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Die Deutsche Freisinnige Partei auch Deutsch freisinnige Partei DFP war eine liberale Partei wahrend des Deutschen Kaiserreichs Sie bestand von 1884 bis 1893 Mitglieder der Freisinnigen Partei im ReichstagMitglieder der Fraktion der Freisinnigen Partei im Reichstag 1889 Heinrich Berling Erwin Luders Philipp Schmieder Moritz Klotz Adolph Hoffmann Max von Forckenbeck Paul Kohli Alexander Meyer Paul Langerhans Albert Traeger Julius Lerche Friedrich Witte Georg von Siemens August Munckel Eugen Richter August Maager Asmus Lorenzen Friedrich Schenck Johann Heinrich Nickel Reinhart Schmidt Max Broemel Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 1884 2 Zweck 3 Wahlergebnisse 4 Programm 5 Kronprinzenpartei bis 1888 6 Spaltung der Freisinnigen 1893 7 Bekannte Mitglieder 8 Parteidokumente 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseGrundung 1884 BearbeitenDie Deutsche Freisinnige Partei entstand am 5 Marz 1884 durch die Fusion der Liberalen Vereinigung mit der Deutschen Fortschrittspartei Die Vereinigung wurde auf Parteitagen am 15 und 16 Marz 1884 von beiden Parteien genehmigt Die Fusion war bereits im Januar 1884 wenige Tage nach dem Tod Eduard Laskers zwischen Eugen Richter Deutsche Fortschrittspartei und Franz von Stauffenberg Liberale Vereinigung ausgehandelt und auf den Weg gebracht worden Sie hatte das Ziel eine starke Reichstagsfraktion unter Stauffenbergs Fuhrung zu schaffen Die Liberale Vereinigung zahlte vor der Vereinigung 46 und die Deutsche Fortschrittspartei 59 Mandate Die neue Partei bildete ein Zentralkomitee das im Wesentlichen fur die Einberufung des Parteitags und fur die Wahl der Mitglieder des Geschaftsfuhrenden Ausschusses zustandig war Zum Vorsitzenden des Zentralkomitees wurde Stauffenberg gewahlt seine Stellvertreter waren Albert Hanel und Rudolf Virchow Das eigentliche politische Fuhrungs und Organisationsgremium war jedoch der siebenkopfige Engere Ausschuss an dessen Spitze Richter stand Sein Stellvertreter war zunachst Heinrich Rickert und ab 1890 Karl Schrader Weiterhin gehorten Hugo Hermes Ludolf Parisius Robert Zelle und Theodor Barth dem Engeren Ausschuss an Zweck BearbeitenDer eher radikal linksliberale Richter Deutsche Fortschrittspartei und der gemassigt linksliberale Stauffenberg Liberale Vereinigung glaubten irrtumlich der Thronwechsel des als liberal geltenden Kronprinzen Friedrich Wilhelm des spateren Kaisers Friedrichs III hatte 1884 wegen des angeschlagenen Gesundheitszustandes des erzkonservativen greisen Kaisers Wilhelm I unmittelbar bevorgestanden Sie wollten mit der Fusion zur DFP eine ausreichend starke parlamentarische Plattform fur eine linksliberale Regierung des kunftigen als liberal eingeschatzten Kaisers bilden Das Vorbild fur ihre Strategie hatte der Brite William Ewart Gladstone geliefert Der liberale Reformkurs Parlamentarismus von dem sich die Regierung Otto von Bismarcks abgewandt hatte sollte wieder aufgenommen werden Kronprinz Friedrich Wilhelm schickte dem DFP Abgeordneten Ludwig Bamberger ein Gluckwunschtelegramm zur Grundung der neuen Partei Fuhrende Mitglieder der Deutschen Freisinnigen Partei Schrader Virchow Stauffenberg und andere glaubten der Kronprinz werde die liberale DFP auf ihrem gegen Bismarck gerichteten Kurs unterstutzen und sie nach seiner