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Dreibrudertaler ist die volkstumliche Bezeichnung fur einen kursachsischen Reichstaler der von 1592 bis 1611 mit den Bildnissen der drei Bruder Christian II Johann Georg und August gepragt wurde Von diesem Taler und seinen Teilstucken wurden drei Typen gepragt die sich im Munzbild unterscheiden 1 Dreibrudertaler von 1608 Munzstatte Dresden Durchmesser 34 5 mm Inhaltsverzeichnis 1 Munzgeschichtliche Zusammenhange 1 1 Die merkwurdige Anderung der Munzstempel 2 Talertypen und Teilstucke 3 Munzbeschreibung 3 1 Christian II Johann Georg und August unter Vormundschaft 1591 1601 3 1 1 Vorderseite 3 1 2 Ruckseite 3 2 Christian II als Kurfurst mit seinen zwei Brudern 1601 1611 3 2 1 Vorderseite 3 2 2 Ruckseite 4 Dreibrudertaler mit Gegenstempel 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseMunzgeschichtliche Zusammenhange BearbeitenAls Kurfurst Christian I von Sachsen 1586 1591 am 25 September 1591 noch nicht 31 Jahre alt in Dresden starb waren seine drei Sohne noch minderjahrig Der Alteste Kurprinz Christian war kaum acht Jahre alt 2 Christian folgte als altester Sohn seinem Vater unter Vormundschaft die zugleich mit seinen jungeren Brudern den Herzogen Johann Georg geboren am 5 Marz 1585 und August geboren am 7 September 1589 durch vaterliches Testament vom 30 August 1591 bestimmt wurde Nach diesem Testament waren als Vormunder Kurfurst Johann Georg von Brandenburg der Grossvater mutterlicherseits und Herzog Friedrich Wilhelm zu Sachsen in Weimar und Altenburg ein Enkel Kurfurst Johann Friedrichs des Grossmutigen vorgesehen 3 In Folge von mehreren noch im Jahre 1591 zwischen beiden Vormundern geschlossenen Vertragen aber und in Folge landstandischer Seits erhobenen Bedenken wurde thatsachlich von Herzog Friedrich Wilhelm der Kur Sachsen Administrator allein gefuhrt 4 Die Landesadministration wurde demnach wegen der Bedenken der Landstande abweichend vom Testament Christians I von Friedrich Wilhelm I allein gefuhrt Christian II erreichte im 18 Lebensjahr die Kurmundigkeit und ubernahm am 23 September 1601 5 die Regierung und zugleich die Vormundschaft uber seine noch unmundigen Bruder Johann Georg und August Am 14 Juli 1602 6 empfing er fur sich und seine Bruder in Prag durch Bevollmachtigte die kaiserliche Belehnung mit den Regalien Unter der Administration Herzog Friedrich Wilhelms I wurde nur in der Munzstatte Dresden im Namen und mit den Bildern aller drei Sohne des verstorbenen Kurfursten gepragt Das blieb auch so nach eingetretener Kurmundigkeit Christians II bestehen Es wurde lediglich eine Anderung im Munzbild veranlasst Christian erscheint nun allein auf der Vorderseite des Dreibrudertalers wahrend seine beiden Bruder auf der Ruckseite zu sehen sind 7 Die Dreibrudertaler wurden bis 1604 unter dem Munzmeister Hans Biener mit seinem Munzmeisterzeichen HB gepragt Er war der erste Munzmeister in der von Kurfurst August 1556 neu errichteten Dresdner Munze Sein Nachfolger war Heinrich von Rehnen Dessen Dreibrudertaler tragen die Munzmeisterzeichen HR oder Schwan Spater in der Kipper und Wipperzeit verwendete er den auffliegenden Schwan als sein Zeichen auf den Kippertalern Die Munzstempel fur die Dreibrudertaler schnitt bis nach 1601 Kilian Prager der Jungere 8 Ab 1605 arbeitete Heinrich von Rehnen zusatzlich