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Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Das Kastell Munningen war ein kurzfristig belegtes romisches Kohortenkastell nordlich von Munningen einer Gemeinde im Landkreis Donau Ries Bayern Die Fortifikation wurde um 90 n Chr in der nordostlichen Randzone des Nordlinger Ries gegrundet Nach dem spatestens 110 n Chr erfolgten Abzug der Garnison entwickelte sich an diesem Platz ein ziviler Strassenvicus der mit dem Limesfall um die Mitte des 3 Jahrhunderts unterging Kastell MunningenLimes ORL 68a RLK Strecke RLK AlblimesDatierung Belegung um 90 n Chr bisspatestens 110 n Chr Typ KohortenkastellGrosse 179 ca 150 m 2 7 ha Bauweise Holz Erde LagerErhaltungszustand als nicht sichtbares Bodendenkmal grosstenteils erhaltenOrt MunningenGeographische Lage 48 55 37 7 N 10 36 7 5 O 48 927125 10 602097222222 516Hohe 516 m u NHNVorhergehend Kastell OberdorfRuckwartig Kastell Burghofe sudostlich Vorgelagert Kastell Halheim nordwestlich Kastell Ruffenhofen nordnordwestlich Kastell Unterschwaningen nordlich Kastell Gnotzheim nordnordostlich Kastell Theilenhofen nordostlich Kastell Weissenburg nordostlich Holz Erde Kastell auf der Breitung in Weissenburg nordostlich Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 3 1 Umwehrung 3 2 Lagerinneres 3 3 Ende der Anlage 4 Kastellbad 5 Militariafunde 6 Zivilsiedlung 6 1 Bauten auf dem Kastellareal 6 2 Horreum 6 3 Umgangstempel 7 Fruhmittelalterliche Besiedlung 8 Denkmalschutz 9 Weblinks 10 Literatur 11 AnmerkungenLage Bearbeiten nbsp Gesamtplan der Grabungen und der Magnetometeruntersuchung Es werden nur die fur das eigentliche Kastell relevanten Ergebnisse angegeben Der mit fruchtbarem Loss verfullte Explosionskrater des Ries wurde schon fruh zu einem bevorzugten Siedlungsraum fur Ackerbauern Auch um Munningen lassen sich verschiedene vorgeschichtliche Fund und Siedlungsstellen nachweisen Das flache Becken der Riesebene das die Schwabische von der Frankischen Alb teilt ermoglichte zudem rasche Verbindungen durch diese Mittelgebirge und vereinfachte Kontakte zwischen dem Alpenvorland und Mittelfranken Diese geographischen Vorzuge waren den Romern bereits bekannt als die ersten Donaukastelle in spattiberisch fruhclaudischer Zeit errichtet wurden Denn mit diesen Anlagen entstand auch die uber die Alpen verlaufende Via Claudia Augusta eine bedeutende romische Fernstrasse die uber Augsburg bis zum Kastell Burghofe 1 an der Donau reichte einem Truppenstutzpunkt der dem Zugang zum Riesbecken gegenuber lag 2 Kastell Munningen wurde auf einer flachen zu allen Seiten hin abfallenden Bodenerhebung nahe dem Nordostrand des Riesbeckens gegrundet Die Wornitz ein Nebenfluss der im Suden verlaufenden Donau befindet sich etwa 300 Meter ostlich des Garnisonsorts In der sudlich des Kastells gelegenen Niederung fliesst der Grimmbach in der nordlich gelegenen der Muhlbach zur Wornitz hin Der hochwassersicher gewahlte Kastellstandort erhebt sich lediglich rund neun Meter uber dem Wasserspiegel des Flusses doch beherrscht er das weite Umland 3 Forschungsgeschichte BearbeitenZunachst lediglich als Vermutung geaussert vertrat als erster der bayerische Generalmajor und Limesforscher Karl Ritter von Popp 1825 1905 die These dass der Munninger Flurname Auf dem Burggraben auf ein ehemaliges romisches Kastell hinweisen konnte Um diese Frage zu beantworten unternahm Popp im Jahr 1894 fur die Reichs Limeskommission RLK eine Versuchsgrabung und stiess dabei tatsachlich auf Mauerwerk und romisches Fundgut Doch eine Garnison konnte er damit nicht nachweisen 4 Die nachste Forschungsgrabung fand 1906 unter der Leitung des RLK Streckenkommissars Heinrich Eidam 1849 1934 statt Ihm gelang es als Erster den militarischen Charakter der Anlage festzustellen