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Der gefuhlvolle Kerckermeister oder Adelheid die verfolgte Wittib Gesprochene und gesungene Parodie eines getanzten Dramas mit Verwandlungen Gruppierungen Ausserungen Mutmassungen Einsperrungen Entfuhrungen Maltratierungen Rettungen Dingsda und allem Erdenklichen was sie sich selbst wunschen in drei Aufzugen ist ein parodierendes Zauberstuck mit Gesang von Johann Nestroy Das Stuck entstand 1832 und wurde am 7 Februar desselben Jahres als Benefizvorstellung fur die beliebte junge Schauspielerin und Lokal Soubrette Thekla Demmer Kneisel uraufgefuhrt Sie war die Tochter von Caroline Demmer und starb schon am 22 August dieses Jahres 1832 im Alter von 30 Jahren DatenTitel Der gefuhlvolle KerckermeisterOriginaltitel Der gefuhlvolle Kerckermeister oder Adelheid die verfolgte Wittib usw Gattung parodierendes Zauberstuck mit Gesang in drei Aufzugen Acten 1 Originalsprache DeutschAutor Johann NestroyLiterarische Vorlage Der Schutzgeist von August von KotzebueMusik Adolf Muller seniorErscheinungsjahr 1832Urauffuhrung 7 Februar 1832Ort der Urauffuhrung Theater an der WienOrt und Zeit der Handlung Die Handlung spielt irgend wo und fallt in das Jahr so und so vielPersonenKrotto der Kleine mit dem grossen Bart Sternenkonig Berengario ein boser Zauberer famoser Tyrann und renomierter Verfolger der Wittween 2 und Waisen Adelheid bedrangte Wittib Pfundars des ehemahligen rechtmassigen Besitzers des Zauberschlosses dessen gegenwartiger Besitzer durch unrechtmassigen Raub Berengario ist Bubino ihr sechsjahriger Sohn von sechs Jahren G schicktus ungeschickter Abgeschickter Krotto s Seelengutino Kerckermeister auf dem Zauberschlosse Dalckopatscho 3 sein Sohn Flegelino Portier des Zauberschlosses Sputzifurino Berengario s Vertrauter 4 Krakelio ein Gewaffneter Pantoffel ino ein Bauer 5 Tradi sein Weib Glachelio 6 ein Brautigam Schatzeline seine Braut Mehlisacko ein Muller Gareissl 7 ein junger Fischer Pumpfo 8 ein Bauer ein alter Greis weisser Bewohner einer schwarzen Hohle vier zur Ermordung Gedungene Bewaffnete und unbewaffnete Berengario s Bauernvater Bauernmutter Bauernsohne Bauerntochter Bauernkinder unubersehbares Volk prachtiges Gefolge des Sternenkonigs verschiedene Nymphen Geister Genien etc etc Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Werksgeschichte 3 Zeitgenossische Rezeption 4 Spatere Interpretationen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenBerengario will Adelheid zur Heirat zwingen aber da sie sich wenn auch nicht sehr uberzeugend dagegen straubt lasst er sie zusammen mit Bubino und G schicktus in den Kerker werfen Er schickt ihr vier Morder nach der getreue Seelengutino kann die Unholde jedoch betrunken machen und flieht mit den Gefangenen aus dem Schloss Dalkopatscho Gute Nacht ihr Halunken Seelengutino Jetzt ist die Kuh aus n Stall I Act 13te Scene 9 Wahrend Berengario mit der Verfolgung beginnt kommen die Fluchtlinge bei Seelengutinos Gevatter Pantoffelino im Dorf an Die Bauern verkleiden Adelheid als Bauerin und wollen sie unter den tanzenden Hochzeitsgasten verstecken aber Berengario kann sie mit Hilfe des verraterischen Pumpfo entlarven Die Fluchtlinge entkommen mit Hilfe eines Walfisches auf einer Schiffmuhle Berengario Ha dort echappiert 10 sie Zu Schiffe zu Schiffe II Act 17te Scene 11 Der weise Greis den sie in seiner Hohle aufsuchen soll ihnen mit Rat und Tat helfen aber er entpuppt sich als weiss haarig er Dummkopf Seine einzigen Ratschlage als Berengario mit seinen Gewaffneten auftaucht sind nachgeplapperte Platituden Im letzten Moment taucht Krotto der Kleine mit seinem Zauberschiff auf verbannt Berengario und die Seinen in die Unterwelt und halt um die Hand Adelheids an Nun kommt in mein Sternenreich dort werde die Vermahlung gefeyert