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Die Schweiz wurde im Ersten Weltkrieg obwohl ab 1915 vollstandig von kriegfuhrenden Nachbarstaaten umgeben nicht durch eine Invasion in Mitleidenschaft gezogen Der Erste Weltkrieg wird in der Schweiz auch als Grenzbesetzung 1914 1918 bezeichnet Die Kriegsjahre stellten Volk und Armee vor schwere innere Probleme Wandgemalde an der Soldatenstube Andermatt von 1917 Inhaltsverzeichnis 1 Militarische Verteidigung 1 1 Bedrohungslage und Verteidigungsdispositiv 1 2 Mobilisierung der Armee 1 3 Grenzbesetzung 1914 1918 1 4 Vorfalle 2 Kriegswirtschaft 3 Innenpolitische Lage 3 1 Soziale Spannungen Generalstreik und Spanische Grippe 4 Humanitare Aktionen 5 Literatur 5 1 Regionalstudien 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseMilitarische Verteidigung BearbeitenMit den 1907 unterzeichneten Haager Abkommen uber Rechte und Pflichten der Neutralen im Kriegsfall ubernahm die Schweiz die Verpflichtungen des Neutralitatsrechts 1 Selbstverteidigung Gleichbehandlung der Kriegfuhrenden betrifft auch Kriegsmaterial Export keine Soldner fur die Kriegsparteien keine Zurverfugungstellung des Territoriums fur die Kriegsparteien Die militarische Verteidigungsbereitschaft musste die Kriegsparteien uberzeugen dass die Schweiz keine Umgehungsangriffe des jeweiligen Gegners durch ihr Territorium zulassen wurden damit sie ihrerseits die Neutralitat der Schweiz und die Schweizer Grenze respektieren wurden Beide Kriegsparteien waren gleichermassen an der Neutralitat der Schweiz interessiert deren militarisch gesichertes Territorium ihnen einen willkommenen Flankenschutz bot Die 1912 vom 3 Armeekorps im unteren Toggenburg durchgefuhrten Kaisermanover gaben dem deutschen Staatsoberhaupt die Gewissheit dass uber helvetischem Boden kein franzosischer Flankenangriff drohte 2 Bedrohungslage und Verteidigungsdispositiv Bearbeiten Die Zentralfestungsidee Reduit die 1885 mit dem Bau der Gotthardbefestigungen und 1892 mit der modernen Festung Saint Maurice begann verlor nach 1900 an Bedeutung Mit der Errichtung von Verteidigungsanlagen entlang der Landesgrenze sollte das ganze Territorium im Sinne der Haager Abkommen verteidigt werden Die Zentralstellung wurde nun als Bruckenkopf uber das strategische Hindernis Alpen betrachtet und entsprechend ausgebaut 3 nbsp Fahrpanzer beim Forte Airolo 1890 nbsp Fort Stockli 1893 AndermattNach der Wahl zum Generalstabschef der Schweizer Armee nahm Theophil Sprecher von Bernegg 1906 wegen der zunehmenden Spannungen in Europa eine Beurteilung der Bedrohungslage fur die Schweiz vor wobei er zu folgenden Schlussen kam Deutschland wurde von sich aus kein schweizerisches Gebiet verletzen wahrend Frankreich mit einem Umfassungsangriff durch die Schweiz in Richtung der unbefestigten deutschen Sudgrenze vorstossen konnte Die Dreilandergrenze befand sich damals im Jura bei Bonfol weil das Elsass zu Deutschland gehorte Aufgrund dieser Analyse erarbeiteten Ingenieuroffiziere detaillierte Plane fur die Schlusselraume West Fortifikation Murten und Nord Fortifikation Hauenstein die bis zum Kriegsbeginn 1914 bereit waren nbsp Fortifikation Murten Reduit Mont Vully 1914 1915 nbsp Militarstrasse der Fortifikation