und den als reine Holz Erde Konstruktion ausgefuhrten Ausbauzustand zu dokumentieren Eidams Grabungsergebnisse wurden allerdings erst 1929 im Limeswerk offentlich gemacht 5 Moglicherweise von der gerade veroffentlichten Dokumentation Eidams angeregt setzte der Amateurarchaologe Ernst Frickhinger 1876 1940 1930 den Spaten in Munningen an Er konnte Eidams Mutmassungen uber einen begonnenen aber nicht vollendeten Steinausbau des Kastells widerlegen und wies nach dass die Steinbauten einer spateren Siedlungsphase der Limeszeit angehorten 6 Da Frickhinger seine Ergebnisse nie ausfuhrlich veroffentlichte war der provinzialromische Archaologe Dietwulf Baatz 1928 2021 bei seinen Forschungen auf dessen Nachlass angewiesen in dem sich genaue Plane und Aufzeichnungen fanden Als Erster nach 1930 setzte Baatz 1971 eine Notgrabung Auf dem Burggraben an Damals sollte im Zuge der Flurbereinigung die Staatsstrasse 2221 zwischen Munningen und Oettingen ausgebaut werden Diese Strasse folgte von Norden nach Suden dem Verlauf der Via decumana und der Via praetoria Inzwischen hatte der Archaologe Rolf Nierhaus 1911 1996 die bei den Altgrabungen entdeckte Brandschicht neu datieren konnen Er wies nach dass diese in keinem Zusammenhang mit dem Ende des Munninger Kastells stand sondern in die Zeit um 170 n Chr wies Die Grabungen von 1971 brachten die bis heute aufschlussreichsten Ergebnisse zum Kastellplatz 5 Die Untersuchungen beschrankten sich allerdings auf den Bereich der geplanten Trassenverbreiterung Daher wurden nur sehr schmale Plana die von Norden nach Suden verliefen in verschiedenen Schnitten nach dem Baggerabzug dokumentiert Aufgrund der knappen finanziellen Mittel konnten ausser diesen Sichtungen nur einige weitere gezielt ausgesuchte Flachen genauer aufgenommen werden 7 In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde der Kastellplatz von den Luftbildarchaologen Otto Braasch 1936 2021 und insbesondere von Klaus Leidorf uber dreissig Jahre lang regelmassig angeflogen Der Heimatforscher Werner Paa lieferte bei seinen Feldbegehungen zusatzliche Hinweise da die Bauern beim Pflugen stetig romische Strukturen zerstorten und Fundgut an die Oberflache rissen 8 Wahrend des Sommers und dem Herbst 2008 konnte unter der Leitung des Geophysikers Jorg Fassbinder vom Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege in mehreren Kampagnen der Kastellplatz topographisch eingemessen werden Die mit dem Magnetometer prospektierten Flachen wurden in einem Magnetogramm zusammengesetzt Erstmals liessen sich so ein weitgehend vollstandiger Plan des Kastells und grossere Teile der nachkastellzeitlichen romischen Siedlung dokumentieren 3 Im Vorgriff auf den Ausbau der im Dezember 2009 eroffneten 3 30 Kilometer langen Ortsumfahrung von Munningen fanden erneut sehr zugig durchgefuhrte Ausgrabungen im Auftrag des Landesdenkmalamtes und unter der Leitung des Archaologen Friedrich Lore statt Die Umgehungsstrasse diente auch als Verlegung der Staatsstrasse 2221 aus dem Ortskern Aufgrund der Vorgaben des Denkmalamtes war der Oberboden nur auf eine Bautiefe von maximal 30 Zentimetern abzuziehen alle Befunde darunter durften nicht untersucht werden und verschwanden anschliessend unbesehen unter der Neubautrasse Da zusatzlich dazu bei der geringen Abtragshohe kolluviale Auflagen und flachige Oberbodenreste haufig ein sauberes Planum storten sind wohl einige romerzeitliche Befunde unerkannt geblieben Insbesondere im nordlichen Bereich der Umgehung im Bereich des nachkastellzeitlichen Vicus wurden weitere Baureste sowie 18 romische Brunnen aufgedeckt von denen allerdings nur drei vollstandig untersucht wurden 9 Baugeschichte BearbeitenAufgrund seiner Fruchtbarkeit zielte die fruhe romische Besatzungspolitik nordlich der Donau unter