Aufgrund des Terrorangriffs der Hamas auf Israel 2023 und dem Beginn des Krieges in Israel und in Gaza am 7. Oktober 2023 kam es weltweit zu antisemitischen Ausschreitungen während des Krieges in Israel und Gaza 2023. Im Verlauf des Krieges und als Reaktion auf die laufenden Ereignisse traten zahlreiche Vorfälle von Parolen, Ausschreitungen und Angriffen auf, die hauptsächlich durch antisemitische oder antiisraelische Motive geprägt waren und sind.
Gefährdungslage Bearbeiten
Hamas-Terroristen aus dem Gazastreifen fielen in Israel ein, töteten dort etwa 1.200 Menschen und entführten etwa 240 weitere. Israel schlägt seitdem mit Luftangriffen und einer Bodenoffensive gegen die Hamas im Gazastreifen zurück (Stand: 13. November 2023). In den sozialen Medien gab es zahllose Desinformationen (Falschbehauptungen), sogenannte „Gaza-Fakes“. Das Bundeskriminalamt (BKA) rechnete laut einem internen Lagebericht mit einer Protestwelle gegen „jüdische Einrichtungen und Gebetshäuser“ in Deutschland und schloss auch „Gewalttaten gegen israelische Ziele“ auf deutschem Boden nicht aus. Auch in mehreren europäischen Staaten sahen Sicherheitsbehörden eine wachsende Gefahr antisemitischer Kundgebungen und gewaltsamer Vorfälle.
Gesellschaftliche Einordnung Bearbeiten
Verschiedene antisemitische Mythen werden als Nährboden für die Übergriffe gesehen. So beobachtete der britische Historiker, Journalist und Autor Simon Sebag Montefiore, dass seit dem 7. Oktober westliche Akademiker, Studenten, Künstler und Aktivisten die Morde einer terroristischen Sekte, die ein antijüdisches Völkermordprogramm verkündet, geleugnet, entschuldigt oder sogar gefeiert haben. Manches davon sei in aller Öffentlichkeit geschehen, manches hinter der Maske von Humanität und Gerechtigkeit und manches in verschlüsselter Form, am bekanntesten sei der Satz „vom Fluss bis zum Meer“, der die Tötung oder Deportation der 9 Millionen Israelis implizit gutheiße. Er stellte die Frage, wie gebildete Menschen eine solche Gefühllosigkeit rechtfertigen und eine solche Unmenschlichkeit gutheißen könnten. So sei das Narrativ der Dekolonisation hierbei gefährlich und falsch. Auch die deutsche Klimaschutz-Aktivistin Luisa Neubauer zeigte sich in einem Statement entsetzt, wie bei Fridays for Future (FFF) jüdisches Leid negiert werde. Sie distanzierte sich hierbei von antisemitischen Posts auf internationalen FFF-Kanälen. Die österreichische Kulturwissenschaftlerin und Podcasterin Beatrice Frasl schlussfolgerte, dass Antisemitismus, der als „eine Verschwörungserzählung über einen als übermächtig und böse imaginierten Gegner“ daherkomme, „auch 75 Jahre nach dem Holocaust immer noch nicht verstanden“ sei, und spricht von einem kollektiven Versagen: „Wer über #metoo tweetet, dem aber nichts so recht einfallen mag, wenn Jüdinnen massenvergewaltigt werden, weil sie Jüdinnen sind, wer über Femizide schreibt, aber die Ermordung von Jüdinnen nicht so recht zu verurteilen vermag, der offenbart seinen Aktivismus als reine Performance. Als opportunistische Performance für Applaus aus der eigenen Bubble auf Social Media.“
