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Der Libanesische Burgerkrieg dauerte von 1975 bis 1990 In seinem Verlauf bekampften sich verschiedene Gruppierungen im Libanon in wechselnden Koalitionen Daruber hinaus kam es zu mehreren Interventionen durch weitere Staaten Libanesischer Burgerkrieg Datum 13 April 1975 bis 13 Oktober 1990Ort LibanonAusgang Vertreibung der PLO Besetzung Libanons durch SyrienKonfliktparteienLibanon Libanesische FrontSudlibanesische Armee PhalangeMarada BrigadeTiger Miliz Israel Israel Syrien Syrien Libanon Libanesische Nationalbewegung Palastinensische Befreiungsorganisation Amal Bewegung Hisbollah Syrien Syrien Libanon Streitkrafte des Libanon Vereinte Nationen UNIFILBefehlshaberBachir GemayelSamir GeageaAmin GemayelMichel AounDany Chamoun Tony FrangiehSuleiman Frangieh Menachem BeginAriel Scharon Kamal DschumblatWalid DschumblatGeorge HawiJassir ArafatGeorge HabaschMonte Melkonian Nabih Berri Abbas al Musawi Hafiz al AssadMustafa Tlas Emmanuel Erskine Inhaltsverzeichnis 1 Ursache 2 Verlauf 3 Menschenrechtsverletzungen wahrend des Krieges 4 Ausgang 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseUrsache BearbeitenBereits in den 1950er Jahren hatte es starke Spannungen zwischen arabischen Nationalisten und prowestlichen Christen gegeben was unter der Chamoun Regierung zu einer Staatskrise mit anschliessender US Intervention fuhrte Der Ausbruch offener schwerer Kampfe wurde jedoch erst durch die Ankunft der im Schwarzen September 1970 aus Jordanien vertriebenen bewaffneten Krafte der PLO ausgelost Diese errichteten mit Billigung muslimischer libanesischer Gruppen einen bewaffneten Staat im Staate und ergriffen sogleich Partei fur die arabischen Nationalisten Mit dem Ausbruch offener Gefechte zwischen der maronitischen Phalange Miliz und der palastinensischen PLO begann der Burgerkrieg im April 1975 Vorausgegangen war eine Reihe wechselseitig verubter Anschlage und Massaker zwischen diesen Gruppierungen Insgesamt kampften wahrend des Burgerkrieges mehr als 80 Milizen Verlauf BearbeitenAm Anfang wurde vor allem zwischen der Nationalen Bewegung aus muslimischen palastinensischen und linken Kraften und der Libanesischen Front aus christlichen vor allem maronitischen Gruppen gekampft Dazu kamen auch noch syrische Interventionen die unter anderem 1976 mit dem Mandat der Arabischen Liga und einer 30 000 Mann starken Interarabischen Sicherheitstruppe zu Gunsten der maronitischen Gruppierungen eingriffen Innerhalb der Libanesischen Front errangen die rechtsgerichteten Phalangisten der Maroniten unter Pierre Gemayel den dominierenden Einfluss Seit 1979 kam es auch noch zu Kampfen zwischen den sunnitischen Murabitun Miliz und schiitischen Milizen sowie zwischen libanesischen und palastinensischen sowie prosyrischen Amal Miliz und proiranischen Gruppierungen Vorlaufern der Hisbollah nbsp Beirut im April 1978Als direkte Reaktion auf den Kustenstrassen Anschlag und um die Stutzpunkte der PLO im sudlichen Libanon zu zerschlagen drang Israel eine Woche lang 14 bis 21 Marz 1978 in den sudlichen Libanon ein Die Operation Litani sollte die Nordgrenze Israels vor bewaffneten Attentaten und Ubergriffen schutzen Spater unterstutzte Israel die christlichen Milizen und die israelfreundliche Sudlibanesische Armee SLA mit Geld Ausrustung und Hilfen bei der Ausbildung Von Juni bis September 1982 fuhrten israelische Streitkrafte den Libanon Feldzug mit dem Ziel die bewaffneten palastinensischen Strukturen zu zerschlagen Israelische Streitkrafte lieferten sich 1982 heftige Kampfe mit syrischen Truppen belagerten dann West Beirut und zwangen die PLO zum Ruckzug aus dem Libanon Dieser Ruckzug wurde von der Multinational Force in Lebanon MNF kontrolliert und im August 1982 abgeschlossen Die MNF bestand aus rund 1200 US Marineinfanteristen 800 franzosischen 400 italienischen und rund 100 britischen Soldaten nbsp Kontrollpunkt in Beirut 1982Der Maronit und