das Recht hätten, ihr besetztes Land zurückzuerobern.
Die Regierung Südafrikas hat am 30. Oktober eine Untersuchung gegen Israel wegen Völkermordes gefordert, die Todesfälle von Kindern im Gazastreifen seien eine direkte Folge der rechtswidrigen Handlungen Israels gegen die Menschen in Gaza. Israel wird beschuldigt, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen. Außenministerin Naledi Pandor forderte einen sofortigen Waffenstillstand, die sofortige Eröffnung eines humanitären Korridors und eine Spezialtruppe der Vereinten Nationen zum Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung vor weiteren Bombardierungen.
Einschränkung diplomatischer Beziehungen zu Israel
Innerhalb des ersten Monats des Kriegs kam es zu Einschränkungen beziehungsweise zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen einiger Länder zum Staat Israel. Kolumbien, Chile, Honduras und Jordanien riefen ihre Botschafter zurück, der kolumbianische Präsident Gustavo Petro bezeichnete den Gazastreifen als ein „Konzentrationslager“ für Palästinenser und die israelische Militäraktion als Genozid, „um das palästinensische Volk aus Gaza zu entfernen und es einzunehmen“. Kolumbien kündigte stattdessen die Eröffnung einer Botschaft in Palästina an. Am 31. Oktober brach Bolivien als „Zeichen der Ablehnung und Verurteilung der aggressiven und unverhältnismäßigen israelischen Militäroffensive im Gazastreifen“ seine diplomatischen Beziehungen zu Israel ab. Am 1. November beschloss das Parlament in Bahrain die Ausweisung des israelischen Botschafters und die Beendigung der wirtschaftlichen Beziehungen. Israels Botschafterin wurde laut Presseberichten vom 19. Oktober aus der Türkei zurückgezogen und die israelischen Bürger wurden aus Sicherheitsgründen aufgerufen, das Land zu verlassen. Die Türkei berief ihrerseits am 4. November ihren Botschafter zu Konsultationen aus Israel zurück, und Prüsident Erdogan sagte über Netanjahu, er sei „nicht mehr jemand, mit dem wir sprechen können. Wir haben ihn abgeschrieben“. Tschad rief seinen Botschafter am 4. November aus „Entrüstung“ über den Konflikt zurück. Südafrika beorderte seinen Botschafter am 6. November aus Israel zurück und beschuldigte Israel des Völkermords in Gaza.
Internationale Organisationen
Vereinte Nationen
António Guterres, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, verurteilte unmittelbar den Angriff der Hamas und forderte laut seinem Sprecher Stéphane Dujarric diplomatische Anstrengungen, „um einen größeren Flächenbrand zu verhindern“. Er erfolgte jedoch auch eine direkte Kritik an der Blockade Gazas als Verstoß gegen geltendes Völker- und Kriegsrecht und Verletzung der Menschenrechte. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte (UNHCHR), Volker Türk, sagte: „Die Verhängung von Belagerungen, die das Leben von Zivilisten gefährden, indem sie ihnen überlebenswichtige Güter vorenthalten, ist nach dem humanitären Völkerrecht verboten“.
Der Generalkommissar des Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), Philippe Lazzarini beschrieb die Belagerung Gaza in ihrer aktuellen Form als „nichts anderes als kollektive Bestrafung“.
Die Sonderbeauftragte des Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen für Israel und die besetzten Gebiete, Francesca Albanese, stellte den Ausbruch der Gewalt in den Kontext des andauernden Konfliktes und betonte die Rolle der Militärherrschaft Israels über den Gazastreifen für die Aggression von palästinensischer Seite: „Die heutige Gewalt muss im Kontext gesehen werden. Fast sechs Jahrzehnte feindseliger Militärherrschaft über eine ganze zivile Bevölkerungsgruppe (welche von allzu vielen offiziellen Erklärungen und Medien unverständlicherweise ignoriert wird) sind an sich schon eine Aggression und das Rezept für mehr Unsicherheit für alle.“
Der Vorsitzende der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus sprach sich klar gegen den Evakuierungsbefehl Israels für den nördlichen Gazastreifen und die damit einhergehende Räumung der Krankenhäuser aus. Die Organisation fordert einen unmittelbaren Waffenstillstand, eine Rücknahme der Evakuierung und sicheren Zugang zu Kliniken in Gaza.
Am 21. Oktober kam es zu einer gemeinsamen Erklärung von UNICEF, dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen, dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen und der Weltgesundheitsorganisation mit einem Aufruf zum Waffenstillstand und der humanitären Versorgung der Bevölkerung:
„Wir fordern einen humanitären Waffenstillstand und einen sofortigen, uneingeschränkten Zugang für humanitäre Hilfe im gesamten Gazastreifen, damit die humanitären Akteure die Zivilbevölkerung in Not erreichen, Leben retten und weiteres menschliches Leid verhindern können. Die humanitäre Hilfe muss in ausreichendem Umfang und kontinuierlich geleistet werden und allen Menschen im Gazastreifen die Möglichkeit geben, ihre Würde zu bewahren. Wir fordern einen sicheren und dauerhaften Zugang zu Wasser, Nahrung, Gesundheit, einschließlich sexueller und reproduktiver Gesundheit, und Treibstoff, der für die Erbringung grundlegender Dienstleistungen notwendig ist. Wir fordern den Schutz aller Zivilisten und der zivilen Infrastruktur im Gazastreifen, einschließlich der Einrichtungen des Gesundheitswesens. Wir fordern den Schutz der humanitären Helfer im Gazastreifen, die ihr Leben im Dienste der Menschen riskieren. Und wir fordern, dass alle Parteien das humanitäre Völkerrecht in höchstem Maße respektieren.“
Am 28. Oktober legte Craig Mokhiber, der Leiter des New Yorker Büros des Hohen Kommissars für Menschenrechte, im Protest sein Amt nieder. Seiner Stellungnahme zufolge komme die UNO ihrer Pflicht nicht nach, das zu verhindern, was er als Völkermord an der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen unter israelischem Bombardement bezeichnet, und nannte die USA, das Vereinigte Königreich und weite Teile Europas als mitschuldig an dem grausamen Angriff.
UN-Organisationen, darunter das Nothilfebüro (OCHA), das Flüchtlingshilfswerk (UNHCR), das Kinderhilfswerk (Unicef), die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Welternährungsprogramm (WFP), sowie die Hilfsorganisationen Care und Save the Children verurteilten in einer seltenen gemeinsamen Erklärung am 5. November die Tötung Tausender Zivilisten in Gaza und forderten eine sofortige Feuerpause: „Es sind jetzt 30 Tage. Genug ist genug!“
Guterres sagte am 6. November: „Der Gazastreifen wird zu einem Friedhof für Kinder.“ Die Angriffe des israelischen Militärs träfen Krankenhäuser, Flüchtlingslager, Moscheen, Kirchen und UNO-Einrichtungen. Das Völkerrecht, das den Schutz von Zivilisten fordere, werde eindeutig verletzt. Keine Partei eines bewaffneten Konflikts stehe über dem Völkerrecht.