anderem auf eine Sicherung des Riesbeckens Mit der Errichtung eines keilformigen Bogens aus Militarposten zwischen dem Kastell Urspring 10 uber Kastell Pfunz 11 bis zum bereits im Fruhjahr 80 n Chr 12 gegrundeten Kastell Kosching 13 sollte die Rieser Siedlungskammer der Provinz Ratien hinzugefugt werden Kastell Pforring 14 kam laut Keramikdatierung erst wahrend der Regierungszeit des Kaisers Trajan 98 117 dazu 15 Ungefahr gleichzeitig mit Munningen entstanden im Vorfeld des Riesbeckens weitere Kastellanlagen wie die domitianischen Kohortenkastelle Gnotzheim 16 und Weissenburg 17 und das wohl Gnotzheim unterstellte Numeruskastell Unterschwaningen 18 Auch das westlich vom Ries gelegene Kastell Oberdorf 19 wird dieser Zeitstellung zugeschrieben Auf der sudlichen Achse dieses uber die Donau geschobenen Keils an dessen Spitze Unterschwaningen lag stand mittig das Kastell Burghofe mit der Via Claudia Augusta Die Kette aus Garnisonen sicherte nun die zivile Aufsiedlung des Rieses Es wird angenommen dass das Kastell Ruffenhofen 20 erst in einer zweiten Ausbauphase hinzukam um eine Lucke in diesem keilformigen Bogen zu schliessen Zu dieser Zeit ist Munningen das nun im Limeshinterland lag als Garnisonsstandort aufgegeben worden Umwehrung Bearbeiten nbsp Schnitt durch den sudlichen Wehrgraben Westprofil von Osten gesehen nbsp Ahnlich wie hier am Kastell Kunzing II war auch die Umfassungsmauer von Munningen konzipiertDas von den Aussenseiten der Umwehrung 179 ca 150 Meter 2 7 Hektar umfassende Kastellareal wurde als typische Holz Erde Anlage mit abgerundeten Ecken Spielkartengrundriss im Zuge der ersten militarischen Besetzung dieses Landstrichs errichtet Es bildete zusammen mit weiteren befestigten Lagern den Alblimes und stand in Zusammenhang mit einer ersten uber die Donau geschobenen Kastellkette die im ratischen Raum jedoch recht schnell durch neue noch weiter nach Norden geschobene Militarstandorte an Bedeutung verlor Die Grabungen von 1971 konnten die Grundungsjahre auf die Zeit um 90 n Chr fixieren als Kaiser Domitian 81 96 regierte Die Soldaten hoben bei der Anlage des Kastells zunachst einen Umfassungsgraben aus Dieser bereits rund 0 20 bis 0 35 Zentimeter unter der Gelandeoberkante GOK erfasste Spitzgraben Graben I fiel in Munningen allerdings zu steil aus und musste nach mehreren Versturzen mit einer weniger steilen Boschung neu ausgeschachtet werden Graben II Mit dem Aushub wurde ein 5 60 Meter breiter Wall hinter dem Graben aufgeschuttet der in Holz Erde Technik konstruiert war Wie die 1906 und 1971 an der Ostflanke sowie an der Nord und Sudfront festgestellten Pfostengraben und Pfostenstandspuren beweisen befanden sich die Erdmassen ahnlich wie am Kastell Kunzing II in einer Kastenkonstruktion die aus zwei parallel verlaufenden senkrechten Vorder und Ruckseiten bestand 7 Die Magnetometerbegehung im Jahr 2008 bestatigte unter anderem die bereits nachgewiesene vergleichsweise breite Berme 8 Da die moderne Staatsstrasse unmittelbar uber dem ruckwartigen Lagertor der Porta decumana und dem Haupttor der Porta principalis verlauft sind diese Tore bis heute unerforscht geblieben Bei der von Fassbinder geleiteten Befundaufnahme von 2008 konnte zusatzlich festgehalten werden dass der Wehrgraben keine Unterbrechung vor den vier Torzufahrten aufwies Zudem konnten keinerlei Eck und Zwischenturme nachgewiesen werden 21 Lagerinneres Bearbeiten Die Strukturen der wahrend der militarischen Stationierungszeit genutzten Innenbebauung sind archaologisch weitgehend unerforscht Die Grabungen von 1971 erbrachten jedoch erste Einblicke in den Aufbau der regelmassig angeordneten Mannschaftsbaracken der Soldaten Die Contubernien dieser Baracken besitzen eine Grosse von 27 40 Quadratmetern 22 Nach Baatz besteht Unklarheit