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Egid Joseph Karl Freiherr von Fahnenberg 9 Oktober 1749 in Mons Grafschaft Hennegau Osterreichische Niederlande 8 Juni 1827 in Wien war ein osterreichischer Autor juristischer und geschichtlich politischer Betrachtungen Richter am Reichskammergericht Gesandter des osterreichischen Kaisers und mehrerer Reichsfursten im Reichstag und Reichsfurstenrat sowie Lehns und Grundherr von Burkheim am Kaiserstuhl Breisgau Egid Josef Karl Freiherr von Fahnenberg Lithografie von Joseph Lanzedelli d A um 1820 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie und Ausbildung 1 2 Berufliches und literarisches Schaffen 1 3 Sonstiges 2 Schriften 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Fahnenbergsches WappenFamilie und Ausbildung Bearbeiten Fahnenberg wurde als einziges Kind der Eheleute Franz Xavier von Fahnenberg und Ursula von Borie geboren Der Vater ein Enkel des als Retter von Freiburg in die Geschichte eingegangenen Franz Ferdinand Mayer von Fahnenberg war ein Hauptmann des osterreichischen Infanterie Regiments Damnitz in der Garnison von Mons Im Siebenjahrigen Krieg wurde der Vater bei der Ersturmung der schlesischen Festung Schweidnitz verwundet und starb 1761 an den Folgen dieser Verwundung in Breslau Die Mutter war eine Tochter des Reichskammergerichtsassessors Egid Johann Franz von Borie die als Witwe vermutlich zu ihrer Familie nach Wetzlar dem Sitz des Reichskammergerichts zuruckkehrte Dort ging Fahnenberg auf das Jesuiten Gymnasium Nach dem Gymnasium das ihm eine lebenslange Vorliebe fur die Lekture der romischen Klassiker in lateinischer Sprache einpflanzte studierte er Philosophie und Rechtswissenschaft an den Universitaten in Wurzburg und Heidelberg 1 1777 heiratete er Karoline Sophie von Rueding die ihm vier Sohne und zwei Tochter gebar Der Erziehung der Kinder schenkte er ein typischer Vertreter der Aufklarung und des Josefinismus grosste Aufmerksamkeit Die Sohne die er in Gottingen studieren liess mussten durch ihren Vater nicht nur eine detaillierte Planung der zu besuchenden Vorlesungen sondern auch eine penible Abrechnung ihrer Studienkosten uber sich ergehen lassen Als dabei aufflog dass der zweitalteste Sohn Egid Karl 7 Juli 1782 in Gottingen Spielschulden gemacht hatte nahm ihn Fahnenberg von der Universitat und schickte ihn auf eine forstliche Laufbahn die seinen Sohn spater in das Forstamt Tuttlingen und in den Rang eines wurttembergischen Kammerherrn fuhrte Der alteste Sohn Karl 16 Mai 1779 16 Marz 1840 wurde nach einer geradlinigen Karriere in Regierungsfunktionen des Grossherzogtums Baden Oberpostdirektor und Leiter der Schuldentilgungskasse dieses Landes Der badische Grossherzog ernannte ihn zum Kammerherrn Der dritte Sohn Anton Maria 23 Mai 1783 schlug sich als Rittmeister in einem osterreichischen Regiment Als solcher nahm er an den Befreiungskriegen teil wofur ihn Friedrich Wilhelm III von Preussen mit dem Orden Pour le Merite auszeichnete Friedrich 1785 1833 der vierte Sohn trat 1799 zunachst in kaiserlich russische Dienste und avancierte zum Kanzleibeamten russischer Gesandter 1809 in der Gesandtschaft in Stuttgart 1810 in der Gesandtschaft in Kassel 1813 wechselte Friedrich in die Dienste des badischen Grossherzogs Karl in dessen auswartigem Dienst er 1815 Legationsrat und 1817 Gesandter in Munchen wurde 1828 wurde er zum Geheimen Rat ernannt Berufliches und literarisches Schaffen Bearbeiten Nach einem Praktikum an einem Kammergericht im Jahr 1772 trat Fahnenberg 1773 in erzherzoglich osterreichische Dienste wo er den Auftrag erhielt in Regensburg unter der Aufsicht seines Onkels des osterreichischen Gesandten und Geheimen Rats Egid Valentin Felix Freiherr von Borie ein Repertorium uber die Munsterisch Westphalische Friedensverhandlung zu verfassen 1775 wurde Fahnenberg Regierungsrat bei der vorderosterreichischen Regierung und Kammer in Freiburg im Breisgau 1776 erhielt der eine Prasentation ans Reichskammergericht wo er nach einer Proberelation im Oktober 1777 am 13 November 1777 fur pro receptibili erklart wurde Am 1 Juni 1782 legte er als Assessor beim Reichskammergericht in Wetzlar seinen Diensteid ab 2 Als Richter fertigte er verfassungsrechtliche Ausarbeitungen fur das