Fuhrer der Phalangisten Bachir Gemayel Sohn von Pierre Gemayel wurde am 23 August zum Prasidenten gewahlt Am 14 September 1982 starb Bachir Gemayel durch ein Bombenattentat Zwei Tage spater verubten etwa 150 Milizionare in den palastinensischen Fluchtlingslagern Sabra und Schatila ein Massaker Die Schatzungen uber die Zahl der Opfer sind sehr umstritten und reichen von 460 bis 2500 Das israelische Militar hatte die Milizionare unter der Vorgabe dort nach Waffenlagern zu suchen in die Lager geschickt Das verscharfte Aufeinandertreffen von Israel und dem sowjetischen Verbundeten Syrien bewegte die USA von 1981 zu einem starkeren Eingreifen in den Burgerkrieg Diplomatische Bemuhungen aus Washington wurden von nun an vorubergehend ein weiterer bestimmender Faktor in dem Konflikt Zudem erhielt nach dem Libanon Feldzug der Einfluss Israels auf den Burgerkrieg eine neue Qualitat da das Nachbarland eine Sicherheitszone im Suden des Libanon bis zum Jahr 2000 besetzt hielt Nach Bachirs Tod wurde dessen alterer Bruder Amin Gemayel Prasident er hatte das Amt eine volle Amtsperiode sechs Jahre inne Er wurde von den USA und Israel grundsatzlich als stabilisierender Faktor angesehen und unterstutzt Allerdings sperrte die US Regierung sich strikt gegen eine Ausweitung der MNF auf bis zu 30 000 Mann die Gemayel zur Unterdruckung weiterer Kampfe zwischen den Milizen einzusetzen gedachte 1 Die wahrend Amin Gemayels Amtszeit zwischen den Burgerkriegsparteien gefuhrten Friedensgesprache blieben erfolglos Die Phalangisten verloren unter Gemayel innerhalb der Libanesischen Front an Einfluss als die christliche Rechte sich spaltete Bis Ende 1982 versuchten US Diplomaten erfolglos Israel und Syrien zu einem aufeinander abgestimmten beidseitigen Abzug ihrer Truppen aus dem Libanon zu bewegen Danach lehnte die USA sich wieder starker an Israel an und versuchten einen Frieden zwischen dem Land und Libanon mit einem schrittweisen einseitigen Truppenabzug zu vermitteln 1 Das daraus hervorgehende Abkommen vom 17 Mai 1983 zwischen den USA Israel und Libanon erwies sich als ein Fehlschlag Am 18 April 1983 griff die Hisbollah die seit Herbst 1982 von Syrien und Iran massiv aufgebaut worden war die US Botschaft in Beirut mittels einer Autobombe an Dabei starben 63 Menschen darunter Robert Ames der Regionalleiter des US Auslandsgeheimdienstes CIA Ebenfalls im Fruhjahr 1983 schlossen sich Verbundete Syriens zur Nationalen Rettungsfront zusammen darunter der Ex Prasident Suleiman Frangieh der Drusenfuhrer Walid Dschumblat und Teile der PLO die den Abzug verweigert hatten Das Bundnis ging sowohl gegen israelische und US Truppen als auch gegen die Regierung Gemayel vor Am 4 Juli 1983 kundigte Israel den Ruckzug seiner Truppen in die sudliche Sicherheitszone an Den durch den ersten Abzugsschritt frei werden Raum rund um das Libanongebirge versuchten sowohl Regierungstruppen mit US Unterstutzung als auch Drusenmilizen unter Dschumblat zu besetzen die dort ihre Kerngebiete hatten Die folgenden Kampfe in den Distrikten Chouf und Alayh wurden als Bergkrieg bezeichnet Wegen dieses Konflikts in dem die Drusen die Oberhand zu gewinnen begannen und des zunehmenden Drucks anderer politischer Gruppen stand Gemayel im Spatsommer 1983 kurz vor dem Rucktritt Ein Staatszerfall des Libanon drohte Verhandlungen des neuen US Beauftragten fur den Mittleren Osten Robert McFarlane in Syrien fuhrten eher zu einer Verscharfung des Tons Wahrend die USA mit dem Kreuzen von Marineeinheiten vor der syrischen Kuste drohten kundigten die Syrer fur diesen Fall die Versenkung der Schiffe an falls notig mit sowjetischer Hilfe Anfang September 1983 wurde die US Botschaft in Beirut unter Artilleriefeuer genommen Prasident Reagan ordnete daraufhin eine aggressive Gegenwehr der im Land befindlichen Marines gegen mogliche Provokationen an und beorderte das Schlachtschiff New Jersey vor die libanesische Kuste Am 19 September gab das Schiff einer