bei der Orientierung des Lagers da sich der Baukorper des zentralen Stabsgebaudes Principia der Aufschluss daruber geben konnte unter der modernen Strasse befindet und damit archaologisch nicht fassbar ist Zudem konnte bisher nicht die Lage der beiden seitlichen Prinzipaltore geklart werden 7 Sie wurden ebenfalls zu einer Klarung dieser Frage beitragen Weder Eidam mit seiner Ausgrabung an der ostlichen Umfassungsmauer hatte hierbei einen klaren Erfolg noch Fassbinder mit dem Magnetometer Der Geophysiker mutmasste dass verschiedene Faktoren fur diesen Umstand verantwortlich sind Zum einen konnte dies an der geringen Bautiefe der Holzstrukturen liegen zum anderen wird die vom Ackerbau begunstigte Bodenerosion in vielen Fallen letzte Spuren beseitigt haben Auch die spatere Metamorphose vom Kastellplatz zum Strassenvicus kann viele bauliche Details zerstort haben Fassbinder wies zudem darauf hin dass durch die vom modernen Strassenverkehr ausgehenden variablen Magnetfeldstorungen viele mogliche aber schwache Befunde nicht mehr erkennbar machen 21 Baatz erkannte in seinen Plana im nordwestlichen Lagerbereich hinter dem singularen Graben und den Spuren der Umwehrung vier paarweise zur Hauptlagerstrasse hin angeordnete Baracken zwischen denen schmale Abwassergraben hindurchzogen Auf der gegenuberliegenden ostlichen Seite der Hauptlagerstrasse die das Kastell von Norden kommend bis zu der in der Lagermitte platzierten Principia durchzieht ergab ein kleiner Schnitt ein ganz ahnliches Bild der Bebauung Sudlich der vier Baracken konnte Baatz eine westostlich verlaufende Lagerstrasse beobachten die den Mittelstreifen der Fortifikation Latera praeetorii abgrenzte Im Mittelstreifen selbst konnte Baatz im Bereich seines schmalen Schnittes keine kastellzeitliche Bebauung feststellen doch traf er etwas sudlicher auf eine weitere westostlich orientierte Lagerstrasse die offensichtlich die sudliche Begrenzung der Latera praeetorii bildete Anschliessend folgten in dem nordsudlich verlaufenden Baggerschnitt weitere von Westen nach Osten orientierte Baracken uber deren Nutzung aufgrund der sehr begrenzten Untersuchungsflache nur spekuliert werden kann Teils war auch in diesem Bereich die Bebauung durch Abwassergrabchen voneinander getrennt Das sudliche Ende des Kastells markierte wieder der von Palisaden begrenzte Wall sowie der singulare Verteidigungsgraben 7 Ende der Anlage Bearbeiten Durch die eindeutige Stratifizierung gesicherter Funde aus dem Kastellgraben lasst sich das Ende der Anlage datieren Einen Terminus ante quem gibt die geborgene spatsudgallische Reliefsigillata aus Banassac Diese fand sich in der jungsten Verfullschicht des Grabens und war offensichtlich schon durch Bewohner des nachkastellzeitlichen Strassendorfs in den Boden gekommen Diese letzte Verfullung war wie ihr torfiger Inhalt zeigte noch langere Zeit nach dem Abzug des Militars als sumpfiger Streifen offengestanden Graben C Der dort von den Vicusbevolkerung entsorgte Abfall umfasste bemerkenswert viele Keramikscherben teils einheimischer Machart die sich oft noch zu vollstandigen Gefassen zusammensetzen liessen Nach Baatz kann die Sigillata aus Banassac in die Jahre zwischen 100 und 110 n Chr verordnet werden Zu diesem Zeitpunkt war das Kastell bereits wieder verlassen Wie die Schichtbeobachtungen im Lagerinneren zeigten hatten die Soldaten die Innenbebauung friedlich geraumt anschliessend niedergelegt und das Gelande zuletzt ausplaniert 23 Moglicherweise wurde die Truppe an die neue nordlicher angelegte Grenzlinie vorverlegt Baatz nahm an dass die Besatzung das Holz Erde Lager von Theilenhofen errichtete Kastellbad BearbeitenIm Jahr 1977 wurde nur unweit des Kastells an dessen sudlicher Ausfallstrasse zwischen Radweg und Staatsstrasse am Ortsausgang