Am 16. November 2023 erklärte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP), das seit Beginn des Konfliktes nur 10 Prozent der für die Bevölkerung benötigten Lebensmittel in den Gazastreifen gelangt sind, wodurch der Gazastreifen sich mit einer massiven Nahrungsmittellücke und weitverbreitetem Hunger konfrontiert sieht. Die in den Gazastreifen gelangten Nahrungsmittel reichten nur aus, um 7 Prozent des täglichen Mindestbedarfs an Kalorien zu decken. Durch den Mangel an Treibstoff seien zudem die Lebensmittelversorgungsketten zusammengebrochen. Angesichts des nahenden Winters, der unsicheren und überfüllten Unterkünfte und des Mangels an sauberem Wasser drohe der Zivilbevölkerung unmittelbar der Hungertod.
UN-Vollversammlung
Am 27. Oktober verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Resolution ES-10/21, in der ein „sofortiger und dauerhafter humanitärer Waffenstillstand und die Einstellung der Feindseligkeiten“ gefordert werden. Die Resolution wurde von Jordanien eingebracht, nachdem vorherige Versuche von Resolutionen zu humanitären Pausen und Waffenstillständen im UN-Sicherheitsrat gescheitert waren.
Dass der Vorschlag zur Abstimmung zugelassen wurde, fand insbesondere in westlichen Ländern Widerspruch. Der israelische Außenminister Eli Cohen zeigte sich missbilligend: „Wir lehnen den verabscheuungswürdigen Ruf der UN-Generalversammlung nach einem Waffenstillstand entschieden ab“, US-Senator Lindsey Graham, Ranking member und ehemaliger Vorsitzender des Justizausschusses des US-Senats, bezeichnete die Vereinten Nationen als das „antisemitischste Gremium der Welt“.
Die Resolution erzielte eine klare Mehrheit und wurde mit 121 Stimmen bei 14 Gegenstimmen und 44 Enthaltungen angenommen. Deutschland enthielt sich bei der Abstimmung, was in Folge zu deutlicher Kritik vom israelischen Botschafter in Deutschland Ron Prosor führte: „Die Enthaltung ist moralisch falsch und die Geschichte wird darüber urteilen. Die Staatsräson bedeutet, gerade in schwierigen Zeiten aktiv an der Seite Israels zu stehen.“ Auch die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) reagierte „mit Entsetzen“ und verurteilte die Enthaltung Deutschlands, dieses „müsse ohne Wenn und Aber an der Seite Israels“ stehen. Der Präsident der DIG, Volker Beck kommentierte mit den Worten: „Wie kann Deutschland sich bei einer UN-Resolution enthalten, die als alleiniges Ziel hat, Israels Recht auf Selbstverteidigung zu delegitimieren? Deutschland hätte klar mit Nein stimmen sollen!“
UN-Sicherheitsrat
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wurde auf Verlangen der nichtständigen Mitglieder Malta und Vereinigte Arabische Emirate zu einer nichtöffentlichen Dringlichkeitssitzung am 8. Oktober einberufen. In den „geschlossenen Konsultationen“ (Consultations of the whole) stand die Lage im Nahen Osten auf der Tagesordnung. Neben den 15 Ratsmitgliedern waren anders als bei öffentlichen Sitzungen keine weiteren Staaten – auch nicht die in den Konflikt involvierten – als Beisitzer zugelassen. Als Berichterstatter fungierte der UN-Sonderkoordinator für den Nahost-Friedensprozess, Tor Wennesland. Der Großangriff wurde in dem Gremium durch eine Mehrheit verurteilt, aber es kam zu keiner einstimmigen Beschlussfassung.
Am 17. Oktober 2023 schlug die russische UN-Delegation eine Resolution des UN-Sicherheitsrats vor, in der humanitärer Zugang, die sichere Evakuierung von Zivilisten und die Freilassung von Geiseln gefordert wurden. Sie erhielt nicht die erforderlichen neun Stimmen im UN-Sicherheitsrat, sondern nur fünf Ja-Stimmen (China, Gabun, Mosambik, Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate), vier Nein-Stimmen (Frankreich, Japan, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten) und sechs Enthaltungen (Albanien, Brasilien, Ecuador, Ghana, Malta und die Schweiz).
Am 18. Oktober wurde gegen eine brasilianische UN-Sicherheitsratsresolution, die einen Waffenstillstand forderte, um humanitäre Hilfslieferungen zu erleichtern, und die eine ausdrückliche Verurteilung der Hamas-Aktionen gegen Israel enthielt, ein Veto eingelegt. Die US-Delegation argumentierte, dass die USA ihr Veto einlegten, da in der Resolution „Israels Recht auf Selbstverteidigung“ nicht erwähnt wurde.
Guterres konstatierte bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates am 24. Oktober eindeutige Verstöße Israels gegen das Völkerrecht in Gaza, und mahnte, dass „keine Partei eines bewaffneten Konflikts über dem internationalen humanitären Recht steht“. In Bezug auf die zwangsweise Evakuierung der Zivilbevölkerung sowie die Blockade der Versorgung appellierte Guterres an Israel:
„Der Schutz der Zivilbevölkerung bedeutet nicht, mehr als eine Million Menschen zur Evakuierung in den Süden zu befehlen, wo es keine Unterkünfte, keine Nahrung, kein Wasser, keine Medikamente und keinen Treibstoff gibt, und dann den Süden selbst weiter zu bombardieren.“
Guterres verurteilte abermals die Verbrechen der Hamas aufs Schärfste, sagte aber auch: „Es ist wichtig zu erkennen, dass die Angriffe der Hamas nicht im luftleeren Raum stattfanden“ und dass die Palästinenser „seit 56 Jahren unter erstickender Besatzung“ leiden würden. Israels UN-Botschafter Erdan forderte daraufhin Guterres’ Rücktritt, der israelische Außenminister Cohen sagte ein geplantes Treffen mit Guterres ab. Dem UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths wurde am Folgetag die Einreise nach Israel verweigert, es folgte die Ankündigung Israels, Vertretern der Vereinten Nationen keine Visa zur Einreise mehr zu erteilen. Auch in Deutschland führte die Stellungnahme zu Diskussionen und Kritik am Generalsekretär der Vereinten Nationen. Der ehemalige Ministerialdirektor für Außenpolitik im Bundeskanzleramt und derzeitiger Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, stimmte Guterres weitgehend zu und forderte eine „diplomatische Lösung des Konflikts“, was von Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, als „ungeheuerlich“ zurückgewiesen wurde; Prosor unterstellte Heusgen eine „toxisch-naive Sicherheitsexpertise“ und brachte seine Empörung zum Ausdruck. Der ehemalige CDU-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Armin Laschet bezeichnete „das Gerede von politischen Umständen“ als Relativierung und als einen „Tabubruch und inakzeptabel, sowohl für einen UNO-Generalsekretär als auch für Herrn Heusgen“. Heusgen gab am folgenden Tag eine öffentliche Entschuldigung ab.