libanesischen Regierungsbrigade Artillerieunterstutzung die im Ort Souk El Gharb von Einheiten der Nationalen Rettungsfront eingeschlossen waren Kurz darauf massigten die syrischen Verbundeten ihren politischen und militarischen Druck gegen die libanesische Regierung so dass Gemayel im Amt blieb Allerdings waren die US Truppen damit von einer bisher neutralen Ordnungsmacht zur Partei im Burgerkrieg auf der Seite der Regierung geworden Auch in den folgenden Monaten kam es immer wieder zum Einsatz amerikanischer Schiffsartillerie gegen Ziele im Libanon nbsp Die im April 1983 durch einen Bombenanschlag zerstorte US Botschaft in BeirutAm 23 Oktober 1983 wurden zwei verheerende gleichzeitige Bombenanschlage auf die Unterkunfte der US Marines und der franzosischen Fallschirmjager verubt 241 US Soldaten und 58 Franzosen starben Weder auf diplomatischer noch auf militarischer Ebene gelang den USA eine klare Reaktion Die Flottenprasenz wurde Mitte November auf eine Flugzeugtragerkampfgruppe ausgeweitet zu der sich beobachtende sowjetische Kriegsschiffe gesellten Bei einem versuchten Luftschlag gegen syrisch sowjetische Luftabwehrstellungen in der Bekaa Ebene wurden zwei US Kampfflugzeuge abgeschossen Allerdings war auch die syrische Seite wegen einer schweren Herzerkrankung des Prasidenten Hafiz al Assad und eines Putschs seines Bruders vorubergehend nur eingeschrankt handlungsfahig Nachdem letzte diplomatische Versuche der USA gescheitert waren wenigstens getrennte Operationsgebiete Israels und Syriens im Libanon zu erreichen und wegen des wachsenden innenpolitischen Drucks ordnete US Prasident Reagan am 7 Februar 1984 die Verlegung der Marineinfanterie und damit des tragenden Teils der MNF auf die Schiffe vor der libanesischen Kuste an Der Abzug der US Truppen war am 27 Februar abgeschlossen der der restlichen internationalen Truppen bis zum April 1 Prasident Gamayel kundigte nach Gesprachen in Damaskus das niemals wirksame Abkommen vom 17 Mai auf und naherte sich damit an Syrien an wodurch er im Amt bleiben konnte Im September 1984 wurde zudem ein weiterer Bombenanschlag auf die US Botschaft in Beirut verubt Fur die Anschlage wurde die Hisbollah verantwortlich gemacht die jedoch dementierte darin verwickelt zu sein Die mit US Hilfe wiederaufgebauten libanesischen Streitkrafte zerfielen nun wieder in konfessionell orientierte Milizen Insgesamt liess das diplomatische Interesse der USA an einer Beeinflussung des libanesischen Burgerkriegs stark nach Israel zog seine Truppen bis Juni 1985 auf einen Teil des sudlichen Libanon Sicherheitszone zuruck sie hielten diesen bis zum Sommer 2000 gemeinsam mit der SLA besetzt Im Mai 1985 wurden Sabra Schatila und Burj el Barajneh erneut Schauplatz schwerer Kampfe erster Lagerkrieg diesmal zwischen der palastinensischen PLO und der schiitischen Amal Miliz Menschenrechtsverletzungen wahrend des Krieges BearbeitenIn einer Fruhphase des Krieges ereignete sich das Massaker von Karantina als christliche Milizen Palastinenser Schiiten und andere Zivilpersonen im christlich dominierten Ostteil von Beirut ermordeten Nur zwei Tage spater wurde in Damur das Massaker von Damur von palastinensischen und muslimischen Milizen gegen Hunderte von christlichen Zivilisten verubt Ein weiteres Massaker des Krieges fand in Sabra und Schatila statt wo phalangistische Freischarler im sudlichen Stadtgebiet von Beirut uber 1000 palastinensische Fluchtlinge toteten Ausgang BearbeitenAls sich das libanesische Parlament 1988 nicht auf einen Nachfolger fur Amin Gemayel einigen konnte ernannte er den Militarstabschef General Michel Aoun zum Regierungschef der im Marz 1989 einen Befreiungskrieg gegen Syrien erklarte Es kam zur Ausrufung einer muslimischen Gegenregierung und in der Syrien Frage zum Bruch zwischen dem Maroniten Aoun und dem ebenfalls maronitischen Milizenfuhrer Samir Geagea was schwere Kampfe zwischen den christlichen Forces Libanaises und den von Aoun