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Die drei Burgen von Bellinzona italienisch Castelli di Bellinzona sind eine Wehranlage in Bellinzona dem Hauptort des Kantons Tessin in der Schweiz Die Anlage in ihrer heutigen Gestalt wurde hauptsachlich im 15 Jahrhundert als Talsperre sowie zur Kontrolle der Zugangswege zu den Alpenpassen errichtet Sie besteht aus den drei Burgen Castelgrande Castello di Montebello und Castello di Sasso Corbaro sowie aus der Stadtmauer und der Murata Wehrmauer Seit 2000 sind die Burgen zusammen mit der Murata unter dem Namen Festung von Bellinzona ein Welterbe der UNESCO Burgen von BellinzonaUNESCO WelterbeCastello di Montebello und Castello di Sasso Corbaro oben sowie Teile der MurataVertragsstaat en Schweiz SchweizTyp KulturKriterien iv Referenz Nr 884UNESCO Region Europa und NordamerikaGeschichte der EinschreibungEinschreibung 2000 Sitzung 24 Inhaltsverzeichnis 1 Strategische Bedeutung 2 Geschichte 3 Befestigungsanlagen 3 1 Castelgrande 3 2 Castello di Montebello 3 3 Castello di Sasso Corbaro 3 4 Murata 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseStrategische Bedeutung BearbeitenDie Burgen liegen an einer strategisch ausserst gunstigen Stelle In der Talenge des Ticino laufen mehrere wichtige Passrouten zusammen In moderner Zeit sind dies der Gotthard der San Bernardino der Lukmanier und der Nufenen in fruheren Jahrhunderten fuhrten Saumpfade auch uber die Greina und den San Jorio Diese Routen bundeln sich bei Bellinzona zu einem Strang von wenigen Kilometern Lange Ein in die Flussebene ragender machtiger Felsrucken lasst nur zwei Durchgange offen Wahrend das Castelgrande uber der Altstadt aufragt befinden sich Montebello und Sasso Corbaro auf der ostlichen Talseite auf Vorsprungen Zusammen mit der Murata und der Stadtmauer konnte das Tal vollstandig abgeriegelt werden Der Mailander Kommissar Azzo Visconti beschrieb 1475 die strategische Lage wie folgt Dieser Platz ist Schlussel und Tor zu Italien Questa terra e pur una giave e porta de Italia 1 Geschichte Bearbeiten nbsp Lage der drei Burgen von BellinzonaGraberfelder und einzelne Baureste belegen eine durchgehende Besiedlung der Gegend um Bellinzona seit dem 4 Jahrtausend v Chr Dabei konzentrieren sich die urgeschichtlichen Funde auf den Burghugel des Castelgrande Wahrend der Herrschaftszeit von Kaiser Augustus eroberten die Romer in den Jahren 16 15 v Chr den Alpenraum im Rahmen der Augusteischen Alpenfeldzuge Zur Absicherung erbauten sie auf dem Felshugel des Castelgrande ein Kastell Dieses wurde im Verlaufe des 1 Jahrhunderts n Chr aufgegeben und in der Mitte des 4 Jahrhunderts wieder aufgebaut Im Jahr 457 konnte in der nordlich gelegenen Ebene von Arbedo ein alemannisches Heer zuruckgedrangt werden 2 Nach dem Kollaps des Westromischen Reiches ubernahmen die Ostgoten ab etwa 500 die Herrschaft uber die Umgebung von Bellinzona in der Mitte des 6 Jahrhunderts folgte das zwischenzeitlich erstarkte Byzantinische Reich ab 568 70 herrschten die Langobarden Jede dieser Nachfolgestaaten nutzte das Castelgrande als Mittel der Machtentfaltung in der Region Gregor von Tours berichtet von einem frankischen Angriff im Jahr 590 den die Langobarden zuruckschlagen konnten 774 gelangte Bellinzona an das Frankische Reich Im fruhen Mittelalter diente das Castelgrande