III Act 10te Scene 12 Werksgeschichte BearbeitenDas historisch pantomimische Ballett in funf Aufzugen Adelheid von Frankreich von Louis Henry Ballettmeister an diesem Theater Musik von Cesare Pugni wurde seit dem 5 Janner 1832 im k k Hoftheater nachst dem Karnthnerthore mit grossem Erfolg aufgefuhrt Schon am 7 Februar erschien Nestroys Parodie darauf im Theater an der Wien und uber langere Zeit hindurch konnten beide Stucke gleichzeitig gesehen werden Grundlage beider Werke war die dramatische Legende Der Schutzgeist Urauffuhrung in Berlin 1814 in Wien 1815 im Theater an der Wien unter dem Titel Adelheid von Italien von August von Kotzebue in der die Geschichte der deutschen Kaiserin und Heiligen Adelheid von Burgund 931 999 erzahlt wird Sie war die Witwe Konig Lothars II in der Parodie Pfundar der vermutlich von Markgraf Berengar II in der Parodie Berengario vergiftet wurde und floh zum deutschen Konig Otto der Grosse in der Parodie Krotto der Kleine den sie ehelichte 13 In den von Rudolf Payer von Thurn in Wien 1910 herausgegebenen Wiener Haupt und Staatsaktionen Teil II S 185 f steht folgendes Stuck vermerkt Der besiegte Obsieger Adalbertus Konig in Walschlandt oder die Wurckungen dess Betruchs bey gezwungener Liebe Mit Hanswurst Componirt A 1724 von einem Comico In diesem Stuck heiratet Adelheide Wittwe des Lotarius Konigs in Walschlandt von Berengario zu einer Gemahlin begehrt fur Adalbertum seinen Sohn und auffgenohmenen Mitgehilffen der Regierung den Lidolpho Sohn des Kaysers Ottonis 14 Nestroy der 1831 von Graz und Pressburg endgultig nach Wien zu Direktor Carl Carl ins Theater an der Wien ubersiedelt ist verfasste 1832 mit dem Gefuhlvollen Kerckermeister sein erstes eigenes Stuck fur diese Buhne Diese Parodie fuhrte die damals beliebten Versatzstucke romantisch sentimentaler schablonenhafter Motive und ebensolcher Charaktere und Requisiten ad absurdum Scheinbar ganz den Elementen des Zaubermarchens verschrieben war es dennoch nur ein Spiel mit den Elementen dieser Gattung von Komodie das von Beginn an den Unernst ankundigte mit dem es das Genre parodierte Es wurde trotz des anfanglich uberraschten Publikums ein grosser Erfolg und im Laufe des Jahres 1832 zwanzigmal gespielt 15 Johann Nestroy spielte den Dalkopatscho Carl Carl den Seelengutino Friedrich Hopp den alten Greis Ignaz Stahl den Pantoffelino und den Flegelino Franz Gammerler den Morder Wurgano die Benefiziantin Thekla Kneisel die Adelheid Auf dem Theaterzettel war vermerkt Arrangiert von Carl 14 Ein Originalmanuskript Nestroys mit dem Titel Adelheid Parodie in drei Aufzugen von Johann Nestroy Februar 1832 auf dem Umschlagblatt auf der ersten Seite der komplette Titel wie oben ist erhalten sie tragt drei Signaturnummern da sie zu unterschiedlichen Zeiten in den Besitz der Sammlung kam Einige stumme Figuren tragen ebenfalls Namen Dabini eine von Adelheids Frauen Avanto Anfuhrer von Berengarios Wache Mordio zweiter Bewaffneter Dolchosi Wurgano Strickoni Giftino die vier Morder 16 Ebenfalls erhalten geblieben ist die Originalpartitur von Adolf Muller mit einem eingeklebten Inhaltsverzeichnis und vielen nachtraglichen Eintragungen und Korrekturen 17 Zeitgenossische Rezeption BearbeitenDie Aufnahme durch das Publikum war begeistert bei den Kritikern wie auch spater noch bei Nestroys Stucken eher gemischt Gepriesen wurde vor allem die Regie Direktor Carls die Musik Adolf Mullers und die Leistung von Thekla Kneisel 18 Der Wanderer vom 14 Februar Nr 45 S 84 stellte fest Die neue Parodie des Hrn Nestroy Der gefuhlvolle Kerkermeister macht dem Theater an der Wien fortwahrend volle Hauser Mad Kneisel die HH Carl Nestroy und Werle finden darin die meiste Gelegenheit zur Auszeichnung Adolf Bauerles Wiener Theaterzeitung schrieb in der bereits vierten diesmal