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Das Kastell Gomadingen war ein romisches Grenzkastell des Alblimes Es liegt mit dem zugehorigen Kastellvicus als Bodendenkmal unter den Ackern nordlich von Gomadingen einer Gemeinde des Landkreises Reutlingen in Baden Wurttemberg Kastell GomadingenLimes ORL NN RLK Strecke RLK AlblimesDatierung Belegung um 85 90 n Chr bis um 110 n Chr Vicus bis ins 3 Jh Typ Kohortenkastell oder grosserEinheit unbekannte teilberittene Kohorte oder grossere teil oder ganzberittene EinheitGrosse nicht vollstandig erfasstBauweise Holz Erde LagerErhaltungszustand Bodendenkmal LuftbildspurenOrt GomadingenGeographische Lage 48 24 13 5 N 9 23 29 O 48 40375 9 3913888888889 Koordinaten 48 24 13 5 N 9 23 29 O hfVorhergehend Kastell Burladingen sudwestlich Anschliessend Kastell Donnstetten nordostlich Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Kastell 4 Vicus 5 Denkmalschutz 6 Siehe auch 7 Literatur 8 AnmerkungenLage BearbeitenDer Kastellplatz von Gomadingen liegt am nordlichen Bebauungsrand der heutigen Ortschaft Gomadingen Von der Landstrasse 230 wird das Areal durchschnitten Topographisch befindet sich der Platz ostlich des Sternbergs an einer Stelle an der die Taler der Grossen Lauter der Gachinger Lauter und des Schorzbaches aufeinander treffen Diese topographischen Gegebenheiten geschickt nutzend lag das Kastell in der heutigen Flur Hasenberg wo Lauter und Schorzbachtal ein naturliches Annaherungshindernis bildeten und gleichzeitig die Wasserversorgung der Garnison sicherstellten Das Kastell Gomadingen bildete mit einer Kette von weiteren Kastellen den Alblimes eine zwischenzeitlichen Grenzsicherung der romischen Provinz Raetia vor dem endgultigen Ausbau des Raetischen Limes Verkehrsgeographisch war seine Position insofern nicht unbedeutend als sich hier die Alblimesstrasse vom Kastell Burladingen nach Clarenna Kastell Donnstetten fuhrend mit einer weiteren romischen Strasse kreuzte die als Albquerung von der Donau an den Neckar fuhrte Forschungsgeschichte BearbeitenSchon 1909 war von Peter Goessler ein Kastell des Alblimes bei Gomadingen vermutet worden und bereits 1913 hatten Eugen Nagele und Friedrich Hertlein einen Lokalisierungsversuch mittels mehrerer Suchschnitte unternommen 1 Das Kastell wurde aber erst 1977 durch luftbildarchaologische Prospektionen von Klaus und Heinz Besch entdeckt und anschliessend vom Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg unter der Leitung von Hartmann Reim archaologisch untersucht Mitte Oktober 2008 wurde das Gelande unter der Leitung von Frieder Klein mit Hilfe eines Casiummagnetometers geomagnetisch prospektiert Die Auswertung der hierbei gewonnenen Daten durch den Freiburger Geologen Christian Hubner und sein Team wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen 2019 kam es im Zusammenhang mit Bauarbeiten anlasslich der Verlegung einer Stromtrasse zu neuerlichen archaologischen Beobachtungen 2 Kastell BearbeitenDie vollstandige Grosse des Kastells wurde bislang noch nicht erfasst Lediglich die Sudecke und zwei von dort aus abgehende Grabenstucke von rund 130 m Lange an der Sudwestfront und von rund 40 m Lange an der Sudostfront konnten festgestellt werden Bei dem Graben handelt es sich um einen vier bis funf Meter breiten und bis zu einer Resttiefe von zwei Metern erhaltenen Spitzgraben Hinter dem Graben befand sich vermutlich eine Holz Erde oder Rasensodenmauer Stein oder Bauschuttfragmente fehlen ganz dasselbe gilt auch fur das Kastellinnere wo lediglich der Mortelestrichboden eines etwa 72 m grossen Holzgebaudes lokalisiert werden konnte Von den festgestellten Grabenstucken kann auf ein Militarlager hochgerechnet werden das mindestens die Grosse eines Kohortenkastells besessen haben muss Durch den Fund einer Lanzenspitze mit der BesitzerinschriftIVNI I TVR MA OC ubers Eigentum des Iunius aus der Turma des Oc kann ferner auf eine zumindest teilberittene