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Dieser Artikel behandelt das zweite Abkommen von Taif Das erste Abkommen von Taif beendete 1934 den Saudischen Krieg Das Abkommen von Taif vom 22 Oktober 1989 beendete den libanesischen Burgerkrieg Es war das zweite Abkommen das in der saudi arabischen Stadt Ta if abgeschlossen wurde Inhaltsverzeichnis 1 Der Weg zum Abkommen 2 Der Weg zum Frieden 2 1 Das Amt des Prasidenten 2 2 Der Parlamentsprasident 2 3 Reform des konfessionellen politischen Systems 3 Andere innenpolitische Reformen 4 Verhaltnis zu Syrien 5 Varia 6 Weblinks 7 LiteraturDer Weg zum Abkommen BearbeitenZu Beginn der 80er Jahre als der libanesische Burgerkrieg eskalierte kam es zu mehreren Initiativen einen Friedensvertrag auszuhandeln Im Jahr 1985 wurde zunachst das sogenannte Tripartite Agreement von Damaskus abgeschlossen Dies war von den drei wichtigsten Milizenfuhrern der Stunde Elie Hobeika fur die Forces Libanaises Walid Jumblat PSP und Nabih Berri unter syrischem Patronat ausgehandelt worden Es scheiterte jedoch nicht zuletzt an der fehlenden Legitimation der Milizenfuhrer in den Augen ihrer Religionsgefahrten die sie angeblich vertraten Insbesondere in der maronitischen Bevolkerung stiess das Abkommen auf vehementen Widerstand Nach dem Scheitern des Tripartite Agreements folgten weitere Initiativen denen jedoch kaum offentliche Aufmerksamkeit zuteilwurde Im Jahr 1989 verschlechterte sich die politische Lage im Libanon dramatisch Fur den amtierenden Prasidenten Amin Gemayel konnte kein Nachfolger gefunden werden der von allen Bevolkerungsgruppen akzeptiert wurde Das Amt des Prasidenten der Republik wurde so erstmals vakant In einer letzten Amtshandlung setzte Amin Gemayel den Maroniten Michel Aoun zum Premierminister ein Eigentlich war dieses Amt nach dem Nationalpakt von 1943 einem sunnitischen Muslim vorbehalten obwohl es schon zuvor kurzzeitig einen maronitischen Premierminister gegeben hatte Die Vorgangerregierung unter Selim al Hoss erkannte diese Besetzung des Amtes des Ministerprasidenten jedoch nicht an so dass es nun faktisch zwei Regierungen im Libanon gab Ausgelost durch den Krieg der Nationalen Befreiung den Michel Aoun ausgerufen hatte und dessen erklartes Ziel es war Syrien aus dem Libanon zu vertreiben verschlechterte sich nun auch die humanitare Lage im Burgerkriegsland Eine erneute internationale Intervention schien schon in Aussicht wurde jedoch letztendlich von einer Annaherung zwischen Syrien und den USA vor dem Hintergrund des heraufziehenden Golfkrieges verhindert Angesichts des Scheiterns der Konfliktlosung sowohl durch militarische Mittel als auch durch einen verhandelten Frieden zwischen den wichtigsten Milizenfuhrern startete die Arabische Liga eine Initiative deren Ziel es war die Abgeordneten des libanesischen Parlamentes an einem neutralen Ort zu vereinigen so dass sie dort in Ruhe einen Friedensvertrag aushandeln konnten Dieser Plan stiess bei fast allen Seiten auf Zustimmung Schliesslich versammelte sich das Parlament das zum letzten Mal im Jahr 1972 gewahlt worden war in der saudi arabischen Stadt Ta if Dieses Parlament war noch nach der alten Formel 6 5 Christen zu Muslime besetzt Von den Abgeordneten waren 1982 noch 92 und 1989 noch 78 am Leben Der 1975 ausgebrochene Burgerkrieg hatte Neu oder Nachwahlen immer wieder verhindert Der Weg zum Frieden BearbeitenDie Verhandlungen in der Stadt Ta if zogen sich jedoch erheblich langer hin als vorhergesehen Die Visa der libanesischen Abgeordneten liefen schon bald ab Da die Rolle Syriens im Libanon besonders umstritten war wurde dieses Thema zunachst von den ubrigen Verhandlungen entkoppelt Die Diskussionen uber die innerstaatlichen Reformen wurden daher als erstes diskutiert jedoch unter dem Vorbehalt dass die dort erzielte Einigung nur gelten solle wenn auch uber die Beziehungen zu Syrien Einigkeit erreicht wurde Die umstrittensten Verfassungsanderungen lagen auf drei Gebieten 1 Die Rolle des Prasidenten 2 die Funktion des Parlamentssprechers und 3 die grundlegende Reform des konfessionellen politischen Systems Das Amt des Prasidenten Bearbeiten Seit dem Nationalen Pakt von 1943 war das Amt des Prasidenten einem