HauensteinNach dem Krieg stellte sich heraus dass die franzosische Armee im Dezember 1915 einen Plan H H Helvetie mit einer Stossrichtung durch die Schweiz Richtung Suddeutschland entwickelt hatte 4 5 Der deutsche Generalstab hatte vor 1914 den Schlieffen Moltke Plan ausgearbeitet der fur eine Umfassung der franzosischen Armee den Marsch durch die Schweiz anstatt durch Belgien vorsah er wurde aber fruh verworfen Weiter stellte sich heraus dass der Schweizer Generalstab teils langer vor teils kurz nach Kriegsausbruch entweder in Form eines im Anforderungsfall sofort beidseitig zu unterzeichnenden Vertragsentwurfes oder dann nur blosser Notizen mit der deutschen Heerfuhrung unter Geheimhaltung vereinbarte fur den Fall eines franzosischen Ein oder Durchmarsches durchs Land die Schweizer Armee zwecks Verteidigung dem Kommando der OHL zu unterstellen Als die Westfront der Kriegsparteien im Kriegsverlauf zu erstarren begann erkannte die hiesige Armeefuhrung dann dass auch Deutschland potenziell Schweizer Gebiet fur einen sudlichen Umgehungsangriff auf Frankreich benutzen konnte Es wurde daher auch Frankreich die Kooperationsfrage fur den Fall eines deutschen Durchmarsches unterbreitet Dieses stimmte zu wobei der Deal hier nur in Form von Notizen vorlag zudem wurde Deutschland unmittelbar danach uber die Vereinbarung orientiert ansonsten blieb sie aber auch hier geheim 6 Kurz vor Ausbruch des Kriegs begannen Befestigungsarbeiten im Schlusselraum Sud Fortifikation Bellinzona Das alte Dispositiv sudlich von Bellinzona wurde durch Sperren auf dem Monte Ceneri bei Magadino und Gordola nach vorne verlegt Nach Kriegsausbruch erstellte die Truppe uberall in den Grenzgebieten Feldbefestigungen Die Fortifikation Bellinzona wurde durch Befestigung des San Jorio Passes erganzt Auf der Haupteinfallsachse Nord entstand auf den umliegenden Jurahohen als Bruckenkopf Olten die Fortifikation Hauenstein zum Schutz des Eisenbahnknotenpunktes Olten und der Aarebrucken Auf der Haupteinfallsachse West wurde die Fortifikation Murten als Sperre auf der Achse Bielersee Murtensee Saane gebaut Nach dem Kriegseintritt Italiens von 1915 wurde der Umbrailpass befestigt nbsp Fortifikation Bellinzona Flankengalerie Spina Magadino Monte Ceneri nbsp Alpe di Gesero Telefonsoldaten beim ParkdienstMobilisierung der Armee Bearbeiten Am 31 Juli 1914 ordnete der Bundesrat die Pikettstellung der Armee und fur den 3 August die allgemeine Mobilmachung an Die Landsturmeinheiten erhielten den Auftrag die Mobilmachung und den Truppenaufmarsch zu decken In der Generalswahl vom 3 August 1914 wahlte die Bundesversammlung Ulrich Wille zum Oberbefehlshaber der Schweizer Armee nbsp Ulrich Wille 1909 als Korpskommandant nbsp Jules Courvoisier Mobilisation 1914Im Sommer 1914 wurde der Flugpionier Oskar Bider und eine kleine Schar ausgebildeter schweizerischer Piloten mit ihren Flugzeugen in die Nahe von Bern einberufen Sie bildeten die neugeschaffene Fliegertruppe mit Bider als Chefpilot Der Gesamtbestand der aktiven Feldarmee betrug rund 250 000 Mann und 77 000 Pferde Dazu kam der Hilfsdienst mit rund 200 000 Mann nbsp 15cm Haubitzen bei Bulach ZH nbsp Geschutztransport mit der Bahn nbsp Ausladen der