weiterhin als militarischer Stutzpunkt in kriegerischen Zeiten auch als Fluchtburg fur die Bevolkerung der Umgebung Markgraf Arduin von Ivrea liess sich 1002 zum Konig von Italien wahlen und bestatigte Bellinzona als Besitz des Bistums Como Zwei Jahre spater nach Arduins Vertreibung erneuerte der deutsche Konig Heinrich II diese Bestatigung 3 nbsp Die Eidgenossen vor Bellinzona Darstellung in der Tschachtlanchronik nbsp Bellinzona und die drei Burgen in der Topographia Germaniae Kupferstich von Caspar Merian 1654 Wahrend des Investiturstreits waren Bellinzona und die Burg unter der Kontrolle der Staufer 1180 ubertrug Kaiser Friedrich I den Besitz an die Stadt Como Nachdem der Gotthardpass zu Beginn des 13 Jahrhunderts ausgebaut worden war wuchs die strategische Bedeutung Bellinzonas und der Ort geriet in den Konflikt zwischen Ghibellinen und Guelfen Como trat 1239 zu den kaisertreuen Ghibellinen uber Doch bereits 1242 gelang es der guelfischen Stadt Mailand Bellinzona zu erobern Mehrmals wechselte die Stadt ihren Besitzer 1284 1292 1303 Im spaten 13 Jahrhundert liess die adlige Familie Rusca aus Como das Castello di Montebello errichten 1335 wurde Como von Mailand erobert und die Rusca mussten sich nach Bellinzona zuruckziehen Im Jahr 1340 fiel auch Bellinzona an die Visconti aus Mailand 4 1402 brachen nach dem Tod von Gian Galeazzo Visconti Unruhen im Herzogtum Mailand aus Die Freiherren von Sax aus der benachbarten Talschaft Misox nutzten die unsichere Lage aus und brachten Bellinzona im Jahr 1403 in ihren Besitz 1419 verkauften sie Stadt und Burgen an die eidgenossischen Stande Uri und Obwalden die in die Leventina expandiert waren Als die Eidgenossen nicht auf das Ruckkaufangebot eingingen eroberten die Mailander im April 1422 Bellinzona zuruck Ihren wiedergewonnenen Besitz verteidigten sie am 30 Juni desselben Jahres mit dem Sieg in der Schlacht bei Arbedo Vor der Schlacht bei Giornico im Jahr 1478 versuchten die Eidgenossen vergeblich die Stadt einzunehmen Die Mailander verstarkten die Festungsanlagen und erganzten sie 1478 79 durch das Castello di Sasso Corbaro sowie 1486 87 durch den Neubau der Murata 5 1499 wahrend der italienischen Kriege marschierten franzosische Truppen ins Herzogtum Mailand ein Konig Louis XII hatte vereinbart Bellinzona den Eidgenossen zu uberlassen um sich die Unterstutzung ihrer Soldnerkontingente zu sichern Nach Abschluss des Feldzuges hielt er sein Versprechen jedoch nicht und besetzte die Festungswerke mit 1000 Mann Im folgenden Winter brach im Herzogtum Mailand ein Aufstand aus in Bellinzona erhob sich die Bevolkerung gegen den Konig und vertrieb die franzosischen Besatzer Nach der Gefangennahme von Herzog Ludovico Sforza Verrat von Novara furchteten sich die Einwohner vor der Rache der Franzosen und unterwarfen sich am 14 April 1500 der Herrschaft der Eidgenossen Frankreich und Mailand bestatigten 1503 im Frieden von Arona die Orte Uri Schwyz und Nidwalden als neue Herrscher der Vogtei Bellinzona 6 Mit dem Ubergang an die Eidgenossen hatten die Befestigungsanlagen ihre militarische Bedeutung verloren Die Burgen hatten nur noch eine minimale Besatzung mit veralteter Artillerie und verfielen mit der Zeit immer mehr 1803 gingen sie in den Besitz des neu gegrundeten Kantons Tessin uber Ab 1900 gab es erste