Am 15. November nahm der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine völkerrechtlich bindende Resolution an, die zur Sicherstellung humanitärer Hilfe „dringende und ausgedehnte humanitäre Pausen und Korridore im gesamten Gazastreifen für eine ausreichende Anzahl von Tagen“ forderte. Alle Parteien wurden angehalten, das Völkerrecht zu respektieren. Eine „Zwangsumsiedlung der Zivilbevölkerung“ wurde abgelehnt. Den Menschen im Gazastreifen dürften lebensnotwendige Dienste nicht vorenthalten werden. Die Hamas wurde aufgefordert, die Geiseln freizulassen. Zwölf Nationen stimmten für die Resolution, die USA, Russland und das Vereinigte Königreich enthielten sich der Stimme. Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen nannte die Resolution „realitätsfern“ und „bedeutungslos“.
Europäische Union
Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, nannte die Angriffe „Terrorismus in seiner verabscheuungswürdigsten Form“. Der Sitz der Kommission wurde am Abend des Überfalls mit der Flagge Israels angestrahlt. Die Europäische Union verkündete am 9. Oktober als Reaktion auf die Ereignisse die Aussetzung aller Hilfsgeldzahlungen nach Gaza. Den Worten des Kommissar für Erweiterung und Europäische Nachbarschaftspolitik, Olivér Várhelyi, zufolge werden „alle Zahlungen sofort ausgesetzt. Alle Projekte werden überprüft.“ Diese Entscheidung wurde jedoch auf Druck mehrerer Mitgliedstaaten der Europäischen Union einen Tag später wieder zurückgenommen.
Am 23. Oktober wurde im Rahmen eines EU-Außenminister-Treffen in Luxemburg über die europäische Positionierung zu einem Waffenstillstand sowie der Einrichtung humanitärer Korridore zur Versorgung der Zivilbevölkerung. Dem Treffen ging die UNO-Forderung nach einem Waffenstillstand voraus; es erfolgte auf Initiative mehrerer EU-Länder und mit Unterstützung des Hohen Vertreters der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik Josep Borrell („Der UN-Generalsekretär hat dazu aufgefordert. (...) Wie können wir nicht darüber diskutieren“). Es kam jedoch nicht zu einer einheitlichen Position, da einige Außenminister wie beispielsweise Annalena Baerbock für Deutschland, gegen einen Waffenstillstand stimmten.
Im Beschluss eines EU-Außenministertreffens am 13. November forderten die Außenminister von 28 EU-Staaten in einer gemeinsamen Erklärung eine unmittelbare Feuerpause. Vertreten durch Annalena Baerbock lehnte Deutschland weiterhin ab, sich Forderungen nach einem Waffenstillstand anzuschließen.
Arabische Liga
Die Außenminister der 22 Mitgliedstaaten der Arabischen Liga trafen sich am 11. Oktober in Kairo zu einer Dringlichkeitssitzung. Es wurde ein sofortiger Stopp der israelischen Angriffe auf Gaza gefordert. In einer Abschlusserklärung des Sondertreffens wurde die Notwendigkeit betont, den Friedensprozess wiederzubeleben. Die Abschlusserklärung rief beide Seiten dazu auf, die Waffen ruhen zu lassen. „Wir verurteilen das Töten von Zivilisten auf beiden Seiten. Unbeteiligte müssen, wie es die menschlichen Werte und das internationale Recht verlangen, geschützt werden. Alle Gefangengenommen und entführten Zivilisten müssen freigelassen werden“ hieß es unter anderem in der Abschlusserklärung.
Organisation für Islamische Zusammenarbeit
Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit verurteilte die anhaltende israelische Militäraggression gegen die Palästinenser und bekräftigte, dass die fortgesetzte Besetzung die „Ursache der Instabilität“ sei.
Rotes Kreuz
Laut Fabrizio Carboni, Regionaldirektor Naher und Mittlerer Osten für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, hat die Blockade maßgebliche Auswirkungen auf die zivile Bevölkerung in Gaza, wobei die alltägliche Versorgung grundlegens zum Erliegen kommt: „Gaza ohne Strom bedeutet Spitäler ohne Strom: Dies gefährdet das Leben von Neugeborenen in Brutkästen und älteren Patientinnen und Patienten mit künstlicher Sauerstoffzufuhr. Dialysebehandlungen werden unterbrochen, Röntgenuntersuchungen sind nicht mehr möglich. Ohne Strom besteht die Gefahr, dass die Spitäler zu Leichenhäusern werden. Für die Familien in Gaza ist es bereits heute schwer, sauberes Trinkwasser zu erhalten. Kein Vater und keine Mutter möchte gezwungen sein, dem durstigen Kind schmutziges Wasser zu trinken geben zu müssen.“ Der WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus forderte, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) solle sofort Zugang zu den aus Israel entführten Geiseln erhalten. Er forderte außerdem die sofortige Freilassung aller Geiseln, die im Zuge des Terrorangriffs der islamistischen Hamas Anfang Oktober verschleppt worden waren.
Human Rights Watch
Human Rights Watch forderte am 6. November ein Waffenembargo gegen Israel und bewaffnete palästinensische Gruppen. „Länder, die Waffen liefern, riskieren Mitschuld an schweren Menschenrechtsverletzungen“, warnte die Organisation. Israels wichtigste Verbündete – die Vereinigten Staaten, Deutschland, Großbritannien und Kanada – sollten ihre „Militärhilfen und Waffenverkäufe an Israel aussetzen, solange die israelischen Streitkräfte ungestraft umfangreiche, schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen begehen, die Kriegsverbrechen gegen die palästinensische Zivilbevölkerung gleichkommen. Der Iran und andere Regierungen sollten die Lieferung von Waffen an bewaffnete palästinensische Gruppen, einschließlich der Hamas und des Islamischen Dschihad, einstellen, solange diese systematisch Angriffe verüben, die Kriegsverbrechen gegen israelische Zivilist*innen darstellen.“
Öffentliche Reaktionen weltweit
Seit dem Beginn des Krieges kam es zu Solidaritätskundgebungen sowohl für Israel als auch für die Hamas und Palästina. Auch gab es zahlreiche Ausschreitungen und Angriffe. Diese waren vor allem antisemitisch oder antiisraelisch, es gab jedoch vor allem in den Vereinigten Staaten vereinzelt auch islamfeindliche oder anti-palästinensische teils gewaltsame Aktionen und Angriffe.
