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Uberpragung ist ein Vorgang bei dem eine bereits gepragte Munze ein neues Geprage von einem anderen Munzstempel erhalt Mitunter sind noch Reste des ursprunglichen Munzbildes sichtbar 1 Eine Sonderform und keine Uberpragung im engeren Sinn ist der Doppelschlag bei dem auf Grund einer Fehlpragung die Pragung doppelt aber mit demselben Stempel ausgefuhrt wurde Bei einer Uberpragung ist beabsichtigt der Munze ein anderes Geprage als zuvor zu geben Deshalb werden bei einer Uberpragung andere Stempel eingesetzt Die Uberpragung ist auch von der Gegenstempelung zu unterscheiden Wahrend die Uberpragung das gesamte vorherige Munzbild beidseitig zu uberpragen versucht beschrankt sich die Gegenstempelung auf eine Teilflache der Munze und erfolgt im Regelfall einseitig Uberpragung Bronzemunze aus Kyzikos Prora Schiffbau uber ApollonkopfInhaltsverzeichnis 1 Erlauterung 2 Beispiele 3 Besonderheiten 3 1 Russland 3 2 Frankreich 3 3 Vereinigtes Konigreich 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 Literatur 7 EinzelnachweiseErlauterung BearbeitenUberpragungen kamen vor wenn bei einem Regierungswechsel die Umlaufmunzen aus Zeitmangel mit einem neuen Munzstempel uberpragt werden mussten oder aus politischen Grunden wenn ein Herrscher die Munzen seines Gegners durch Uberpragen aus dem Verkehr zog In der Antike sind diese Stucke wichtige Geschichtsdokumente da die uberpragten Munzen bestimmte wirtschaftliche und politische Fakten belegen und einordnen konnen 1 2 Beispiele BearbeitenIm zweiten Aufstand der Juden gegen die Romer wurden romische und provinzial romische Munzen mit den verhassten Kaiserbildnissen uberpragt 1 Im Mittelalter wurden die verrufenen und eingezogenen Brakteaten vielfach nur gewalzt und uberpragt Bei solchen Blechmunzen waren mitunter noch deutliche Spuren der alten Pragung sichtbar was manchmal zu Fehlbestimmungen dieser Pfennige fuhrte 1 nbsp Dieser Wasertaler von 1660 wurde 1661 zum Zurcher TalerDer Wasertaler auch Hochmutstaler genannt ist ein nach dem Burgermeister von Zurich Johann Heinrich Waser 1600 1669 benannter Taler aus dem Jahr 1660 Der Taler erregte den Unwillen der republikanischen Einwohner Zurichs und wurde eingezogen und mit anderen Munzstempeln uberpragt Der Soldvertrag mit Frankreich wurde 1663 von Zurich unter der Fuhrung Wasers gegen starke innere Widerstande erneuert Waser war als Staatsmann umstritten Ihm wurde mehrfach untreue Amtsfuhrung vorgeworfen 3 Die Wasertaler wurden mit den Stempeln des Zurcher Talers von 1661 uberpragt Die Uberpragung geschah demnach aus politischen Grunden nbsp 6 Groszy 1813 Notmunze von ZamoscUm den Zahlungsverkehr aufrechtzuerhalten kam es besonders bei grosseren Kriegen zur Auspragung von Belagerungsmunzen Die Uberpragung von vorhandenen fremden Munzen war eine Moglichkeit die Herstellung zu vereinfachen und Zeit zu sparen Bei der Herstellung der Notmunzen von Zamosc sind die 6 Groszy Stucke aus Kupfer von 1813 durch Uberpragung der vorhandenen osterreichischen 6 Kreuzer Stucke hergestellt worden Sie wurden wahrend der Belagerung durch russische Truppen von der polnisch sachsischen Garnison unter General Haucke gepragt Die Pragung der Notmunzen war erforderlich um die dringend benotigten Nahrungsmittel fur die Belagerten bei den Belagerern kaufen zu konnen Die Herstellung der Munzen musste auf schnellstem Weg realisiert werden 4 Besonderheiten BearbeitenRussland Bearbeiten nbsp Aus dem sachsischen Vikariatstaler von 1612 wurde der Jefimok von 1655Die Uberpragung fremder Taler in Russland Mitte des 17 Jahrhunderts geschah nicht zur vollstandigen Beseitigung des ursprunglichen Geprages sondern zur Kenntlichmachung ihrer Umlaufberechtigung 1 Sie wurden zu russischen Talern mit dem Namen Jefimok im Wert von 64 Kopeken mit dem Bild des Heiligen Georgs Der Name der Munzen leitet sich vom Joachimstaler Jefimok Joachim ab einem Guldengroschen der wegen seines zuverlassig hohen Silberanteils ebenfalls Namensgeber des Talers und des Dollars war Die Jefimki unter dem Zaren Alexai Michailowitsch 1645 1667 waren es hauptsachlich in Moskau gegengestempelte oder uberpragte deutsche und niederlandische Taler blieben bis zu ihrem Verbot 1659 im Umlauf 5 Diese Uberpragung wird oft auch als Gegenstempelung bezeichnet Frankreich Bearbeiten nbsp Double Louis d or von 1701 nbsp Ecu von 1693Besonders auffallig in der Ausfuhrung sind die uberpragten Munzen Frankreichs in der Regierungszeit Konig Ludwigs XIV 1643 1715 und Ludwigs XV 1715 1774 Sie stammen aus der sogenannten Epoche der Reformation Das franzosische Wort