„Es ist schwer, noch Worte zu finden, wenn Medien wie die New York Times in Minutenschnelle Hamas-Propaganda über Push-Notifications in die Welt und auf Millionen Mobiltelefone sendet. (Ihr erinnert euch an das angeblich von Israel zerbombte Krankenhaus, das nie zerbombt wurde?) Und die Berichtigung dann nur von den wenigsten gelesen wird, denn, wenn eine Lüge erst in der Welt ist, ist sie aus dieser Welt auch nicht mehr hinauszukriegen. Vor allem, wenn es eine Lüge über Juden ist. „Antisemitismus ist das Gerücht über den Juden“ schrieb der deutsche Philosoph Theodor W. Adorno. Antisemitismus ist auch die Lüge über den Juden, die Verschwörungserzählung über den Juden. Und wir im Westen, wir schlingen die Lüge hinunter, denn 75 Jahre mussten wir so tun, als wären wir geläutert und als hätten wir ihn exorziert, den Judenhass. Wie gierig wir darauf gewartet haben, ihn wieder hinunterzuschlingen und dann unverdaut hinauszukotzen in unsere Social Media Feeds. Es macht sprachlos.“
Der Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel (SPD), blickte mit Sorge auf die antisemitische Entwicklung in seinem Stadtteil seit der Eskalation im aktuellen Nahost-Konflikt. Der rbb24-Abendschau sagte er am 21. Oktober 2023, die vergangenen zwei Wochen hätten „Spuren hinterlassen“. Gewalt und Terror würden auf die Straßen getragen und das spalte die Gesellschaft in einem eigentlich friedlichen Umfeld. Die derzeitige Situation halte der „Republik den Spiegel“ vor, so Hikel. Der israelbezogene Antisemitismus sei weit verbreitet - sowohl in der Politik als auch in der Bevölkerung. Er nannte muslimische Gruppen, Teile der politischen Linke aber auch Rechtsextreme. Man habe versäumt, die Probleme zu adressieren und ausreichend Präventionsarbeit zu leisten.“ Laut dem Leiter des Berliner Verfassungsschutzes Berlin, Michael Fischer, versuchen Islamisten, die Lage im Nahen Osten für ihre Propaganda zu missbrauchen. Alle Islamisten eine, so Fischer, ein manifester Antisemitismus sowie der Hass auf Israel.
Ansprachen von Robert Habeck Bearbeiten
Vizekanzler Robert Habeck geriet nach der Veröffentlichung eines zehnminütigen Videos in den sozialen Medien und einem Auftritt in der Talkshow Markus Lanz, bei denen er über die Notwendigkeit verantwortungsvollen Handelns Deutschlands gegenüber Israel sprach, in die Öffentlichkeit. Das Video wurde innerhalb kurzer Zeit millionenfach angesehen, und auch sein Auftritt in der Talkshow verbreitete sich in den sozialen Medien. Das Video erhielt Zustimmung von zahlreichen Mitgliedern verschiedener Parteien, und verschiedene Medien griffen Zitate aus seinen Ansprachen auf. Als „ausgewogenes Statement, das auch die berechtigten Belange der Palästinenser erwähne“, beurteilte Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, Habecks Rede. CDU-Vizechefin Karin Prien äußerte sich dazu, dass Habeck „wie kein anderer in dieser Bundesregierung“ den richtigen Ton treffe.
In den öffentlichen Äußerungen von Robert Habeck wird seine klare Unterstützung für Israel deutlich. Das Magazin Spiegel schrieb: „Mit einer Rede an das Land knapp vier Wochen nach der Hamas-Attacke warnt Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) nun vor wachsendem Antisemitismus – bei Islamisten, bei Rechtsextremen, aber auch »in Teilen der politischen Linken«.“ Er betonte, dass die Möglichkeit zur Kritik an der Politik Israels sowie das Eintreten für die Rechte der Palästinenser in Deutschland erlaubt und nicht verboten seien. Gleichzeitig verurteilte er jegliche Form von Gewalt gegen jüdische Menschen und betonte, dass Antisemitismus in keiner Form toleriert werden dürfe.
Insbesondere hob Habeck das Ausmaß der islamistischen Demonstrationen in Berlin und anderen deutschen Städten als inakzeptabel hervor und forderte eine entschiedene politische Reaktion auf diese Vorfälle. In seinen Aussagen betonte Habeck auch die Bedeutung der deutschen Position zu Israel und äußerte Besorgnis über den in Deutschland verfestigten Antisemitismus, der sowohl von Rechten als auch von Teilen der Linken ausgeht.
