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Das Kastell Geislingen Hasenbuhl auch Kastell Hasenbuhl oder Kastell Geislingen war ein romisches Grenzkastell des Alblimes Es liegt mit dem zugehorigen Lagerdorf als Bodendenkmal unter den Ackern westsudwestlich von Geislingen einer Gemeinde des Zollernalbkreises in Baden Wurttemberg Kastell Geislingen HasenbuhlLimes ORL NN RLK Strecke RLK AlblimesDatierung Belegung um 74 n Chr bis um 100 Vicus bis ins 3 Jh Typ KohortenkastellEinheit unbekanntGrosse etwa 190 m 140 m 2 7 haBauweise Holz Erde KastellErhaltungszustand nicht sichtbares BodendenkmalOrt GeislingenGeographische Lage 48 16 29 N 8 46 15 O 48 274722222222 8 7708333333333 670 Koordinaten 48 16 29 N 8 46 15 OHohe 670 m u NHNVorhergehend ORL 61a Kastell Sulz nordwestlich Neckar Odenwald Limes Anschliessend Kastell Lautlingen Ostsudost Alblimes Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Kastellbefunde 4 Vicusbefunde 5 Befunde der unmittelbaren Umgebung 6 Fundverbleib 7 Denkmalschutz 8 Siehe auch 9 Literatur 10 AnmerkungenLage Bearbeiten nbsp Umgebung des Kastells heuteDas Kastell liegt unter den Ackern einer Hochflache des Kleinen Heubergs am Fusse des Hasenbuhls zwischen den heutigen Ortschaften Geislingen und dem Rosenfelder Ortsteil Isingen in den Fluren Heuberg Kurze Schlichte Lange Schlichte und Mohnlen Die von Geislingen nach Isingen fuhrende Strasse durchschneidet das Kastellareal etwa einen halben Kilometer ostlich des Hasenbuhlhofes Das antike Lager in einer strategisch und verkehrsgeographisch gunstigen Position Die Lage gewahrt einen weit reichenden Rundumblick der im Suden bis zu den Kuppen der Hochalb reicht und lediglich im Westen durch den Hasenbuhl ein wenig eingeschrankt ist Die Wasserversorgung war durch zwei maximal 200 m entfernte Quellen gewahrleistet Im Kastellbereich kreuzten sich aus vier Richtungen kommende romische Strassen Eine von Nordosten nach Sudwesten fuhrende Trasse verband Sumelocenna Rottenburg am Neckar mit dem Municipium Arae Flaviae Rottweil und eine von Nordwest nach Sudost verlaufende Verkehrsachse stellte die Verbindung zwischen dem Kastell Sulz einer Fortifikation der Neckarlinie des Neckar Odenwald Limes und dem zum Alblimes zahlenden Kastell Lautlingen her Forschungsgeschichte BearbeitenAls grossere Siedlungsstelle mit moglicherweise militarischen Befunden war das Gebiet um den Hasenbuhl bereits seit der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts bekannt Schon 1877 waren Munzfunde und Mauerbefunde aus diesem Bereich gemeldet worden Auch Eugen Nagele stellte 1901 02 Gemauerbefunde fest Nach weiteren Funden und Befunden die 1910 bei der Anlage von Leitungsgraben gemacht worden waren 1 ausserte Robert Knorr erstmals die Vermutung eines romischen Kastells Auf Grundlage dieser Vermutung und weiterer Funde des Jahres 1922 2 wurde 1925 durch das Wurttembergische Landesamt fur Denkmalpflege erstmals eine systematische Suche nach dem vermuteten Kastell durchgefuhrt 3 Sowohl diese Ausgrabung als auch eine weitere baubegleitende Untersuchung im Herbst 1927 die von Oscar Paret geleitet wurde und bei der die Fluren Heuberg Kurze Schlichte Lange Schlichte und Mohnlen mit einem dichten Netz von Drainagegraben uberzogen wurden 4 erbrachten zwar neuerliche Erkenntnisse uber die zivile Siedlung das Kastell entzog sich aber weiterhin dem Zugriff der Archaologen In der Nachkriegszeit sah es zunachst nicht wesentlich anders aus bis der Luftbildarchaologe Rolf Gensheimer 1986 das Kastell vom Flugzeug aus lokalisieren konnte Durch anschliessende Sondierungsbohrungen gelang es die Umrisse des Lagers naher zu bestimmen Die oberirdisch nicht mehr sichtbare antike