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Heinrich Edwin Rickert 27 Dezember 1833 in Putzig 3 November 1902 in Berlin war ein deutscher Journalist und fuhrender linksliberaler Politiker Heinrich Rickert Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Engagement fur die Frauenbewegung und gegen Antisemitismus 3 Wurdigung 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRickerts Vater war Postvorsteher und spater Obergrenzkontrolleur in Thorn Er selbst heiratete Annette Stoddart mit der er zwei Sohne hatte darunter den Philosophen Heinrich Rickert Nach der Schulzeit studierte Rickert Wirtschaftswissenschaften in Breslau und Berlin Danach wurde er Redakteur der Danziger Zeitung bei der er rasch zum Chefredakteur und Miteigentumer des Blattes aufstieg Spater war er auch Rittergutsbesitzer Daneben begann sich Rickert politisch zu engagieren Seit 1863 war er Stadtverordneter in Danzig und gehorte 1866 zu den Mitbegrundern der Nationalliberalen Partei Bis 1880 trug er massgeblich zur Organisation der Wahlkampfe bei und hielt Verbindung zwischen der Berliner Zentrale und den verschiedenen regionalen Parteigliederungen Er bildete ein Netzwerk personlicher Beziehungen innerhalb der Partei aus Ausserdem zeichnete ihn eine beachtliche politische Kompetenz aus die ihm eine bedeutende Stellung innerhalb der Partei sicherte In dieser gehorte er 1867 und zwischen 1877 und 1880 dem zentralen Vorstand an Neben Max von Forckenbeck Ludwig Bamberger und Eduard Lasker galt er als einer der bedeutendsten Vertreter des linken Parteiflugels Rickert war seit 1870 Mitglied des preussischen Abgeordnetenhauses Ausserdem gehorte er ab 1874 fur den Reichstagswahlkreis Regierungsbezirk Danzig 3 dem Reichstag an Des Weiteren war er zwischen 1876 und 1878 Mitglied im Provinziallandtag der Provinz Preussen Dabei stand er als Landesdirektor an der Spitze der provinzialen Selbstverwaltung nbsp Die Fuhrer der Secessionisten aus Die Gartenlaube 1880 Heinrich Rickert ganz rechtsIm innerparteilichen Konflikt 1879 80 um die zukunftige politische Ausrichtung gehorte er zur Minderheit die eine weitere Anlehnung an Otto von Bismarck ablehnte Rickert trat aus der Fraktion aus Als zeitgenossisch Sezessionisten genannte Gruppierung grundete er mit 27 anderen Mitgliedern des Reichstages 1880 die Liberale Vereinigung Rickert war einer der massgeblichen Leiter dieser Partei Seit 1882 gab er fur die Partei auch das Reichsblatt heraus In der folgenden Zeit setzte er auf den Zusammenschluss mit der Fortschrittspartei Nach der Vereinigung zur Deutschen Freisinnigen Partei von 1884 war Rickert zusammen mit Eugen Richter der Fuhrer der neuen Partei Etwa seit 1890 kam es zu Auseinandersetzungen uber inhaltliche Fragen und uber den Machtanspruch Richters Zum Bruch kam es 1893 unter anderem uber die Frage der Heeresvorlage Rickert grundete mit anderen die Freisinnige Vereinigung Dieser stand er bis zu seinem Tod vor Heinrich Rickert gehorte zu den massgeblichen Reformern der Parlamentswahlen um die geheime Wahl zu sichern Seit 1892 nahm der Reichstag in jeder Legislaturperiode seinen Antrag zur geheimen Wahl mit standardisierter Wahlkabine und Wahlumschlag an um den Stimmzettel ausserhalb der Wahlkabine unsichtbar zu machen insgesamt vier Mal 1903 stimmte auch der Bundesrat der sogenannten Lex Rickert zu 1 Ausserhalb der parlamentarischen Arbeit folgte Rickert Hermann Schulze Delitzsch als Vorsitzender der Gesellschaft fur Verbreitung von Volksbildung nach Ausserdem trug er massgeblich zur Grundung der Technischen Hochschule in Danzig bei 2 Er war auch Mitbegrunder des Bauernvereins Nordost Desgleichen war er auch 1892 an der Vorbereitung zur Grundung der pazifistischen Deutschen Friedensgesellschaft beteiligt 3 Rickert wurde zum Ehrenburger von Danzig ernannt Engagement fur die Frauenbewegung und gegen Antisemitismus BearbeitenHeinrich