noch als Munzgraveur und Medailleur in der Dresdner Munze Die merkwurdige Anderung der Munzstempel Bearbeiten Nach Johann Friedrich Klotzsch anderten sich unter dem Administrator Friedrich Wilhelm mit dem Auftritte dieser drey Prinzen die Munzstempel sehr merkwurdig Von der Zeit der mit Churfurst Johann Friedrichs Gefangenschaft aufgehobene Munzcommunion Munzgemeinschaft an hatte man bey dem Hause Sachsen Albertinischer Linie auf deren Munzgepragen nur ein Brustbild nur einen Nahmen des Landesfursten zeithero gesehen Das Recht der Erstgeburt war bey diesem Hause in die Landes Succession Succession Nachfolge gebracht worden 9 Die von Klotzsch festgestellte merkwurdige Anderung der Munzstempel bezieht sich auf die Taler mit den drei minderjahrigen Brudern auf der Vorderseite Seit der Schlacht bei Muhlberg im Jahr 1547 und der Verleihung der sachsischen Kurwurde an die Albertiner war die in der Leipziger Hauptteilung von 1485 zwischen den Ernestinern und Albertinern vereinbarte gemeinsame Munzpragung endgultig aufgegeben worden siehe Sachsische Munztrennung Endgultige Munztrennung Das hatte u a zur Folge dass ab dieser Zeit auf den Munzen nur noch ein Brustbild und nur der Name des Landesfursten aufgepragt war 10 Vom Jahre 1601 an setzte Churfurst Christian sein Brustbild auf die vordere Seite allein und also ist die ausserliche Verfassung bis zum Tode Christians II verblieben 11 Nach dem Tod Christians II im Jahr 1611 wurde diese Form der Bildgestaltung von Vorder und Ruckseite zunachst weitergefuhrt Das Bildnis seines jungsten Bruder August verblieb bis zu dessen Tod auf der Ruckseite wahrend Johann Georg I als neuer Kurfurst auf der Vorderseite zu sehen war 12 Das waren die letzten Talermunzen dieser Art des Kurfurstentums Sachsen Die Bruder der Landesfursten erschienen danach nicht mehr auf den Gepragen der albertinischen Linie Talertypen und Teilstucke BearbeitenDie Dreibrudertaler sind nach dem Reichsmunzfuss gepragte kursachsische Reichstaler zu 24 Gute Groschen die in drei Typen eingeteilt werden konnen Christian II Johann Georg und August unter Vormundschaft 1591 1601 Erster Typ Taler mit den Bildnissen der drei Bruder in gleicher Hohe nur von 1592 Zweiter Typ Taler mit den Bildnissen der drei Bruder in unterschiedlicher Hohe ab 1592 Christian II als Kurfurst mit seinen zwei Brudern 1601 1611 Dritter Typ Taler mit dem Bildnis Christians auf der Vorderseite und den Bildnissen seiner beiden Bruder auf der Ruckseite ab 1601 Es wurden auch Halb Viertel und Achteltaler mit den Bildnissen der drei Bruder gepragt 13 14 15 Munzbeschreibung BearbeitenChristian II Johann Georg und August unter Vormundschaft 1591 1601 Bearbeiten Erster und zweiter Talertyp nbsp Dreibrudertaler von 1597 mit unterschiedlich hohen Bildnissen der Prinzen Munzmeisterzeichen HB Munzstatte Dresden Durchmesser 40 mm 29 15 g Vorderseite Bearbeiten Die Vorderseiten der ersten zwei Talertypen zeigen die Bildnisse der drei unter Vormundschaft Friedrich Wilhelms von Sachsen Weimar stehenden minderjahrigen Bruder Nur bei dem ersten Munztyp des Jahres 1592 erscheinen die Prinzen in gleicher Grosse und Hohe im Munzbild Noch im gleichen Jahr wurde der Vorderseitenstempel geandert Christian erscheint danach als altester Bruder und zukunftiger Kurfurst des albertinischen Sachsens grosser als seine