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Der bose Geist Lumpacivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt in der Druckausgabe Der bose Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt ist eine von Johann Nestroy verfasste Zauberposse des Alt Wiener Volkstheaters Sie wurde am 11 April 1833 in Wien als Benefizvorstellung fur den Dichter uraufgefuhrt und 1835 gedruckt 17 Mit den beiden nicht aufgefuhrten Stucken Genius Schuster und Marqueur 1832 und Der Feenball 1833 hatte Nestroy bereits das Thema und grosse Teile des Lumpacivagabundus Textes vorweggenommen DatenTitel Der bose Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche KleeblattOriginaltitel Der bose Geist Lumpacivagabundus oder Das liederliche KleeblattGattung Zauberposse mit Gesang in drei Aufzugen 1 Originalsprache DeutschAutor Johann NestroyLiterarische Vorlage Das grosse Loos von Carl WeisflogMusik Adolf Muller seniorErscheinungsjahr 1833Urauffuhrung 11 April 1833Ort der Urauffuhrung Theater an der WienOrt und Zeit der Handlung Die Handlung spielt theils in Ulm theils in Prag und theils in Wien Personen Das Personenverzeichnis folgt dem Manuskript aus erster Hand wo es zur Druckausgabe Anderungen gibt sind diese in Kursivschrift dazu angegeben Stellaris 2 Feenkonig Fortuna 3 Beherrscherin des Glucks eine machtige Fee Brillantina Brillantine 4 ihre Tochter Amorosa 5 eine machtige Fee Beschutzerinn der wahren Liebe Mystifax ein alter Zauberer Hilaris 6 sein Sohn Fludribus 7 Sohn eines Magiers Lumpacivagabundus Lumpazivagabundus 8 ein boser Geist Leim ein Tischlergesell vazierender Handwerkspursche Handwerks Bursche Zwirn ein Schneidergesell vazierender Handwerkspursche Handwerks Bursche Kneipp 9 Knieriem 10 ein Schustergesell vazierender Handwerkspursche Handwerks Bursche Pantsch 11 Wirth und Herbergsvater in Ulm Fassl Fassel Oberknecht in einer Brauerey in einem Brauhause Nanette Nannette Tochter des Wirths Sepherl Hannerl Kellnerinnen ein Hausierer ein Hausirer ein Schustermeister ein Zimmergesell ein Tischlergeselle drey Zunftmeister kommen nicht vor Strudl 12 Gastwirth zum Goldenen Nockerl 13 in Wien Hobelmann Tischlermeister in Wien Peppi seine Tochter Anastasia Anastasia Hobelmann seine Nichte Ein Fremder Gertrud Haushalterinn in Hobelmanns Hause Reserl Magd daselbst ein Fremder Hackauf 14 ein Fleischermeister in Prag ein Mahler ein Maler erster zweyter zweiter Bedienter bei Zwirn erster zweyter zweiter Gesell bei Zwirn Herr von Windwachl 15 Herr von Luftig Herr von Papillion 16 kommt nicht vor Wolckenstecher ein Luftfahrer kommt nicht vor Signora Palpetti Signora Palpiti Camilla Laura ihre Tochter Wirth Wirthin in einer Dorfschenke unweit Wien ein Bauer ein Reisender ein Reisender Stellaris ein Zitherspieler kommt nicht vor ein Marktweib kommt nicht vor ein Mann mit einem Dudelsack kommt nicht vor Zauberer Magier und ihre Sohne Nymphen und Genien Furien Gaste Volck Bauern Handwerksleute verschiedener Zunfte ecta Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Werksgeschichte 3 Zeitgenossische Kritik 4 Spatere Interpretationen 5 Verfilmungen 6 Horspiele 7 Text 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseInhalt Bearbeiten Die Inhaltsangabe folgt dem Manuskript aus erster HandDie alten Zauberer beklagen