sehr ausfuhrlichen Kritik durch dieses Blatt am 15 Februar 1832 Nr 33 S 130 f uber Nestroys Darstellungskunst er zeige ein vorzuglich launiges Spiel wobei der grosse Beifall ihm deutlich beweise wie sehr sein eifriges Bemuhen die Gunst des Publikums ganzlich zu erlangen auch anerkannt war Der Autor Nestroy wurde vorerst allerdings noch weniger gelobt viel mehr das Arrangement des Stuckes durch Direktor Carl Im Sammler schrieb Ignaz Franz Castelli unter dem Pseudonym Sigmund am 21 Februar Nr 22 S 88 eher zuruckhaltend dass die Piece ihr Gluck offenbar nur der scheinbaren Einheit der Idee und dem genauen Mechanismus zu danken habe und jede folgende Spekulation dieser Art missglucken musse Ubrigens ist Hr Carl als Kerkermeister eine so ergotzliche und zwerchfellerschutternde Gestalt dass er wahrlich solcher Notbehelfe 19 nicht bedarf Hr Nestroy thut des Guten ein wenig zu viel Mad Kneisel aber bewahrt ihre Lieblichkeit und Brauchbarkeit auch in dieser Rolle Spatere Interpretationen BearbeitenOtto Rommel reiht das Werk in der Kategorie jener Parodien ein die sich des Zauberapparates bedienen Dazu zahlte er auch Der Zauberer Sulphurelectrimagneticophosphoratus Nagerl und Handschuh Zampa der Tagdieb und Robert der Teuxel 20 Bei Brukner Rommel ist zu lesen dass sich Nestroy s Parodie in erster Linie gegen die Mangel der Darstellung und Regie des Balletts richtete Zahlreiche Unwahrscheinlichkeiten und Ubertreibungen der Auffuhrung als Tanztheater geschuldet hatten ihn zum Spott herausgefordert Am scharfsten habe er das Pathos des gefuhlvollen Kerkermeisters der edlen Wittib und des weisen Einsiedlers parodiert Da dies nahezu unsterblichen theatralischen Schablonen seine wirke das Stuck auch noch ohne Kenntnis des Ballets wenn auch fur die Zeitgenossen der direkte Vergleich mit den ihnen gelaufigen Tanzern besonders vergnuglich gewesen sei 14 Helmut Ahrens merkt an dass dieses verschlungene schon in den ersten Dialogen flapsige verrucktes Stuck fur das Wiener Publikum etwas Neues gewesen sei das sich zwar der Elemente des Zaubermarchens bediene jedoch diese Versatzstucke des Alt Wiener Volkstheaters nur benutze um es gleichzeitig zu parodieren Dass die Kritiker sehr unterschiedlich geurteilt hatten fuhrt Ahrens auf die Tatsache zuruck dass die Journalisten Wiens in der damaligen Zeit nicht immer gerecht ja manchmal sogar erstaunlich korrupt gewesen waren 21 Jurgen Hein und W Edgar Yates weisen besonders darauf hin dass dieses Stuck Nestroys erstes wenn auch anonymes erfolgreiches Wiener Stuck war obwohl Nagerl und Handschuh von Direktor Carl schon vorher bei der Zensur eingereicht worden war Aus der neuzeitlichen Sicht sei erkennbar dass Nestroy mit dieser Parodie die Ballettromantik seiner Zeit aufs Korn genommen habe Durch den Nestroy typischen ernuchternd satirischen Schluss habe er diese kitschige Romantik des Originals noch einmal deutlich ad absurdum gefuhrt wenn Adelheid im Schlussgesang Adelheid Dalckopatscho Seelengutino ganz prosaisch singt 22 Ich krieg jetzt ein Mann zwar sehr schon ist er nit Jetzt hab ich doch vor der Verfolgung ein Fried Er ist reich das is d Hauptsach jetzt auf dieser Welt A Wittwee braucht nichts als ein Mann und viel Geld III Act 10te Scene 23 Literatur BearbeitenHelmut Ahrens Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht Johann Nestroy sein Leben Societats Verlag Frankfurt am Main 1982 ISBN 3 7973 0389 0 Fritz Brukner Otto Rommel Johann Nestroy Samtliche Werke Historisch kritische Gesamtausgabe dritter Band Verlag von Anton Schroll amp Co Wien 1925 S 1 76 413 436 Jurgen Hein W Edgar Yates Johann Nestroy Stucke 2 In Jurgen Hein Johann Huttner Walter Obermaier W Edgar Yates Johann Nestroy Samtliche Werke Historisch kritische Ausgabe Jugend und Volk Wien Munchen 1993 ISBN 3 216 30343 8 