Der Krieg in den Medien
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas wird in den verschiedensten Medien in aller Welt ausführlich berichtet; die Berichterstattung ist vielfältig und reicht von traditionellen Nachrichtenkanälen bis hin zu verschiedenen Social-Media-Plattformen und umfasste eine große Bandbreite an Perspektiven und Erzählungen. Die Frage nach der Ausgewogenheit und kritischen Distanz in der Berichterstattung ist Gegenstand zahlreicher Kontroversen und Debatten weltweit. Kritik geht oft mit dem Vorwurf der Parteinahme für eine jeweilige Konfliktpartei einher. Von Ländern der arabischen Welt und des globalen Südens wird der westlichen Presse eine Doppelmoral im Verhältnis zur Darstellung anderer Kriege und Konflikte vorgeworfen; umgekehrt wird oft eine Fokussierung auf zivile Opfer in Gaza ohne Nennung der vorhergehenden Terrorangriffe kritisiert.
Einschätzung von Reporter ohne Grenzen
Die Organisation Reporter ohne Grenzen beklagte die Einschränkung der Pressefreiheit durch gezielten Beschuss von Reportern und Journalisten durch israelische Streitkräfte; es seien innerhalb der ersten Woche der Gefechte 11 Journalisten getötet worden. Der Beschuss habe mitunter gezielt und trotz klarer Kennzeichnung als Presse-Mitglied stattgefunden. So sei eine Gruppe aus mehreren Journalisten am 13. Oktober im Abstand weniger Sekunden zweimal aus derselben Richtung von Israel aus beschossen worden. Bei dem Beschuss war der Reuters-Journalist Issam Abullah getötet worden, vier weitere Medienschaffende wurden verletzt. Laut Reporter ohne Grenzen konnten diese nicht mit Kämpfern verwechselt werden, weil sie im Augenblick des Beschusses schon rund eine Stunde offen mit ihren Kameras im Gelände gestanden hätten und durch die Aufschrift „Press“ auf Schutzwesten und Helmen sowie dem Dach ihres Autos klar als Journalisten gekennzeichnet gewesen seien. Die Organisation bezeichnet dies als Kriegsverbrechen.
Journalistische Bewertungen
Vielfach wurde der Angriff aufgrund der Dimension des Terrors als ein „9/11-Moment für die Geschichte Israels“ angesehen. Im israelischen Fernsehen wird der Tag auch als „Gamechanger“ bezeichnet. Der jetzige Krieg müsse anders sein als die früheren und ein klares Ziel haben. Israel werde einen wie auch immer formulierten „Sieg“ erzielen „müssen“, schätzte Israelexperte Richard C. Schneider die Lage ein.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt der Journalist Mathieu von Rohr, Leiter des Spiegel-Auslandsressorts: „Die Bilder von palästinensischen Kämpfern in israelischen Ortschaften sind schockierend: Der palästinensischen Hamas ist damit ein militärischer Terrorangriff in einem ungekannten Ausmaß gelungen. Psychologisch ist das am ehesten vergleichbar mit dem Überraschungsangriff der Araber auf Israel am Jom-Kippur-Tag am 6. Oktober 1973 – also fast auf den Tag genau vor 50 Jahren. Dass der Hamas ein solcher Angriff gelingen konnte, der vermutlich Monate der Vorbereitung erforderte, ist ein enormes Versagen der israelischen Geheimdienste und Sicherheitskräfte unter der Regierung von Benjamin Netanjahu. Die Folge wird zweifellos ein umfassender Krieg Israels gegen die Hamas in Gaza sein.“ Der Spiegel bezeichnete den überraschenden Angriff der Hamas in einem weiteren Artikel auch als „Pearl Harbor von Israel“.
Ulrich von Schwerin (Neue Zürcher Zeitung) kommentierte, dass die Hamas diesen massiven Angriff unternommen habe und eine massive Reaktion Israels in Kauf nehme, um eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien zu verhindern. Hamas hätte durch diese Annäherung politisch viel zu verlieren. Das Leid der palästinensischen Bevölkerung sei Teil ihres Kalküls: „Wenn es in Gaza zu Häuserkämpfen kommt und Tausende Palästinenser sterben, wird an eine Annäherung mit den Saudi tatsächlich auf absehbare Zeit nicht mehr zu denken sein.“ Der Chefredakteur der königshausnahen saudischen Arab News, Faisal Abbas, schrieb, der Angriff und die Gefangennahme von Geiseln verschafften der Hamas neue Verhandlungsmasse. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass sich die Realität am Boden verändern werde. Der Krieg stärke die Rechtsregierung von Benjamin Netanyahu, die gewöhnlichen Palästinenser würden den Preis zahlen müssen. Die Anstrengungen für einen „umfassenderen regionalen Friedensvorschlag“ sollten verstärkt werden. Der ehemalige Chefredakteur von Asharq al-Awsat meinte, es handle sich um einen Krieg zur Durchsetzung von Fraktionsinteressen ohne strategisches Ziel. Es sei verdächtig, dass der Angriff zu einem Zeitpunkt erfolge, an dem saudisch-israelische Verhandlungen „den Palästinensern bessere Lebensbedingungen“ verschaffen würden. Er behauptete weiterhin, es handle sich um eine iranische Sabotage des Friedens im Nahen Osten. Die Sympathie des Westens für die palästinensischen Anliegen würde durch die Bilder der Operation verschwinden.
Der britische Journalist Peter Beaumont meinte im The Guardian, dass der Angriff als ein Versagen des israelischen Geheimdienstes für die Ewigkeit in Erinnerung bleiben werde, da die israelische Regierung die Vorbereitungen nicht vorher entdeckt habe. Der israelische Journalist Yoav Limor schrieb bei Jewish News Syndicate, dass die Hamas den Angriff über viele Monate, vielleicht sogar Jahre, minutiös geplant habe. Die Hamas habe den falschen Eindruck erweckt, dass sie sich von einem direkten Angriff auf Israel abschrecken ließe. Israel habe ihr das abgekauft und sich das Paradigma zu eigen gemacht, dass die Hamas von einem Totalangriff absehen würde. Ein BBC-Bericht befasste sich ebenfalls mit der Frage des Versagens der Nachrichtendienste und behauptete, Israel verfüge zwar über den umfangreichsten und am besten finanzierten Nachrichtendienst in der Region sowie über ein Netz von Informanten und Agenten innerhalb militanter Gruppen, habe aber die Eskalation nicht vorhergesehen. Die Hamas müsse ein außerordentliches Maß operativer Sicherheit gehabt haben. US-Beamte äußerten sich schockiert darüber, dass der israelische Geheimdienst nichts von den Vorbereitungen der Hamas wusste. Amir Avivi, ehemaliger stellvertretender Befehlshaber der Gaza-Division des israelischen Militärs erklärte, dass die Anschläge das Vertrauen in die Geheimdienste des Landes erschüttert hätten und dies ein Versagen sei, das nicht kleiner sei als beim Jom-Kippur-Krieg.