Gebirgsinfanterie in Fluelen UR nbsp Pont Bataillon 2 Artillerie beim Ubersetzen bei Berken BEGrenzbesetzung 1914 1918 Bearbeiten Mit der Zeit druckte der Militardienst in Wartestellung auf die Moral der Milizsoldaten Der General schuf im ersten Kriegswinter den so genannten Vortragsdienst um die Soldaten vom eintonigen Dienstalltag abzulenken und um sie staatsburgerlich weiterzubilden Ein Soldat leistete im Durchschnitt etwa 500 Diensttage und erhielt keine Verdienstausfallentschadigung da die Erwerbsersatzordnung erst im Laufe des Zweiten Weltkrieges eingefuhrt wurde Die Truppen grundeten Fursorgekassen fur in Not geratene Wehrmanner die mit dem Erlos aus dem Verkauf der Soldatenmarken finanziert wurden nbsp Beobachtungsturm auf dem Mont Raimeux nbsp Artilleriebeobachtung Ballonversuchskompanie Wileroltigen nbsp Feldkuche in Bassecourt nbsp Wachtposten beim ChessilochUm etwas gegen die ungesunde Verpflegung und die schlechten Unterkunfte der Soldaten zu unternehmen wurde von Frauen im Herbst 1914 der Gemeinnutzige Verein fur alkoholfreie Verpflegung der Truppen gegrundet 7 Dieser Verband wurde bereits im November 1914 in den Schweizer Verband Soldatenwohl unter der Leitung von Else Spiller ubergefuhrt Ziel war es die Soldaten mit preiswerter und gesunder Kost zu versorgen und dem verbreiteten Alkoholkonsum etwas entgegenzusetzen In der Folge wurden bis Ende des Ersten Weltkrieges in der Schweiz gegen 1000 alkoholfreie Soldatenstuben geschaffen wo die Soldaten auch ihre Freizeit verbringen konnten Besonders gefragt waren Backwaren sie machten die Halfte des Umsatzes aus 8 Der Einsatz der Frauen in den Soldatenstuben wurde auch von der Armeefuhrung anerkannt und ab Januar 1915 wurde ein Teil der Betriebskosten der Soldatenstuben von der Armee ubernommen Die Mitarbeiterinnen Soldatenmutter wurden instruiert dass Sie wie ein Soldat treu und gewissenhaft zu Ihrer Pflicht zu stehen hatten 8 Die Soldatenstuben waren offizielle Ablagestellen fur die Feldpost und boten die Moglichkeit die von den Kriegswaschereien besorgte Wasche zu tauschen Ab 1916 organisierte Else Spiller auch noch die Fursorgeaufgaben der armeeoffiziellen Schweizerischen Wehrmannshilfe Von 1916 bis 1920 erhielten rund 35 000 Familien die unter dem Erwerbsausfall der mobilisierten Soldaten litten rund 5 Millionen Franken die vorwiegend aus der nationalen Frauenspende und der daraus erwachsenen Nationalspende stammten 9 Die grossten Menschenopfer verursachte die Spanische Grippe an der 1805 Soldaten starben davon 926 wahrend des Einsatzes gegen den Generalstreik was zu heftigen politischen Auseinandersetzungen fuhrte Die Kosten der Grenzbesetzung 1914 1918 zur Aufrechterhaltung der bewaffneten Neutralitat beliefen sich auf rund 2 Milliarden Franken bei damaligen Bundeseinnahmen zwischen 100 und 200 Millionen 10 nbsp Soldatenmarke Fur unsere Wehrmanner Mithilfe beim Heuen Bataillon 51 nbsp Soldatenstube im Schulzimmer in Bonfol nbsp Armeebadezug mit Douchen und Umkleidekabinen Bern nbsp Verwundetentransport vom TheodulpassVorfalle Bearbeiten Zwei Mal wurde Pruntrut mit Fliegerbomben angegriffen am 31 Marz 1916 von einem deutschen Flugzeug 1917 von einem franzosischen Ganz in der Nahe wurde