sich bei Stellaris dass Lumpacivagabundus ihre Sohne zur Lumperei verfuhre Als Stellaris Fortuna auffordert den Sohnen das verjuxte Vermogen wieder zu geben lacht Lumpaci die Glucksfee aus denn das werde keinen einzigen von ihnen bessern Hilaris bekennt dies offen und gesteht Nur ein Mittel giebt s das mich festhalten wird auf dem Pfad der Tugend es ist Brillantinens Hand I Act Scena 2 18 nbsp Johann Nestroy Kneipp Knieriem Carl Carl Leim Wenzel Scholz Zwirn handkolorierter Kupferstich Wiener Theaterzeitung 1834 Lumpaci erklart darauf da gebe er sich geschlagen denn Amorosa sei machtiger als Fortuna Wutend bestreitet Fortuna Amorosas grossere Macht und verweigert die Eheschliessung muss jedoch den Spruch Stellaris akzeptieren dass sie dies nicht bedingungslos machen durfe Deshalb verlangt sie dass drei arme lockere Gesellen von ihr glucklich gemacht werden durfen und sie gebe sich nur geschlagen wenn zwei davon trotzdem Lumpen bleiben wollen Die Auserwahlten sind die Handwerksburschen Kneipp Leim und Zwirn alle aus unterschiedlichen Grunden zu vazierenden Gesellen geworden Kneipp wegen seiner Liebe zum Alkohol Ein Maass G mischtes 19 Leim wegen seiner vermeintlich hoffnungslosen Liebe zu Peppi Hobelmann und Zwirn weil ihm ein lustiges Leben uber alles geht Fortuna lasst die drei in der Nacht im Wirtshaus jeden die gleiche Lotterienummer 7359 traumen und als sie ihr ganzes restliches Geld zusammenlegen und das Los kaufen machen sie den Hauptgewinn von 100 000 Talern 20 Daraufhin trennen sich ihre Wege Leim will versuchen in Wien seine Peppi doch noch zu bekommen Zwirn will in die Welt hinaus und in Zukunft mehr Don Juan als Schneider sein Kneipp will von einem Weinkeller in den anderen ziehen weil die Welt ohnehin aufs Jahr durch einen Kometen untergehe Sie beschliessen jedoch in einem Jahr wiederum zusammenzutreffen Leim Und heut uber s Jahr am ersten Herbsttag an dem Gedachtnisstag unsers Glucks kommen wir alle drei in Wien zusamm beym Meister Hobelman dort bin ich entweder glucklich oder ihr erfahrt wo ich in meinem Ungluck zu finden bin I Act Scena 13 21 Bei Hobelmann klart sich das Missverstandnis das Leim auf Wanderschaft getrieben hat schnell auf und er halt erfolgreich um die Hand von Peppi an Zwirn ist in Prag in die Hande betrugerischer Freunde gefallen die ihn weidlich ausnutzen Signora Palpetti will eine ihrer Tochter an ihn verkuppeln die sich mit allerlei Tricks an Zwirn heranmachen Camilla zu Laura Meine wallische Aussprache hat schon manchen irregefuhrt bey dir aber wird er sich bald auskennen dass du eine Burkerstorferinn 22 bist Actus II 22ste Scene 23 Mit einem Ballonflug will Zwirn seine Gaste beeindrucken zu denen unverhofft auch der stockbetrunkene Kneipp stosst Durch seine Reden erfahren die anderen die Wahrheit uber Zwirns wahre Stellung als Schneidergeselle und er ist blamiert Der Ballon fliegt mit Kneipp als einzigem Passagier ab Die Ballonszene fehlt in der Druckversion nbsp Nestroy beim Kometenlied Photographie von 1861 Am vereinbarten Jahrestag kommen Zwirn und Kneipp die beide ihr Vermogen durchgebracht haben in Hobelmanns Haus wo ihnen der Hausherr einen angeblichen Brief Leims vorliest Er sei bis auf 100 Taler die er Hobelmann zur Aufbewahrung gegeben habe wieder arm und liege krank