beiden Geschwister 16 Der Prinz in der Mitte ist Christian II Links im Bild an der rechten Seite Christians steht Johann Georg mit sichtbar angehangtem Degen rechts im Bild August der kleinste Prinz Er halt in der Rechten eine Blume Christian legt die Arme uber die Schultern seiner Bruder Sie sind ahnlich dem ersten Typ mit Wams ubergehangten Mantelchen und Halskrause bekleidet Oben zwischen der Umschrift befindet sich der Reichsapfel darunter bogig die Jahreszahl 1597 zwischen den Helmen rechts das Munzmeisterzeichen HB ligiert des Munzmeisters Hans Biener der Munzstatte Dresden Umschrift CHRISTIAN us ۰ IOHAN nes GEORG ius ۰ ET۰ AVGVSTVS Fortsetzung der Umschrift auf der Ruckseite Ruckseite Bearbeiten Die Ruckseite zeigt das dreifach behelmte 14 feldige Wappen mit Mittelschild in einem aufgerollten Schild Die Helme sind die von Thuringen links Sachsen mittig und Meissen rechts Die Felder des Wappens sind folgende jeweils von oben nach unten 17 18 Links Thuringen Pfalz Sachsen Orlamunde Altenburg Regalien Mitte Sachsen Kurwappen Landsberg Magdeburg Henneberg Rechts Meissen Pfalz Thuringen Herrschaft Pleissen Brehna Regalien Umschrift FRAT res ET ۰ DV CES ۰ SAXON iae Fortsetzung der Umschrift der Vorderseite 19 Ubersetzung beider Seiten Christian Johann Georg und August Bruder und Herzoge zu Sachsen Christian II als Kurfurst mit seinen zwei Brudern 1601 1611 Bearbeiten Dritter Talertyp nbsp Dreibrudertalers von 1610 Munzmeisterzeichen HR Munzstatte Dresden Christian II ist als Kurfurst dargestellt Durchmesser 41 mm 29 05 g Vorderseite Bearbeiten Die Vorderseite des dritten Munztyps zeigt das geharnischte Bildnis des Kurfursten Christian II mit Feldbinde das Kurschwert schulternd Links vor ihm befindet sich sein Helm im Feld die geteilte Jahreszahl 16 10 zwischen der Umschrift oben der Reichsapfel und unten das Schild mit den Kurschwertern Umschrift CHRISTIAN us II D ei G ratia S acri ۰ ۰ RO mani IMP erii ARCHIM arschallus ELE ctor 20 Ubersetzung Christian II von Gottes Gnaden des Heiligen Romischen Reiches Erzmarschall und Kurfurst Ruckseite Bearbeiten Die Ruckseite zeigt die geharnischten Huftbilder der beiden Bruder mit Feldbinden links Johann Georg rechts August die einander zugewandt sind Unten befindet sich das Wappen des Herzogtums Sachsen rechts daneben das Munzmeisterzeichen HR des Munzmeisters Heinrich von Rehnen der Munzstatte Dresden Umschrift IOHAN nes GEORG ius ET AVGVST us ۰ FRAT res ۰ ET D uces S axoniae 21 Ubersetzung Johann Georg und August Bruder und Herzoge von Sachsen Dreibrudertaler mit Gegenstempel Bearbeiten nbsp Jefimok von 1655 aus einem Dreibrudertaler von 1596Das Umlaufgebiet der Dreibrudertaler erfasste hauptsachlich Kursachsen und andere Staaten des Heiligen Romischen Reichs Es sind jedoch auch Dreibrudertaler mit Gegenstempel oder Uberpragung Heiliger Georg des russischen Zaren Alexei Michailowitsch 1645 1667 bekannt Sie wurden damit zur russischen Wahrung im Wert von 64 Kopeken und werden im numismatischen Sprachgebrauch als Jefimok bezeichnet Der Name dieser Munzen leitet sich vom Joachimstaler Jefimok Joachim ab einem Guldengroschen der wegen seines zuverlassig hohen Silberanteils ebenfalls Namensgeber des Talers und des Dollars war Die Jefimki unter Alexei Michailowitsch waren es hauptsachlich in Moskau gegengestempelte deutsche und