am 9 Oktober 1918 ein Fesselballon von einem deutschen Flugzeug abgeschossen und der Beobachter getotet 11 Kriegswirtschaft BearbeitenDer Krieg brachte fur die hochindustrialisierte Schweiz Nahrungsmittel und Rohstoffmangel und einen Einbruch beim Export und Tourismus Die Nahrungsmittel und Energieversorgung der Schweiz hing zu 40 von Importen ab Zur Sicherstellung der Versorgung ergriff der Bundesrat Massnahmen zur wirtschaftlichen Landesverteidigung Trotz harten Verhandlungen mit den kriegfuhrenden auch die neutrale Schweiz blockierenden Parteien sanken die Lebensmitteleinfuhren von 1913 bis 1918 von 1736 auf 553 Tonnen Ruckgang von 68 Prozent und die lebenswichtigen Rohstoffimporte nahmen von 5692 auf 2780 Tonnen um 49 Prozent ab 12 Die wirtschaftliche Lage der Schweiz war durch die gegenseitigen Blockaden der Kriegsparteien gefahrdet weil sich diese nicht an die im Haager Abkommen von 1907 festgelegten Rechte der Neutralen hielten Wegen des Rohstoffmangels und der Abhangigkeit von Lebensmittelimporten musste der Aussenhandel um jeden Preis aufrechterhalten werden Bis Kriegsende wurden die wichtigen Wirtschaftszweige unter Staatsaufsicht gestellt um die Mangellage lindern zu konnen Die schweizerische Wirtschaft wurde starker als spater im Zweiten Weltkrieg in die Herstellung von Kriegsmaterial fur die fremden Heere miteinbezogen Einzelne Industrien erlebten eine Hochkonjunktur mit teilweise wenig erfreulichen Nebenerscheinungen 13 Auf dem Hohepunkt 1917 waren rund ein Drittel aller Arbeitskrafte 30 000 bis 50 000 Beschaftigte der Metall Maschinen und Uhrenindustrie in der Munitionsfabrikation Munitionsbestandteile und Zunder fur Artilleriegeschosse usw beschaftigt 14 Nach dem Aufkommen des Gaskriegs wurden fur die ganze Schweizer Armee Gasmasken und ab Januar 1918 der Stahlhelm hergestellt 15 nbsp Herstellung von Gasmasken nbsp Flugzeugmotorenbau Eidgenossische Konstruktionswerkstatte ThunZur Bewaltigung der Mangelsituation wurden 1915 ein staatliches Getreidemonopol zur besseren Koordination und ab Marz 1917 bis April 1920 Rationierungsmassnahmen eingefuhrt Dennoch fuhrte die mangelhaft vorbereitete wirtschaftliche Landesversorgung und Kriegswirtschaft 1918 zu einem Ernahrungsnotstand bei der Bevolkerung 16 Die Erfahrungen mit der Abhangigkeit von Energieimporten Kohle forderten nach Kriegsende den Ausbau der Elektrizitatserzeugung mit einheimischer Wasserkraft und die Elektrifizierung des Eisenbahnnetzes nbsp Rationierungskarten nbsp Rationierung 1914 18 Brunnen der Wohnsiedlung Nordstrasse Schindelhauser von 1918 Zurich Wipkingen nbsp Wegen der Kohleknappheit durchsucht die Bevolkerung Schlackenhaufen nach Brennmaterial nbsp Kohlereste suchende Familie 1918 Zurich Aussersihl nbsp Mithilfe beim Heuen Bataillon 58 DelemontDie starke Erhohung der Ausgaben des Bundes fur Landesverteidigung Rohstoffversorgung und Arbeitslosigkeitsbekampfung unter gleichzeitiger Schrumpfung seiner Haupteinnahmequelle Zolleinnahmen stellten fur den Bund ein finanzpolitisches Problem dar auf das er nicht vorbereitet war Die Schweizerische Nationalbank musste die Finanzierung mittels Diskontierung von Schatzanweisungen des Bundes und Wechseln der Schweizerischen Bundesbahnen