Maria Sterkl schrieb in der Frankfurter Rundschau, dass die Terrororganisation Hamas die Region in einen Krieg gestürzt habe, „der länger andauern, viele Menschenleben kosten und Traumata hinterlassen“ werde, „die noch mehrere Generationen überschatten“ würden. Die israelischen Streitkräfte, die versuchten, „militärische Infrastruktur, nicht aber zivile Ziele anzugreifen“, was in einem dicht besiedelten Land aber nicht immer gelinge, könnten damit konfrontiert werden, dass die Hamas israelische Geiseln als menschliche Schutzschilde benutzen werde, wie sie es auch mit ihren eigenen Leuten mache. Wirklich gewinnen könne den Krieg niemand, weder die Israelis noch die Hamas oder ihre Unterstützer, „die mit himmelschreiendem Zynismus das Morden und Foltern auch noch als Freiheitskampf verkaufen“ wollten, noch „jene Menschen in Gaza, die zwar nicht mit der Hamas leben wollen, aber gar keine andere Wahl haben, weil sie das Gebiet weder verlassen noch ihre Führung abwählen können“.
Auch Rudi Wais (Augsburger Allgemeine) wies darauf hin, dass 900 Tote bei neun Millionen Einwohnern wie in Israel einem Anschlag in der Bundesrepublik mit 8000 Toten entsprächen oder in den Vereinigten Staaten mit mehr als 30.000 Toten. Die Hamas, die Hisbollah, der Islamische Dschihad „und ihre Hintermänner im Iran“ verstünden „nur eine Sprache: Härte und Konsequenz“. Die Wehrhaftigkeit der einzigen Demokratie im Nahen Osten werde immer wieder neu herausgefordert „und vor allem in Europa häufig von einer grotesk verklärten Revolutionsromantik flankiert, die den Palästinensern fast alles durchgehen lässt“, sogar Kundgebungen, bei denen die Massaker gefeiert würden. Er stellte auch die Frage, ob die internationale Gemeinschaft noch ein Hilfswerk der Vereinten Nationen unterstützen wolle, das „Schulen finanziert, in denen die Vernichtung Israels propagiert“ werde. Einen hohen Preis für den Hamas-Terror zahlten auch die Muslime und Palästinenser, die in Frieden leben wollten und die es auch gebe.
Der Jurist Ronen Steinke vertrat in der Süddeutschen Zeitung die Ansicht, dass ein Rechtsstaat öffentliche Feiern, die in einigen Ländern von Hamas-Anhängern anlässlich der Mord- und Gräueltaten veranstaltet wurden, nicht dulden dürfe.
Laut der Times of Israel wurden an keinem Tag seit der Staatsgründung Israels so viele Israelis getötet wie am Tag des Angriffs am 7. Oktober 2023. Eylon Levy, ehemaliger Sprecher des israelischen Präsidenten Jitzchak Herzog, äußerte sich ähnlich: „Es ist keine Übertreibung, zu sagen, dass gestern der schwärzeste Tag in der jüdischen Geschichte seit dem Ende des Holocausts war.“
Jan-Christoph Kitzler (tagesschau.de) sah als Grund für die offensichtliche Verwundbarkeit Israels die „falschen Prioritäten“, die von der Regierung Netanjahu gesetzt worden seien, nämlich die „Schwächung des Rechtsstaates und der massive Ausbau der Siedlungen im besetzten Westjordanland“. Die Sicherheit des Landes sei vernachlässigt worden, was die Hamas ausgenutzt habe.
Gabor Steingart schrieb im Focus, dieser durch den Hamas-Terror provozierte Krieg sei im Grunde „der größte Selbstmordanschlag der neueren Geschichte“; kollektiv stürze „die Terrororganisation Hamas sich und ihre Nächsten in den Tod“. Einen „Krieg ohne Kriegsziel“ könne „nur der Nihilismus hervorbringen“.
Der Nahost-Experte Daniel Gerlach berichtete, dass in den türkischen Medien die israelischen Opfer gegenüber der fünffachen Zahl palästinensischer Opfer (Stand 30. Oktober) aufgerechnet werden. In der dritten, der arabischen und muslimischen Welt sei es ein „weitverbreitetes Gefühl“, dass die westlichen Staaten eine Doppelmoral zeigen: die israelischen Opfer beklagen, aber für die palästinensischen Opfer nicht die gleiche Empathie empfinden. Diese Misere werde nach seiner Einschätzung noch sehr lange Auswirkungen haben.
Die Zeit-Redakteurin Evelyn Finger kommentierte die Kritik am Vorgehen der israelischen Streitkräfte in Gaza-Stadt und fragte, wie man einen Gegner bekämpfen könne, der sich hinter Zivilisten verschanzt. Israel befinde sich in einem Dilemma. Wie man den Terror bekämpfen und zugleich Unschuldige schützen kann, könne Israel nicht allein beantworten. Die Frage richte sich an die Staatengemeinschaft.
Bewertungen von Wissenschaftlern
Die Soziologin Eva Illouz sah ein Versagen der Regierung Netanjahu in der Neuen Zürcher Zeitung vom 14. Oktober 2023 auf drei Ebenen: Das politische System sei durchaus über die bevorstehende Gefahrenlage von ägyptischer Seite gewarnt worden. Infolge der unmittelbar vorausgegangenen Justizreform sei es aber geschwächt gewesen, was absehbar gewesen sei. Die Armee und ihre politische Führung habe sich auf den Iran als Gegner eingestellt und die tatsächliche Gefahr von Hamas unterschätzt. So seien auch am Feiertagswochenende zu viele Soldaten in Urlaub geschickt worden, sie hätten wegen der Feiertagsruhe am Schabbat nicht schnell genug vor Ort sein können, und ihre Ausrüstung sei veraltet gewesen. In der Folge habe die Zivilgesellschaft die Funktion des insoweit „dysfunktionalen“ Staates übernommen. Illouz geht daher davon aus, dass sich die „politische Kultur Israels wahrscheinlich auf unumkehrbare Weise verändern“ werde.
Im Zuge der israelischen Bombardierungen und der vollständigen Blockade des Gazastreifens, darunter auch der Einstellung der Lieferung von Wasser und Nahrung für die Zivilbevölkerung von Israel aus, schrieb der israelische Genozidforscher Raz Segal am 13. Oktober 2023 in der Jewish Currents von einem „Fall von Völkermord aus dem Lehrbuch“ und stellte das Vorgehen in den Kontext der Nakba, der Vertreibung der Palästinenser im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948. Der Historiker Omer Bartov schrieb am 10. November 2023 in der New York Times, Israel stünde mit seinen Aktionen in Gaza nun hart am Rande des Genozids.