Reformation bedeutet auf Deutsch Umformung oder Umpragung Verwendet wurden z B der Ecu der 1 2 Ecu sowie der Louis d or und andere Ausgaben Vor allem wahrend der Regierungszeit des Sonnenkonigs Ludwig XIV wurden die umlaufenden Munzen zu einem festgelegten Kurs eingezogen mit neuen Munzstempeln uberpragt und zu einem hoheren Zwangskurs wieder ausgegeben Frankreich verschaffte sich damit die notwendigen Mittel fur Raubkriege gegen seine Nachbarn die Niederlande und das Heilige Romische Reich Die Uberpragung der eingezogenen Stucke wurde zum Teil so schlecht ausgefuhrt dass noch Partien des Munzbildes des vorherigen Geprages sichtbar sind 6 7 Nach v Schrotter nennen die Franzosen Reformation die zur Beschaffung der Kriegsmittel veranstalteten willkurlichen Herabsetzungen der umlaufenden und einzuziehenden Munzen und die Werterhohung der wieder in Umlauf gesetzten uberpragten Stucke 8 Da Munzen teilweise durch mangelhafte Uberpragung verunstaltet wurden kam es im grossen Massstab zu Falschungen 9 Der abgebildete doppelte Louis d or von 1701 und der Ecu von 1693 zeigen auf beiden Seiten deutliche Spuren der Uberpragung Die Vorderseite des silbernen Ecu mit dem Portrat des Sonnenkonigs wurde auffallig schlecht ausgefuhrt Die Qualitat der Uberpragung konnen Prager einer Munzstatte beeinflussen Bei wenigen Munzen sind keine oder kaum Uberpragungsspuren vorhanden Absichtliche Pragemangel konnen daher bei auffallig schlecht ausgefuhrten Stucken nicht ausgeschlossen werden Vereinigtes Konigreich Bearbeiten nbsp nbsp Bank of England Dollar 1804 SCBC 3768 Ausser der Shilling und Sixpence Serie von 1787 waren im Vereinigten Konigreich seit etwa 1750 kaum Silbermunzen gepragt worden ein Mangel dem zufolge zahlreiche auslandische Silbermunzen inoffiziell zirkulierten Diese meist erbeutete mexikanische Dollars Peso zu 8 Reales waren seit 1797 durch Gegenstempel mit Bildnis Konig Georgs III legalisiert im Wert von 4 Shillings 9 Pence Wegen zahlreicher Falschungen entschloss man sich 1804 jedoch zu einer kompletten Uberpragung derartiger Dollars Die Bank of England beauftragte damit die leistungsfahige Soho Mint von Matthew Boulton die Pragestempel stammten von dem dort tatigen deutschen Medailleur und Stempelschneider Conrad Heinrich Kuchler Die Vorderseite zeigt das Bildnis Georgs III die Ruckseite eine sitzende Britannia mit Olivenzweig Speer Schild Bienenkorb und Fullhorn sowie der Umschrift BANK OF ENGLAND FIVE SHILLINGS DOLLAR 1804 Eine zweite Serie erschien 1810 11 mit unveranderter Jahreszahl 1804 so dass zuweilen ein spateres Pragejahr der uberpragten Munze als das der Uberpragung zu erkennen ist Diese Bank Token blieben bis zur grossen Munzreform von 1816 im Umlauf 10 11 Siehe auch BearbeitenGegenstempelWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Uberpragte Munzen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenHelmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z H Gietl Verlag Regenstauf 2005 Heinz Fengler Gerd Gierow Willy Unger transpress Lexikon Numismatik transpress Verlag Berlin 1976 Friedrich von Schrotter N Bauer K Regling A Suhle R Vasmer J Wilcke Worterbuch der Munzkunde Berlin 1970 Nachdruck der Originalausgabe von 1930 August Brause Mansfeld Feld Noth und Belagerungsmunzen von Deutschland Osterreich Ungarn Siebenburgen Moldau Danemark Schweden Norwegen Russland Polen u s w Berlin 1897 darin Zamosc 1813 S 73 Zwierkowski Monnaies du siege de la forteresse Zamosc en Pologne 1842 und Tafeln zu Belagerungsmunzen XXXIII Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Helmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z 2005 S 498 Heinz Fengler Gerd Gierow Willy Unger transpress Lexikon Numismatik 1976 S 401 Meinrad Suter Johann Heinrich Waser In Historisches Lexikon der Schweiz August Brause Mansfeld Feld Noth und Belagerungsmunzen 1897 S 73 Wolfgang Eichelmann Gedanken und Betrachtungen zu Munzen und Medaillen des Hauses Brabant 2010 S 66 Heinz Fengler Gerd Gierow Willy Unger transpress Lexikon Numismatik 1976 S 401 Helmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z 2005 S 381 Friedrich von Schrotter Worterbuch der Munzkunde Nachdruck der Originalausgabe von 1930 S 554 Friedrich von Schrotter Worterbuch der Munzkunde Nachdruck der Originalausgabe von 1930 S 554 Falschungen Richard Lobel Hrsg Coincraft s 1999 Standard Catalogue English amp UK Coins 1066 to Date Coincraft London 1999 ISBN 0 9526228 6 6 S 484 1 Dollar George III Bank of England Token Numista abgerufen am 26 Juli 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Uberpragung Numismatik amp oldid 238457879