vornehmen Dies fuhrte neben der Angebotsverknappung zu einer inflationaren Verdoppelung der Konsumentenpreise bis Kriegsende 1915 stimmte das Volk fur eine einmalige Kriegssteuer Wehrsteuer als erste direkte Bundessteuer auf Einkommen und Vermogen 17 Innenpolitische Lage BearbeitenDie Kriegsbegeisterung in Deutschland und Frankreich schwappte teilweise auch auf die Schweiz uber Da die franzosische Schweiz mit Frankreich und die deutsche Schweiz mit dem Deutschen Reich sympathisierte entstand eine Kluft Le fosse 18 Im ersten Neutralitatsbericht vom 1 Dezember 1914 hob der Bundesrat auch die traditionellen Beziehungen der Armeefuhrung zur deutschen Heeresleitung hervor Es seien im Zusammenhang mit diesem Sprachgruppen Konflikt bereits zwei Zeitungen verboten und deren funf verwarnt worden 19 Die Situation veranlasste Carl Spitteler am 14 Dezember 1914 vor der Helvetischen Gesellschaft den viel beachteten Vortrag Unser Schweizer Standpunkt zur Neutralitat der Schweiz zu halten Diesen Stimmungs Gegensatz leicht zu nehmen gelingt mir nicht Es trostet mich nicht dass man mir sagt im Kriegsfall wurden wir trotzdem wie ein Mann zusammenstehen Diesestrotzdemist ein schlechtes Bindewort Sollten wir vielleicht einen Krieg herbeiwunschen um uns unserer Zusammengehorigkeit deutlicher bewusst zu werden Das ware ein etwas teures Lehrgeld Carl Spitteler 20 Verschiedene Vorkommnisse im Verlauf des Krieges verscharften die Spannungen zusatzlich Wahrend die Bevolkerung die Verletzung der Neutralitat Belgiens durch das Deutsche Reich verurteilte hullte sich der Bundesrat in Schweigen Zwei Generalstabsoffiziere hatten beim gegenseitigen Informationsaustausch dem deutschen Militarattache das Nachrichtenbulletin des schweizerischen Generalstabes zukommen lassen was vor allem in der Westschweiz als Bevorzugung der Zentralmachte gegenuber der Entente reklamiert wurde Obersten Affare von 1915 16 Ein Friedensvermittlungsversuch Bundesrat Arthur Hoffmanns beim Krieg an der Ostfront 1917 wurde von der Entente und in der Westschweiz als Neutralitatsverletzung zugunsten Deutschlands verstanden Grimm Hoffmann Affare In friedenspolitischer Hinsicht manifestierte sich der Graben innerhalb der Schweizerischen Friedensgesellschaft der grossten pazifistischen Organisation in der Schweiz Wahrend die deutschsprachigen Sektionen schon fruh mit Petitionen um eine Friedensintervention zugunsten eines Verstandigungsfriedens beim Bundesrat vorstellig wurden galt es aus Sicht der welschen Sektionen nach der deutschen Neutralitatsverletzung in Belgien keinen Kompromiss gegenuber dem preussischen Militarismus einzugehen 21 Soziale Spannungen Generalstreik und Spanische Grippe Bearbeiten Das soziale Klima verschlechterte sich wahrend des Krieges aus verschiedenen Grunden Die Verknappung der Lebensmittelimporte die Rationierung und die massive Teuerung sowie der Lohnausfall wahrend des Aktivdienstes fuhrte in den armeren Bevolkerungsschichten zu harten Notlagen Unwille uber Kriegsgewinnler in Industrie und Landwirtschaft und pazifistische Stromungen Max Daetwyler Romain Rolland bei einem Teil der Linken machten sich breit Gefordert wurden speziell die 48 Stunden Arbeitszeit und die Proporzwahl