Antisemitische bzw. antiisraelische Aktionen, Ausschreitungen oder Angriffe Bearbeiten
Deutschland Bearbeiten
Die Anzahl der antisemitischen Vorfälle in Deutschland hat sich seit den Angriffen der Terrororganisation Hamas auf Israel deutlich erhöht. Insgesamt 202 antisemitische Fälle registrierte der Bundesverband der Recherche und Informationsstellen Antisemitismus (Bundesverband RIAS) seit dem 7. Oktober bundesweit (Stand 16. Oktober 2023), was einem Anstieg um 240 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Über dem Eingang einer Kneipe in Dortmund wurde laut Bundesverband RIAS ein Banner mit dem Slogan „Israel ist unser Unglück“ aufgehängt, in Bremen wurde demnach ein Graffiti entdeckt mit dem Inhalt „Für jeden Zionisten 1 Kugel“. Auf Demonstrationen war RIAS zufolge die Parole „From the River to the Sea, Palestine will be free“ zu verzeichnen. Dieser Satz propagiert – so der Bundesverband RIAS – „die Auslöschung Israels“ und soll „im aktuellen Kontext den Terrorangriff und die Massaker der Hamas legitimieren“.
In Berlin und Frankfurt am Main versammelten sich trotz Verboten derartiger Demonstrationen Menschen und skandierten hierbei auch judenfeindliche Parolen.
Allein die Berliner Polizei registrierte mit ihrer Arbeitsgruppe „Nahost“ rund 370 Straftaten nach dem Terrorangriff in Israel, jedoch sind darunter auch 14 anti-palästinensische Straftaten. Die gesamten Delikte seien Körperverletzungen, Landfriedensbruch und Sachbeschädigungen zuzurechnen. In 121 Fällen handele es sich um Gewaltdelikte (Stichtag: 17. Oktober). Stand 20. Oktober 2023 waren es in Berlin bereits insgesamt 862 Straftaten im Kontext des Nahost-Konflikts.
Deutschlandweit registrierte das BKA Stand 31. Oktober 2023 mehr als 2.000 Straftaten mit Bezug zum Nahostkonflikt, insbesondere waren dies Fälle von Volksverhetzung, Sachbeschädigung und Landfriedensbruch sowie Körperverletzungen und sogenannte Widerstandsdelikte. Die Zahl der Gewaltstraftaten bewegt sich laut BKA „im unteren dreistelligen Bereich“. Viele davon stehen im Zusammenhang mit propalästinensischen Veranstaltungen in Berlin.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser verbot am 2. November in Berlin die islamistische Terrororganisation Hamas, die das erklärte Ziel der Vernichtung des Staates Israel verfolgt, sowie das propalästinensische Netzwerk Samidoun. Faesers Erklärung lautete: „Antisemitismus hat in Deutschland keinen Platz. Wir werden ihn in aller Form und mit allen Mitteln des Rechtsstaates bekämpfen“ Das Betätigungsverbot beinhaltet ein Vereinsverbot, das sich u. a. auch auf ein Verbot von Aktivitäten in Sozialen Medien und Internetauftritten auswirkt. Wer weiter für die Organisationen aktiv ist, macht sich strafbar.
Auf der Sonnenallee, einer Hauptverkehrsstraße in Berlin-Neukölln, feierten am 7. Oktober 2023 mehrere Dutzend Anhänger der Samidoun (Solidaritätsnetzwerk für palästinensische Gefangene) den Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023. Hierbei verteilten sie Süßgebäck (Baklava) an Passanten. Ein 23-Jähriger, der den Teller mit dem Gebäck in der Hand gehalten und dieses verteilt habe, habe zudem die palästinensische Flagge über der Schulter getragen. Die Polizei schritt schließlich dagegen ein und die Justiz nahm Ermittlungen gegen drei Personen wegen „Belohnung und Billigung von Straftaten“ auf. Im Zusammenhang mit dieser Aktion wurde außerdem eine Strafanzeige wegen Nötigung und Bedrohung gestellt, denn laut Berliner Polizei hatten Unbekannte das Kameraobjektiv eines Fernsehteams, das die Süßigkeiten-Verteilaktion filmte, mit der Hand verdeckt. Die Unbekannten forderten das TV-Team unter Drohungen dazu auf, die Filmaufnahmen zu löschen. Die Berliner Polizei entfernte an der Sonnenallee auch Plakate mit Schriftzügen in arabischer Sprache, Abbildungen von Maschinengewehren sowie der palästinensischen Flagge an Hauswänden.