Dagegen betonen Jürgen Habermas, Nicole Deitelhoff u. a. in einer auf der Website des Forschungszentrums Normative Orders der Goethe-Universität veröffentlichten Stellungnahme mit dem Titel Grundsätze der Solidarität am 13. November 2023, dass der Gegenschlag Israels infolge des Massakers der Hamas vom 7. Oktober in der erklärten Absicht, jüdisches Leben generell zu vernichten „prinzipiell gerechtfertigt“ sei. Die Maßstäbe der Beurteilung würden „vollends verrutschen“, wenn dem israelischen Vorgehen genozidale Absichten zugeschrieben werden.
Desinformation und Fake-News
In den sozialen Medien gab es laut ZDF zahllose Desinformationen (Falschbehauptungen), sogenannte „Gaza-Fakes“. So behaupteten erstens führende Hamas-Vertreter immer wieder in Interviews, es habe „gar keine oder nur kaum zivile Opfer bei dem Großangriff auf Israel vom 7. Oktober gegeben. Israelische Soldaten seien angeblich die primären Opfer gewesen.“ Zweitens behaupteten Social-Media-Nutzer zum Bild eines verbrannten Babys, das Benjamin Netanjahu am 12. Oktober bei X verbreitet hatte, das Foto sei „durch Künstliche Intelligenz erzeugt worden, also ein Fake“. Grundlage dafür sei das Foto eines Hundewelpen gewesen. Untersuchungen des ZDF legten jedoch nahe, dass ebendieses Welpenbild manipuliert worden war. Ebenfalls auf X wurde behauptet, die „Explosion am Al-Ahly-Krankenhaus habe sich eine Stunde später abgespielt als von allen Medien recherchiert“, darum sei Israel verantwortlich. Auch wurde behauptet, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan habe angedroht, im Gazastreifen zu „intervenieren“, um den „israelischen Krieg“ zu beenden. Zudem ist es laut ZDF so, dass alte Bilder und Videos oft als aktuell ausgegeben werden, dies geschehe allerdings in jedem Konflikt. Viele Nutzer verbreiteten dann ungeprüft alte Aufnahmen. Bilderrückwärtssuchen und andere Werkzeuge seien jedoch hilfreich, um frühere Versionen eines Medieninhalts im Netz aufzuspüren und dadurch solche Manipulationen zu entlarven.
Während des Kriegs in Israel und Gaza bedienten sich nach Angaben eines Militärexperten des King’s College London auch die israelischen Streitkräfte teilweise der Desinformation. Am 13. November veröffentlichte das israelische Militär ein Video, das nach Eigenangaben den als Geiselversteck und Waffenlager genutzten Keller des al-Rantisi-Kinderkrankenhauses zeigen sollte, wenngleich es Zweifel an der Authentizität gibt. In dem Video hatte der IDF-Sprecher Daniel Hagari unter anderem auf einen Kalender verwiesen, auf der Hamas-Terroristen namentlich ihre Schicht zur Bewachung von Geiseln eingetragen hätten – bei den angeblichen Namen der Terroristen in arabischer Schrift handelte es sich jedoch lediglich um die Wochentage. Das offizielle X-Account des Staats Israel veröffentlichte eine Videomontage, die einen palästinensischen Videofilmer beschuldigte, ein von der Hamas bezahlter „Schauspieler“ zu sein. Das Video sollte zeigen, wie al-Jafarawi am 25. Oktober verletzt in einem Krankenhausbett lag, dann aber in einem angeblich am nächsten Tag veröffentlichten Video gesund durch die Straßen von Gaza lief. In Wirklichkeit stammte das Bild von dem Mann im Krankenhausbett vom 23. August und zeigte eine ganz andere Person. Das X-Account des Staates Israel postete diese irreführende Montage zuerst, löschte den Beitrag jedoch später; das Video kursierte aber später immer noch im Internet. Siehe auch Pallywood#Verwendung im Krieg in Israel und Gaza 2023.
Julia Smirnova vom Institute for Strategic Dialogue Germany (ISD) sagte, Russland instrumentalisiere „auf zynische Weise diese Tragödie, um antiwestliche und antiukrainische Narrative zu verbreiten“. So behaupteten der russische Duma-Chef Wjatscheslaw Wiktorowitsch Wolodin wie auch der Sender RT, die Ukraine habe vom Westen gelieferte Waffen an Länder des Nahen Ostens sowie die Hamas weiterverkauft. Auch die rechte US-Politikerin Marjorie Taylor Greene äußerte sich ähnlich. In prorussischen Kanälen wie dem der deutschen Bloggerin Alina Lipp wurde geschrieben, ukrainische Geflüchtete arbeiteten für die Hamas. In einigen propalästinensischen und verschwörungsideologischen Kanälen werden die Angriffe als lediglich von Israel inszeniert dargestellt. Laut Josef Holnburger vom Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) wird auf vielen deutschsprachigen verschwörungsideologischen Plattformen die Behauptung aufgestellt, Israel habe die Angriffe der Hamas bewusst geschehen lassen, um einen Vorwand zu haben, selbst anzugreifen. Israel sei nach dieser Logik der Mörder an der eigenen Bevölkerung und profitiere von den Angriffen, laut Holnburger eine „starke Umkehr der Täter-Opferperspektive“. Ebenfalls geläufig sei die Dämonisierung Israels; so wurde ein angebliches Zitat des israelischen Verteidigungsministers Joaw Galant verbreitet, nach dem Israel alle Regeln der Kriegführung aufgehoben habe und die Soldaten für nichts verantwortlich gemacht würden, was Galant jedoch nie gesagt hatte. Häufig werde Israel auch eine Teil- oder Alleinschuld an den Angriffen zugewiesen.
Im Oktober 2023 leitete die EU-Kommission nach zahlreichen Hinweisen auf Falschinformationen sowie illegale und irreführende Beiträge und Videos zum Angriff der Hamas auf Israel ein Verfahren gegen den Online-Dienst X ein.
Radiofeature
- „Ich will, dass die Welt davon erfährt“ – Überlebende des Massakers und Angehörige von Geiseln schildern, wie dieser Tag ihr Leben für immer verändert hat. Von Jule Hoffmann und Johanna Behre. Deutschlandfunk Kultur, 5. November 2023
Weblinks
- Raketenwarnsystem der Israelis (mehrsprachig). Mit Livewarnung. tzevaadom.co.il
- Karte bzw. Übersicht des Kriegsgeschehens und teils nicht verifizierte Meldungen mit Zeitleiste auf Liveuamap.com (mehrsprachig)
- Nachgefragt: Krieg im Nahen Osten & in der Ukraine / Was bedeutet das für Deutschland – Interview mit Carlo Masala am 1. November 2023 im YouTube-Kanal der Bundeswehr (Video)
Einzelnachweise
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- ↑ Hunderte Hamas-Terroristen in Gefangenschaft: Israels Armee erlangt Kontrolle über Grenze zu Gaza. In: Der Tagesspiegel Online. (tagesspiegel.de [abgerufen am 11. Oktober 2023]).