fur den Nationalrat Vor dem Hintergrund dieser Notlage und der Revolutionsfurcht im Burgertum erliess der Bundesrat auf Druck von General Wille am 6 November 1918 ein massives Militaraufgebot zur Besetzung der Grossstadte Dies wurde von der Arbeiterbewegung als Provokation empfunden und fuhrte zum Landesstreik einem Generalstreik an dem vom 12 bis zum 14 November 1918 gegen 250 000 Arbeiter und Gewerkschafter aus der ganzen Schweiz fur ein Reformprogramm Alters und Hinterbliebenenversicherung Frauenstimmrecht etc demonstrierten Die massive Militarprasenz fuhrte zu einem raschen Zusammenbruch der Streikbewegung nbsp Wachmannschaft im Bundeshaus wahrend des Landesstreiks nbsp Ordnungsdienst der Armee wahrend des Generalstreiks auf dem Paradeplatz in Zurich nbsp Kavalleriedenkmal auf der Lueg Emmental Bern Erinnerung an die 1918 an der Spanischen Grippe gestorbenen Berner Kavalleristen nbsp Statistik der Grippe beim Postpersonal nbsp Einschrankungen im Telefonverkehr aufgrund der Grippe franzosischer Text In den Jahren 1918 und 1919 grassierte in der Schweiz wie in Grossteilen der Welt auch die Spanische Grippe Zwischen Juli 1918 und Ende Juni 1919 starben in der Schweiz gemass offizieller Statistik 24 449 Menschen an der Grippe darunter 913 Soldaten Das entspricht 0 62 Prozent der gesamten Bevolkerung im Jahre 1918 Mangels arztlicher Meldepflicht geht man von einer grossen Dunkelziffer aus 22 Infolge der vielen Grippefalle konnten Bundesbetriebe wie die SBB oder die PTT ihre Dienstleistungen einschranken Das Publikum wurde z B aufgerufen nur in Notfallen zu telefonieren 23 Humanitare Aktionen BearbeitenDer Erste Weltkrieg bedeutete fur das Internationale Komitee vom Roten Kreuz IKRK eine grosse Herausforderung die es nur dank der engen Zusammenarbeit mit den nationalen Rotkreuz Gesellschaften bewaltigen konnte Neben den humanitaren Leistungen bewahrte sich insbesondere die im Oktober 1914 eingerichtete Internationale Zentralstelle fur Kriegsgefangene die Ende 1914 bereits 1200 freiwillige Mitarbeiter beschaftigte Ihre Suchkarteien mit uber 4 8 Millionen Kriegsgefangenen zahlen heute zum Weltdokumentenerbe Von 1916 bis 1919 war die Zentralstelle im Musee Rath in Genf untergebracht Diese humanitaren Bemuhungen wurden international durch die Verleihung des Friedensnobelpreises von 1917 anerkannt Des Weiteren existierte die Ermittlungsstelle fur Vermisste Winterthur die auf Initiative von Julie Bikle entstand nbsp Zentralauskunftsstelle der Internationalen Agentur fur Kriegsgefangene des IKRK AIPG nbsp Bureau des Agenten fur Kriegsgefangene Genf nbsp International Zentralstelle fur Kriegsgefangene 1914 1923 in Genf nbsp Karteikarten im Rotkreuzmuseum Genf nbsp Repatriierung franzosischer Soldaten in GenfDer Bundesrat schloss auf der Grundlage der Haager Abkommen mit Deutschland Frankreich Grossbritannien Osterreich Ungarn und Belgien Abkommen die von 1916 bis zum Kriegsende 68 000 verwundeten und kranken Soldaten beider Seiten eine Erholung in der neutralen Schweiz ermoglichte Lungengeschadigte deutsche Soldaten wurden uber Konstanz in den Schweizer Hohenluftkurorten interniert 24 Von 1915 bis 1919 waren zunachst rund 80 000 schwerverwundete Kriegsgefangene