Garnison befindet sich unter vor Uberbauung weitgehend geschutzten und nur durch die Verkehrsstrasse gestorten landwirtschaftlich genutzten Flachen Ein mit einer Gedenktafel versehener Fundamentblock erinnert an das Monument Kastellbefunde BearbeitenEs handelt sich bei dem romischen Militarlager am Hasenbuhl um ein reines Holz Erde Kastell Die Rasensoden oder Holz Erde Mauer wurde spater nicht mehr durch eine Steinmauer ersetzt Das Kastell nimmt mit seinen Seitenlangen von 190 m mal 140 m eine Flache von rund 2 7 ha ein und ist von drei umlaufenden Spitzgraben umgeben Mit seiner Porta Praetoria Haupttor war es nach Norden hin ausgerichtet Durch die Anordnung der Graben und das offensichtliche Fehlen einer Steinbauperiode unterscheidet es sich von anderen zeitgleichen Fortifikationen dieser Region Uber die Innenbebauung und die dort stationierte Einheit ist nichts bekannt Es wird sich wohl um eine Cohors Kohorte eine Infanterieeinheit von 500 Mann Starke moglicherweise auch um eine Cohors equitata eine teilberittene Infanterietruppe derselben Starke gehandelt haben Fur letztere Annahme sprechen die Grosse des Lagers und einige Pferdegeschirrfunde 5 Vicusbefunde BearbeitenDer Kastellvicus die Zivilsiedlung in der sich Angehorige der Militars Handler Handwerker und Gastwirte niederliessen ist in seinen Umrissen und seiner Struktur noch nicht ganzlich erfasst Gesichert ist ein Siedlungsschwerpunkt sudlich des Kastells entlang der nach Rottweil verlaufenden Strasse der bei einer Breite von rund 150 m auf einer Lange von knapp 500 m 6 festgestellt wurde Die prazise Eingrenzung fallt bedingt durch das Ausstreuen der Funde infolge der nachkastellzeitlichen landwirtschaftlichen Nutzung des Gelandes naturgemass relativ schwer Nordlich des Kastells kann langs der nach Rottweil fuhrenden Strasse eine kleinere Siedlungskonzentration als wahrscheinlich vermutet werden so dass insgesamt von einem Vicus des Strassentyps in nordsudlicher Ausdehnung ausgegangen werden kann Fur die Siedlung wurden zumindest ihren sudlichen Teil betreffend zwei Bauphasen nachgewiesen Auf eine Holzbauphase folgte eine Bauperiode in der auch Steingebaude errichtet wurden Beide Straten werden von einer dazwischenliegenden Brandschicht die durch ein Schadfeuer entstanden ist voneinander getrennt Der Brand kann durch entsprechende Sigillaten auf die Zeit zwischen etwa 85 n Chr und 100 n Chr datiert werden Die Errichtung der Steinbauten scheint aber nicht unmittelbar nach dem Feuer sondern erst im Verlauf des ersten Viertels des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts erfolgt zu sein Ausweislich der datierbaren Sigillaten und der Munzfunde 7 hat das Dorf die ersten Alamanneneinfalle ab 233 n Chr wohl noch uberstanden und wurde vermutlich erst in der Zeit der innen und aussenpolitischen sowie wirtschaftlichen Krise des Imperiums um die Mitte des 3 Jahrhunderts zum Jahr 260 n Chr hin aufgegeben Befunde der unmittelbaren Umgebung Bearbeiten nbsp Gedenktafel am KaisersteinWeitere Befunde die auf einzelne Hauser im mittelbaren und unmittelbaren Vicusbereich hinweisen werden derzeit in der Literatur noch unterschiedlich interpretiert Ob es sich dabei um Villae Rusticae handelte oder ob sich moglicherweise eine Benefiziarierstation darunter befindet muss ohne grossflachige Ausgrabung der entsprechenden Bereiche zunachst offen bleiben 8 In diesem ungeklarten Zusammenhang sind auch die vereinzelten Grabfunde zu sehen die westlich des Kastells im Bereich des heutigen Hasenbuhlhofes gemacht wurden Bemerkenswert ist die Entdeckung eines Steinmonuments rund 200 m nordlich der Porta Praetoria des Kastells 9 Dort wurden im Bauschutt einer