Unbekannte beschmierten in Berlin mehrere Haustüren mit dem Davidstern, zwei davon an Wohnhäusern im Stadtteil Prenzlauer Berg, in denen laut NZZ jüdische Bürger leben sollen. Die Berliner Polizei habe einer jüdischen Bewohnerin zu einer Online-Anzeige geraten und dazu, die Markierung selbst zu entfernen, da sie keine Kapazitäten mehr habe. Neben Schmierereien, auch solchen, die den Islam verherrlichen, gab es auch Versuche, Israel-Flaggen zu beschädigen oder herunterzureißen. Auch in der Bossestraße in Friedrichshain wurde verzeichnet, dass dort ebenfalls von Judenhassern die Tür eines Mehrfamilienhauses mit einem Davidstern markiert wurde. In der Bödikerstraße wurde der Davidstern auf ein Toilettenhäuschen gemalt. Zudem standen antisemitische Hetzsprüche an der Fassade des Gebäudes der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen in der Wilmersdorfer Straße.
Am 11. Oktober 2023 fand in Berlin-Neukölln am Hermannplatz, am Richardplatz und in umliegenden Straßen eine von der Polizei verbotene, israelfeindliche Demonstration mit mehreren Hundert Teilnehmern statt. Die Polizei löste die Demonstration auf und nahm mehr als 100 Teilnehmer kurzzeitig fest.
Am 18. Oktober warfen zwei Vermummte zwei Molotowcocktails in die Richtung der Synagoge des Vereins Kahal Adass Jisroel im Stadtteil Mitte in Berlin, die das Gebäude jedoch nicht erreichten. Als Berlins Regierungschef Kai Wegner (CDU) am Mittwochnachmittag die attackierte Synagoge besuchte, waren vereinzelt „Free Palestine“-Rufe aus vorbeifahrenden Autos zu hören. Nach dem versuchten Brandanschlag sagte Anna Segal, die Geschäftsführende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin: „Wir fühlen uns nicht sicher. Wir fühlen uns angegriffen. Wir fühlen uns als Zielscheiben.“
Europa Bearbeiten
Großbritannien Bearbeiten
Auch in britischen Städten (darunter London, Manchester und Brighton) und schwedischen Städten (darunter Malmö, Stockholm, Kristianstad und Helsingborg) sowie in einem Flüchtlingsaufnahmelager auf der griechischen Insel Samos bejubelten muslimische Gruppen den Terrorangriff auf Israel. Dennoch erlaubte die britische Polizei am 21. Oktober 2023 laut Guardian teilnahmslos dabeistehend Sprechchöre wie „From the river to the sea, Palestine will be free“ auf einer Hunderttausend Teilnehmer umfassenden Demonstration in London. Die Parole gilt als Ausdruck für das Ziel, Israel zu zerstören. Die Metropolitan Police in London teilte mit, dass die Zahl antisemitischer Vorfälle in der Hauptstadt seit dem Terrorangriff auf Israel stark zugenommen habe. Mehrere jüdische Schulen in Großbritannien mussten aus Sicherheitsgründen vorübergehend schließen. In einer Rede an einer von der Palestine Solidarity Campaign organisierten Palästina-Kundgebung im Oktober 2023 sagte der britische Labour-Parlamentsabgeordnete Andy McDonald, dass man nicht ruhen werde, bis alle Menschen „vom Fluss bis zum Meer“ in friedlicher Freiheit leben könnten (im Original: „We won’t rest until we have justice, until all people, Israelis and Palestinians, between the river and the sea can live in peaceful liberty“). Drei Tage darauf schloss die Labour-Partei McDonald aus ihrer Partei aus. Die britische Innenministerin Suella Braverman schrieb auf X nach den jüngsten Protesten in Großbritannien, bei denen Tausende die Parole „From the river to the sea“ skandierten, dass der Slogan From the River to the Sea, Palestine will be free „weithin als Forderung nach der Zerstörung Israels verstanden wird“. Sie fügte hinzu: „Versuche, etwas anderes zu behaupten, sind unaufrichtig“.
Frankreich Bearbeiten
In Frankreich nahmen antisemitische Angriffe seit dem 7. Oktober 2023 stark zu. Nach Angaben des französischen Innenministers Gérald Darmanin wurden 819 Taten registriert und 414 Festnahmen vorgenommen. (Stand: 1. November 2023) Laut Bernard-Henri Lévy erlebte Frankreich eine Welle des Antisemitismus wie seit 1945 nicht mehr. Europas größte jüdische Gemeinde, mit mehr als 500.000 Mitgliedern, lebt in Frankreich.