welche nicht mehr dienstfahig waren uber die Schweiz ausgetauscht spater uber 500 000 Evakuierte und Zehntausende von Internierten repatriiert worden 25 26 Die franzosischsprachige Schweizer Schriftstellerin Noelle Roger beschrieb diese humanitaren Aktionen detailliert nbsp Lagerhalle mit Brotreserven fur heimkehrende franzosische Kriegsgefangene in Basel wo sie beim Transit ihrer Eisenbahnzuge verpflegt wurden nbsp Schlafsaal der britischen Internierten Luzern nbsp Kriegsdenkmal Einsiedeln Deutsche und Osterreicher die dem Ruf ihres Vaterlandes folgtenLiteratur BearbeitenHans Rudolf Fuhrer Mauro Cerutti Marc Perrenoud Markus Burgi Weltkrieg Erster In Historisches Lexikon der Schweiz Jakob Tanner Switzerland in Daniel Ute Peter Gatrell Oliver Janz Heather Jones Jennifer Keene Alan Kramer und Bill Nasson Hrsg 1914 1918 online International Encyclopedia of the First World War 13 Mai 2019 Florian Weber Die amerikanische Verheissung Schweizer Aussenpolitik im Wirtschaftskrieg 1917 18 Chronos Verlag Zurich 2016 ISBN 978 3 0340 1369 7 Daniel Kramer et al Hrsg Woche fur Woche neue Preisaufschlage Nahrungsmittel Energie und Ressourcenkonflikte in der Schweiz des Ersten Weltkriegs Basel 2016 Sabine Braunschweig Ohne Unterschied jedem verwundeten Krieger helfen Schweizer Krankenpflegerinnen in auslandischen Militarspitalern im Ersten Weltkrieg In Sabine Braunschweig Hrsg Als habe es die Frauen nicht gegeben Beitrage zu Frauen und Geschlechtergeschichte Chronos Verlag Zurich 2014 ISBN 978 3 0340 1239 3 Roman Rossfeld Thomas Buomberger 14 18 Die Schweiz und der Grosse Krieg Hier und Jetzt Verlag Baden 2014 ISBN 978 3 03919 325 7 Roman Rossfeld Christian Koller Brigitte Studer Hrsg Der Landesstreik Die Schweiz im November 1918 Hier und jetzt Baden 2018 ISBN 978 3 03919 443 8 Georg Kreis Insel der unsicheren Geborgenheit Die Schweiz in den Kriegsjahren 1914 1918 Verlag Neue Zurcher Zeitung Zurich 2014 ISBN 978 3 03823 844 7 Daniel Marc Segesser Nicht kriegfuhrend aber doch Teil eines globalen Krieges Perspektiven auf transnationale Verflechtungen der Schweiz im Ersten Weltkrieg in Schweizerische Zeitschrift fur Geschichte 63 2013 S 364 381 Willi Gautschi Der Landesstreik 1918 3 durchgesehene Auflage Chronos Zurich 1988 ISBN 3 905278 34 0 Patrick Auderset Florian Eitel Marc Gigase Daniel Kramer Matthieu Leimgruber Malik Mazbouri Marc Perrenoud Francois Vallotton Hg Der Landesstreik 1918 La Greve generale de 1918 Krisen Konflikte Kontroversen Crises conflits controverses Zurich Lausanne 2018 Editorial Bernard Degen Christian Koller Protest und Streiks in der Schweiz in der zweiten Halfte des Ersten Weltkriegs in Journal of Modern European History 17 1 2019 Roman Rossfeld Tobias Straumann Hrsg Der vergessene Wirtschaftskrieg Schweizer Unternehmen im Ersten Weltkrieg Chronos Zurich 2008 ISBN 978 3 0340 0882 2 Peter Pfrunder Hrsg Schoner war s daheim Fotopostkarten 1914 18 aus der Schweiz Limmat Verlag Zurich 2014 ISBN 978 3 85791 739 4 Jean Luc Rickenbacher Fur den Frieden in einer Zeit des Krieges Schweizerische Friedensgesellschaft und organisierter Pazifismus wahrend des Ersten Weltkrieges Bern Open Publishing 2018 ISBN 978 3 906813 70 7 1 Konrad J Kuhn Beatrice