Rickert unterstutzte die deutsche Frauenbewegung Zusammen mit Minna Cauer Franziska Tiburtius und Helene Lange forcierte er als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Zentralvereins die Einrichtung von Realkursen fur Frauen Diese wurden 1889 feierlich im Beisein der Kaiserin Friedrich in Berlin eroffnet Mit ihnen sollten Frauen eine Bildungsgrundlage fur gewerbliche und kaufmannische Berufe und auf langere Sicht auch fur die Universitat erwerben konnen 4 Ausserdem gehorte Rickert wie Wilhelm Dilthey und Adolf Harnack der 1893 von Helene Lange gegrundeten Vereinigung zur Veranstaltung von Gymnasialkursen fur Frauen an die sich fur ein Recht der Frauen auf ein Universitatsstudium einsetzte 5 Heinrich Rickert war Gegner des Antisemitismus Als Reaktion auf die Erfolge der Antisemiten bei der Reichstagswahl 1890 veroffentlichte Rickert einen Aufsatz mit dem er zum Gegenangriff gegen die verfassungs und kulturwidrige Hetze aufrief Er warnte vor der Vorstellung der Fortschritt trage automatisch zum Ende von Vorurteilen und Diskriminierung bei Auf den Artikel folgte ein von etwa funfhundert Personlichkeiten des offentlichen Lebens unterzeichneter Aufruf der ein wichtiger Anstoss zur Grundung des Vereins zur Abwehr des Antisemitismus im Jahr 1891 wurde 6 Im Jahr 1895 wurde er Vorsitzender der Organisation Wurdigung Bearbeiten Damals begann der Antisemitismus seinen Siegeslauf Die judischen Parlamentarier hatten ihm wohl entgegentreten konnen die Lowe Bamberger Hirsch waren keine eifrigen Juden aber doch Manner von starkem Ehrgefuhl Richter aber passte es keineswegs dass seine Gefolgschaft die Rolle der Judenverteidigung ubernahm und so mussten sie schweigen Der gutherzige und wohlwollende Rickert grundete den Abwehrverein Richter blieb der Leitung fern Er erinnerte sich der Juden zwar bei den Wahlen und die stets geldbedurftige Parteileitung kargte dann nicht mit Forderungen wohl aber mit Mandaten Als die deutschfreisinnige sich wiederum schied wurde das noch schlimmer Die freisinnige Vereinigung hatte ja kaum einen sicheren Sitz zu vergeben aber die richtersche Volkspartei war wohl in der Lage einen zielbewussten Juden in den Landtag zu bringen Aber Richter wollte nicht In seinem Blatte fielen gelegentlich antisemitelnde Bemerkungen wie im sozialistischen Vorwarts und die entsprechenden Bemuhungen der judischen Notablen blieben erfolglos zitiert nach Adolf Friedemann Eugen Richter In Die Welt Zentralorgan der zionistischen Bewegung X Jg Koln 1906 Nr 11 vom 16 Marz 1906 S 11 12 Rickert war keine bedeutende aber eine kluge warmherzige und parlamentarisch erfahrene Personlichkeit lebhaft an Volksbildungsbestrebungen interessiert im Jahre 1902 starb er Naumann war noch in lose Beziehung zu ihm gekommen zitiert nach Theodor Heuss Friedrich Naumann Der Mann das Werk die Zeit Stuttgart 1949 Werke BearbeitenDie Armenpflege in Danzig Ein Beitrag zur Frage uber die Wirkungen des Gesetzes vom 31 December 1842 A W Kafemann Danzig 1869 Das gewerbliche Schiedsgericht Die Gewerbeordnungs Novelle im Reichstage 1 A W Kafemann Danzig 1874 Digitalisat Titel extra anwahlen als Hrsg Zur Frage uber den Bau von Local Secundar Eisenbahnen A W Kafemann Danzig 1877 Die Steuerdebatte mit dem Reichskanzler Drei Reden der Abgeordneten Richter und Rickert und des Reichskanzlers Fursten Bismarck gehalten im Preussischen Abgeordnetenhause am 4 und 5 Februar 1881 Barthel Berlin 1881 Reden der Reichstags Abgeordneten Rickert und Richter bei Berathung des Verfassungsgesetzes in der Reichstagssitzung vom 6 Mai 1881 Berlin 1881 Rede des Abgeordneten Rickert 15 Juni 1882 bei der Berathung der Steuerfrage A W Kafemann Danzig 1882 Rede des Abgeordneten Rickert bei der Gedachtnisfeier fur D Eduard Lasker am Sonnabend den 11 Februar 1884 im Berliner Handwerkerverein A W Kafemann Danzig 1884 Antisemiten Spiegel A W Kafemann