im Nurnberger Spital Sofort beschliessen seine zwei Freunde sich nach Nurnberg durchzubetteln und Leim die 100 Taler zu bringen Geruhrt uber ihre Freundschaft kommt Leim dazu und verspricht den beiden er werde immer fur sie sorgen Doch als erster will Kneipp gar nicht solide versorgt sein sondern wie immer seinen Schnaps im Wirtshaus trinken Im Wirthshaus muss man seyn das ist der Genuss da ist dann das schlechteste Gesauf ein Hogu 24 Und eine Anderung seines Lebens lohne sich nicht mehr es komme ja ohnehin der weltzerstorende Komet hier singt Kneipp das Kometenlied Zwirn will ebenfalls wieder weg er halte das solide Leben sicher nicht aus auch Leim kann ihn nicht umstimmen Vergeblich versucht dieser wenigstens Kneipp zu bekehren doch der fluchtet durchs Fenster Die beiden Lumpen treffen in einem Gasthaus zusammen und beschliessen wieder auf Tour zu gehen Die Szene verwandelt sich Stellaris fordert Fortuna auf ihre Niederlage einzugestehen diese erklart sich von Amorosa besiegt und fuhrt Brillantina und Hilaris zusammen Stellaris lasst die Erdenbewohner ins Feenreich bringen wo Leim und Peppi als gluckliches Paar erscheinen der Feenkonig sich uber die beiden Unverbesserlichen aber im Zweifel ist Amorosa Ich will mich ihrer annehmen Doch denen muss die wahre Liebe in ganz anderer Gestalt erscheinen III Act 18te Scene 25 Kneipp und Zwirn erscheinen kniend auf der Buhne und werden von ihren zukunftigen Gattinnen mit der Rute bedroht In der Druckversion folgt stattdessen ein Blick in die Zukunft in der auch Zwirn und Knieriem ein hauslich gluckliches Leben fuhren Werksgeschichte BearbeitenFur Direktor Carl Carls sogenanntes Carneval Theater in seinem Theater an der Wien schrieb Johann Nestroy das Stuck Der Feenball das explizit als Faschingsposse angekundigt war und dessen erster und letzter Akt im Fasching spielt und dessen zweiter Akt in Venedig der Hochburg des italienischen Karnevals angesiedelt ist Dieses Werk sollte das Programm des Carneval Theaters beschliessen Da aber schon Der Zauberer Februar Johann Baptist Freys mit Couplettexten Nestroys verspatet auf die Buhne kam ging es sich fur den Feenball zeitlich nicht mehr aus und Nestroy prasentierte ihn teilweise umgearbeitet unter dem neuen Titel Der bose Geist Lumpacivagabundus Als Quelle fur den Feenball und somit auch fur den Lumpacivagabundus wurden von Nestroy die Erzahlung Das grosse Loos 26 von Carl Weisflog 1770 1828 aus dessen Sammelband Phantasiestucke und Historien verwendet ausserdem das darauf basierende Stuck Schneider Schlosser und Tischler von Josef Alois Gleich 1772 1841 aufgefuhrt am 30 Juli 1831 im Theater in der Leopoldstadt 27 und auch Teile seines eigenen nicht aufgefuhrten Stuckes Genius Schuster und Marqueur 1832 Anlass fur den Feenball war die im Jahre 1832 grassierende Kometenfurcht ausgelost durch das Auftauchen des Encke und des Biela Kometen sowie der fur 1834 35 zu erwartende Halleysche Komet siehe auch die Hintergrundinformationen zum beruhmten Kometenlied Das Werk gibt einen Blick auf die durch schlechte Wirtschaftslage hoffnungslose Situation arbeitsloser Handwerker die menschenunwurdigen Arbeitsbedingungen des Wirtshauspersonales mit der kaum verhullten Rolle der Kellnerinnen als Animiermadchen was zusammen mit der Kometen