Ziegler Hrsg Der vergessene Krieg Spuren und Traditionen zur Schweiz im Ersten Weltkrieg Hier und Jetzt Verlag Baden 2014 ISBN 978 3 03919 316 5 Carl Spitteler Unser Schweizer Standpunkt Pro Libro Verlag 2009 ISBN 978 3 9523406 9 1 Georg Kreis Schweizer Postkarten aus dem Ersten Weltkrieg Hier und Jetzt Verlag Baden 2014 ISBN 978 3 03919 299 1 Hans Rudolf Fuhrer Die Schweizer Armee im Ersten Weltkrieg Bedrohung Landesverteidigung und Landesbefestigung NZZ Verlag Zurich 1999 2003 ISBN 3 03823 018 9 Alexandre Elsig Les Shrapnels du Mensonge La Suisse face a la Propagande allemande de la Grande Guerre Lausanne 2017 Christophe Vuilleumier La Suisse face a l espionnage 1914 1918 Genf 2015 Roman Rossfeld Abgedrehte Kupferwaren Kriegsmaterialexporte der schweizerischen Uhren Metall und Maschinenindustrie im Ersten Weltkrieg in Jahrbuch fur Wirtschaftsgeschichte 2 2015 S 515 551 Sando Fehr Energie fur den Krieg Schweizer Unternehmen als Zulieferer und Produzenten in der deutschen Stickstoffwirtschaft wahrend des Ersten Weltkrieges in Jahrbuch fur Wirtschaftsgeschichte 2 2015 S 479 513 Meinrad Inglin Schweizer Spiegel Roman im Ruckblick auf das historische Geschehen der Jahre 1912 bis 1918 2 Bande Limmat Verlag Zurich 1987 ISBN 3 85791 659 1 Hans Rudolf Kurz Dokumente der Grenzbesetzung 1914 1918 Verlag Ex Libris Zurich 1970 Jean Claude Rennwald und Adrian Zimmermann Hg La Greve generale de 1918 en Suisse Histoire et repercussions Neuchatel 2018 Regionalstudien Bearbeiten Erika Hebeisen Peter Niederhauser Regula Schmid Hrsg Kriegs 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Die Schweiz in den Kriegsjahren 1914 1918 Zurich 2013 S 183 Elisabeth Joris Umdeutung und Ausblendung Entpolitisierung des Engagements von Frauen im Ersten Weltkrieg in Erinnerungsschriften in Der vergessene Krieg Spuren und Traditionen zur Schweiz im Ersten Weltkrieg Baden 2014 S 143 Die Schweiz im Ersten Weltkrieg Memento vom 14 Mai 2013 im Internet Archive PDF 6 kB Abschuss eines Fesselballons in Miecourt am 7 10 1918 Lt Flury Ballon PI KP 2 getotet Memento vom 2 April 2015 im Internet Archive Bundesarchiv E 27 1357 Sandro Fehr Jahrbuch fur Wirtschaftsgeschichte Universitat Bern 2015 Peter Durrenmatt Schweizer Geschichte Schweizer Druck und Verlagshaus AG Zurich 1963 Universitat Zurich Die Schweiz im Ersten Weltkrieg Sandro Fehr Die Vulnerabilitat der chemieindustriellen Basis von Rustung und Krieg in der Schweiz wahrend des Ersten Weltkriegs in Rudolf Jaun David Rieder Hg Schweizer Rustung Politik Beschaffungen und Industrie im 20 Jahrhundert Baden 2013 S 33 Stefan Hotz Zurich im 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Verlagsgesellschaft Konstanz 2 Auflage 2013 S 194 Marcelin Oliver Draenert Die Kriegsgefangeneninternierung in der Schweiz In Kriegschirurgie und Kriegsorthopadie in der Schweiz zur Zeit des Ersten Weltkrieges Dissertation Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Philosophische Fakultat Historisches Seminar Heidelberg 2011 Zurcher Rotkreuz Zeitung vom 4 Oktober 2014 Tatigkeiten des Roten Kreuzes in der Schweiz wahrend des Ersten Weltkrieges Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schweiz im Ersten Weltkrieg amp oldid 232871798