S 1 65 144 273 Franz H Mautner Hrsg Johann Nestroys Komodien Ausgabe in 6 Banden Insel Verlag Frankfurt am Main 1979 2 Auflage 1981 1 Band OCLC 7871586 Einzelnachweise Bearbeiten im Text steht durchgehend Act statt Aufzug typische Schreibungen Nestroys auch in anderen Werken vorkommend Dalckopatscho Dalkopatscho Verballhornung von Tollpatsch ungarisch talpas ungeschickter Mensch im Originalmanuskript tragt der Vertraute den Namen Spatzifarino im Originalmanuskript tragt der Bauer den Namen Pfifficone dann Pantoffel Pantoffelino erstmals auf dem Theaterzettel Glachelio im osterreichischen ist ein Klachel oder Glachel ein trager und grobschlachtiger Mensch Gareissl Gareisl wienerisch fur Karausche Pumpfo von Pumpf grober Mensch Hein Yates Johann Nestroy Stucke 2 S 33 echappieren veraltet fur entweichen entwischen Hein Yates Johann Nestroy Stucke 2 S 53 Hein Yates Johann Nestroy Stucke 2 S 64 Franz H Mautner Hrsg Johann Nestroys Komodien S 313 314 a b c Brukner Rommel Johann Nestroy Samtliche Werke S 431 436 Helmut Ahrens Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht S 108 109 Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus Signaturen I N 33 320 94 346 94 347 Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus Signatur MH 660 Hein Yates Johann Nestroy Stucke 2 S 190 fur das gesamte Kapitel Zeitgenossische Rezeption der Rezensent bekrittelte die geradezu angstlich penible Genauigkeit der Nachahmung einiger Original Ballettszenen Otto Rommel Nestroys Werke Auswahl in zwei Teilen Goldene Klassiker Bibliothek Deutsches Verlagshaus Bong amp Co Berlin Leipzig Wien Stuttgart 1908 S XXVI XXX Helmut Ahrens Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht S 109 Hein Yates Johann Nestroy Stucke 2 S 1 2 Hein Yates Johann Nestroy Stucke 2 S 64 Theaterstucke von Johann Nepomuk Nestroy Sieben Madchen in Uniform Bearbeitung Prinz Friedrich von Corsica Der Zetteltrager Papp Dreyssig Jahre aus dem Leben eines Lumpen Der Einsylbige Der Tod am Hochzeitstage Der unzusammenhangende Zusammenhang Magische Eilwagenreise durch die Comodienwelt Zwey Schussel voll Fasching Krapfen Der gefuhlvolle Kerckermeister Nagerl und Handschuh Humoristische Eilwagen Reise durch die Theaterwelt Zampa der Tagdieb Der konfuse Zauberer Die Zauberreise in die Ritterzeit Genius Schuster und Marqueur Der Zauberer Februar Der Feenball Der bose Geist Lumpacivagabundus Robert der Teuxel Der Tritschtratsch Der Zauberer Sulphurelectrimagneticophosphoratus Muller Kohlenbrenner und Sesseltrager Das Verlobungsfest im Feenreiche Die Gleichheit der Jahre Die Fahrt mit dem Dampfwagen Die Familien Zwirn Knieriem und Leim Weder Lorbeerbaum noch Bettelstab Eulenspiegel Zu ebener Erde und erster Stock Die Ballnacht Der Treulose Die beiden Nachtwandler Der Affe und der Brautigam Eine Wohnung ist zu vermiethen in der Stadt Moppels Abentheuer Das Haus der Temperamente Gluck Missbrauch und Ruckkehr Der Kobold Gegen Torheit gibt es kein Mittel Die verhangnisvolle Faschingsnacht Der Farber und sein Zwillingsbruder Der Erbschleicher Der Talisman Das Madl aus der Vorstadt Einen Jux will er sich machen Die Ereignisse im Gasthofe Die Papiere des Teufels Liebesgeschichten und Heurathssachen Das Quodlibet verschiedener Jahrhunderte Nur Ruhe Eisenbahnheirathen Hinuber Heruber Der Zerrissene Die beiden Herren Sohne Das Gewurzkramerkleeblatt Unverhofft Der Unbedeutende Zwey ewige Juden und Keiner Der Schutzling Die schlimmen Buben in der Schule Martha oder Die Mischmonder Markt Magde Miethung Die lieben Anverwandten Freiheit in Krahwinkel Lady und Schneider Judith und Holofernes Der alte Mann mit der jungen Frau Der Fluchtling Hollenangst Sie sollen ihn nicht haben Karikaturen Charivari mit Heurathszweck Alles will 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