von Munningen das kleine in Stein ausgebaute Militarbad entdeckt und nach Abschluss der Untersuchungen wieder mit Humus uberdeckt 24 Eine ursprunglich geplante Sichtbarmachung und Konservierung fand nicht statt Das Bad ist ein als Reihenbad bekannter Anlagetypus das heisst der Besucher durchschritt hintereinander die Raume zu den einzelnen Bade und Schwitzraumen nach einem festgelegten Programm Den Vorschriften entsprechend ist der Bau in seiner Langsachse nach Norden hin orientiert Das Bad wurde von Norden uber einen Aus und Ankleidebereich dem Apodyterium betreten Am sudlichen Ende befand sich die Heizanlage Praefurnium mit den Warmwasserkesseln Vasa Militariafunde BearbeitenZu den bedeutendsten Militaria aus Munningen gehoren zwei Fragmente von Militardiplomen Leider hat sich bei beiden Urkunden nur der Textbereich erhalten der auf die offentliche Aushangung der Diplome in Rom hinweist doch weist der erhaltene Text darauf hin dass die Originale der bronzenen Tafeln am Tempel des vergottlichten Augustus in Rom ausgehangt worden sind Die beglaubigte Kopie ging dem Empfanger eines Diploms zu Diese wichtige Urkunde sicherte einem ehrenvoll aus der Armee entlassenen Soldaten der Hilfstruppen das romische Burgerrecht zu Der behordlich vorformulierte Text der Inschriften beweist durch den Ort der Aushangung dass die bronzenen Urkunden etwa ab 98 90 n Chr entstanden sind als der Augustustempel nach einer Brandkatastrophe neu errichtet worden ist 25 Zivilsiedlung BearbeitenBauten auf dem Kastellareal Bearbeiten Nach dem Untergang des Kastells entstand an diesem Platz ein romisches Strassendorf entlang der Trassen nach Gnotzheim und Ruffenhofen Dieser Ort konnte unter dem Namen Losodica bekannt gewesen sein 26 Auf der Tabula Peutingeriana der mittelalterlichen Kopie einer spatromischen Strassenkarte liegt dieser Name zwischen dem nicht eindeutig identifiziertem Septemiaci und Medianis Kastell Gnotzheim Nach Septemiaci sind es sieben 10 37 Kilometer nach Medianis elf romische Meilen 16 30 Kilometer Steingebaude im Bereich des ehemaligen Kastells sind fur diese Ortschaft ebenso dokumentiert wie angeackerte Brandgraber an der Ostseite des Vicus 8 Spuren von Metallverarbeitung deuten genauso auf wirtschaftliche Tatigkeiten der Bewohner hin wie ein Geschirrdepot aus Rheinzaberner Terra Sigillata das offensichtlich wahrend der Markomannenkriege 166 180 mitbetroffen war Weitere Spuren von Brand und Zerstorung in der Zeit um 170 n Chr fanden sich auch bei den Untersuchungen des Jahres 1971 Die weitere Geschichte des Dorfes ist nur schwer greifbar da der Ackerbau die jungeren Schichten zerstort hat 27 Uberlegungen ob es in Munningen eine hohere Verwaltungseinheit oder eine Strassenstation Mansio gab sind spekulativ Zwei grossere Steinfundamente auf dem Kastellgelande die Eidam 1906 anschnitt konnten darauf hindeuten dass in Munningen Speicherbauten zur Lebensmittellagerung fur die Grenztruppen existierten Eine militarische Neunutzung von Teilen des Kastellgelandes ware damit gegeben Nach den Zerstorungen der Markomannenkriege kam es zu einem Wiederaufbau da aus Spolien ein mit starken Fundamenten gegrundeter rechteckiger Saalbau errichtet wurde der eine als Vorhalle konzipierte Portikus besass Die letzte Fundmunze die moglicherweise in Zusammenhang mit dem Vicus steht ist wahrend der Regierungszeit von Kaiser Philippus Arabs 244 249 gepragt worden Spatestens mit dem Limesfall 259 260 n Chr wurde der Ort endgultig zerstort 28 Horreum Bearbeiten Im Jahr 2009 erfolgten Untersuchungen an der in Bau befindlichen Ortsumgehung von Munningen Dabei entdeckten die Ausgraber nach dem Oberbodenabtrag in dem durch die Strassentrasse vorgegebenen Untersuchungsausschnitt sudwestlich des Kastells einen mindestens 38 Meter langen