befehligten christlichen Teilen der regularen Streitkrafte nach sich zog Letztere wurden im Oktober 1990 von der anruckenden syrischen Armee vernichtend geschlagen Bereits im Oktober 1989 war in Ta if unter der Vermittlung von Saudi Arabien ein Friedensabkommen unterzeichnet worden das u a eine paritatische Sitzverteilung von Muslimen und Christen im libanesischen Parlament vorsah Nach Aouns Niederlage konnte das Abkommen in Kraft treten Der Burgerkrieg forderte 90 000 Todesopfer 115 000 Verletzte und 20 000 Vermisste 800 000 Menschen flohen ins Ausland Ein unter syrischem Druck geschlossener Kooperationsvertrag im Mai 1991 machte den Libanon bis 2005 praktisch zum syrischen Protektorat Das Eisenbahnnetz des Libanon Chemin de fer de l Etat Libanais CEL wurde durch den Burgerkrieg zerstort und ist heute vollstandig stillgelegt Literatur BearbeitenRobert Fisk Pity the Nation Lebanon at War Oxford 2001 Theodor Hanf Libanon Konflikt in Udo Steinbach Rudiger Robert Der Nahe und Mittlere Osten Politik Gesellschaft Wirtschaft Geschichte Kultur Band 1 Grundlagen Strukturen und Problemfelder Opladen 1988 S 663 680 Theodor Hanf Koexistenz im Krieg Staatszerfall und Entstehen einer Nation im Libanon Baden Baden 1990 Farid el Khazen The Breakdown of the State in Lebanon 1967 1976 Oxford 2000 Ulrich Kienzle Abschied von 1001 Nacht Mein Versuch die Araber zu verstehen Edition Sagas Stuttgart 2011 Martin Rink Der Burgerkrieg im Libanon 1975 bis 1990 in Naher Osten Wegweiser zur Geschichte 2 uberarbeitete Auflage im Auftrag des Militargeschichtlichen Forschungsamtes hrsg von Bernhard Chiari und Dieter H Kollmer unter Mitarbeit von Martin Rink Schoningh Paderborn 2009 S 120 135 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Libanesischer Burgerkrieg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Beckmann Oliver 2006 Kriegsokonomien der Neuen Kriege Moglicher Grund des ungemein langen Fortbestehens des Libanonkrieges Grin Verlag fur akademische Texte Beirut Reporter de Gedenken an den Ausbruch des Burgerkrieges Memento vom 26 Dezember 2005 im Internet Archive Abe F March Autor von To Beirut and Back An American in the Middle East ISBN 1 4241 3853 1 erzahlt von den Jahren kurz vor und am Anfang des Burgerkriegs 1975 1990 Funfzehnteilige libanesische TV Reportage Der libanesische Krieg mit Interviews von libanesischen palastinensischen und seltener sonstigen arabischen amerikanischen israelischen syrischen u a Akteuren und Beobachtern Arabisch mit englischen Untertiteln Folge 1 Feuertaufe Folge 2 Die Wurzeln des Konflikts Folge 3 Explosion Folge 4 Tod eines Staates Folge 5 Damaskus interveniert Folge 6 Feuer und Bernsteine Hoffnungsschimmer Zahle und der Indian Summer Folge 8 Sharon greift ein Folge 9 Besetzung einer arabischen Hauptstadt Folge 10 Das Massaker Sabra und Shatila vergleichsweise ausfuhrliche Zeugenaussagen Folge 11 Niederlage einer Supermacht Folge 12 Chaos Folge 13 Damaskus kommt wieder Folge 14 Der Sturm Folge 15 Konsens zum Kriegsende Einzelnachweise Bearbeiten a b c Magnus Seland Andersson Hilde Henriksen Waage Stew in Their Own Juice Reagan Syria and Lebanon 1981 1984 In Diplomatic History Band 44 Nr 4 September 2020 S 664 691 doi 10 1093 dh dhaa036 Arabisch israelische KriegeKriege Israels mit arabischen Staaten Palastinakrieg 1947 1949 Sueskrise 1956 57 Sechstagekrieg 1967 Abnutzungskrieg 1967 1970 Jom Kippur Krieg 1973Kriege und Konflikte Israelsmit nichtstaatlichen Akteuren im Libanon Operation Litani 1978 Libanonkrieg 1982 Operation Verantwortlichkeit 1993 Operation Fruchte des Zorns 1996 Libanonkrieg 2006Israelisch palastinensische Konflikte Erste Intifada 1987 1993 Zweite Intifada 2000 2005 Operation Gegossenes Blei 2009 Operation Wolkensaule 2012 Operation Protective Edge 2014 Krieg in Israel und Gaza 2023Burgerkriege Libanesischer Burgerkrieg 1975 1990 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Libanesischer Burgerkrieg amp oldid 234811414