Bemuhungen die Bausubstanz der Burgen und Befestigungen zu erhalten Von 1920 bis 1955 fanden die umfassendsten Sicherungs und Wiederherstellungsarbeiten statt eine zweite Etappe folgte von 1982 bis 2006 7 Die UNESCO erklarte am 2 Dezember 2000 die Burgen von Bellinzona zusammen mit der Murata zum Welterbe als herausragendes Beispiel spatmittelalterlicher Befestigungsanlagen am Zugang zu wichtigen Alpenpassen 8 Der bisherige Name der Welterbestatte Burgen von Bellinzona Castelli di Bellinzona wurde 2023 in Festung von Bellinzona Fortezza di Bellinzona geandert 9 Befestigungsanlagen BearbeitenCastelgrande Bearbeiten Hauptartikel Castelgrande Bellinzona nbsp Castelgrande nbsp Castello di Montebello nbsp Castello di Sasso Corbaro nbsp MurataDas Castelgrande 722242 116928 46 19272 9 02218 bildet das Zentrum der Wehranlagen von Bellinzona Die Burg umfasst eine Flache von etwa 150 mal 200 Meter Im Norden ist sie durch eine Felswand geschutzt der Zugang erfolgt von Suden her Das Innere der Burg ist weitlaufig was jedoch nicht immer der Fall war Uberreste von Fundamenten deuten auf eine engere Bebauung auf den heutigen freien Flachen hin Heute noch zu sehen sind der 27 Meter hohe Torre Bianco das Ridotto und der der 28 Meter hohe Torre Nera Ein Teil der Raume im Sudtrakt und im Zeughaus wird fur Ausstellungen genutzt Bis ins spate 13 Jahrhundert waren nur auf diesem Hugel Befestigungsanlagen errichtet worden In dieser Zeit sprach man von der Burg von Bellinzona spater hiess sie Castello vecchio alte Burg ab 1506 Castello d Uri Schloss Uri ab 1818 auch Castello San Michele Die heute noch existierenden Gebaude stammen aus der Zeit zwischen 1250 und 1500 sowie zum Teil aus dem 19 Jahrhundert Aus der prahistorischen und romischen Zeit sind nur noch archaologische Spuren erhalten geblieben Von 1982 bis 2000 wurde das gesamte Bauwerk restauriert wobei man den gesamten Hugel miteinbezog Dadurch veranderte sich der Bezug zwischen Stadt und Burg und die raumlichen Verhaltnisse konnten aufgewertet werden Castello di Montebello Bearbeiten Hauptartikel Castello di Montebello Bellinzona Das Castello di Montebello 722580 116777 46 1913 9 02651 entstand im spaten 13 Jahrhundert Auch diese Burg hatte mehrere andere Namen so im 14 und 15 Jahrhundert Castello piccolo kleine Burg Castello nuovo neue Burg Castello di mezzo mittlere Burg ab 1506 Castello di Svitto Schloss Schwyz und ab 1818 auch Castello San Martino Die erstmalige Erwahnung der Burg erfolgte 1313 Sie liegt auf einem nicht besonders geschutzten Hugel weshalb man zusatzlich tiefe Graben aushob Der Grundriss ist eine schiefe Raute Heute befindet sich im Hauptturm das stadtische Museum Museo Civico das hauptsachlich archaologische Funde aus Bellinzona und Umgebung zeigt Castello di Sasso Corbaro Bearbeiten Hauptartikel Castello di Sasso Corbaro Das Castello di Sasso Corbaro 722869 116432 46 188142 9 030161 ist als einzige nicht mit den ubrigen Befestigungsanlagen verbunden sondern steht isoliert auf einem Felssporn sudostlich der Altstadt Entstanden ist sie von 1479 bis 1482 Ab 1506 hiess sie Castello di Unterwalden Schloss Unterwalden ab 1818 auch Castello Santa Barbara Zur Burg gehoren ein Hauptturm und ein Wachturm Im ersteren befinden sich Raume fur Ausstellungen ebenso ein barocker Herrschaftssaal aus dem 17 