und Cholerafurcht dieser Zeit zum Fatalismus und Hoffen auf ein Wunder Lotteriegewinn fuhrte Dies wurde vom zeitgenossischen Publikum durchaus auch als soziale Anklage verstanden 28 Nestroy spielte den Kneipp Knieriem Wenzel Scholz den Zwirn Carl Carl den Leim Friedrich Hopp und dann Ignaz Stahl den Hobelmann und Nestroys Lebensgefahrtin Marie Weiler bei der Premiere die Camilla dann alternierend mit Dem Elise Zollner 29 die Laura 30 Allein im Zeitraum von April bis Dezember 1833 gab es uber sechzig Auffuhrungen im Theater an der Wien und das Werk blieb auch weiterhin stets im Programm Im deutschsprachigen Raum in Graz Pest Prag Stuttgart Karlsruhe Pressburg und Berlin wurde bereits 1833 gespielt in Weimar erlitt das Stuck 1835 allerdings einen Durchfall vor dem Publikum des Hoftheaters in Baden bei Wien 1833 vor der dort weilenden kaiserlichen Familie Franz I 1839 vor dem russischen Thronfolger dem spateren Zaren Alexander II 1840 vor dem Konig von Sachsen Friedrich August II und 1841 vor den sachsischen Prinzessinnen Amalie die unter dem Pseudonym Amalie Heiter selbst Theaterstucke verfasste und Auguste Als im Theaterleben Wiens einmaliger Fall wurde das Stuck im Juni 1838 gleichzeitig am Theater in der Leopoldstadt und am Theater in der Josefstadt aufgefuhrt mit Ensemblemitgliedern dieser beiden Vorstadtbuhnen und durchaus gutem Erfolg Bei Direktor Carls letzter Vorstellung im Theater an der Wien am 30 April 1845 konnte das Publikum Ausschnitte verschiedener Erfolgsstucke sehen wobei der gekurzte erste Akt des Lumpacivagabundus den Abschluss bildete Es spielten Nestroy Scholz und Alois Grois Auch auf Carls neuer Buhne dem Theater in der Leopoldstadt jetzt Carltheater genannt blieb das Stuck ein Publikumsmagnet Am 30 April 1860 fand im Munchener Koniglichen Hof und Nationaltheater eine Auffuhrung statt bei der die drei Handwerksburschen von den damals beruhmten Zwergenschauspielern Jean Piccolo Jean Petit und Kiss Joszi dargestellt worden waren 31 Eine aktuelle Coupletstrophe vom 11 Janner 1862 gebracht im Treumann Theater worin Nestroy die preussischen Generale verspottete die angeblich Napoleon III die Hand gekusst hatten sorgte damals fur Proteste in der Berliner Kreuzzeitung Nestroy musste fur dieses Extempore eine Geldstrafe von 15 Gulden bezahlen Er revanchierte sich bei der nachsten Vorstellung mit einer neuen Strophe des Kometenliedes Bankerottes Osterreich nennen uns die Journal in Berlin Impertinenter noch reden s dort im Theater uber Wien Doch hor n Ein hier a paar Preussen uber Preussen was sagn Rennen s gleich als die Gekrankten und tun Ei m verklagn Da wird Ei m halt angst und bang I sag d Welt steht auf kein Fall mehr lang 32 Bei Nestroys letzter Vorstellung in Wien am 4 Marz 1862 nur zwei Monate nach dieser Affare verabschiedete er sich vom Wiener Publikum mit dem Knieriem also in der Rolle in der er ihnen eine Generation fruher zum erstenmal das Wesen seiner neuen Komik geoffenbart hatte Zitat Otto Rommel 33 Das eigenhandige Manuskript Nestroys enthalt Titelblatt Personenverzeichnis sowie vom II Akt die Szenen 8 22 vom III Akt die Szenen 1 11 und 17 19 alle ubrigen Szenen sind durch Nestroy uberarbeitete Buhnenabschriften von fremder Hand 34 Eine eigenhandige gekurzte Fassung des I Aktes ist