- n-tv NACHRICHTEN: Israels Verteidigungsminister: „Bin verantwortlich“. Abgerufen am 23. Oktober 2023.
- rnd.de: Bodenoffensive in Gaza: „Die Hamas wird Hinterhalte planen“. Abgerufen am 26. Oktober 2023.
- Erbitterter Kampf gegen Hamas-Angreifer: Israel offiziell im Kriegszustand. 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
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- Authorities name 391 soldiers, 59 police officers killed in Gaza war.
- IDF announces names of 2 soldiers killed in Gaza; ground op death toll climbs to 58
- ↑ Israel: Neue Frist für Flucht aus Gaza abgelaufen. In: tagesschau.de. 15. Oktober 2023, abgerufen am 16. Oktober 2023.
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- Tia Goldenberg: In Hamas’ horrific killings, Israeli trauma over the Holocaust resurfaces. 15. Oktober 2023, abgerufen am 16. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
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- Enthauptungen und Vergewaltigungen: Israelische Forensiker berichten von Folterspuren an den Opfern der Hamas. In: stern.de. 16. Oktober 2023, abgerufen am 20. Oktober 2023.
- Israelische Forensikerin: „Mir ist in jeder Sekunde bewusst, was ich hier tue. Das sind unsere Familien.“ In: stern.de. 19. Oktober 2023, abgerufen am 20. Oktober 2023.
- Jan-Christoph Kitzler: Freiwillige identifizieren Leichen nach Terrorangriff der Hamas. In: tagesschau.de. 18. Oktober 2023, abgerufen am 20. Oktober 2023.
- 758 bodies of civilians have been identified so far as work continues, police say. The Times of Israel, 20. Oktober 2023, abgerufen am 23. Oktober 2023 (englisch).
- Strategie für Gaza. taz.de, 23. Oktober 2023, abgerufen am 24. Oktober 2023.
- tagesschau.de: Liveblog: Netanyahu warnt Hisbollah vor Kriegseintritt. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
- Strategie für Gaza. taz.de, 23. Oktober 2023, abgerufen am 24. Oktober 2023.
- Israeli organization and evacuees blast UN for ignoring plight of displaced Israelis. The Times of Israel, 6. November 2023, abgerufen am 6. November 2023 (englisch).
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- Krieg im Nahen Osten: Warum sich Südamerika gegen Israel stellt – Genozid-Vorwürfe, NS-Vergleiche, Kritik an Verletzungen des humanitären Völkerrechts – der Ton Lateinamerikas gegenüber Israel wird immer härter. Woher kommt diese Ablehnung? – ZDF
- „Kapitulation vor dem Terrorismus“: Israel kritisiert südamerikanische Länder für Protestaktione – RND
- Bolivia severs ties with Israel, others recall envoys over Gaza – Reuters
- Mit Honduras zieht ein weiteres lateinamerikanisches Land seinen Botschafter aus Israel ab – Deutschlandfunk
- Bolivien kappt diplomatische Beziehungen zu Israel – Der Spiegel
- Bolivien bricht diplomatische Beziehungen zu Israel ab Aus Protest gegen die israelischen Angriffe will Bolivien seine staatlichen Beziehungen zu Israel beenden. Zudem beorderten Chile und Kolumbien ihre Botschafter zurück. – Zeit
- Bahrain Suspends Economic Ties With Israel, Recalls Ambassador, Parliament Says – Wall Street Journal
- Israeli ambassador to Turkey leaves the country – NTV Reuters, 19. Oktober 2023, aufgerufen am 16. November 2023.
- Türkei ruft Botschafter in Israel zurück – Deutschlandfunk
- „Wir haben ihn abgeschrieben“: Erdogan bricht Kontakt zu Netanyahu ab – Frankfurter Rundschau
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- South Africa recalls ambassador and diplomatic mission to Israel and accuses it of genocide in Gaza, Associated Press, 6. November 2023
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- Krieg in Nahost: Laut israelischer Armee ist der Gazastreifen in zwei Hälften geteilt – Jordanien soll Hilfsgüter über palästinensischem Gebiet abgeworfen haben, Neue Zürcher Zeitung, 6. November 2023
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- ↑ Kritik an Deutschlands UN-Votum „Enthalten ist nicht genug“ – Tagesschau
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- Botschafter Prosor kritisiert Scholz für Uno-Enthaltung: »Wahre Freundschaft zeigt sich durch Taten« – Spiegel
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- US vetoes Brazil UN resolution calling for Israel-Hamas ceasefire – Jurist
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- Vereinte Nationen: Israel-Kritik: Guterres „schockiert über Fehlinterpretation“ – Zeit
- Heusgen, Guterres und all die anderen Relativierer der Hamas – Jüdische Allgemeine
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- EU-Außenministertreffen: Baerbock lehnt Waffenruhe für Gazastreifen ab – ZDF
- EU-Beratungen zu Nahost: Wie klar ist Europas Linie? – Tagesschau
- Krieg im Gazastreifen: EU-Außenminister fordern unmittelbare Feuerpause Im Gazastreifen fehlt es an Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten. Krankenhäuser sind offenbar nicht mehr funktionsfähig. Die EU-Außenminister wollen, dass das Feuer sofort eingestellt wird. – Berliner Zeitung
- Frau stört Baerbock-Rede: Rufe nach Feuerpause in Gaza sorgen für Polizeieinsatz In Brüssel stört eine Besucherin eine Baerbock-Rede und fordert eine Feuerpause in Gaza. Die Ministerin unterbreitet ein Angebot, das die Störerin ablehnt. Dann rückt die Polizei an. – Berliner Zeitung
- Arabische Liga fordert Waffenruhe. In: zentralplus.ch. 11. Oktober 2023, abgerufen am 12. Oktober 2023.
- Tilo Spanhel: Treffen der Arabischen Liga – Überraschende Einigkeit zu Israel. Tagesschau, 12. Oktober 2023, abgerufen am 15. Oktober 2023.