und 18 Meter breiten holzernen Hallenbau der moglicherweise dreischiffig angelegt war Die wahrend seiner Untersuchung im Planum erschienenen quadratischen Pfostengruben waren rund 1 20 1 20 Meter gross und bargen sehr gut erhaltene bis zu 0 70 Meter machtige Kiefernstander die noch bis zu 0 80 Meter hoch erhalten waren Elf konnten nach ihrer Bergung dendrochronologisch ausgewertet werden Dabei ergab sich dass sie im spaten Fruhjahr beziehungsweise im Fruhsommer 112 n Chr Waldkante gefallt worden waren also kurz nach Aufgabe und Umwidmung des Kastells Auch dieser Bau konnte als Horreum der Lagerhaltung von Lebensmitteln hochstwahrscheinlich Getreide gedient haben 29 Zwei besser dokumentierte dreischiffige Hallenbauten aus Holz von je rund 46 24 Metern Grosse fanden sich 1981 nordostlich des ruckwartigen Donaukastells Oberstimm 30 Dort datiert die jungste aus einer Abfallgrube stammende Munze ebenfalls in die Regierungszeit des Kaisers Trajan 31 In trajanisch fruhhadrianischer Zeit wurde auch die Garnison in Oberstimm aufgelassen 32 Umgangstempel Bearbeiten Nahe am Kastell wurde ein galloromischer Umgangstempel freigelegt und rund 20 Meter sudlich davon zeigten sich die Fundamente eines mehrphasigen Steingebaudes Dort fanden sich unter anderem die Reste einer Lorica segmentata zwei Kopfchen kleiner steinerner Statuetten stark zerstorte Reste zweier Inschriftentafeln und grosse Mengen verbrannter Tierknochen Moglicherweise hatte der Bau eine offentliche Funktion 33 Weitere Dendrodaten aus dem Vicus sind aus den Jahren 104 10 34 spates Fruhjahr 113 Brunnenkasten 117 Holzfass sekundar in einem Brunnen verbaut und 119 n Chr Holzfass sekundar in einem Brunnen verbaut 35 Des Weiteren lieferten die Brunnen Daten aus dem Jahr 107 n Chr sowie aus der Zeit um 144 8 n Chr 36 Fruhmittelalterliche Besiedlung BearbeitenErst im 6 bis 7 Jahrhundert sind erneut Siedlungsspuren an diesem Platz belegt Im Nordteil des einstigen Vicus wurden bei der Untersuchung des Kastells durch Eidam Teile eines alamannischen Reihengraberfelds aufgedeckt 40 Graber konnten identifiziert werden von denen im Herbst 1906 insgesamt 30 Graber systematisch ergraben wurden 37 Im September 1909 untersuchte der Historische Verein Dillingen sechs weitere Graber 38 Einen 1906 aufgedeckten Goldmunzenfund beschrieb der Numismatiker Julius Cahn 1871 1935 im Jahr 1930 In Grab 1 fanden sich in den Resten einer Tasche 39 neun Goldmunzen Neben einer Munze aus der Regierungszeit des ostromischen Kaisers Tiberius Constantinus 578 582 waren die ubrigen Stucke barbarische Nachbildungen ostromischer Solidi und Tremisses 37 Teile des Graberfeldes wurden auch 1971 angeschnitten 23 Denkmalschutz BearbeitenDie Fundareale sowie die weiteren erwahnten Anlagen sind als eingetragene Bodendenkmale im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes BayDSchG geschutzt Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind erlaubnispflichtig Zufallsfunde sind den Denkmalbehorden anzuzeigen Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kastell Munningen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kastell und Vicus Munningen arachne uni koeln de Universitat zu Koln Archaologisches Institut abgerufen am 28 Oktober 2022 Literatur BearbeitenHeinrich Eidam Das Kastell Munningen Der obergermanisch raetische Limes des Roemerreiches Abteilung B Band 6 Kastell Nr 68a Petters Heidelberg Berlin und Leipzig 1929 Friedrich Fischer Die Ausgrabungen des Vereins fur Heimatkunde im Ries In Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau 22 1909 S 120 128 hier S 126 die romischen Funde von 1909 Hans Ulrich Nuber Bemerkungen zu Militardiplomen und ein neugefundenes Fragment aus Munningen Landkreis Nordlingen In Germania 47 1969 S 178 188 Dietwulf Baatz Das Kastell