neben dem Reichshofrat hochste Gericht des Heiligen Romischen Reichs Wahrend der Zeit von 1790 bis 1796 trat er dort auch durch die Veroffentlichung von sechs gedruckten Schriften in Erscheinung Am 27 August 1795 wurde er wie vor ihm schon sein Onkel Egid Valentin Felix von Borie kaiserlich koniglicher erzherzoglich osterreichischer Direktorialgesandter im Reichstag und im Reichsfurstenrat in Regensburg Bis 1806 vertrat er dort nicht nur Franz II als Kaiser und Reichsfursten sondern zuletzt auch den Herzog Prosper Ludwig von Arenberg Meppen sowie die Fursten Johann I Josef von Liechtenstein und Konstantin zu Salm Salm einen der beiden Landesherrn des Furstentums Salm 3 4 In diesen Amtern gehorte er zu den Spitzenfunktionaren des Regensburger Parketts Trotz seiner profunden Kenntnisse der Reichspublizistik der Geschichte und des Staatsrechts des Alten Reichs galt er als rechthaberisch und unvertraglich Den Schwerpunkt seiner diplomatischen Arbeit bildeten reichsinterne und internationale Auseinandersetzungen wahrend der Koalitionskriege und um den Reichsdeputationshauptschluss 5 Innerhalb der osterreichischen Diplomatie galt er als ergebener Vertreter der Auffassungen der Staatskanzlei und des Aussenministers Johann Amadeus Franz von Thugut mit dessen Scheitern Ende 1800 er ebenfalls an Einfluss verlor und als Kontrahent des Prinzipalkommissars Johann Aloys Josef von Hugel dem nach ihm die Aufgabe der Koordination der osterreichischen Gesandten zufiel Auch der kurbrandenburgische Gesandte Johann Eustach von Gortz hatte eine Aversion gegen Fahnenberg 6 Zu seinen bedeutenden Widersachern zahlte ferner der kurbraunschweigische Komitialgesandte Dietrich Heinrich Ludwig von Ompteda den Fahnenberg als den geistigen Fuhrer der antikaiserlichen Partei bezeichnete Die Reichsfursten die Fahnenberg vertrat sorgten im Sommer 1806 durch ihre Lossagung vom Heiligen Romischen Reich und durch ihren Eintritt in den Rheinbund dafur dass Fahnenbergs Funktion als Gesandter in Regensburg obsolet wurde Wie andere Regensburger Gesandte nahm er die entsprechende Note Napoleons die ihnen der franzosische Geschaftstrager Theobald Bacher am 1 August 1806 eroffnete mit Fassungslosigkeit Besturzung und abgrundtiefem Entsetzen entgegen 7 Die Erklarung enthielt auch die Mitteilung dass Frankreich und die Rheinbundfursten die Verfassung des Heiligen Romischen Reiches nicht mehr anerkennen wollten Diese Ereignisse fuhrten wenige Tage spater dazu dass Franz II die Reichskrone niederlegte Die Abdankungsnote Franz II hatte Fahnenberg dem Reichstag und dem franzosischen Geschaftstrager zu uberbringen 8 Damit galten das Alte Reich und seine Institutionen die uber Jahrhunderte bestanden hatten als erloschen Fahnenberg dem so nicht nur sein Weltbild zerbrach sondern auch die berufliche Grundlage entzogen wurde blieb schliesslich nichts ubrig als sich ins Privatleben zuruckzuziehen In einem Bericht vom 1 September 1806 schrieb er Schmerzlich ist es fur jeden Deutschen die altehrwurdige vaterlandische Constitution aufgehoben zu sehen ohne dass an ihre Stelle eine neue dem Geist der Nation angemessene und die deutsche Freiheit sichernde Staatsverfassung zur allseitigen Zufriedenheit eingefuhrt ware 9 Seine letzte Schrift die er auf Verlangen Metternichs 1824 nur anonym veroffentlichen konnte erschien unter dem Titel Die Verdienste der osterreichischen Kaiser um Deutschland und sagte voraus dass der Deutsche Bund in einem kriegerischen Konflikt zwischen Osterreich und Preussen zerfallen werde Sonstiges Bearbeiten Zeit seines Lebens litt Fahnenberg trotz betrachtlicher Einnahmen unter Geldnoten Auf der Suche nach neuen Geldquellen verfolgte er 1781 bzw 1802 erfolglos den Gedanken Friedrich Eugen bzw Friedrich den Herzogen von Wurttemberg die reichsunmittelbare Burg Sponeck abzukaufen um dort anschliessend Juden gegen die Zahlung von Schutzgeldern aufzunehmen 1805 liess er Wohnsitz und Verwaltung seiner Herrschaft Burkheim gegen deren abgabenpflichtige Bewohner er sich in verschiedenen Verfahren uber unterbliebene Zahlungen im Streit befand nach Oberrotweil verlegen 1807 wurde seine Grundherrschaft dem badischen Oberamt Breisach unterstellt Das verbleibende grundherrlich fahnenbergische Amt wurde mit dem benachbarten