Im Pariser Stadtgebiet erhielten mehrere jüdische Schulen Bombendrohungen, die mit den Worten „Al-Qaïda bomb“ und „Allahu Akbar“ unterzeichnet waren. Infolgedessen wurden drei Schulen vorübergehend evakuiert. In Pariser Vorstädten und im 14. Pariser Arrondissement kam es zu Farbmarkierungen in Form von Davidsternen an Häusern, in denen jüdische Menschen wohnen. Anfang November fasste die Polizei dann zwei Täter auf frischer Tat. Ein 33-jähriger Mann und eine 29-jährige Frau aus Moldawien sollen eine Hauswand im 10. Arrondissement mit einem Davidstern markiert haben, berichtete der Radiosender „Europe 1“. Die beiden Moldawier sollen ausgesagt haben, sie hätten im Auftrag eines Russen gehandelt. Unklar ist, ob das Paar aus Moldawien auch die anderen Häuser in Paris mit dem Davidstern markiert hatte. Wenige Tage später besprühten zwei andere Moldawier Hauswände in Paris mit Davidsternen, eine dritte Person fotografierte die besprayten Hausmauern, wie in Aufnahmen von Überwachungskameras zu sehen war. Sie verließen das Land sofort nach dieser Operation. Der französische Inlandsgeheimdienst geht in beiden Fällen mit moldawischen Tätern von derselben russischen Regie aus, wie die Zeitung Le Monde berichtete.
Auch die Fassaden jüdischer Geschäfte und eines Sportstadions in Carcassonne im Süden Frankreichs wurden kurz nach dem 7. Oktober mit antisemitischen Inhalten wie „Tuer les Juifs est un devoir“ (deutsch: Juden töten ist Pflicht) beschmiert. Frankreichs Justizminister Éric Dupond-Moretti kritisierte im Nachrichtenmagazin Tribune du Dimanche die Verantwortung der politischen Linken: „Ich habe etwas Mühe zu verstehen, warum (die Partei) La France insoumise es nicht schafft, die Hamas als terroristische Bewegung zu bezeichnen. Es gilt, Klarheit zu schaffen. Es sind nicht die Muslime, die auf die Juden spucken, sondern die Islamisten. Man kann für die palästinensische Sache und einen palästinensischen Staat eintreten, aber man kann nicht hinnehmen, dass der wachsende Kommunitarismus in unserem Land diesen Antisemitismus fördert. Laizität bedeutet, dass jeder seine Religion frei ausüben kann, ohne deswegen angegriffen oder beschimpft zu werden“. Am 4. November wurde eine Jüdin in Lyon an ihrer Haustür von einem schwarz gekleideten Mann, dessen Gesicht maskiert war, mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt. An der Wohnungstür befand sich eine Mesusa. Nach dem Attentat wurde an der Haustür ein Hakenkreuz entdeckt. Die Ermittler gehen von einem antisemitischen Verbrechen aus.
Am 12. November 2023 demonstrierten in ganz Frankreich nach Angaben des französischen Innenministeriums 182.000 Menschen gegen Antisemitismus, davon 105.000 in Paris.
Österreich Bearbeiten
Die Zahl der antisemitischen Vorfälle ist nach dem Hamas-Terrorangriff auf Israel in Österreich signifikant gestiegen. Die Sonderauswertung wurde von der Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) für den Zeitraum von 7. bis 19. Oktober durchgeführt und zeigt hochgerechnet ein Plus von 300 Prozent. Gezählt wurden dabei ausschließlich jene Vorfälle, die in dieser kurzen Zeit verifiziert werden konnten. In diesem ersten Zeitraum nach dem Beginn des Krieges wurden insgesamt 76 antisemitische Vorfälle gemeldet. Beispiele der Vorfälle sind unter anderem das Einschlagen einer Fensterscheibe eines koscheren Lebensmittelgeschäfts im 2. Bezirk. Unter anderem gab es drei Fälle an öffentlichen Schulen, bei denen jüdische Schulkinder durch terrorverherrlichende Gleichaltrige eingeschüchtert wurden. Hinzu kamen schoahrelativierende und gar schoahglorifizierende Hassbotschaften on- wie offline.
Andere Länder Bearbeiten
Am 8. Oktober 2023 schoss ein Polizeibeamter in Alexandria (Ägypten) mit seiner Waffe in eine Gruppe von Buspassagieren. Der Angriff ereignete sich während einer Fahrt vorbei an der Pompeiussäule. Zwei israelische Touristen und ein ägyptischer Reiseleiter wurden getötet, ein weiterer Israeli wurde verletzt. Der Verdächtige wurde anschließend festgenommen.