Munningen im Landkreis Donau Ries In Jahresbericht der bayerischen Bodendenkmalpflege 15 16 1974 75 Munchen 1977 S 108 120 Dietwulf Baatz Das Kastell Munningen im Nordlinger Ries In Saalburg Jahrbuch 33 1976 S 11 62 Hermann Ament Neue alamannische Grabfunde von Munningen Kreis Donau Ries In Saalburg Jahrbuch 33 1976 S 63 74 Wolfgang Czysz Siedlungsstrukturen der romischen Kaiserzeit im Ries In Rieser Kulturtage Dokumentation Band 7 1988 Nordlingen 1989 S 97 115 Werner Paa Losodica Das romische Kastell und die zivile Siedlung von Munningen Steinmeier Nordlingen 1998 ISBN 3 927496 48 0 Jorg Fassbinder Thomas Deller Lena Kuhne Tomasz Gorka Magnetometerprospektion des Kastells Losodica Munningen Landkreis Donau Ries Schwaben In Das archaologische Jahr in Bayern 2008 S 70 73 Thomas Fischer Erika Riedmeier Fischer Der romische Limes in Bayern Pustet Regensburg 2008 ISBN 3 7917 2120 8 S 185 f Friedrich Lore Fasser und Brunnen Holzerhaltung im romischen Vicus von Munningen In Das archaologische Jahr in Bayern 2009 2010 S 95 98 Franz Herzig Stefanie Berg Hobohm Romische Fass und Kastenbrunnen im Vicus von Munningen Ausgrabungen im Bereich der neuen Ortsumfahrung In Denkmalpflege Informationen 145 2010 S 11 13 Anmerkungen Bearbeiten Kastell Burghofe bei 48 38 49 78 N 10 49 32 03 O 48 647161111111 10 825563888889 Dietwulf Baatz Das Kastell Munningen im Landkreis Donau Ries In Jahresbericht der bayerischen Bodendenkmalpflege 15 16 1974 75 Munchen 1977 S 108 120 hier S 109 a b Jorg Fassbinder Thomas Deller Lena Kuhne Tomasz Gorka Magnetometerprospektion des Kastells Losodica Munningen Landkreis Donau Ries Schwaben In Das archaologische Jahr in Bayern 2008 S 70 73 hier S 70 Dietwulf Baatz Das Kastell Munningen im Landkreis Donau Ries In Jahresbericht der bayerischen Bodendenkmalpflege 15 16 1974 75 Munchen 1977 S 108 120 hier S 109 110 a b Dietwulf Baatz Das Kastell Munningen im Landkreis Donau Ries In Jahresbericht der bayerischen Bodendenkmalpflege 15 16 1974 75 Munchen 1977 S 108 120 hier S 111 Ernst Frickhinger in Bayerische Vorgeschichtsblatter 10 1931 32 S 107 f a b c d Dietwulf Baatz Das Kastell Munningen im Landkreis Donau Ries In Jahresbericht der bayerischen Bodendenkmalpflege 15 16 1974 75 Munchen 1977 S 108 120 hier S 113 a b c Jorg Fassbinder Thomas Deller Lena Kuhne Tomasz Gorka Magnetometerprospektion des Kastells Losodica Munningen Landkreis Donau Ries Schwaben In Das archaologische Jahr in Bayern 2008 S 70 73 hier S 72 Friedrich Lore Fasser und Brunnen Holzerhaltung im romischen Vicus von Munningen In Das archaologische Jahr in Bayern 2009 2010 S 95 98 hier S 96 97 hier S 95 97 Kastell Urspring bei 48 33 0 N 9 54 2 5 O 48 55 9 9006944444444 Kastell Pfunz bei 48 53 2 N 11 15 50 O 48 883888888889 11 263888888889 AE 1907 00186 AE 1907 00187 Inschrift bei Ubi erat lupa Kastell Kosching bei 48 48 39 N 11 29 59 O 48 810833333333 11 499722222222 Kastell Pforring bei 48 49 6 5 N 11 40 56 5 O 48 818472222222 11 682361111111 Rudiger Krause Ries In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde de Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 017575 4 S 589 601 hier S 590 Gunter Ulbert Thomas Fischer Der Limes in Bayern Theiss Stuttgart 1983 ISBN 3 8062 0351 2 S 112 Kastell Gnotzheim bei 49 3 25 9 N 10 42 16 2 O 49 057194444444 10 7045 Kastell Weissenburg bei 49 1 51 N 10 57 45 O 49 030833333333 10 9625 Kastell Unterschwaningen bei 49 4 10 25 N 10 37 20 54 O 49 069513888889 10 622372222222 Kastell Oberdorf bei 48 52 7 N 10 20 30 O 48 868611111111 10 341666666667 Kastell Ruffenhofen bei 49 2 47 21 N 10 28 49 97 O 49 046447222222 10 480547222222 a b Jorg Fassbinder Thomas Deller Lena Kuhne Tomasz Gorka Magnetometerprospektion des Kastells Losodica Munningen Landkreis Donau Ries Schwaben In Das