Thronbesteigung mit der Regierung betrauen Die DFP wurde daher zunachst von manchen die Kronprinzenpartei genannt Wahlergebnisse BearbeitenBeide Parteien bildeten ab dem 6 Marz 1884 mit 100 Abgeordneten nach der Deutschen Zentrumspartei die zweitgrosste Fraktion des Reichstages Die Strategen der DFP hatten gehofft bei den Wahlen im Oktober 1884 weitere Mandate hinzuzugewinnen Diese Rechnung ging nicht auf Die Wahler waren mehrheitlich nicht bereit eine gegen Reichskanzler Bismarck gerichtete linksliberale Partei zu wahlen Wenige Monate nach ihrer Grundung busste die neue DFP bei den Reichstagswahlen vom 28 Oktober 1884 ein Drittel ihrer Mandate ein Sie erhielt 17 6 der Stimmen und nur noch 65 Mandate Bei den Reichstagswahlen 1887 halbierte sich die Zahl der Mandate nochmals auf 32 um sich erst bei den Reichstagswahlen 1890 nach dem Tode Kaiser Friedrichs III und nach dem Rucktritt Bismarcks wieder auf 66 Mandate mehr als zu verdoppeln Programm BearbeitenDie DFP vertrat ein nach damaligem Verstandnis linksliberales Programm der uneingeschrankten Umsetzung der Verfassungsgarantien der Parlamentarisierung der konstitutionellen Monarchie der Sicherung der Presse Versammlungs und Vereinsfreiheit der Trennung von Kirche und Staat und schliesslich der Gleichstellung aller Religionsgemeinschaften einschliesslich der judischen Daneben trat sie fur massive Steuersenkungen die Abschaffung der Bismarck schen Schutzzollpolitik und die Starkung der Arbeiterselbsthilfevereine ein Sie lehnte die Bismarck schen und die von den Sozialisten vorgeschlagenen Sozialgesetze vehement ab weil diese nach Auffassung Richters die Initiative der Arbeiter zur Selbsthilfe schwachten Kronprinzenpartei bis 1888 BearbeitenObwohl die nach angelsachsischem Verstandnis liberale Kronprinzessin Victoria an ihrer erklarten Absicht festhielt der DFP an die Regierung zu verhelfen unterstutzte Kronprinz Friedrich die linksliberale DFP de facto nicht Er war anders als Stauffenberg mit dem er sich austauschte eher wie Georg von Siemens nur beschrankt liberal Unter dem Einfluss seiner Frau hatte er die ultrakonservativen Ansichten seiner Jugend abgelegt und einige liberale Einsichten entwickelt Er war im Gegensatz zur Praxis Bismarcks und den Uberzeugungen der Konservativen beispielsweise fur die Einhaltung der Reichsverfassung fur eine Verbesserung der Volksbildung und fur das Recht auf freie Meinungsausserung Pressefreiheit ihm widerstrebte aber jeder linksliberale Kurs der die Macht des Parlamentes nach englischem Vorbild zulasten des Einflusses der Krone zu vergrossern trachtete Als Kronprinz Friedrich Wilhelm 1888 schwerkrank als Kaiser Friedrich III fur 99 Tage den Thron bestieg entliess er den konservativen preussischen Innenminister Robert von Puttkamer den Schwager Bismarcks Ansonsten tat er nichts gegen den Reichskanzler bzw fur die Freisinnigen Sein Sohn Kaiser Wilhelm II war dem Liberalismus vollig abgeneigt Der Tod Friedrichs III am 15 Juni 1888 beendete alle politischen Hoffnungen der Freisinnigen Im August 1888 schrieb der freisinnige Abgeordnete Schrader an Stauffenberg man musse den beim Volke beliebten Kaiser Friedrich III im Gedachtnis der Menschen als einen Kampfer fur eine vom Volke ausgehende bessere Zukunft lebendig erhalten So entstand die auch von Kaiserin Victoria aktiv unterstutzte so genannte