Einheit geschlossen werden 3 Ausweislich des bislang recht sparlichen Fundmaterials ist das Kastell von Gomadingen in domitianischer Zeit wohl zwischen 85 und 90 n Chr errichtet und nachdem es durch den Ausbau des Neckarlimes seine Bedeutung verloren hatte spatestens um das Jahr 110 n Chr wieder aufgegeben worden Vicus BearbeitenDer Vicus von Gomadingen die bei nahezu jedem romischen Militarlager anzutreffende Zivilsiedlung in der sich Angehorige der Militars Handler Handwerker und Dienstleistende niederliessen befand sich nordlich und ostlich des Kastells in den Fluren Schwarze Kalkofen Hasenberg und Schwarzach Er entstand wohl zeitgleich mit der militarischen Ansiedlung bestand aber noch uber das Ende des Kastells hinaus bis in die erste Halfte des 3 Jahrhunderts Bei den bislang bekannt gewordenen Hausern des Vicus dominiert neben der Holzbebauung die Steinbauweise Vermutlich hat der Vicus zwei Bauphasen durchlaufen wobei nach dem Abzug der Garnison im Verlauf des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts eine Steinbauperiode die Holzbauphase abloste Der Vicus erstreckte sich entlang der von Burladingen nach Urspring fuhrenden Strasse zu der die vicustypischen Streifenhauser mit ihren Schmalseiten hin ausgerichtet waren Unter den bislang bekannten Gebauden befinden sich auch fussbodenbeheizte Wohnhauser Das vermutliche Kastellbad wurde sudlich des Militarlagers lokalisiert Spuren eines moglichen Graberfeldes konnten sudostlich des Kastells in der Flur Sinnwaag festgestellt werden Denkmalschutz BearbeitenDas Bodendenkmal Kastell Gomadingen ist geschutzt als eingetragenes Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes des Landes Baden Wurttemberg DSchG Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenJorg Heiligmann Gomadingen Kastell In Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 S 91 Jorg Heiligmann Das Kastell Gomadingen Kr Reutlingen In Ders Der Alb Limes Ein Beitrag zur romischen Besetzungsgeschichte Sudwestdeutschlands Theiss Stuttgart 1990 ISBN 3 8062 0814 X S 71ff Jorg Heiligmann Gomadingen Kastell In Philipp Filtzinger Dieter Planck und Bernhard Cammerer Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg 3 Auflage Theiss Stuttgart 1986 ISBN 3 8062 0287 7 S 299 Friedrich Hertlein Die Geschichte der Besetzung des romischen Wurttemberg Friedrich Hertlein Oscar Paret Peter Goessler Die Romer in Wurttemberg Teil 1 Kohlhammer Stuttgart 1928 S 37 47 80 Friedrich Hertlein und Peter Goessler Die Strassen und Wehranlagen des romischen Wurttemberg Hertlein Paret Goessler Die Romer in Wurttemberg Teil 2 Kohlhammer Stuttgart 1930 S 216 232 234 Oscar Paret Die Siedlungen des Romischen Wurttembergs Hertlein Paret Goessler Die Romer in Wurttemberg Teil 3 Kohlhammer Stuttgart 1932 S 99 185 208 309 Hartmann Reim Ein romisches Kastell bei Gomadingen Kr Reutlingen In Gesellschaft fur Vor und Fruhgeschichte in Wurttemberg und Hohenzollern e V Hrsg Archaologische Ausgrabungen 1974 Bodendenkmalpflege in den Regierungsbezirken Stuttgart und Tubingen Gentner Stuttgart 1975 S 45ff Anmerkungen Bearbeiten Heinrich Sibert Romisches bei Gomadingen In Schwabischer Albverein Hrsg Blatter des Schwabischen Albvereins 26 S 177 ff Tubingen 1914 Ralf Ott Landesdenkmalamt stoppt Bauarbeiten in Gomadingen in der Sudwest Presse vom 3 Juli 2019 abgerufen am 26 April 2021 Rainer Wiegels Drei romische Kleininschriften aus Sulz Gomadingen und Riegel In Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg Hrsg Fundberichte aus Baden Wurttemberg Bd 7 S 351 ff Theiss Stuttgart 1982 doi 10 11588 fbbw 1982 0 26772 Kastelle des Alblimes Kastell Geislingen Hasenbuhl Kastell Lautlingen Kastell Burladingen Kastell Gomadingen Kastell Donnstetten Clarenna Kastell Urspring Ad Lunam Kastell Deggingen Kastell Heidenheim Aquileia Kastell Oberdorf Opia Kastell Munningen Losodica Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Gomadingen amp oldid 225785690