ebenfalls erhalten geblieben 35 Die Partitur Mullers existiert nur in einer Abschrift von fremder Hand auf der vom Komponisten der Vermerk Eigenthum des Componisten angebracht worden war Rommel nahm deshalb falschlich eine Originalpartitur an 36 Zeitgenossische Kritik BearbeitenVon der Kritik wurde das Stuck durchwegs sehr positiv besprochen zwei davon sind auszugsweise angefuhrt 37 In der Wiener Theaterzeitung Adolf Bauerles schrieb Heinrich Adami am 13 April 1833 Nr 75 S 303 f Die Handlung ist interessant und recht lebendig der Dialog launig die Situationen sind gut angelegt und benutzt ganz vorzuglich sind es aber mehrere der eingelegten Liedertexte welche dieser Posse noch viele Wiederholungen zusichern durften Nach einer ersten ziemlich kurzen und wenig freundlichen Rezension im Wanderer vom 13 April folgte eine Richtigstellung bereits am nachsten Tag Nr 104 S 4 eine Diskrepanz die zwischen den zwei Kritikern dieser Zeitschrift mit den Signaturen 2 und 4 auch im Herbst 1833 bei der Besprechung des Nestroy Werkes Robert der Teuxel feststellbar wurde Der Stoff ist eben nicht neu jedoch von dem Verfasser mit einer Gewandtheit und Laune bearbeitet die den Vorzug vor allen fruheren Bearbeitungen behauptet Mit besonderem Gluck ist der 2 Act behandelt eben so das Finale desselben Actes 38 welches sturmisch wiederholt verlangt wurde Besonders lobend erwahnt wurde darin Nestroys Kometenlied und ausserdem Scholz sowie die Damen Zollner und Weiler Weitere lobende Rezensionen waren im Sammler der Wiener Zeitschrift fur Kunst Literatur Theater und Mode im Aufmerksamen Graz zu lesen Der Burgschauspieler Karl Ludwig Costenoble notierte in seinem Tagebuch herausgegeben Wien 1889 auf S 154 eine Episode vom 16 April 1833 La Roche kam und war sehr emport uber die Vorstellung einer Posse die er im Theater an der Wien gesehen Das Stuck Lumpacivagabundus von Nestroy gefiel seiner erzkomischen wenn auch aquivoken doppelsinnigen Einfalle wegen nicht nur dem Publikum sondern auch uns Mitgliedern des Burgtheaters La Roche war der Einzige der die Nase rumpfte und meinte so etwas gehore in die Hanswurstbude Diese weimarische schongeistige Zimpferlichkeit wird La Roche in Wien bald ablegen Spatere Interpretationen BearbeitenOtto Rommel reihte 1908 das Werk noch in der Kategorie jener Besserungs und Zauberstucke ein in welchen Geister leitend und helfend in das Leben der Menschen eingreifen so dass die Geisterszenen nur einen Rahmen fur die Szenen aus dem realen Leben bilden Zitat Dazu zahlte er auch Die Zauberreise in die Ritterzeit Der Feenball Muller Kohlenbrenner und Sesseltrager Die Gleichheit der Jahre und Die Familien Zwirn Knieriem und Leim 39 Nach Franz H Mautner war Lumpacivagabundus nicht nur eines der meistgespielten Stucke Nestroys sondern auch nach Meinung seiner Zeitgenossen dank des neuen Realismus der Beginn von Nestroys echten Volksstucken dazu bestimmt die alten Possen zu verdrangen 40 Helmut Ahrens stellte 1982 bereits fest das Werk sei vorerst der gangigen Formel des Besserungsstuckes nachentworfen worden jedoch der in Gleichs Vorlage noch ziemlich verborgen bleibende Pessimismus uber die Unwandelbarkeit des menschlichen Charakters trete bei Nestroy bereits scharfer hervor Deshalb nannte Ahrens den Lumpacivagabundus ein