www.wikidata.de-de.nina.az
Das Kastell Sulz war ein romisches Grenzkastell an der Neckarlinie des Neckar Odenwald Limes Es liegt mit dem zugehorigen Vicus als Bodendenkmal auf dem Gebiet von Sulz am Neckar einer Stadt des Landkreises Rottweil in Baden Wurttemberg Kastell SulzLimes ORL 61a RLK Strecke RLK Neckar Odenwald Limes altere NeckarlinieDatierung Belegung um 74 n Chr bis fruhes 2 Jh Vicus bis Mitte 3 Jh Typ KohortenkastellEinheit Cohors XXIIII voluntariorum civium Romanorum Grosse a 130 x 110 m 1 45 ha b 150 157 112 m 1 75 ha Bauweise a Holz Erde Kastell b SteinkastellErhaltungszustand Teilkonservierung eines VicusgebaudesOrt Sulz am NeckarGeographische Lage 48 21 35 N 8 38 12 O 48 359722222222 8 6366666666667 527 Koordinaten 48 21 35 N 8 38 12 OHohe 527 m u NHNVorhergehend ORL 61 Kastell Rottenburg nordostlich Anschliessend ORL 61b Kastell Waldmossingen sudwestlich Kastell Geislingen sudostlich Alblimes Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Kastell 4 Vicus 5 Denkmalschutz 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenLage Bearbeiten nbsp Lageplan Grabung 1895 Das Kastell Sulz mit dem dazugehorenden Kastellvicus befindet sich sudostlich des Ortskerns von Sulz in exponierter Position auf einem etwa 100 m uber dem Neckar gelegenen Bergsporn Von dieser Stelle aus konnte der Neckar selbst wie auch die von Sumelocenna Rottenburg uber Waldmossingen nach Arae Flaviae Rottweil fuhrende Strasse uberwacht werden ferner die bei Sulz vom Neckar abknickende Verbindung nach Geislingen und weiter uber Lautlingen nach Burladingen mit der hier der Alblimes begann Aufgrund der topographischen Gegebenheiten des Bergsporns befindet sich das Lager in einem Gelande das auf drei Seiten stark abschussig ist Forschungsgeschichte BearbeitenDas an dieser Stelle schon langer vermutete Kastell war 1890 91 vom Sulzer Altertumsverein entdeckt worden Eine systematische archaologische Untersuchung erfolgte 1895 durch die Reichs Limeskommission Weitere baubegleitende und bauvorausgreifende Ausgrabungen fanden in den 1970er bis 1990er Jahren sowohl im Kastell wie auch im Vicusbereich statt Vieles ist nach wie vor ungeklart teilweise weil die Aufarbeitung der ergrabenen Befunde noch auf sich warten lasst teilweise weil wichtige Bereiche insbesondere des Vicus durch Uberbauung fur immer zerstort worden sind Kastell Bearbeiten nbsp Grundriss und Schnitte Grabung 1895 Das Kastell wurde in vespasianischer Zeit vermutlich um das Jahr 74 n Chr zunachst als Holz Erde Kastell angelegt In dieser Bauphase nahm es mit den Seitenlangen von etwa 130 m mal 110 m eine Flache von rund 1 45 ha in Anspruch Spater wurde es von einem Steinkastell ersetzt das mit seinen Seitenlangen von 150 157 m mal 112 m eine Flache von etwa 1 75 ha einnahm Die Ausrichtung des aufgrund der topographischen Gegebenheiten des Bergsporns nicht ganz symmetrisch angelegten Lagers ist nicht ganz geklart Moglicherweise wurde eine ursprungliche Ausrichtung nach Nordosten hin spater durch eine sudostliche Orientierung ersetzt Fur die Steinbauphase wurden drei Lagertore nachgewiesen ein viertes kann vermutet werden Alle Tore waren beidseitig von Turmen flankiert Die Wehrmauer war ferner an ihren abgerundeten Ecken mit Turmen bewehrt Daruber hinaus existierte eine ungewohnlich hohe Anzahl an Zwischenturmen Alle Turme wurden gleichzeitig mit der Mauer errichtet da sie in deren Fundamentierung eingebunden sind Die Innenbebauung ist nur bruchstuckhaft bekannt Spuren einiger Mannschaftsbaracken konnten nachgewiesen werden ebenso Fragmente der Principia Stabsgebaude und eines Horreums Getreidespeicher Als Besatzung konnte nach Meinung des Archaologen Dietwulf Baatz 1928 2021 1 die unter Kaiser Domitian 81 96 2 aus dem Westkastell III von Heidelberg Neuenheim abgezogene Cohors XXIIII voluntariorum civium Romanorum 24 Kohorte Freiwilliger romischen Burgerrechts angenommen werden ein Auxiliarverband der aus etwa 500 Mann Infanterie bestand Nach dieser Vermutung ist die Truppe erst nach der Wende vom 1 zum 2 Jahrhundert zunachst nach Benningen gelangt und wurde um 159 160 n Chr an den neuerrichteten Vorderen Limes nach Murrhardt vorverlegt 3 Vicus Bearbeiten nbsp Romischer Keller nbsp Kleinfunde Grabung 1895 Wie bei jedem romischen