romerzeitlichen Baugrube mit einem Volumen von knapp 70 m Gesimsefragmente Fundamentblocke sowie Teile einer Saule oder Halbsaule und eines Reliefs mit figurlichen Darstellungen gefunden ferner die Bruchteile einer Inschriftentafel deren in zwei Zeilen erhaltene Inschrift IMP ERATOR IMP ERATOR eindeutig die Reste einer Kaisertitulatur darstellen Der Name des Herrschers und begleitendes datierbares Fundmaterial fehlen aber so dass uber den Errichtungszeitpunkt und zweck des einst wohl bogenformig die Strasse nach Rottenburg uberspannenden Monuments nur spekuliert werden kann 10 Fundverbleib BearbeitenDas Fundmaterial fand Aufnahme im Heimatmuseum Balingen 11 im Heimatmuseum Oberndorf 12 und in den Magazinen des Landesmuseums Wurttemberg Denkmalschutz BearbeitenDas Bodendenkmal Kastell Geislingen Hasenbuhl ist geschutzt als eingetragenes Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes des Landes Baden Wurttemberg DSchG Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde sind an die Denkmalbehorden zu melden Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenJorg Heiligmann Das Kastell am Hasenbuhl Gemeinde Geislingen am Riedbach Zollernalbkreis In Ders Der Alb Limes Ein Beitrag zur romischen Besetzungsgeschichte Sudwestdeutschlands Theiss Stuttgart 1990 ISBN 3 8062 0814 X S 30ff Friedrich Hertlein Die Geschichte der Besetzung des romischen Wurttemberg Hertlein Paret Goessler Die Romer in Wurttemberg Teil 1 Kohlhammer Stuttgart 1928 S 35 Friedrich Hertlein und Peter Goessler Die Strassen und Wehranlagen des romischen Wurttemberg Hertlein Paret Goessler Die Romer in Wurttemberg Teil 2 Kohlhammer Stuttgart 1930 S 33 ff Oscar Paret Ein grosses romisches Denkmal auf dem Kleinen Heuberg beim Hasenbuhlerhof Kr Balingen In Fundberichte aus Schwaben Neue Folge 13 1952 1954 Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1955 Oscar Paret Die Siedlungen des Romischen Wurttembergs Hertlein Paret Goessler Die Romer in Wurttemberg Teil 3 Kohlhammer Stuttgart 1932 S 185 308 Dieter Planck Geislingen a R Romisches Denkmal und Siedlung In Philipp Filtzinger Dieter Planck und Bernhard Cammerer Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg 3 Auflage Theiss Stuttgart 1986 ISBN 3 8062 0287 7 S 294 f Hartmann Reim Die Grabung im Kastellvicus beim Hasenbuhl Gemeinde Geislingen Zollernalbkreis In Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg u a Hrsg Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 1987 Theiss Stuttgart 1988 ISBN 3 8062 0545 0 C Sebastian Sommer Geislingen a R Hasenbuhl Kastell und Kastellvicus Denkmal In Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 S 87 f Anmerkungen Bearbeiten Gesellschaft fur Vor und Fruhgeschichte in Wurttemberg und Hohenzollern Hrsg Fundberichte aus Schwaben 18 Schweizerbart Stuttgart 1910 S 31 ff Gesellschaft fur Vor und Fruhgeschichte in Wurttemberg und Hohenzollern Hrsg Fundberichte aus Schwaben Neue Folge 3 Schweizerbart Stuttgart 1926 S 110 Gesellschaft fur Vor und Fruhgeschichte in Wurttemberg und Hohenzollern Hrsg Fundberichte aus Schwaben Neue Folge 3 Schweizerbart Stuttgart 1926 S 110 u S 123 f Gesellschaft fur Vor und Fruhgeschichte in Wurttemberg und Hohenzollern Hrsg Fundberichte aus Schwaben Neue Folge 4 Schweizerbart Stuttgart 1928 S 78 f Jorg Heiligmann Das Kastell am Hasenbuhl Gemeinde Geislingen am Riedbach Zollernalbkreis In Ders Der Alb Limes Ein Beitrag zur romischen Besetzungsgeschichte Sudwestdeutschlands Theiss Stuttgart 1990 ISBN 3 8062 0814 X S 37 widerspricht diesem Ansatz da das Fundmaterial hinsichtlich der Fundumstande der Menge und der Art nicht signifikant sei Hierzu muss allerdings angemerkt werden dass in den Geislingen