Danzig 1890 Digitalisat In Hermann Bahr Der Antisemitismus ein internationales Interview S Fischer Berlin 1894 S 86 91 Literatur BearbeitenEdmund Friedemann Erinnerungen an Heinrich Rickert In Im deutschen Reich 8 Jahrgang Nr 12 1902 S 670 673 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fsammlungen ub uni frankfurt de 2Fcm 2Fperiodical 2Ftitleinfo 2F2330589 GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Eckhard Hansen Florian Tennstedt Hrsg u a Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945 Band 1 Sozialpolitiker im Deutschen Kaiserreich 1871 bis 1918 Kassel University Press Kassel 2010 ISBN 978 3 86219 038 6 S 129 Online PDF 2 2 MB A L Heinrich Rickert In Im deutschen Reich 8 Jahrgang Nr 11 1902 S 601 603 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fsammlungen ub uni frankfurt de 2Fcm 2Fperiodical 2Ftitleinfo 2F2330422 GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Victor Nordheimer Heinrich Rickert uber Juden und Judentum In Im deutschen Reich 11 Jahrgang Nr 12 1905 S 626 630 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fsammlungen ub uni frankfurt de 2Fcm 2Fperiodical 2Ftitleinfo 2F2335909 GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Hermann Robolsky Die Deutsch Freisinnigen Eugen Richter Heinrich Rickert Professor Hanel Professor Virchow Max von Forckenbeck Freiherr Schenk von Stauffenberg Ludwig Bamberger Ludwig Lowe Professor Mommsen Der Deutsche Reichstag Band 1 Renger Leipzig 1884 Hedwig Richter Moderne Wahlen Eine Geschichte der Demokratie in Preussen und den USA im 19 Jahrhundert Hamburg Hamburger Edition 2017 S 368 u 454 Andreas Thier Rickert Heinrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 549 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heinrich Rickert Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rickert Heinrich in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Biografie von Heinrich Rickert In Heinrich Best Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867 71 bis 1918 Biorab Kaiserreich Nachruf auf Heinrich Rickert in Berliner Tageblatt 3 November 1902 Einzelnachweise Bearbeiten Hedwig Richter Moderne Wahlen Eine Geschichte der Demokratie in Preussen und den USA im 19 Jahrhundert Hamburg Hamburger Edition 2017 S 454 Heinrich Rickert auf der Homepage der Technical University Technischen Hochschule Danzig englisch Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Band 3 Von der deutschen Doppelrevolution bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1849 1914 Munchen 1995 ISBN 3 406 32490 8 S 1105 Angelika Schaser Helene Lange und Gertrud Baumer Eine politische Lebensgemeinschaft Koln Bohlau 2010 S 65 Angelika Schaser Helene Lange und Gertrud Baumer Eine politische Lebensgemeinschaft Koln Bohlau 2010 S 72 Deutsch judische Geschichte in der Neuzeit Band III Umstrittene Integration 1871 1918 Munchen 1997 S 250 Abgeordnete des Reichstagswahlkreises Regierungsbezirk Danzig 3 Heinrich Wilhelm Martens 1867 Theodor Wilhelm Lesse 1867 1874 Heinrich Rickert 1874 1887 Karl Schrader 1887 1890 Heinrich Rickert 1890 1903 Karl Mommsen 1903 1912 Friedrich Weinhausen 1912 11918 Landeshauptmanner Ostpreussens Heinrich Rickert 1876 1878 Kurt von Saucken Tarputschen 1878 1884 Alfred von Gramatzki 1884 1887 Klemens von Stockhausen 1888 1895 Rudolf von Brandt 1896 1908 Friedrich von Berg 1909 1916 Manfred Graf von Brunneck Bellschwitz 1916 1928 Paul Blunk 1928 1936 Helmuth von Wedelstadt 1936 1941 Normdaten Person GND 116530707 lobid OGND AKS VIAF 22896143 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rickert HeinrichALTERNATIVNAMEN Rickert Heinrich Edwin vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker NLP DFP FVg MdRGEBURTSDATUM 27 Dezember 1833GEBURTSORT PutzigSTERBEDATUM 3 November 1902STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Rickert Politiker amp oldid 233332555