niederlandische Taler blieben bis zu ihrem Verbot im Jahr 1659 im Umlauf In der Ukraine blieben sie jedoch noch langer in Gebrauch 22 Der abgebildete Jefimok von 1655 wurde aus einem Dreibrudertaler von 1596 hergestellt indem der Taler mit zwei Stempeln gegengestempelt wurde Siehe auch BearbeitenSachsische Munzgeschichte Achtbrudertaler Kurfurst Christian II von Sachsen ubernahm 1605 die Vormundschaft uber die acht minderjahrigen Sohne des Herzogs Johann von Sachsen Weimar Literatur BearbeitenWalther Haupt Sachsische Munzkunde Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1974 Julius Erbstein Albert Erbstein Erorterungen auf dem Gebiete der sachsischen Munz und Medaillen Geschichte bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt schen Sammlung Dresden 1888 Johann Friederich Klotzsch Versuch einer Chur Sachsischen Munzgeschichte Teil 2 1770 urn nbn de gbv 3 1 646203 digitale bibliothek uni halle de Wilhelm Ernst Tentzel Saxonia Numismatica oder Medaillen Cabinett von Gedachtnismunzen und Schaupfennigen welche die Chur und Fursten der albertinischen Linie haben pragen und verfertigen lassen Dresden Frankfurt Gotha 1714 1 Buch Reprint Transpress Verlag Berlin 1981 Einzelnachweise Bearbeiten Helmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z Regenstauf 2005 S 102 Wilhelm Ernst Tentzel Saxonia Numismatica 1714 S 312 Julius Erbstein Albert Erbstein Erorterungen auf dem Gebiete der sachsischen Munz und Medaillen Geschichte 1888 S 87 Testament vom 30 August 1591 Julius Erbstein Albert Erbstein Erorterungen auf dem Gebiete der sachsischen Munz und Medaillen Geschichte 1888 S 87 Julius Erbstein Albert Erbstein Erorterungen auf dem Gebiete der sachsischen Munz und Medaillen Geschichte 1888 S 88 Regierungsubernahme Julius Erbstein Albert Erbstein Erorterungen auf dem Gebiete der sachsischen Munz und Medaillen Geschichte 1888 S 88 Empfang der Regalien Julius Erbstein Albert Erbstein Erorterungen auf dem Gebiete der sachsischen Munz und Medaillen Geschichte 1888 S 89 Julius Erbstein Albert Erbstein Erorterungen auf dem Gebiete der sachsischen Munz und Medaillen Geschichte 1888 S 93 Johann Friederich Klotzsch Versuch einer Chur Sachsischen Munzgeschichte 1770 S 415 Paul Arnold Kurfurst August 1553 1586 und das sachsische Munzwesen In Numismatische Hefte Nr 20 Dresden 1986 S 13 Johann Friederich Klotzsch Versuch einer Chur Sachsischen Munzgeschichte 1770 S 416 Walther Haupt Sachsische Munzkunde 1974 S 226 Tabelle coinarchives Vierteltaler Christian A Kohl Talerteilstucke des Kurfurstentums Sachsen Typenkatalog Albertinische Linie 1547 1763 Leipzig 1994 S 42 44 Kunker 1 8 Dreibrudertaler Julius Erbstein Albert Erbstein Erorterungen auf dem Gebiete der sachsischen Munz und Medaillen Geschichte 1888 S 98 Julius Erbstein Albert Erbstein Erorterungen auf dem Gebiete der sachsischen Munz und Medaillen Geschichte 1888 S 98 Wappenfelder Walther Haupt Sachsische Munzkunde 1974 S 281 282 Erklarung der Wappen Walther Haupt Sachsische Munzkunde 1974 S 263 Umschrift als Kurprinz Walther Haupt Sachsische Munzkunde 1974 S 263 Umschrift als Kurfurst Walther Haupt Sachsische Munzkunde 1974 S 270 Helmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z Regenstauf 2005 S 209 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dreibrudertaler Kursachsen amp oldid 235029955