Abschnitt seines Alb Limes die nur wenige Jahre zuruckliegenden Forschungsergebnisse keinen Eingang mehr gefunden haben C Sebastian Sommer Geislingen a R Hasenbuhl Kastell und Kastellvicus Denkmal In Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 S 87 beschreibt eine Langenausdehnung von 400 m Jorg Heiligmann Das Kastell am Hasenbuhl Gemeinde Geislingen am Riedbach Zollernalbkreis In Ders Der Alb Limes Ein Beitrag zur romischen Besetzungsgeschichte Sudwestdeutschlands Theiss Stuttgart 1990 ISBN 3 8062 0814 X S 30 spricht von 500 m Die Auswertung des in der angefuhrten Literatur publizierten Kartenmaterials entspricht eher der Einschatzung Heiligmanns Schlussmunze des unmittelbaren Vicusbereichs ist ein Denarius des Philippus Arabs der in dieser Form zwischen 246 und 248 n Chr gepragt wurde Nach Hans Gebhart und Konrad Kraft Die Fundmunzen der romischen Zeit in Deutschland Abt 2 Baden Wurttemberg Band 3 Sudwurttemberg Hohenzollern Nr 3009 3 Gebruder Mann Berlin 1964 ISBN 3 7861 1009 3 Oscar Paret Die Siedlungen des Romischen Wurttembergs Hertlein Paret Goessler Die Romer in Wurttemberg Teil 3 Kohlhammer Stuttgart 1932 S 185 und 308 sowie Jorg Heiligmann Das Kastell am Hasenbuhl Gemeinde Geislingen am Riedbach Zollernalbkreis In Ders Der Alb Limes Ein Beitrag zur romischen Besetzungsgeschichte Sudwestdeutschlands Theiss Stuttgart 1990 ISBN 3 8062 0814 X S 39 ziehen eine Strassenstation mit Herberge in Betracht C Sebastian Sommer Geislingen a R Hasenbuhl Kastell und Kastellvicus Denkmal In Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 S 85 f geht von einer weiteren Ausdehnung des Vicus als bisher angenommen aus Oscar Paret Ein grosses romisches Denkmal auf dem Kleinen Heuberg beim Hasenbuhlerhof Kr Balingen In Fundberichte aus Schwaben Neue Folge 13 1952 1954 Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1955 Oscar Paret Ein grosses romisches Denkmal auf dem Kleinen Heuberg beim Hasenbuhlerhof Kr Balingen In Fundberichte aus Schwaben Neue Folge 13 1952 1954 Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1955 S 79 ff geht von einer Grenzmarkierung zwischen den Provinzen Germania superior und Raetia aus Dieter Planck Geislingen a R Romisches Denkmal und Siedlung In Philipp Filtzinger Dieter Planck und Bernhard Cammerer Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg 3 Auflage Theiss Stuttgart 1986 ISBN 3 8062 0287 7 S 295 folgt ihm teilweise darin zieht aber ebenfalls in Erwagung dass es sich um eine Grenzmarkierung des Municipium Arae Flaviae handeln konnte Dieter Planck Arae Flaviae I Neue Untersuchungen zur Geschichte des romischen Rottweil Forschungen und Berichte zur Vor und Fruhgeschichte in Baden Wurttemberg 6 Muller amp Graff Stuttgart 1975 ISBN 3 87532 061 1 S 13 Die letzte Annahme wird auch von Jorg Heiligmann Das Kastell am Hasenbuhl Gemeinde Geislingen am Riedbach Zollernalbkreis In Ders Der Alb Limes Ein Beitrag zur romischen Besetzungsgeschichte Sudwestdeutschlands Theiss Stuttgart 1990 ISBN 3 8062 0814 X S 39 und C Sebastian Sommer Geislingen a R Hasenbuhl Kastell und Kastellvicus Denkmal In Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 S 88 vertreten die Museen von Balingen darunter das Heimatmuseum Balingen auf der offiziellen Internetprasenz der Stadt Balingen Offizielle Webprasenz des Heimatmuseums Oberndorf Kastelle des Alblimes Kastell Geislingen Hasenbuhl Kastell Lautlingen Kastell Burladingen Kastell Gomadingen Kastell Donnstetten Clarenna Kastell Urspring Ad Lunam Kastell Deggingen Kastell Heidenheim Aquileia Kastell Oberdorf Opia Kastell Munningen Losodica Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Geislingen Hasenbuhl amp oldid 225785630