Am 13. Oktober 2023 wurde ein israelischer Botschaftsmitarbeiter in Peking (China) von einem 53-jährigen ausländischen Arbeiter niedergestochen und schwer verletzt.
In der iranischen Hauptstadt Teheran schwenkten Demonstranten am 13. und am 14. Oktober 2023 die iranische, die palästinensische und die Hisbollah-Flagge. Einige trugen Transparente mit Aufschriften wie: „Nieder mit Amerika“ und „Nieder mit Israel“, andere verbrannten die israelische Flagge.
Am 17. Oktober 2023 wurde die El-Hamma-Synagoge in El Hamma, Tunesien, bei israelfeindlichen Ausschreitungen schwer beschädigt. Hunderte von Menschen wurden dabei gefilmt, wie sie die Synagoge in Brand steckten.
Am 21. Oktober 2023 wurde ein Sprengsatz in der Nähe der israelischen Botschaft in Nikosia (Zypern) gezündet, vier Männer syrischer Herkunft wurden festgenommen.
Am 28. Oktober 2023 umringte eine Menge aufgebrachter Menschen ein Hotel in Chassawjurt in Dagestan aufgrund des Gerüchts, dort seien Flüchtlinge aus Israel untergebracht. Mehrere Dutzend Männer drangen in das Hotel ein und kontrollierten angeblich Pässe.
In Naltschik (Kabardino-Balkarien) wurden am 29. Oktober 2023 Reifen neben einem jüdischen Kulturzentrum im Bau angezündet und das Gebäude mit extremistischen Losungen wie „Tod den Juden“ beschmiert.
In der Teilrepublik Karatschajewo-Tscherkessien riefen Demonstranten dazu auf, die örtliche jüdische Bevölkerung auszusiedeln.
Am 29. Oktober 2023 verschafften sich mehrere hundert Personen Zugang auf das Vorfeld des Flughafens in Machatschkala (Dagestan) und versuchten, ein aus Tel Aviv kommendes Flugzeug der russischen Red Wings Airlines zu stürmen, um Jagd auf jüdische Passagiere zu machen. Das betreffende Flugzeug des Fluges WZ 4728 war für Evakuierungen wegen des Krieges in Israel und Gaza 2023 eingesetzt. Auf dem Flughafengelände und in Kraftfahrzeugen, die es verließen, suchte der Mob mit Allahu-Akbar-Rufen und teils mit palästinensischen Fahnen nach Juden. Dabei wurden 20 Personen verletzt, davon einige schwer. Offenbar war der Mob über soziale Medien zu der Stürmung und der Jagd auf Flüchtlinge aus Israel angestachelt worden. Der Obermufti von Dagestan rief den Mob dazu auf, die Jagd auf Juden zu stoppen. Die Behörden ließen verlauten, der Flughafen werde bis zum 6. November geschlossen. Der russische Präsident Putin erklärte, die Ereignisse in Dagestans Hauptstadt Machatschkala seien nicht zuletzt von ukrainischem Gebiet aus „durch die Hände westlicher Geheimdienste“ inspiriert worden.
Auch in Russland wurden Häuser jüdischer Bewohner mit Davidsternen markiert.
Am 5. November 2023 kam es zwischen Teilnehmern einer propalästinensischen und einer proisraelischen Demonstration in der Stadt Thousand Oaks im US-Bundesstaat Kalifornien zu einer Auseinandersetzung. Dabei wurde der 69-jährige Jude Paul Kessler, der eine Israel-Fahne in der Hand hielt, am Kopf getroffen. Er stürzte zu Boden, wurde nach hinten geschleudert und schlug mit dem Kopf auf den Asphalt auf. Er verstarb am folgenden Tag im Krankenhaus. Das Büro des Gerichtsmediziners von Ventura County bezeichnete die Todesart als Tötungsdelikt. Ein Hassverbrechen werde nicht ausgeschlossen.
Reaktion Israels Bearbeiten
Aus Sicherheitsgründen forderte die israelische Regierung am 2. November 2023 ihre Bürger wegen der Zunahme antisemitischer Vorfälle dazu auf, jegliche Auslandsreisen zu überdenken. Die israelische Regierung begründete diese Warnung mit einer beobachteten deutlichen „Zunahme des Antisemitismus“ sowie einer Bedrohung durch „lebensgefährliche gewalttätige Angriffe auf Israelis und Juden in der ganzen Welt“.