Kaiser Friedrich Legende Friedrich III habe zeitlebens entgegen den Vorstellungen seines Vaters und dem Handeln Bismarcks liberale Freiheiten fur das deutsche Volk gewollt und liberale Politik daher aktiv unterstutzt Hatte er langer gelebt hatte er Deutschland zu einem ahnlich freien und wohlhabenden Land wie England gemacht Historiker bezweifeln die Auffassung Friedrich III hatte eine vom Volke ausgehende das heisst eine durch den Reichstag und nicht von Gottes Gnaden also vom Kaiser gesteuerte Entwicklung unterstutzt Spaltung der Freisinnigen 1893 BearbeitenTrotz des relativen Erfolges bei der Reichstagswahl 1890 wuchsen die innerparteilichen Spannungen zwischen dem linken Parteiflugel der ehemaligen Fortschrittler und dem rechten Flugel der fruheren Sezessionisten weiter an Der stets ausgleichend auf Richter einwirkende Stauffenberg hatte sich 1892 aus der Politik auf einen seiner Landsitze in Wurttemberg zuruckgezogen Am 6 Mai 1893 trat der schwelende Konflikt schliesslich an die Oberflache als die Reichstagsabgeordneten Max Broemel Hugo Hinze August Maager Alexander Meyer Hugo Schroeder und Georg von Siemens dem von Richter verordneten Kurs nicht mehr folgen wollten und fur eine Heeresvorlage des Reichskanzlers Leo von Caprivi stimmten Als Begrundung fur ihr Abstimmungsverhalten fuhrten sie an dass das gemeinsame Parteiprogramm von 1884 eine Entscheidung zugunsten dieser Vorlage zwingend vorschreibe Unmittelbar nach dem Abstimmungseklat forderte Richter den Ausschluss der sechs Abweichler aus der Fraktion dem die Fraktionsmitglieder wenn auch mit knapper Mehrheit zustimmten Wenige Tage spater erhielten die Befurworter der Heeresvorlage unerwartete Unterstutzung indem weitere ehemalige Sezessionisten wie Theodor Barth Heinrich Rickert oder Karl Schrader sowie eine Gruppe alter Fortschrittler um Albert Hanel ihren Parteiaustritt erklarten und sich daraufhin mit den Abtrunnigen zur Freisinnigen Vereinigung formierten Der verbliebene linke Parteiflugel um Richter konstituierte sich indes als Freisinnige Volkspartei Die wirklichen Grunde fur die Spaltung lagen jedoch tiefer Die beiden fruheren Parteien Fortschrittspartei und Liberale Vereinigung waren inhaltlich und organisatorisch nie wirklich zusammengewachsen und bildeten nach ihrer Fusion einen linken bzw rechten Parteiflugel Zwischen beiden Flugeln hatte es fast immer unertragliche Spannungen gegeben Mit dem Tod Kaiser Friedrichs III waren die letzten Hoffnungen auf einen Auftrag zur Regierungsbildung verflogen und der Rucktritt Bismarcks bedeutete den Verlust eines gemeinsamen Feindes Ferner gab es nach dem Ruckzug Stauffenbergs niemanden mehr der den radikal linksliberalen Richter massigte Somit kam es 1893 abermals zur Spaltung des parteipolitischen Linksliberalismus Erst 1910 fanden die beiden Parteien wieder zusammen als sie sich infolge wiederholter Wahlniederlagen mit der Deutschen Volkspartei zur Fortschrittlichen Volkspartei zusammenschlossen die schliesslich 1918 in der Deutschen Demokratischen Partei aufging Bekannte Mitglieder BearbeitenLudwig Bamberger Theodor Barth Karl Baumbach Georg von Bunsen Adelbert Delbruck Max von Forckenbeck Albert Hanel Hugo Hinze Hugo Hermes Max Hirsch Albert Kalthoff Moritz Klotz Ludwig Loewe Theodor Mommsen Ludolf Parisius Eugen Richter Heinrich Rickert Karl Schrader Georg von Siemens