Zauberspiel das nicht ver sondern entzaubert Die Parabel zeige den Aufstieg und Niedergang der drei Handwerksburschen der Machtlosigkeit zufalligen Glucks gegen schicksalhaft vorbestimmte Lebensablaufe Das spater dazugedichtete unglaubwurdige gluckliche Ende in der Manuskriptfassung noch nicht vorhanden sei lediglich dem Publikum zuliebe aufgepfropft worden Allerdings hat Nestroy diesen Ausgang in seinem Stuck Die Familien Zwirn Knieriem und Leim ohnehin wieder in Frage gestellt 41 Siegfried Diehl merkte an das Neue die realistische Zeichnung des Milieus die satirische Schilderung trostloser Verhaltnisse die mit einem Mal die Unzulanglichkeit der bewahrten Lustigmacher Hanswurst Kasperl und Thaddadl abloste Die Begeisterung fur das unerhorte Stuck entwuchs aber auch einem wunderlichen Missverstandnis Es wurde gerade das als positives Weltbild des Autors gefeiert was nur in ironischer Schlussmoral vorlag 42 Verfilmungen Bearbeiten1919 Lumpacivagabundus 1919 Regie Luise Fleck mit Josef Konig als Zwirn Fritz Schonhoff als Leim und Oskar Sachs als Knieriem 1922 Der bose Geist Lumpaci Vagabundus Regie Carl Wilhelm mit Fritz Hirsch als Zwirn Otto Laubinger als Leim Karl Etlinger als Knieriem und Hans Albers als Lumpaci Vagabundus 1936 Lumpacivagabundus 1936 Regie Geza von Bolvary mit Heinz Ruhmann als Zwirn Hans Holt als Leim und Paul Horbiger als Knieriem 1956 Lumpazivagabundus 1956 Regie Franz Antel nach einem Drehbuch von Kurt Nachmann mit Gunther Philipp als Zwirn Joachim Fuchsberger als Leim Paul Horbiger als Knieriem Waltraut Haas als Pepi sowie Gunther Luders Renate Ewert und Jane Tilden 1965 Lumpazivagabundus 1965 Regie Edwin Zbonek mit Kurt Sowinetz als Zwirn Alfred Bohm als Leim und Helmut Qualtinger als Knieriem Weiters Lotte Lang als Frau von Palpiti Kitty Speiser als ihre Tochter Camilla und Marianne Chappuis als ihre Tochter Laura 2000 Lumpacivagabundus 2000 Regie Emmy Werner mit Karl Markovics als Zwirn Toni Bohm als Leim und Heinz Petters als Knieriem sowie Brigitte Swoboda als Lumpazivagabundus 2013 Der bose Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt Regie Matthias Hartmann Parviz Mir AliHorspiele Bearbeiten1925 Der bose Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt Regie Karl Kostlin mit Theodor Brandt Margarete Petri Ernst Stockinger Kathe Arndt u a Suddeutsche Rundfunk AG 1925 Lumpazi Vagabundus Musik Horst Platen Regie Ernst Pundter mit Karl Pundter Clara Voss Bernhard Jakschtat Hans Freundt Richard Ohnsorg u a Nordische Rundfunk AG 1925 Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt Regie Heinz Hilpert mit Mitgliedern der Frankfurter Buhnen Sudwestdeutscher Rundfunkdienst AG Frankfurt am Main 1926 Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt Regie und Sprecher Nicht angegeben Ostmarken Rundfunk AG 1926 Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt Regie Willi Wittig Sprecher Nicht angegeben Westdeutsche Funkstunde AG 1927 Der bose Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt Regie Hermann Beyer Sprecher N N Nordische Rundfunk AG 1927 Der bose Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt Bearbeitung und Regie Carl Struve Oswald Kuhn mit Theodor Brandt Illa Kosak Maria Theresa Thea Struve Johnssen Erich Baudistel u a Suddeutsche Rundfunk