maronitischen Christen vorbehalten Der Ministerprasident sollte dafur immer ein sunnitischer Muslim sein und das Amt des Parlamentssprechers sollte von einem schiitischen Muslim ubernommen werden Die Kompetenzen des Prasidenten wurden in Ta if stark beschnitten Dennoch wurden ihm nicht nur reprasentative Funktionen belassen sondern er blieb u a oberster Befehlshaber des Militars Des Weiteren erhielt er auch weitreichende soft powers Auch wenn er nicht mehr per Dekret regieren kann so stehen ihm verschiedene Mittel zu Verfugung lenkend in den politischen Prozess einzugreifen Seine exekutiven Funktionen wurden weitgehend auf das Kabinett ubertragen In der Praxis jedoch nahm diese Aufgaben zumeist der Ministerprasident wahr Der Parlamentsprasident Bearbeiten Ausserst umstritten war die Starkung des Amtes des Parlamentsprasidenten Hussein al Husseini der zu der Zeit dieses Amt ausubte konnte sich hier auf voller Linie durchsetzen Das Mandat wurde auf vier Jahre verlangert seine Kompetenzen und Mitwirkungsbefugnisse wurden erheblich ausgeweitet Reform des konfessionellen politischen Systems Bearbeiten Das libanesische politische System beruht auf der Aufteilung der Macht unter den verschiedenen konfessionellen Gruppen des Landes Ein erklartes Ziel einiger Burgerkriegsparteien u a der PSP war die komplette Sakularisierung des politischen Systems Andere forderten gar die komplette Laizisierung also auch im gesellschaftlichen Bereich Jedoch konnten sich diese Stimmen nicht durchsetzen Und so wurde in das Abkommen von Taif lediglich ein programmatisches Bekenntnis aufgenommen nachdem es das grundlegende Ziel aller sei das konfessionelle System zu uberwinden Andere innenpolitische Reformen BearbeitenEntgegen einer weitverbreiteten Ansicht aussert sich das Abkommen von Taif gar nicht zu der Frage nach der konfessionsbezogenen Amterverteilung Die 6 5 Formel wurde aufgehoben und durch 50 zu 50 ersetzt Die Burgerkriegsmilizen sollten entwaffnet und aufgelost bzw in regulare Parteien umgewandelt werden eine neue libanesische Armee sollte anstelle der Truppen Aouns mit syrischer Hilfe aufgebaut werden Verhaltnis zu Syrien BearbeitenSiehe auch Syrische Anwesenheit im Libanon Aussenpolitisch wurden besondere Beziehungen zwischen den beiden Landern Libanon und Syrien vereinbart Dadurch wurde der Spielraum libanesischer Entscheidungen letztlich die Souveranitat des Libanon eingeschrankt Das Abkommen sah den Abzug der syrischen Truppen vor zuerst auf die Bekaa Ebene und dann gemass beiderseitigen Einvernehmen Syriens Argument gegen einen Abzug war dass dieser erst im Rahmen einer umfassenden Friedenslosung im Nahen Osten passieren kann Das heisst erst nach der Ruckgabe der seit 1967 von Israel besetzten und spater annektierten Golan Hohen an Syrien und nach einer Losung des Konfliktes zwischen Israel und den Palastinensern Der Abzug der syrischen Truppen erfolgte 2005 auf internationalen Druck nach dem Attentat auf den Fahrzeugkonvoi des libanesischen Ex Premiers Rafik al Hariri Syrien wurde von den USA indirekt und von der antisyrischen libanesischen Opposition direkt die Ermordung al Hariris angelastet Varia BearbeitenDem libanesischen Okonomen und Journalisten Marwan Iskandar zufolge hat der am 14 Februar 2005 ermordete Ex Premierminister Rafik Hariri zusammen mit Nasri Maalouf einem libanesischen Politiker einem Juristen und Linguisten den Entwurf des Abkommens verfasst bevor es durch Anmerkungen von libanesischen Politikern und Gruppierungen seine definitive Form erhielt Weblinks BearbeitenLe Monde diplomatique Taef Agreement Knut Mellenthin Burgerkrieg im Libanon Ursachen und Verlauf aus junge welt vom 1 Marz 2005 Literatur BearbeitenTheodor Hanf Koexistenz im Krieg Staatszerfall und Entstehen einer Nation im Libanon Nomos Verlags Gesellschaft Baden Baden 1990 ISBN 3 7890 1972 0 Marwan Iskandar Rafiq Hariri and the Fate of Lebanon Saqi Books London u a 2006 ISBN 0 86356 370 8 Samir Khalaf Civil and Uncivil Violence in Lebanon A History of the Internationalization of communal Conflict Columbia University Press New York NY 2002 ISBN 0 231 12476 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abkommen von Taif amp oldid 224322818