Militarlager entstand auch in Sulz ein kleiner Vicus in dem sich die Angehorigen der Soldaten sowie Handler Handwerker Gastwirte und Prostituierte niederliessen Aufgrund der topographischen Gegebenheiten entstand er jedoch nicht unmittelbar vor dem Kastell sondern ein wenig talwarts an der von Sumelocenna nach Arae Flaviae fuhrenden Romerstrasse Hier entwickelte er sich langs der Strasse bis zu einer Langenausdehnung von etwa 400 m Bei der Bebauung handelte es sich zumeist um Streifenhauser von sechs bis sieben Meter Breite und 20 bis 40 m Lange deren Portiken sich zur Strasse hin offneten Brunnenholzer konnte mit Hilfe der Dendrochronologie auf ein Falldatum von 97 10 n Chr festgeschrieben werden 4 Bei den Bauten konnten bis zu sieben Bauphasen nachgewiesen werden Wahrend in den alteren Phasen Holz und Fachwerkbauweisen dominierten wurde in spaterer Zeit des Ofteren Stein als Baumaterial eingesetzt Die meisten Gebaude waren teilunterkellert Der grosste und besterhaltene dieser Keller wurde konserviert und unter einem Schutzbau der Offentlichkeit zuganglich gemacht Hier wurden zwei fast lebensgrosse Statuen von Merkur und Rosmerta zwei Reliefs von Mercurius und Epona sowie eine grosse Ansammlung kleinerer Gotterbildnisse gefunden Moglicherweise diente dieser Keller kultischen Zwecken Die Funde der ubrigen Hauser lassen einige Ruckschlusse auf die okonomische Basis des Vicus zu So konnen Topfereien Schmiedewerkstatten fur die Eisen und Buntmetallverarbeitung sowie Goldschmiedewerkstatten angenommen werden Es gab innerhalb des Vicus zwei Zerstorungshorizonte durch Brandeinwirkung zu Beginn und zum Ende des 2 Jahrhunderts 5 Sein endgultiges Ende wird der Vicus dessen Besiedlung ausweislich des Fundmaterials fur das Jahr 233 noch erwiesen ist vermutlich in Zeit der innen und aussenpolitischen sowie wirtschaftlichen Krise des Imperiums um die Mitte des 3 Jahrhunderts gefunden haben Denkmalschutz BearbeitenDas Kastell Sulz und die erwahnten Bodendenkmale sind geschutzt als Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden Wurttemberg DSchG Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenRudolf Herzog in Der obergermanisch raetische Limes des Roemerreiches Hrsg Ernst Fabricius Felix Hettner Oscar von Sarwey Abteilung B Band 5 Kastell Nr 61a 1897 Hermann Friedrich Muller Sulz Kohortenkastell am Neckar In Philipp Filtzinger Dieter Planck Bernhard Cammerer Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg 3 Auflage Theiss Stuttgart 1986 ISBN 3 8062 0287 7 S 579 f Hermann Friedrich Muller Sulz Zivilsiedlung In Philipp Filtzinger Dieter Planck Bernhard Cammerer Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg 3 Auflage Theiss Stuttgart 1986 ISBN 3 8062 0287 7 S 580 ff Sabine Rieckhoff Pauli Die Fibeln aus dem romischen Vicus von Sulz am Neckar Saalburg Jahrbuch 34 1977 S 5 28 C Sebastian Sommer Sulz Kastell und Kastellvicus Vicus In Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 S 332 ff Weblinks BearbeitenVideo Fuhrung Romerkeller Museum in SulzAnmerkungen Bearbeiten Dietwulf Baatz Der romische Limes Archaologische Ausfluge zwischen Rhein und Donau Mann Berlin 1993 ISBN 3 7861 1701 2 S 210 Gabriele Wesch Klein Ein Reibschalenfragment mit Graffito aus Heidelberg Neuenheim In Fundberichte aus Baden Wurttemberg Bd 16 Theiss Stuttgart 1992 S 530 Philipp Filtzinger Hic saxa loquuntur Hier reden die Steine Hrsg von der Gesellschaft fur Vor und Fruhgeschichte in Wurttemberg und Hohenzollern Stuttgart 1980 S 41 Bernd Becker Fallungsdaten romischer Bauholzer anhand einer 2350jahrigen Suddeutschen Eichen Jahrringchronologie In Fundberichte aus Baden Wurttemberg 6 Theiss Stuttgart 1981 ISBN 3 8062 1252 X S 386 Muller 1986 S 582 geht bei dem zweiten Brand von kriegerischen Ereignissen aus Sommer 2005 S 334 f widerspricht dem ohne seinerseits eine plausible Erklarung liefern zu konnen Kastelle des Neckar Odenwald Limes ORL Strecke 11 Neckarlinie Kastell Wimpfen im Tal Kastell Heilbronn Bockingen Kastelle von Walheim Kastell Benningen Kastell Stuttgart Bad Cannstatt Kastell Kongen Grinario Kastell Rottenburg Sumelocenna Kastell Sulz Kastell Waldmossingen Kastelle von Rottweil Arae Flaviae Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Sulz amp oldid 238145222