AG 1946 Lumpazivagabundus Bearbeitung und Regie Kurt Wilhelm mit Maria Sigg Lilly Preisig Walter Sedlmayr Herbert Kroll u a Radio Munchen 1948 Lumpazivagabundus Regie und Sprecher N N Radio Frankfurt 1949 Der bose Geist des Lumpazivagabundus Regie Werner Wieland mit Curt Paulus Gisela Morgen Hermann Kiessner Max Bernhardt u a Mitteldeutscher Rundfunk 1946 1952 1950 Lumpazivagabundus am Rhein Nestroys Zauberposse in neuem Gewande Regie Wilhelm Semmelroth mit Claus Hofer Mira Hinterkausen Hans Muller Westernhagen Hermann Pfeiffer Peter Rene Korner u a Nordwestdeutscher Rundfunk Koln 1959 Der bose Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt Regie Erich Schwanda mit Egon von Jordan Alma Seidler Josef Meinrad Kurt Sowinetz Hugo Gottschlich u a Osterreichischer Rundfunk Norddeutscher Rundfunk Bayerischer Rundfunk Text BearbeitenText bei www nestroy at nestroy stuecke 18 abgerufen am 29 Mai 2014 Text bei Projekt Gutenberg abgerufen am 29 Mai 2014 Faksimile Text bei Deutsches Textarchiv abgerufen am 29 Mai 2014 Literatur BearbeitenHelmut Ahrens Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht Johann Nestroy sein Leben Societats Verlag Frankfurt am Main 1982 ISBN 3 7973 0389 0 Fritz Brukner Otto Rommel Johann Nestroy Samtliche Werke Historisch kritische Gesamtausgabe zweiter Band Verlag von Anton Schroll amp Co Wien 1924 Siegfried Diehl Johann Nestroys pessimistische Possen In Franz H Mautner Johann Nepomuk Nestroy Komodien Insel Taschenbuch Nr 1742 Insel Verlag Frankfurt am Main 1979 Franz H Mautner Hrsg Johann Nestroys Komodien Ausgabe in 6 Banden 1 Band Insel Verlag Frankfurt am Main 1979 OCLC 7871586 Otto Rommel Nestroys Werke Goldene Klassiker Bibliothek Auswahl in zwei Teilen Deutsches Verlagshaus Bong amp Co Berlin Leipzig Wien Stuttgart 1908 Friedrich Walla Johann Nestroy Stucke 5 In Jurgen Hein Johann Huttner Walter Obermaier W Edgar Yates Johann Nestroy Samtliche Werke Historisch kritische Ausgabe Jugend und Volk Wien Munchen 1993 ISBN 3 224 16924 9 S 65 187 297 618 Weblinks BearbeitenInhaltsangabe auf www nestroy at nestroy stuecke 18 abgerufen am 31 Mai 2014 Beschreibung von Personen und Inhalt in odl vwv at deutsch odlres abgerufen am 31 Mai 2014 Letzte Auffuhrung des Lumpacivagabundus in Allgemeine Zeitung Munchen abgerufen am 31 Mai 2014 Todliches Gluck In Herbert Herzmann Mit Menschenseelen spiele ich Gunter Narr Verlag 2006 ISBN 3 8233 6206 2 Einzelnachweise Bearbeiten Nestroy verwendete im Text dennoch die Bezeichnung Act stellaris latein den Sternen zugehorig Fortuna romische Glucksgottin brillare ital glanzen Amorosa latein die Verliebte hilaris latein heiter froh Fludribus latinisierte Scherzbildung von fludern flattern siehe auch Fludriwudri wienerisch Sausewind Wirbelwind fur ein Kind Lumpacivagabundus zusammengesetzt aus Lumpazi Schlingel Lump und Vagabund Landstreicher Kneipp auch Kneif Schustermesser von der Zensur dahin geandert Pantsch von panschen pantschen mit Minderwertigem vermischen Strudl Strudel osterreichische Sussspeise mit Apfeln Mohn o A gefullt Nockerl gekochter kleiner Mehlkloss Spatzle als Beilage vom ital gnocchi in Osterreich wird der Fleischer als Fleischhacker bezeichnet Windwachl Federfacher zum Feueranmachen hier als lockerer Geselle gemeint papillon franz