girardischen Amt in Sasbach vereinigt Seine Enttauschung dass nach der Franzosenzeit sein Herrschaftsgebiet durch das Resultat des Wiener Kongresses nicht an Vorderosterreich zuruckfiel sondern beim Grossherzogtum Baden verblieb uberlagerte sich mit der Trauer um seine Frau die 1815 starb Nachdem Fahnenberg 1813 die Verwaltung seiner Grundherrschaft dem altesten Sohn Karl ubertragen hatte wurde es nach 1815 still um ihn Zu einer Erkrankung an der Gicht trat ein Nervenleiden das 1826 dazu fuhrte dass er das Haus nicht mehr verlassen konnte Unter der Pflege seiner Tochter Therese starb er 1827 in Wien Schriften BearbeitenRepertorium uber die Munsterisch Westphalische Friedensverhandlung 1775 Entwurf einer Geschichte des kaiserlichen und Reichs Kammergerichts unter den Hohen Reichs Vikarien 1 Band Lemgo 1790 Google Books gewidmet Egid Valentin Felix von Borie dem Onkel und Forderer des Autors 2 Band Wetzlar 1795 Entwurf einer Geschichte des Kaiserlichen und Reichskammergerichts unter den hohen Reichsvikarien Band 1 Lemgo 1792 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Schicksale des Reichskammergerichts vorzuglich im Kriege Band 1 Wetzlar 1793 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Litteratur des kaiserlichen Reichskammergerichts Band 1 Wetzlar 1792 digitale sammlungen de Lebensgeschichte des Erzherzoglich Oesterreichischen Reichstagsgesandten Egid Valentin Felix Reichsfreyherrn von Borie Wetzlar 1795 Uber die vollige Exemtion des Erzherzoglichen Hauses Osterreich von der Gerichtsbarkeit des Reichs Kammer Gerichts Wien 1796 Privatgedanken uber den preiswurdigen Entschluss des K R Kammergerichts vom 5ten d Monaths der nahen Gefahr des feindlichen Uberfalls ungeachtet standhaft auf seinem erhabenen Posten auszuharren Regensburg 1796 Die Verdienste der osterreichischen Kaiser um Deutschland 1824 anonym veroffentlichtSiehe auch BearbeitenListe der osterreichischen Gesandten beim Heiligen Romischen ReichLiteratur BearbeitenErnst Galli Egid Joseph Karl Freiherr von Fahnenberg Herr auf Burkheim am Kaiserstuhl 1749 1827 In Jahresheft des Breisgau Geschichtsvereins Schauinsland Heft 114 Freiburg im Breisgau 1995 S 118 ff Digitalisat Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Hauser Justus Perthes Gotha 1855 S 153 Weblinks BearbeitenArchiv der Freiherren Mayer von Fahnenberg Geschichte der Familie Mayer von Fahnenberg Webseite im Portal freiburg de Schriften von Egid Joseph Karl von Fahnenberg im Portal digitale sammlungen de Constantin von Wurzbach Fahnenberg Aegid Joseph Karl Freiherr In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 4 Theil Verlag der typogr literar artist Anstalt L C Zamarski C Dittmarsch amp Comp Wien 1858 S 133 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Burgdorf Ein Weltbild verliert seine Welt Der Untergang des Alten Reichs und die Generation 1806 2 Auflage R Oldenbourg Verlag Munchen 2009 ISBN 978 3 486 58747 0 S 80 Google Books Egid Joseph Karl von Fahnenberg Litteratur des Kaiserlichen Reichskammergerichts Wetzlar 1792 S 201 Google Books Wolfgang Burgdorf S 131 Fussnote 105 Kaiserlich und Koniglich bairische privilegirte Allgemeine vormals Kaiserlich und Kurpfalzbairische privilegirte allgemeine Zeitung Nr 218 1806 S 872 Google Books Karl Otmar von Aretin Das Alte Reich 1648 1806 Band 3 Das Reich und der osterreichisch preussische Dualismus 1745 1806 Verlag Klett Cotta Stuttgart 1997 ISBN 3 608 91398 X S 499 528 Wolfgang Burgdorf S 73 81 Wolfgang Burgdorf S 132 Peter Wolf Reichsdeputationshauptschluss und das Ende des Reichstags In Martin Dallmeier Hrsg Reichsstadt und Immerwahrender Reichstag Verlag Michael Lassleben Kallmunz 2001 ISBN 978 3 78471 522 3 S 71 Karl Otmar von Aretin S 528Normdaten Person GND 116381779 lobid OGND AKS LCCN no2016056798 VIAF 20430513 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fahnenberg Egid Joseph Karl vonALTERNATIVNAMEN Fahnenberg Egid Joseph Karl Freiherr vonKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Richter am ReichskammergerichtGEBURTSDATUM 9 Oktober 1749GEBURTSORT Mons Grafschaft Hennegau Osterreichische NiederlandeSTERBEDATUM 8 Juni 1827STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Egid Joseph Karl von Fahnenberg amp oldid 238418381