Jahrhundert Murata Bearbeiten Hauptartikel Murata Bellinzona Westlich des Castelgrande schliesst sich die Murata 721939 116937 46 19285 9 01825 an die ursprunglich bis an die Bergflanke am rechten Ufer des Flusses Ticino reichte Es handelt sich dabei um eine machtige mit Zinnen bewehrte Doppelmauer Dazwischen liegt ein uberwolbter Gang von zwei Metern Breite und vier bis funf Metern Hohe Erbaut wurde die Murata ab 1422 Nach 1478 riss man sie ab und ersetzte sie 1486 87 durch eine neue Ein Hochwasser zerstorte 1515 das Teilstuck in Flussnahe die Tore wurden im 19 Jahrhundert geschleift Literatur BearbeitenWerner Meyer I castelli di Bellinzona in prospettiva storica e archeologica In Pagine Bellinzonesi Cenni storici studi e ricerche in occasione del centenario di Bellinzona capitale stabile del Cantone Ticino 1878 1978 Giuseppe Chiesi Hrsg Bellinzona 1978 S 39 60 Simona Martinoli und andere Guida d arte della Svizzera italiana Societa di storia dell arte in Svizzera Hrsg Bellinzona 2007 S 21 23 ISBN 978 88 7713 482 0 Giuseppe Chiesi Verio Pini Bellinzona nella storia e nell arte Bellinzona 1991 Werner Meyer Patricia Cavadini Bielander Die Burgen von Bellinzona Hrsg Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte Schweizerische Kunstfuhrer GSK Band 866 867 Bern 2010 ISBN 978 3 85782 866 9 Paolo Ostinelli Bellinzona Castelli Castelgrande Montebello e Sasso Corbaro In Il Rinascimento nelle terre ticinesi a cura di Giovanni Agosti Jacopo Stoppa Marco Tanzi Milano 2010 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burgen von Bellinzona Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Weltkulturerbes Vorstellung auf der UNESCO Website englisch Einzelnachweise Bearbeiten Meyer Cavadini Bielander Die Burgen von Bellinzona S 2 3 Meyer Cavadini Bielander Die Burgen von Bellinzona S 3 5 Meyer Cavadini Bielander Die Burgen von Bellinzona S 6 7 Meyer Cavadini Bielander Die Burgen von Bellinzona S 7 9 Meyer Cavadini Bielander Die Burgen von Bellinzona S 10 12 Meyer Cavadini Bielander Die Burgen von Bellinzona S 12 14 Meyer Cavadini Bielander Die Burgen von Bellinzona S 15 16 Three Castles Defensive Wall and Ramparts of the Market town of Bellinzone PDF 11 1 MB In WHC Nomination Documentation UNESCO abgerufen am 17 Oktober 2011 englisch Antje Bargmann Burgen gibt es viele die Festung nur einmal Die Umbenennung der UNESCO Welterbestatte in Bellinzona soll die Einzigartigkeit dieser mittelalterlichen Militararchitektur hervorheben In Tessiner Zeitung vom 5 Januar 2023 S 3 Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Welterbestatten in der Schweiz Kulturerbe Altstadt von Bern 1983 Stiftsbezirk St Gallen 1983 Benediktinerinnenkloster St Johann in Mustair 1983 Drei Burgen und Befestigungsanlagen von Bellinzona 2000 Weinberg Terrassen von Lavaux 2007 Albula und Berninalinie der Rhatischen Bahn 2008 La Chaux de Fonds und Le Locle Uhrenmacherei und Stadtplanung 2009 Prahistorische Pfahlbauten um die Alpen 2011 Das architektonische Werk von Le Corbusier Villa Le Lac und Maison Clarte 2016 Naturerbe Schweizer Alpen Jungfrau Aletsch 2001 Monte San Giorgio 2003 Tektonikarena Sardona 2008 Alte Buchenwalder und Buchenurwalder der Karpaten und anderer Regionen Europas 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burgen von Bellinzona amp oldid 238283937