Siehe auch Bearbeiten
Weblinks Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- tagesschau.de: Antisemitismus in Deutschland Hassparolen, verbrannte Israelflaggen, Anschläge. Abgerufen am 30. Oktober 2023.
- Desinformation auf Social Media: Gaza-Fakes: Diese Lügen lassen sich entlarven. ZDF, 28. Oktober 2023, abgerufen am 29. Oktober 2023.
- Zehntausende Muslime protestieren gegen Israel. w.com, 13. Oktober 2023, abgerufen am 31. Oktober 2023.
- The Decolonization Narrative Is Dangerous and False. 27. Oktober 2023, abgerufen am 1. November 2023.
- "Es ist offensichtlich, dass gerade einiges zerbricht". 20. Oktober 2023, abgerufen am 1. November 2023.
- Was gesagt werden muss. 27. Oktober 2023, abgerufen am 1. November 2023.
- Was gesagt werden muss. 27. Oktober 2023, abgerufen am 1. November 2023.
- Neuköllner Bürgermeister besorgt über wachsenden Antisemitismus. 21. Oktober 2023, abgerufen am 1. November 2023.
- zeit.de: Antisemitismus: BKA erfasst mehr als 2.000 Straftaten mit Bezug zu Nahostkonflikt. Abgerufen am 1. November 2023.
- Oliver Klasen, Philipp Saul: Rede von Robert Habeck zum Antisemitismus: Viel Lob für den Wirtschaftsminister. In: www.sueddeutsche.de. 2. November 2023, abgerufen am 2. November 2023.
- Habeck stemmt sich gegen Antisemitismus in Deutschland – von rechts wie links. In: spiegel.de. 2. November 2023, abgerufen am 2. November 2023.
- Jana Hensel: Heute geliebt, morgen gehasst. In: zeit.de. 1. November 2023, abgerufen am 1. November 2023.
- Antisemitismus in Deutschland Hassparolen, verbrannte Israelflaggen, Anschläge. In: tagesschau.de. Abgerufen am 30. Oktober 2023.
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- Nach dem Überfall der Hamas auf Israel: Mehrere Türen in Berlin mit Davidsternen beschmiert. In: NZZ.ch. Abgerufen am 30. Oktober 2023.
- Körperverletzung und Landfriedensbruch: Berliner Polizei registriert rund 370 Straftaten nach Terrorangriff in Israel. In: Tagesspiegel.de. Abgerufen am 30. Oktober 2023.
- Berlin: Polizei zählt 862 Straftaten im Zusammenhang mit Nahost-Konflikt. In: juedische-allgemeine.de. Abgerufen am 1. November 2023.
- Antisemitismus: BKA erfasst mehr als 2.000 Straftaten mit Bezug zu Nahostkonflikt. In: Zeit Online. Abgerufen am 1. November 2023.
- Hamas und Netzwerk Samidoun in Deutschland verboten: Faeser greift durch. In: Süddeutsche Zeitung. 2. November 2023, abgerufen am 4. November 2023.
- (Nicht mehr online verfügbar.) In: tagesschau.de. 8. Oktober 2023, archiviert vom 13. Oktober 2023; abgerufen am 13. Oktober 2023. am
- Nach dem Überfall der Hamas auf Israel: Mehrere Türen in Berlin mit Davidsternen beschmiert. In: NZZ.ch. Abgerufen am 30. Oktober 2023.
- Mitten in Berlin! Judenhasser markieren Häuser mit Davidsternen. In: Berliner-Kurier.de. Abgerufen am 30. Oktober 2023.
- Julius Geiler, Dominik Mai, Lea Becker: Mehr als 130 Festnahmen: Hunderte Menschen bei verbotener israelfeindlicher Demo in Berlin-Neukölln. Tagesspiegel, 11. Oktober 2023, abgerufen am 13. Oktober 2023.
- Molotowcocktails auf Berliner Synagoge geworfen: Als Regierungschef Wegner kommt, schallen „Free Palestine“-Rufe aus Autos. In: Tagesspiegel.de. Abgerufen am 30. Oktober 2023.
- Ermittlungen nach Synagogen-Angriff. In: taz.de. Abgerufen am 30. Oktober 2023.