- OIC Condemns the Continuing Israeli Military Aggression against the Palestinians, Affirms that the Continued Occupation is the Cause of Instability. 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
- Erklärung von Fabrizio Carboni, Regionaldirektor Naher und Mittlerer Osten für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz: Israel und die besetzten Gebiete: Spitäler laufen Gefahr, ohne Strom zu Leichenhäusern zu werden; Geiseln müssen unverzüglich freigelassen werden – IKRK
- Gaza hospitals risk turning into morgues without electricity; hostages must be released immediately – ICRC statement – United Nations
- tagesschau.de
- Israel-Hamas War Day 31 | Netanyahu: No Ceasefire Without Release of All Israeli Hostages From Gaza, Haaretz, 7. November 2023
- Waffenlieferungen an Israel und bewaffnete palästinensische Gruppen aussetzen, Human Rights Watch, 6. November 2023
- Developing World Sees Double Standard in West’s Actions in Gaza and Ukraine Resentments are complicating calls by the Biden administration to rally the world against efforts to “annihilate” democracies. – The New York Times
- Media coverage of Israel and Gaza is rife with deadly double standards Journalism that presents Palestinians as less than human makes their killing more acceptable – The New Humanitarian
- Gaza-Konflikt – Reporter ohne Grenzen kritisiert Angriffe auf Journalisten, Die israelische Armee tötet bei einem Luftangriff zwei Kameramänner des Hamas-Senders Al-Aksa-TV. „Reporter ohne Grenzen“ nennt den Vorfall ein Kriegsverbrechen. – FAZ
- Reporter ohne Grenzen – Reuters-Journalist bei gezieltem Beschuss getötet – Süddeutsche Zeitung
- Pressefreiheit im Israel-Gaza-Krieg: Journalist*innen als Zielscheibe In dem Krieg zwischen Israel und der Hamas wurden bisher mindestens neun palästinensische, ein israelischer und ein libanesischer Journalist getötet. – taz
- ZDF-Korrespondent: Hamas-Angriff 9/11-Moment für Israel. 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
- James Rothwell, Nataliya Vasilyeva: Hamas terrorists butcher civilians as stunned Israel suffers ‘9/11’ moment. In: The Telegraph. 7. Oktober 2023 (telegraph.co.uk [abgerufen am 8. Oktober 2023]).
- Alexandra Föderl-Schmid: Israel erlebt einen 9/11-Moment – wie konnte es dazu kommen? 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
- Hamas-Angriff: Israel erlebt seinen 11. September. Abgerufen am 8. Oktober 2023.
- Mathieu von Rohr: Die Lage am Morgen – Israels Tag der Demütigung – und der Krieg, der folgen wird. In: Der Spiegel. 8. Oktober 2023 (spiegel.de [abgerufen am 8. Oktober 2023]).
- N12 – תיעוד: מחבלים חדרו לשדרות עם נשקים שלופים – וירו על… 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023.
- Dominik Peters: (S+) Israel: Yoav Gallant – ein Verteidigungsminister unter Druck. In: Der Spiegel. 8. Oktober 2023 (spiegel.de [abgerufen am 8. Oktober 2023]).
- Ulrich von Schwerin: Militärisch wird die Hamas in dem Krieg nicht siegen können, ihr zynisches Kalkül könnte aber aufgehen. Neue Zürcher Zeitung, 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
- Hamas has crossed the Rubicon. What now? 7. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
- غزة وحرب بلا فائدة. Abgerufen am 8. Oktober 2023 (arabisch).
- Peter Beaumont: Hamas’s stealth attack will be remembered as Israeli intelligence failure for the ages In: The Guardian, 7. Oktober 2023. Abgerufen im 7. Oktober 2023. (englisch)
- Yoav Limor: Israel’s failure of imagination on Hamas. In: JNS.org. 7. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
- How did Israeli intelligence fail to stop major attack from Gaza? In: BBC. 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
- US officials raise concerns over Israeli intelligence after Hamas attacks. CNN, 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
- The day that stunned Israel: attacks shake faith in intelligence services. In: Financial Times. 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
- Maria Sterkl: html Ein Krieg, der nicht zu gewinnen ist, www.fr.de, 8. Oktober 2023
- Rudi Wais: Eine Hydra namens Terror www.augsburger-allgemeine.de, 10. Oktober 2023
- Ronen Steinke: Die Grenze der Meinungsfreiheit www.sueddeutsche.de, 9. Oktober 2023
- Jan-Christoph Kitzler: Der bittere Erfolg der Hamas, www.tagesschau.de, 13. Oktober 2023
- Gabor Steingart: Was die Hamas gerade macht, ist an Idiotie kaum zu überbieten www.focus.de, 13. Oktober 2023
- Nahost-Experte: „Bin erstaunt, wie Erdogan auftritt“. In: n-tv.de. 30. Oktober 2023, abgerufen am 31. Oktober 2023. Video, 4:54 min.
- Evelyn Finger: Israels Dilemma, aus: Die Zeit, Nr. 49/2023, online 15. November 2023
- Eva Illouz: Wir lebten in einem Haus, das auf Sand gebaut ist. Israel konnte seine Bürger nicht schützen. Die Terrorattacke wird das Land verändern. In: Neue Zürcher Zeitung. 14. Oktober 2023, S. 46 (nzz.ch – online unter dem Titel: „Die Hamas hat am 7. Oktober nicht nur Hunderte von Menschen massakriert. Sie hat auch Illusionen ausgelöscht. Israel wird nicht mehr sein, was es bis dahin war“).
- ↑ A Textbook Case of Genocide (jewishcurrents.org), 13. Oktober 2023, abgerufen am 14. Oktober 2023.
- Omer Bartov: Opinion | What I Believe as a Historian of Genocide In: The New York Times, 10. November 2023. Abgerufen am 15. November 2023. (amerikanisches Englisch)
- Nicole Deitelhoff, Rainer Forst, Klaus Günther und Jürgen Habermas: Grundsätze der Solidarität. Eine Stellungnahme, Website des Forschungszentrums der Goethe-Universität Normative Orders, 13. November 2023
- Miguel de la Riva: Habermas bekennt sich zu Israels Recht auf Gegenschlag, FAZ, 15. November 2023
- Jürgen Habermas nennt Israels Krieg „prinzipiell gerechtfertigt“, Zeit online, 14. November 2023
- Desinformation auf Social Media: Gaza-Fakes: Diese Lügen lassen sich entlarven. ZDF, 28. Oktober 2023, abgerufen am 29. Oktober 2023.
- Fritz Schaap: (S+) Krieg in Gaza: »Das israelische Militär arbeitet sehr konsequent mit Desinformationen«. In: Der Spiegel. 17. November 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 18. November 2023]).
- Gaza: Was Israels Videos aus der Rantisi-Kinderklinik über den Informationskrieg sagen – DER SPIEGEL, 14. November 2023, abgerufen am 18. November 2023.
- Krieg in Gaza: »Das israelische Militär arbeitet sehr konsequent mit Desinformationen« – DER SPIEGEL, 17. November 2023, abgerufen am 18. November 2023. Israel-Gaza war: US says Hamas has command centre under Al-Shifa hospital – BBC News, 14. November 2023, abgerufen am 18. November 2023.
- No, this video doesn’t show a Palestinian pretending to be injured in the Israel-Hamas war, France 24, 1. November 2023
- Pascal Siggelkow: Hamas-Angriff auf Israel: Falsche Schuldzuweisungen und Whataboutism. In: tagesschau.de. 13. Oktober 2023, abgerufen am 29. Oktober 2023.
- EU ermittelt gegen X wegen Falschinformationen www.tagesschau.de, 13. Oktober 2023