Franz von Stauffenberg Rudolf Virchow Robert ZelleParteidokumente BearbeitenParlamentarische Korrespondenz Aus der Freisinnigen Partei Organ der Partei fur Mittheilungen des Central Komitee s und des geschaftsfuhrenden Ausschusses Wahlkorrespondenz Berlin 1876 1888 1 Vereinskalender der Deutschen Freisinnigen Partei Isaac Berlin 1884 1892 Eugen Richter Der Reichskanzler und die Deutsche Freisinnige Partei Die Reden des Fursten Bismarck und die Antwort des Abgeordneten Eugen Richter in der Reichstagssitzung vom 9 Mai 1884 Fortschritt Berlin 1884 Parteitag fur Sudwestdeutschland Deutsche Freisinnige Partei am 31 Mai 1891 in den Raumen des Zoologischen Gartens zu Frankfurt a Main Zusammenstellung der in der Haupt Versammlung und bei dem Banket gehaltenen Reden nach dem Auftrage des Vereins der Fortschrittspartei zu Frankfurt a Main aufgenommenen stenographischen Berichte Baumbach Frankfurt a Main 1891 Literatur BearbeitenWolfgang Ayass Sozialdemokraten Linksliberale und das Zentrum Sozialpolitische Positionen von Bismarcks parlamentarischen Gegnern in Wolfgang Ayass Wilfried Rudloff Florian Tennstedt Sozialstaat im Werden Band 2 Schlaglichter auf Grundfragen Stuttgart 2021 S 56 105 Wolther von Kieseritzky Liberalismus und Sozialstaat Liberale Politik in Deutschland zwischen Machtstaat und Arbeiterbewegung 1878 1893 Bohlau Verlag Koln Wien 2002 Industrielle Welt Bd 62 ISBN 3 412 07601 5 Heinz Edgar Matthes Die Spaltung der Nationalliberalen Partei und die Entwicklung des Linksliberalismus bis zur Auflosung der Deutsch Freisinnigen Partei 1878 1893 Ein Beitrag zur Geschichte der Krise des deutschen politischen Liberalismus Diss phil Kiel 1953 Ms DNB 480410763 Urs Muller Plantenberg Der Freisinn nach Bismarcks Sturz Ein Versuch uber die Schwierigkeiten des liberalen Burgertums im wilhelminischen Deutschland zu Macht und politischem Einfluss zu gelangen Diss phil FU Berlin 1971 Ms DNB 720365201 Hermann Robolsky Die Deutsch Freisinnigen Eugen Richter Heinrich Rickert Professor Hanel Professor Virchow Max von Forckenbeck Freiherr Schenk von Stauffenberg Ludwig Bamberger Ludwig Lowe Professor Mommsen Der Deutsche Reichstag Band 1 Renger Leipzig 1884 Adolf Rubinstein Die Deutsch Freisinnige Partei bis zu ihrem Auseinanderbruch 1884 1893 Lichtwitz Berlin 1935 DNB 571117724 Gustav Seeber Deutsch Freisinnige Partei 1884 1893 In Dieter Fricke u a Hrsg Lexikon zur Parteiengeschichte Bd 1 Bibliographisches Institut Leipzig 1983 DNB 850223156 S 657 666 Gustav Seeber Zwischen Bebel und Bismarck Zur Geschichte des Linksliberalismus in Deutschland 1871 1893 Akademie Berlin Ost 1965 DNB 454631855 Ursula Steinbrecher Liberale Parteiorganisation unter besonderer Berucksichtigung des Linksliberalismus 1871 1893 Ein Beitrag zur deutschen Parteigeschichte Kleikamp Koln 1960 DNB 480975337 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Deutsche Freisinnige Partei Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Der Linksliberalismus In Handbuch der Politik 1914 Quellen und VolltexteEinzelnachweise Bearbeiten Nr 1 1876 8 November bis 25 1877 6 Februar Jg 1 1877 1 27 Februar 8 1884 3 7 Marz Neue Folge Nr 1 1884 10 April bis 10 1888 5 April Normdaten Korperschaft GND 5267153 7 lobid OGND AKS VIAF 136907342 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Freisinnige Partei amp oldid 233325276