- Antisemitismus in Deutschland Hassparolen, verbrannte Israelflaggen, Anschläge. In: tagesschau.de. Abgerufen am 30. Oktober 2023.
- Islamo-Leftists in the West Celebrate Hamas Attacks. In: europeanconservative.com. 9. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
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- Pro-Palästina-Parole: Die Geschichte des Slogans „From the River to the Sea ...“ tagesanzeiger.ch/, 2. November 2023, abgerufen am 3. November 2023.
- Explainer: „From the river to the sea“: where does the slogan come from and what does it mean? theguardian.com/, 31. Oktober 2023, abgerufen am 3. November 2023.
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- Roger Cohen: For Europe’s Jews, a World of Fear, The New York Times, 1. November 2023
- Peter Heusch: Frankreich: Terroralarm – Bombendrohungen, Übergriffe auf Juden. In: www.morgenpost.de. 20. Oktober 2023, abgerufen am 4. November 2023.
- Grassierender Antisemitismus Häuser mit Davidsternen markiert – steckt Russland dahinter? In: t-online.de. 3. November 2023, abgerufen am 6. November 2023.
- Davidsterne in Paris: Die Spur führt nach Russland. In: sz.de. 8. November 2023, abgerufen am 10. November 2023.
- Rolf Balmer: Französische Juden unter Schock. In: taz.de. 2. November 2023, abgerufen am 4. November 2023.
- Une femme juive a été attaquée au couteau à Lyon, une croix gammée a été dessinée sur sa porte ladepeche.fr, 4. November 2023, abgerufen am 5. November 2023 (französisch)
- Lyon : une femme de confession juive poignardée chez elle, possible mobile antisémite lefigaro.fr, 5. November 2023, abgerufen am 5. November 2023 (französisch)
- Mehr als 100.000 Menschen demonstrieren in Paris gegen Antisemitismus, Zeit Online, 12. November 2023
- Redaktion ORF.at/Agenturen: Starker Anstieg bei antisemitischen Vorfällen. 22. Oktober 2023, abgerufen am 14. November 2023.
- Redaktion Regionalmedien Wien: 300 Prozent mehr antisemitische Vorfälle in Wien. 22. Oktober 2023, abgerufen am 14. November 2023.
- jpost.com: Two Israelis, one Egyptian shot dead in Alexandria - Foreign Min. Abgerufen am 30. Oktober 2023 (englisch).
- bbc.de: Two Israeli tourists and local guide shot dead in Egypt, Israel says. Abgerufen am 30. Oktober 2023 (englisch).
- Israelischer Botschaftsmitarbeiter in Peking bei Angriff schwer verletzt. spiegel.de, 14. Oktober 2023, abgerufen am 31. Oktober 2023.
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- t-online.de: Aufgestachelt von der Hamas: Wütender Mob zerstört Synagoge in Tunesien. Abgerufen am 30. Oktober 2023.
- heute.at: Nahost-Krise weitet sich aus: Bombe explodiert vor israelischer Botschaft in Zypern. Abgerufen am 30. Oktober 2023.
- ↑ welt.de: Nahost-Krise weitet sich aus: Bombe explodiert vor israelischer Botschaft in Zypern. Abgerufen am 30. Oktober 2023.
- Dagestan: Mob storms Russian airport in search of Jews. In: BBC News. 29. Oktober 2023 (bbc.com [abgerufen am 30. Oktober 2023]).
- Wütender Mob stürmt Flughafen nach Landung einer Maschine aus Israel. In: Der Spiegel. 29. Oktober 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 29. Oktober 2023]).
- ↑ spiegel.de: Nach antiisraelischen Ausschreitungen Russland macht Westen für Angriffe in Dagestan verantwortlich. Abgerufen am 6. November 2023.
- Jeremy Childs: Jewish man dies after being hit in the head during dueling Israel-Hamas war protests, Los Angeles Times, 6. November 2023
- Jüdischer Mann bei Streit mit Pro-Palästina-Demonstranten getötet, Die Welt, 7. November 2023
- Israel warnt seine Bürger vor Reisen ins Ausland. spiegel.de, abgerufen am 5. November 2023.
- Israel warnt wegen Antisemitismus-Anstieg vor Auslandsreisen. berliner-zeitung.de, abgerufen am 5. November 2023.
- Israel warnt wegen Antisemitismus-Anstieg vor Auslandsreisen. berliner-zeitung.de, abgerufen am 5. November 2023.