archaologische Jahr in Bayern 2008 S 70 73 hier S 71 Werner Zanier Angela von den Driesch Corinna Liesau Peter Schroter Das romische Kastell Ellingen Limesforschungen 23 Zabern Mainz 1992 ISBN 3 8053 1264 4 S 62 a b Dietwulf Baatz Das Kastell Munningen im Landkreis Donau Ries In Jahresbericht der bayerischen Bodendenkmalpflege 15 16 1974 75 Munchen 1977 S 108 120 hier S 114 Kastellbad Munningen bei 48 55 30 9 N 10 36 8 61 O 48 92525 10 602391666667 AE 1969 70 00449a Werner Eck Offentlichkeit Politik und Administration Epigraphische Dokumente von Kaisern Senat und Amtstragern in Rom In Rudolf Haensch Hrsg Vestigia Selbstdarstellung und Kommunikation Veroffentlichung staatlicher Urkunden auf Stein und Bronze in der Romischen Welt Beitrage zur Alten Geschichte 61 C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 58287 5 S 75 96 hier S 83 85 Dietwulf Baatz Das Kastell Munningen im Landkreis Donau Ries In Jahresbericht der bayerischen Bodendenkmalpflege 15 16 1974 75 Munchen 1977 S 108 120 hier S 118 Dietwulf Baatz Das Kastell Munningen im Landkreis Donau Ries In Jahresbericht der bayerischen Bodendenkmalpflege 15 16 1974 75 Munchen 1977 S 108 120 hier S 119 Dietwulf Baatz Das Kastell Munningen im Landkreis Donau Ries In Jahresbericht der bayerischen Bodendenkmalpflege 15 16 1974 75 Munchen 1977 S 108 120 hier S 119 120 Friedrich Lore Fasser und Brunnen Holzerhaltung im romischen Vicus von Munningen In Das archaologische Jahr in Bayern 2009 2010 S 95 98 hier S 95 Kastell Oberstimm bei 48 42 43 9 N 11 27 18 49 O 48 712194444444 11 455136111111 Karl Heinz Rieder Romische Hallenbauten bei Oberstimm Gemeinde Manching Landkreis Pfaffenhofen a d Ilm Oberbayern In Das Archaologische Jahr in Bayern 1982 1983 S 101 103 hier S 103 Hans Schonberger u a Kastell Oberstimm Die Grabungen von 1968 bis 1971 Limesforschungen Studien zur Organisation der romischen Reichsgrenze an Rhein und Donau 18 Mann Berlin 1978 S 28 Hans Schonberger u a Kastell Oberstimm Die Grabungen von 1968 bis 1971 Limesforschungen Studien zur Organisation der romischen Reichsgrenze an Rhein und Donau 18 Mann Berlin 1978 S 147 Friedrich Lore Fasser und Brunnen Holzerhaltung im romischen Vicus von Munningen In Das archaologische Jahr in Bayern 2009 2010 S 95 98 hier S 98 C Sebastian Sommer Trajan Hadrian Antoninus Pius Marc Aurel Zur Datierung der Anlagen des Raetischen Limes In Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege 56 2015 S 321 327 hier S 142 Friedrich Lore Fasser und Brunnen Holzerhaltung im romischen Vicus von Munningen In Das archaologische Jahr in Bayern 2009 2010 S 95 98 hier S 96 97 Universitat Bern Institut fur Archaologische Wissenschaften Vorschau auf die Dissertationsarbeit von Andreas Schaflizl Siedlungsgeschichte des Vicus Munningen Bayern D aufgrund neuer Ausgrabungsergebnisse Memento des Originals vom 21 Oktober 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www iaw unibe ch abgerufen am 21 Oktober 2016 a b Julius Cahn Ein Goldmunzenfund des fruhen 7 Jahrhunderts aus dem Grabfeld von Munningen In Germania 14 1930 S 161 165 auch in Frankfurter Munzzeitung 2 1931 S 325 328 Friedrich Fischer Die Ausgrabungen des Vereins fur Heimatkunde im Ries In Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau 22 1909 S 120 128 hier S 124 Heiko Steuer Tasche In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 35 de Gruyter Berlin New York 2007 ISBN 978 3 11 018784 7 S 72 82 hier S 77 Kastelle des Alblimes Kastell Geislingen Hasenbuhl Kastell Lautlingen Kastell Burladingen Kastell Gomadingen Kastell Donnstetten Clarenna Kastell Urspring Ad Lunam Kastell Deggingen Kastell Heidenheim Aquileia Kastell Oberdorf Opia Kastell Munningen Losodica Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Munningen amp oldid 227418823