Schmetterling Falter Verlag der k u k Wallishausser schen Hofbuchhandlung Wien Hoher Markt Nr 1 Walla Johann Nestroy Stucke 5 S 75 G mischtes aus hellem und dunklem Bier gemixtes Getrank 1 Taler waren 2 Gulden ein Dukaten 4 Gulden ein Gulden 120 Kreuzer ein Zwanz ger 20 Kreuzer ein Groschen 3 Kreuzer Walla Johann Nestroy Stucke 5 S 96 Purkersdorf war damals eine wichtige Poststation in der Nahe von Wien Walla Johann Nestroy Stucke 5 S 110 Hogu Verballhornung von franz haut gout Wildbretgeschmack hoher Geschmack Walla Johann Nestroy Stucke 5 S 132 Text in Walla Johann Nestroy Stucke 5 S 222 255 Faksimile des Theaterzettels in Walla Johann Nestroy Stucke 5 S 621 Walla Johann Nestroy Stucke 5 S 317 Dem oder Dlle ist die Abkurzung fur Demoiselle Fraulein die seinerzeit ubliche Bezeichnung der unverheirateten Damen eines Ensembles die verheirateten Schauspielerinnen wurden mit Mad Madame betitelt Faksimile der Theaterzettel fur die erste und vierte Auffuhrung in Walla Johann Nestroy Stucke 5 S 623 624 Theaterzettel im Munchener Tages Anzeiger Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus Signatur I N 29 276 Bruckner Rommel Johann Nestroy Samtliche Werke Historisch kritische Gesamtausgabe AMS Press 1973 XV Band S 351 Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus Signatur I N 64 443 Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus Signatur I N 78 847 Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus Signatur M H 667 Walla Johann Nestroy Stucke 5 S 350 355 ein Quodlibet als Terzett mit Chor zwischen Zwirn Camilla und Laura Rommel Nestroys Werke Auswahl in zwei Teilen Goldene Klassiker Bibliothek Deutsches Verlagshaus Bong amp Co Berlin Leipzig Wien Stuttgart 1908 S XXVI XXX Mautner Johann Nestroys Komodien S 315 Helmut Ahrens Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht S 114 128 131 Diehl Mautner Johann Nepomuk Nestroy Komodien S 11 Theaterstucke von Johann Nepomuk Nestroy Sieben Madchen in Uniform Bearbeitung Prinz Friedrich von Corsica Der Zetteltrager Papp Dreyssig Jahre aus dem Leben eines Lumpen Der Einsylbige Der Tod am Hochzeitstage Der unzusammenhangende Zusammenhang Magische Eilwagenreise durch die Comodienwelt Zwey Schussel voll Fasching Krapfen Der gefuhlvolle Kerckermeister Nagerl und Handschuh Humoristische Eilwagen Reise durch die Theaterwelt Zampa der Tagdieb Der konfuse Zauberer Die Zauberreise in die Ritterzeit Genius Schuster und Marqueur Der Zauberer Februar Der Feenball Der bose Geist Lumpacivagabundus Robert der Teuxel Der Tritschtratsch Der Zauberer Sulphurelectrimagneticophosphoratus Muller Kohlenbrenner und Sesseltrager Das Verlobungsfest im Feenreiche Die Gleichheit der Jahre Die Fahrt mit dem Dampfwagen Die Familien Zwirn Knieriem und Leim Weder Lorbeerbaum noch Bettelstab Eulenspiegel Zu ebener Erde und erster Stock Die Ballnacht Der Treulose Die beiden Nachtwandler Der Affe und der Brautigam Eine Wohnung ist zu vermiethen in der Stadt Moppels Abentheuer Das Haus der Temperamente Gluck Missbrauch und Ruckkehr Der Kobold Gegen Torheit gibt es kein Mittel Die verhangnisvolle Faschingsnacht Der Farber und sein Zwillingsbruder Der Erbschleicher Der Talisman Das Madl aus der Vorstadt Einen Jux will er sich 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